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Full text of "Walther von der Vogelweide. Hrsg. von Franz Pfeiffer. 6. Aufl. hrsg. von Karl Bartsch"

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WALTHER VON 

DER 

/ 

VOGELWEIDE 




Walther (von der Vogelweide) 



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DEUTSCHE CLASSlKEß 

DBS 

MITTELALTERS 

MIT WORT- UND SAGU£RKLÄRUNGEN. 

BEGRÜNDET 

VON 

FBANZ PrEIFFEB. 

ERSTER BAND. 

WALTHEK \0i\ DEIl VOGELWEIDE. 




LEIPZIG: 
F. A. BROCKHAÜS. 

1880. 



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WALTllEß VON DER YOGELWEIDE. 



HEUAUSGEGEBKN 



VON 

FEANZ PFEIFFEB. 



SECHSTE AUFLAGE, 
HERAUSGISGEBKN VON KARL BARTSCH. 



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LEIPZIG: 
F. A. BROCKHAÜS. 



1880, 



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OEM ANDENKEN 

LÜDWIÜ UHLAND'S 



OBWIBUEX. 



VORWOET 

fUS AÜVLA8H. 



Die altdetttsche Literatur besitzt eine Reihe eplsijclier, 
didaktischer und lyrischer Dichtungen, die durch ihren poe> 
tischen Gehalt wie durch ihre kOnstlerische Form in hohem 
Grade wflrdig sinil, dem deutschen Volke der Gegenwart wieder- 
um nahe gerückt zu werden. Daß dies bis jetzt entweder gar 
nicht oder nicht auf die rechte Weise geschah , ist eine un- 
bestreitbare Thatsache. In der That sind , wenn wir etwa 
das Kibelungenlied ausnehmen, die Dit litungen des deutschen 
Mittelalters für die weit überwiegende Mehrzahl der heutigen 
Lesewelt verschlossene Bücher, Bücher, die aui^er den Fach- 
gelehrten nur selten jemand anders als etwa aus Neugierde 
zur Hand nimmt, um sie dann recht bald und für immer 
wegzulegen. 

Daß der Grund dieser betrübenden Erscheinung nicht in 
Gieichgültigkeit zu suchen ist, dalS im Gegeutheil in Deutsch- 
land mehr als in andern Ländern die Lust und Liebe zur alten 

nationalen Poesie vielfach lebendig ist, das beweisen die zahl- 
reichen Übersetzungen und dei ( n weite Verbreitung. Aus 
Übersetzungen lernt man alier den Geist der Vorzeit nur sehr 
unvollkommen kennen. Mittelhochdeutsche Gedichte auch nur 
erträglich ins Neuhochdeutsche zu übersetzen, ist ein Ding 
der Unmöglichkeit: es kann nicht geschehen, ohne daß der 



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vin 



VORWORT ZUU ERSTEM AUFLAGE. 



schönste Hauch und Duft mit unbarmherziger llaud davon 
abgestreift wird, und was dann übrig bleibt, ist höchstens 
ein mattes Abbild des ursprünglichen Werkes. Zu diesem 
aber, zur Quelle, muß die Gebildeten führen, wer ihnen von 
altdeutscher Sprache, Kunst und Poesie den rechten Begriff 
geben will. 

Leider ist in dieser Beziehung vieles verabsäumt worden. 
Statt die Leser zu sich heranzuziehen dadurch, dal^ man 
ihnen die Wege ebnete, die zu diesen Schätzen fahren, und 

die Schranken hinwegräumte, die den Zugang wehren, ge- 
schah von ihren Pflegern und Hütern, mit wenigen rühm- 
lichen Ausnahmen, das gerade Ciegentheil; nicht mit Absicht, 
wie ich glaube, aber aus Uugocliick, aus Verkennung dessen, 
was Noth thut, wenn das Altdeutsehe iiieht für immer eine 
Wissenscliaft von Gelehrten für Gelehrte bleiben soll. Einst 
haben hierüber andere, gewiss richtigere ^Ansichten gegolten. 

Als im Beginne dieses Jahrhunderts die wissenschaftliche 
Erforschung des deutschen Alterthums, seiner Sprache und 
Literatur, ihren Anfang nahm, liefS man nur selten ein altes 
Denkmal im Drucke ausgehen, ohne ihm, in liebevoller Sorge 
für den der Sprache Unkundigen, Aninerkuugen oder ein 
Glossar oder auch beides zugleii li mit auf den Weg zu geben. 
Es geschah dies in schlichter einf.ielier Weise: treu und an- 
spruchslos gab man das eben erst Gelernte, Gefundene oder 
Entdeckte bin, dankbar wurde es aufgenommen und in einem 
feinen Herzen bewahrt. Die innere Wärme, die Lust und 
Freude des Herzens, die aus diesen ersten, yielfach noch 
unvollkommenen Versuchen, die Geisteserzeugnisse der Vor- 
zeit der Gegenwart wiederum nahe zu legen, so deutlich her- 
Torbricht, wirkte anregend, ja begeisternd und ist heute noch 
geeignet, jeden Empfänglichen aufs wohlthuendste zu be- 
rühren: ein edler Eifer und W'cttstrcit beseelte und verband 
die Lehrenden und Lernenden, deren Kreis sich zusehends 
erweiterte, und es ist nicht zu ermessen, wie ermutliitrend 
und fördernd diese lebendige, immer mehr sich steigernde 
'J'heilnahme auf die Arbeiten jener Männer gewirkt, die das 
deutsche Volk aus der Fremde wieder in die Heimat führten, 



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VOBWOBT ZUB BBSIBM AUFLAaS. 



IX 



es sich selbst keimen and au sich glauben lehrten, und 
wie mächtig sie zum raschen Aufschwünge der Wissenschaft 
beigetragen hat, die vor andern die deutsche genannt wer- 
den dart 

Bis gegen die dreißiger Jahre hielt nnter den deutschen 
Sprachforschem diese löhliche Sitte an, ohwol die erklftren- 
den Bei- nnd Zugahen immer spärlicher nnd mit schlecht 

verhehltem Widerwillen dargeboten wurden. Von nun an 
blieben diese ganz wog und es begann jene Reihe glänzender 
kritischer Ausgaben, die in die Abwesenheit aller und jeder 
Erklärungen ihren Stolz setzi n und dafür in einem Schwall 
ungenieAbarer Lesarten ein seliges Genügen ünden. Die Fol- 
gen dieser neuen Weise, die man, im Gegensatz zu jener 
frahem sogenannten dilettantischen, die wissenschaftliche, die 
methodische zu nennen lieht, liegen zu Tage. Man darf 
sagen, daß gegenwärtig kaum jemand mehr ein altdeutsches 
Buch kauft und liest, als wer mnlS, d. h. wer durch seinen 
Beruf dazu Teranlaßt und genöthigt ist: ein winziges Häuf- 
lein von Lehrern und Schülern. Dabin ist es, dank dem in 
Deutschland immer noch in Flor stehenden scliulmeisterlichen 
Klugel und Dünkel, nach so vielverheitienden Aufaugen, mit 
der deutschen Alterthumswissenschaft gekommen. 

Es dürfte daher wol au der Zeit sein, dalS die deutsche 
Philologie auf der betretenen, zum Verderben führenden Bahn 
innehält und andere, wir meinen jene alten, mit Unrecht ver* 
lassenen Wege wiederum einzuschlagen wenigstens den Ver- 
such macht. Ich habe seit Jahren gegen jenen Yorkehrten 
Betrieb gekämpft, nicht mit Worten allein, sondern durch 
die Tbat, indem ich durch eine Reihe von Ausgaben alter 
Denkmäler praktisch gezeigt habe, wie ich meine, dab mau 
es machen müsse, um die Laienwelt wiederum für die alt- 
deutsche Literatur zu gewinnen. Obwol jene Werki' nicht 
zu den hervorragenderen Erscheinungen auf diesem Gebiete 
Bählen und daher selbstverständlich aurli Icein allgemeines 
Interesse beanspruchen können, so hat mich doch der Krfolg 
gelehrt, daft die jetat herrschende GleichgOltigkeit keine un- 
ttberwindliche nnd daß es immer noch nicht zu spät ist, 



X 



VOBWOB« ZÜB BB8TBV AÜFLAGB. 



durch freundliches £Dtgegenkoinine& und sorgsame Berttck* 

sichtiguiig der Wünsche und Bedürfnisse der Leser die ver- 
scherzte Theilnahme der gebildeten Welt wiederziieiobern. 

In dieser Überzeugung habe ich gerne die Hand geboten 
zu einem Unternehmen, das sich die Aufgabe gestellt hat, zu 
billigen Preisen und in ansprechender Ausstattung der deutschen 
Lesewelt eine Auswahl der schönsten mittelhochdeutschen Dich- 
tungen in commentierten, mit allen zum Yerstftndniss dienen- 
den Mitteln versehenen Ausgaben darzubieten. Daß die Aus- 
fahrung eine des hohen Zieles, das wir uns gesteckt, wflrdige 
sein werde, dafür bürgen die Männer — lauter Namen von 
gutem Klang und bew&hrter Kraft — , die dem üntemehmen 
ihre Mitwirkung freudig und bereitwillig zugesagt haben. Ge- 
lingt es, was wir zuversichtlich lioffen, unsern vereinten Be- 
mühungen, die vielfach herrschende Scheu vor den fremden 
und ungewohnten Lauten der alten Sprache zu überwinden, 
die Liebe zu den Dichtungen der Vorzeit, die nur schlum- 
mernde^ nicht erstorbene, im Herzen unseres Volkes neu zu 
beleben und einem größem Kreise als bisher diese Quellen 
echter lauterer Poesie dauernd zu erschließen, so glauben 
wir etwas Großes gethan zu haben, etwas, das der strengen 
Wissenschaft, die stets nur Sache Weniger sein kann, nichts 
vergeben, sondern ihr hundertfach zu Gute kommen wird. 
Gehoben und getragen von der allgemeinen Gunst, gestärkt 
durch den Zufluü frischer junger Kräfte, wird sie vor dem 
jetzt ihr drohenden Stillstand, d. h. Rückschritt, bewahrt und 
ucuen Zielen und neuen Siegen eutgegengeführt werden. 



Ich eröffne unsere Sammlung, die znnftchst das Nibe- 
lungenlied, die Kudrun, die Werke Hartmann's von Aue, 
Wollranfs Parzival, Gottfried's Tristan, Rudolfs Wilhelm, 
nebst einer Auswahl von kleinem Krziihlunf^en und geistlichen 
Dichtungen umfassen soll, mit den Oedirhten Walther's von 
der Yogelweide, mit dengenigen unter den namhaften Dichtern 
also, der um seines ungemeinen Talentes und seiner vater- 



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VOBWORT ZUB EBSTBN AUFLAGE. 



XI 



läiidischen Gesinnung willen vor Allen würdig ist, das Ban- 
ner voranzutragen. 

Früh schon zog dieser gröüte deutsche Lyriker des Mittel- 
alters die Aufinerksamkeit unserer Gelehrten auf sich, und 
wie dauernd er sie zu fesseln wußte, beweist die ansebn* 
liehe Reihe der ihm gewidmeten Ausgaben, Erl&uterungs- 
Schriften und Abhandlungen, Ton denen hier bloß die erste 
und die jüngste, die herrliche Schilderung Uhland's (Stutt- 
gart IS'22) und das Leben Walther's von Max Rieger (Gießen 
1863: diese besonders wegen der gewissenliaften, sorgfältigen 
Forsclning) rühmend hervorgehoben werden sollen. Gleichwol 
ist Walther nicht so bekannt, als er es zu sein verdient. 
Zwar sein Name ist keinem Gebildeten mehr fremd, aber 
seine Lieder haben gewiss nur Wenige gelesen, und dann 
zumeist nur in Übersetzungen, aus denen ein richtiges Bild Yon 
Walther's Kunst nimmermehr gewonnen werden kann. Yer^ 
lockendes für einen im Altdeutschen nicht vollkommen Be* 
wanderten hatten die beiden Ausgaben des Urtextes freilich 
nichts an sich, weder die mit fast nur historischen und kri- 
tischen Aiiiiierkungen dürftig ausgestattete Lachmann sclie (Ber- 
lin 1827, 184o, 185;^) und noch weniger die unlängst erschie- 
nene von W. Wackernagel und M. Rieger (Gießen 18G2), die 
lediglich Schulzwecken dienen will und daher, aui^er einer sehr 
gelehrten Einleitung, nicht ein Wort der Erläuterung enthält. 

Aus diesem Grunde wird sich eine Ausgabe des Originals, 
die durch einen ausführlichen Commentar das zu leisten sucht, 
was die beiden Vorgängerinnen beharrlich von sich gewiesen 
haben, wol hervorwagen dürfen. Den Plan dazu hatte ich 
schon Tor Jahren gefaßt und auch ohne die Veranlassung, 
die ihn nun gereift, würde ich über kurz oder lang zur Aus- 
iührung geschritten sein. Eine solche Ausgabe bedarf keiner 
Entschuldigung oder gar Kcchtfertigung : sie ist einfach ein 
Bedürfniss, dessen lielriediguug das deutsche Volk zu fordern 
ein Recht hat. 

Alle Welt ist einig darin, daf^ die mittelhochdeutsche 
Lyrik, in weit höherem Mai^ als jede andere Dichtart, dem 
Verst&ndniss des heutigen Lesers die größten Schwierigkeiten 



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zu YOBWOBT EÜB BB8XBM J^VWLAS», 

darbietet Man hat es hier nicht wie in der Epi]^ mit ge- 
gebenen Thatsachen, mit einer Beihe stetig fortschreitender 
und sich entwickelnder Begebenheiten, sondern mit einem 

bunten Wechsel individueller Stimmungen und Empfindungen 
zu thun, aus einer Zeit überdies, die der Denk-, Gefühls- 
und Sprechweise der Gegenwart viel zu ferne steht, als dali 
' sie ohne eindringendes Studium überall erfaßt und begritien 
werden könnte. Bei poetischen "Werken dieser Art sind daher 
commenlierte Ausgaben geradezu unentbehrlich. Sie zu lie- 
fern ist Sache der Fachgelehrten. Wer sie sich, unter die- 
sem oder jenem Verwand, dennoch ersparen zu darfen glaubt, 
zeigt nur, dalS ihm die eigene Bequemlichkeit mehr gilt, als 
die Förderung der Erkenntniss. Diese auf jede Weise in den 
weitesten Kreisen zu yerbreiten, ist kein Preisgeben, sondern 
eine hohe würdige Aufgabe der Wissenschaft. 

Uber iMiiriclitung und Boschafl'enheit «oUlier Commentare, 
über die Art und den Umfang der zu gebenden sprachlichen 
und sachlichen Erläuterungen werden die Ansichten allerdinirs 
vielfach auseinander gehen Aber wer nichts wagt, gewinnt 
nichts; gesetzt auch, dai^ der erste Versuch noch unvoll- 
kommen bleibt, so wird es uns mit der Zeit, bei fortgesetzter 
Übung und gutem Willen, schon gelingen, das richtige Ma6 
hierin zu treffen. Welchen Weg ich bei diesem ersten Wurfe 
einzuschlagen hatte, war ich kernen Augenblick im Zweifel. Da 
unsere Sammlung sich zum Ziele gesetzt hat, die Theilnahme 
der (iebihleten für die niitteliiochdeutschc Literatur zu ge- 
winnen, genauere Kenntniss der alten Sprache aber nur bei 
den Wenigsten vorausgesetzt werden kann, so mußte vor 
allem auf jene weit überwiegende Zahl von Lesern Rück- 
sicht genommen werden, «die vom Altdeutschen gar nichts 
yerstehen». DemgemälS habe ich meine Ausgabe eingerichtet, 
so praktisch und dem Verständnisse diensam, als mir nur 
möglich war, und dabei alles sorgfältig zu Yermeiden gesueht, 
was an die dem Laien unverständliche Geheimsprache der 
Schule erinnern könnte. Die Erklärung durfte sich also nicht 
auf die seltenen, in unserer Schriftsprache unüblichen Worte 
und auf die Ausdrücke beschränken, die, zwar noch gebrauch - 



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VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE. 



XIII 



lieh, ihre Bedeutung vcräiulort liabcii. soiulerii mulMe auf 
jede ungewöhnliche AVortforni ausgedehnt werden. Öfter vor- 
kommende Wörter und Formen sind in der Kegel nur einmal, 
bei ihrem ersten Auftreten im Buche, erklärt Um jedoch den 
Leser in den Stand zu setzen, die Stelle zu finden, wo das 
geschehen i^, wurde ein besonderes Register aller erklärten 
Wörter beigefügt. 

Nicht immer sind es nur die AnsdrOcke, mit denen das 
Vci btändniss zu ringen hat. Ks geschieht, in der Lyrik zumal, 
iiäufig, daß jedes Wort eines Satzes klar und deutlich ist und 
(loch der Sinn dunkel bleibt, der nur längerem Nachdenken 
und genauer grammatischer Kenutniss sich erschließt. Bei 
allen solchen Stellen und überhaupt schwierigeren Satzbildun- 
gen wurde von dem wirksamsten Mittel der Erklärung, von 
der Umschreibung, reichlicher Gebrauch gemacht 

Außer diesen Anmerkungen, die zur Bequemlichkeit des 
Lesers unmittelbar unter den Text gesetzt worden sind, gehen 
den einzelnen Gedichten Inhaltsangaben voraus, die namentlich 
bei den Minneliedern, wo der Gedankenzusammenhang nicht 
immer sogleich deutlich zu Tage tritt, unerlaßlicli scheinen. 
I^ci den Sprüchen ist dies weniger der Fall; um so nothwen- 
diger waren hier sachiiclie Bemerkungen und Aufschlüsse über 
die Zeitbestimmung und die historischen Beziehungen. 

Noch ein Übriges glaubte ich thun zu müssen. Da zum 
richtigen Verstehen richtiges Lesen und Betonen weit wichtiger 
ist, als man insgemein glaubt, so schien es mir zweckmäßig, 
über die Aussprache und über die Art, mittelhochdeutsche 
Liederverse richtig zu lesen, kurze Anleitungen beizugeben. 

In der äußern Anordnung der Gedichte bin ich Ton meinen 
Vorgängern darin abgewichen, daß icli die laeder und Sprüche, 
strenger als bisher, geschieden und zwischen beide Abthei- 
lungen in die Mitte den Lcich gestellt habe. Diese Anord- 
nung hat sich vor andern schon deshalb empfohlen, weil die 
Lieder, mit geringen Ausnahmen, i^icbcslieder, die Sprüche 
dagegen fast durchwegs lehrhaften und politischen Inhalts sind. 
Von den Liebesliedem gehört ein Theil jedenfalls in des Dich- 
ters firüheste Zeit, darum haben sie auch ein Recht, an der 



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XIY 



VOBWOBT ZÜB BB8TEN AUTLAGB 



Spitze ZU Stehen. Die zuerst von G. A. Weiske (im Weima* 

rischen Jahrbuch, i, 357 ff.) theoretisch aufgestellte, später von 
W. Wackernagel praktisch durchgeführte Anordnung der Lie- 
beslieder, die von der Ansicht auj^geht, sie seien ausschließ- 
lich an zwei Personen, an ein Mädchen niedern Standes und an 
eine Frau von vornehmer Geburt, gerichtet, scheint mir ohne 
alle thatsächliche Begründung und läl^t sich mit dem dreißig- 
jährigen rastlosen Wanderleben Waltber's schlechterdings nicht 
in £inklang bringen. Ich habe daher die Lieder innerhalb 
dieser Abtheilnng nach meinem Gutdünken geordnet. 

Bei den Sprüchen richtete sich die Anordnung nach dem 
Alter der Tdne und erst innerhalb dieser nach der sichern 
oder muthmaßlichen Entstchunirszcit jedes einzelnen Spruches. 
Zu einer strengen Durchführung der chronologischen Reihen- 
folge ohne Rücksicht auf die Töne, wie Simrock sie vorsucht 
hat, konnte auch ich mich nicht entschließen, da der hiedurch 
etwa zu erreichende Gewinn mit dem Kachthcil, der aus dem 
Zerreißen der Töne entspringt, in keinem Yerhältniss zu 
stehen scheint Wer die historischen Gedichte nach ihrer 
Zeitfolge zu lesen Yorzieht, findet dazu in dem S. 310 gegebe- 
nen Yerzeichniss den nöthigen Behelf. 

Zum Schlüsse sei mir gestattet, ein Wort des Dankes aus- 
zusprechen für die mannigfache Förderung, die mir die Arbeiten 
meiner Vorgänger gewährt haben. Sie zu benützen hatte ich 
mit dem Rechte auch die Pflicht. Die Art, wie ich dies ge- 
than, wird selbständiges Urtheil und sorgsame Prüfung nir- 
gends vermissen lassen. Daß ich den von Lachmaiui und 
Wackemagel aufgestellten Texten nicht blindlings gefolgt bin, 
bedarf wol kaum der Versicherung und wird von Kundigen 
nicht übersehen werden. Eine Aufzählung und Rechtfertigung 
der von mir ftlr nothwendig erachteten Teztverbesserungen und 
Anderes wird seiner Zeit in meiner «Germania» gegeben wer- 
den; dort wollen meine Freunde auch ihrerseits den kritischen 
Apparat, wozu hier der Ort nicht ist, niederlegen. 

Wi£N, 20. Juni 1864. 

Fbanz Pfeitvbb. 



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9 



VOR WOET 



ZDR ZWEITEN AUFLAGE. 



^^^^'nif]^ über ein Jahr nach ihrem Krscheinen ist die 
erbte starke Auflage vergriffen und eine neue nöthij,' jjo- 
worden. Wie fest ich auch von der Zweckmäßigkeit des 
Unternehmens und dessen Gelingen überzeugt war, einen 
80 raschen durchschlagenden Erfolg hatte ich doch nicht er- 
wartet: er darf im Gebiete der altdeutschen Literatur, wo 
neue Auflagen zu den seltenen Ausnahmen gehören und dann 
erst nach Jahren, in großen Zwischenräumen, zu erfolgen 
pflegen, geradezu ein beispielloser genannt werden. Eine 
glänzendere Bechtfertigung und Bestätigung dessen, was im 
Vorwort zur ersten Auflage über den bisherigen verkehrten 
Hetrieb der deutschen IMiilologie und deren eigensinnige Ab- 
kehr vom Leben und der Nation gesagt ist. konnte ic)i mir 
niclit wünschen: nun wird niemand mehr in Zweifel i«ein, an 
wem die Schuld lag und liegt, da£> unsere alte Poesie, QAch 
ihrer Wiedererweckung aus vielhundertjährigem Schlafe, so 
lange die Bolle des Aschenbrödels hat spielen müssen. 

Die meisten großem deutschen Blätter, kritische wie po- 
litische, haben sich mit seltenem Einmuth aufs anerkennendste 
über, das Unternehmen und dessen Ausführung ausgesprochen, 
und zahlreiche Zuschriften, die aus der Nähe und Feme von 
mir ganz Unbekannten an mich gelangten, ließen mich in 



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XVI 



YÜUWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE. 



oft rührender Weise erkennen, wie groß und nachhaltig der 
Beifall war, womit dieser erste Versuch, der Gegenwart die 
Dichtung der deutschen Vorzeit wieder nahe zu racken, auf- 
genommen wurde. Aber nicht die Laien allein, auch Fach- 
genossen, Philologen und Literarhistoriker, darunter Kamen 
von berühmtem Klange, Männer, die zum Lesen und Ver- 
stehen unserer alten Dichtungen keines Coramentars bedür- 
fen, haben unsere Sammlung mit Freuden begrüßt, weil sie 
der Meinung sind, daß «was durch sie zur r»elobung unserer 
alten Literatur geschehe, zum Verdienstvollsten gehöre, was 
man überhaupt seinem Volke erweisen könne». Freilich sind 
die so denken und reden Männer, die ein Herz fürs Volk 
haben und der Überzeugung leben, daß die deutsche Philo- 
logie, wenn sie ihren wahren Beruf erfallen soll, sich, mit 
Durchbrechung der kOnstlich aufgefohrten Scheidewände, auf 
nationalen Boden stellen mttsse, daÜ dort «die starken Wur- 
zeln ihrer Kraft» ruhen. 

Anders die s. g. kritische Schule. Für Ansichten und 
Überzeugungen, wie die eben berührten, liat sie weder Sinn 
noch Verständniss , denn die Wurzeln ihrer Kraft suclit und 
Hndet sie ganz anderswo. Darum liebt sie es nicht, dali man 
ihre Geheimnisse ausplaudert, und hält jeden Vcrsucli, einen 
größern Leserkreis an den Resultaten unserer gelehrten For- 
schungen theilnehmen zu lassen und auf diesem Wege für 
die alte Poesie zu erwärmen und zu begeistern, für einen 
Verrath an der Wissenschaft, als deren Hort und Hater sie 
sich betrachtet. Es ist daher sehr begreiflich, d'alS unsere 
Bestrebungen keine Gnade vor ihren Augen fanden, ja daß 
sie es als ihre Pflicht erächtet hat, dem freveln Beginnen 
cntgcgen/utreten und den Kindruck, nachdem er nicht melir 
wegzuleugnen war, so gut es eben gieng, zu schwächen. 
Eitles Bemühen I Die Zeiten ihrer Alleinherrschaft sind längst 
vorbei, und die beiden missgünstigen Stimmen, die sich aus 
ihrer Mitte über den ersten Band der Sammlung und über 
diese selbst haben vernehmen lassen, werden dem allgemei- 
nen Beifall gegenüber wirkungslos verhallen; zeigen sie doch 
jedem, dem es etwa noch verborgen war, daß die Schule 



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VOBWÜKT ZUK ZWElTJbl^ AUFLAGE. 



ZYU 



nicht nur keine Alinung bat von dem, was unsere Ausgaben 
wollen, sondern daß ihr auch vollständig die Fähigkeit ge- 
bricht, in einfacher verständlicher Weise lehrend und unter 
richtend Tor die Gebildeten unsers Volks zu treten. Welcher 
Leser Ton Geist und Geschmack muß sich nicht widerwillig 
wegwenden, wenn ihm in dem als Probe gründlicher £rkl&* 
gegebenen Commentar des Liedes Kr. 2 auf vier engge- 
druckten Großoctavseiten mit langweiligster Geschwätzigkeit 
auseinander gesetzt wird, was in ein paar S&tzen weit deut- 
licher und bündiger gesagt werden könnte. Schärfer läßt 
sich in der That die Grenze nicht bezeichnen zwischen dem, 
was in unsere für ein größeres Publikum berechneten Aus- 
gaben gehört, und dem, was etwa in einem akademischen 
Hörsaal am Platze sein mag. 

Doch darf ich mir hier ein näheres Eingehen auf diese 
Dinge wol erlassen. Lieber will ich, statt in unfruchtbaren 
Erörterungen mich zu ergehen, meinen Dank hier nieder- 
legen far die liebevolle Theilnahme, welche, wie Fedor Bech 
und Reinhold Bech stein der ersten,- so Karl Bartsch 
und Rudolf Hildebrand der neuen Auflage haben ange- 
deihen lassen. In Folge ihrer Bemerkungen und Anregungen 
ist hier und da ein Verschen beseitigt, manches schärfer ge- 
faßt und in den Anmerkungen vieles thcils gekürzt, theils 
erweitert worden, sodaß die zweite Auflage in Wahrheit eine 
yerbesserte genannt werden darf. Zu einer völligen Durch- 
arbeitung, vielleicht auch theilweisen Umstellung der Sprüche 
war es noch su frök und reichte die mir znbemessene kurze 
Frist nicht Umsomehr freut es mich, auf ein inzwischen er- 
schienenes Buch hinweisen zu können, das meiner Ausgabe 
gewissermaßen zur Ergänzung dient. Ich meine «Das Leben 
Walther's von der Vogelweidc > von Dr. Rudolf Menzel (Leip- 
zig 18Gü). Des Verfassers Absicht war, eine, sämniilichc 
Forschungen über Walther umtassenile, abschließende Arbeit 
zu licicrn, nnd dies ist ihm sicherlich gelungen. Nur ist er 
nach meiner Ansicht in dem Streben nach Vollständigkeit 
öfter zu weit gegangen, indem er auf Meinungen und Hypothesen 
Bücksicht nahm, die längst verdienter Vergessenheit anheim- 

WALVBa» VOM SXE VOOSIiWBIDB. b 



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Xnil VORWOET Elm DBITTBV lüFLAGB. 

gefallen sind und aus ilirer Ruhe niclit liätten aufgestört wer- 
den sollen. Dadurch ist das l^uch, nicht zu seinem Vorthei), 
in manchen Thoilcn etwas breit und scliwcrtäilig geworden. 
Auf der andern iSeite ist es jedoch mit so viel Warme, Liebe 
und Hingebung an den Gegenstand geschrieben und verräth 
BO viel gesundes Urtheil , feinen Sinn und Selbständigkeit der 
Fonchiuig, daft es in der That einen Fortschritt bezeichnet 
und in der Walther*Literatur eine ehrenvolle Stelle einnimmt 
Mehrere seiner von den bisherigen Ansichten abweichenden 
Zeitbestimmungen einzelner Sprache, auf die ich hier nicht 
habe eingehen können, werde ich später an anderm Orte zu 
besprechen üelegenheit hndeu, 

AYxKM, 15. März 18G6. 

VORWOET 

» 

ZU& DBIXT£li AUFLAGE. 



Die Freude, seinen Walthcr in dritter Auflage erschoiiion 
zu sehen , hat Franz Pfeitfer nicht mehr erlebt. Wiewol 
stärker als die erste, hat doch auch die zweite Autlage in 
yerh&ltnissmäßig sehr kurzer Zeit sich erschöpft, und die 
Thatsache, dai^ innerhalb fünf Jahren Tiertebalbtausend Exem- 
plare eines altdeutschen Dichters abgesetzt wurden, gehört 
zu den erfreulidisten in der Geschichte unserer Wissen- 
schaft 

Die AuiTorderung der Yerlagshandlung , die dritte Auflage 

zu besorgen, rückte mir die Frage vor, inwiefern es erlaubt 
und geboten sei, au das Buch eines verstorbenen Freundes 
die ändernde Hand anzulegen. Meine Betheiligung an der 
zweiten Auflage wies mir hier den richtigen ^Veg. Für diese 
hatte ich eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Textver- 



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TOBWOBT ZUB DBITTBIT AUVLAOB. 



l)esserungeii und Zus&tzen zu den Anmerkungen beigeBteuert. 
Wie diesen Pfeiffer mit der ihn auszeidinenden Anerkennung 
fremder Ansichten zum größten Theil Aufnahme vergönnte, 
80 durfte ich annehmen, daß das, was ich seitdem gefunden^ 
ebenfalls Beiner Billigung sich erfreut hätte. Wiederholte 
Beschäftigung mit dem Dichter und das Erscheinen der Aus- 
gabe von V/ilmanns führte zu einer vollständigen Durch- 
arbeitung des kritischen Materials, deren Kesultat ich au 
anderm Orte besprechen werde. Nur das sei hier bemerkt, 
dal^, wie die zweite Auflage an 21, so diese dritte an 24 
Stellen größere oder kleinere Veränderungen des Textes durch 
mich erfahren hat 

Tiefer einschneidend wire die von Pfeiffer selbst beab* 
sichtigte (vgl. S. XYII) iheilweise Umstellung der Sprüche 
gewesen; sie habe ich daher unangetastet gelassen. Auch an 
der Einleitung und au der Abhandlung über mittelhoch- 
deutsche Aussprache und Verskunst habe ich nichts geändert, 
wenn ich gleich in einigen metrischen Punkten von geringerer 
Bedeutung nicht ganz die darin ausgesprochenen Ansichten 
theile; nur mußten diejenigen Beweisstellen gestrichen werden, 
welche in der neuen Auflage eine Verändening erfahren hatten, 
mithin als Belege nicht mehr dienen konnten. 

Eine hoffentlich nicht unwillkommene Beigabe der vor* 
liegenden Auflage bilden die am Schlosse des Bandes be- 
findlichen Vergleichungstabellen mit den übrigen Walther- 
Ausgaben; denn da jede Ausgabe eine andere Anordnung und 
Zählung hat, so kann man sich nicht ohne Zeitverlust eine 
Übersicht derselben verschallen. Die Lachmann'sche allein 
enthält den volistäudigeu Apparat, daher ist die Hinweisung 
auf diese ganz besonders erwünscht erschienep. Die zweite 
Tabelle , welche die Reihenfolge bei Lachmann zu Grunde legt, 
läßt namentlich sa Tage treten, welche früher für echt erklärte 
Gedichte von einem oder mehrern Herausgebern verworfen 
worden sind. 

EosTOCK, lö. December 1S69. 

Karl Babtsch. 



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XX yo&WO&T ZUB VIBBTSN, F&NVTBN ÜHD BBCH8TBV AtJFULOB 

VORWORT 
ZÜB VIEBTBN AUFLAGE. 



Der vierten Auflage von Pfeiffer's Walther habe ich nnr 
die Versicherung Torauszuschicken, dalV auch diesmal Text 
und Anmerkungen eine genaue kritische Revision erfahren 
haben. Die inzwischen erschienene Ausgabe von E. Simrock 
(Bonn UB70) bot dazu nftehste Veranlassung. Ich habe der 
beigegebenen Vergleiclmngstabelle der Ausgaben auch die 
Numniernordming des Simrock'sclien Textes beigefügt, um ihre 
Vergloicliung mit der vorliegeuden zu erleichtern. 

li£lD£LßF.£Q, 31. JuÜ 1873. 

Ka&l jBa&tscu. 

TORWORT 

RVB FÜNVTBB AÜFLAQB. 



Am Texte fand ich in dieser fünften Auflage keine 
Aenderungcn vorzunelimen , dagegen haben die Anmerkungen 
an manchen Stellen eine andere Fassung und Berichtigungen 
crfaliren. 

Hbidblbbbo, 5. December 1876. 

Karl Babtsch. 

VORWORT 

ZUB SECHSTEN AUSLAGE. 



Auch in dieser Auflage ist unter Benutzung der inzwischen 
erschieneneu Waltherarbeiten manches in den Erklärungen 
verändert worden, der Text dagegen unverändert geblieben. . 

JlEiDBLBBBOy 25. FobruaT 1880. 

Karl Babtsch. 



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£I>kL£iIL.Nä. 



In der Reihe lebendiger Dichtercharaktere. wolvVe ans 
dem deotschen Mhiel.il'er henorgegacgen sind, nimmt W .Zi- 
ther Ton der Vogelweide eine der ersten, iint-r dcu l-itdoi- 
üicLttrir d'if oI'ctj-.v ein. Diesen ho-hcn K-ir^: haln'.: 

ihm schon st-ine Zt-ii gcn<: ssrn freudigen Herzens eingeniuiui : 
bereitwillig und neidlos reicl.:rn sie ihm den dichteriscb.ou 
Ehrenkranz dar. indem sie iLn. nua dem Tode Keiuni.ir's 
des Alten, alsdoi Würdigsten erk ^r: :l Anfuhrer und Banner- 
träger der S&ngerschar zu scin. >o i cttfried von SUuOburg« 
er selbst der Ersten Einer, in jener wundervollen Stelle dv$ 
Tristan (s. Bedistem*« Aasgabe in DcuUche CUissiktr äts 
MiUMUn^ Tn. Band, 479^ ff.)> ^ ^ dss YerstummeD det 
Nacbtigill Ton Hagenau beklagt and also fortfährt: 

so gebet uns eteliclieu rat! 

ein sselic man der spreclie dar: 

wer leitet nü die lieben schar ? 

wer wiset diz gesinde? 

ich waene, ich si wol vindo, 5 

diu die baniere fiieren sol: 

ir meistoriune kan ez wol, 

diu von der Vogelweide. 

hei wie diu über beide 

mit höher stimme schellet! 10 

waz Wunders si gestellet, 

wie spsehe s' organieret! 

wie si ir sanc wandelieret! 

ich meine ab in dem ddne 



1 etelic/ttn, irgend einen. — 2 sjjrrc/tr ,{(ir. erklJiro sich (licirathenil). — 
3 di€ tieöen »ckar, die uunutliigo Schar der l^aohtigtaieu — Minue»i4n^'er. 

— 4 «rbm, leiten, ftthreo. di» getinde^ dieie Oenotseuecliaffc (der StiiiKor). 

— 5. 6 ich hoffe cHejeni;ij:e, velcbe das Banner tragen soll, v\oiiI jsu t'unlt'ii. 

— 10 mit hoher ttimme, mit einer Stimnio, die aus auderii niüohtig hervor- 
tönt. scheUm awr., eiMnen, enohallen laeten.^ll was wundtrs, wie viel 
Wunderbares, stellen, anstellen, verrichten. — 12 sp<tht\ kunstvoll. — IS 
wunäelieren, verändern, vei wandeln: es ist der kunstvulle Wechnul, die 
IfMiIgftatigkelt der Tone und Welten, gemeint. - 14 gekOnC f ttr a6er. — 



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iczn 



her von Zith6r6ne, 15 

dä diu gotinne Minne 

gebiutet üf und inne. 

diu ist di 2' li6?e k&memrtn, 

diu sol ir leiteriime slnt 

diu mrlaet Bt ze mmselie wol, 20 

diu weiz wol, wfc si suochen sol 

der minnen m416dte. 

si linde ir cumpante 

die müezen sö gesingen, 

daz si ze firOnden bringen 23 

ir trftren nnde ir senedez klagen. 
Aber auch der Kachruhm fehlte Walthcm nicht. Von den 
Dichtem der nächstfolgenden Zeit als ihr Haupt und Vorbild 
betrachtet und gepriesen, lebte sein Andenken, obwol viel- 
fach verdunkelt und sagenhaft entstellt, durch alle Jahr- 
hunderte, in den Meistersängerschulen sogar bis zu deren 
Erlöschen, fort, und die Gegenwart, vor deren Augen der 
Fleii^ unserer Gelehrten seine Werke im alten Glänze neu 
wieder hat aufleben lassen, hat nicht gezögert, das Urtheil 
der Geschichte in seinem yollen Umfange zu bestätigen. 

In der That haben wir allen Grund, Walthern vor Andern 
hoch und werth zu halten; steht er doch seinem innem Wesen 
und seiner ganzen Richtung nach dem lebenden Greschlechtc, 
seinem Denken und Empfinden, näher als irgend ein Dichter 
der Vorzeit. Die Gedanken und Anschauungen, die den 
Geist und die Seele dieses großen Mannes erföUten und in • 
seinen Liedern Leben und Gestalt empfiengen, sind fast die- 
selben, die noch jetzt, nach mehr denn sechshundert Jahren 
unablässigen, leider wcuig erfolgreichen Ringens und Käm- 
pfens, die Gemüther der Deutschen bewegen und durch- 
glühen. Allerdings hat auch er, nicht unempfindlich gegen 
die zarten Regungen des Herzens, der Sitte der Zeit gemäß. 



15 Zithirön] die Insel Cythera oder die Stadt Cythora auf der lusel 
Kreta, wo VentiB Aphrodite BTterst landete und ihr Tempel stand. Durch 

«Ion Zusatz: ich i7tein>> ab u. 8. w. sagt Gottfried ausdrücklich, daß er 
nicht Walther*s Sprüche und politische Qedichte, sondern nur seine 
Minnelieder hier im Auge hat. — 17 gebiuietf frebietet. ^/ und inne: auf 

and in welchem die Minne unumschränkte Herrsch orin ist. — 19. rliu'] 
nämlich die Naclitigall vuji der Vogelweide, lid i' = da ze : die ist am 
Hofe der Minne Hofmeistcrin. — 20 ze wünsche, so gnt man es wflnschen 
kann, auf's Beste. - 'J2 die Liehesmclodie. — 23 cumpant^, Gesellschaft, 
Genossenschaft. — 24 müezen, in Wunschsätzen: mögen. — 25 ee /ruuden 
bringe», in X^nde ▼•rwandeln. 



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xncLBiTuiva. mn 

seine Muse und seinen Dienst jenem räthselhaften Wesen 
gewidmet, das nicht Er und nicht Sie ist und doch, mit un- 
widerstehlicher Gewalt, alle Welt in seine zugleich süßen 
und schmerzlichen Fesseln schlägt; weit mächtiger jedoch 
und tiefer ergriff und beherrschte ihn die Liebe zur Hei- 
mat, zum Vaterlande, für das niemals ein Herz treuer 
und wärmer geschlagen. Muthig und unerschrocken setzte 
er für das kaiserliche Ansehen, für des Reiches Unabhängig- 
keit von fremden unberechtigten Einflüssen sein gewaltiges 
Wort ein und zu Deutschlands Ruhm und Preis ließ er seine 
feurigsten Weisen erklingen, in Lied und Denkart ein wür- 
diger Genosse des theuern, jüngst dahingeschiedenen Sängers, 
dessen schon entschwebender Geist sich noch, nicht zufällig, 
mit seinem, von ihm so schon geschilderten Vorgänger be- 
schäftigte, den er, um der Eigenschaften willen, die auch ihn 
zierten, vor allen geliebt hat. 

Über Walther's Heimat und Geschlecht herrscht trotz aller 
Bemühungen, es aufzuhellen, zur Stunde noch ein fast un- 
durchdringliches Dunkel. Von den vielen Ansichten und Ver- 
muthungen, die hierüber sind vorgebracht worden, zählt die- 
jenige, welche Walther's Herkunft in die Maingegenden Ter- 
legt, wol die meisten nnd gewichtigsten Anhftnger. Ich selbst 
habe mich hiefür in einem hesondem Antetie (s. meine Ger- 
mania , 5, 1 ff.), mit guten Grflnden, wie ich damals glaubte, 
ausgesprochen. Jedenfalls hat Walther in Franken längere 
Zeit gelebt, dort hatte er ein«i festen Wohnsitz, fühlte er 
sich heimisch und fand seine letzte Rohestfttte. Dafi er auch 
dort geboren sei, konnte freilich nicht streng bewiesen, son- 
dern höchstens wahrscheinlich gemacht werden. Nun bin ich 
anch in dieser Bezidiung wankend geworden. 

Walther war von edler Geburt Das steht so fest als 
irgend etwas, und die dagegen gemachten Einwftnde beruhen 
aidTMissrerständnissen oder willtoiu'lichen Verdrehungen. Seine 
Zeitgenossen, an ihrer Spitze Wolfram von Eschenbach, dessen 
2«eugniss dedialb vom größten Gewicht ist, weil er ihn per- 
sönlich kannte, und von den Spätem die meisten geben ihm 
das Prädikat hir (Herr), was, weit entfernt eine bloße Höf- 
lichkeitsformel zu sein, gleichbedeutend mit miUa, Ritter, ist 
und in fröherer Zeit ausschließlich Leuten adelichen Standes 
zukam. Bei den Wenigen, die ihn meiater nennen, geschieht 
dies in so eigenthOmlich bezeichnender Weise, daß an eine 



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XXIV 



SlNLEIIUNa. 



Absicht, Um dadurch zu einem bürgerlich -gelehrten Dichter 
stempeln zu wollen, gar nicht zu denken ist. Wenn Ulrich 
von Singenberg in seinem Nachrufe (s. S. 309) ihn msers 
Sanges meisterf oder Reinmar von Brennenberg in seinem 
Spruche, wo alle übrigen aufgefiihrten Namen ohne jedes 
Prädikat erscheinen, minen meister von der Vogelweide nennt, 
80 ist ohne Wort klar, daß sie ihn damit nur als meister- 
haften Dichter, als ihren Lehrer in der Saugeskunst bezeich- 
nen wollen. Noch deutlicher wird dies, wenn er in einem 
Athem Meister und Herr zugleich genannt wird, wie vom 
Marner: lebV von der Vogelweide noch min meister her Wal- 
ther uud in der Uberschrift des Würzburger Codex: hie hebent 
sich die lieder an des meisters von der Vogelwcide hem 
Walthers, 

War somit Walther ohne Widerrede rittcrbürtiger Abkunft, 
SO ist auf der andern Seite ebenso «gewiss, dufi er keinem 
vornehmen oder auch mir ano!;esehL'UL'u und begüterten Ge- 
schlechte, sondern, wie die jMehrzahl der mittelhochdeutschen 
Dichter, die sich einen Namen gemacht, dem niedern, dem 
sogenannten Dienstadel angeliörte. Au seiner Wiege liat das 
Glück nicht gestanden und auch später hat es ihm nie ge- 
lächelt: nicht ein Tropten ist ihm, wie er selbst uns erzählt, 
aus dessen Füllhorn zu Tlieil gcnvordeu. Darum ist in Urkunden 
oder sonstigen Aktenstücken von ihm oder seinem Ges(;hlechte 
auch niemals die llede.' j Das Desitzthum seiner Familie, von 
dem er den Zunamen empfieng, muli daher ein mehr als be- 
scheidenes gewesen sein. Das läßt schon der Name Yogel- 
weide vermuthen. 

Im Althoclideutschen bedeutet nämlich fogilweida soviel 
wie anariinn, einen Ort also, wo Vögel entweder gehegt 
werden oder sich zu versammeln piiegen. Ähnlicher Namen, 
wie z. B. Vogelhaus, Vogelgarten, Vogelheerd, Vogelhof, gibt 
es überall in Deutschland eine grolöe Menge. Es sind aber 
alles keine Dörfer, die so genannt werden, uoch sonst grö- 
ßere Örtlichkeiten, sondern vereinzelte, zerstreut liegende 
Weiler, Höfe, Einöden, in der Regel mitten im Walde. 



*) Auch die vor einigen Jahren aufgefundene Notiz in don Beise- 
rechnungen des Bisoliofs Wolfger von Passau, wonach WiiUher im No- 
vember (\v;ilirscheiulich I20o) /.u Zoiselinuuer bei Wien von dem Bischaf 
eiuen Pelzroclc gesclienlct bekam, ist genau genommen kein urkundliches 
Vorkommen. 



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EINLEITUNQ. 



XX7 



Auch unter dem Vogelweido, von welchem Walther's Vor- 
fulireu den Namen erhielten, haben wir uns demnach keine 
grol.)e Besitzung oder gar eine Burg mit ragenden Thürmen 
und /innen zu denken, es war vielmehr nur das einfache 
Gehöfte eines niedern Dienstmannes in der Lichtung eines 
Waldes. In dieser stillen, nur von dem Gesänge der Vögel 
unterbrochenen Waldeinsamkeit mag Walther seine Kindheit 
verlebt, und dort, im Verkehr mit den getiederten Bewoh- 
nern, sei es des väterlichen Hauses oder des umgebenden 
Gehölzes, mag die Lust zum Gesänge in dem zarten kind- 
lichen Herzen zuerst geweckt worden sein. 

Diese schon in meinem Aufsatz tiber Walther nieder- 
gelegten Ansichten erhalten durch eine kleine Entdeckung, 
die ich gemacht, unerwartete Bestätigung. Was unsern ver- 
einten Nachforschungen nicht hat gelingen wollen, bin ich 
nun nachzuweisen im Stande: die wiikliche Kxistenz eines 
Ortes Vogelweide. Es ist keine späte, unsichere Quelle, aus 
der ich meinen Nachweis schöpfe, sondern ein Denkmal, 
dessen Abfassung der Lebenszeit unsers Dichters nicht zu 
ferne steht. In dem unter der Regierung Meinhard's, Grafen 
von Tirol und von 128ß Herzogs von Kärnten (f 1'295), in 
deutscher Sprache geschriebenen, noch ungedruckten Urbar- 
bacbe, in irelchem die Einkünfte des fürstlichen Hauses in 
Tirol yerzeicbnet werden (Original-Handschrift auf der k. k. 
Hafbibliothek in Wien, Nr. 2699), finde ich unter der Rubrik: 
der aUe gelt (reditus antiquus) im Wibtal 61. 28*^ zwischen 
Mittenwalde und Schellenberch anfgefflbrt: datif Vogelweidc 
im dem herhisie driu pfunt. Über die Lage des Ortes 
kann ein Zweifel kaum obwalten. Schellenberg liegt am 
sadlichen Abhang des Brenner, oberhalb Gossensaa, Mitten- 
walde zwei Meilen weiter unten im Thal, beide am Eisak: 
dazwischen inne, etwa in der Nfthe von Sterzing, im Eisak- 
oder obem WIptbal mußVogelweide einst gelegen haben. Einst, 
denn jetzt ist der Hof, oder was es war, Terschwnnden und 
nur an einem Walde scheint der Name noch haften geblieben 
zu sein. In der Gemeinde Telfes (eine Stunde westlich von 
Sterzing) findet sich n&mlich ein Wald, der, in zwei Theile 
getheilt, Vorder- und Hintervogelweide genannt wird.*) 



'*) Mittbeilang des Hrn. Prof. Tlicodor Mairhofer in Brixen, der «af 
gütige Verweiulnng mcinr" d Hpu'ch IMuf. Dr. A. Ja^'cr diesen Wiutex am 
BSisak mUhsamo Nachfuisciiuugcu dobhaib augeatelit iiut. 



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XXTI 



BIMI4BITUNO, 



Dies Verschwinden erklärt sich leicht: das Gut war eben 
• gar zu klein und unbedeutend; denn während die meisten 
daneben aufgezählten Höfe und Huben sechzehn , achtzehn, ja 
zwanzig und mehr Pfund an jährlichen Abgaben entrichten, 
zahlt Vogelweide bloß einen Herbstzins von drei Pfunden. 
Daher mag es gekommen sein, daß man es später zu einem 
benachbarten größern Gute schlug, in welchem dann mit sei- 
nem Bestand auch der Name untergieng. 

Auf diesen meinen Fund besonderes Gewicht zu legen, 
hatte ich anfänglich, ich gestehe es, nur geringe Neigung: 
es wäre doch sehr wol möglich, daß es auch in andern 
Gegenden Deutschlands nun ebenfalls abgegangene Ortschaften 
desselben Namens gegeben hätte. Genauere Erwägtingen meh- 
rerer hierbei in Betracht kommender Umstände haben midi 
auf andere Ansichten gebracht. Es sei mir erlaubt, dieselben 
hier darzulegen. 

Bekanntlich sind unsere großen Liederhandschriften , die 
Heidelberger, Woingartner und Pariser oder die sogenannte 
manessische, aus kleinern Sammlungen oder auch aus Lieder- 
büchern, welche fahrende Sänger sich zu eigenem Gebraucln» 
angelegt, hervorgegangen. Hiebei Kritik irgend welcher Art 
zu üben, war weder die Sache der Zeit überhaupt, noch 
auch der großen oder kleinen Sammler. Daher kommt es, 
daß manche Lieder in verschiedenen Handschriften unter ver- 
scliiedencn Nanu n stehen, ja daß, wie z. B. in der Pariser, 
Lieder do])pelt vorkommen und einmal diesem, das andere 
Mal jenem Dicliter zugetheilt werden. In Folge dessen 
herrscht über die Verfasser vieler Lieder große Unsicherheit, 
die nur durch sorgfältige Forschung und genaue Betrachtung 
der Eigenart der betrcfienden Dichter zuweilen behoben werden 
kann. Auch Walther ist diesem Schicksal nicht entgangen, 
und noch in Lachmann's Ausgabe sind auf die Autorität von 
Handschriften hin Lieder aufgenommen, die andere Hand- 
schriften mit mehr Recht unter andere Namen gesetzt haben. 

Drei Sänger zumal sind es, deren Lieder mit denen 
Walther's znm Theil sind Termischt worden. Wie leicht dies 
geschehen konnte, wird sofort deutlich , wenn man bedenkt, 
daß wenigstens swei derselben mit Waliher in nähern, jeden- 
falls geistigen , wahrscheinlich auch persönlichen Beziehungen 
gestanden haben. Von dem Einen, von Reinmar, ist e« so 
viel als gewiss: die rflhrende Klage über dessen Hingang 



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inruuTUNO. 



xxvn 



(s. Nr. 128) sowie" die darin enthaltenen Anspielungen ge- 
statten kaum einen Zweifel, daß er es haaptsftehlicli war, unter 
dessen Anleitung Waither in (Esterreich singen und sagen ge- 
lernt hat Unsicherer ist dies hei dem aweiten, hei Ulrich von 
Singenberg; dagegen hat Walther's Kunst mächtig auf ihn 
gewirkt, ihr Einfluß macht sidi in all seinen Liedern he- 
merkhar und zu ihm blickt er als zu seinem Meister empor 
(S. 309). Findet somit in den gegenseitigen Beziehungen 
dieser drei Dichter die theilweisc Vermischung ihrer Lieder 
eine ein&che und natariiche Erkl&rung, so dürfte dieselbe 
vielleicht auch in Bezug auf den Dritten nicht ganz zufllllig 
sein, sondern aus einem fthnlichen Verhältnisse Beider her- 
geleitet werden. 

Dieser Dritte ist Leutolt von Soven. Die von Soven, ein 
altes angesehenes Tiroler Geschlecht, waren Dienstleute der 
Bischöfe von Brixen. Ihre Stammburg (das alte ROmercastell 
Savione, später Savene, jetzt Sebcu) liegt eine Meile unter- 
halb Brixen, hoch auf steilem Felsen am rechten Ufer des 
Eisak. Wenn die Angaben Reinmar's des Fiedlers nicht 
bloß auf einem Scherze beruhen , sondern ernst gemeint sind, 
so wäre Leutolt, von dem nicht weniger als elf Arten lyri- 
scher Gedichte , in denen ersieh vorsucht, aufgezählt werden, 
einer unserer vielseitigsten und fruchtbarsten Minnesänger 
gewesen. Leider sind davon nur wenige auf uns gekommen 
und s^bst von diesen mußten mehrere, eben aus denen 
VValther's, erst für ihn zurückerobert werden. Dies ist von 
Wackernagel und Rieger in, wie mir scheint, überzeugender 
Weise geschehen und in ihrer Ausgabe Walther's 8. 259 bis 
270 findet sich nun sein Eigenthum, gleich dem des Ulrich 
von Singenberg S. 209 — 256, vereinigt beisammen. 

Über Leutolt's Lebenszeit herrscht, da sein Name in Ur- 
kunden bis jetzt nicht hat nachgewiesen werden können, keine 
vOlUge Sicherheit. Doch wird vom Kichtigen kaum weit ab- 
irren, wer ihn mit Walther in die gleiche Zeit setzt, jedes- 
falls gehört er in der Reihe der Sänger, welche den Höhe- 
punkt der lyrisclien Kunst be/cichnen, zu den ältesten. 
Waren Walther und Leutolt wirklicli Zeitgenossen und Nach- 
barn (Vogelweide lag mit Soven im selben Thale. nur wenige 
Meilen davon entfernt), so konnte /wisclion beiilon Iricht ein 
persönlicher Verkehr, ein j.^etrc^nseitiger Antrieb und Wett- 
eifer im Gesänge stattgefunden und zugleich Aulal^ gegeben 



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XZTIII 



EINLBITUVO. 



lialicn, dal^ ihre gleichzeitig und in derselben Gegend ent» 
standenen Lieder in den Aufzeichnungen der Fahrenden ver- 
mengt und unter falschem Namen sind eingetragen worden. 
Wie wenn die in einem Tone Walther's (s. Nr. 66) ge- 
dichtete Strophe: 

Hoerft, Walther, wie*z mr st&t, 
min trütgeselle yon der Yogelweidel 
helfe Buoche ich onde r&t: 
diu wolget&ne tuet mir Til ze leide, 
künden wir gesingen beide, 

deich mit ir müeste bluomen brechen an der liebten beide! 

von Leutolt an unsern Dicliter gerichtet wäre? Natürlich tiele 
(lies in Walthers Jugendzeit, bevor er sich zur höhern Aus- 
bildung in der Kunst nach (Esteireich begeben hatte. 

In Tirol herrschte überliaupt um die Wende des zwölften 
und dreizehnten Jahrhunderts und bis über die Mitte des 
letzten hinaus eine rege Sangeslust, und nicht unansehnlich 
ist die Zahl der Sänger, die das kleine Land hervorgebracht 
hat. Außer Leutolt sind hier zu nennen der von Rubin (jetzt 
Rubein, eine Viertelstunde von Meran bei Oberniais im Etsch- 
thal), dessen Geschlecht ebenfalls mit den Bischöfen von 
Brixen in Verbindung stand, Walther von Metze [Meiz un- 
fern von Seven und Bozen), Wahsmut von Künzichen (ich 
• glaube Künzen in der Gemeinde Pfitz bei Sterzing). Auch 
von diesen Dichtem sind einzelne Lieder unter jene Walther^s 
gerathen. Überdies werden sie Ton Sp&tem zuweilen neben 
einander genannt (z. B. von Reinmar von Brennenberg : 
Walther van Mesge, Bubtn und einer hiez Wahsmuot, oder 
vom Maroer: WaKmuot^ Snhtn)^ wie denn auch in den 
größem Liederiiandsebriften sich vielfach eine Neigung zu 
örtlichen Gruppierungen bemerkbar macht Wenn daher in 
der Weingartner Handschrift an eine Reihe von Sftngernamen 
aus Tirol und an Tirol grenzenden Gegenden: Wachsmut, Hilte- 
holt ▼on Schwangau, Wilhelm von Heinzenburg (aus Grau- 
bandten), Leutolt von Seven und Rubin sich unmittelbar Wal- 
ther von der Yogelwelde anschließt, so möchte ich das ebenso 
wenig l&r etwas ganz Zufälliges halten, als die Znsammen- 
stellung des Leutolt, des Walther von Metze und des Rubin 
in der Pariser Handschrift, sondern bin geneigt, darin eine 
Bestätigung za finden, daä Walther ein Tiroler und daß das 



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BlMIiBITUMec 



ZXIX 



am Eisak nachgewiesene Vogelweide in der That Waither"» 
Geburtsort ist. 

niczu kommt noch ein weiteres wichtiges Moment. Als 
gewiss darf betrachtet werden, dali die Entstellung des herr- 
lichen Gedichtes (Nr. 188), worin er uns mit so ergreifenden 
Worten den Besuch im Laude der Kindheit schildert, in 
seine letzten Lebensjahre fällt. Lag des Dichters Heimat in 
Tirol, so wissen wir dann genau, bei welcher Gelegenheit er 
sie wiedersah. Es geschah während des Zuges, der im Juni 
1228 dem Kaiser das kleine Kreuzheer aus Deutschland nach 
den apulischen Häfen znföhrte, denn in diesem befand sich 
nach Rieger s, wie ich nan glanbe, richtiger Darstellung, auch 
Walther. Welcher Weg hiebei genommen ward, kann ich 
zwar aus Mangel an Quellen nicht gans bestimmt nachweisen^ 
doch ist es mehr als wahrscheinlicfa, daft es derselbe war, 
der von den deutschen Kaisern auf ihren Römerzogen in der 
Regel, zuletzt noch von Otto lY. 1^ und Friedrich IL 
1830, eingeschlagen wurde: die Straße aimlichy die Ober 
den Brenner, dnicih das Eisak- und Etschthal, nach Verona 
fthrt Auf dieser Fahrt, die der betagte Weither, wie mir 
scheint, nicht sowol in der Absicht, selbst gegen die Hei- 
den SU ziehen, mitmachte, als ridmehr um, wie froher 
durch seine Sproche, nun dnrdi sein Beispiel die Lauen 
zur Theilnahme am Kreuzznge aufzumuntern, und ton der 
Sehnsucht getrieben, vor dem Ende noch einmal das Land 
seiner Geburt wiederzusehen, hat er das Lied für die Kreuz- 
frjirer gedichtet (Kr. 7S), und ihr verdanken wir auch sei- 
nen Schwanengesang, in welchem sich, der Sonne ^eich 
▼or ihrem Untergänge, die ganze Kunst, Tiefe und Innig- 
keit des großen Dichters noch einmal in ihrer ToUsten Flacht 
and Schönheit offenbart. 

Ohne mir einzubilden, durch die Torstehende Unter* 
sndiunf Wahher s Heimat mit unumstößlicher Gewissheit 
festgestellt zu haben, glaube ich doch, daß nun fOr Tirol 
gewiditigere Gründe als für jedes andere deutsche Land 
sprechen. Streng genommen, steht die einzige Stelle« die 
voii mir und An<lem als Beweis fär Waltber's fränkische 
Herkoofi früher ist aufgeführt worden, mit nnserm Ergeb- 
niss nicht eiiimal iin Widersprach. Als er jenen Sprach 
wm NOmberger Hoftag dichtete ^Kr. 16 ii. war er bereit» 
seit mehrem Jaliren im U*'hitx d»s Yom Kaiser empUL^^ 



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XXZ BIHLBITUNG. 

nen Lehens. Dieses lag aller Yermuthung nach in Fran- 
ken. Dort hatte er nan seinen festen Wohnsitz, das Heim- 
wesen, gefunden, nach dem er so lange sich gesehnt, daher 
konnte er den fränkischen Adel die heimischen Fürsten nen- 
nen, mit dem nämlichen Recht, womit ein naturalisierter 
Franke dasselbe heute noch thun dürfte. Die Frage nach 
der Herkunft bliebe hier wie dort eine offene. Bis zur Auf- 
findung neaer Quellen sind wir daher berechtigt, das hier 
nachgewiesene Yogelweide im WipUial als Walther's Geburts- 
ort zu betrachten. 

Also doch ein (Esterreicher! Freilich nicht ganz so, wie 
Lachmann gemeint hat, sondern nur in dem Sinne etwa, wie 
man heute wol zuweilen den Hans Sachs einen Bai( r nennt. 

Die Armuth und Noth, jene Mutter und Erzieherin so • 
vieler großer Geister, hat auch dieses Talent gezeitigt, in- 
dem sie Waltbern in jungen Jahren aus dem heimatlichen 
Thal, wo sein dichterischer Genius zwar bereits die Flü<rel 
geregt, aber kaum jemals zu so hohom Fluge sich autVe- 
schwungen hätte, hinaustrieb in die Welt, ins öffentliche 
Leben, und ihn zwang, sich der Poesie und Kunst ganz und 
für immer in die Arme zu werfen. Kurz vor oder nach 1190 
mag es gewesen sein, da& der etwa zwanzigjährige Jüngling 
das väterliche Haus, das in seiner Beschränktheit dem Heran- 
gewachsenen keinen Raum mehr bot, verlie(S und sich nach 
Österreich begab, um dort die Ausbildung in der edeln 
Sangeskunst zu suchen, deren auch der geborene Dichter 
nimmermehr entrathen kann. 

Zeit und Ort waren einem solchen Vorhaben so günstig 
wie nur möglich. Die schönen Donaugegenden befanden sich 
damals in einem so glücklichen und blühenden Zustand wie 
kaum ein anderes deutsches Land. Die furchtbaren Ungar- 
känipfe, die ehedem unablässig an den Grenzen der Ostmark 
getobt, hattoji, wenn nicht ganz aufgehört, doch um vieles 
von ihrer frühem Ilofti^ikeit verloren, und an dir Stelle der 
allgemeinen Ihisicherheit und VcrwirrunG: war nun, zum ersten 
male wieder seit langer Zeit, Ruhe und Friede, Gesetz und 
Ordnung getreten. Die bürgerlichen Rechte und Freiheiten 
wurden tlicils befestigt, theils erweitert, die Bevölkerung war 
in stetiger Zunahme, Handel und Wohlstand in rascln in Auf- 
schwünge begrilfen, und in AYien, das nächst Köln schon 
damals durch Gröüe und Reich thum als die erste Stadt des 



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BI]II*BITUir&. 



XXXI 



deutschen Reiches galt, entfalteten die Babenbergisclien Her- 
zoge ihren glänzenden Hof halt und bildeten dort durch Pracht 
liebe und verschwenderische PVeigebigkeit für Poesie, Kunst 
und Wissenschaft einen Mittel- und Auziehuugspunkt, wie es 
in Deutschland keinen zweiten gab. 

In dieses reichbewegte, glänzende Leben trat der schlichte 
Sohn der Berge, der außer seinem Talente nichts besaß, was 
er sein eigen nennen konnte, dessen «ganzer Reichthum sein 
Lied war». Nicht vergeblich durfte er dort um Einlaß bitten, 
wo Sänger und Spielleute stets willkoimnene Gäste waren: 
das allzeit offene gastliche Thor blieb auch ihm nicht ver- 
schlossen: oben fand er freundliche Aufnahme und Unter- 
stützung und in Reinmar dem Alten einen Meister, wie ihn 
ein angehender Jünger der Kunst nur wünschen konnte- 
Die Jahre, die nun folgten, seine eigentlichen Lehrjahre in 
der Kunst des Singens und Sagens, waren die glücklich- 
sten im ganzen Leben unsers Dichters. In sorgenfreier 
äußerer Lage und angenehmer Umgebung, ermuthigt durch 
den Beifall, der seinen Liedern in der Nähe und Ferne zu 
Theil ward, blickte er frohes Muthes und in gehobener 
Stimmung in die Zukunft und niemals ist die Erinnerung 
an diese erste selige Zeit der Jugend und der Liebe aus 
»einer Seele gewichen. 

In diese Zeit seines ersten Wiener Aufenthalts, der mit 
dem Tode Herzog Friedrich's I» (1198) einen vorläufigen Ab- 
schluß erreichte, fällt ohne Zwdfel der grOlSere Theil der 
FrQhlings- und Liebeslieder, der Weehselgespr&che und Rei- 
hen, die in unserer Ausgabe voranstehen und deren Zahl 
einst leicht eine größere war, als wir jetzt überschauen. Diese 
Lieder gehören jsu Walther's schönsten und frischesten. Zwar 
hat er, wie wir von ihm selbst erfahren, bis in sein vor- 
gerOcktes Alter der Minne gehuldigt und zu ihrem Preise ge- 
sungen. Allein zwischen den Liedern der frOhem und denen 
der spätem Periode herrscht doch ein fühlbarer Abstand. 
Während jene, die sich in Form und Haltung manchmal der 
Weise des Volksliedes nähern, durch leichte anmuthige Be- 
wegung, durch Unmittelbarkeit der Empfindung, durch rei- 
sende Naivetät und eine Schalkhaftigkeit, die sich zuweilen 
bis zum Muthwillen steigert, deutlich verrathen, daß sie 
einer Zeit angehören, wo des Dichters Herz selbst noch in 
rascherem Takte schlug, lassen die andern ebenso deutlich 



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EUfLElIUNO. 



den gedankenvollen Ernst, die gereifte Erfahrung des männ- 
lichen Alters erkennen. Die Yergleichung zwischen Einst und 
Jetzt drängt sich ihm, nicht zum Vortheil des Letztern, mehr 
und mehr auf und immer häufiger werden die Klagen üher 

die allgpiiieino Abnahme der Freudigkeit, über die Verdrossen- 
heit der Jugend und der Frauen, über den Verfall der Zucht 
und Sitte. Die Wäiine des Gefühls und der Emi)findnng wird 
durch das Ilervorlircchen einer kühlem IJetraclitungswcise 
vielfach beeinträchtigt und in den Jubel und die Klage misclit 
sich die Lehrhaftigkeit, ja selbst die spitzfindige Erörterung, 
Elemente, die sich mit dem reinen lyrischen Ton des Liedes 
nimmer vertragen. Dieses Vorwalten der Retlexiou verleiht 
dem Minnesange ^VaUller*s im AUgeinciuen etwas Unlebcndifres, 
manchmal sogar Trockenes, wie es denn nach Uliland's tref- 
fender Bemerkung nicht sowol die tiefere und anhaltende 
Leidenschaft, die zärtliche Innigkeit, das Versinken in einem 
Gefühl ist, was seine Liebeslieder auszeichnet, als vielmehr 
der weitgreifeiide Gedanke und die lebendige Gestaltung. Über- 
haupt war diesem vielseitigsten der altdeutschen Liederdichter 
der Kreis des Minnesanges zu enge, er fühlte das Hedürfniss 
einer umfassendem Weltanschauung, er richtete das Lied auf 
die wichtigsten Angelegenheiten des Vaterlandes und der Kirche 
und bei diesen ist er mit voller Seele. 

Ob auch ohne äufjern Anlali, ohne die Stürme, die an der 
Neige des 12. Jahrhunderts hereinbrachen und das Reich in sei- 
nen Cirundfesten erzittern machten, A\ alther's Poesie diese Rich- 
tung, die ihn so sehr von seinen Kunstgeuossen vor und nach 
ihm unterscheidet, jemals genommen hatte? Schwerlich. Denn 
wie jeder groloe Dichter ist auch er ein Kind seinerzeit und 
unter ihren Einflüssen zu dem geworden, was er ist. Wäre 
Heinrich dem VI. ein längeres Leben beseliicdcn gewesen und 
des Reiches Macht auf dem Höhepunkt geblieben , den sie 
unter ihm erreicht, so ist kaum anzunehmen, dali Walther 
sich von der Bahn der erotischen und ethischen Dichtung , auf 
der alle übrigen Lyriker wandelten , entfernt hätte. Jedenfalls 
ist es eine Thatsache, daß der unselige, mit Kaiser Hcinrich's 
Tode anhebende Wahlstreit es war, der, ihn aas seiner behag- 
lichen Ruhe am Wiener Hofe aufschreckend, aus seinem Geiste 
die ersten Funken patriotischer Begeisterung schlug. Die älte- 
sten Gedichte, deren Entstehungszeit bestimmt werden kann 
(Nr. Sil), fallen , wenn nicht noch in des Kaisers Todesjahr, doch 



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BIKLBITUNO. 



XZXIU 



in den Anfang des Jahres 1198. Mit diesem grof^cii und so 
vt rhängnissvollen Wendepunkt unserer Geschichte sehen wir 
Walther's Poesie das politische Gebiet betreten und jene Rich- 
tung eiiisclihigen, der er durch volle dreißig Jahre unerschüt- 
terlich treu geblieben und von der er bis zu seinem Tode nie, 
auch nur um eines Fußes Breite, abgewichen ist. 

Über die Wahl, die er zwischen den beiden Bewerbern 
um die deutsche Krone treffen sollte, war dieser klare, scharf- 
blickende und gesinnungsvolle Geist keinen Augenblick schwan- 
kend: mit voller Entschiedenheit wandte er sich demjenigen 
zu, der durch seine Geburt auf die durch lange Gewohnheit 
geheiligte erbliche Nachfolge ein unbestreitbares Recht hatte, 
und auf dessen Seite alle standen, welche deutsch dachten 
und fühlten und des Reiches Größe und Wohlfahrt über die 
eigenen persönlichen Interessen stellton: Philipp von Schwaben. 
Noch von Wien aus erhob er seine Stimme zu dessen Gun- 
sten, indem er das deutsche Volk aufforderte, Philipp die 
Krone aufzusetzen, und als sich durch Herzog Friedrich's Tod 
das bisherige Verhältuiss gelöst und seines Bleibens dort nicht 
mehr war, begab er sich an des Königs Hof und in seinen 
Dienst (Nr. 98). Wie sehr sich Walther, auch aus persön- 
licher Sympathie, zu dem jungfu süßen Mann, in dessen Ldbc, 
die Zeitgenossen einstinunig sind, hingezogen fühlte, zeigen 
die lebensvollen Schihierungen der zu Mainz erfolgten Krö- 
nung und der Magdeburger Weihnachtsfeier (Nr. 07. 100)^ 
und selbst aus dem Tadel über seine Widerwilligkeit im Ge- 
ben unil der Ermahnung zur Milde (Nr. 101. 102) spricht un- 
verkennbar die herzlichste Zuneigung. 

Uber die Dauer dieses Verhältnisses zum staufischen Kö- 
nige fehlt uns jede sichere Andeutung. Doch hat es wol 
nicht länger gewährt, als unbedingt nuthig war, kaum über 
das Jahr 1204 hinaus. Von diesem Zeitpunkt an, wo sich 
Philipp s Stellung befestigte, wo es ihm gelang, seiuen Gegner 
in offener Schlacht aus dem Felde zu schlagen und die Her- 
zen derer, die jenen zuerst erhoben, für sich zu erobern, und 
er in Folge dieses doppelten Sieges 1205 nun auch zu Aachen 
gekrönt wurde , von dieser Zeit an verstummt auch Walther^s 
politische Dichtung, und weder Philippus gewaltsamer Tod (1208) 
noch auch Otto's nunmehr einmüthige Erhebung auf den 
deutschen Thron und dessen Krönung zum römischen Kaiser 
(4. Oct. 1-209) yermochten ihr einen neuen Ton zu entlocken. 

WAi<TU£B V05 DKli VOOSIiWÜIDe. • 



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XXJOY 



EIHLBITUNO. 



Erst im Jahre 1210, als zwischen Otto nnd Innocenz der 
unheilbare Bruch eintrat, als der kaum zuvor Gesalbte mit 
dem Banne belegt wurde und neues schweres Unheil dem 
Reiche drohte , sehen wir Walther's patriotische Muse wieder 
aufwachen und gegen römische Machtsprüche und Intriguen für 
des Kaisers und des Reiches Recht mit jugendlicher Frische 
und Kraft sich erheben. Obschon gegen Otto, wegen seines 
Charakters und seiner Vergangenheit, nichts weniger als sym- 
pathisch gestimmt, schloß er sich ihm, als dem gesetzlichen 
Reichsoberhaupt, enge und mit der ihm eigenen Energie an, 
und trotz aller persönlichen Unbill, trotz der Demüthigungen 
und Täuschungen, die ihm von dem rohen und gewaltthätigen 
Fürsten als Dank für seine \Yichtigen Dienste zu Theil wur- 
den, hielt er dennoch treu bei ihm aus, so lange er ihn als 
den rechtmäßigen Kaiser betrachten durfte. Nachdem mit 
der Schlacht bei Bouvines (27. Juli 1212) sein Glücksstern 
sich geneigt und er, gebrochen und hilflos ein volles Jahr 
lang von der Gnade der ihn widerwillig heherliorgenden Köl- 
ner Bürger lebend, immer tiefer verkam, da konnte sich auch 
Walther nicht länger mehr der Überzeugung verschließen, daß 
Otto nur noch Schattenkaiser, ohne Macht und Bedeutung, 
und daß für Deutschlands Heil nichts mehr von ihm zu er- 
warten sei. Erst dann fiel auch Walther , der let/ton Einer, 
von dem noch im Unglück Trotzigen ab nnd wandte sich dem 
neu aufgestiegenen Sterne zu, dem die Herzen der deutschen 
Patrioten mit frcudicjer Erwartung entgegenschlugen. 

Diesmal sollten des Dichters Hoffnungen, wenigstens was 
seine Person betraf, nicht getäuscht werden. Mcht nur daß 
Friedrich IT. das ihm von Otto gegebene, aber nie gehaltene 
Versprechen erfüllte, und seine grot^en nnd nnlengluircn Ver- 
dienste um Kaiser und Keicli mit einem Lehen belohnte, er 
gab ihm noch einen weitern Beweis seines ehrenden ^'er- 
traueus dadurch, daß er ihm die Erziehung seines unmün- 
digen Sohnes, König Ileinrich's V^ll., übertrug, beides walir- 
schcinlich auf Veranlassung und Betrieb des Erzbiscliot's 
Engelbert, der Walthern während seines Aufentlialts bei Otto 
zu Köln mochte kennen und nach seinem wahren Werthe 
seliätzen gelernt haben. Freilich machte der störrische un- 
beugsame Sinn des verwahrlosten Knaben alle Bemühungen 
zu ^^chanden uud nur zu bald w^ar Walther genöthigt, sich 
offen von ihm loszusagen. Gleich woi bewirkte dieser Miss- 



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BUiLBITÜNOc 



XXXV 



erfolg in dem ^Toprongeitigen Verhältnisse keine Veränderung; 
der Kaiser blieb dem Dichter hold und gnädig gesinnt, und 
dieser stand ihm bis zu seinem letzten Athemzugc mit Rath 
und That zur Seite, sei es, da(^ er ihm Worte der Ermah- 
nimg und Ermuthigung zur Ausdauer in seiner schwierigen 
Lage zurief, oder dafj er die verrätlierischen Umtriebe der 
emporstrebenden Landesherren aufdeckte und brandmarkte, 
oder, wie schon früher, so auch jetzt wieder, mit dem Frei- 
muth und der ünerschrockenheit eines Mannes, der von der 
Gerechtigkeit seiner Sache durchdrungen ist, die ebenso ver- 
\vei*fliche als verderbliche Politik des römischen üofes gei- 
ßelte und verdammte. 

Wie großen Antheil hieran das Gefühl der Dankbarkeit 
gegen seinen kaiserlichen Gönner, dessen Gnade er ein sorgen- 
freies Alter zu verdanken hatte, auch haben mochte, so ist es 
dennoch nicht dieses, was seine ganze Haltung bestimmte, 
sondern ein weit höheres und edleres: die T.iebc zum Vater- 
landc. Obschon durch seine Armuth genötliigt, ein unstetes 
Wanderleben zu führen und dir Milde von Fürsten und Herren 
anzusprechen, so hat er sich doch niemals, gleich so vielen 
seiner Zeitgenossen und Nachfolger in der Kunst, zu ge- 
meiner Schmeichelei und Wolildieuerci erniedrigt. Im Gegen- 
theil tadelte er überall offen und rückhaltlos was ihm niiss- 
ficl, und wo seine Rügen und Strafred^'U ungchört verhallten, 
da schüttelte er den Staub von den Fußen und zog stolz von 
dannen. So an den Höfen in Kärnten, Thüringen, Meißi'u, 
ja zuweilen auch am Wiener Hofe. Walthcr zeigte durch sein 
Leben und Beispiel, wie man arm und docli unabhängig, wie 
man unerbittlich gegen die Kingritie der geisiliclicn Maciit in 
die weltlichen licchte und Befugnisse, und doch daneben tief 
religi<)s und fromm seiii kann. Wie jeder Arbeiter > eines 
Lohnes werth ist, so durfte auch er für seine dem Einzelnen 
wie der Gesammtheit geleisteten Dienste Ansprüche auf Dank 
und Lohn erheben; aber selbst wenn diese unerfüllt blieben, 
ließ er doch nicht von dem als recht Erkannten: hoch über 
seinem persönUeben Yorüieil stand ihm die Wahrheit, das 
Recht und die Grdl^e des Reiches, das er gegen äußere und 
innere Feinde unablässig und mannhaft Tertheidigte. 

Und gerade hierin offenbart sich Walther's persönliche Be- 
deutung und die Tüchtigkeit seines Charakters. Frei Ton 
Selbstsucht und niedrigem Ehrgeiz, begeistert für das Gute 

0» 



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XXXVI 



BIHLBITÜNO. 



und Schöne, durchdrungen von der grof^artigen Idee des deut- 
schen Kaiserthums und mit all seinem Dichten und Den- 
ken den großen Angelegenheiten des Vaterlandes zugewandt, 
schritt er voll sittlicher Wflrde und Hoheit durch jene von 
gemeinem Eigennutz und unersättlicher Habgier beherrschte 
Zeit, auf deren dunklem Hintergrunde sich sein Bild um so 
heller und leuchtender abhebt. — 

In der Hauptstadt des Frankenlandes, zu WOrzburg, in 
dessen Kähe das ihm vom Kaiser verliehene Gut ohne Zweifet 
lag. hat Walther seine letzten Lebensjahre zugebracht und 
dort ist er, zu Anfang der dreißiger Jahre etwa, gestorben. 
Unter einer Linde in dem vom Kreuzgang umschlossenen 
stillen ktthlen Grashofe, des neuen Münsters, vordem Lust- 
garten genannt, hat dies starke treue Herz den Frieden und 
die Ruhe gefunden, welche die Welt, auf der es «nie auch 
nur einen halben Tag ganzer Freude genossen», ihm nicht 
gewfthrt hatte. Von seinem milden, liebevollen Sinne gibt 
ein schönes Zeugniss die alte Sage, welche erzählt: Walther 
habe in seinem letzten AVillen verfügt, daß auf seinem Grab- 
steine täglich die Vögel gefüttert und getilknkt werden sollen. 
Dieser noch im vorigen Jahrhundert vorhandene, nun aber 
verschwundene Grabstein trug folgende lateinische Inschrift: 

Pascua qui volucrnm vivus, Walthcre, fuisti, 
qui flos eloquii, qui Falladis es, obiistil 
er^o iuod aureolam probitas tua possit habere, 
qui U'pjit, hic dicat: «Dens istius miserere!» 

^^'(>it b('^>< r als diese zwar gut f^pnuinti u. aber wodor nach 
Form noch Inluilt l)Oton(lLrs irt lun^enon Veiso, scliüiicr auch 
als der im Anhang S. 309 mitgctlieilto Xacliruf des Ulrich 
von Singonborg, sind die einfachen, aber eben durch ihre 
KinfachluMt ergreifenden Zeilen, die ITugv"» von Trimberg ia 
seinem Kenner, V. 1218, 1219, unserm I )i( hier gewidmet hat: 

H^r Walther von der Vogelweide, 
swer des vergsez^ der tset' mir leide. 



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Ober mitteluochdeuihühe ausspräche ünd 

yersküxst. 



I. DIE AÜSSFßACIIE. 

Da die neuhochdoutscliü Scliriftsjirache, gegenüber tlem 
Mittelliochdeutschen des /.wöltten imd dreizehnten .lalirliun- 
derts, uiclit allein in den Laut-, sondern auch in den Quan- 
titätsverhältnis:=en niauigfaciie Veränderungen erfahren hat, so 
ist es für den der alten Spraelie Unkniuligcn, bevor er ans 
Lesen geht, unerlul'dieli , diese Verhältnisse und Unterschiede 
genau kennen zu lernen. Dazu solkü ihm die naclibtelieudcu 
Bemci'kuiiguii beliiUiicli sciu. 

A. VOH DER TOCALBV. 

1. Einfache Vocale. 

Die Vocale sind entweder kurze oder lange. Jene sind die 
ältern, urspriuiLilichin, und aus ihnen halten sich die langen 
erst alhnählich entwickelt. Kin langer Vocal ist nämlich nichts 
anderes als die Verdoppelung eines kurzen, und der Unter- 
schied zwisclieu beiden bezielit sich lediglich auf die Zeit, 
in welcher sie ausgesprocluMi werden; mit andern AVorten: 
der lange Vocal liat das doppt Ite .Mal) des kurzen. Dies 
erhellt aufs deutlichste ans den ältesten hochdeutschen Sprach- 
qmdlen des achten Jahrhunderts, wo die Länge des Vocals 
öfter durch Verdoppelung des kurzen bezeichnet wird: j(i(ir 
(das Jahr), /ec/* (varius, buut), root ^rubor, roth); also genau 



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XXXVIII MHD. AUSSPRACHE UND VERSKtNST. 

SO, wie jetzt noch in nianclKMi AVurtern, z. B, Saat, See, 
Logs. Einfacher und zwcckmäljiger als auf diese Weise und 
allgemein wird jetzt die Lange der altdeutschen Vocale durch 
den Circumilex ausgedrückt: ä, e, ö, u, und der Umlaut 
des ä und ö durch Verschlingung derselben mit e, also cc, lc 
(mcere, scIkdic), dies zur Unterschcidunc^ vom Umlaut des 
kurzen a und o; welch letztere ä (öfter, ja regelmäßig steht 
dalVir e, z. Ii. stat, gen. stete) und u geschrieben werden. 
Von diesen langen Vocalen sind i und ü (mit Ausnahme von 
düj welches unverändert geblieben, und aus welchem 
*nun' geworden) im Neuhochdeutschen nicht mehr vorhanden: 
jenes ist regelmätiig in ci (z. B. &?, sij hU^ frl, Ui>, wtpf 
ztt = bei, sei, Blei, frei, Leib, Weib, Zeit), dieses in au 
(z. B. hüj rüy Ims, mÜ8, hüi = Bau, rauh, Haus, Maos, 
Haut) übergegangen. 

Schwieriger als die Aussprache der langen Vocale ist für 
uns die der kurzen, und zwar aus dem Grunde, weil die- 
selben im Keubochdeutscben ihre ursprüngliche Quantität viel- 
fach eingehüllt haben und, namentlich in zweisilbigen Wör- 
tern, die entschiedene Neigung vorherrscht, alle organischen 
Kürzen dort, wo sie nicht durch doppelte Gonsonanz ge- 
schützt werden, lang auszusprechen. Der Leser wolle es 
daber als ausnahmslose Regel betrachten, daß alle unbezeicb- 
net gelassenen, d. h. nicht mit dem Circumflcx versehenen 
Vocale kurz sind und daher auch kurz und scharf müssen 
ausgesprochen werden, gleichviel ob das Wort einsilbig oder 
zweisilbig, oder ob dem Vocal ein doppelter oder bloß ein- 
facher Consonant folgt. Also dl, baJ^ schäl, sol, vil, vol wie 
unser all, Ball, Schall, soll, voll; bat^ trat, got wie unser 
statt, Tritt, Gott; 2ac, tae wie Sack, Stock; sack, ^aeh 
gleich krach. Ferner die zweisilbigen geben, schaden, sagen, 
voget, maget, körnen, sumer, lesen, treten, biten wie gebn, 
sagn, Vogt, Magd u. 8. w. Von der Aussprache dieser letz- 
tern wird indes bei der Silbenzählung noch ausführlicher die 
Rede sein. 

2* Diphthonge. 

Die Zahl der mittelhochdeutschen Doppellaute ist eine 
weit größere als in der heutigen Schriftsprache; sie beträgt, 
wenn von einigen ungewöhnlichem und in unserer Ausgabe 



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HHD. AÜSBPBACHB Um TBBSKinrST. ZXXIX 



gemiedenen abgesehen wird, acht: et, etr, t>, tu, ou, öu, 
tio, üe* Von diesen haben sich im Neuhochdeutschen blolS 
die drei ersten, nämlich et*), eu und te ziemlich unver- 
ändert erhalten, während ou zu au (vgl. taUf urloup, bourn, 
troum, ougen = Thau, Urlaub, Baum, Traum, Augen), uo 
zu langem u (z. B. jnio, ettioZ, guot^ iii«iot = zu, Stuhl, gut, 
Muth) und ihre Umlaute öu und üe zu äu und langem ü 
geworden sind: böume^ stöubelin; grüenCi ffüete = Bäume, 
Stäublein; grün, Güte. 

Der mhd. Diphthong tu ist seinem Ursprünge nach dop- 
pelter Art, nämlich organisch und Umlaut des langen ti. 
Erster es geht im Neuhochdeutschen theils in eu (z. B. hiure, 
tiuref riuwe, tHuivCf niuivej iuuer — heuer, theuer, Reue, 
Treue, neu, euer), theils in ie (z.B. im Freesens der starken 
Yerba: kh hiutCj schiuhef giuee = biete, schiebe, gieße), 
seltener in langes ü (ich huge^ trixige — lüge, trüge) über. 
Was (las beim bestimmten Artikel und in der starken Flexion 
des Adjectivs erscheinende, ebenfalls organische in betrifft (im 
Nom. sing. Fem. und im Nom. und Acc. plur. des Neutrums: 
diu , guotiUf schanin)^ so wird es im Neuhochdeutschen beim 
Artikel zu ic (die), beim Adjcctiv zu c geschwächt (gute, 
schöne). Das durch den Umlaut aus ü entstandene mhd. 
iu ist durchwegs zu äu geworden {miuse, fnuser = Mäuse, 
Häuser). In der Aussprache herrscht zwischen dem orga- 
nischen und unorganischen iu, da beide auf einander reimen, 
kein Unterschied; sie sind schriftgemäß auszusprechen. 

Besondere Aufmerksamkeit erlieisscht die Aussprache des 
te, das niiht wie im Nculioclulontsclien ein ])1oIj schein- 
barer, sondern, gleich den übri^ucn, ein ^virklicll^r Doppel- 
laut ist. (Uc, lue, fiiCj wiCj Iiibc , Ii et, Jicz dürfen also 
nicht nach neuhochdi utscher AVeise wie langes i: di. Iii, ni, 
wi, Libe, L'ul, lilö, sondern müssen diplitliongiseh , d. h. so 
ausgesprochen werden, dali man Ik idi' Buchstaben, das i 
und r , in derselben N\'ei-e, wie (in, n, ai , in Haus, Leid, 
Leute, deutlieli lu»rr. Ein Kliiipe für den Ungeübten ist, 
wie die Erfahrung lehrt, die Aussprache des Wortes ie 



•) Doc'i hat dieses in den st.irkon l'ra ti ritis der Ablautrcilio i ti i i 
eine Veränderung erlitten, indem es entweder zu ie {%. h. »chein, »chrei^ 
ac/ireip, bifip, ineit, twei.- , «<M'e ss tetaien , sebrie, sehrieb, blieb, mied, 
schwieg, stiog) oder rn kurzem i wurde (vgl. gr«i/, r0it, Mf, $n€it, rtit, 
tUich SS griff, rittt Utt, schnitt, riß, schlich). 



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XL 



XBD. AUSSPRACUB UKB VE&äKüMST. 



(immer, irgend einmal) insofern, als er stets die Neigung haben 
wird, dasselbe nach jetzigem Gebrauche, also wie jr, aus- 
zusprechen, was ganz falsch wäre, da ?c nicht auf e, vie, uey 
sondern auf gie, hie, nie reimt, somit auch wie diese muß 
ausgesprochen werden, und der vocalische Anlaut des Wor- 
tes überdies auch daraus erhellt, dalö es vorausgehende aus- 
lautende Vocale elidierend in sich auliiehmen kann; vgl. cz 
ensayte ir gilete ie stnuler ic(hi 21, 9. ich lebte le icol und 
äne nit 42, 1. dac er gestehe ie groczer gehe 83, 2. nnd 
brennet in dar umbe itdoch 76, 36. da von gesweic daz 
bilde iesä 76, 18. 

B. VON SEH CONSONANI£N. 

In der Aussprache der Consonanten besteht zwisclien dem 
Mittel- und Neuhochdeutschen im Allgemeinen nur ein ge- 
ringer Unterschied. Ks sind folgende Puidvte zu merken. 

Nach einer allerdings nicht übnall und ganz streu:: beob- 
achteten Regel wird in der alten Sprache das inlautende 
fc, d, g, r im Auslaute zu t, c (oder auch k) , /, d. h. es 
tritt an die Stelb; der Media die Tennis; z. Ii. gen. grabcs, 
Ubes, lobes, nom. graj), iip, lop\ gen. eides, nides, tcerdes, 
nom. eitj nity wert; gen. slages, tageSy ganges, langes, nom. 
slaCj tac, ganc, lanc; gen. hovesy wolves, nom. hof, tcoJf, 
Daß der auf den Consonanten folgende Vocal es ist, der im In- 
laute die Media schützt, geht daraus hervor, daß b und g auch 
im Auslaute haften bleiben, wenn das darauf folgende Wort 
▼ocalisch anlautet; vgl. tg üt wol halb ein MmdrWie ö, 7. 
manig ander 51, 4. swer mir ist sUpfig aU ein ia 11% 1. Im 
Neuhochdeatsclien ist diese Unterscheidung ftußerlich zwar auf 
gegeben , aber in der Aussprache dauert sie fort, indem wir zwar 
Leib, Eid schreiben, aber glcichwol Leip, £it (= Leibb, Eidd) 
sprechen. Bei g schwankt die heutige Aussprache zwischen 
g, gg nnd cÄ, vgl. Tag, Berg; Tagg, Bergg; Tach, Berch. 
Im Anlaute müssen, da sie in den Handschriften willkflr- 
lieh miteinander wechseln und im Althochdeutschen das 
erstere weit überwiegt, / und v völlig gleich gelautet haben, 
d. h. wie unser heutiges /; dagegen ist das inlautende v 
wol etwas weicher, mit einer Hinneigung zu w, ausge- 
sprochen worden. Das auslautende c hat, wo es an die Stelle 
des inlautenden g tritt, wie gg in dem Worte Flagge (also 



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Mnu. AUSSPRACHE UND VERSKÜNST. 



XLI 



laCj taCf laue = lags:, Tagg, langg), dagegen in wac, hlic, 
kraric {gen. na ckes , bltcl:(s, hraiikc,^) wie ck und /: geklungen, 
mit dem starken, den oberdeutschen Mundarten jetzt noch 
eigentluunlichen Gutturalton. 

Größere Schwierigkeit als die eben besprocbenen macht 
dem an das Neuhochdeutsche Gewubnien die Aussprache des 
h und £r. In Bezug auf das erstere ist zu bemerken, tlalo im 
Mittelhochdeutschen das h niemals blolö als grai)bisches Zei- 
chen, zur Bezeichnung der Länge eines Vocals verwendet 
wird. Vielmehr ist es überall, also nicht bloß im An- und 
Inlaute vor Yocalen, wie in haben und tacken, sondern auch 
Tor den Consonanten * und t {hs, ht) immer Spirans und 
daher hörbar auszusprechen. Die Wörter reht, siht^ niJUy 
lieht, wahsen, fürliten, gcworht dürfen also nicht etwa ge- 
dehnt: fHf «t*, nH, Hetf wäseUf fürten , gewortj sondern 
fflOssen mit der im Neuhochdeutschen üblichen Aussprache 
der Aspirata ch: recht j sieht, nicht, Hecht, wachsen, fürch- 
ten, geworcht gelesen werden. Umgekehrt wird dem Rich- 
tigen nahe kommen, wer die mhd. Aspirata in rechen^ stechen^ 
dich, sich, sprichet, Sprüche ausspricht wie in nach, noch, 
Sache, machen, lachen, mit dem gleich ccft klingenden Quttural- 
ton, der den Bewohnern der deutschen Alpenländer noch jetzt 
eigen ist. 

Ohwol in den Handschriften und, diesen entsprechend, 
auch in unserer Ausgabe eine äußerliche Unterscheidung nicht 
stattfindet, gibt es doch im Mittelhochdeutschen zwei «-Laute, 
die in der Aussprache streng auseinander zu halten sind. Bas 
eine s ist dem neuhochdeutschen g yöllig gleich und lautet 
wie ts. Es steht überall im Anlaut (zart, zeigen, eom, zuo, 
zucken, zunge, zwei), im Inlaut bloß in dem Fremdworte 
kriuze (cruz), im Auslaute in diz (wofür viele auch ditz, 
ditze), außerdem noch in den Verbindungen Iz, nz, rz: sah, 
holz, stolz; ganz, kränz, tanzen; swarz, würz, herze, merze. 
Das zweite, wof&r in Lehrbüchern und Ausgaben häufig 3 ver- 
wendet wird, hält in seinem Laute die Mitte zwischen z und s. 
In der Blütezeit der mhd. Reimkunst, wo voller Gleichklang 
oberstes Gesetz war, wurde dies 5 niemals mit z oder s ge- 
bunden; wol aber einerseits im 12. Jahrhundert, anderer- 
seits von der zweiten Hälfte des 13. ab häufig mit s: gras: 
das; wtz: pris; gröz: lös; liz: hüs. Daraus geht hervor, 
daß der Laut des 5 von dem des s nicht sehr weit kann ab- 



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XLII 



MED. AUSSPAACHB UND YERSKUMST. 



gestanden haben. Wir dürfen es also gleich geschärftem 8 
au>sprcchen, und zwar wie ß in langsiibigen (mäge, fluf, 
(jrüezen, üz), wie ss in kurzsilbigen (rfa«, haXy ee; gagzen, 

czzetx^ gebizzeiij genozzcn). 

Zum Sclilusse noch eine Bemerkung über die anlautenden 
Lingualverbindungcn 67, bviy sii , sir, an deren Stelle nun be- 
kanntlich schL srhni , sc?tu , schir [k treten ist. Ihre Aus- 
sprache mul5 jedenfalls eine der Schreibung entsprechende, 
unaspirierte gewesen sein, genau wie sie in allen niederdeut- 
sclien Mundarten noch jetzt üblich ist, fil&oaläjen, bmccktn^ 
sue, swach. 



II. DIE YERSKÜNST. 

Altdeutsche Verse richtig zu lesrn ist nit lit rrauz so schwer, 
als man wol zuweilen darzustellen gesucht hat, aber doch 
auch nicht so leicht, als Mancher zu glauben peneigt sein 
majr ; es muU eben wie alles gelernt sein, und hit /u ist einer- 
seits Kciiiitniss der für den niittclhochdeutsrhen Versbau gel- 
tenden lleiH'lii und Gesetze, andererseits einige Übung un- 
entbcliriic h. Mit Hille dieser beiden wird sich, auch olme 
mündliche Unterweisung, Jeder bald die nöthigc Fertigkeit 
im Lesen und ISetonen erwerben, zumal wenn er den hier 
zum ersten Mal in umfassender und consequenter Weise an- 
gewendeten Zeichen (nämlich dem die Hebung bezeichnenden 
Accent, dem Apostroph und dem unter die zu verschleifendcn 
Yocale gesetzten Punkt) die erforderliche Aufmerksamkeit 
schenkt Überdies bietet der Versbau der mhd. Lyrik in- 
sofern veniger Schwierigkeiten dar, als mehrere in der epi- 
schen Poesie geltenden Betonungsgesetze darin gar nicht zur 
Anwendung kommen und sich die mhd. Liederverse, in denen 
schon früh eine Kcigung zur Silbenzählung, zum regelmäßigen 
Wechsel Yon Hebung und Senkung, durchbricht und später 
zur völligen Herrschaft gelaugt, von den heutigen im Ganzen 
nur wenig unterscheiden. Aus diesem Grunde darf ich mich 
hier auf die wichtigsten, auch für die Lyrik in Betracht kom- 
penden Punkte beschränken. Doch ist es noth wendig, einige 
Bemorkungen allgemeiner Art vorauszuschicken. 

Im Gegensatz zur antiken Verskunst, welche ausschließlich 



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MBD. AITBSPBACHE UND VEBSKUMST. 



ZLIII 



von der rro^otlie , vom Gesetze der Quantität, belierrscht 
wird, hat die deutsche von jeher, seit wir sie kennen, vor- 
zugsweise auf der uraniniatischen Betonung, auf dem Accente, 
beruht, d. h. der deutsche Vers besteht aus einer bestimmten 
Anzahl Fülie, stark betonter Silben, denen in der Kegel 
andere minder betonte zu folgen pflegen. Jene nennt man 
Hebung (Arsis), diese Senkung (Thesisi; die erstcre wird 
metrisch durch den Acutus i') bezeichnet, letztere durch den 
(Iravis (). in der Tiegel aber unbezoichnet gelassen.*) Auf 
die Quantität, auf die Länge und Kürze der Silben kommt 
es hiebei gar nicht an, indem auf der Hebung eine kurze, in 
der Senkuncr eine lange Silbe ebenso gut stehen kann als um- 
gekehrt; nur das ist nöthig. daß die Hebung aus einer be- 
tonten, und zwar hoher betonten Silbe besteht als die darauf 
folgeude Senkung. Z. B. Waltlier Xr. 37, 13: 

Ich toHe wbl, dag diu Heb^ mde 
hin schfknh tctp gbnwchhi toöl: 
ieddch swelch wtp U tügendh pfläc, 
dag ist dutf der man wünsdikn sdh 

Hier finden wir die kurz silbigen Wörter dag, mac, wol, 
pflaCf dery sol auf der Hebung, dagegen die langen diu, 
ein, swelch, ie in der Senkung; aber jene sind höher betont 
als diese. 

Dem Verse eine bestimmte Zahl von Silben zu geben, liegt 
ursprünglich nicht im Charakter der deutschen Poesie. Nur 
die Hebungen werden gezählt, während vor und zwisihen die- 
sen die Senkungen theilweisc oder auch ganz fehlen dürfen. 
Fälle der letztgenannten Art sind jedoch überaus soltoii, und 
auch die Verse mit nur theihveise fehlenden Soiikuiiti(Mi sttdien 
weit zurück gegen die Zahl derjenigen, in denen li( bung und 
Senkung regelnuUiig wechseln, l ud mit Uecht, th ini die Sen- 
kungen bilden ein wes' ntliches Moment im altdeutschen Vei s, 
ohne welches er sclnverfällig und von ermüdender Eintönig- 
keit würde. Mäfjig und am rechten Orte. d. h. dort ange- 
wendet, wo die «'besetze der Uetomuig es verlauLft ii, i-t das 
Weglassen der Senkung in der Hand eines mit künbtlerischem 

*) Ich habe den Üravis einigeinale bei Wörtern angewendet, auf denen, 
obwol tie in der Senkung stehen, dennoch ein Nachdruck liegt; s. It. 
135, 11. 178, 4. 



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MBD. AÜ88PRACRB ÜND VXB8KUH8T. 



Siune ausgerüsteten Dichters eines der wirlcsamsten Mittel, 
um dem Verse Kraft und Nachdruck, Wohlklang und Ab- 
wechselung zu geben. Das Fehlen der Senkung ist jedoch an 
ein bestimmtes Gesetz gebunden, welches verlangt, da(S dann 
die erste 8ilbe oder Hebung entweder durch Yocal oder durch 
Position (Consonantenverbindung oder Doppelconsonanz) lang 
sein muß. Dies ist der einzige Punkt, wo auch im alt- 
deutschen Vers das Princip der Quantität durchbricht und 
zur Geltung kommt 

Aus dem Vorßtehenden ergibt sich von selbst, daß die 
Silbenzahl eine sehr verschiedene sein kann. In den viermal 
gehobenen sogenannten kurzen Reimpaaren wechselt dieselbe 
zwischen vier bis zehn, ja noch mehr Silben und dennoch 
sind die Verse alle gleich lang. So haben Verse wie: 

inicö lückihti- VeldekoiTs Enoit 8-'), 12. 
IdnCf schärf, f/roz^ breit iwv'm 459. 
välsciu friuiUachüft Freidauk 45, 8. 

mit vier Silben, oder: 

ich wdne, friunt Hartman Iwein 7027. 
durch ir iren gewin Barlaam 289, 18. 

mit sechs Silben genau dasselbe metrische Ma£S, wie: 

b% dem hr&mm s%uant ein h6um Walther 3, 10. 

mit sieben, oder: 

ob ich mich s&^t fOetneii $61 ebd. 36, 1. 

mit acht, oder: 

die läze euch göt mit fröuden Wfen Tristan 54. 

mit zehn Silben, denn in allen sind die vier gesetzlichen 

Hebiiiigon entbalten. 

Das bisher Gesagto gilt jedoch nur von der erzählenden 
Poesie, zunächst den unstrophisclicn kurzen Reimpaaren, dann 
auch von der strophischen, aber ui)ge.>iingenen epi eben Poesie. 
In der l.iederdichtnng dagegen wurden, wie bereits bemerkt, 
schon früh die ^Silben ge/iihlt und gehören fehlende Senkungen 
zu den seltenen Ausnahmen. Solche gewährt uns aber gerade 
AValther, und zwar nicht bloli in den Liedern aus seiner 
trühern Zeit, wie im Tagelicde, Mr. 3: owe das ürlouhes 47, 



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MHD. ADSSPRACIUt UKD VBR8KUM8T. 



XLV 



vielUiclit auch til li^ ist mir ddz 24, sontlorn einige Male 
aucli in den spätem Sprüchen bei dreisilbigen Wörtern: ich 
bin des miUenläntgrdven ingesinde lOd, 1 und ebenso I T'G, 3; 
ferner: als hie vor hi Hnem ßoubereere Gahrehte HO, 2. 
Doch stehen diese Beispiele so vereinzelt, dal^ sie der Uegel 
gegen aber kaum in ]>( tracht kommen. 

Dies vorausgeßchickt kann ich zur Entwicklung derjenigen 
Gesetze schreiten, welche in der altdcutschm Mi trik die wich- 
tigste Kollc spielen und die lyrische wie epische i'oesie gleich- 
mäßig beherrschen. Zuerst 

A. VON SSB BSTONVNe. 

Hinsichtlich der Betonung gilt im Deutschen das TTanpt- 
gesetz, daß die erste Silbe eines Wortes den höch- 
sten Accent hat Doch erleidet diese Regel, in der Ly- 
rik zumal, manigfache Ausnahmen. Die wesentlichsten sind 

folgende. 

1. Alle Verba und die von diesen abgeleiteten Suhstantiva 
niid Adjectiva, die mit den untrennbaren Partikeln be, «i*, 

er, f/e, rcr, ze (zer) znsannnengcsetzt sind, haben regelnnlRig 
den llauptton nicht auf der er.>teii Silbe, nämlich hier der 
Taitikcl, soiuleru auf der Stammsilbe. Doch gilt auch dies 
nicht iibeiall und durchaus, indem die Partikel ge zuweilen 
den Ilauptacccnt trügt, jedoch nur hei viersilbigen Fremd- 
wörtern, z. B. (lerhlicrct kh''ii)C Iwein 0184. rr iras ab (jc- 
brtiitierct Tristan iit'>15. f<us rifrn ttt gaotticret in ebd. 
o205. ze Itorr (jipriscmtct vic ebd. 3290. wH f/ölde f/i-- 
parricrct V\^\i;i\\oh lf'2, 5. Walther gewährt hiefür ebenfalls 
ein lieisi)iel: ht'ich ir irhdc gffuiiurct T)!, '2\. Auch in 
dem Worte buh rhr liegt der llauptton. den schon (MtVied in 
der jetzt üblichen Weise auf die zweite Silbe setzte, hit/zrihi, 
durchaus nur auf der ersten, weshalb, um den Leser zu 
richtiger Betonung zu zwingen, diese stets mit dem Accent 
versehen wurde: bhlerbe. Genau auf dieselbe Weise wird 
das Wort Icbeudic betont: und man in ait libcndtc such 
79, 41. 

2. Die mit den untrennbaren Paitikdu aly im und ur 
componierten Wörter nehmen gleichfalls diesen den Iloehton 
ab, h&ufig in der erzählenden, in der Liedenlichtung durch- 
weg8 die dreisilbigen, öfter auch die ^zweisilbigen, z. B.: 



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XLYl 



MHU. AUäSPKACHE UND VKBSKUK8T. 



c di'mne ich länge Übte also 2, 22. 

söl diu liebe an mir alsus zergän 46, 12. 

milkst diu ere utnnasre, 

da von ich ze jä're würde unwert 63, 1. 2. 

vor der barmünge urspringc 80, löO. 

6% biese unkrüt dar ünder 124, 9. 

Eine beachtenswertiie Ausnahme hievon machen die vier- 
silbigen Wörter, indem hier die Accente, mit Überspringiing 
der Wurzelsilbe, auf die erste und dritte Silbe gelegt werden; 
2. B. dag Ut ein ünsihiiger geiat Iwein 1391. waz söl ich 
ünsißUgez wtp ebd. 1468. mir häi diu ünamUge mägi ebd. 
5267. diu ünvcrtige TT// ms Barlaam 259, 26. 29. Bei Walther 
dreimal: icän ein ünsalegiu krä 4, 29. Hnen ünsißligen Itp 
64, 4. af einen hochvertigm tpän 177, 2. 

3. Aber noch in andern zusammengesetzten Wörtern zeigt 
sich dieser Hang, Hebung und Senkung Silbe um Silbe wech- 
seln zu lassen, ein Hang, der zuweilen zu ganz uiinatürlicher 
Betonung führt. Ein Beispiel dieser Art aus Walther bietet 
auüer dem vorhin angeführten Verse (vor der barmünge ur- 
springe 80, 150) der folgende (wo jedoch die überlieferte 
Wortstellung die Unregelmäl^igkeit vermeidet): 

dag wir vH tümbeu niht mit der amcizen rüngen 187, 24. 

Weit h&ttfiger und unbedenklicherer Art sind die Unregel- 
mäßigkeiten der Betonung, welche zu Anfang des Verses, in 
der der ersten Hebung vorausgehenden Senkung, dem so- 
genannten Auftakt, vorkommen, dem überhaupt in der Lyrik 
wie Epik eine größere Freiheit der Bewegung gestattet ist. 
Ich führe aus Walther an: 

herzöge ti: Öaterrtche 108, 9. 152, l. 
Wallhcr, du zürnest ane not 77, 0. 
Wallhir, ich bultc lieben dir 80, 2. 
beitit U)iz iuircr jügent zerge 95, 13. 
sündiger itp vcrgczzcn 78, 49. 
mehtiger göt, du bist etc. 158, 1. 
mdcschäft ist ein selbwdhscn ere 174, 6. 
zwischen ztoein freuden 187, 16. 

Diese Betonung wird zuweilen schwebende, richtiger jedoch 
versetzte Betonung genannt, indem der Hauptton von der 



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XHD. AÜSBPIUCHB ÜND YBBSKÜNST. 



XLVII 



ersten Silbe gegen die Regel auf die zweite verlegt wird, der 
sonst nnr der Neben- und Tiefton zukommt 

Dies die bemerkenswerthesten Ausnahmen von der Haupt- 
regel der deutseben Betonung, dalS der höchste Ton eines 
jeden Wortes auf die erste Silbe desselben fällt. 

B. HEBUNG VND SENXITHO. 

Das zweite, nicht minder wichtige Gesetz lautet dahin, 
dal^ die Hebungen sowol als die Senkungen nur 
einsilbig sein dürfen. Daraus entspringt eine Reihe von 
Erscheinungen, welche die rhythmische Rede von der unge- 
bundenen unterscheiden und dem heutigen Leser die meisten 
Schwierigkeiten bereiten , nämlich Elisionen, Yerschleifnniren, 
Wortverktlrzungen u. 8. w. Von' diesen wird im folgenden 
Abschnitt ausführlicher und im £inzoliioii gehandelt werden. 
Hier nur so viel, daß gegenüber der Senkung, welche mit 
ein paar bestimmten Ausnahmen nicht nur lautlich, sondern 
auch graphisch, einsilbig sein muß, die Hebung insofern 
größerer Freiheit genießt, als auf ihr in verschiedener Weise 
auch zwei Silben statt einer und überdies Kürzungen stehen 
könucn, die jener verwehrt sind. Gleichwol ist auch hier, 
wie sich zeigen wird, die Zweisilbigkeit nur eine scheinbare 
und die Hebung in Wirklichkeit ebenfalls nur eine einsilbige. 

G. bilbbkzAhlüitg. 

Diese ist bei den mhd. Versen nicht so leicht und einfach 
als bei unsern jetzigen. Vielmehr muß man genau zählen 
können, da oft zwei Silben nur für eine gelten. Es kommen 
hier besonders zwei Fälle in Betracht. 

1. Verschlingung zweier durch Consonanten ije- 
trenntcr Silben. Wenn nämlich auf einen kur/cii Wxal 
oder auf ein unbetontes e ein einfacher Convonant lolui und 
darauf wieder ein unbetontes (in diesem Kalle dann stummes) e, 
so dürfen beide Silben in eine verschleift werden, d. !i. inner- 
halb des Verses dürfen sie es, im Reime müssen sie es 
und gelten stets nur als einsilbig. Kinfaclie ronsonanten sind 
hier aber alle diejenigen, welche niclit Position machen, also 
die Liquiden l, vi, r und h, d, (/, h, s, t, v, z. B- 
namef komen^ himel^ stimeri manec, künec, manetii geben. 



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XLVIll 



MHD. AUSSPKACnE UND VRIISKUNST. 



loben; schaden; "klagen j legen , luf/e; aehcu, jeJiot ; lesen, 
wesen; scJiate, Inteit, treten; haven, nere ; triiccn, frowe 
u. s. w. Einige Beispiele mögen dies deutUcli inacheu. 

toaz mügen sie mfr d& vön gesägen? 

Bwds sie sägen, ich bin dir h6U 14, 22. 

nu enddrf es nieman wünder nhnen ob äne sorge 

lebet dag mtn 15, 30. 
die h^en j&ient^ man sülez den f rduwen 67, 1. 
ein niuwer sümer, ein niuwe ztt 37, 1. 109, 10. 
dä si wM, da wönent wol tusent mdn 38, 17. 
das s' an den siten iht irre vdr 51, 21* 
bite sie das «' ir to^plich güete 53, 17. 
dis was ie der vdter gesüle 79, 31. 
er^st ieze übr in tool risen geniig 148, 10. 
wer sliht den Uwen7 wer sieht den risen'f 181, 1. 

Demgcmäl^ haben mugen, sagen u. 8. w. nur die Geltung 
einer Silbe und sind einsilbig anszusprechen: mugn, sagn, 
nemn, lebt, jchnt, {süVz, sumr, nonnt, sitn, bit, vatr, 
leton, risn. Selbstverständlich gilt dies auch fUr dreisilbige 
Wörter , die unter denselben Verhältnissen zweisilbig gelesen 
werden dürfen: 

ich hcüre tu so ril tvgcndc jehen 16, 1. 
ir tuet als ein wol redender mdn 16, 11. 24. 
der vögele singen 16, 2'?. 4, 4. 
diu mir enfretnedet älliu wt^ 15, 8. 

also tugndSf rednder, vogle, cn fremdet Gute alte Hand- 
schiiften pflegen diese Wörter öfter auch so zu schreiben. 

Diesen Yerschleifungen zweier kurzen Silben zu einer, die 
auch innerhalb des Verses bei irgend kunstreichem Dichtem 
die Kegel bilden, stehen Fälle gegenüber, wo dieselben Wör- 
ter zweisilbig gebraucht, d. i. zu Hebung und Senkung ver- 
wendet werden, z. B. 

däz ich disen siimer allen m^den müog 6, 34. 

wäg mac ich nti sagen nie? 14, 5. 

als es min kimel welle stn 17, 12. 

weder ze höre schämen noch an der sträze 25, 5. 

und gät ir äUen hiU mit sümerldten dn 31| äO. 



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MHD. AUSSPRAOHB JOKD ▼BB8KU1I8T. 



Ja es ist sogar, Yorab in der Liederpoesie, gestattet, Wörter 
mit kurzem WonelToeal und folgender Liquida, namentlich 
{ nnd r, die nach den mittelhochdeutschen Lantgesetien nur 
einsilbig gesprochen und geschrieben werden, zwmsilbig su 
schreiben und zu gebrauchen. Von dieser Freiheit madit 
Walther nicht selten Gebrauch. 

010^ der mkh dä wäen Heu 5, 27. 

ich m! äl der wMte swhren üf ir Itp 34, 19. 

doM ich min Uit verhäen kdn 51, 2. 

9ie Wisent üns gern Mmd und väreni sie ser hiße 113, 6. 

ir vtnde ir süU in stne strdse vären lim 153, 6. 

nihi «Ifireti, dir smt ^gemissen maki und ewekeit 158, 3. 

der s6l mit grimme ervären &Hu künierilche 187, 3. 

die mtne gespüen wären 188, 9. 

möhf ich die Heben rüse gevdr^n über si 188, 49. 

Alle die Wörter also, in denen auf kurzen W^irzolvoca) einer 
der aufgezählten Consonanten folgt , lassen Verschleifnng zu 
und gelten im Reime stets nur als einsilbige. 

Dasselbe kann geschehen in dreisilbigen Wörtern zwischen 
zwei unbetonten e, von denen dann das eine stumm wird. 
müezegen z. B. hat nach dim strengen Betoniniiisgesetze 
auf der ersten Silbe den Hoch-, auf der zweiten d« ii Tief- 
oder Nebenton: iuwer müezegen trägt Iweiu 6275. Hier wird 
egen als Hebung und Senkung, aber zweisilbig, betrachtet 
und ausgesprochen; aber es kann dies epett, weil g ein ein- 
facher Consonant ist, auch als einsilbig gelten, und wie geben^ # 
legen ausgesprochen werden. 

Derselbe Fall tiudet auch statt zwischen zwei Wörtern, wo 
zwei nur durch einen einfachen Consonanten getrennte e vw- 
sammenstoßen, denn auch hier ist Verschleifnng zuhäs-ig 
Walther bietet hiefür zahlreiche Beispiele, die ich säniintlich 
verzeichne. 

ez sint die (/tdanke des herzen mvi 21, 21. 
tüol hoher dätifie der sninitn .nhvi 23, 6. 
nii, Miinie, be/rü re tr'z und begeht ine 3o, ;i9. 
baz dänne ge^teine dem gölde tuot 37, lä. 
SO verioörrtn liehe verhtren .');5, :>4. 
sie sin me dein halbe uerzdyct Ö7, 7. 

W.UjTHUI TOM OBR ▼OOSLWRIDB. <1 




tt MHD. AU88PBACHB UKD VBBSKUNST. 

8 ff gewurme deg fleisch verzert 87, 18. 

i2tf«er ^Uet frffne der st^t III, 10. 

cht tote Mstenltche der hÜbeH 115, 1. 

stoer sieh ze f Hunde getokmen litt 175, 1. 

im« Wen wändeti tfm6e der pf äffen l$re 132, 3. 

und Ware eht nihi wan däz allüne drinne vemUen 145, 6. 

dö ich dem künege brdhte des mez 148, 8. 

In den Handschriften wird diese Verschleifang, statt sie den» 
Leser su aberlassen, zuweilen wirklich vollzogen; vgl. 

Philippe setze en weisen üf 8 In, 24. 
nü krünibe*z bein^ rit selbe dar 126n, 13. 

Auch die Verkürzungen zer = ze der 14, 14. 81i, 17. z-em 

a ze dem 177, 7 u. s. w. sind hier zu erwähnen, obwol sich 
dieser Fall von den andern dadurch unterscheidet, da(j das 
e in ze kein ursprünglich unbetontes, sondern ein unbetont 
gewordenes ist 

Der seltenste und von . guten Dichtem in der Regel ge- 
miedene Fall ist, wenn das erste langsilbige Wort mit einem 
Consonanten endet und das zweite mit einem Vocal anfängt. 
Bei Walther: tr pfeifen ir ttt verleitet lU, 1, also ir pfäffn 
ir sUf wie 138, b: da bt vert imr in stdrl-en hertnen. 

2. Versch leifung des auslautenden Vocals mit 
dem anlautenden. Diese Vcrschleifung dient zur Ver- 
meidung des Hiatus, dem die altdeutschen Dichter im AUge- 
• meinen nicht hold sind. Sie geschieht auf dreifache Weise. 

a. Am hciufigston bei auslautendem schwachon oder stum- 
mem c, das mit dem folgenden Vocal rinc Silbe macht und 
unter Umständen ^anz untrrdrückt wird (Syntcresis, Elision). 
I Letzteres findet imtiicr dann statt, wenn das Wort in der 
* Senkung und das folfjondc in der Hebung steht, mid es 
macht keinen Unterschied, ob es ein kurz- oder ein lang- 
silbiges ist. Fälle der ersten Art sind: ich traf/' inme herzen 
10, 7. daz ich ir Uep geV innhc leit 32, '20. so hnh^ ich 
35, 28. ich sa(f lu 39, 7. die Idag' ich 46, 4 u. s. w. Fälle 
der zweiten Art bei Walihorsind: grüen^ in dem wcilde und 
dnderswd 2, 2. stvcer^ äl^ ein hli 2, 17. ?ü<rr' uns der sü- 
mer 2, 21, vti kius* ich deii täc 3, 32. rehV äls den vogeh 
Unen 3, 36. hcet^ idi 6, 5. ddz müen' üf 6, 6. swann' ich 



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MED. AUSSPHAOBB UVB TIB8KU1I8T. 



LI 



10, 2. 8oW ich 10, 3. gertC ich 17, 5. tpff* lindle ti;()f ( 
17, 9. mac^' left 17, 29. c^ann' iemer 26, 33. yrotiio' 
46, 1. sehten' linde rHne 67, 26. Ir* «iiuie ^1 66, 15. reht 
dann* i 75, 5. hriw^ ünde dam 79, 20. rös* ifne dorn 
lOO, 9. In allen diesen und nocli in andern Fällen wnrde Ton 
dem mit Unrecht aufgegebenen Apostroph Gebraneh gemacht« 
denn es ist für den Leser nicht gleichgültig zu wissen, d&fi 
nicht ^em, grüen, reht, sehom, awoft sondern gerne, ffirüene, 
rehte, «cAome, sw^ere die richtige mittelhochdeutsche Form ist. 
Auch bei dem unbetont gewordenen e in der Präposition ze 
wird die Elision stets ToUzogen: s*einm 77, 6. 91, 6. einer 
6, 2. 85, 6. Beende 127, 2. i^ihte 18, 26. j'ir 54, 17. 
t*&enaehe I26i, 2. andren 89, 10. a^meiate 176t 4. «'arm 
1S3, 4. Geschrieben dagegen wird das e in der Regel in 
dte Fällen, wenn das Wort, dessen auslautendes e elidiert 
wird, in der Hebung steht, z. B. in Nr. 4: 

ioünnecUi^ ensprungen 3. 
dä em UUer brunne entspranc 7. 
miner swmre ich gar vergag 17. 
gerne eUefe ich iemer dd 28. 
die begonde teA eiden 39. 

Tlier ist also zu lesen wünneclich ensprinif/en , bninn ent- 
apranc, swcer ich^ ahef ich, hegond ich. Im AlthoclKleut- 
schen, bei Otfricd, ist dieser zu verschleifcndr Buchstabe mit 
einem untergesetzten Punkte ve^b^ehen. Auch bei Walther ist 
dieser Behelf in Anwendung gebracht, aber nicht hier, son- 
dern bei dem untei- c verzeichneten schwierigeren Falle. Denn 
die eben besprochenen Elisionen bilden so sehr die liegel. 
und die Ausnahmen, daß auslautendes e Hiatus macht, sind 
bei Walther so selten, dali jeder Leser, einmal darauf auf- 
merksam gemacht, sehr bald richtig elidieren wird und es 
genügt, wenn die wenigen Aubnaiimetälie veizeichuet werden. 
Jbiö sind folgende: 

rife ünde sne 2 , 13. 

fröuwe, es ist ztt 3, 41. 

so süoche ich, fröuwe, iuwern rat 25, 6. 

die mit güoter amne äne 113, 2. 



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LU 



MHD. AÜ88PRA0BX UHD ▼BBBKimtT. 



sie sehcnt mich ht in gerne, cUsö tüon ich sie 121, 3. 

ob ir der jjf äffen ere iht gerüochet 131, 12. 

ich hin ze längs dr^n ge'vissn l jO, 8. 

von Kölne! hoe des dag in diu Irde mae getragen 162, 3. 

Unbedenklicher und bei allen Dichtem vorkommend ist es, 
wenn zwei betonte Vocale, deren erster einfach lang oder ein 
Doppellaut ist, Hiatus machen; z. B. dd er 135, 11. da ich 
30, 10. 107, 2. dä ist 154, 2. 3. M in 121, 3. hi ir 

132, 7. H alaö 72, 7. H ime 113, 7. H iu 20, 3. s6 «n- 
ruoche 55, 6. «d ie 123i, 3. «r 59, 23. nik ist 96, 9. 
die erde 135, 3. die unhöveschen 108, 7. Ate ergraben 

133, 8. ste e^ene 142, 10. stvie er 4, 24. iu tmdertdn 

134, 8. diu ere 118, 5. 2:«o im 143, 3. ^mo w/ 27, 32 
u. s. w. In beiden B'ällen können jedoch , sobald der Vers, 
sei es auf der Hebung oder in der Senkung, Einsilbigkeit 
Terlangt, die Vocale miteinander verschleift werden (Syni* 
zesis), und zwar in doppelter Art. 

b. Wenn es diphthongisch auslautende Wörter betrifft, 
s. B.. die ich, wie ist, die er, diu ist, so wird der Aus- 
sprache wegen die Verschleifung nicht dem Leser überlassen, 
sondern graphisch vollzogen: 

von einer maijt't, dieW im ze yiiuoter häte erkorti 100, 2, 

ine iveiz niht irol, wie^s dar ümbc si 21, 12, 

göt der Waldems sicic'z erge 4, 26. 35, 10. 

die^ch minne und ai/it erwerben mdc 11, S. 

ine weis ivie^ch^z enccrbvh mdc Gl, 15. 

dö götes sün luc'n erde gie 133, 1. 

hiebst wöl gdühet 40, 27. 

wer sol rUden 'i' hiebst gekldget 67, 10. 

Auch der bestimmte Artikel die, diu wird in dieser Weise 
Terschleift, z. B. 

ist ddz ein minne d*dnder7i suochen sol 41, 4. 
dö füorte ich minen krdnechen trit in d'erde 98, 3« 
swhine e» drangen sdtite dar 21, 11. 
Vgl. ferner 23, 9. 41, 10. 74, 19. 

c. Anders bei dd, do, ja, st (illal, dii, nu (seltener bei 
bi uud hi, Sit), wenn dieselben die Lange ihres \ocal8 ver* 



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HEB. AUSSPRACHE UND VKF.Sr.üNSa-. 



LIII 



/icrcn und kurz werden. Hier wird die firai»liische Versclunel- 
zung nur ausnuliinsweise vollzogen (z. h.ja'n 3, 39. 31, 12. 
67, 14. s'ime 3, 52. s'ist 2, 6. 23, 24. 27, 32 u. s. w. 
so'nZ, 40. 10, 14. 19, 10. 56, 24. so'st 38, 20. 51, 21. 
55, 12. du'n 27, 30. du\s 49 , 3. 62, 24. du'z 13, 19), 
in der Regel jedoch unterlassen. Ans diesem Grunde habe 
ich mich nicht damit begnügt, den Vocalen in der bi^he^ 
üblichen Weise das Dehnungszeichen zu nehmen, sondern 
habe, zur Erleiclitcnnig des Lesens, unter den zu verschlei- 
fenden Yocal einen Punkt gesetzt: da etit>i 13, 28. da en- 
zwischen 17, 43. da er 27, 14. 79, 22. 30, G3. ja enger 
16, 10. ja etnst 90, lO. swa er 87, 11. sica ez 48, 4. da 
ist 21, 17. 39, 39. swa ich 68, 27. — c /c7i 4, 30. si al 
46, 31. 69, 12. si enhizzen 34, 10. si entuot 24, 14.' si 
tm 26, 30. — do er i, A. 6,21. so euheizct 32, 6. 80 er- 
gH 57i, 6. 80 erkande 68, 24. so 79, 60. — do ich 27, 
•24. 77, 21. 80 ich 46, 24. 66, 27. 40. so ist 30, 30. 31. 
31, 29. 35, 11 a. 8. w. du Atzen 126ii, 13. du enhist 
118, 10. du fnsoU 62, 1. nu etdiän 27, 7. nu endarf \by 
30. flu enwelh 9, 30. n« fnwirt 76, 10. — du iht 27, 29. 
fttt igt 70, 11. 73, 4. 96, 8. 118, ß, — du uns 76, 35. 

Verschieden von den im Vorstehenden anfgeföhrten Fällen 
der VersclilinKung und Verschleifung zweier Silben zu einer 
sind folgende, die ich, als am passendsten Orte, hier an- 
reihen will, da sie gleich jenen ans dem Gesetze der Ein- 
silbigkeit der Hebung und Senkung entspringen. 

1. Von zwei einsilbigen Wörtern büßt das erste seinen 
auslautenden Consonanten ein und wird mit dem folgenden 
Tocaliscli anlautenden Worte zu 4iner Silbe yerschmolzen: 
i'n =1 ich m 12, 6. 13, 6. 21, 13. 40, 18. dir = das er 
66, 16. 98, 2. deich = das ich 2, 33. 3, 26. 6, 28. 12, 13. 
det«, deistf dUA=idasist 3, 8. 44, 3. 48, 6. ist = es ist 
79, 33. deis = das es 21, 18. 

2. Anlehnung (Inclination). Einsilbige Wörter werden mit 
Verlust ihres au- oder auch auslautenden Vocals mit einem 
verausgehenden verbunden; es sind en, es, ist, st, zu- 
weilen auch das: der'n 90, 14. eeV 15, 16. die's 31, 18. 
sich's 91, 5. mir^s 6, 7. 11, 18. der^s 91, 5. ich'z 3, 43. 
6, 8. 17, 40. maw'^ 17, 37. foiVz oQ, 12. er'z IQ, 28. viir'st 
53,2. 63, 1. der\st:\, 23. seites'mirA^ 44. vinde s' AQ^ 18. 
an'jv := an das 186, 5, 



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MHD. AÜ88PBACHB UHD VBR8KUNST. 



3. Wortverkürzungen. Dieselben sind verschiedener Art 
Die häufigste ist die der beiden kurzsilbigen Wörter aber und 
oder, die zu ab und od verkürzt werden: 

Jtofst ob dü der zweier niht 14, 29. 

ir ist sanfte; ich hin ab üngesüni 20, 16. 

wil ab iemaii wesen fro 58, 2. 

weder ist ez übel od ist ez güot 51, 1. 

od ie so vil zuo z'ime gespräch 76, 15. 

od lache ab änderswä 140, 8. 

Auch die Kürzung von über in übr ist nicht selten: übr al 
78, 6. übr alter 70, 13. übr in 148, 10. übr uns 79, 14. 
Sogar zweisilbige Wörter mit langer Penultima können in die- 
ser Weise gekürzt werden; am meisten die Genetive des Pro- 
nomen possessivum nnd des unbestimmten Artikels: 

vil Uhte wUi nUns mündea löp mkns Hirzen sbr 17, 30. 
entsWg dins oren pMen 80, 72. 
eins Hundes löuf, sina Homez düz 105, 13. 
ez giene eins idges — eins keisers bruoder ünde eins 
küneges hint 100, 1. 4. 

Seltener Prsepositionen: 

ünser dUer frone der stet undr Hner übelen troufe III, 10. 

Dagegen wird iuufer mit UnterdrOckung des w öfter zu iur 
gekürzt: 

ddz miies^ üf iur höubet 6, 6. 

der keiser toürde iur spileman 36, 38. 

iur Hdnt ist krifte und güotes v6l 134, 4. 

Alle diese Verkürzungen sind durch die Senkung voraidat\t, 
welche außer den bereits angeführten Fällen, nämlich der 
Synizese und der Verschleifung zweier einen einfachen Con- 
sonanten nmgebenden unbetonten e, endlich dem Auftakt, 
worüber sogleich das Nähere, ül>erall auch graphisch voll- 
zogene £insilbigkeit verlangt. 



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UBD. AUSSPilACHB UNO V£BSKUNST. 



D. TOM AUFTAKT, 

ünter Auftakt versteht man die der ersten Hebung vor- 
ausgehende, den Vers anhebende Senkung (Anakrusis). Diese 
Senkung genielSt weit größere Freiheit als die abrigen inner* 
halb des Verses vorkommenden, indem sie selbst in der Lyrik 
auch sweisilbig, in der ungesnngenen epischen Poesie sogar 
dreisilbig sein darf. Im gesungenen Lied oder Spruch ist 
zweisilbiger Auftakt jedoch nur dann gestattet, wenn die bei- 
den Silben eine Verschleifung zulassen; z. B. 

weder ist ez übel od ist ez gttot 51, 1. 
si begönden ünder noischen stein 156, 6, 
80 gebäre ich aber dem geltche 51,6. 
do versüochten in die jüdm ie 133, 2. 

Doch sind das Ausiialimcn, in der Kegel ist der Auftakt ein- 
silbig oder fehlt er ganz. In jenem l'alle ist der A'ers eiti 
jambisclier , in diesem ein trochäischer. Während aber hierin 
bei der Epik vollständige Freiheit herrscht, insofern nlimlich 
Verse mit und ohne Auftakt beliebig mit einander vcrbiindca 
werden oder wechseln können, sind die Liedertöne einer festen 
Regel unterworfen, welche von den sich entsprechenden Ver- 
sen der Stollen und des Abgesangs, und zwar durch alle 
Strophen, in Bezug auf jambischen odc^r trochäischen Vers- 
anfang vollkommene Übereinstimmung verlangt. Da dies also- 
bald zu erkennen nicht überall gleich leicht ist, so wurde, 
um den Leser auf die richtige Betonung zu leiten, hautig 
der Accent auf die erste Hebung gesetzt^ z. B. 

Ilcrzdichez frouwdin , 
got gebe dir hiute und itmer gtiol! 

künde ich baz gedenken din, 
des hate ich toilleciichen muot, 

todz mac ich nü $agm me? 

wan das dir nimm holder ist? otoe da 
von ist mir vil toe 14, l iL 

und so durch alle Strophen des Liedes, 



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LVI MED. AüSSPBACtfB UKD VBBSKUNSt. 

Ol) auch die Sprüche unter diesem Gesetze stehen, ikI 
mit voller Sicherheit noch nicht ermittelt. Gleichwol ist 
dies, wenn auch nicht immer und überall, doch wol häu- 
figer der Fall, als man bis jetzt meint, und wenn z. B. bei 
dem von Nr. 8*2 — 96 reichenden Spruchtone in den meisten 
Strophen die 8. und 9. Zeile trochäisch anhebt, so liegt darin 
doch wol etwas mehr als hloßer Zufall, weshalb ich kein 
Bedenken getragen habe, gegen die in diesem Punkte sehr 
unzuverlässigen Handschriften, dort, wo es ohne Gewaltth&tig* 
keit geschehen konntet den Auftakt zu entfernen. 

S. VOH BEIHE. 

Der Reim ist stumpf oder klingend. Diese AusdrAcke sind 
im vierzehnten Jahrhundert durch die Meistersänger auf- 
gekommen, und haben, durch die deutsche Philologie wieder 
eingeflihrt, die in Deutschland sonst üblichen Benennungen 
'männlich' und 'weiblich' jetzt vielfach verdrängt. Danebengibt 
es auch gleitende Reime, die auf der drittletzten Silbe mit- 
reimen (z. B. ringestm: pfingesten; smderlieh: tounderlich). 
Diese Art ist indes selten und kommt nur bei einigen epi- 
schen Dichtern vor. 

Stumpfe Reime werden gebildet durch eine Silbe mit 
betontem Vocal (wil: vil; rot: tot; wip: Up; kram: tanz) 
oder durch zwei verschlungene Silben, deren erste kurz ist 
{sagen: klagen; leben: geben, vgl. oben S. zxxvni und xlvu) 
z. B. Nr. 31, 1 ff.: 

Länge ewigen des haV ich gedäht: 
nü müoz ich singen aber als e. 

dar zuo hänt mich guote Hute bräht: 
die mugen mir wol gebieten me. 

ich sol singen unde sagen ^ 
und swes sie gern, daz sol ich tiion, so suln • 

sie minen kumber klagen. 

Hcfret wunder zcie mir ist geschehen 
von ni'mcs selbes arebcit: 

mich cnwü ein mip niht.ane sehen ^ 
die brdhte ich in die werdekeit, 



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VHD. AV88PBA0BB ÜFD TEBSKiniST. 



daz ir mmt ad höhe stät 
ja*n wHg tie ntht, swevm' tcft min singen laet^ 

dag ir hp eergdt. 

Hier entsprechen iu der ersten Strophe die Heime sagen: 
khigen denen der zweiten Uät: gät, und umgekehrt ge- 
uchehen: gesehen in der zweiten dem gedaJit: brüht ilvv 
ersten; die metrische (ieltung ist hier wie dort die nämliche: 
es sind stumpfe Reime. 

Die klingenden IJeime bestehen in der Kegel ans zwei- 
silbigen Wcirtern, deren erste Silbe durch Vocal und Po- 
sition laug ist [äe: mere; wcere: irmre; singen: swingm; 
Jachen: machen); doch auch dreisilbige eignen sich d.izu, 
wenn die erste Silbe betont und kurz, die zweite ein stum- 
mes e, die dritte ein schwach betontes eist (mderc: ividere; 
lebende: gebende; jagende: tagende), da die beiden ersten 
Silben verschleift werden und dann eine durch Position lange 
Silbe bilden: nidre: widre; lehnde: gehnde, jugvdc: tagndc. 
Bei Walther nur ein einziges Beispiel eines solchen Reimes, 
die Infinitivendung -enne: gebenne: lebenne (= gebine: 
Icbnne) in Nr. 30, 1, dem in den folgenden Strophen die 
Reime beslozzm: verdrüggeUf gdmdm: leiden entsprechen. 

Bis in die erste H&lfte des zwölften Jahrhunderts gab es 
in der deutschen Poesie nur stumpfe Reime ; so noch im Nibe- 
lungenlied, in den Liedern des Karnberger^s und in Sper- 
vogePs Sprüchen. Zwar scheinen Verse wie 

Ludowig iher tinello^ 
ther a'it^daaines follo. — 
mit allen twsen knftin 
bittenies nu druhttn 

bei Otfried, oder: 

dö tet man Prünhilde hmt mit marenf 
dag dd vremde geete kamen waren 

im Nibelungenlied, oder: 

ich hdn gedienet lange 
leider einem manne 

beim Spervogel dieser Rehauptunjj^ zu widerspi echcn. Glcich- 
wol ist dies nur scheinbar j denn obgleich die vorletzte Silbe 



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LVIlt 



MED. AUSSPRACHE UND VERSKUNST. 



niitroiiiit. so ruht doch der Reim ledig:lich auf der letzten 
Silbe; mithin sind es keine kliii£(onden, soiidcrn stumpfe Reime, 
nur daß beide Silben zwei Hebungen mit dazwischen fehlen- 
der Senkung tragen: snellö; föllö; morm: loccrm; lävge: 
manne. Als zweisilbigfo (klingende) Reime wurden sie erst 
von der Zeit an hetraclitrt , als durch Abschwächiing der 
alten volltönenden Endungen die letzte Silbe ihre Hebungs- 
fähigkeit verlor und nur noch die Geltung einer überschlagen- 
den Silbe hatte. 

Reimsilben, die miteinander gobuiulen werden sollen, müs- 
s(*n vollkommenen Gleichlaut haben. Von Heinrich vom Velde- 
Uen, der seine Eneit in den achtziger Jahren des zwölften Jahr- 
hunderts dichtete, bis auf Konrad von Würzburg (f 1287), 
also durch ein volles Jahrhundert, wurde dies Gesetz fast 
von allen Dichtern so strenge beobachtet, daß die Aus- 
nahmen (bei Walther bloß getan war; genam: spihman 
30, 17. :i6. rieh: nch 181), 1) eine kaum nennenswerthe An- 
zahl bilden und sich während dieser Zeit eine Reinheit des 
Reimes zeigt, welche Bewunderung verdient und in solcher 
Vollendung nie wiederkehren wird. 



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INHALT. 



Seile 

Vorwort zur ersten Aullago vii 

Vorwort zur zweiton Auflage xv 

Vorwort zur dritten Auflage xvui 

Vorwort zur vierten bis sechsten Auflage ...... xx 

Einleitung xxi 

Über mittelhochdeutsche Aussprache und Verskunst, xxxvii 



I. Lieder. 

Vorbemerkung 3 

1. Frühlingssehnsucht 7 

2. Wintersüberdruß 8 

3. Tagelied 10 

4. Tranmdeutung 14 

5. Frühling und Frauen 17 

6. Liebestraum 19 

7. Schoenheit und Tugend 21 

S. Ein Kuss von rothem Munde 22 

9. ' Unter der Linde 23 

10. Ergebenheit und Yersagung 25 

11. Wunsch und Gewfthrung 26 

12. Unlust der Zeit 28 

13. Gegenseitige Liebe 29 

14. Schoenheit und Anmuth 31 

15. Weibes und Mannes Heil 33 

16. Mannesmuth und Frauensittc 35 

17. Die herrliche Frau 37 

13. Trost im Leide 40 



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IiZ INHALT. 

Stito 

19. An die zudringliGhen Frager ...... .... 42 

20. Lob des Sommers 43 

21. Die Augen des Herzens . . . 44 

22. Beseligong edler Liebe 46 

23. Liebesseligkeit 49 

24. Das Halm -Messen ' 51 

25. Das rechte Maß 53 

26. Ungleiche Theilung 55 

27. Minne die Herzensbezwingerin 57 

28. Gewalt der Minne 59 

29. Ungunst des Glückes 60 

30. Zwiefache Hut 61 

31. Vereitelter Vorsatz 63 

32. Lieb' ist zweier Herzen Wonj.e 65 

oo. Minne und ünminne 67 

34. Walther und Hilteguiide 68 

35. Zwang der Hut und dir Liebe . •. . 70 

36. Ergebung 72 

37. Preis der Liebenswürdigkeit und Tugend 75 

38. Die Zauberin 78 

39. Deutscliland über Alles 80 

40. Fehler und Tugenden 83 

41. Geistige Naiie 85 

42. Gegen die Lügner ... 86 

43. Stiller Haß 87 

44. Weise und doch rathlos 88 

45. Undankbarkeit der Geliebten 89 

46. Verlorene Liebesmüh' 90 

47. Beständigkeit 92 

48. Der Minne Recht 94 

49. Üble Ausrede ... 95 

50. Flucht der Tage 96 

51. Schüchterne Liebe 97 

52. Liebesglaube 100 

53. Beseligung der Liebe 102 

54. Liebeszauber 104 

55. Vier Worte 106 

56. Vergänglichkeit des irdischen Glücks 108 

57. Liebeshofifnung und Entsagung. I. II lil 



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1X1 



Seit« 

sa. M dn WintoB ll> 

50. Oifai üe Söder od Veriiiuider 116 

€0l Eriogeae Frcade IIS 

€1. ündiidc der Weh 119 

e». Ad dk Fm Wdt Iii 

63. Ehx^ wilirt tm lingstea 1S3 

64. SdNeoheil ohne Ttis«nd 135 

65. Trauriger Znstand der WeH let» 

66. Y&ün der Zadit ISS 

67. AnUmge and Veitheidigimg 130 

68. Gote Lebensart 133 

69. Weib uLd trau 136 

70. Der Mmne Sitte loT 

71. Freudlose Zeit loi> 

72. Klage über den Verfall der Kunst 140 

73. Friihlingserinuerimgen 142 

74 Vermächtuiss 143 

75. Am Lebensabend 145 

76. Der ^Velt Lohn 147 

77. Abschied von der Welt 149 

78. Kreuzlied 151 

79. Im gelobten Lande Ibb 

II. Leicli. 

Vorbemerkung Itu 

50. Leich 167 

lU. Sprüche. 

Vorbemerkung 177 

51. Der Wahlstreit. L II. III 179 

82. An Leopold von (Ester reich 185 

88. Lob der Wiener Gastlichkeit 186 

84. Yorzeidien des jüngsten Tages 187 

85. Der Pfaffen Wahl 188 

86. Der Hof za Wien 189 

«7. Gleichheit tor Gott 190 

88. Morgengebet 191 

89. Das jüngste Gericht 192 

60. Abfindung 103 

91. Habsucht 194 

ObJer Zust^Mid der Walt . . . 196 



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LXU 



INHALT. 



Seite 

93. Jugendlehren IOC 

W. Nebukadnezar's Traum 197 

95. Saloiiioü's Lehre 198 

96. Zuchtlosigkeit der Jugend 199 

97. Der Waise 200 

98. Neuer Lebensmuth 201 

99. Der Hof zu Thüringen 202 

100. König Philipp's Kroenung 203 

101. Ermahnung zur Freigebigkeit 204 

102. Lohn der Freigebigkeit 205 

103. Der Fürsten Braten 206 

104. Bohne und Halm 208 

105. Dank und Glückwunsch 209 

106. An den Herzog von Kärnten. LH 211 

107. Berufung an Herzog Leopold 2i3 

108. An denselben 214 

109. Thüxmgen'8 Blnme 915 

110. Der nenuBche Stuhl 916 

111. Der Yerfittlirer 917 

119. Üble Nachfolge 218 

113. Widersprach in Wort und Werk 219 

114. Boeses Vorbild 220 

116. Der wftlsche Schrein 221 

116. Der Opferstock 229 

117. Wirth und Gast 923 

118. Geld geht vor Ehre 224 

119. Drei gastliche Höfe 225 

190. Höfisches Verhalten 226 

121. Verwünschung 227 

122. Mannes Lob 228 

123. An die Jugend 229 

124. Der kluge Gärtner 230 

125. Die luif^ezogenen Kläffer 231 

126. Gerhard Atze. LH 232 

127. Drei Sorgen 234 

128. Klage um Rcinmar's Tod. L Ii 235 

129. Niedrige Kathgeber 238 

130. Sechs Hsethe 239 

131. Mahnung und Warnung 240 



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IBHALT. LXIU 

Seite 

132. Doppelzüngigkeit 241 

133. Kaisersrecht 242 

134. Begrüßung des Kaisers 243 

135. Göttliche Botschaft 244 

136. Aar und Löwe 245 

137. Bekenntniss 246 

138. Der Weg zum Himmel 247 

139. Schlechte fiatbgeber 248 

140. Die falschen L&chler 249 

141. Sonderung der Getreuen und Falschen 250 

142. Lob des Maßhaltens 251 

143. ^Wie man trinken soll 858 

144. Freunde m der Noth 353 

145. Falscher Rath 854 

146. Das Chamäleon 855 

147. An Otto nnd Friedrich 257 

148. BfUde imd Länge 858 

149. An König Friedrich 359 

150. Das Lehen 260 

151. Großes Lehen, kleiner Ertrag 261 

152. Leopold*s Rückkehr vom Kreuzziig 262 

153. Vorschlag zur (Jüte 263 

154. Kunst der Freigebigkeit 264 

155. Das ungastliche Kloster 265 

156. Offene und geheime l'eiude 266 

157. An Markgraf Dietrich von Meißen. 1. II 267 

158. Gottes Unerforscblichkeit 270 

159. An den Erzbischof zu Köln. I. II 271 

160. An Kaiser Friedrich 273 

161. Der Iloftag zu Nürnberg 274 

162. Engelbert's Ermordung 275 

163. Botschaft an den Kaiser 276 

ie4. An die Geistlichkeit 277 

165. Wiedervergeltung 278 

166. An den Landgrafen von Th&ringen 279 

167. Gegen die Feinde Christi 280 

168. Jugendlehren 281 

169. Fruchtlose Erziehung 283 

170. Minne nnd Kindheit 286 



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hxiw 



IHHALT. 



Seite 

171. Thorcnreffiment 286 

172. Verfall des Reiches und Rechtes . . 287 

173. Versagtes Lob 2«8 

174. Freundschaft über Verwandtschaft 20o 

175. Freundeswankelmuth 291 

176. Wie du mir, so ich dir 292 

177. Selbstüberhebung 293 

178. Kunst zu geben 294 

179. Verkehrte Welt 295 

180. Der Bogener. LH .296 

181. Selbstüberwindung 298 

182. Schmach der Feilheit 299 

183. Reichthum und Armuth 300 

184. Die Lieb ist weder Mann noch Weib 301 

185. Macht der wahren Liebe 302 

186. UnbeBt&ndigkeit der Welt 303 

187. Der große Sturm 304 

188. Einst und jetzt 306 

Nachruf von Ulrich Yon Singenberg 309 



Zeitfolge der bestimmbaren Sprüche 310 

Verzeichiiiss der Gedichte nach den Versanfängen . . .311 

Wortn-,qbter 317 

Vergleichungstabelle der vorliegenden Ausgabe mit denen 
von Lachmann, Wackernagel -Rieger, Wilmanns und 

Simrock 339 

Vergleichung der Lachmann'Bchen Zählung mit den an- 
deren Ausgaben 342 



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LIEDER. 



WAJUmK von DU TOGBbWaiDK. 



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VOßB£M£REUNa 



Die mittelhochileutschen lyriselien Gedichte zeifallea ihrer 
Form nach in Lieder und Leiche. Bei den Liedern unter- 
scheidet man cwiBchen Liedern im heutigen Sinne und zwi- 
schen Sprüchen. Jene wurden nur gesungen, diese konnten 
auch hergesagt oder iccitiert werden; der Gegensatz von Lied 
und Spruch ist in der formelhaften Redensart singen und 
sagen ausgedrackt. 

Unprflnglich bedeutet Lied jede einzelne Gesangs-Strophe. 
Bei den ftltesten Minnesingern, z. B. dem Kürnberger, Diet- 
mar von Eist, Meinloh von Sevelingen, dem Burggrafen von 
Regensburg, ja selbst bei Heinrich von Veldeken ist diese Art 
des lyrischen Gesanges noch die vorherrschende, d. h. ihre 
Lieder bestanden zumeist nur aus einer einzigen Strophe. 
Allmählich wurden zwei, drei und mehr gleichgebaute Strophen 
aneinander gereiht und zu einem bald mehr, bald minder in 
sich zusammenhängenden Ganzen verbiuiden. Eine solche Ver- 
biudung mehrerer Gesangs-Strophen zu einem Liede wurde in 
der alten Sprache durch den Plural .(diu Uet) ausgedruckt 

Daß die deutsche Lyrik, wie ursprünglich alle Poesie, nie 
ohne da^ Geleite der Tonkunst erschien, leliren schon die 
alten Bezeichnungen der Form des Liedes; Ton (dön) und 



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4 



I. LIEDEB. 



Weise (wisej. Hierzu gesellt sich als DritieB das W o r t. Wort 
und Weise werden häufig zasammen genannt und beide haben 
gleiche Wichtigkeit Unter Wort bat man den Text, das 
Gedieht selbst, unter Ton die strophische Form, das Maß, 

unter Weise die Melodie zu verstehen. Doch wird Weise 
häutig auch für Ton gebraucht und umgekehrt, denn beide 
stehen unter sich in unlösbarem Zusammenhange. 

Die Formen der mittelhochdeutschen Lyrik sind keine 
altaberlieferten; vielmehr sind sie, wie diese ganze Dichtart 
selbst, recht eigentlich der Ausdruck der dichterischen Indi- 
vidualitat. Darum erfand sich jeder Meister nicht nur seinen 
eigenen Ton, sondern auch die dazu gehörige Sangweise. 
Das also entstandene Lied trug er selbst vor in Begleitung 
eines Saiteninstrumentes (einer Geige oder Fiedel): er war 
Dichter und Sänger in einer Person. Da aber die öftere 
Wiederliolung eines und desselben Tones als Zeichen der 
Unkunst galt, und es unerlaubt war, die von einem Andern 
erfundene Tonweise anders als etwa zu parodistisehen oder 
polemischen Zwecken sich anzueignen, so hören wir die Dich- 
ter immer von neuem Sange, neuem Liede, neuem Tone reden 
uud sehen sie auch wirklich nach neuen Formen unablässig 
suchen. Es darf als Regel betrachtet werden, da6 zu jedem 
Liede (bei den Sprüchen herrschte, wie wir sehen werden, 
ein anderer Gebrauch) ein neuer Ton, eine neue Weise er- 
funden wurde. Daher die erstaunliche Manigfaltigkeit strophi- 
scher Formen in der mittelhochdeutschen Lyrik, deren Zahl 
sich leicht auf einige Tausende beläuft. 

Wie das Einfache immer auch das Ältere ist, so herrschte 
im strophischen Bau der älteren Liederdichtung nur geringe 
Abwechslung, es fehlen die versehrftnkten Reime, und nament- 
lich fehlt die kunstvolle Gliederung, die später in der deut- 
schen Lyrik Hegel und Gesetz bildete: noch wandelt sie 
deutlich in den Spuren der epischen Poesie, ans der sie sich 
eben loszuringen und zu entwickeln begonnen hatte. Bei- 



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▼OBBEMERKUNa. 



5 



spiele dieses älteren einfachen Stils gewähren uns die vier 
ersten Ijieder Walther's, unter diesen besonders das vierte, 
das sich von der uugesungenen Epik nur durch die geringere 

und bestimmte Zeilenzahl so wie durch den regelmäßigen 
Wechsel von stumpfen und klingenden Reimen unterscheidet, 
im Übrigen aber, in den paarweis gereimten und viermal 
gehobenen Versen, ja selbst in den drei gleichen Reimen am 
Schlüsse der Strophe, ganz nahe an sie tritt. Was an diesen 
Liedern jedoch vor Allem auffällt und sie in Walther's früheste 
Zeit weist, ist der Mangel der Dreith ciligkeit. Diese 
erst ist es, welche die deutsche Liederdichtung zur Kunst 
erhob, und daher mag es kommen, daß sie dem Grundsätze 
der Dxeitheiligkeit' während des ganzen Mittelalters, in den 
Schulen der Meistersänger noch weit länger, so beharrlich 
anhieng, während die romanische zwar viele Weisen von drei- 
theiUgem Strophenbau darbietet, im Ganzen aber jene Eegel 
keineswegs vorherrschen läi^t. 

Wenn jede Kunst, sagt Uhland, far sich schon ihres 
Maßes bedarf, wodurch sie eben zur Kunst wird, so kann 
die Regel am wenigsten entbehrt werden, wo verschiedene 
Künste zusammenwirken. Die Manigfaltigkeit des Minnesangs 
besteht nicht in einem willkürlichen und schrankenlosen Er- 
guß Ton Worten und Tönen, der Wechsel spielt über der 
Regel, es ist die unendliche Gestaltung derselben Grundform. 
Daher ist in der kuiistmilßigen Lyrik jede einzelne Strophe 
nach einer herrschenden Regel in sich gegliedert. Sie hebt 
an und knüpft sich mit zwei gleichen Theilen, bei den 
Meistersängen! Stollen oder Auf gesang genannt; sie tönt 
aus und löst sich mit einem dritten Theile, dem Abgesang. 
Der Ausdruck Stolle ist der Baukunst entlehnt: Stollen sind 
zwei gleiche Pfeiler, die ein übergelegter Haiken verbindet. 

Dies Gesetz der Dreitheiligkeit, das J. Grimm in seinem 
Buche «Über den altdeutschen Meistergesang» (Göttingen 1811) 
zuerst aufgedeckt hat, begegnet uns heutzutage noch in der 



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6 



I. LIEDER. 



Tanzmusik, wo die beiden Hauptsätze den Stollen, das Trio 
dem Abgesang entspricht Es ist wol anch damals von der 
Tonkunst ausgegangen; aus dem Innern des Gedichts hat es 

sich schwerlich entwickelt, denn der Inhalt schwebt unabhängig 
durch die drei Gliederungen der Form, darin sehr ungleich 
dem Sonett, das zwar nichts anderes als eine einzelne drei- 
theilig gegliederte Strophe ist, dessen innerer Bau jedoch im 
Verlaufe der Zeit eine ganz veränderte Gestalt gewonnen hat. 

Um ilie Dreitheiligkeit, dieses wichtigste Gesetz der mittel- 
hochdeutschen Lyrik, auch dem Auge erkennbar zu machon, 
ist im Drucke je die erste Zeile der beiden Stollen und des 
Abgesangs etwas eingerQckt worden. 



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1. 

frOhlingssehnsücht. 

Das Versmaß dieses Lied«, worin der Diclitcr die Zeit lieibel- 
wttnsclit, in der di« MädcJien den Ball werfen, ist daktylisch, ein Rhyth- 
muB, welcher der Betonung im Mittelhochdeutschen wenig angemessen ist. 
Bei den Lyrikern des 12. Jhd. yielftch Im Gebraaeb, kam erspfttor immer 
m«br »ufier Übung nni anefa Waltber bat Ibn außerdem nur noch 
zweimal (t. Nr. 7 und 173) angewendet. In uuserra Liede jedoch ist die 
Wahl dieses Versmaßes so wenig eine unabsichtliche als die lüiilmaligo 
Wiederkehr desselben Reimes: man glaubt den Ball zu sehen, wie er 
von Hand au Hand fliegt. (Uhland.) 



l'ns hat der wi'nter goschädet über al: 
beide unde walt die sint beide nü val, 
da manic stimme vil suoze inne hal. 
biL'iie ich die Diegde an der str&ze den bal 
werfen, so kaeme uns der vogele schal. 

Möhte ich yersläfen des winters gczitl 
wache ich die wlle, sd h&n ich sin nit, 
daz stn gewalt ist 8Ö breit und s6 wit; 
weiz got, er \kt och dem meien den strlt: 
86 Iis' ich blttomen dä rife nü llt. 



1 geschadet ist wie f/^s fiat zu lespn ; der Winter hat iin«^ allerwürts 
Schaden, Nachtheil sebracht. — 2 val, gen. valir>\*. fahl, enttuibt, — 3 da 
imu gehören dem Sinne nacb ausammen: worin, im Walde nämlich. 
stimme^ Vogelstimme. ^?/oz 'adv., silß, dasAdj. ist sii^te. /m^ prset. von hei' 
lertf erhallen, erklingen, ertönen. — 4 maget , stt. , nicht Magd, Dienerin, 
•ondern Jnngfran. an, anf. 

6 möhte prset. Ton ntufftn, mügen, können, die Macht haben = franz. 
pouvoir, während kunnen^ künnfitt wissen , verstehen , das geistige Können 
bezeichnet = franz. savoir; von jenem ist die !M.icht, von diesem die 
Xunat abgeleitet: o daft ich die Winteraeit yerschlafeu konnte, ye- 
»tt stf., Zeit.* — 7 waeke ich, muß leb waoben. die irti^ adv. acc, dio 
Zeit Uber, solang, nit haben c. gon.^ etwas hassen; vi« — des Winters; ntt 
hat im Mhd. meist die Bedeutung von (iehässigkeit, Zorn, Ingrimm, selte- 
ner Ton Missgunst. - 8 yewnit im Mbd. regelmäßig ein Masc. — 'J </ • /s 
gut, wahrlich, och, geschwächt aus of/r/i , auch, schon; es kommt schon 
noch die Zeit, di-n stiit lüu, das Feld räumen, vgl. Nr. 3, 46. — 10 äo, 
dann. Iis* = Ute i. pru-s. von lesen, zusammnnleten, einaammehi, pflQekeii. 
da, da wo <nun Ueif iie^t). Iii =iiget, liegt. 



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8 



I. LIEDKK. 



2. 

WINTERSÜBERDRUSS. 

Dies Keiinspiel mit den fQnfVocalen, worin der Dichter in launiger 
Weise seinem Unrouth Uber den Winter und der Frühlingssebnsacht Luit 
BiMhtf ist Tom TruohseA Ton St. -Gallen d. Hagen^t Minnesinger, 
1, S98) und Bitdolf dem Sehiviber (ebd. 9, S64) nacbgeabrnt und Aber- 
boten worden. Bine geistliche Parodie UelBrte ein OeterreichiMKer Diohter, 
der fogen. 8ei£cied Helbling. 



Diu werlt was gelf, rti unde blä, 
grücn' in dem walde und anderswä: 

kleine vogele sungen dä. 

nü schriet aber diu nebelkrä. 

pfligt s' iht ander varwe? 5 
s'ist worden bleich und übergrii; 
des rimpfet sich vü mauic br&. 

Ich saz üf einem grüenen I^, 
da enspruiigen bluomen unde kle 

zwischen mir und einem se. 10 
der ougenweide ist dä iiiht m6: 
dä wir schapel bräclieii e, 
da lit nü rife unde sne. 
daz taot den vogelliuen w6. 



1 waSf war. gelA von heller glänzender, eig. schreiender Farbe, von 
grlftn^ einen lantea Ton von tieh geben. Ma, gen. blatte*, blan: die Brde 

prangte in hellen bunten Farben. — 3 und 5 jeder Strophe sind ohne Auf- 
takt. — 4 tcAnVn. schreien, zumal vom Krrtchzen des Baben und der 
Krähe, uehelkrd, die aschgraue Nebclkrähe, die in unecrn Gegenden nnr 
in der kalten Jahresreit weilt, daher ein Symbol lies Winters. — h pßrytnii 
o. gen., etwas haben, besitzen: hat sie \dio Welt, Krde) nun etwa andere 
Farbe? — 6 Oleich, blaß, entfärbt, ührrtirä, gen. ■ijränes. Überaus, über und 
aber grau, dttsfeer. — 7 ät9, adverbialer Gen. neutr., deshalb» daher, darum. 
Wmp/ni, Busanunensteben, ranseln, nbd. rtkmplbn. e/l, Tentftrkend: sehr, 
gar. bra, braue, Braue, Augenbrene: dernm l^t ilch manohe Stinie in 
(anmuthige) Falten. 

8 le stm., gen. tiwe», nrsprttnglich Monnment, Qrab, dann wie hier 
Hftgol f— Int. cliviis). — 9 ensj rini^f/i, hervorspringen; sprießen. — 11 von 
der (fiuhcrn) Augenweide ist hier niclits mehr übrig, vorhanden. — 12 
schap^'l stn. , Kranz von Laub und Blumen als Koptschmack der Jnng* 
frauen. 6r«cAeN, pflücken: wo wir frdher Kränse pflückten. 

15 snta, snC schneie, schnell Wie hier tritt hftufig an Imperative nnd 
Intcrjecti<»nen das Suffix a als Verstärkung. Die Einfiiltigrn sprechen : 
schnei nur su, die Armen (wie ich) rufen: o weh I Jene haben Freude am 
SobneefettOber, dieee kUgea darftber. — 17 deshalb bin ieh echwer wie 



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9. WINTERSÜBBBDKU8S. 



9 



Die tören sprechent: «sniä sui 
die armen liute: «ow^, owS!» 
des bin ich swser' als ein bli. 
der wintersorge liän ich drl: 
swäz der und der andern sl, 
der wurde ich alse schiere frl, 
waer' uns der sanier nähe bi. 



U 



20 



15 



danne ich lange lebte alsö, 
den krebz wolt' ich 6 ezzen rö. 
sumer, mache uns aber fröl 
dü zierest anc^cr uudo. 16. 
mit den bluomen spilte ich dö, 
min herze swcbte in sunnen hö: 
daz jaget der winter in ein strö. 




25 



Ich bin verlegen als tlsaü, 
min sieht hkt ist mir worden r<i. 
süezer sumer, wi bist dft? 

jä Siehe ich gerne veltgebü. 
e deich lange in solher drü 
beklemmet waere, als ich bin nü, 
ich wurde 6 münech ze Toberlü. 



A 



80 




35 



eiu Stück Blei, liefft es bleiscliwer auf juir. — 18 tfintersnnje gen. pl. statt 
des üblichem -s»r<;fn: ich habe drei Sorgen, die der Winter mir verur» 
Mcht. Sie sind die sohmale Kost, die freudlose Zeit und die Kälte. 

— 19 $wat, was, wie viel Immer. <f, etwa ist, sein möj^e. — 20 frt werden 
eine» dinge», von etwas befreit, ledig, orl"3t werden, ahe schiere, alsbald. 

— 19 — ^31 wie viel dieser und der ttbrigon (Sorgen) auch sein mögen, ich 
wtirde sie rasch los, wenn der Frtthling nahte. 

22. 23 eh, eher, e danne, bevor : bevor ich lange auf diese "Weise 
leben muchte, wollte ich lieber rolie Krebse essen. — 24 aher^ abermals, 
wiederum. — 25 to = l6h , Ivch stni., Gebüsch, Wald (lat. lucus). — 26. 27 
xpHte, swebte sind Conjunctive: da, dann würde ich mit den Blumen spie- 
len (der Geliebten sie zum Kranze flechten) und mein Herz hoch in der 
Sonne, im Sonnenschein, aulschweben. — 27 ho = /locfi, wie ro l6 = r6:h^ 
inch. — 28 ein »tro, ein Bund. Haufen Stroh, aber auch Strohhalm: der 
Winter treibt das Hers In die Enge , macht , daA es sieh in den kleiniten 
KftUm zusainmciiziclit. 

2\i cerliue.ny in Trägheit versinken, durch Liegen unaiisflinlich wer- 
den (vgl. Terl^rene Waare). af». wie, gleidi. — ?.0 sieht, schlicht, glatt, ru 
= rlich, rauh, struppig. Für fuir will Beclisleiii (German. XV, -145) mit 
Bezug auf den Ver.ileich mit Esau lesen hot. — r>l » ä. wo. — ."12 jä, Aus- 
ruf: traun, fürwahr, veltgebü, stm. , Feldbau, Ilistollung der Felder. — 33 
dehh =: dafi ich: beror ich. dru stf. — dn'ch^ falle für witde Thiere, 
Fessel. — 34 iMsr«, sein mochte, nfi , nun, jettt: wie ich es gegenwärtig 
bin. 35 trurde, Conjunctiv, würde. mun'Cl,, Mönch. To'ifrlu. jetzt Do- 
brilugk an der Dober, ehemals berühmtes vom Markgraf Dietrich von 
Landsherg 1194 (1190) gestiftetes Oittercienaericlotter, nun Stadt im prenft. 
Reg. -Bez. FtMlkfnrt. Der Name bedeutet die schöne Wiese, Schönau 
(slav. dobry, gnt, schön, Iny, Wiese, Au)i die Gegend ist noch jetzt ver- 
rufen ftli traurig und elend. 



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10 



d. 

TAGELIED. 

Tagolieder, auch Tageweisen genannt, sind Lieder, die vom Sange, 
womit der Wächter den Tag begrilOt , den Namen haben. Bei den Pro- 
Tttiualen htütt dieM Gattang tob Liedern tUba (MorgenrOtbe). «Die 
Grundform der Tagclieder, wie sie aus der Mehrzahl derselben entnommen 
werden kann, ist diese: der Wuchter auf der Burgzinne sieht den Morgen- • 
Stern aufglänzen, er kündet mit Sange den Tag und warnt alle, die bei 
veretohlener Liebe «eilen; die Sehftne «xechriekl an der Seite de« ent- 
scblummerten GelieVten, die Gefohr dringt eie, ihn an wecken, nnd es 
eigelit ein Abicbied, süß und scbmenlich zugleich. Die AtttfühniDg 
wechselt nianigfach, indem bald dieser, bald jener Theil der gemein- 
Bamen Grundlage, bald die eine, bald die andere der betheiligten Personen 
herroigehoben wird oder anrflcktritt; Gelang nnd Wecheelrede ilnd in 
vielen Liedern mit EraUilang verietst. Sftnger von ernstem Sinne ver- 
schmähtcn diese Liederweise nicht: das Anstfißfge <ior«olb<-n ist dadurch 
Romildert, daß die Darstellung sieh vorziipswoise auf die Scl)ilderunff der 
Gefahr und des Trc-nnuugäschnicrzes nach kui xeni Glücke richtet.» (Uhland.) 

Das vorliegende Tagelied fUlt, wie echon der iweimalige sp&ter 
von Walthcr gemiedene Beim lieht: nieht aeigt, in seine früheste Zeit nnd 
Rcht den Tageliedern Wolfram's leicht um ein Jahrzchnd voraus. Daß 
Letzlerer der Erfinder oder doch der Erste sei, der diese Liedergattung 
in Ucutachlaud eingeführt, ist eine uncrwiescnc Behauptung. 



Kiwentlichen lac * 
ein ritcr vil genicit 

an einer frouwen arme: er kös den morgen lielit, 

do er in durdi diu wölken so verre bcliinen sacU. 

diu froiiwe in leide sprach: 5 

«we geschehe dir, tue, 

daz dii mich last bi liehe langer hüben nieht! 
daz si da lieizeut miiine deis niewau senedc leit.» 



1 friwentlld cn adv., nac-Ii Art eines friundest wie 9. 13. 35 friuntt 
Mtoendinne, Geliebter, Geliebte. — 2 vil, sehr, ymeif SLdj., scbmnok, statt- 
lich, auch lebensfroh. — 3 an, im Mhd. sagte man an dem arme, dem bette^ 
dem grase ligen. ko.i prset. von kielen, merken, sehen, wahrnehmen, den 
morgen Ueht, den lichten Morgen, die Xageshelle, das Morgenroth. — 4 äo, 
da als. wölken aeutr., daher p1. diu «r, $6 terre von fam her, von weitem. 



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8. TAa£Ll£J>. 



11 



«Friwendinne min, 
du solt din trären Itn. 10 
ich wil micli von dir scheiden, daz ist uns beiden guot. 
ez hat der morgeiisternc gomachet hinne lieht.» 
umin fiiunt, iiü tuo des uiehti 
lä die rode sin, 

daz du mir iht so sere beswa^rost mincn nuiot. 15 
war gäbest alsö balde ? ez ist niht wol getäu.» 

«Fioiiwe ni!n, daz si: i 
ich wil beliben baz. 

uü rede in kurzen ziten allez daz dü wil, 

daz wir unser huote triegen aber als e.» 20 

«min friunt, daz tuot mir w6. 

6 ich dir aber bi 

gelige, miner swsere derst leider al ze vil. 

nü mit mich niht ze lange! vil liep ist mir das.» 



McHtnen, leuchten, glänzen, xach praet. von s^hen, sah. — 5 in leide, be« 
trObt. — G tce {/cnche/tp dir, weil dir! eine Verwüngchung. — 7 last 2 prre?. 
von läu, idztn, lasson. li-p stii., Geliebter, Goliflito. langer compar. dis 
Adverbs, niehtt altertbUmliche Form fUr niht^ nicht. — S minne ist im 
Mhd. siemlich gleichbedeutend nnd gleichrnnfMiend mit dem heutigen : 
Liebe. Es bezeichnet die Liebe zu Gott, zu Freunden tind Verwandten, 
bcjonders aber die Frauenliebe in jeder geistigen uud leiblichen liociehung. 
Dagegen bedcuft U«b€ den ftUen Dlohtarn die Freude, das Wohlgefallen, 
die Lust des Herzens. Darum der beständige Gcvrenf«atz von liebe und 
leide, Lust uud Trauer, liep und leit^ Erireulichem und Schmerzlichem. 
rf'Wt, zusammongozogeu aus daz i» ■= daz ist. niewan, fauch n/"-, nimoan^i^ 
nichts al«, nur. *en€d* part. adj. fttr senende^ scbmerxlich verlangend. 

11 »ich icMden, tioh trennen, fortgehen, Ahschied ««hmen. tfuot, 
gut, nützlich. — 12 hinne adv. = //(<- //ni-, hier innen: der MorRcuatern 
erhellt das Gemach. — 13 de» gen. abhängig von nielU: thu daa nicht. 
— IS da»t auf daft, damit, iht adT. aoc, irgend, atwa, hier wie hftuflg in 
Absichtssätzen in negativem Sinne = niht. hesweerfn, schwermachen, be- 
trüben, muo^ GemUth. — 16 war, wohin, gdhen, eilen, balde^ adv., schnell, 
rasch, tsol Qttän, gut, recht getlum: ei ist nicht recht, daft da eo bald 
•chon Ton dannen eilet. 

n dai »t, eo eei's. — 18 baz comp, an wol, besser, mehr; bat be- 
liben, läniter dableiben. — 19 wil 2. prtes. neben u ilt , willst: nun mach 
es aber iturs mit dem was da noch zu sagen liast. — 20 huote, Uut, 
Bewachung: unsere Aufpasser, triegen, botrttgen, tiuachen. at» #. wie 
früher. — 22. 23 bevor ich wiederum bei dir lioj?en kann, werde icli 
viel Kummer zu leiden haben, tuwre , Schmerz, Leid, rii'r'st = der iit, 
deren ist, wird sein. — 24 viU imper. von mvlen, meiden, fern bleiben. 

2.'>. 2(; Das (sc. Meiden) wird nur 8o geschehen, daß ich niclits dazu 
thun kann, es nicht Ändern kann. Nur wenn es v(dlig unmöi?llch ist, 
werde ich nicht kummon. — 20 Jiiene. aus nie und nc. vt-rstUrkte Negation : 
durchaus nicht. — *i7. 28 wenn ich aber auch, Herrin, nur einen Tag lang 
fem Ton dir bleiben muß, so ist doch mein Hers stets bei dir. — 98 itont, 
ältere Fonu fhr ron. — :iO stl,(ii — aufsuchen. — 31 oh, wenn. 

zUtf seist: wtiuu du mir anders uuwauUelbar treu bist; in sulchcn ab- 
bingigen Sätsen, wo wir den Indic brauchen , pflegt im Mhd. der ConJ. 



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12 !• LIBDBB. 

•Daz mooz alsd geschehen JU 'vc/^*^ 25 
daz ich es niene mac. ^ 
8ol ich dich) frouwe, mlden ^ines tages lanc» 
b6 enkumet min herze doch niemer Tone dir.» 
«min f rinnt, nü volge mir: 

dü seit mich schiere sehen , 30 
ob dü mir slst mit trinwen strete sunder wanc. 
der ongenweidel nft kias' ich den tac» 



/ 



<<Waz helfent bluomen r6t, 
Sit ich nü hinnen sol? - % 

vil liebiii friwendinne, die sint nnmöere mir, v^-'J*^ 35 
reht' als don vogellincn die winterkalteu tage.» 
«'friunt, dest ouch min klage 
uud mir ein weicnde not. 

ja'n weiz ich niht ein ende, wie lange ich din enbir. 

nü lige ebt eine wilel so'n getset' dü nie 86 wol.» 40 

«Frouwe, es ist zlt: . 
gebiut mir, 1& mich varn. .^-^^y^^*'"* 
jit tuen ich*z durch dln 6re, daz ich von hinne ger: ^ 
diu tageliet der wahter 86 lAte erhaben h&t.» ^ 
flcfriunt, wie wirt es rit? 45 
d& lAze ich dir den strlt r 
6w6 des ürlöubes, des ich dich hinnen wert ^ ' ' 
von dem ich habe die sMe, der mtteze dich bewam.» 



zustehen, juit 1 1 iuwen , in Treuen, »täte, beständig, treu, «und^r toanc, 
ohne Wank, unerschtttterlioh« — SS wh dM Aablidbl kim»*^kim99, mh* 
ich, Tgl. oben su Y. 8. 

38 SS WM hab* ich toib Sommer? «~ 34 «f/, seit, nachdem, da. Afa- 
neu» TOn hier weg; von dannen. — 35 tvmuvrp, unlieb, unwerth, zuwider. 

— M rehV at»t gerade wie, ygl. 56 und Nr. 39, 34. — 37 ditt^da* ist, — 
38 wermde. dauernd, anhaltend, «t^f , Drangial, QnaL — SS ftCn im; 
fürwahr, ich weiß nicht, ein ende, genau, vollständig, ^nbir 1. praea. = 
fut.. entbehren werde, von enbi-rn, c. Kcn., ohne etwas sein. — 40 eht adv., 
bl()[^, nur; bleib nur noch eine Weile liegen. uf% gttmf ni«: dann 
thatest du nie; taste ist die 2. preet. ind. von tuon, 

41 es gen. von ez, dessen: dazu ist es Zeit, es ist die hüclistc Zeit. 

— 42 gi'hiu', imper. von gfhiett'n ; einem g., jemand verabschieden, ihn zie- 
hen lassen, rarn, sieben, fortgehen. — 43 durch diu ire, um deiner Bhre 
willen, ger, begehre, verlange: daft leh fort von hier strebe. — 44 »rhabm. 
erhoben, bocrotinen. — 45 ttm irirt räl . dafür wird gesorgt, dem wird ab- 
geholfen: was ist da zu thun? was läßt sich dagegen machen? — 46 ei- 
Ttrni d"n atrit l&n, vom Streite ablassen, Jemand den Sieg fiberlaasen, seinen 
Willen lassen: vgl. Nr, 1, '.>. tin, nun s-,. - 47 tirloup stm., die Erlaubniss 
gehen zu dürfen; weh daß ich dich muß ziehen lassen, hinnen, dem Sinne 
nach zu urloubeit gehörig, einen eine» dimgfwmm. Jemand etwas gawihrca. 

— 48 6etoar», schtttsen, htttea. 



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S. TAQULIED. 



13 



Der riter dannen schiet. 
d6 sende sich sin Üp 50 
und liez ouch s§re weinde die schoenen frouwcn guot. 
doch galt er ir mit triuwen daz s' ime vil nähe lac. 
si sprach: «swer ie gepÜac 
ze singen tageliet, 

der wil mir wider morgen beswaeren minen muot. 65 
Dü lige ich liebes eine reht' als ein senede wip.» 



50 sende prset. von «MM, Bchmerzliche Sehnsucht empfinden. Up 
■teht häufig als Umschreibnng an der Stelle des pars. Pron. : da war er 
betrübt, schmerzlich bewegt. — blliet, ließ zurück, sent weinde (= weinende), 
hef^i^^ weinend. — 52 doch vergalt (lohnte) er ihr durch Treue, daß sie 
Bich ihm hingegeben hatte, äa* «' = da» »i. n&he ligen heifit sonit von 
Hersen aiigvthnn Min, Im Hensen tragen, was aber hfer nicht an passen 
scheint, vielmehr muß es, in Übereinstimmung mit dem Yorbergehenden, 
hier gleich nahe bi geiigfn stehen. — 53 $wer , wer immer, te, jemals. — 
53-55 das ftllmorgendliohe Tageliedsingen bekttmmert mein Gemfith. — ' 
55 wider, cremen. — 56<tiM«4Jn «Uein, arelTon, ohne o. gen.; Toa meinem 
Lieb yerlasuen. 



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14 I. UBDEB. 

4. 

TBAÜMDEUTUNG. 

BttZwaok diMM iMtnigen LiadM ist, dto Bedratang und Antlegong 

der Traume zu verspotten; darum werden dem altf n Weibe zwei selbst- 
verständliche Wahrheiten in den Mund gelegt: daß zwei und eins drei 
und der Daum ein Finger sei. Krfthea und alte Weiber sind übrigens im 
dentaelieik Tolksglanben Ton bOiar Yorbedentang (vgl. j. Grimm's MytLo- 
logte, & 1077. lOSS). 



der sunier komeii was 
lind die bliiomeii durch aaz gras 
wünuecliche ensprungen, 
alda die vogcle sunuen, 

dar kom ich gegangen 6 
an einen andrer langen, 
dä ein lüter biunne enspranc; 
vor dem yvixlde \sas sin gauc, 
dä diu nahtegale sanc. 

h\ dem braunen stuont ein boum, 
da gesach ich einen troum. 
ich was von der sunnen 
gegangen ziio dem brunnen, 
daz diu linde mj3eie 
mir küelen schalen baire. 
bi dem brunnen ich gesaz, 
miner swaere ich gar vergaz: 
schiere entslief ich nmbe das. 



3 wonniglich auT« pmCi « n, ciniunbldliten. — 4 alda, verstärktes lin, 
dort, wu. Vers 4 und t> jeder btrophe Jiabeu Auftakt. — 6 dar, daliiu: 
ieh kam dorthin gegangen , wo ^6 Tögel «angen , nlmlieh mat eine lanfre 

Wiese, /.o"-, pctrflbt ans <}uamy kam, — 7 brunne swm., Quelle. — 8 trat stu 
ganc, nahm er si-iiicu J^auf. — 9 nahtegale , Rewöhnlicher nafitegal, abd. 
nahtigalä (von nafiC und 'jalan, singen, also: die Naciitsängerin). 

II Da erblickte ich einen Traum, hatte ich ein Traumbild. — 14 moere, 
bekannt, berühmt, dann herrlich, lieb. — 15 ba:rf, conj. praet. von bem^ 
hervorbringen: mir Schatten verschaffte, bereitete. — IG Wtite mieh 

nieder. — It) umbt da<« darum: deshalb schlief ich rasoh ein. 



10 



15 



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4. TRAUMDBUTUNO. 



15 



Dö bedühte mich zeliaiit, 
wie mir dienten alliu laut, 20 

wie min sfele waere 
ze himel ftne swsere 
und der lip hie solle 
gebaren swio er wolle. 

dä ncwas mir iiilit zc w6: 25 
got der Wälde s, swie'z ergß, 
scboener troum enwart nie uid. 

Gerne sliefe ich iemer d^, 
wan ein ünsseligiu krä, 

diu begonde schrien. SO 
daz alle krk gedion 
alse ich in des güniie ! 
si nam mir michel wünne. 
von ir schrien ich erschnic: 

wan daz dä niht steines laC| 35 
8Ö wer' ez ir suonetac. 

Wan ein wunderaltez w!p 
diu getröste mir den Up. 
die begonde ich eiden. 

Utk lAx » mir bescheiden 40 



19 MiHU4» divohto. — 90 alNu kmt, all« Beiehe. — Mm kirnet, im 

Himmel. — 33 hie, hier, hicniedtii. — 24 yeOdren, sich gebiüirdcn, be- 
oehmen. — 90-84 der äinn iit : als wenn ich JBeherTsuhur der Welt, uud, wfti 
Ich anoh aaf Brden thim möchte , doch des Himmels sicher wftre. — > 
35 ni/>t ze, Vorstärkiins? der Negation, gar nicht schlecht, d. h. vor- 
trefflich: ich befaud mich herrlich, alles Leid war dahin. — 2Ö walden 
c. gen., Gewalt haben über etwa«, dafür sorgen, su ie't ergi, wie immer es 
kOBunen möge* -~ 27 enwart, ward nicht: einen itchöaeni Traum gab es nie. 

28 Gerne hfttte ich ewig da schlafen mögen. — 19 wan, w&re nicht 
gewesen, un tt 'i '. verwünscht. — 30 b* 'jvndi> b ''iunde , begunn. scfirtt /i, 
kiftchsen. — '4i gedien =: gedtheUf JTortmtng haben, gedeihen: o daß es 
allen Xrihen eo ergehen mOehte, wie loh es ihnoi gönne, d. h. daß de 
verwünscl>t seien. — nam, benahm, raubto. mic!"l, groß. - :\h tcan 
da», nur daß, nur weil, jii/ii steinet, kein Stein: hütte ein Stein da gelegeu, 
OS wäre ihr Tud gewesen. — 36 MHonetoOt der Tag der Stthno, de« Qe- 
riohtes, der jüngste, letzte Tag. 

37 tran, aber, indessen, wunderalt y sehr alt; in dieser Weise tritt 
icundfrzurVerstärkungvorviele Wörter : irundfrbalt, wundi rjnh, wunderwol. 
38 tröstete mich. — 39 eiden ^ eidlich verpflichten, in l'flicht und Eid 



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16 



I. UBDBE. 



waz der troum bediate. 
daz merken wtse llute: 
xw6ne und einer daz sin drl; 
dannocb seile s* mir d& bi, 

daz min düme ein Yinger 8i. 45 



nehmen. — 40 bescheii1*'n, auBeiiKiiulergetzen, auslegen. — 42 merken conj.: 
darauf mögen klage Leute merkcu, acht geben, nämlioK: wt.,8 nun kommt, 
was sie mir (getagt hat. — 43 .ttn. diesor Conjunctiv ist abni»cgig v< n b'^ch^i >*n 
in V. 40, nämlich: sie setzie mir auseinaiuler , daC» zwei uuü einer drei 
soioii. — 44 dttnaoch, sodann noch: überdirs sagte sie mir noch. — 45 sprich- 
wörtliche Redeniarfti vgl. W. Grimm, QtlOM* Cms., S. 57 and Benner 8458-C4. 



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i, F&ÜULIMO UND FEAU£N. 



17 



5. 

FRÜHLING UND FRAUEN. 

Wit tatnriich und herzerfreuend der FrllliUiig mit all seiner Pfftolit 
auch ist. BO wird er doch durch eine edle, «chöne Frau, die zierlich ge- 
■chmUckt züchtig dahintchreitet, weit übertroffen« Wer sich von dar 
Wahrheit ftbtnengen wolle, möge sieh beim Frettdeafette des Heien ein* 
finden: der DIehter let alebl im Zweifel, welchem von beiden er den Vor» 
eng geben coli. 



86 die bluomen üz dem grase dringent, 
same sie lachen gegen der spiledeu sunnen, 
in einem meien an dem morgen fruo, 

und diu kleinen vogellln wol singent 

in ir besten wise die sie kunnen, 5 
waz wünne mac sich da genozen zuo? 

ez ist wol halb ein himelriche. 
suhl wir sprechen, waz sich dorne geliche, 
sö sage ich , waz mir dicke baz 

in miuen ougenbät getan und tsete ouch noch; gesaihe ich daz. 10 

Sw& ein edeliu schcenc fronwe reine 
wol gekleidet iinde wol gebunden 
durch kurzewile zuo vil liuten gät, 

hovelichen huchgemuot, niht eine, 
umbe sehende ein wenic nnder stunden: tb 
alsam der snnne gegen den Sternen stfct: 



1 S6, wenn. — 2 same, sam, (f\e\ch\vie , als wenn lachen conj. -- 
leohen, lacliten. spileäe =i tpiienäe, funkelnd; vgl. ^'r. 53, 31. — 3 der meie 
ewm., Mai, FrUliling. — ioCt#, Melodie. — 6 wünne gen. abh&ngig von 
wo:: welche Wonne, da tuo = damit, sicfi qenSten, «ich gleichstollen, 
vergleictien. — 8 sich geliehen^ gleich sein, gleichen. — 9 dicke baz^ oft 
noch beuer. — 10 nicht nur getban het, iondem noch tbua würde, wenn 
ioh ee sehen könnte. 

19 wo/ gekleidet, geputzt, in festlicher Kleidung, wot (jehunden^ mit 
schönem geltend'^ (zu >n, 14), mit ^chön aufgebundenem, gcst limücktem, mit 
Blnmen bekrAnztcm Haar. — 13 durch kurtewilc, wegen (aur) Kurxweil, 
ünteihsltnng; in große Oesellscheft. — 14 ko9ettehen, hofgemlfl, fMngebO- 
det und gesittet; A. fiScfigemtiOt» in edler sittsamer Heiterkeit, niht eine, 
nicht allein = in Begleitung. — 15 undrr ntundtn, von Zeit cu Zeit: zu* 
weilen ein wenig sich umsehend, zurückblickend. — 16 alsam, gleichwie. 
der urnne^ die Sonne, wie öfter im Altem Mhd«, als MMColinnm s herror- 

WALVHBK von OSE TOaibWBIDS. 9 



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18 



I. LIBDBB 



der meie hringe uns al sin wunder, 
waz ist dft, 80 wünnecltches under 
als ir vil minnecllcher lip? 

wir l&zen alle blaomen st&n und kapfen sd daz werde wip. 20 
• 

Nil wol dan, weit ir die w&rheit schouweoy 
gön wir zuo des meien h6c1igeztte! 
der ist ndi aller slner krefte komen. 

seht an in lud seht an werde firouwen, 
wederez daz ander überstrlte, 25 
daz bezzer spil ob ich daz habe genomen. 

der mich welen hieze, 
deich daz eine durch daz ander lieze, 
wie rehte schiere ich danne küref 

h6r Meie, ir müeset merze sin, 6 ich mine frouwen tU yerlQre. 30 



leuchtend vor den .lunprrauen ilire« (iefolffes, das nm üi»' oder hinter ihr 
gedacht ist. — 17 ff. wenn eine solche Frau in solcher Weise einhergeht, 
dann möge uns der Frühling all seine wunderbare Fülle bringen, was be* 
findet sich darunter 8o Wonnevollos als ihre liebreizende Erscnainang? — 
20 knpfpti^ offenen Mundes telisnen, gaffen, an iat präpos., nicht ftdr. iMrf, 
trefflich. 

21 dan, dahin: nun, wol auf, macht euch dahin. tiW/, wollt. — 
22 hSckgt^f^ FrendeBfeet. — 99 kre/te, dat. von kr<i^tt Macht, auch Menge, 

Scliaar. — 24 schaut auf ihn. — 25 ir?d?r«:, welchf>8 von beiden, /if>rr.itnti'n. 
im Kampfe, Wettstreit übertreffen. — 26 ob ich nicht das t)esspre Spiel 
•.Partie, fheil) gewählt habe. — 27 AwS. ach. — 27. 28 ach wer (wenn einer) 
mich da wählen hieUe, so daß ich das eine für das andere aufgeben müßte, 
wie überaus rasch wäre dann meine Wahl getroffen I ~ türf conj. proet. 
vi>ii kf'xen, auswählen, aussuchen. — :iO //-r U- /. . rorsonification : ihr müßtot 
Märx sein, d. h. ich wttrde euch (so schön ihr aucii seid) eher dem (uu- 
freundllehen) Mim gleiehaehteu , als daß loh meine Herrin da TerlOre, 
wegen euch aufgäbe. O lor: es wäre noch eher niöi^lich, daß ihr euch in 
den März verwandelt, als daA ich bei dieser Wahl nicht meiner Herrin 
dtn Vonag Tor «aob gUM. 



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«• IiIIBI8TKi.ini. 



19 



6. 

LIEBESTRAÜJVL 

Wenn diese fünf Strophen, woran nicht su zweffeln, wirklich ein 
Lied bilden (ühland S. 59 nennt es eine Tanzweise, einen lleihen), so 
kann nur die unten vorgenommene, auch von Simrock befolgt« Anord- 
ttong richtig sein, da sie allein einen logischto Forteehiitt und Znaammeii^ 
bang gewilivt. In den eiiton vier Stfoplien soliildert der Dfehter ein 
liebliches Trauragesicht, in der fünften hofft er, das Traumbild in der 
Wirklichkeit zu finden. Die Handschriften stellen die beiden letzten 
Strophen am. Das Ganze fttr einen Scherz zu halten, dessen Spitze gegen 
die 1n«lteii Fnnenlillte «ntltafl, ist ttbenll kein Gnmd Torluuidta. 



"llemt, f)r6awe, disen kränz», 
^86 sprach ich z'einer vol getftnen maget: 

«Bd zieret ir den taaz 
mit den schcenen blnomen, als ir s' fife traget. 

h>et' ich Til edele gesteine, 5 
dkz mOes' üf iur houbet, 
obe ir mir's geloubet: 
8^t mtne triuwe , daz ich'z meine. 

Ir Sit sö wol getan, 
daz ich iu min schapel gerne geben wil, 10 

daz beste daz ich h&n. 
wizer iinde röter bluomen weiz ich vil, 

die Stent s6 verre in jener beide: 
d& sie schone cnspringent 

und die vogele singfnt, 15 
da sule wir sie brechen beide.« 



9 wol getan ^ schOn, Tgl. V. 9. — 4 wenn ihr sie (die Blnmen) auf 
(dem Kopfe) tragt: auf enerm Haupte gereicht auch der einfache Blumen- 
kranz dorn Tanze zxir Zierde. — 5 ^dete =x rdtli-z; *^nt g^steine bedeutet 
schon fttr sich EdeUteine. — 5. 6 besäße ich kostbare Edelsteine, so wttrde 
ieh damit eaer Hanpt ■ehmüclten. — 7 wenn ihr mir's glauben wollt. — 
% 9^t, (goth. .^r?/.), ccce, sieh, da nimm. Nehmt mein« Yenlehening, 
dftft das meine Absicht, mein Ernst ist. 

10 t'it dat. plur. des per:«. Pron., euch. — 11 han, habe, besitse. — 19 r/l 
tnbst. C> gen.f viel, viele. — 16 aule icir=B$uten wir, wollen wir; das n 
oder fn kann in der 1. prres. pl. bei Tnclination des Pron. wegfallen. Das 
niumenbrerhen vor dem Walde o Irr auf ferner Aue gilt für bedenklich 
und der Ausdruck wird doppelsinnig gebraucht (wie auch die verhttUte 
Anepielnng nnten T. M nn« dne IM Kr. 9 s«igt); Roeen leeen snd ein 
Knss von rotlum IMunde sind gleichbedeutend (vgl. Minnefaiiga Frftliling 
li>ti, Walther J^achm. Iii), i6, JSithart 1, 18. MäU. 2, 173^). 



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20 I. LiBDBlt. 

^ Si nam das ieh ir b6t 

einem kinde tü gellch, daz 4re hftt: 

ir Waagen wiuden r6t 
same dia rdse, dä si bt der li(jen stftt. 20 

do ^chamten sich ir liehtia ongen, 
doch neic si mir schöne, 
d&z wart mir ze löne: 
wart mir^s ibt m^r, daz trage ich toagen. 

^ Mich dfdite daz mir nie 25 
lieber wurde danne mir ze muote was: 

die bluomen vielen ie 
Ton den bonmen bl uns nider an daz gras. 

seht, d6 muost' ich Ton freuden lachen, 
do ich 86 wfinnecUche 30 
was in tronme rlche: 
d6 tagete ez und muose idi wachen. 

^ Mir ist von ir geschehen 
daz ich disen sunicr allen meiden muoz 

vast' under d'ougen sehen : 35 
lihte wirt mir eniu, so ist mir sorgen buoz 

waz Ohe si g^t an disem tanze? 
frouwe, durch iur güete 
rucket df die haete : 

6w6, gessehe ich s' under kränze! 40 

18 Jtiitf, junges M&dcben. ir%, Ehrgeftthl, Scham. — 21 %ieh €rtehth 
men^ in Soham gerathoi; da tehlng ti« ihn lenehtandM Angm Tmeblnt 

jiieder. — 22 neic pret. von ntgt^n , sich vernoipend danken, schone, adr., 
freundlich. — 24 was mir dessen etwa noch mebrsu Theü ward, halte ich 
geheim, was wdter gaiohab, bleibt m«lii OebcfannlH. Um^m, «dr., b«im- 
liob, verhohlen. 

25 f. Mich däuchte , daG ich niemals vorher in frendigerer, glück* 
Höherer Stimmung war. — l'T />. allezeit, fortwährend. — 2S bt >tnt, neben 
ans. 29 90») vor, aus. Aus Freude über dieses wonnevolle Qiaok, das 
ndt im TfMine besebeert war, mußte ieb laoben. — 99 mue««, mufite. 

84 nuiden — viegeden, Jungfrauen. — 35 v(t.^(' "taste, adv., sehr, ge- 
nau. eiMg. tmäer diu ougen oder under ougen, ins Gesicht. — 36 lihte adv., 
▼ielieicbt. tniu, Jene: die ich im Tranme sah. mir ist btto» c. gen., ieb 
werde von etwas erledigt, befreit : so bin ich meiner Sorgen, meines Kum- 
mers quitt. — 37 waz obe, wie wenn, wer weiß ob nicht. Der auch ander- 
wärts begegnende Ausdruck an dem tanze gen deutet auf eine mehr ruhige 
Bewegung, versehieden vom rtien, an welchem gesprungen wird. — /rouwe 
starker plur., ihr Frauen, iw (wie V. 6) gekflrzt aus itcer, iuwer: um eurer 
Güte willen, habt die Güte. — 39 diese Bitte des Dichters, die Hüte auf- 
aurttoken, damit er den Frauen ins Gesicht schauen kann, deutet auf die 
besonders in (Esterreieh (vgl. MSH 2, 283'*) einst Ablieben, das Gesiebt 
verderkonden Schatten hüte (vgl. MSH. 1, U*\ 26*). — 40 o»"^ Ausruf des 
sahusUcbtigen Verlang'Mts: ach, erblickte ich sie doch mit dem Kranae ge- 
sebmftcktl 



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T. SCHCEMHBIT VHP TUGJUii). 



21 



7. 

8CH(ENHEIT ÜND TÜOENB. 

Auch in diesem Lied« iit dM YmaMA ein daktyliichei. Die erste 

Zeile des Abgeaangs , der eine Art Kehrreim bildet, reimt mit der ent- 
Bprechenden der zweiten Strupiie. Solche in verschiedene Strophen ver- 
tbailto BaloM lulftm KOrner, vgl. Nr. 11. 



mich der stände, daz ich sie erkande, 
diu mir den 11p nnd den mnot hkt betwnngen, 

Sit deich die sinne sO gar an sie mnde, 
der si mich hkt mit ir gOete Terdrungen! 

daz ich gescheiden von ir luht enkan, 5 
daz h&t ir schcene und ir güete gemachet 
und ir rdter mönt, der sö liepllchen lachet. 

Ich h&n den müot und die sinne gewendet 
ao die yil reinen, die lieben, die guoten: 

däz müez' uns beiden wol werden volendet 10 
Bwes ich getar an ir hulde gemuoten. 

swaz ich ie freuden zer werlde gewan, 
daz hä,t ir schoene und ir gttete gemachet 
und ir röter münt, der sö liepllchen lachet. 



1 Wol mich, wohl mir: Heil der Stunde, erkennen, kennen lernen. — 
2 TTMOtf Qeist, Seele, Gemüth: mich an Leib und Seele, betu inyen, bezwingen, 
unterwerfen. — »it dfch^ seitdem idi. die tinWt die QedtuikeB. »6 gar, 
lo gSiuUeb. wand«, wftndt«, richtete. — 4 güete ^ dmt Gnttefai, Trefffioli- 
keit. verdringen einen eines dinges, wegdrängen von etwas: deron sie mich 
beraubt hftt. — 5 (bescheiden, sich trennen, losmaohen. — 6 schcene, Schönheit. 

9 Diese Zeile sowol als der Anfang klingen wieder ia der tehOnen 
Tanzweise ülrich's von LichtenstPin : n-M mich der sinnf, die mir ie ge- 
rieten die lere (Frauendicust ed. Liiuhmauu S. 394, Wackernagers Lese- 
buch S. 673). — 11 tetar 1. prai. von geturren, sich unterstehen, getrauen, 
darfeiu ein€» dingt» an einen mHoten, etwas von einem verlangen, ihm au* 
mnthen. Was immer Ich von ihrer GOt« verlangen darf, möge zu einem 
guten, uns beide befriedigenden Endo gebracht werden. — 12 frfudfn gon. 
plur. von «tca; abhängig: alle die Freuden, die mir auf dieser Welt jemals 
■u Th^ wnrdon. 



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22 



a 

EIN EUSS VON BOTHEM MUNDE. 



Mtteste ich noch gelehen daz ich die r6scn 
mit der minneclichen solde lesen: 

80 Wold' ich mich 86 mit ir erkösen, 
daz wir iemer friunde mfiesten wesen. 

wurde mir ein kus noch z'einer stunde 6 
▼on ir rdten mnnde, 
86 w9Bt* ich an frenden wol genesen. 



1 müeten hat ia Wungohsätzen die Bedeutung ron: mögen, gelehen, 
erleben. Möchte ich ea aooh erleben. — 3 sieh «rk69*Ht aioh tranliob be- 
^Mchen, nnterhalien. — ft tTtiiMr ttmndä, tiiunal. — 7 so wit* loh in B«> 
«ng «nf Freud« gaborgm. 



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9. OMTSS DSA LIKOB. . 23 



9. 

UNTER DER LINDE. 

Dai Dichters Wunsch, mit der Geliebtea Blumen la brachen , gioiig 
in Brlttllang. Wie es damit gemeint iat, TerrSth diaa raisande, durch 

wundorbaren Wohlklang ausgezeichnete Lied, das der Sänger seiner Ge- 
liebten in den Mund legt. Auch der Volkspoesie, bemerkt Sirarock, ist 
der Kunstgriff nicht fremd, äceuen dieser Art im Munde argloser Mäd- 
eben mit dam Zauharlielita dar Untoliiald au umatrahlan. Dia anta Zaila 
Jadas StoUan iat daktylUch. 



Inder der Imden 
An der beide, 
d& unser zweier bette was, 

dft müget ir vinden 
scböne beide 5 
gebrocben blaomen unde gras. 

vor dem walde in einem tal, 
tandaradei ! 

schöne sanc diu nahtegaL 

Ich kam geg&ngen 10 
zuo der ouwe : 
dö was m!n friedel komen 6. 

dä w4rt ich enp&ngen, 
hftre frouwe! ^-^^ J, < 

daz ich bin sselic iemer mö. 15 

kuste er mich? wol tüsentstunt: 
tandaradei ! 

sehet, wie rdt mir ist der munt. 



1 Zinrf»' 8\vf. — 2 ön. auf. — 3 f/a , da wo. — 5 leide vgl. lO, — 
8 landaradf.i ■, ein Menschen- oder Vögelstimmen nachgebildeter Ausruf, 
wie sie in den Tanzliedern und Liedern mit Kehrreim häufig vorkommen. 
£• ist nicht erweislich, da& sie aus der romanischen Lyrik entlehnt Bind. 

V2 /rfdel, Geliebter, e, vorher, früher. — 14 //-^V, erhaben, voriiclim, 
heilig: hl. Jungfrau (Maria). — 16 »tunt , hinter Zahlwörtern: Mal. ander- 
•ttuu, aara awaitaa Mal. Ob ar mich gekttaet hat? Ja, wol tausendmal. 



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24 



I. LISDBU. 



D6 het er gemachet 
alsö riebe 

Yon bluomen eine bettestat. 




20 



des ydrt noch gelachet 
innecllche, 

kamt lernen an daz selbe pfat. 



bl den rösen er wol xnac, 
tandaradei ! 

merken w& mir*z honbet lae. 



25 



Das it bi mir lege, 
Wesse ez iemen 

(na enwelle got!), s6 schämte Ich mich. 



30 



wes 6r mit mir pflsege, 
nlemer niemen 
bevinde daz wan er und ich 



onde ein klelnez Togellin: 
tandaradei! 



35 



daz mac wol getriuwe sin.» 



20 also, verstärkend, im Sinne von: sehr. rfjA*, koetlmr, herrlich, 
BcLöu. — 21 bettettat, Ort zum Ausruhen, Schlaf-, Rahestätto. — 22 lachen 
c. gen., Uber etwas lachen. - 23 innediche, von Herzen. — 24 daz pfaU 
der Pfad, Weg: wenn jemand desselben Weges kommt. — 25 bt dtn r^Mfi! 
an den Bosen: da wo die Bosen liegen. - 27 v,irz = mir dat. 

28. S9 wflßte Jemand, daA er bei mir gelegen habe (= hat). — 
30 wörtlich: nun wolle Gott nicht: das verhüte Gott. — 31 was er mit 
mir getban, begonnen. — 32 niemer niemen, nimmer niemand, verstärkte 
Neg«tion. — 33 beviiute, exiUiM. toll da« erfahren. wü%, anfter. - 36 ye- 
lnu»9t tUTerlftseig, Tarachwiegen. 



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10. £aOfiB£NU£lT UND VER8A0UM0. 



25 



10. 

ERGEBENHEIT UND YEESAGUNG. 

WnnMb, die Heifigeliebte oft zu seheu, uud Kln-o aber lliia 
8p>«digk«it. 



Ir vil miiineclicben ougeii blicke 
rüerent mich alhie, swann' ich sie sihe, 

in min herze: öwe sold' ich sie dicke 
sehen, der ich mich für eigen gihe l 

eigenllchen diene ich ir, 5 
d&2 8ol 8i vil wol geloiibeii mir. 

Ich trag' inme herzen eine swaere 
der ich von ir läzen niht enmac, 

bi der ich yil gerne tougen wsere 
beide naht und Ottch den liebten tac. 10 

des enmac nü niht gesln, 
ez enwil diu liebe frouwe min. 

Sol ich miner triuwe alsus engelten, 
s6'n 8ol niemer man getrftwen ir. 

si rertrHege michels baz ein schelten 15 
danne ein loben» daz geloubet mir. 

w6, war ombe tuot si daz, 
der min herze treit vil kleinen haz? 



1 Die liebreizendcu Blicke ihrer Augen. — 2 rueren, treffen, alhie 
man hat eich beim Vortrag eine Handbewegung aufs Herz zu denken» 
strann', wenn immer, so oft. ti/ie, sehe, erblicke. — 3 suhie, könnte, dicket 
oft. — 4 »ich einem Jür eigen jehen, sich jemaud zu eigen geben, erklären, 
daA man ihm gans angehört. — 5 eigenHeken adv., alt, wie ein Leibeigener. 
— 6 vü irol, Steigerung, sehr wohl. 

7 inme — indeiw. — }> der abhängig von niht: die (sc. sirrrre) ich 
durch sie. durch diejenige, nicht loswerden kann. 10 beide, uat zwei 
oder drei durch und verbundenen Subst., bedeutet: so wol — - als auoli. 
11 das kann nun nicht geschehen, meine Herrin will es nicht. 

13 iilxus f 80, auf diese "Weise. enyUcn c. gen., Strafe ftlr etwas 
leiden, ea büßen müssen: soll dies der Lohn fUr meine Trene seiu. — 
14 niemer man, kein Menteh mehr. — 15 vertragen, ortragen, rieh gefallen 
lassen. viich*'h baz, weit eher, leichter. — 18 ehifm haz tragen, pr-LioM 
Jemand feindlich gesinnt sein. vU kleinen, sehr geringen: die mein licrz 
Biehtt weniger alt haAt, 



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26 



I. LIBDBft. 



11. 

WUNSCH UND a£WÄHBUKa. 

Obwol die folgeudeu vier Strophen durch die überschlagenden Keime 
(Köruer) lic : nit; zit mit einander zu einem Ganzen verbunden schei- 
ntn, wo Terbietet doeh die Venohiedenlielt de« Inhalts in beiden Stroplien» 
pMien ihre Verbindung zu einem Liede. Außerdem ist nicht zu ülicr- 
aelien, daß in dem andern Liede die »weiten Stollen in der he. Überliefe* 
rnng troohäisch anheben. 

Das erate Lied ist ein sogenannter Wecheel« ein Oesprttchslied zwi* 
sehen fiitter und Tlraa» worin sie sich gegenseitig ihre Liebe und Kr* 
gebenheit versiehemu 



(jot gebe ir iemer guoten tac 
und läze mich sie noch gesehen, 

die'ch minne und niht erwerben mac 
mich müet daz ich sie hoere jehen, 

wie holt si mir entiiuwen waere, 6 
und saget mir ein ander nisere, 
des min herze minneclichen kumber lidet iemer sU. 
öwe, wie süeze ein arebeit! 
ich iiän ein senfte unaenftekeit. 

«Got hät vil wol ze mir getan, 10 
Sit ich mit sorgen minnen sol, 

daz ich mich underwundeu hän 
.dem alle liute sprechen wol. 



1 frohe heitere Tage. — 4 vtüen, müfjen, bekümmern, verdriefien, 
Tgl. das folgende Lied Y. 18. — & holt, gewogen, geneigt. etUriuwen adv. 
dat. plvr. mit in, traun, in Wahrheit. — 6 marrf» stn., Geschichte, Erzäh- 
lung. — 7 des, worüber, iid n n''-ltchpn kwubi'r , Liebeskummer; vgl. 15, 3. 
Weun die 6te Zeile richtig überliefert ist, so ist der Sinn von V. 6. 7 fol- 
gender: mich verdrießt, daß sie mich ihrer Neigung versichert und mir 
auf der andern Seite einen Bescheid gibt, worüber mein Herz seitdem 
fortwährend Liebeskummer empfindet. — 7 welch sülie Mülisal, Qual, vgl, 
Nr. 13S', 12: ti ie reine ein name! — 9 ein« angenehme Unannehmlichkeit, 
Wort- und Gedankenspiel, wie es zumal Gottfried liebt. — 8. 9 dieser Be- 
selieid erfüllt mich sugleieh mit Freude und Leid. 

10 ivol einem tuon, jemand gut behaiidrln, gut, freundlich gegen 
jemand handeln. — 12 sich underwinden (hier mit Ellipse von de>)^ etwas 
über sich nehmen, sieh annehmen. — lo«is nachdem ich unter Anint nnd 
awge lieben mnft, hat es Gott gut mit mir gefügt, daft ich dei^enigsn 



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11. WUNSCH UND G£WAHBUNO. 27 

im wart von mir in allen gäben 
ein küssen unde ein umbevähen. 15 
seht, dö schöz mir in min herze daz mir iemer nähe lit, 
unz ich getuon des er mich bat. 
ich tsete'z, wurde mir's diu stat.» 



sum Geliebten erkoren, der vou aller Welt gelobt wird. — 14 in alien 
gak€H adT. dat. plur., in aller Eile. — 15 umbevähen^ Umllingen, ümarmung. 
— 16. 17 etwas, das mich fort und fort tief berührt (d. h. heiße Selmsuchtl, 
bis ich seine Bitte erfüllt habe. — 17 'mz, bis. — la ich tale », ich wUrde 
M thmi, weirn mir dMu die «tat, die Oel^enheit* würde. 



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28 



I. hlL'JZVk. 



lt. 

UNLUST DER ZEIT. 

KUge Ober die allgemeine Trübseligkeit und daß es ohne Spott nicht 
m«bv gettettal mI» Mk dms Frahsiim hlnsngebMi, wi» ehedim, wo d«r 
Olttckllohe seine Fr0hUo1ikett seigen durfte i»d Min Hers dam Frtthling 
enlgegei^ubeUe. 



Ich wBere dicke gerne 
wan das ich niht gesellen h&n. 

oft sie ah alle trürent 86, 
wie möhte ich'z eine denne l&n? 

ich mttese ir vingerzeigen liden, 5 
i'n wolle freude durch sie miden. 
808 hehalte ich wol ir halde, daz sie*z Iftzen ftne nlt: 
wand' ich gelache niemer niht, 
wan dk ez ir dekeiner siht. 

£z tuet mir inneclicben w^, 10 
als ich gedenke wes man pflac 

in al der werlte wilent 6. 
ouwe i\v\ch niht vcrgezzen mac, 

wie rclite frö die Hute ^va^e^! 
fr(^ luinde ein sailic man gebären 15 
unde spilet' im sin licrze gein der wimueclicheu zit. 
sol daz nü niemer nier geschehen, 
so mixet mich daz ich'z hän gesehen. 



2 nur dm6 loh keine Gefährten hebet^ eher es will mir niemand in 

der Fiohlichkeit Gesellst liuft lei^tt ri. — 3 «u, da, weil nun. — 3. 4 wie 
künnto ich bei der allgemeinen Traurigkeit allein sie aufgeben, alleiu fröh- 
lich sein. — 8 dat oiny^rteigen , das Deuten mit dem Finger, dffenilicher 
Tadel: ich niUßte es (liildeti, daß sie mit Fing« rn auf mich leigten, wenn 
ich nicht um ihretwillen der Freude eutssgcn wollte. — 6 i'n.Pne = ich 
fti, ich rie. - 7 anf diese Weise, so aber erhalte ich mir ihre Gunst, ohne 
mich ihrem Hasse auszusetzen. — 8 nierner niht, doppelte TerstHrkte NegOp 
tion. — 9 ivan da, auCnr wo. dekein, keiner. 

10 inn>- Ikhen adv., tief innerlicli , vdu Her/i'n. — Hofs, wenn. — 
12 loiUntf adv., hAufig mit ^verbunden: einst, vordem, vor altMi Zeiten. — 
Ift frS] äS die Hss., Tgl. Nr. 96, 13. tmlic, beglückt, glOeklioh. — 16 «jvOii, 
hüpfen; «iitgegensohlegen. 



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13. asaSNSBlTIGB UMBM, 



S9 



13. 

GEGENSEITIGE LIEBE. 

Bitte an die Geliebte, Hin nicht wie bUhttr gleiohgflUig zu Uberseben, 
londern ihn, falls sie sich vor den Spähern scheue, ihm offen ins Gesicht 
SU schauen, doch durch einen Blick auf die Fuße zu grUCien. Sie, die 
er um ihrer Trefflichkeit willen vor allen Frauen liebe , möge sich be- 
ttaaen, ob er Ihr etwM gelte: tnr Liebe gehören swei. 



Jjin ich dir nnmaere, 
des enweiz ich iiiht : ich minne dich. 

cinez ist mir sw.Tre : 
du sihst bi mir hin und Uber mich. 

daz solt du vermidon: 6 
i'ne mac niht orlidon 
solhe liebe an' giozen srliadon. 
hilf mir tragen , ich hau ze vil geladen I 

Sol daz sin din hnote, 
d;iz din ouge an mich sö selten siht? 10 

tuost dii mir'z ze guote, 
Boue wize ich dir dar umbe niht: 

8Ö mit mir daz houbct 
(daz st dir erloubet) 

und sich nider an minen fuos, 15 
i6 dü baz enmügest: daz fil diu grnoz. 



1 unmoere, unwertb, gleichgültig, zuwider. Ob du mich liebst, weiß 
Ich nicht, ich aber liebe dich. — 3 al>er einos fällt mir schwer, drückt 
mieh. — 4 neben mir vorbei and über mich hinaus. — 5 vermtdeHf uuter- 
Immb. 6 erltdtn, ertragen: ohne groften Neehtheil (Sebmen) kann 
ich eine solche Liebe nicht ertragen. ~ • ioh bin SU eebwer belaetet, 
nimm einen Tbeil der Bürde auf dich. 

9 /luote, Vorsicht: thust du das etwa aus Vorsicht (vor den Spähern), 
daß du mich so selten anblickst? — 11 te guote, lum Nutzen, zum Vortheil; 
wenn es in meinem Interesse geschieht. — 12 wUen c. dat., tadeln: so 
tadle ich dich deswegen nicht. — 13 so, in diesem Falle; meide mein 
Haupt, cU h. meide es, mir ins Gesicht su schauen, und sieh mir bloft auf 
die ViUto. ^ 1$ $^ dü ba9 mnügeu, wenn da nioht weiter (gehen , mehr 
thnn) kUBit, im Stande biet. 



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30 



X. LISDEB, 



Swanne ich s' allo schouwe, 
dio mir suln von schulden wol behagen, 

sö bist du'z min frouwc: 
daz mac ich wol äne rüemen sagen. 20 

edel linde riebe 
sint sie sumelicbe, 
dar /,iio tragent sie höhen muot; 
übte sint sie bezzer, dt bist guot. 

Frouwe, nü versinne 25 
dich , ob ich dir z'ihte msere si. 

eines friundes minne 
diu ist niht, da ensi ein ander bi. 

minne eiitouc niht eine, 
si sol sin gemeine, 30 
s6 gemeine, daz si g6 
durch zwei herzen unde niwet m6. 



• 17 S^iranne, wann immer, ic/i s' = ich </»>.• loh aile (Uejmjigcn 

betrachte, die. — 18 von »eftuld^, aus zureichendem Grunde, mit Becht. 
MkagtH, geiallen. 19 du'twmdü ««; wie hier wird httuflg daa Keutral- 
prononen a1« ToTltiifer fflelehaam det Prftdicat« oder Snbjeota voran- 
gestellt (vgl. Gramm. 4, 222): so auch Nr. 147, 8: i'c/i hin't der nun, 147, 10: 
t/U ir'i der bette, jrouue, Herrin, Gebieterin: du stehst hoch Uber allen, 
die ioh aah und die mir gefielen. — 20 an« ri^0m , ohne Prahlerei. — 
31 edfl^ von edler Geburt. — 22 xnniflich, manclier: dabei »ie\ nicht daa 
pMritStive ir. — 2'i lioher muot. stolzer Sinn, gehobene Stimmung. — 24 hez- 
»«Ti Ton höherer Abkunft, woriH|>ielen(1 mit guot. 

25 nüt nun, nachdem du weißt, was du mir biet, wie hoch ich dich 
atelle, besinne, bedenke dich. — 24 t'ifite^ ru irgend etwas, einigermaOen; 
mmi^, liob, werth, angenehm: ob ich dir etwas gelte, dir lieb sei. — 
27. 28 eines Geliebten (Liebliabers) Liebe gilt nichts, wenn der andere, 
entgegengesctste Tlieil fehlt; Spriobwort: aar Irfebe gehören awel. 
29. 30 einseitig»' Liebe führt zu nichts, sie muß gemeinsam , gogonseitig 
sein. —31. 32 und zwar so gemeinsam, daß sie dringe durch zwei Herzen 
und Blobt weiter, d. h. sich auf sw«i Henea beaeturlnk«. «Ii»«!, allere 
Form TOD niht (ahd. niowiAt). 



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U. SCH(£NU£1I UND ANMÜTH. 



81 



14 

SCHOSNHEIT UND ANMÜTH. 

An{ den Vorwurf, daß er soinen Sang (und si-ino Liebe) keiner vor- 
nelinieu Frau widme, antwortet der Dichter, daß Schönheit und Beich- 
Ihum «euig Werth fttr ihn haben. £r zieht die Antnuth der Schönheit 
▼or, ▼«rlangt dasu Trvaa und Betttüidigkeit , olme walelM radh Jene ihm 
wertblot sei. 



H^rzeliebez frouweltn, 
got gebe dir hiute und iemer gaott 

künde ich baz gedenken din, 
des htate ich willecUchen muot 

w&s mac ich nü sagen mft 5 
wan daz dir nieman holder ist? 6w6 d& Ton ist mir tU w6. 

Sie Terwizent mir daz ich 
sö nidere wende minen sanc. 

daz sie niht versinnent sich 
waz liebe sl, des hubon undanci 10 

sie getraf diu liebe nin, 
die dä n&cb guote und nach der schoene minnent: w6, 

wie minnent die! 

Bi der sclioenc ist dicke haz: 
zer schoenc nioincn s! ze sjäch. 

liebe tuot dem herzen baz: 15 
der liebe get diu schoene n&ch. 

liebe machet schcene wlp: 
des'n mac diu schiene nibt getuon, sin* machet niemer lieben Up. 

1 Geliebtes MUilcheu. /r'>uwelin: das Demin. bezeichnet die niedere 
Herkunft der Geliebten. — 2 jetst und immerdar Glück, Heil. — 3 könnte 
ieh meinen Oedanhen Uber dich einen beseeren Ausdruck geben (als /er««'- 
liebst). — 4 irilt>"li fu'n adv. , willig, bereitwillig, mnut Im'ifti eine* din^/eit. 
Verlangen, Lust, Absicht haben, etwa« su thuu: dazu wäre ich gerne be- 
reit. — 5 mS, weiter. — 6 trau da», auAer, alt daO. Daa bereitet mir 
Sohinerz, Leid. 

7 verutzen c. dat., einem vorwerfen, tadeln vorweisen, — 8 so Nie- 
drigem meinen Gesang weihe, widme. — 10 Ueö*', Aiuimth, Liebreis. Oa^r 
eollen sie keinen Dank empfangen; eine Verwünschung.-— 11 gtiraf^ be- 
w^e, ergriff. — 12 <7wo^ Geld, Vermögen, Rcichthum. 

13 hat. Haseenawerthrs. — 14 yach , jäh, schnell: lasse sich keinor 
▼on der Schönheit zu rasch fesseln, dahinreißen ~ 16 git nacAss steht 
nach: dia Anmnth geht dar SehOnhalt vor. 17 •ehmn^t^ nnfleetierte Form; 
voraehOnt die Fra«. — 18 maoht nlamala anmnthig. 



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82 



I. LIEDER. 



Ich vertrage als ich vertruoc 
und als ich iemer wil vertragen: SO 

du bist schoene und liäst genuoc. 
waz mugea sie mir da von gesagen? 

swaz sie sagen, ich bin dir holt 
und nim din glesiii vingerlin für einer küniginne golt. 

H&st dü triuwe und stsetekeit, 25 
so bin ich dtn än' angest gar, 

daz mir iemcr herzeleit 
mit dlnem irilleiL wid6r?ar. 

hftst ab dü der sweier niht, 
b6 müezest dü min niemer werden: 6w$, obe das 

geschiht ! 80 



19 9trlr«t9«Ht evtri^Mi, hingeben, itoih geftdlen lasaen; nKmttoh den 

ffppon meine niedere Minne ausgesprochenen Tadel, — 21 du bist schon 
und reich genug. — 23 was wissen sie davon. — 23 mögen sie sagen was 
sie wollen. — 24 glexUi vin(jTl\n, Finarerring von Glas, im Mittelalter 
häufig getragen. Durch den Glasring, den der Dichter dem Goldreif einer 
Ftintin vorzieht, ict die Armuth und niedrige Stellung der Geliebten an- 
gedeutet. 

26 Bist du treu und beatAndig. — 36 din an' ang9U gar, in Bezug 
auf dioh ginsHeli unbesorgt, dtn wird dureh den Sats mit da* nfther be» 
stimmt. — 27 ipiner, jemals. — 28 mit willen, mit Vorsatz, absichtlich. — 
2d nichts Tou den beiden: hast du aber weder Treue noch üeatändigkeit, — 
30 so wttneohe loh dich nitmali tu betitaen, eo will ieh nidito vott dir. 
Weh wenn das geeohftbe. 



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X&. WEIBBS UKD MANNES USIL. 



33 



15 

WEIBES UND MANNES HEIL. 

Gesprächslied, Wecliselredo zwischeu üitter und Frau. Er erklärt, 
a«r in ihrem roUea Berits Freade, Trost und 6«n1lsreu su finden. Auf 
ihre Brwideiang, d»A er um seiner läutern Tuprcnd und Treue willen über 
aie gebieten m>S<^e und daß seine Tiiclitigkoit ihm die oberste Stelle in 
ibrem Herzen erworben, macht er seinem Entzücken in den Worten Luft, 
daß ihm Mannes Heil geschehen und nun niemand sich wundern dürfe, 
wenn srin Hers, so nah dem ihrsa, sorglos dahialoh«. 



Mich hat oin wünneclicher w&n 
und ooch ein lieber friuudes trdst 
in seneclichen kumbor bräht. 

8ol der mit fireude an mir zergfin, 
80*n Wirde ich*8 anders niht erlöst, 5 
ez'n kome als ich mir^z han ged&ht 

iimb' ir vil minnocHchen 11p, 
diu mir enfremedet alliu wip, 
wan daz ich s' durch sie ^rcn muoz : 

ja ^nger ich anders lönes niht von ir dekeiner, wan ir gruoz. 10 

«Mit valscheloser güete lebt 
ein man, der mir ^vol iemer niac 
gebieten swie und swaz er wil. 

Sin staete mir mit freude gebt, 
wan ich ouch sin vil schöne enpHac. 15 
daz kumet von grözer liebe vil. 



I wan« Erwartung, Hoffnung. — 9 ein Ueber /riundes tr6»t , eine au- 
Renehme Zuversloht ia Besug auf die SeliObtS. — 3 »eneelich. verliebt: in 
Jiiebeskuniiiier ▼ersetzt. — i tergan, vergeben, aufhören: soll der sich mir 
in Freude auflösen. — S ich's. ich dessen, davon, nämlich von Kummer. 
anders mht, auf keine andere Weise — G-'J i s komnu; denn so, wie u. s. w., 
außer wenn meine Gedanlcen in Bezug auf die Liebenswtlrdige sich er- 
fallen, die mich allen Frauen entfremdet, aar daA ioh dieselbea am ihret* 
willen ehren muß. — 10 traua ioh Terlaage Toa keiaer ron ihaea einen 
andern Lohn als ihren Gruß. 

II 9ai$ehelo», ohne Falsch, arglos, aufrichtig, ffüete, das Ontseia. — 
13 awie, aus so iri>. wie auch imtnor. — 14 'j>'bcn, Bcbwach .'S, vom gewöhn- 
lichen Sturken yeftf'/i ganz vui bcliit'tk lieg Verbuui, begaben: einem mit freud'' 
p«6«n, jemand mit Freude beschenken (vgl. Gramm. 4, 713. rahd. WB. l. 
506) i seine BestAndigkeit erfiUlt mich mit Freude. — 15 tnpßtgtn c. gen., 
fttr jenaad sorg ea: weil aaeb ich etele fteaadlieh für iha bedacht war. — 
IS •<! gebOrt sa gr6Hni dM koaimt roa groAfv iaaiger Zaneigaag. — 

wALTua voa aaa vooiLwaiDB. s 



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84 



I. UBOBB. 



mir ist an ime , des muoz ich jehen, 
ein schoenpz wlbes heil geschehen, 
dm saelde wirt uns beiden schin: 
Bin tugent h&t ime die besten stat erworben in dem 

hersen min.» 20 

Die mine freude hät ein wtp 
gemachet stsete und ungelöst 
von schulden al die wile ich lebe, 

genäde sooche ich an ir lip: 
enpfähe ich wünneclichen tröst, 25 
der mac wol heizen friundes gebe. 

ein mannes heil mir dä geschachi 
da si mit rehten triuwen sprach, 
ich müese ir herzen nähe sin: 

nu fndarf es nieman wunder nemen^ ob &ne sorge lebet 

6m min. 30 



17. 18 in ihm ist mir, daB muO ich gestehen, das größte Qlttok, das einer 
Fnn geselitthen kanu, zu Thetl gswwrdcn. — 19 acetde, Ollick, SMt. 
•cAfi» werden, sichtbar, offenbar weruen: das GIflok geht ans auf. — 
90 tugent, Tflchtigkeit, edle Eigenschaft, sowol in Bezug auf den jirneru 
Wcvth als &nßeres Benehmen, l^a^ Stelle. 

31 di9 mUuil der vor das Fron. poss. tretende bestimmte Artikel 
dient snr Yertttrknng. — S9 ungelöst^ unanfgelöst, nnanflOslieh. — 9S von 
$chut(l'''t, mit gutem Grunde, so lange ich lebe, für mein ganzes Leben. — 
Si gendäe, Geneigtheit, Gunst, ein dinc suorhfn an einen, jemand um etwas 
angeben. — 26 yt^he stf., Gabe, Geschenk, Gunst: /Hundes yebe, Geschenk, 
wie es ein Freund, ein Liebender gibt. — 28 mit rehten triuwen, in rechter 
Aufrichtigkeit. — 30 dürfen, nüthig haben, brauchen: nun braucht tiob 
aienumd su mandern, wenn (daft) mein Hera von Sorgen befireit iet. 



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16. 1IAV1IB8K0SH WD VBAVBMBITTB. 



85 



16. 

MANNESMÜTH UND FRAÜENSITTE. 

Abermals ein Wechsel. Der Ritter bittet die Frau, da er scholl lO 
▼iel Trefifliches von ihr erzählen gehört, um Unterricht und Anweisung 
zu einem würdigen Leben. Das ihr ertbeilte Lob bescheiden von sich 
«blebttMtd TtrlMigt ti«, «nt dl» Aulelit, di« GMimiung der MinMV 
sm «rfüiMi, bftTor ei« ihn flb«r das, wm dut FfEuen gsflUU, «ntonriofato. 
Die Männer, erhalt sie rur Antwort, verlangen von den Frauen Beständig- 
keit, züchtiges Wesen, freundlichen (rruß un l einen lieblich redenden 
Mund. Umgekehrt gefalle den Fraut^u au den Männern : richtige! Urtheil, 
auMebtige« Lob und naftTollt Heiterkeit. 



Ich hoere io 86 y\\ tagende jehen, 
daz iu min dienest iemer ist bereit 

enhsete ich iuwer niht gesehen, 
das 8ch&te mir an mtner werdekeit. 

nü wil ich deste tiurre s!n 5 
und bite iuch, frouwe, daz fr iuch underwindet min. 
ich lebete gerne, künde ich lehen: 
min Wille ist guot| n& bin ich tump, nü sult ir mir die 

mftze geben. 

«Kund' ich die niäze, als ich eukan, 
8Ö wsere ich ze der Nvorlte ein sitlic wip, 10 

ir tuot als ein woi redender man, 
daz ir sö höhe tiuret minen lip : 

ich bin noch tnmber danne ir sit. 
nü waz dar umbe V doch wil ich scheiden uns den strit: 



1- 10 Tlel Oute« , • TreffllohM Ton «neh tagen. — 9 ttets berett. — 

3 iuwer. gen., abhäuKicj von nr'Af, nichts : wüßte ich nichts von euch, halte 
ich euob nicht kennen gelernt. — 4 schüfe = schadete: brächte meinem 
Wartbe, mrtnar Wardigkeft Naohttaeil. — i detit, datto, nm to mehr. 

tiurre = tiircrfr, Ihrerr-', theuror, worthvoller, TOmehnier, edler. — 6 euch 
meiner annehmt, um mich zu unterrichten. — 7 ich lebte gern, wenn iclt 
(reell t=höfi8cli) zu leben wflßte, es verstände. — 8 tump. jung, unerfahren. 
diu niäte^ Art und Weise: ihr sollt mir die Waisa angeben, wie ich leben 
■oll, um KU einem würdigen, tugendhaften Menschen mich auszubilden. 

9 Verstände ich diese Kunst so ;^"a;, es nicht der Fall ist, so 

wftre ich glilcklich. — 10 *e der werlie, aaf dieser iürde. — 11 wie ein be- 
redter, arfabrenar Mann. t% Huren, tbeuer maoban, im Werth arböhan : 
daß ihr mich so hoch erhebt. — 14 nfi wa: dnr um^f . nun, was thut es, 
wa« hat ee su sagen, doch^ dennoch, gleich wul. tchtiden den strit, die 

8* 



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86 



I. ItlBDEB. 



tuot ir alr^rst dos ich iuch bite 15 
und saget mir der maaue muot, s6 lere ich iuch der 

wibe Site.» 

Wir wellen, daz dia stsetekeit 
ia gaoten wiben gar ein krdne st. 

kumt in mit zflhten Bin gemeit, 
sö stdt diu lilje wol der rdsen bt. 20 

nt merket, wie der linden 8t6 
der vogele singen, dar under blnomen unde kl6: 
noch baz st&t fronwen scboener graoz. 
ir minnedlcher redender munt der machet, daz man'n 

kQssen inuoz. 

«Ich sage iu, wer uns wol behaget: 25 
wan der eikcnnet übel unde guot 

und ie daz beste von uns saget, 
dem stn wir holt, ob er'z mit triuwea tuot. 

kan er ze rohte ouch wesen frö 
und tragen gtmüete ze mäze nider unde hö, 80 
der mac erwerben awes er gert: 

welch wip verseit im einen vadem ? guot man ist guoter 

siden wert.» 



(zwischen uns bestehende) Streltfrafir« entscheiden, tehlfohten. — 1& alrirtt 
= aller efst, zuerst, des gen., abhaii riij; von hit''.- das, um was ich euch 
bitte. — 16 muot, die Ansicht, Gesinnung der Männer, leren^ unterrichten, 
belehren fibtr «twM. d*r vtbe siY«, die Art der Weiber: wie die Frauen 
•s halten. 

17. 18 Wir (Männer) sind der Ansieht, Meinung, daß dia Treue, Be* 
stündigkcit, die huchste Zierde fttr eacb Weiber sei. krdntj der hdehete, 
kuatbarste äuhmuck. — 19 kamt tu, ist euch besohieden; nn gemeit •= gc- 
meitheit, Fröhlichkeit, Heiterkeit; mit »ühten, verbunden mit SittBorukeit. 
— 20 die Verbindung der Lilie mit der Rose gebrauchen die nihd. Diclit» r, 
Walther voran, öfter zur bildlichen Seieiolinung des höclistcu Inbegriffs 
körperlicher eowol als eitilioher Beise, Tgl. Mr. 6, 20. 17, 34. 149, 7. — 
21 ste, anstelle, sie schmücke. — 23 scficener (jruox . freundlicher, süßer 
Grul5. — 24 redender munt , Mund der freundlich zu reden weiß, man n 
= man ««•, den Mund. 

26 v an der, nur der welcher. — 27 ie, stets. — 28 wenn er es aus auf- 
richtigem Herzen thut. — ze rehte, in der rechten Weise. Dieselbe Be- 
deatung hat in der folgenden Zeile: ze vtdz^. u-esen, sein. — 30 ynuuete 
trag*» (wie anderwftrts holtyemüele ^ höhen muot JNr. 13, 23. Jtai Kr. 10, 18. ' 
ichame, triuwe, suM tragen), gesinnt, gestimmt sein: ist «ein 8ina weder 
EU unterwürfig, noch zu sIoIt: — 31 <'/uerf>^n, erlangen. — 'S2cadfri>, stm., 
Faden. Welche Frau würde ihm das Geringste abschlagen? Ein trefflicher 
Hann itt dat Falnttan, BMten, Koatbanten wOrdig: er kann allea ver* 
langen. 



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17« DIB BBBBIilCliB VBAIT. 



87 



17. 

DIE HERRLICHE FRAÜ. 

Der Dichter will die wtindervollo Schönheit (kr Geliebten in pe'nom 
Sange preisen. Er beginnt mit ihrem Haupte, das ihm so wonnevoll wie 
der Himmel erscheint, aus welchem ihm ihre Augen wie zwei Sterne 
iMcbtoa. Von den Augen kommt er ra ihxen Wangen, die Oott mm Lilien 
und Bosen gemischt, un 1 whi zu ihrem zum Küssen einladenden Mnnde 
über. Zuletzt lobt er Hai«. Hiinde und Füße, und spielt auf ihre verborge- 
nen Beize an, deren Anblick in ihm, als er sie einst aus dem Bade steigen 
sah, erat Entzücken, dann aber «ehmerzliohe S^hniucht erweckt habe. 



Si wunderwol gemachet wtp, 
daz mir noch werde ir habedanc! 

ich setse ir minnedtchen lip 
vil werde in mlnen hAhen sanc. 

gern* ich in allen dienen sol: 5 
doch habe ich mir dise tz erkorn. 
ein ander weiz die slnen wol : 
die lobe er äne mlnen sorn. 
haV ime wis' ünde wort 

mit mir gemeine: lobe ich hie, sö lobe er dort 10 

Ir lionbot ist sö wüimonrich, 
als ez min himul welle sin. 

wem sohle ez anders sin gellch? 
ez liät joch himeleschen schin. 

Huhtent zw6ne Sternen abe: 15 
da miieze ich Diich noch inne ersehen , 



I itNndentol , wanderbar lehön. gemaehet = getan . gescbaffen , ge- 
formt. — *i hnl'uhmf; , cig. nimm, empfange Dank: Dank mit Worten. — 
3. 4 ich räume ihrem lieblichen Leibe eine würdige Stelle ein in meinem 
kunstToIlen Gesang. — MO ich bin gern bereit, allen Frauen an huldigen; 
docli habe ich mir diese anscrwfihlt, oin Anderer kennt die Seinige: ich 
habe niclits (laßeren, wenn er diese lobt, selbst wenn es mit meiner Ton- 
weise uti i uu in< II Worten (meinen eigenen Liedern) geschieht. — 7 dit 

schwache i^'orm. 

II wünn^nrfe/i . beglückend , erfreuend. — 13 al^ , als wenn, wie 
wenn. — 13 Mfomit könnte es sonst vcrKliclien wc: Im? — 14 juc/i, auch: 
dient xur Verstärkung, achtn sim.« Qlanz. — ib dä abe, dar ab, daron, dar« 
ant» »m6u naac «lem« twm. — 16 du inne, darin, ertehen, sohaaen; 



38 



I. LIEDSR. 



daz li mir 8* alsA n&lieii babe I 
86 mac ein wunder wol geschehen: 
ich jünge, und tuot si daz, 

ond Wirt mir gemden siechen seneder sfihte baz. 20 

Got h&te ir wengel höhen Alz: 
er streich sö tiure varwe dar, 

86 reino r6t , sö reine wiz, 
hie roeseloht, dort liljenvar. 

ob ich^z vor Sünden tar gcsagen, 
sö ssehe ich s' iemer gerner an 
dan himel oder himel wagen. 
6w6 waz lobe ich tumber man? 
mach' ich mir sie ze her, 

vi! lihte wirt mlns mundes lop mins herzen scr 30 

Si hät ein küssen, daz ist rot: 
gewänne ich duz für minen munt, 

sö stücnde ich üf üz flirre nöt 
und wsere oueh iemer me gisimt. 

dem si daz an sin wengel leget, 3d 
der wonet da gerne nahe bi: 
ez smecket, sö man'z iender reget, 
alsam ez allez balsmc sL 



spiegeln. — 17 mir »' == mir sie, nSmlich die beiden Sterne (Augen). 
fi'i/i':n adv., nahe, haben, halten. — IG. 17 o daß sie mir die Augen so 
n»he rUckte, daß ich mich darin sohaaen künntel — 16 tö, dann; iu 
dietem Fall könnte dch leicht ein Wunder ereignen. — 19 jungen, jung 
werden, und liäufig vor bedingenden Nebensätzen in fraj^endcr Wort- 
folge: wenn. — 20 mir gernden atecitenf mir SehnBachtskranken. mir mrt 
haz c. gen., ich werde von etwas erlöst, befteit. §en€d€r »ühU^ ton der 
Iiiebeekranklieit. auh', gen. süfife. 

21 jlit haben eine's dinges, Sorgfalt auf etwas ▼erweuJen. Gott ver- 
wandte auf ihre Wangen bo große Sorgfalt, u-engel, stn. demin. von da» 
Ufa$^e, — SS streich pmt. von <fKcA«n, streichen, dar, dahin. — 23 rHne, 
sohwaehe Form: so reines Roth ete. — - 24 ranHoht, rosig; Uljenrar, lilien- 
farbig. — 2') cor sünden, olino mich zu vcrsüiuligen. /«r , init-li getraue, 
darf. — 27 himeliragen . das äturubild des großen liftren. — 29 her, vor- 
nehm, stolz : erhebe ich sie gar su sehr, en hoch. — 30 so kann es leioht 
geschehen, daß mein Lob meinem Herzen zum Schmerz gereieht. 

31 kuisen, Kissen, Polster, so nennt der Dichter wortspielond die 
rothschwellendon Uppen. — .TJ könnte h das an meinen Mund bringen. — 
.13 \if stän, erstehen, sich erheben. n<J/, Drantjsal: so würde icli dieser 
Pein, Last ledig. — 35. 36 wem sie das Kisnon (den Mund) an die Wange 
legt, der wird sich freudig nalie hin/.uschmief^en. — ;]7 smccken, riechen, 
dufteu. töf wenn, iender, irgend, nur. regen, bewegen, berühren. — ' 
SS aUe», gSnslich, durchatiaj als wenn es darob und dnreh ans Balsam 



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17. DIE HfiRRLICQB FBAU. 



39 



daz s61 si Üben mir : 

&6 dicke s6 si'z wider wil, sö gibe ich'z ir. 40 

Ir kel, ir hende, ietweder fuoz, 
daz ist ze wünsche wol getän. 

ob ich da enzwischen loben muoz, 
80 wsene ich me beschouwet hän : 

ich hfißte ungerne «decke bloz!» 45 
gerüefet, de jch sie nacket sach. 
sie 8&ch min niht, dö si mich schdz: 
daz stichet noch als ez d6 stacb. 
ich 16he die reinen stat, 

d& dia TÜ ndnnecllche lus einem bade trat. 60 



bestfinde. — 39. 40 das soll sie mir leihen: will sie es zurückhaben, po 
geb' ich ihr es wieder, d. h. sie suU mich kOssen , ich bin auf ihren 
Wnnich stets bereit, die Küsse zurückzugeben, zu erwidern. 

41 Irl Bwf , der Hals. ie/U't'r/»v. jider von hciilen, beide. — 42 ze wnn^''hc, 
wie man nur wünschen kann, aufs lieste, Vollkummcuste. — 43. 44 wenn 
ich daneben ('zwischen Hals und Ful^) etwas loben darf, so meine ich 
allerding» noch mehr (weiteres) gesehen su haben. — 45 decke Mo;, Impe- 
rativ , deckt das Blnfiet ein Ansdmok au« dem Feclitinitenfieht , Zuruf 
des Lehrers. — 47 vitn uiht, nichts von mir, mich nicht, achuz, tiaf, ver- 
wundete (durch ihre Bolze). — 48 atic/iet nochf schmerzt noch (wie eiue 
Wunde), alt, ans atte, alxo, gans so wie, wie. do, damals. — 49 tohem, 
VMiten. die reinen »tot, die reine, lohttne Statte, den Ort, — 50 trat, stieg. 



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40 



1. LIKDBR. 



18. 

TROST IM LEIDE. 

Tarlel (\oT T'nfreudigkeit unter Jungen und Beichen; Klagen über die 
ungleiche Yerthcilung der Glüoksgüter; Heilmittel wider den Kummer 
durch Erinnerung an trflffliolie Vrauen und den Frflhling; Bekenntniat, 
daft dem Dichter seine CtoUebte lieber sei «It alle« in der Welt. Auf 
dieaea Lied beruft aich Weither in Nr. 



Wii ab iemen wescn frö, 
daz wir iemer in den sorgen iht enleben? 

wfe wie tuont die jungen sö, 
die von freuden solten in den lüften swcbeii? 

i'n weiz anders wcme icli'z wizen sei, 6 
wan den riehen wize ich'z und den jungen, 
die sint unbetwungen : 

des stat in trüren übel und stüende in freude wol. 

Wie frd Sselde kleiden kau, 
daz 8i mir git kiimber nnde h6ben maot ! 10 

80 git 8* einem riehen man 
angemOete: 6w6, waz 8ol dem selben guot? 

min fron Seide, wie si min vergaz, 
daz si mir sin guot ze minem mnote 
nien' schriet, si vil gnote! 15 
min knmber stüende im dort bt einen sorgen baz. 



1 ab, gekürzt für aber; will denn niemand wieder fröhlioh sein. — 
2 daß wir niclit immerfort in den Sorgen leben rnttaaen. — > 3 ach, wie 
können nur die Jungen so thun. — 4 von, vor, aus. — 5 lof i «n , tadeln, 
■trafen, vorwerfen: ich weiß nicht, wem Bnn?t ich die Schuld geben soll. 
— 7 unbetwungen , uneingeschränkt, unbehindert: die haben nichts, was 
sie bedrängt, einengt, bekümmert. — B des, darum. $t&n mit dat. und 
adr., schlecht o.kr i^'it anstehen, zioineu. 

9 Wie (eigen, ungleich) die Glücksgöttin doch ihre Gaben austheilt, 
bildlich: Kleider aittheilt, die nicht sntammenpaaaeii. — 10 kumber, Last, 
Bedriingnifis, lii. r die Last der Armuth , bedrängte Lage. — 11 so, um- 
oekehrt, auf der andern Seite, n'xt .s' = gibt sii . - 12 da» ungemuete, 
Unmnth. guot, Geld; der Beichthum. — 13 min frou = Madame. — 
14 d. i. ze 7Hineni (h6Uen) viuote, hohen, freudigen Sinn. — 15 nicn' = «««'»« 
(3 26). schriet, prset. von »chröten stv., schneiden, sntchiieiden ; der Dlch- 
ttt Ueibt heim Bilde dea Kieidena} guote iat ironisch gemeint. 



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18. TB08T IM LBIDB. 



41 



Swcf verholue sorge tmge, 
der gedenke an guotiu wip — er wirt erlöst — 

und gedenke an liebte tage : 
die gedanke wären ie min bester tröst. 20 

gegen den vinstern tagen hän icb nöt, 
wan daz ich mich rihte n&ch der heide» 
diu sich schämt ir leide : 

8Ö 81 den walt siht gruonen, so wirt s' iemer röt 

Frouwe, als ich gedenke an dich, 25 
waz din reiner lip erweiter tilgende pfliget, 

sö 1& 8t&n ! dft raerest mich 
milten an daz herze, dft diu liebe liget 

liep und lieber des enmeine ich niht« 
dü bist aller liebest, daz icb meine : 30 
da bist mir alleine 

Tor &1 der Werlte, frouwe, swaz s6 mir geschiht 



17 verholne adv., insgetieim, im Stillen, iory, Kummer, tra^je conj., 
trägt. — liehte taye = d\vi sonnigen Tage des Sommers, die Sommer- 
freude. — 21 auf die trUlu n (Winter-) Tage ist mir bange. — 93 ff. aber 
ich richte mich nach der lleiilo, folge ihrem Beispiel: wenn ich an die 
lichten Frühlingstage denke, so schäme ich mich meiner (unnuthigcn) 
Trauer, wio die Heide, die roth wird vor Scham, dar» «io traurig war, 
wenn sie den Wald grttnen sieht. Dm Heidekraut blOht, wie bekannt, 
rothlieh. 

26 erw'ii, auserwälilt, ausgeseiehnct : wie kt usi h uml tui^erxlhaft du 
bist. — 37 id ttäitf Ufi ab, höz* aof. — 28 du triffst mioh mitten in« Herz, 
an die Stelle, wo daa Liebieln liegt. — 99 dem Oieliter genOgt weder der 
Positiv noch der Comparativ, er greift gleich zum Superlativ: nicht bloß lieb 
und lieber, nein, du bist mir allerliebst, dich allein I ebo ich Uber alleB, 
was immev miv auch gesobeben, was daraus entstehen mag* 



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42 



19. 

AN DIE ZUDRINGLICHEN FRAGER. 

Den wfthMA Namen der Geliebten n nennen, galt im Hittelalter bei 

den deutschen wie bei den proyenzaliFchen Minnesängern für die größte 
Ungezogenheit. Der wiederholt an ihn gestellten Fragen der Neugierigen 
erwehrt sich der Dichter dadurch, daß er sich bereit erklärt, den Kamen 
■einer Herrin an nennen. Sie habe swei Kamen, lautet die epOttieetae 
Antwort: Gnade und Ungnade; der eine mache reich, der andere arm; 
dieser soll verfallen , wer ihn jener beraube. Er schließt mit dem Wun- 
sclie, von den unverschftmten Spttxern und ihrer Uogezogenheit künftig 
unbehelligt zu bleiben. 



Sie frägent unde frägont aber al ze vil 
von niiner frouwen, wer si sl. 

daz müet mich so, daz ich s' in allen nennen wil, 
so länt sie mich doch danne frl. 

Gen&de und Ungenädc, dise zwene namen 6 
hät min frouwe beide und sint ungelich : 
der eine ist arm, der ander rieh, 
der mich des riehen irre, der müeze sich des armen 

schämen. 

Die schameUtoen, Uesen sie mich Ane n6t, 
80*n haste ich weder haz noch nlt 10 

nü muoz ich von in g&n, als6 dia zuht geh6t: 
ich l&ze in laster nnde strlt 

dö saht gebieten mohte, seht, dö schuof si's 9Ö*, 
tüsent werten einem nngefliegen man, 

unz er vil schöne sich versan 15 
und müose sich versinnen: s6 vil was der gefüegen d6. 



2 ro», mn, naclu — 3 müot, vordrieftt, Ärgert. — 4 /r», los, ledig, un- 
behelligt. — 6 wiewol es GegentfttEe sind. 8 einen irren c. gen., ihn 
woran hindern, stören, sich schämen c. gen., sich tiber etwas tchlmen; dem 
mttBse /u seiner Beschämung das zweite (die Ungna'lo) zu Thcil w oid n. 

8 äne not, unbeläatigt. — 12 icli r&ume ihnen das Feld und überlasse 
■ie ihrer Sehande. — 13 ale die Befelile der Zueht noch etwae galten. 
schaffen, machen, bewirken. — 14 tcfrten . wehrten, ir^rn c. dat., einen 
hindern. — 15 schone sich versan, sich wohl überlegte, völlig zur liesinnung 
kam. — 16 auf muoee liegt ein Naciidmck: und war gcnöthigt, er moctiti 
wollen oder nicht: so gro6 war damals die Zahl der Wohlgesogenen. 



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tu, LOB DI8 80M11BB8. 



43 



20. 

LOB DES SOMMERS. 

Bitte Ml dtn Sommer, für dae Lob, dM er ibm spende, hin- 
wtederom ihn lu trOttm und ibm di« Giwet der Oeiiebtea susnweDden, 
der alle ieiae Oedaaken gewidmet eden «ad fdr die er etete nente Iiob 
finde. 



Swie wol der beide ir manicvaltiu varwe stät, 
so wil ich doch dem walde jehen, 

daz er vil mere wünneclicher dinge hat. 
noch ist dem velde baz geschehen. 

s6 wol dir, sumer, sus getaner enizekcit! 6 
sanier, daz ich iemer lobe dine tage, 
min tröst, so troeste oucb ralne klage : 
ich sage dir, waz mir wirret: diu mir ist licp, der bin ich leit. 

Ich mac der guoten niht vergezzen noch ensol, 
diu mir sd yi\ gedanke nimet. 10 

die wUe ich singe, wil ich vinden iemer wol 
ein niuwe lop, daz ir gezimet. 

nft habe ir diz für guot (86 lobe ich danne m6): 
^z tuot in den ougen wol; daz man sie siht, 
nnd daz man ir vil lugende giht, 15 
daz tnot wol in den ören. 8ö wol ir des! sö w6 mir, w61 



1 Wie gut auch der Heide ihre buute Farbe steht, sie kleidet. —• 
9 Seien e. dat., zugestehen. — 4 noch besser iet es dem Felde ^morden. 

— 5 em:ektil. Thiitigkeit, Fleiß. Heil dir, o Sommer, solches Fleißes (den 
du an Heide, Wald und Feld gelegt hast). — 7 tru^t] wie hier so nennt 
Walther auch im nachfolgenden Liede den Sominor tröst, Hoffnung und 
Helfer des Mannes, deshalb, weil er es möglioh macht, die Geliebte, die 
den Winter Uber fast unzugänglich ist, zu sehen und Ihr zu nahen. 
8 Uit, unlieb, verhaßt. 

9 ensoi, werde nicht. — 10 nimet, wegnimmt: die meine Gedanken 
so sebr in Anspruch nimmt. — . 12 niwoe die nnfleotierte Form. — 
1 '1 für guot fiaf'^n, rlii'b nehmen: für jetzt mag sie mit diesem (dorn 
folgenden) vorlieb nehmcu, später lobe ich weiter. — 16 sö wol ir des^ Heil 
ihr darum. 



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44 



I. LISDBK. 



2L 

DIE AUGEN DES HERZENS. 

Nor wer die Frauenliebe kennt, weiiS , was reohte Ffwide ift. Da 

ohne diese niemand tettgt, so wOnsÄt sie der Biellter bei der Geliebten 
2u finden. So oft er auch die Augen nach ihr ausgesandt, stets haben 
sie ihm entzückende Botschaft gebracht. Aber es sind nicht die leib- 
liohen, eondm die Augen des Henent, die Oedenken, womit er eie 
flberall erblickt. Der Dlokter wir» glfiekUoh und reieh belohnt, wenn 
Mob lie ihn nnf dieie Weiee , mit ihren geietfgen Angen, sehen nOohte* 



Snmer unde winter beide sint 
gaotes mannes tröst, der tröstes gert; 

er ist rehter freude gar ein kint, 
der ir niht von wibe wirt gewert. 

da von sol man wizzen daz, & 
daz mau elliu wip sol eren und iedoch die besten baz. 

Sit daz nicnian äne freude touc, 
sö weit' icli vil gerne froude hän 

von der mir min herze nie gelouc, 
ez ensagte ir güete ie sunder wän. 10 

swenne ez d'ougeu sante dar, 
seht, 9b br&hten s* im diu msere, daz ez fuor in 

Sprüngen gar. 

l'n weiz niht wol irie'z dar umbe sl: 
8i*n gesach min ouge lange nie : 



3 rehier freude ein kint, in Bezug auf walire Freude unerfahren, 
nnwisscnU wie ein Kind: wen Frauenliebe nicht erfreut, der weiO nicht, 
was rechte Freude ist. — 6 aber die besten am meisten , vor andern. eUiu 
nentr. pl. von at. (f(>, nfoht diu, dem Sinne naeb oonstmlert. 

7 Sit da:, da, siutoiiial. (ow: pia^s. des anoiii. Vcil-ums (ug> ri, brauch- 
bar sein, taugen. Da olmc Herzeustreude (die liebende Frauen gewähren) 
der Mann nichts wert)) ist. — 9 getouc preet. Ton Uegen, log. Von der- 
jiMiigon, fihor die nu^in Horz mich nie täuschte, sondern stets mit voller 
CiewiBSlieit ilire Treflliclikeit verkündete. — 10 xunder wän, gewisslich. — 
11 es, das Herz. d'ougen = diu ougen. dar^ dahin, zu ihr hin: das Herz 
^ schickte die Augen als Boten aus. — 12 diu mare pl., die Kunde, Bot- 
schaft, rar», sich von einem Orte sum andern bewegen, in Sprüngen vorn, 
hoch aufspringen (vor Freude, Eutzllcken). <;ur adv., ganz, volliur. 

13 Ich weiü nicht recht, wie es damit steht: weiü der Himmel, wie 
es ingeht. — U mein (leibliches) Auge bat sie Mhon lange nicht gesehen«» 



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91. DIB AUOEN DES HEBZEM6. 



45 



eint ir mines herzen ougen bi, 15 
60 daz ich än' ougen sihe sie ? 

da ißt doch wunder an geschehen : 
viet gap im daz sunder ougen, deiz sie z^aller zit 

mac sehen? 

Welt ir wizzeOf waz diu ougen sin, 
d& mit ich sie sihe durch elHu laut? 20 

ez sint die gedanke des herzen min , 
die d& sehent durch müre nnd onch durch want. 

hüeten swie sie dunke guot: 
doch 86 sehent mit Yollen ougen herze, wille and al 

der muot 

Wirde ich iemer ein sd Melle man, 25 
daz si mich &n' ougen sehen sol? 

siht si mich in ir gedanken an, 
86 Tergiltet al mir mine woL 

minen willen gelte mir, 
sende mir ir guoten willen: mlnen den hab' iemer ir. 30 



18I//1, dem Herzen, deissxda» et: fiex yerlieh ihm die Macht, sie ohuo 
Augen allezeit zu sehen? 

19 Welches die Augen Beien, womit ii. s. w. — 23 hüeten conj, con» 
cessivas: mögen sie (die Merkur, Aufpasser) sie bewachen, wie sie gut 
dOnkt, dennuch u. s. w. — 24 der muot; das Uemflth. 

25. 26 Wirde l prsss. Ton werden, werde, iemer, jemals: werde ich 
wol Jemals so giacklioh sein , daA auch sie mioh ohne Augen (d. h. mit 
dm Gedanken ihres IlL'izens) sehen wird? - 29. gelle, sf rui t' coüj. optat., 
bei welchem, nach alter Art, das Pronomen gerne wegbleibt: mögu sie 
meine Neigung durch die ihrige (duroh Erwiderung) bttoUneu: die meine 
gehört für immer ihr. 



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46 



I. UBDBB. 



22. 

BKSELIGUNG EDLER LIEBE. 

Klftg«, daft die tehOne Jahreueit nlamali die HoffaiingeB erfttUe, 
die er tmt sie geaetct habe, und daA seine Freude bloß in der Ein- 
bilfhmp bestehe. Nur In gegenseitiger treuer Liebe beruhe das Glück 
uni tlie Seligkeit des Manues und Weibes, und ein Thor sei, wer oUoa 
Bio lebeu zu können meine. Am Scblugse werden die Fraaen ermahnt, 
Ihre Gnaei nieht an Unwürdige wegsawerfen. 



Waz ich doch gegen der schcenen zH 
gedinges unde w&nes h&n verlorn ! 

Bwaz kumbers an dem winter lit, 
den w&nde ich ie des sumers h§tn verbom. 

8US saste ich allez bezzerunge för: 5 * 

swie vil ich tröstes ie verltir, 
sö h&te ich doch ze freudeii w&n. 
dar under misselanc mir ie: 
i'n vant sö steete freude nie, 

81 wolte mich ^ ich sie län. iO 

Miioz ich nü sin iiacL wane fro, 
so'n heize ich niht ze rehte ein sselic man 

dem ez sin sa^lde füeji^et sA, 
daz im sin herzeliep wol guotes gan, 

hät euch der selbe freuderichen sin 15 
(des ich nü leider &ne bin), 



1. 2 Wttz D^tllngfs unde ican^s , wie vlclo ITofTnungen , die ich auf 
die schöne Jahreszeit gesetzt. — 3 alle BetrUbuiss. die mit dem Winter 
▼erbnnden ist, die der Winter mit tlefa bringt. — 4 dei »ttmer» adT. gen., 

im Snnuner, während des Sommers, verhorn part. prset. von vfrhern, 
vermeiden, nicht haben: wäbnte ich tiberhobcn zu sein. — 5 allez adv., in 
einem fort. va»<* prsi. Ton setzen; fürset:' i>, proponere, siob TOrstellen, 
trösten, UoQnang machen: in dieser Weise hotlte ich immer auf fies- 
serung, Ersatz. — 6 veriür conj., verlöre; verlor. — 8 dar under, inzwischen: 
bliebLU meine Hoffnaupi n stets unerfüllt. — 9. 10 ich fand nie so dauer- 
hafte Freude, die nicht eher mich als ich sie verlassen hAtte: alle meine 
Freude war Ton keiner Dauer, «ie nahm frtther ein Bnde ale mir lieb war. 

II vnc.'i vä'ifi, aufs OcrathewoM, aufs Ungewisse hin. — 12 so bin 
ich nicht wahrhaft glUcIclich. — 14 yan, gönnt} gibt, zukommen iiiiit. - 



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S3. BESBUODKO EDLBB UXBV. 47 

so'n spotte er iiilit dar umbe luiü, 
ob im bin liep ibt liebes tuot : 
ich W8ere ouch gerne höhgemuot, 

möhV ez mit liebes hulden 8in. 20 

Er 8«e1ic man, 8i sselic wlp, 
der herze ein ander sint mit triawen bt 1 

ich wil das, daz ir beider Up 
geüuret onde in höher wirde st. 

vi! saelic sin ir j&r und al ir zlt 1 25 
er ist onch sselic snnder stHt, 
der nimt ir tagende rehte war, 
sö daz ez in sin herze g6t. 
ein sselic wip, diu sich verst^t, 

diu sende ouch guoten wilien dar. 30 

Sich wirnet manogcr wol bogf'n, 
80 daz er guoten wibeii iiiht eiilebe: 

der töre kau sich niht versten, 
waz ez im freude und ganzer winlo gebe. 

dem lihtgemuoten dem ist ienier woi 35 
mit lihten dingen, als ez sol : 
swer wirde und freude erwerben wil, 
der diene guotes wibes gruoz. 
swen si mit willen grüezeu muoz, 

der hat mit freuden wirde vil. 40 



16 ane stu c. gen.i frei seiu von etwas, es nicht haben. — 17 spotten o. gen., 
über Jemand spolttn. — IS Hfp stn., Q«ltobtft. — 80 kOnnte es mit Erlaub- 
niss, mit Zutiinimaog der Oeliebten g«tob«beD: wfirde mir ihre Oanat su 

Theil. 

21 beatus vir: Heil dem Manne und der Fuiu, vgl. die Anmerkung 
■n Nr. 85, 3. — 22 der gen- pl., deren, herte starker uom. pl. — 23 ich wil, 
ieh bin der Ansicht, ir bHder <(pssie beide. — 9S «f» eonj. optat., mögen 
ihr ganzes Leben glücklich sein • — 2G mmd'^r str'it , ohne Widerrede. 
Doch auch derjenige istglUckIich| der die Trefflichkeit zweier treu sich Lie- 
benden so beobeehtet, daft es ihm sn Herten geht. — 29 aieh verstan, ver- 
stftndi^ sein. — MO einem solchen m(\ge emo treffiiobe Vrmu, die sogleich 
verständig ist, freundlich cutgogenkuinmeu. 

31 aich begirtf leben: mancher wähnt ein trefTlichcs Leben zu fllbreUf 
ohne daß er nm gute Frauen sich kümmere. — > 33 der Thor merkt, weiß, 
begreift nicht. ~ 35 lih'gemuot , leichten Sinnes. — £6 tfAf , werthlos, ge- 
ring', als fi sol, wie das bei ihm in der Ordnung ist, sich von 8t.dbst vor- 
steht. ~ 37. 88 wer aber Ansehen und J^'reude erwerben will, der suche 
gnter Vranea Onast ra verdienen. — 39 mft wiUe«, aus freiem Antrieb, 
gern grürzen münz, frcundlieh grüßt. <— 40 mÜt nebst i hftnflg 10 viel Wie 
undi ^ wird« und /reudt. 



48 



I. UBDBB. 



J& b^rre, wes gedenket der^ 
dem ungedienet ie vil wol gelane? 

ez si ein si, es st ein er, 
8wer al86 nunnen kan, der habe andanc, 

und d& bl guoten dienest überdht. 45 
ein 8»lic wlp dia tuet des niht, 
diu merket guotes mannes site: 
d& scheidet si die bcesen von. 
86 ist ein tumbiu b5 gewon. 

daz ir ein tumber Tolget mite. 50 



41 /(& hirrtj Attsruf : aoh Gott , Herrgott, gedankt/m «. gen., an etwM 
denken: was denkt sich der? — 43 ungedienet, ohne gedient zu haben: 
dem es stots mühlos glUckte (der Frauen Gunst zu gewinnen). — 43 ein 
si, ein er, ein Weib, om Mann. — 44 undanc , das Gegcntheil von Dank: 
iwebe der Frau, die auf diese Weise liebt und daneben treuen Dienst an- 
besebtet lIAt. — 48 ▼on den Gnten treimk ti« di« Sohlechten. — 48 gewon 
•dJ., gewohnt. — 50 mite votor» o. dat^ begloiten: mit ihr mht, tloh *a 
iiu hält. 



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S3. I.lKBlIWKfiTflmg. 



49 



23. 

LIEBESSELIGKEIT. 

Lied sa Ehren der Herrin, deren Liebe ihn in einen Freudentaumel 
and ä&na Anbll«k Iba im kftlton Winter mitten in d«n Mai ▼•rietet. 



Ich bin nft s6 relite fio, 
daz ich vil schiere wunder tuon beginne. 

lihte ez sich gefüoget sö, 
daz ich erwirbe luiiier frouwen minne : 

seht, s6 stigeiit mir die sinne 5 
wol höher daiiiie der saunen schiu. geuäde, ein kuuiginne ! 

Ich ensach die schoenen nie 
86 dicke, daz ich daz et ie verbsre, 

mime spilten d^ougen ie. 
der kalte Vinter was mir gar unmsere : 10 

ander liute dftbte er swsere , 
mir W&8 die wfle als ick eunitten in dem meien w»re. 

Disen wQnnecllchen sanc 
hftn ich gesangen miner frouwen z'^ren. 

des sol si mir wizzen dane: 15 
durch sie s6 wil ich iemer freude mßren. 

w61 mae si min herze sftren : 
waz danne, oh si mir leide tuet? si mac ez wol rerkdren. 



2 daA ioh mich eu wunderbarem , nngewöhnlicbem Tbun anf^selegt 
fühle. — S et kann leicht geschehen. — 5 die Sinne, der Qeist. — 6 ye- 
n'idi' wird in der Anrede sowol bittend als daukeml gebraucht, hier: 
•eid gnAditf, d. h. ich bitte, «»ji wird wie Hier öfter Tor den Vooativ ge- 
Mtit im wnne TOn o: genad«, Hn taiie uip. ein »u€»er l(p. Tgl. mhd. 
Wörterbuch 1, 419 

8 verbem, unterlassen, rt ie, auch nur je: ich unterließ es kein ein- 
tiges Mftl, 6S geeehah mir immer. — 7-9 loh iah die Scböue nie, ohne 
daO mir, WM niemals uutcr1>li<>b , stets die Augen (vor Freude) funkelten. 
— 10 gar unnuere. völlig gleichgültig. — enmitten in dem lucien, mitten 
im Mai, Früliling. 

15 dafiXr soll sie mir dankbar aein. — 16 durch m«, um ibretwilleu. — 
17 »fnHf Tersehreu, yerwnnden. — 18 waw danm$t wm thut's, wenn sie 
mir auch Schmenliohflt, BetrttbendM sufOgt? f«ritlrM ins OegentheU 

verwandeln. 

WALTOU VOX i>J» VOOKI«WJIII)S. • 4 



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50 



"L UBDBB. 



Dar enktmde niemaB mir 
ger&ten, daz ich adiiede von dem wftne. 20 

k6rte ich mlnen mäot Ton ir, 
w& fimde ich demie ein a]s6 wol getäne, 

diu BÖ w»re valsches ftne? 
s'ist schcener ande bas gelobt dan H^tof oder Diäne. 



19 /)ar, dahin, dazu, enkunde, könnte, vermöchte nicht. — 20 dafi 
ich Ton dem Glauben, der Hoffnung ablieDe. — 21 wendete ich meine Ge- 
danken von ihr. — 23 ealschet äne, ohne Falsch. — 24 sie ist schöner und 
■teht ia bMMMBt Lob, Bul^ Sil lobeMwAidigw »It Hetou odtr DiMuu 



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U, DAS HAUI-MBSSBII. 



51 



24. 

DAS HALM.MESSEN. 

Btrahigong dM Uebttkirnnkea Httnint dnieh tili HalaorakeL 



In einen zwiTellichen wan 
was ich gesezsen und ged&hte, 

ich wolle TOn ir dienste fflxt, 
wan daz ein trdst mich wider br&hte. 

trdst mag ez lehte niht geheizen, ouwft des! 5 
es ist tU kfime ein kleines tnestelin, 
so kleine, swenne idi'z in gesage, ir spottet min; 
doch fröwet sich latzel ieman, er enwizze wes 

Mich hat ein halm gcmacbet fr6: 
er giht, ich sOle genäde vinden. 10 

ich mas daz selbe kleiue str6, 
als ich hie vore sach von kinden. 

nft hoeret imde merket, ob si'z denne tao: 
•si tuot, si entuot, si tuot, si entuot, si tuot.» 
swie dicke ich'z tete. so was ie daz ende guot. 15 
daz troestet mich: da hceret ouch geloube zuo. 



1 iwtvelltch, ttngewisi, vexsweifelnd (an allein Erfolg), uün, Meinung, 
Vermnthung; Gedanken. In sweifelnde Oedanken was ich gesezzen, hatte 

ich mich gesetzt, war ich vertieft, versenkt. — 3 flaß ich meino Bomühung 
um sie, meine Bewerbung aufgeben wolle. — 4 nui:i'r daß: hätte mich 
nieht eine freudige Zuversicht zurück (davon ab) gebracht. — 5 so kann 
man es eigentlich nicht nennen, ouwe de»i weh deshalb, darum. — 8/rö« 
wem, freuen lüttel ieman, wenig jemand s= niemand, er enuri»»« w«$, ühne 
ra wissen, weshalb, worüber. 

10 er aagt, ich solle noch die Gunst der Geliebten gewinnen. — 
11 klein«, fein, aavt. Unter dem Messen des Halmes haben wir dasselbe 
Si)iel zu vorstehen, das heute noch unti-r K'-juhrn und Erwachsenen im 
Schwange ist und ilariu bestellt, daß cnt\vtU<-'r dm Knoten uder Kinge 
eines beliebigen Halmes oder auch die Blütter der Sterublunio (wie von 
Gretohen im Faust), ja selbst die Knöpfe an Weste und Bock ges&hlt 
werden. Doch ist zu boaehten , daß W. den Reim ein Ueinet ttri nennt, 
was die Deutung auf die Hulniknoten iiiisiclur macht. — l'.' hie cri'. 
fr&beri tore, gewöhiüicb vor* — 15 wie oft ich auch das Spiel wiederiiolte, 
to war die tehlieAliche Antwort stets eine gOnstige. Statt tete vermuthet 
Lachmann als ursprüngliche Lesart nioht unwahrsclieinlich frertc . vnti 
everen, wiederholen. — 16 seht, das ist mein Trost; Uhzu gehört ailerdtugii 
ein (gntar) Olanhe, ISgt der IMobter in launiger wtiM hinan. 



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52 



I. LIBOBB. 



Swie liop si mir von herzen sl, 
86 inac ich doch vil wol cilidcii, 

daz ich ir si zem besten bi. 
ich darf ir werben dar niht nlden : 20 

Vn mac, als ich erkenne, des j^aMoiibea nibt, 
daz s' ieman sanfte in zwivel bringen miige. 
niir'st liep, daz die getrogenen wizzen, waz sie trüge, 
wao alze lanc daz iemer rüemic man gesiht. 



zein besten, so die Hs., der auch Lacbmaun lulgte. Waokernagel 
emendiert tem testen, das bieOe: wenn ich anoh nttr sultttst, als der Leiste, 

bei ihr eein kann. Aber auch dies gowährt noch keinm Tollkommcu 
paitseiukn Siiiu. Der Dichter will ohuo Zweifel sagen: obwol ioh sie Tun 
Herzen liebe, so kann ich es doch recht wohl erira^'en, da(S sie attob noch 
Andere in ihrer Nähe duldet, mit ihnen verkehrt: ioh brauche ir werben 
dar. ihre Pemflhungt^u um sie, die Huldigun^^en , die sie ihr darbringen, 
nicht ungünstig zu betr ichtfu ; denn ich kauu - und habe allen (.rund 
dazu — nicht fflauben, dab sie mir so leicht Einer wankend machen köunne. 
Mir ist sogar li«b, daß die betrogenen Bewerber wissen , was sie betrogen 
habe («nämlich ihre Zuversicht» Lachmant ): nur dauorr es schon allzu 
lange, dat^ sie sich die Huldigungen der JPralt 1er gefallen lüßt. — 24 rüemic 
man ist Sabjeot, »i Objoct. 



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DAS ABCHTS MASS. 



53 



25. 

DAS BECÜTE MASS. 

Dfe i/a««, die, gleich anderen Tagendeu, a. B. die Bhra, Bfilde, 
Treue v. e. w., bei den nlten Dichtern häufig wie hier penoniAcIert 

ertrhoint und um iljre Lehre und Unterweisung angcsranKcn wird, ist die 
Kunst, die Eißenschaft des Geietos oder Cieinüilio.s , in TJiun und Lassen 
stets das rechte Maij, die riclitige Grenze zu finden. Uiose Kunst galt im 
Mittelelter in hSfleohen Kreisen nie da« untrttgliohe Zeichen feiner Bildung 
uixi edler nosiunung. Daf Gegeiitheil i«t die (Imna$e, die Maftloiigkeit, 
Unbildung, Rohbeit. 



Aller werdokeit ein fücgcriime 
daz Sit ir zew&re, frouwe Mäze. 
er sselic man, der iuwer 16re hkt\ 

der eiidarf sich iuwer niender iiine 

weder ze hove schämen noch an der sUäze, 5 
durcli däz so siioche ich, frouwe, iuweru rät, 

daz ir mich ebene werben leret. 
wirbe icli nidere, wirbe ich hohe, ich bin versßret 
idi was vil nach ze nidere lot, 

üü bin ich aber ze höhe siech: IJnmäze, ir iat mich 

&ue not! 10 

Nideriu minne heizet, diu sö swachet 
daz der lip näch kranker liebe ringet: 



\ fif 'jprinn^ , Zuwegebringerin : die Scliopforin, Urheberin allee 
Guten, J'r- lTlichen. — 2 zfu äre. wahrlich, in Wahrheit. ^ 3 er .lalie man} 
in dieser VVeit-e wird im Mhd. dem Subst. odor Adj. Itäuflg das l'ronomeitt 
▼orgesetzt (z. B. bei Waltiier: er tore^ er youc/i, er Inn*', si xiplic wtpj er 
til guoier u. s. w.). wo wir im Nhd. entweder ein naohdrUcklicbes uder* 
oder auch «wie, weloh» setzen. — 4. 5 der braucht sich euretwegen nir- 
gendwo, an keinem Orle, iveder bei Hofe drinnen noeh auf der Strafte au 
schftmcn. — 6 durch dm, deshalb. 7 ebene tkdy., im Gogensatfi zu nidere 
txnd hohe f im rechten Ebenmaße der Mitte, werben, handeln, thuu, wer- 
ben (hier: nm Minne). — 9 til na 7i, nahesv, beinahe, fe nidere, ze höhe, 
durch zu niedrige, zu hohe Werbung. — 10 siech, krank. Unmaze , das 
Gegcnthcil von Ma:e, ebenfalls iti rgoniliciert. ir Iat mich äne nut , lalit 
mich unbehelligt, in Ruhe! In (iic^i-r Weise wird das Pron. öfter zur Vor- 
■tflrkang vor den Imperativ gesetzt: vgL du sende Nr. 80, 65. dA <a. Kr. 
93, 3. Minnetangs Frflhliug 92, 21. 35. 

11 Die Ausdrttoko aliohe und niedere Minnc> bo/Jchen siel» ebrii- 
sovvol auf die Missverhältnisse durch Verschiedenheit des Stande», als am 
aneh suwcilcn die sittliche HOho und Niedrigkeit der Personen, der Gesin- 
nung nnd Neigung beseichnco. $waehen, erniedrigen. — 12 dtr Up, Um- 



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54 



I. LIBDBR. 



diu minne tuot unlobeliche wL 

hdhia mmne heizet, diu daz machet 
das der muot näch werder liebe üf swinget: 15 
diu winket mir iiü, daz icli mit ir gS. 

nu'n weiz ich, wcs diu Mäze beitet. 
kumet herzeliebe, sö bin ich verleitet: 
min Ottgen hänt ein wip ersehen, 
svie minneclich ir rede sl, mir mac wol schade von 

ir geschehen. 20 



schreibtinfir fttr die Person, krane^ sohwnch, fforin(;r< nnwttrdig. Ueb«, Za- 

neiKuiif^. — 13 diu, dioso. Diese Minne hclim. r/t . oliiu- Lob, Ehre einzu- 
tragen. — 15 daß dor Sinn, Geist, zu einem würdigen Gegenstand der 
Neigung sich anftehwingt. 17 btiten, warten, zögern. Ich möchte wissen, 
warum die Maße zögert (mich aus der Unmaße zu retton dnrch ihre Unter- 
weistiii','). -- 18 Itpr z Hiebe , Herzensheiffung. verlfiiPt , irre geführt: kommt 
die Maiie niclit bald, 8i> folge icli ratlilos meinem Horzonsdrang. — *J0 wie 
lieblich I aaß, ihre Bede auch sei, so Icann mir doch Iciclit ein Sobaden 
Ton ihr widerfahren, kann sie mir ein Leid zufügen (dadurch, daft mein« 
Werbaog um die Itlr mich an hoch Stehende ohne Erfolg bleibt). 



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86. DNGLSICUK TU£1LUN0. 



55 



S6. 

UKGLEICIIE TIIEILUNG. 

Beschwerde vor dem Thiüiie der Frau Minne, daß sie, die er vor 
aller Welt gelobt, ilin mit Holm bthaiidle; IJitte, gereclit zu richten und 
aaob die spröde Geliebte mit dem Pfeile zu treffen, womit sie ihn ver- 
wnndet, oder aber auch seine Liebetwunde zu heilen. Im andern Falle 
drobl dar Diehtor, liiid wir beide geiohieden» Lent«. 



ich h&n ir sö wol gesprochen, 
daz sie maneger in der werke lobet. 

h&t si daz an mir gerochen, 
6we danne, so hän ich getobet, 

daz ich die getiiirot hau 6 
nnd mit lobe gekrcenet, 
diu mich wider hoenet. 
frouwe Minne, daz sl iu getän! 

Frouwe Minne, ich khigc in merc: 
ribtet mir und rihtet über mich 10 

der ie streit umb' iuwer ^re 
wider unstsete iiute, daz was ich. 

in den dingen liia icb wunt: 
ir lifct mich geschozzen 

und gkt si genozzen: 15 
ir ist sanfte nnd ich ab ongesont. 



1 einem tcol sprechen , Gutes Ton Jenmid vedtB, aussagen, hier: im 
Gesänge gefeiert, vgl. 12-<t, 9. — 3 gerocke» jafut* Ton rechen stv., ein Un- 
recht bestrafen: hat sie mich dafUr, wie Ar efn Virgchfn. b< «traft. — 
4 toben, unsinnig s'-in, rasen: o weh, dann war icIj ein Thor. 6 die, 
di^enige. Hurend im Wertbe erhöben, verherrlichen. — 0 mtt lofte kr^entn^ 
mit dem höchsten Preiae tehmOeken. — 7 wider, eeontra. h<gK*n, mit 
Worten verächtlich macbf-n. hcl.miihrm. — 8 das tei euch gethao: be- 
trachtet das als eine euch zu^eiugte Bele idigung. 

9 mert, nwüi weiter. — lo ^mem nht'-fi , eiaem so seinen Beebt ver- 
helfen; über emen rihten , das Crtfifil ubc-r einen sprechen, es an ••in«-rji 
vollziehen. — 11 »freit, etntt: der f.rvl% für mre Khre, iiucr Auiielnrii }/<- 
kämpft \ m. — 12 gegen Treulose, Wankflmütbige. — 13 tn 'Jt-n diny^n, ut 
diiesem Kam^tfe. — 14 Ad/ , zusammengezogen für ha^t. gf$cJto'.sen . mit 
dees (Liebe**) Pfeile verwundet. — IS penott^n, ohne B^schldigung, Stiale 
B4 leides, «nbeeehidigt, oiiterletst. Zn Satzes, die von awei Personen 



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56 



I. LIEDER. 



Frouwe, lät mich des geniezcn, 
ich weiz wol, ir habet sträle me: 

muget ir s' in ir herze schiezeiXi 
daz ir werde mir geliche we ? 20 

muget ir, edeliu künegln, 
iuwer wunden teilen 
oder die mine heilen? 
so] ich eine alsus verdorben sin? 

Ich bin iuwer, frouwe Minne: 25 
schiezet dar, dä man iu widerstö. 

helfet daz ich sie gewinne: 
neinä, froawe, daz 8i*s iht eng61 

l&t mich in daz ende sagen: 
unde engdt si uns beiden, 30 
wir zwei sin gescheiden: 
w6r soll' in dann* iemer iht geklageu? 



Ent^egengeMtstet utsagen, tritt aueh umgestellte Wortfcilge ein, d. h. 

pflegt daa zweite Pronomen dorn Verbuin nachzufolgen , \v:ihrond es im 
Khd. vorgesetzt wird: z. B. sie utsent uns tem hhnel und varent sie ter 
helU Nr. 113, 5. so'tt mir wol und ist in iemer toe Nr. 55, 12. s6 ist si dort 
und bin irh A<> Minnesangs Frühling (53, 36. er He in hie und scfiigt er dan 
Greg. 2'J28. s6 sint ai n-ot dfn rt 'he und lebfu wir jrernerllche Iwein C406. — 
16 tanfte, wohl: sie ist wohlauf, ah, aber: ich aber bin krank, verwundet. 

n gtniesen o. gen^ deu Nutzen, Vortbeil woTon haben: laßt ei mir 
SQ P^t« kommen (daA ieh im Kampfe fttr eaoli Terwandet bin). — IS 
strale stf., Pfeil. — 20 mir 'jeltche, wie, gleicli mir. — 22 teilen, d. h. zwi- 
schen ihr und mir: auch ihr die Liebetwnnde, an der ich leide, beibringen. 
— 24 v«rdorhtis, sa Grande geriohtet, verloren. 

26 tendot Wire Pfeile dorthin, wo man euch Widerptand leistet. — 
97 sie, Sieg. — 98 neina, laterjection, verbittendes Nein: sor^jt dafür, daß 
•ie ja nicht etwa davon verschont bleibe. — 9i laüt euch sagen , was 
•O&st Sttletzt geschiebt. — 30 unde, wenn, engfn. entschlüpfen, entfliehen. 
— > 89 wer möchte euch sonst künftig jemals wieder eine Klage (zur Eni» 
sobeidang) vorlegen? 



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27. MIHNX DIE H£&Z£NSBEZWINaBRIM. 



57 



87. 

MINNE DIE HERZENSBEZWINGERIN., 

Abemudt wvndet tieh der Dtöhtor, da keiner derVreunde »af seine 
Klage hören will, an die Minne mit der Bitte, sich seiner anzunehmen. 
Sie sei es, die ihn des Verstandes beraubt, ohne den er nichts beginnen 
könne; daher solle sie Plate fOr ihn ergreifen in dem Herzen der Ge' 
liebten, ihrer Gewalt sei dM nlelit nnmOglioli. 



Ich freudehelfelöscT man, 
war iimbe mache ich mauesren frö, 

der mir es niht gedaukeii kau? 
öwe wie tuout die friunde so? 

jä friiint ! waz ich von friuiiden saj^e ! 
h«t' ich dekeinen, der verncenie oucli niine klage, 
nu enhän ich friunt, nu enhän ich rät, 
nft tuo mir swie du wellest, minneclichiu Minne, 

man min genäde hkt. 

Yil minneclichiu Minne ^ icli hka 
von dir verloren mlnen sin. 10 

dü wilt gewaltedichen g&n 
in m!nem herzen üz und in. 

wie künde ich äne sin genesen ? 
dt, wonest an slner stat, da er inne solte wesen: 
dft sendest in dü weist wol war. 15 
da ^nmac er leider eine erwerben niht, frö Minne: ^wö 

dü soltest selbe dar. 



1 freudehel/elös, ohne Freude und Hülfe, freod- and hilflos, ein 
Ahnlicbee Compositum ist wünne/roudebemdiu heid«^ wie Nr. 82, 10 eine 
Hs. liest, nnd lUi^rSsfcarwe Kr. 76, 19. — 8 danken o. gen., für etwas 
danken. — 6 ja Freuml, was rede ich vou Freunden! — G besäße ich 
einen; dtkHn, irgend einer, ullus. vernement wahruebmeu, verstehen. 

— S tuo mir, mach* mit mir, was dn willst, eine* genaäe kabent mit Jemand 
Brbarmeii haben. 

10 von, wegen, durch, sin, Veratand. — 11 gexcuUecUchen adv., mäch- 
tig herrschend. — VZ genesen , leben, am Leben bleiben, hier: existieren. 

— 14 du wohnst da, wo er (der Verstand) sein sollte: du hast seine Stelle 
eingenommen. — 15 du verscbickst ihn, — wohin, weißt du recht gut (näm- 
lich zur Geliebten). — 16 da kaun er leider allLiii, ohne deine HilfC) Sichte 
orreicben, ausrichten. selbst, dar, dahin (geben). 



5 

Sit nie- 



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58 



I. LIXDBB» 



Oen&de, frouwe Minne 1 ich idl 
dir umbe d&se boteschaft 

gefiiegen dtnes willen vil: 
wis wider mich nü tugenthaft. 20 

ir herze ist rehter freuden vol 
mit lüterlicher reinekeit gezieret wol: 
erdringest dü dä d)ne stat, 

66 \k mich in, daz mr sie mit ein ander sprechen : mir 

missegie, do ich s' eine bat 

Genjedeclicliiu Minne, la! 85 
war umbe tuost dü mir so we? 

du twingest hie, nü twing ouch dk: 
versuoche, wer dir widerste. 

nü wil ich schouwen, ob du iht lügest, 
du'u darft niht jehen, daz dü in ir herze enmügest: 30 
ez'n wart nie sloz so manicvalt, 

duz ez vor dir gestüende, diobc meisterinne. tuo ül ! 

b'ist wider di( h ze balt. 



17 üenäde^ Erbarmen. — 18 umbe dise boteschaft^ fUr diese BotsobafI, 
Sendung (die du an meiner Statt ftberninraiBt). — 19 gefüryen^ maehon, 

(laß es geschehe, ' {nes trillf>n, abhftngig von nt: deinen Willen, alle deine 
Wünsche ausrichten, erfüllen. — 20 tcin im]jer. , sei. widir micli , gegen 
mich, mir gegenüber, twjentha/t , tflebUg» waekev, liOflieh; wie es der 
Tugend geziemt. — 21 jreude, hier: wer Freude macht. — 22 lüteritch, 
rein, lauter. — 23 erdringen, durch Drängen erreichen: gelingt es dir 
dort festen Fuß zu fassen. — 24 mi-^'gen, fehlschlagen. 

25 la, laß ab, hör' auf. — 27 itnag — titinc imper. Ton ttoingen, 
nöthigen, drängen; dn bedrftnget mich, nan bedränge anch sie. — 99 tugen^ 
brauchbar sein, nützen: ztx etwas förderlich, bratichhar hint. — 30 dnß du 
nicht in ihr Her/, zu dringen im Stande seist. — M rnauicralt. compliciert, 
kOnstlicli. — 32 einem vor gestän. vor eiuem stehen hleihin , ihm wider- 
stehen, meisffirinn'' , Meisterin der Diebe: die du aiie Diebe flbw- 
triffst, üj iuuH, aufwaciieu, utl'nen. bult^ kühn, dreist. 



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Sa. eswAiff BEB icnnrB. 



69 



28. 

GEWALT D£B MINNE. 

Diese und die folgende Strophe, die, obwul im nämlichen Tone 
wie das rorhergehende Lied gedichtet, Uocb damit in keinem Zusammen- 
huig« iteben, hUt Simroek Ittr doppelte SchltlMe, tob welchen der eine 
vor Bittem und Heirrn, der andere Tor der Herrin gesungen werd. 



Wer gap dir, Minne, den gewalt, 
dftz dft doch 8Ö gewaltic bist? 

d6 twingest beide jonc and alt: 
äk für kan nieman keinen list 

nü lobe ich got, sU diniu bant 
mich snlen twingen, deich b6 rehte hkn erkant, 
ir& dienest werdeclichen Iii 

dfc vone kume ich niemer: gn&de, kOniginne, 1& mich 

dir leben mlne zlt! 



1 dtr gtwaltf die Oewalt, Macht. — 9 doch dient in der Frage eil 

Verstärkung. — i da für, dawidi r, dagegen, der liaty List, Kunst. — 
5 diniu bunt, deine Ban(h>, Fcssflii. — 6 »6 rehtet SO richtig, genau. — 

7 wo der Minnedienst aui uiinUgo. ehreovolle Weise angewendet ist. — 

8 davon komme, lasse ich nie: laß mein ganses Leben dir geweiht sein. 



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CO I* LI£D£B. 

29. 

ÜKGÜNST DES GLÜCKES. 

Klage daß die Glflcksgöttiu , wie er sich auch wend«, ihm beharr- 
lich den Kücken kehre, und Wunscli, daß ihre Augen am Nacken stün- 
den, damit sie ihn auch wider ihren Willen beachten mUßte. 



Irö Soelde teilet umbe mich 
und kerct mir den rucke zuo. 

da enkan si niht erbarmen sich: 
i'n weiz waz idi dar umlie tuo. 

si stet niigerne gegen mir: 5 
louf ich hin umbe, ich bin doch iemer binder ir, 
si'n riiochet mich niht ane sehen. 

ich wolte, daz ir ougeu an ir uacke stüenden: so Duieste 

ez kne ir dauc geschehen. 



1 Frr? S(eldt^, die Göttin des Glücks, Fortuna, ^'l7#n, auBtheilen (ihre 
O^ftben, ri<>8chenke). umbi' mich, rings um mich her. — 2 rucke stm. 
Kücken. — dabei versteht sie sich nicht darauf flieh zu erbarmen. — 

4 tuo ist der Conjunrtiv (Ind.: ich tuon): dar ujuhf: in Bezug darauf. — 

5 sie wendet sich mir ungern zu, zeigt mir ungern ihr Antlitz. — 6 hin 
umfjc: um sie herum. — 7 hIo geruht nloht nioli ansasdioiu S d€r HaCi 
der Nacken, ane danc, wider Willen* 



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30. ZWIBFAOBB HUT. 



61 



90. 

ZWIEFACHE HUT. 

Kaob einw Etaleltung, ätA die W«lt nichts ErfireoMideret eu bieten 

vermöge als Frauen und Frauenliebe, klagt der Dichter ttber den dop- 
pelten Verscliluß, der ihn von seiner anKibetiton Ilorrin trenne: dort 
mache fremde, Iiier eigene Hut sie unnahbar lur ihn. Beider SchlUssLl 
Sil walten, wtre Seligkeit für Ihn. Oleiebviel, die ttoAere Bewachung 
vermag keine Trennung zu bewirken: lie teibet (ihre Penon) können sie 
einachlieften, meine Liebe su ihr nicht. 



Waz h&t diu weilt ze gcbeniie licbers dauoe ein wip, 
daz ein st'iiede herze baz ^rofröwen müfie? 

waz stiuret baz ze iebeniie daiine ir werder lip? 
i'ne weiz niht daz ze freudcn höher tüge, 

denne swa ein wip von herzen meinet 5 
den, der ir wol lebt ze lobe, 
da ist ganzer tröst mit freiiden undeiieiuet: 
disen diugeu hat diu werlt iiilit dinges obe. 

Min fröuwe ist zwir beslozzen, der ich liebe trage: 
dort verklüset, hie verhöret d& ich bin. 10 

des einen hat verdrozzen mich nü manege tage, 
8^ glt'mir daz ander seneltchen sin. 

solte ich pflegen der zweier slflzzel bnote, 
dort ir llbes, hie ir tugent, 

disiu Wirtschaft nseme mich'üz senedem muote, 15 
6nd n»iii' iemer von ir schoene niuwe jugent 



1. 3 Me geb^nne, lehfinnc , ererundia = ad dandum , ad vivpixlum. 
lieben gen., abliängig von wat iu V. 1. — i »tiuren, hellen. Was weckt, 
erhol) t mehr die Lebenslnit? — 4 ich kenne niehts, was mehr zu erfreuen 
vermöchte. — 5 denne tifa, als wo, wenn, meinen, gesinnt, zugcthan sein, 
lieben. — 6 der ihr durch soin Verhalten zum Buhme poreicht. — 7 yanzer 
IrtUt, volle friMuiigfi Zu vcrsiciit, (io\vi!?shi'it. n !i</ei Ifi'fn, durch Zwischen* 
lehnen stutzen. — 8 die Welt hat nichts, was darüber |[ienge. 

9 swir adr., swiefaeh. bestiezen, einseliliefien. einem Hebe imgen, 
jemand innig zugcthan sein. — 10 r»vA7(/<' ■ . in eine Klutiso cinsclilicILen, 
uinsperrcu. vertie/fn, //»r, Btolz, vornehm niach<'n. Dort (unti r di-n IJiri- 
gOM, auf dem Schlosse) ist sii« unnahbar wegtun ihrer Hilter, hier, wo ich 
mich aufhalte, am Hofe, durch ihr stolzes Wesen oder iliro Vornehmheit. 
— 11 verdri'ZfH unpersunl. c. Kcn. und acc: das eine (jenes) verdroß »nich. 
manege tuw, schon ziemlich lanj,'. — 12 das andere (dieses) erwir kt in 
mir schmerzliche, selmsuobtsvolle Gedanken. — 13 fif. wäre mir die Hut 




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I. LIBDBB. 



Wie wsenet haote scheiden von der lieben mich» 
die'ch mit staeten triuwen her gemeinet hkn. ? 

BoHche liebe leiden, des verzihe sich: 
ich dien' femer üf den minneclichen w&n. 80 

mac diu huote mich ir libes pfenden, 
da hab' ich ein troesten bi : 
si'n kan niemer von ir liebe mich gewenden. 
twinget 8i daz eine, so ist daz ander frl. 



Uber diese beiden Schlüssel (über üire Per» m luiJ üiro Tugend) anvertr.^ut 
(dürfte ich damit schalten und walten, wie mit meinem Eigeuthum), diese 
ThätiRkeit, dieioi Amt würde mich «ib allem Sohn«» erlOMn, und von 
ühnt Schönheit empflenge ich stetg neue Jusrend. 

17. 18 wie kann die Hut, ßewacliung (— die HUter) sich einbilden, 
mich von der Geliebton zu trennen, der ich bisher mit unerschütterlicher 
Treue sageth»a w»r? — 19 soUch, MtUech, ältere Form von totrfi. Uiden, 
Mt machen, Terleiden. tick wfrwke» c. gen., auf etwas Tenfchten: dM 
Pfebe sie (die Hut) auf. — 20 vf den utinneciichen tvän dienen, dienen in 
der Hoffnung, daß die Liebe Erhörung finde. — 21 p/tndcn c. gen., be- 
rauben; mag mir die Hut ihre Pereon ftuoh entsiehen, m» bleibt mir da- 
neben doch ein TroBt : von meiner Znnidguog SU ihr kann oüeh niemand 
abwendig maclieu. — 23 «i, die huote. 



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Sl. ▼SUITBUTBB VOBBATZ. 



63 



31. 

VEREITELTER VORSATZ. 

Am Unmufh ftbtr die Unempfindlichkeit der Geliebten , die er doch 
danh seinen Gesang Terherrlicht, hatte liob der Dichter zu schweigen 
▼oigtnommen. Auf freundliolies Zureden Anderer will er wieder singen 
wto IHUwr, Terlaagt ftbtr, daft in, •ein» Klag« «iiittiiniB«!!. Im Tollen 
OelttU MiiMr Geltang ile IHchter mncht er eefne Herrin auf die llbeln 
Folgen aufmerksam, die aus seinem Verstummen oder trar seinem Tode 
fOr sie entstehen wttrden, und eoblieJI^t mit der Drohung einer uooL dev> 
bem Züchtigung. 



Länge swigen des hkV ich gedäht : 
nü nuiüz ich singen ahcr als e. 

dar zuo hänt mich guote liute bräht: 
die mugen mir wol gebieten rae. 

ich sol singen unde sagen, 5 
und 8w6s sie gern, daz sol ich tuon: sö suln sie minen 

kumber klagen. 

Hoeret wunder, wie mir ist geschehen 
von mlnes selbes arebdt: 

ndch enwil ein wlp niht ane sehen, 
die brfthte ich in die werdekeit, 10 

diz ir mnot 86 h6he stftt. 
ja'n wüs si niht, swenn' ich mtn singen Iftse, das ir 

' lop zergät. 



1 Ich hatte mir lange zu scliwt igen (nicht mehr zu singen) tot- 
genonunen. — 2 aber als e, wiederum wi» iiuher. — 3 guote Hute] darunter 
verstand man im Mittelalter so wol arme kranke , als auch ritterbtlrtige, 
Leute von »gutem Stande» (vgl. Homeyer's Glossar aom Sachsenspiegel, 
S. 43S), liier ist guot jedoch wnl in sittlichem Sinne su Terstehen: treff- 
liclio Mensclien. — 4 die können mir noch nielir befehlen (zu thun). — 
ö. 6 «oi, werde, will. — 6 gern* begehren, verlangen, ^o, dagegen, ande- 
rereeits. «kIm, sollen. Hagm, beklagen, beklagen helfen. 

7 tcundrr , Wunderbares. Vernehmt, was mir Sonderbares, Unge- 
wöhnliches begegnet ist. — 8 tnines] so eine Iis.; es ist zuweilen vor- 
kommende Erweiterung des gen. r/an ; Wackeruagel ergänzt den fehlenden 
Auftakt durch tcan (w. von min a. a.). arebeitj Anstrengung-, nämlich daroh 
meine Eeinülmng, sie zu verherrlichen, brachte ich es dahin, daft Sie 
n. s. w. — 10 in uerdekeit brinyen, zu Ehren, Würden bringen-, in d'r. 
in solche. — 12 traun, sie weiß nicht, daß ihr Lob verschwindet, wenn 
ich mit meinem Sang anfliOve. 



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X. ItlSOEB. 



H6ne, was flüeche llden sol, 
swenn' ich nü Uze mlnen sancl 

alle die b' nü lobent, daz weis ich wol, 15 
die scheltent denne An' mlnen danc. 

tffsent herzen wurden fr6 
von fr gen&den, die's engeltent, scheide ich mich von 

ir als6. 

Dö mich dühte, daz si waerc guot, 
wer w4s ir bezzer dö dann' ich? SO 

ddst ein ende: swaz si mir getuot, 
b6 m4c si wol verwseuen sich, 

nimet si mich von dirre n6t, 
ir leben hki mines lebennes ^re: sterbet si mich, so fst 

si tot. 

Sol ich in ir dieuste werden alt, 2d 
die wile junget si niht vil. 

80 ist iniu här vil lihte alsö gestalt, 
daz s' einen jungen danne wil. 

selfiu got, h^r junger man, 
sd rechet mich und gät ir alten hüt mit sumerlaten an! 30 



13 HSrrei Ansraf: Herrgott I ßüeeh« gwn. pL abhftngig von watt 

welche Verwünschungen sie erdulden wird. — 16 Mcheltt'nt, als fut. , die 
vrerdea (sie) dann wider meinen Willen schmilheii. — 17. 18 durch ihre 
Qunst (d. h. wenn ito mir gewogen wäre und ich ihMn Preis ra tiikgen 
fortführe) würden tausend Heizen froh werden, die nun, wenn ich von ihr 
mich lossage, darunter leiden (müssen). — 16 die, 8tatt des graiiiinatisch 
genaueren cfttt» dem Sinne nach construiert. 

20 wer war damals ihr natsliolier als ich ? ~ 31 tflit tin mde, das 
ist ausgemacht, steht fest. — 39 ffeA ««roMeitm, erwarten, glanbent so darf 
sie überzeugt sein. — 'i3 hcfreit, erlöst sie mich aus dieser Dranf/sal. — 
24 ihr Leben hat durch meines Ehre: m6in Leben gereicht ihr cum An- 
sehen, Bnhme. »ierben swr., sterben machen, tOdten. * 

2G die ivtle , während , in dieser Zeit, jungen , jung werden. — 
27 also gestalt (part. perf. vcn stellen), bo gestaltet, beschaffen (d. h. grau). 
— 39 selfiu = s6 lielfe in , feierliche Schwurformel , tp Vahr euch Gott 
lielfc, bei Gott beschwöre ich euch. — 30 eint» M gam mit einem dinge, 
mit etwas über einen kommen, ihn angreifen, diu eumerlaie^ Sommerlote, 
der einjährige SchOliling. Peitschet ihr altes Fell mit jungen Baumreisern 
(Jungen Birkenruthen ? ). Vgl. acA, der den selben schransen die hut mit 
Stäben berte ! Hadamar*s Jagd, 316. Die erste und letste Strophe dieses 
Liedes, allerdini^s sehr entstellt, singt der edle Moringer in dem Volks- 
liede gleiches Namens (s. Uhlaud's Volkslieder, Ht. 298, Str. 30. 31) bei 
i^er BUckkehr to die eigene Barg. 



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Sa. LOB* IST 2WUIBB HBRZBll VONNB. 



65 



9i. 

LIEB' IST ZWEIER HERZEN WONNE. 

Betrachtung ttber Wesen nnd Begriff der Liebe und Darlegung der 
Notiiwendigkeit der G«genlieb«» 



baget mir ieman, waz ist minne? 
weiz ich des ein teil, sö wüite ich's gerne mö. 

swer sich rehte nü yersinne, 
der benhte ndch, von wia si tuet sd 

# minne ist minne, tuot si wol: b 
tnot si w6, 80 enheizet si niht rehte minne. sos enweiz 

ich, wie si danne heizen sol. 

Obe ich rehte r&teii kiuine, 
waz diu miiine sl, sö sprechet denne ja. 

miuiie ist zweier herzeu wüuiie; 
teilcnt si geliche, so'st diu miuue da. 10 

sol ab uiigeteilet sin. 
sö eukan ein herze alleine niht enthalden: owc woldest 

du mir helfen, frouwe min! 

Froawe, ich eine trage ze swiere: 
wellest dü mir helfen, b6 hilf an der zlt. 

sl ab ich dir gar unmsere, 15 
daz sprich endellche: b6 l&z' ich den strlt 



1 Kann mir jemand sagen, wai Liebe itt. — 9 wenn loh davon 

etwas weiß (au« eif/cuer Erfafiruiig), so wüßte ich gerne mehr davon, 
wüßte es gerne ganz. — 4 beriiitrn. zurechtweiHen, unterrichten, ron wiu 
(instrum. von «pa«)f wethnlb, warum. — 6 wenn sie wohl thnt, angenelime 
Empfindungen erregt. — 6 tr/f. so; in diesem Falle. 

7 Ich will zu rathen versuchen, was din Liebe sei: wenn ich das 
Bichtiye treffe, bo saut: ja. — 10 theileu sie gleich, <I. h. läßt jedes dem 
andern sein ganzes Tiieil werden. — . 12 entJiatäeat halten, festhalten, be« 
herborgen: findet aber keine eolehe Theilung statt, lo ist die Liebe für 
titk Herz zu groß, kann es sie nicht fassen. 

13 die Last, die ich allein /u tragt^n habe, ist mir zu schwer. — 
14 an der »tt, bei Zeiten. — Ih wenn ich dir aber etwa ganz gleichgültig 
bin. — 16 «ndmek0, günxliob, dentUoh; offen. So gebe ich den Kampf auf. — 

WAIiTnBB ▼O» BBB VOOBLWUDB. h 

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66 



I. IiUDSB. 



ande wirde ein ledic man. 
dft solt aber eines wizzen, daz dieli rehte lützel ieman 

baz dann' ich geloben kan. 

Ean min frouwe süeze siuren? 
wsenet si, daz ich ir liep geb' nmbe leit? 20 

sol ich sie dar nmbe tiuren, 
daz si'z widerkere an mlne unwerdekeit? 

86 kund' ich unrehte spehen. 
w6 waz spriche ich drenl6ser engen ftne? den diu minne 

blendet, wie mac der gesehen? 



17 ledic. frei: ledig von Liebeabanden , vgl. icfi was ledec vor all'n wtben 
lÖnnesangB FrUbliug 8i, 37. — 18 rehUf wahrlich, gewiss. iut:'!i ieman, 
wenig Jemand « niemand* 

19 swzf, Süßes, miuren, sauer, bit'er machen. Kann meine Herrin 
Gnies mit Bösem vergelten, Liebe mit Haß erwidern? — 22 widerkeren, 
umkehren, zurückwenden; damit sie es an meiner Herabsetzung ver- 
kehre, sie mich dafür herabsetze, erniedrige. — 23 dann habe ich mich 
aufs spehen, scharfe Beobachten, nicht Terstaudeu. — 24 6renl6ser oufitp 
äiM, iohangloioh ohrenlos und ohne A.ngen; Ohren- ond Angenloser. 



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SS. MiivKB UND üinainis 



67 



88. 

MINNE ÜND UNMINNE. 

Anf dlMO Stroph«, worin du Beb«iiptuDg, (UA dl« (waIiw) Lieb« 
•fladliall t«i, widenprooliaii wlid, bwiifl riah Wftlthtr im Ltod« Nr. 4S. 



Swer gibt, daz minne Bünde sl, 
der sol tkh. % bedenken wol. 

ir wont yil manic kre bl, 
der man durch reht geuiezen sol, 

nnd volget michel stete and dar zno sselekeit: 5 
daz iemer ieman missetaot, daz ist ir leit 
die ?al8clien ninne meine ich niht, diu mOhte unminne 

heizen baz: 
der wil ich iemer sin gehaz. 



1 gikt S. pert. pnea. ron Jähen^ ngon. — 2 der «oll «s vorbor recht 
Oberlegen. — ^ mit ihr ist verknüpft: sie ist die Mutter mancher Vor- 
lüge, Tugenden. — 4 auf die mau (aU Minuer) gerechten Ansprach hat. 
— 5 und votget, and folgt ihr. hat «f« im 6«l«it«. — 7 6a«. heisor« «hör. — 
8 gehatf foind. 



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68 



I. LIBDBB* 



34. 

WALTHER UND HILDEGUNDE. 

VOTwAnscIimig denr, dio ihn im Winter nm ttln« Freud« betrogen, 
aber sngleioh Bedmem, aiolii m recht flnehen in können. Den Neid 

Anderer würde er gering achton , wenn nur diejenige ihn trösten wollte, 
die er Uber alles zu lieben feierlich schwOrt und ohne die er weder frob 
noch gesund werden kann. 



Die mir in dem winter freude h&nt benomen. 
sie heizen wlp, sie heizen man, 

disiu sumcrztt diu müeze ia bas bekomen. 
ouwe daz ich niht iiuochen kant 

leider ich eiikaa nilit möre 5 
wan daz übel wort «ini8»lic». neinl^, das wer' alze B^rel 

Zwöne herzcliche flücche kan ich ouch, 
die flüoclient nach dem willen min: 

hiurc müezen s' beide esel und deu gouch 
gehoercn, 6 si cnbizzen sin. 10 

we in denne, den vil armen! 
Wesse ich, obe si'z noch gerüwe, ich wolde mich durch 

got erbarmen. 

M&n sol sin geduUic wider ungednlt: 
daz ist den schameldsea leit 

swen die bcBsen bazsent &ne sine schult, 15 
daz kumet yon slner frQmekeit 



S mOge ihnen besser bekommen (als mir der Winter). — 6 übel, böse, 
schlimm, unscelic, eine Verwünschung : verdammt, ««/»a, nicht doch, ach 
nein. al*e «er«, gar su stark. — 7 ouch» noch. — S näcA dtn willen min, 
nach meinem Wnnsch. WIhrend ihm der Flneh untatie sn stark ist, ent- 
sprochen die beiden folgenden besser seiner Absicht. — 9 gouch, Kiikuk. 
— 10 enbizen stv., essend oder trinkend genießen, speisen. Heuer müsseu 
sie den Esel und Kukuk hören, bevor sie den (Morgen-) ImUA genommen 
haben, d. h. nüchtern. Vom Kuknk ist der Aberglaube ])ekannf, daß wer 
seinen Kuf frühmorgens nüchtern vernimmt, (ia.s ganze Jahr hungern 
müsse. (Grimm 8 M.\ tb., S. 64;i.) Über den Esel dagegen und seineu bösen 
Angang ist ein weiteres deutsches Zeuguiss bis jetst nicht beigebracht, 
wol aber wurde er unlängst aus Aristophanes alt weissagendes Thier 
nachgewiesen (s. Rt-rlinor Index loctionuiii, IS'l l 4, S. 7). — 12 wüßte ich. 
ob sie Uber das mir zugefügte liüäo iieuo emphuden, so wollte ich um 
Gottes willen Erbarmen haben (und die Flache unterdrücken). Die Strophe 
ist natürlich humoristisch gemeint und zugleich spottend. 

15 wenn irgend einen. — 16 frumekeit, Tüchtigkeit. — 



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U, ITALTHBB U5]> HILDSGL^SDB. 



69 



tröste mich diu goote alleine, 
diu mich wol getroesten mac, s6 gaebe ich ambe ir 

nideo kleine. 

ich wil al der weilte sweren üf ir Up, 
den 6it den sol si wol Teniemen! SO 

8l mir iemen lieber, maget oder w!p, 
dia heUe mfleze mir gexemen. 

hk% ri nft deheine trinwe, 
86 getrftwet a dem eide ond senftet min es herzen riawe. 

Hörren onde friunt, nü helfet an der zit; 85 

daz ist ein ende, ez ist alsö: 

i'ne behalte mtnen minneclichen strlt, 
so'n Wirde ich niemer rehte frö. 

min es herzen tiefe wunde 
diu muoz iemer offen sten, si eukusse mich mit friundes 

munde: 30 

mines herzen tiefe wunde 

diu muoz iemer offen st6n, si enheile s' üf und üz von 

gründe; 

mines herzen tiofo wunde 

diu muoz iemer oüen stSu, si'n werde heil von lüUeguude. 



17 tr6*t« ist ConJ. des Pr«t.: tröstete mich. — 18 da* ntden =s ntt» Haß, 
Mitsgimit. iMM, weaiir. 

1^ eimnn if den lip siceren, jemand, indem man die Hand auf ihn 
legt, schwören. — 2i getemen, ziemen, angemessen sein. Ich leiste der 
gansen Welt (jedermann) den feierlichen Ckbwur, den sie wohl merken 
möge, daß ich vordammt Bein will, wenn mir j'-mand, gci es Jungfrau 
oder Frau, lieber ist (als sie). — 23 tieh^ine, irgeui welche. Meint sie es 
nnn irgend gnt mit mir. — 24 »w/ten^ lindern, riiiwe, Ij«id. 

Si& an der ttt . bei Zeiten. — 27 den ttrit beltalten , Sieger bleiben : 
geh* ieh «as meinem Liebeskampf nicht als Sieger hervor, kann ieh ihre 
Liebe nicht erringen. — :i(0 es sei denn, dnß sio mich liebevoll kusst. - 
3i Ton Qrund aus. — 34 Uiitegunde] Wenn der feingebildeto Waltber seine 
Geliebt« Hfltegnnde nennt, eo kann dies ana dem an Nr. 19 ang<>gebenen 
Grunde der wirkliclie Name nicht sein, sondern der Dichter hat, indem 
er auf daa zum deutschen Sagenkreis gehöritre Gedicht von Waltlu r und 
Hildegunde anspielt, diejenigen zum be^tiMi, die sich jenes unbescheideuo 
Nachspüren an Schulden kommen ließen (s. Uhland 17, Simrock 1, U<9). . 
~ Die letale Strophe ist durch zweimalige Wiederholung des Ab^vs \nges 
erweitert 



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73 



1. LUtDBR. 



36. 



ERGEBUNG. 



Ermabnang an die Geliebte, den ibm gegebenen Rath, Unbill g»> 
duldig SU ertragan, aelbat auoh an befolgtn; ea genttge niebt, gut an 

sein, man milBse auoh gut handeln, und der Schönheit und Tugend zieme 



ihrer begehre und sie preise. Um den Lohn ihrer Gunst (ihren Besitz) 
wflrde Er und wfirde aelbat der Kaieer ihr Spielnuuiii werden. Baa 
Yeramaft betreffend iet au bemerken, daA swel Beime, wOTon der erate 

am Anfang, der andere am Ende der Zeile steht, bei den lleiatersftngern 
Pausen genannt werdoii. Walthor hat diese Versart noch einmal ge- 
braucht Nr. 75. — Autlaiiend in diesem Ltede ist das Vorkommen zweier 
ungenauer Beime: Ift getor: war und 36 g^Mm^ »piteman, iluk die ein- 
sigen , die bei Waltber anautreffen aind. 



Ub ich mich selbe riiemcn sol , 
80 bin ich des ein hövoschcr man, 
daz ich so maneg(i nnt'noge dol, 
sd wol als ich'z geiecheu kan. 

6m kloseniere, ob er'z vertrüege? ich waene, er nein: 6 
bei* er die Btat, als ich sie li&ii, 
bestOende in danne eiu zörnelln, 
ez wurde unsanfter widert&n. 
wie sanfte ich'z als6 l&ze stnl 

däz 6nde ouch m6 vertrage ich doch durch eteswaz. 10 



2 dät adv., deshalb, insofern, hövesch. feingebildefc. — 3 un/uofe» 
Unsiemliohkeit, Roheit, «fofn. ertragen; sirh gefallen lassen. — 4 so 

l0Ot ah, lu Anbeiraclit, daß icli « s so mit zu rflcheii vorim.cliio. — 5 rer» 
trüeye} ob dies wol ein Klausuer (ein frommer, von der Welt abgosuhie- 
dener Mann) ertragen, ruhig wttrde hingehen lassen? er iMin, er nicht t 
nein, gewiss nicht. — (J dif ilat Uahen, gute, bequeme Gelegenheit habeu, 
etwas zu thun. — 7 Oe^tuenäe conj. prret. von htstda; mich hestät ein ätnc^ 
mich befällt, ergreift etwas. torMetta] auch nur ein Itietner Zorn. — > 8 vn- 
■iaa/te ^dv.y unsanft, unungenohm. niiUrtiton, heimgeben, vergelten.— 
9 seht, wie geduldig ioli ea ertrage I — 10 dies und anderes mehr lasse 
ic)i mir gefallen, uii i /war wegen etwas, aus bestimmtem Grunde. Dieser 
Grund wird in der folgeuden btrophe angegeben. 




könne sie nicht hindern, daß man 




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3S. BBOBBUNa. 



73 



Froinv\ fr habt mir geseit alsö, 
swer mir beswsere mtnen muot, 

daz ich den mache wider frö: 
er schäme sich lihtp und werde ffuot. 

diu l^re, ob si mit triuwen si, daz schlne an ia! 15 
ich fröwe iuch, fr beswserct mich: 
des schämet iuch, ob ich'z reden getar, 
U\t iuwer wort niht velschen sich 
und werdet guot, so habet ir war. 

vil guot Sit ir, wan daz ich guot von guote wil. 20 

Frouw', ir Bit schoene und slt ouch wert: 
den zwein Bt^t wol genftde bt. 

was schadet ia, daz man inwer gert? 
joch sint iedoch gedanke fst 

w&n nnde wünsch das wolde ich alles ledic \ka: 25 
und höveschent mlne sinne dar, 
was mag ich's, gebent s' iu mtnen sanc? 
des nemet ir Übte niender war, 
8Ö b&n ich's doch vil h6hen danc: 

treit iuch min lop se hove, daz ist min werdekeit 30 

Frouw', ir habt ein vil werdez dach 
an iuch geslouft, den reinen lip: 

ich waen' nie bezzer kleit gesach, 
ir Sit ein wol bekleidet wip. 



11 gefeit, gesagt: ihr habt mir gerathf>n , B^sef mit Gntem sn Ter- 
gelten, ihn d.-jfür zu erfrcueti (als Dichter, durch moincn Gegang). — 

14 es könne leicht geschehen , daü er sich schäme und Kut, freundlich 
werde. — 15 schtne , der Conj. imperativisch gebraucht: falls die Lehre, 
der Bftth mit aufrichtigem Hersen gegebea ist, «o werde eie an euch 
offenbar, to befolgt Ihn telbstl — iß fröwen, erfreuen, Freude machen. 
besicoBren. betrübt'u. — 1 7 darüber schämt euch, wenn ich so saj^on darf. — 

15 re{.tc//«n, falsch mactien: straft nicht eure eigenen Worte Lügen. 

19 wär hohen, recht haben. — 30 wan da», nur daß: ihr seid zwar eahr 
gnty aber ich vorlanj^e von Guten atich Gutes, dad sie ffut bandeln. 

21 füivt, wiirdij,', gut, vortretTlich, — 1'2 bei der Sclitjnncit und Tugend 
sollte auch die Huld sein. — 24 sind ja doch <lie Gedankon frei. — 25 Hoff- 
nungen und Wünsche würde ich (meinerseits) fahren iassen, aufgeben. — 
?6 hoveichcn. den Hof machen, hofleren; wenn mein Geist eith Ifebevoll 
euch neigt, um euch wirbt, sich mit ouc!i beschäftigt, was kann ich da- 
für, wenn er euch seinen Sang widmet, euch besingt? — im tihte adv., 
lelohtlloh; nfend^r, nirgends: das beachtet ihr TieUefotat gar nicht. — 
t9 ich aber empfange dafflr großen Dank, großen Lohn. — 30 wenn mein 
Lob euch, euern Namen, am Hofe preist, dort bekannt macht, so gereicht 
das mir aur Ehre, ist nu in Gewinn. 

31 le^r/, TOn hohem Werthe, Icostbar, herrlich, dach. Dach, Be- 
deckung; Httlle. — 33 an slon/en, ansiehen, anthun, zu »liefen ^ schlupfen. 
— 8S mtn' «•<«, l«h glaube nlohtt Jemals ein besseres Kleid gesehen su 



74 



I. L1BD£R. 



sin nnde sselde sint gesteppet wol dar in. 
getragene wfi.t ich nie genam, 
wan di'se nsem' ich, als gerne ich lebe: 
der keiser wurde iur spileman 
umb' also wünnecliche gebe. 
d&, keiser, spil: nein, herre keiser, anderswo! 



40 



35 



haben. — 35 »teppettj sticken. — 3t> getretene uä/, getraaene Kleider. Im 
. Mittelalter war es Sitte, das fahrende Tolk, ciinal die fl^iellente, neben 

andern Oaben auch mit Kleidern, alten und neuen, zu beschenken. — 
37 aber diese würde ich für mein Leben gern annehmen. — 3B— 40 für ein 
so wonneroUes Geichenk (gebe ss g&b^ «firde selbst der Kaiser euer 
Spielmann werden. Hier, o Kaiser, spiele auf! Doch nein, thu' es nicht, 
geh' anderwärts hin, d. h. komme mir hier nicht ins Gehego. In der Br- 
wähiiuii^' lies Kaisers hier einen chronologischen Fintjorzeig auf Kaiser 
Heinrich VI. zu erblicken (s. Bieger, Leben, S. 58) ist kein (iruud; son- 
dern der IMohter will hier wie anderwftrts nur sagen , seine Oeliebte sei 
so schön, daß sie selbst «für den Herrn der Erde nicht zu gering sei«; 
vgl. Friedrich von Hausen (Minnesangs Frühling 49, 17): der keittr ist in 
otten tandeuf kuti' er 9i tWntr ttmU ir vU rStem mmt, er jmh§ im temre 
wol ergangen* 



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37. PBEIS DER LI£B£NSWÜBI>I0K£1T UND TUGEND. 



75 



87. 

PR£IS DER LIEBENSWÜRDIGKEIT UND TUGEND. 

Definition der Schönheit und Anmiith; diese steht über jener, die 
Krone beider aber ist die Tugend. Glücklich der Maun, dem von einer 
tagttndhAllaa Fn« Liebt« geMhieht; «elbtt WMin sein« Beirerbiing «r- 
folglot blofbt, erhobt rie diMh «einen Werth und Min AaMben. 



Ein niuwer sanier, ein niuwc zit, 
ein guot gedinge . ein lieber wän, 
diu liebent mir enwiderstrit, 
daz ich noch tröst ze freiulen hän. 

noch fröwet mich ein anderz baz 5 
dan aller vogrllino sanc: 
swä man noch wibes scliojne maz, 
d& wart im ie der habedanc. 

daz meine ich an die frouwen min: 
da muoz uocli m^re tröstes sin. 10 
s'ist schoener danne ein schoene wip: 
die schcene machet lieber Up. 

Ich weis wol, das diu ]iebe mac 
ein schcBoe wIp gemachen wol: 

iedoch swelcb wlp ie tngende pflac, 15 
das ist diu, der man wonschen sol. 



S gf dingt etn., Hoffnung, Zuvemicht. Ihp, angenehm, efllS. — 

S nir lifbet *'in dinc , gefallt mir, ist mir au>;enelim. '■'/nci'lfr-ti it , um 
die Wette. — 4 tröst Itän te frewieny zuversichtliche Hoffuung haben, daO 
etwas Erfreuliches ffetohieht. — 5 bat, beteer, mehr. — 7 mu:, abmessend, 
vergleichend betrachtete. — 8 im , dem andern . was ihn mehr als alles 
Genannte erfreute, der habedanc. Dank; Lob. I'rois. — 'J an die frouwen 
m(n, in Bezug auf meine Geliebto. — 10-12 ' N-icli mehr Trost, als bei 
«ihli Sommeraeit and dem bloßen Hoffen, ist an der Geliebten: denn ihre 
BdiOnhelt fvt mehr alt SebOnlieit, sie ist Anrauth» (Laehmann): erst die 
ABmuth macht fclfin, 

IH ff. Ich weiJ^ reclit gut, daß die Anmuth, der Liebreiz, die Frauen 
▼Mtchönt (aber damit ist es noch nicht genug, nur) eine tugendhafte Frau 
ietes, deren man begehren solL — 16 wünxehen o. ger., etwM ivansehen. — 



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76 



I. LIBDBR. 



diu liebe 8t6t der schoBne bt 
bau dan gesteine dem golde taot: 
aft j^et, waz d&nne besser si, 

hänt diflin beide xehten muot? 20 

rie hoBhent mannes werdekeit: 
8wer oacb die sflezen arebeit 
durch sie ze rehte kan getragen, 
der mac Ton berzeliebe sagen. 

Der blic gcfruwot ein herze gar| 2ö 
(Ion minnecliche ein wip an silit : 
wie wolt ir daiine, daz der var, 
dem ander liep von in geschiht? 

der ist eht maneger freuden rieh, 
s6 jenes frendc trar zergiit. 30 
waz ist den freuden ouch gelich, 

liebez herze in tniiwen stät, 

in schoene, in kiusche. in reinen sitcu? 
swelch saelic man daz hät erstriten, 

ob er daz vor den fremden lobet, 85 

80 wizzet, daz er niht entobet. 

Waz sol ein man, der niht engert 
gewerbes ninbe ein reine wlp? 

81 Iftae in iemer ungewert, 

ez üuret doch wol 8lnen 11p. 40 



17 schaenf, stf., Schniilif it, Di - Annmtli gereicht der Schönheit Stt hOhcrm 
Schmuck als der Edelstein dem Gold; aber sagt, was kann et Bettaret 
geben, als wenn mit beiden edle Gesinnunt; sich rerbindett — 21 sie (alle 
drei mitein.Tn-ior voroinigt) erhöhen den Werth des Mannes — 2.' ff. wer 
lim ihretwilku (um eine mit diesen Kigeusclialtcu ausgestattete Frau) die 
Liebesmüh (die süeten arebeit. bu£> lal) su ertragen yertteht, der kmnn 
stgen, der weiß, was Herzensfreude ist. 

97 wtt^ ton wHten, wollen; glauben, meinen, tarn, «ieh befinden. ^ 
25 — 28 wenn schon der liebevolle Blick ciuer Frau ein Herz zu erfreuen 
vermag, wie meint ihr, daß dem zu Muthe ist, dem noch andorea An- 
gnetamet von ihnen in Theil wird ? antt^ iet rerblflinter Anedmok fBv 
den höchsten Minnesold, wie 7ner in Nr (5, lm. — 2*. :'0 der ist wahrlich 
reich an mancher Freude, wenn diu Freude jenes (dessen, dem nur ein 
Blick nevforden) verf^angen ist. — 34 erstrtien, erkämpfen, erringen. — 
35. 36 der ist nicht von Sinnen (tbut nicht unrecht), wenn er Tor Andern 
sein Glück preist 

3s yewrö''.^ [irrn , werben , eigentlich Verlangen tragen nacl» Be- 
werbung. — 3d. 40 selbst wenn sie ihn gans unerhört lieAe, so wurde ihm 
doch eine sololia Bewerbung mn aina tugendhafta FHi« tabr (wol) snr 



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17. FBSI8 DVR LIBBBNBWOBDieXBIT VVD TVftBND. 77 



er tuo durch 6iner willen sö, 
das er den andern wol behage: 
86 taot in onch diu eine frö, 
ob im dia ander gar versage. 

dar an gedenke ein sselic man: 45 
dll Itt vil 8»lde und 6ren an. 
8wer guotes wlbes minne b&t, 
der sdiamt sieb aller misset&t. 



Bbve gereioben, leineii Werth erhöhen. — 43 tuot, maeht« — 46 da und 
an gehören zuuunmens danm, — 48 mi$$tt&t, Jedeg unrechte Thun, auob 
ein kleineB. 



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78 



1. UBDBR. 



38. 

DIE ZAUBERIN. 



Der Dichter wandert sich, warum er seiner Frau vor andern ge- 
lUl«, d» er doeh gar nioht mIiOb Mi «ad anAer teiiicr 0«clDgiB Kunst 
nichts besitse , was eine Frau Mulelian könne. Wolle eie eich an dfeeer 

statt der Schönheit genügen lassen, eo sei er für immer ihr eigen und 
es bedürfe weiter keiner Zauberkünste, ihn an sie zu feueln: ihre Tugend 
und ihre Beize seien hinreichend, ihn zu bezaubern. 



Mich nimt iemer wunderi waz ein wip 

iiu mir habe ersehen, 

daz s' ir zoiiber leit an minen lip. 
waz ist ir geschehen? 

si hkt doch oiich ougen: & 
wie kumt, daz s' als übel gesiht? 
ich bin aller manne scbceaest uiht. 
daz ist ane lougeü. 

Habe ir ieman iht von mir gelogen, 
8Ö beschöwe mich b&z. lO 

sHst an mtner schcene gar betrugen, 
wil si niht wan daz. 

vie st&t mir min houbetl 
d&z'n ist niht ze wol getfta: < 
sie betriuget llhte ein tumber wün, 15 
ob si'z niht gelonbet. 



2 frxeh^n , gewahren; entdecken. — 3 daz totibT neutr., dat totiber 
Ugen an einen, ihn bezaubern, es ihm anthuu (hier: durch liebens- 
würdiges Benehmen). — 6 übelf schlecht. — 7 idh lila doch nicht der 
Schönste aller M&uner. — 8 änt lougtH^ ohne Lengaen, nnlengbar: das 

steht fest. 

\} Falls ihr jemand von mir etwas vorgelogen hat — 10 so prüfe, 
besehe sie mich genauer. — 11 an mtner McAmne, in JSesag anf meine 
SohOnheit. — 19 wenn sie ntohta all das, nlehte weiter wiu. — 14 daa 
ist nichts weniger «tle lehOn. — 16 eie betrSgt, wiegt aidi la thOriehter 

Öelbsttttuschung. 



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38. BIB SAUBBRIN. 



79 



si wont, d& wonent wol tüsent man, 
die vil sduBner sint 

wan daz ich ein lütsel itioge kan, 
so'st min schcme ein irint» 90 

fnoge hftn ich kleine: 
doch ist 8i gemeine wol 
unde BÖ, daz si Tü liuten sol 
iemer sin gemeine. 

Wil si fuoge für die schcsne nemen, S5 

so'st si wol gemuot. 

kau si daz , so rouoz ir wol gezemen 
swaz si mir getuot. 

so wil ich micii neigen 
und tuen allez daz si wil. 30 
waz bedarf si denne zoubers vil? 
ich bin doch ir eigen. 

Lät iu sägen, wie'z ümbe ir zouber st&t, 
des si wunder treit: 

s'i^t ein wip, diu scliuiue und ere hat, 35 
da bi liep an' leit. 

daz s' iht anders künne, 
daz sol man gar übergeben, 
wane daz ir wOnneclichez leben 

machet sorge und wOnne. 40 



19 fuogt', anständiges, gebildetos Tienohmen, Geschicklichkeit, Kunst- 
fertigkeit: abgeselien davon, außer daii ich einige Kunst besitze, ist'a mit 
meiiittr Schönheit nichts. — > M tff » wf«/, «In "mnd, d. h. gw nichts. — 

21 Kunst besitze ich (allerditigs) ein weni(?. — 22 ff. der Dichter will 
sagen: außer meiner Bildung und Kunst besitze ich uiolits, was eine P'rau 
anstehen könnte; aber diese ist gering und überdies theileu sie viele mit 
mir und ich glaube, daA das auch in ZuJcunft so sein werde ; Tgl. IS, 30. 31. 

25 Will sie mit der Kunst statt der Schönheit vorlieb nehmen. — 
26 woi gemuot t sdelgesinnt: hat den rechten Sinnj ist auf dem rechten 
Wege. — ft $$ mm» ir wot ffetemtn , so schickt sich wohl fttr sie , steht 
ihr wohl an. — 2"J sich nrirjrn . gich dankend verbeugen. — 31. 32 wozu 
bedarf sie dann vieles Zaubers? ich gehöre ilir ja ohnedies zu eigen au. 

33 vrie es mit ihrem Zauber beschaffen ist, worin er besteht. — ' 
34 den sie in Fülle besjitzt. — 3t A ■, Tugend. — 36 /t>p an' Ifit, onge* 
trübte Freude, Heiterkeit. — 3s fT. dalj sie außerdem noch etwas anderes 

gehlimmes, verwerfliche Zauberkünste) verstehe, das soll mau übergeben, 
L SU glauben aufgeben, su behaupten untorlasssn: nur ihr reisendes 
Wesen ist es, das mir Schmers und Lust bsraitet. — 89 loms « leaii, nur. 



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80 



X. LIBDBB. 



S9l 

DEUTSCHLAKD ÜBER ALLES. 

Von der allgemeinen Verbreitung dieses Deutschland» Ehre ver- 
kündenden Liedes gibt sohönes Zeugniss eine Stelle im Fraueudieust 
(Lachmann*» Ausg., S. 340). Als Ulrioh von Lieobtenstein auf der Bitter- 
fabrt, die er all KAnigfu Yeaas tuikeraommeii, gegen Wien reitet « be- 
gegnet ihm einer seiner Diener , der ihm erfreuliche Botschaft von der 
Geliebten zu melden hat. Der Bote darf den verkleideten Herrn nicht 
anreden} er reitet daher bloß hinter demselben her und singt ein Lied» 
wodareb er knnd gibt , d«A er gute Bottofaftfl bringt« Diee Xtied iii die 
erste Streike dee folgenden Gediehtei. J>a» iiet mir in äa$ Aertt tkmt, 
e» tet mir inneclxchen icol , tcanich da von wart freuden voU €9 duht mich 
»üete, e» duUt mich guot, von im wart ich vil hochgeviuot, min muot ttuont 
^ geding€n ho» nü hart da* litt: dat »prach also. Auf dieses berühmte 
Lied beruft eioh Wnltber Kr. 14, anm Beweise, daA niemand bester 
von deutscben Frauen gesungen babe als er. 



Ir sult sprechen willekomen: 
der iu in*re bringet, daz bin ich. 

allez daz ir habet vernomen, 
daz ist gar ein wint: nü fraget mich. 

icli wil aber miete: * 6 

wirt min lön iht guot, 

ich sag' in vil lilite daz iu sanfte taot. ' * * 
seht, waz mau mir ereu biete. 

Ich wil tiaschen frouwen sageu 
solhiu nuere, daz sie deste baz ^ \\ * 10 

al der werlte suln behagen: 
&ne gröze miete tuon ich daz. 



1 Ibr sollt miofa willkommen hefften. — S alles was ibr bisber ge- 

hört habt. — ^ gar ein uunt , gar nichts. — f> mith . T nhu. Beloliiiiing. — 
G iälit diese Belohnung irgend gut aus. — 7 so erzähl» ioh euch gar leicht 
etwas, das euch wohl thut, angenebm ist. — 8 sebt also sn, welohen 
Preis man mir (dafür) hiftc. 

^ tiusch , gokür/.t aus diutiach, tiutxch . deutsch. — 9 — 11 loh vrill 
<|^ n deutschen Frauen Bolche Dinge vcrküuduu , für die Frauen habe ich 
eine Kachricht daß sie der Welt nnoh mehr (als bisher) geCalleu werden. 
13 dafür Torlange lob keine groAe Belobnnng. — 



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$9, DKÜTSOHLAND OBBB ALLES. 



81 



w4i Wold' ich ze 16ne? 
^ sie sini mir ze hdr: 
^ ^ s6 bin ich gefdege und biie sie nihtes Di§r, 15 
wan daz sie midi grdezen schdne. 

Ich hkn lande vil gesehen ^ ^ 

unde nam der besten gerne war: 

übel müeze mir gesclichen, 
künde ich ie min herze briugeu dar, 20 

daz im wo] gevallen 
wolle fremeilcr sile. 

nü waz hülfe mich, ob ich unrehte strite? 
tiuschiu zuht gät vor in allen. 

Von der Elbe unz an den R)n 25 
and her wider unz an der Unger laut 

mugen wol die besten sin, 
die ich in der werlte h&n erkant 

Ican ich rehte schouwen 
guot gel&z und Up, 30 
sam mir got, 86 swüere ich wol daz hie diu wSp 
bejtzer sint dann* ander frouwen. 

Tiusche man sint wol gezogen, 
rehte als engel siut diu wip getän. 



13 was könnte ich auch verlangen? — 14 /i^'/-. vornelira, hooli. Sie stehen 
zu hoch tiber mir, als dai^ ich das, womit Frauen zu belohnen u 
(einen Kuss uder andern Liebesbeweis), verlanji^'cn dürfte; darum bin 
ich höflich und bitt» ilo um nichts weiter, als daA sie mich freund- 
lich grOSan. 

17 Umde gen. pl. von ri' abliängig: viele Länder. — 20 f. liiitte irh 
es jemält dahin, übers Uerz gebraolu, an aasländischeu bitten Getullen 
SU finden. — W der »ite stm. , Sitte, Gebanoh, Volksart. — 33 unreUte 
•dT« nnreoht , unrichtig. tmVf/i, mit Worten snwol als nut Waffen 
Straten. Was uut/.to mich auch, wenn ich J-'alsthes b -iLiajitete? 

"j6 hfr wider, wiederum zurück. — '28 hau eikunt, lioniun golcmt 
liabe. — 90 i/«la« stm., Benehmen. 2i) £f. falls ich mich anders auf Beobaoli- 
tong Ton edler Bildung und körperlicher Schönheit verstehe, so möchte 
ich, Bo wahr mir Gott bi'lfe, wol scliwüren, daß hier die Frauen bes-t-r 
sind als anderwärts. Daß hier durch Gegenüberstellung von wtp und 
frouwen der in einem besondern Liede (Nr. 6V) behandelte Unterschied 
beider ausgesprochen werden soll, lie^jt nicht im Wortlaut dieser St«!!?; 
es miiGte heiüen: dann' anderMi d die fiuutoen, und selbst dann machte 
der Dichter, der in jener Strophe dem Namen wtp den Vorzug vor Jrouwe 
gihi, nur einen trivialen Spaß, den ihm niemand stttrauea wird. — 'il sai/» 
bethenemd : ao wahr, mir got so. k^€. 

St rMI« mtt» recht, girada so wie. -> 

WALTwn VOM SM ToonitWAioa. e 



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82 X* LisDKa. 

«swer ßie schiltet, der'st betrogen: ^^h^ 35 
ich enkan sin anders niht verst&n. 

tngent und reine minne, 
Bwer die suochen wil, 

der sol komen in unser lant : da ist wünne vil. 

lauge müeze ich leben dar inne! 40 



35 derHt = der ist. betrogen ^ verblendet, bethört. — 36 ioh kann es 
nielit ander! auffassen, oder: aonet verstehe ich es nioht. 



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fP. FBBLBB JJSD TUGKKDSII, 



8;; 



FEHLER UND TUGENDEN. 

W«r sich am «Um tnffliehe Frau bemaht, dem ziemten riele Tagen- 
den. Nur zweier könne «T sich leider rülimen, Schainhafti^'keit und Treue, 
und selbst diese gelten jeftst nicht mehr. Aach Ton seiner Herrin be- 
haupte man, daft wüm ntobt fws MdttfM mI; doeh kteM «r micbu 
T«4eliitw«rlh«i aa ihr fladen, als daft tia aar ihna Vtreaadaa, mSAt aber 
ihren Feinden, Schmerz bereite. Daf&r habe sie Schtohail nad Xhra in 
TOllem Maße, und das sei das Lobes mehr als genog. 



Der alsö guotes wfbos gert, als ich dk ger, 
wie vil der lügende haben solle! 

n6 bio ich leider niht d4 mite ich sie gewer, 
wan obe si ein lüizel wolle. 

zw6 lugende h&B ich, der sie wilent nämen war, 5 
schäm ünde Iriuwe: 

die schadeni uü beide s6re. schaden nü alsö dar! 

ich bin nihl niuwe: 

dem ich di gan, dem gan ich gar. 

Ich wände daz si wgere missewende fri. 10 
DÜ sagent sie mir ein ander m<ere. 

sie jehent daz nihl lebendes äne wandel si: 
so isl ouch miu frouwe wandelbaere. 

i'u kan ab nihl erdenken waz ir misacbte, 



1. 2 Wer sieb, gleich mir, um eine so treffliche Frau bewirbt, wie 
viele gute Eigenschaften sollte der nicht haben! — 3 t'inen viit einem 
dinge 'jenem, ihn mit etwas bezalilen, befriedigen. — 4 es wire denn, 
daA sie mit einem Geringen, mit Wenigem vorlieb nehmen wollte. — 
5 die einet Beaehtung fanden, etwas galten. — 6 schäm. Sehamhaftigkeit. 
— 7 diese beiden gereichen einem nun zum Nachtheil, schaden conj. 
concess. , mögen sie nur au schaden fortfahren : uiag es immerhin sein. — 
8 ieh bin k«tn Heuling, niobt erst -ron beute: kehre mich niebt an die 
neue Sitte. Simrock erklärt niuu-e als "karg», unter Berufung auf die Be- 
deutung des Wortes in süddeutschen und rheinischen Mundarten. — y gan 
prses. des unregelmäßigen Verbnms ^wunen c. dat, günstig sein: wem ich 
sugethan bin, dem bin ich's gar, gaaa: d. b« ich werde deswegen jene 
beiden Tagenden nlobt fahren lassen. 

10 diu missewenätp das Abweichen \ <<m Bess-m zum Schlechtem, 
Tadel, MakeL — IS dos wandel (das Neutrum erhellt aus V. 20: ttcfi te.), 
▼ertnderaag, T^lar. — > 14 an'tMifd»» aelilacbt aaaleben: waa Böses, 
Tadelnawatuas an Ihr itt — 



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84 



1. L1EDS&. 



wan ein vil kleine: 15 
si schadet ir vinden uiht und tuot ir friunden w^. 
Ut si daz eine, 

8wie yil ich suoche, i'n vinde^s me. 

Ich hän iii gar gesaget waz ir misse st&t, 
zwei wandel hau ich in genennet: 20 

nü suit ir ouch vernemen waz si tilgende hat: 
der sint ouch zwo, daz ir s' erkennet. 

ich Seite iu gerne tüseut: ir u ist niht me da 
wan schoene und ere: 

die hä.t si beide voUucliche. hat si? jä. 25 

waz wil si merc? 

hie'st wol gelobet, lob' anderswä. 



15 außer eine große Kleinigkeit. — IS t'n vind^i mi, ich finde deBsen 
nicht mehr: -wiLter kwm ich, wie viel ich audi luelie, niohU an ihr 
finden (was ihr llbel iteht). 

2ü Zwei Fehler, nämlich dai^ si« lliren Feinden nichts zu Leide, ihren 
Freunden wehe tbut. — 22 iw6 fem., «»Im masc, twei neutr. — 24 außer 
8eliönh«it und Tugend. — 85 hai»if betitat aie diese wirklich ? — 97 kMtt 

— hier ist. Damit ist sie reichlich gelobt, ein besseres Lob kann man 
nicht ersinnen, lobe (ruft der Dichter sich selbst zu) auch anderswo. 



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41. QBISTIQB NiEHK, 



85 



41. 

GEISTIGE NiBHE. 

Anklang sa dM Themft Tom geittiffen Sohftneii, das im Lied« Nr. 21 

behandelt ist. 



Uta froQwe ist nnderwllent hie: 
86 guot Ist si, als ich des wasne, wol, 

waD ich schiet mich von ir noch nie. 
Ist das ein minne d'andern snochen sol, 

s6 wIrt si vil dicke eilende 5 
mit gedanken, alse ich bin. « 
min lip ist hie^ sö wont bi ir min sin: 
der wil von ir niht, d^st ein ende, 
nü Wolde ich, d^r ir tsete guote war 
und min dar under niht vergseze. waz Iiilfet, tuon ich 

d'ougen zuo? sö sehent sie durch herze dar. 10 



1 underwUeiU adv. dat. pl. , von Zeit zu Zeit, zuweilen. Ate, hier; 
bei mir. 1— S Ihrer Ottt« trene leb ee tn, daft aveb ele raweilea (in Ge- 
danken) bei mir ist, denn ich treiinto micli noch nie von ihr. — 4 ist rfo», 
ist es wahr, riclitig, nothwendig, daß die eine Minne die andere Buchen muß. 
— 5 eilende adj., der in einem andern Land, in der Fremde ist; d. b. so 
wird sie mit Gedanken ebenso oft abwesend (bei mir) sein , als ich (bei 
ihr) bin. — 6 atse, wie. — 9 der, daß er (der $in, die (iedanken). war 
stf., Aclitsamkeit. guotr tmr tuon c. gen., mit Sorr-falt auf etwas acht 
haben. — 9. 10 mein Wunscn war«. ü«r sin müciite sie immer fest im 
Auge haben und dennoch ndeb dmrüW nicht Tcrgetsen. 



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66 f. LIBDBB. 

42. 

GEGEN DIE LÜGNER. 

Bedauern, daß die Lügner so offen ihr Unwesen treiben und überall 
Verwirrung, Sohaden und Schande stiften. 



Ich lebte ie wol und äne nit, 
niwan der lügenaTe werdekeit. 

daz wirt ein lange wcrnder strit: 
ir liep muoz iemer sin min herzeleit, 

ez erbarmet mich vil sere, 6 
daz s' als oftVnliclie gant 
lind nicnuMi guoten iiiibeworren Ihüt. 
iiiista'te, scliandc, sünde, unere, 
die rätent s' iemer swä man s' luiMon wil. 
öwe daz man sie niht vcrmidet! daz wirt noch maneger 

frouweu schade und h&t verderbet herreu vil. 10 



1 Ich würde stets ansfenehm und ohne Verdruß loben. — 2 niwan, 
wäre nicht das Anaehen der Lttgaer, sähe ich nicht die Lügner so in An- 
sehen stehen. — 9 das wird ein lang« dauernder Kampf werden, ein 
Kampf, der 8o1»ahl nicht (d. h. nie) ausgefochton wird. — 4 was sie er* 
freut, wird mich stets betrüben. — b erbarmet ^ thut mir web, betrübt mioh. 

— 6 daß sie es so offen treiben. — 7 unt^utorren, nnrerwirrt; unbehelligt. 

— 9 fica, Oberau wo. — 10 «t« 9ermtdet, ihnen aus dem Wege geht. 



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O. 8TIU.BB HA88. 



87 



43. 

STILLER HASS. 

Dar Dichter erzählt, daft man iha wegen des Liedes (St, 33), worin 
«r den VAtencbied swiHlteii dftr wahrtn und lUtclien Lieb« dargelegt 
hftbe, fasgeheim hasse nnd Torfolge, und bittet die Vrauen, falls er Ter- 
trieben wfirde, sieh seiner aiunmehmeii. 



Noch dulte ich tougenllchen haz 
Ton einem Ti^orte, daz ich wllent sprach. 

waz mac ich's, zürnent umbe daz? 
ich wil noch jehen duz ich § d& jach. 

ich sanc von der rehten minne, 5 
daz si wserc Sünden fri: 
der Yalschen der ged&hte ich euch dä bl, 
und rieten mir daz roine sinne , 
daz ich sie hicze unminne: daz tet icli. 
uä vehent mich ir undertäne. als helfe iu got, werd' ich 

vertriben, ir frouwen, sö behaltet mich. 10 



1 Ifoeh, hier wie Z. 4, verstärkt: nocli ininuu , fortwährond. tougen- 
lieh, geheim. — .'l waz mac ich'Sj was kann ich dafür, wenn sie mir darob 
sarucn? — 10 vehen^ anfeinden, hassen, ir undertäne » die der Unminne 
ergeben sind, Ihr ftObnen. werd'iit Oonjunotir : sollte Scb vertrieben werden. 
behauet mich s rettet miob, eig« gebt ilir mir Aufenthalt, Sebuta. 



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68 



I. LIBDBIU 



4L 

WEISE UND DOCH RATHLOS. 

ndObnlu, lieh tw den liltolMii FE«unden aad Woiivirdveham 
ktnflig Imimt in Mht sn nehniMi. 



Mac ienian deste wiser sin, 
daz er an siner rede vil Hute hfit, 

(leist an mir kli'ine worden schin: 
ez gkt diu werlt wol halbe an minen rat 

ündc bin ich doch verirret, 5 
daz ich lützcl hie zuo kan. 
ez mac wol lielfen einen andern man: 
ich merke wol , daz ez mir wirret , 
und wil die friunt nü baz erkennen mft, 
die guotiu mare niht verkerent: wil ieman loser mit mir 
reden, i'n mac, mir tuot daz houbet we. 10 



1—3 Wenn jemand dadurc^i, dafN Viele atif soine Rede horchen, 
weiser werden kann, so hat eioh daa doch bei mir nur ^enig offenbart, 
bestätig?!. — 6 fite tuo kan, hierfür, bierfn (an iliun) w«W: obgleich wol 
die lialbe Welt sich von mir bolohren läßt, so weiß ich mir doch selbst 
kaum zu rathen. — 9 tTkvunen, kennen lernen, lue, küufligliin. — 10 cer- 
Aeren, verdrehen, /o^ , unwahrhaft, txttulos. i'n mac, (ich wtrde sagen,) 
ich kann nicht, ich habe Kopfweh: to werde ich Kopfweh vorsohütsen. 



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iS* Vin>AHKBABmT DBS OBLIBBTIH. 



89 



45. 

ÜKBANEBARKEIT DER 6ELIEBTEK. 

Beschwerde über die Undankbarkeit der Geliebten, deren Belohnung 
in seinen Augen größern Werth habe als alle Anerkennung fremder, ihm 
gltiohgflltiger Fima«n. 



Ich gesprach nie wol yon guoten wiben 
WB8 mir leit, ich warde frö : 

senede sorge konde ich nie vertrlben 
minnecllcher danne aM. 

wol mich, daz ich in hdhen maot 5 
mit mtnem lobe gemachen kan und mir das fanfte taot! 

Öwe, woltc ein Sculic wip alleine, 
86 getrürtc ich niemcr tac, 

der ich diene, und hilfet mich vil kleine 
swaz ich sie gelohen mac. 10 

daz ist ir licp und tuot ir wol: 
wan si vergizzet iemer min, so man mir daukcu äol. 

Fremediu wip diu dankent mir tU schöne: 
daa sie selic müezen sin! 

daz ist wider miner froawen 16ne 15 
mir ein kleinez dänkelin. 

si habe den willen, den si habe: 
min wilie ist guot, und Idage din werc, g6t mir an den iht abe. 



1. 2 Nie habft l(A dl« gnton Frauen gerühmt, ohne, wenn ich be« 
trübt war, froh zu wcrilen: so oft ich auch in Leid war, das Lob der 
guten Frauen machte mich stets froh; vgl. a'io trürie wart ich nii\ swenn' 
tc/i toolyetanen sar/i, min amed'-z uni/^mach terffie , Minnesangs Früh- 
ling 36, 20. — 4 minneelicher, angenehmer. — 5 wol micft, glUcklichprcisender 
Ai&snif : wotil mtr, Heil mir. tn, ibn«n. — € und mir das (zugleich) wob! that. 

7 Oue, Ausruf der Trauer: ach wenn nur eine bflCrliche Frau wollte. 
— 8 flO würde ich keinen Tag mehr trauern. — > 9 dir ick diene ist Appo- 
sition zu totp: wenn die treffliche, der ich diene; aber e« hilft, ntttzt nur 
wenig. — 10 xwaz, wia -riel attoh. — 11 äa$f ninilioh mein Lob. — IS wan, 
außer} nur daA sie. 

14 dat, o daß, daß doch. — 16 dänkeltn, DiminntiT von danCf ein 
kleiner Dank. Dieser Dank ist mir aber für den (entbehrten) Lohn mei- 
ner Herrin nur ein geringer Ersatz. ~ 17. 16 doch wie auch ihr Wille 
(ihre (letlnanng, Absicht?) sein mag: mein Will« ist gut und ich beklage 
et bloß, wenn die Werke hinter dem Wollen lurttckbleiben* mir git abe 
an «in€m dimge^ mir fohlt es an etwas. 



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90 

L UBDER. 



46. 

VERLORNE LIEBESMÜH'. 

bellen Pre«nd«i de a™ . T "T' '^"^""'^ »'»^»S 
gute. End. uTJÜn. ' ' """^ könie keto 



Min frouw' ist ein ungeiwdic wip, 
oa« 8 an mir als harte missetuot. 
• ^ nff br&ht' ich doch einen jungen lin 
in ir dienest nnde h6hen muot. 

6^w6 dd was mir 86 wol: 
wie'st daz nü verdorben! 
waz h&n ich erworben? 
anders niht wan kumber, den ich doL 

Ow6 miner wQnneclicher tage, 
waz ich der an ir versümet h&nl 
daz ist iemer mines herzen klage, 

sol tlm hebe an mir alsns zergftn. 

li'Io ich not und arebeit, 
die klag' ich vil kleine: 

minc zit alleine, 

habe ich die verlorn, daz ist mir leit 

^ I'n gesach nie Iioubet baz gezogen: 
m ir herze künde ich niht gcs^'hcn. 

ie dar under bin ich gar betrogen: 
daz ist an den triuwen mir geschehen. 



10 



15 



20 



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4$. YEBLOEin LIBBEBMÜB'. 91 

ml^Iite ich ir die steraeu gar, 
mftnen unde sannen 
zweigen hftn gewannen, 
daz rar' ir, so |ch iemer wol gevar. 

I'n gesach nie sns geUne site, 25 
daz b' ir besten friiinden wsere gram. 

swer ir vient ist, dem wil si mite 
rünen; daz guot ende nie gen am. 

ich weiz wol wie'z ende erg&t: 
vlnt and friant gemeine 30 
der gest^t si alleine, 
86 si mich und jene onrehte h&t. 

Miner froinvcn darf nilit wesen ieit, 
daz icli rite und fra^e in tVemdiii lant 

von den wiben , ilie mit werdekcit 35 
lebent (der ist vil numegiu mir erkaut) 

und die scha^ne siut da zuo. 
doch ist ir delieiue, 
weder gröz uocli kleine, 

d6r Tersagen mir iemer w6 getuo. 40 



21 (/jV slcrnivi (jitr, alle, s:umntlicl:e Sterne. — 22 der mä/u', swni.. der 
Mond. — 23 »'eigen = »e eiyettf alt Bigeiiihum. yeuuuHent erworbeu. — 
M dM wire dM Ihre, gehörte ihr. ao wahr als es mir immer glOcküch 
ergehen soll: bei meiner SeligKfu. 

25 aus getan, solch, siif int hier Plural; ein solclies Benehmen. — 
Sfr—SS ihren treuesten Freunden ist sie gram , feindselig ; mit ihren Fein* 
den hftlt sie TertrauUohe Zwiesprache. — 28 einem mite runen^ heimlich 
mit jemand flflstern , sich bereden. — 30 vtnf und friunt sind Nomin., die 
außer der Construction stehen, und nachher durch <ler aufgcuoniuion wer- 
den, gemein« t insgesammt. — 31 «Meine, yerstärktes eine, eine sten c. 
gen., Terlassen sein Ton. Von Feinden sowol als Freunden wird sie gins- 
lieh verlassen sein, sie wenfen sich alle vrm ilir zurück/ifhen. — 32 pin*'n 
unrehte haben^ jeutand aut unrechte, verkehrte Weise behandeln: nicht 
llilt wie es xeoht ist, d. h. jeden nach seinem Wortho. 

33 wesen ^ sein: braucht nicht leid zu sein. — 34 rite und frage 
fragend reite, fragen ton oder auch umb"* einen , sich nach jemand erkun- 
digen. — 35 intt icerdek'if . iiuf würdige, ehrenvolle Weise. — 38 ff. doch 
befindet sich unter ihnen keine, deren Versagen, Abweisen (Korb) mich 
■ohin^nte. Diese leiste Zeile erinnert an das Uhlandisohe: Sie konnten*s 
halten nach Belieben, von Einer aber thnt mir*s weh. 



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9» 



I. UBDXB. 



47. 

BESTÄNDIGKEIT. 

Klage, dtA seine Treue und Ausdauer uubelohnt bleibe, ja ihn wn 
Grande rfohte. Hoffkran« und Bitten daft diM «ndtn Warden und ihm der 
endliche Lohn nicht entgehen mflchtCt 



St»te ist angest unde ein nöt^ 
Vn weiz nfht, ob 6re st: 
si git michel ungemach. 

Bit dia liebe mir gebdt, 
daz ich Staate wsere bt, 5 
waz mir leides slt gesdiacht 

l&t mich ledic, Hebe mio fr6 Stsete! 
van ob ich si's iemer bsete, 
86 ist si stseter vil dann' ich: 
ich muoz Yon mtner stsete sin yerlorn, diu liebe en 

underwinde ir sich. 10 

Wer sol dem des wi/zen danc,- 
dom von sttcte liep gcscliiht, 
nimt der stcete gerne war? 

dem an stajte nie gelaiic, 
ob man den in stiete bilit, 15 
seht, des stiete ist lüter gar. 

also habe ich statte her gerungen: 
noch enist mir uiht gelungen. 



I Stcete, Ausdauor. Boätündigkeit. n6f, Drangsal, Gefahr. ~ 2. 3 ich 
weiß nicht, ob sie auch Khre bringe, aber das weift ich, daß sie grofte 
Unruliu, Sorge verursacht. — 4 diuli' fe, «lit; Ueliebte. — 5 stcete ist Dativ: 
daß ich mich der Staate aaschlösae, ihr folgte. — 6 wie viel Leid hatte ich 
teiidem sn dulden 1 — 7 laßt mich loe. vttn fr6, Madame; fr 6 gekttrst 
ans frouy fnmoe. Stcete personificicrt wie die übrigen Tugenden: EhrCt 
Maße, Minne. — 8 wart oh. denn wenn, biten c. gen. , um etwas bitten. — 
9 weit beständiger, etandhaftcr als ich (nämlich im Versagen). — 10 von, 
durch, wegen; so auob Y. 20; es sei denn, daß die Geliebte sieh ihrer 
annehme. 

II einem danc n-uzen c. gen., jemand für etwas dankm, ihn dafür 
loben. — 12 etwa« Angenehmes widerfälirt. — 13 wenn der die Treue gern 
beobachtet, sie bewahrt. — 14 gelingen, glücken: der mit Htllb der Be> 
ständigkeit nie etwa» erreichte, und den man dennoch an der Bestandig. 
keit festhalten sieht. — 16 ganz aufrichtig. — 17 Ar/-, bisher, bis jetzt. — 



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47. BBBTÄNDIOKQIT. 



93 



daz wende, BJjelic fronwe min, 

daz ich der valscheu ungetriuwen spot von miuer staete 

ilit müeze siii. 20 ' 

Hsete ich niht mtn freaden teil 
an dich, heneliep, geleit, 
s6 mOht' 68 irol werden lit 

Sit min freade und al mtn heil 
nü, dar zao min werdekeit, 35 
niht wan an dir einer st&t, 

solte ich dan min herze von dir scheiden» 
sd mttest' ich mir selben leiden: 
das wttre mir niht gnot get&n. 
doch sölt dCi des gedenken, ssbUc wtp, daz ich nü 

lange komber h&n. 30 

Frouwe, ich weiz wol dtnen muot: 

daz dft ^erne stsete bist, 
daz Lab' ich befunden wol. 
ja hät dich vi! wol behuot 

der vil reine wibes list, 35 
der guot wip behüeten sol. 

süs freut mich din sselde und euch din 6re 

unde enhän niht freude mere: 

nü sprich, bin ich dar an gewert? 

dü solt mich, frouwe, des geiiiezen lau daz ich sö rehte 
hau gegert 40 



19 wenden, rückgängig inaclien : mache daß dus anders wird. — 20 Gegen- 
itftnd, Zielscheibe des ttpottes. i/it, nicht etwa. 

21 teil Btn., wm einem als Besitz zugetbeilt ist: wm ich an Freuden 
besitze. — 22 auf dich gesetzt, gobnut. — 23 so konnte wol Bath geschafft 
werden; hätte es nichts zu sauen. — 24 sU n»1, nachdem aber. — 'J.") dui- 
iuot ttberdies. — 36 nur »of dir aliein beruht. — 2ä leiden, leid, zuwider 
werden. — 99 nicht recht en mir gehandelt. — 30 mein Kammer sohon 
lange wahrt. 

31 Ich kenne deine Gesinnung reclit Rut. — 33 b^pindt-n, finden, er- 
fahren, erkennen. — 34 behuot, behütet, bowahrt. — 35 ihr list, Klugheit: 
die unschuldige (angeborne) weibliche Klugheit. — 37 sun, daher. — 38 keine 
weitere, darin besteht meine ganze Freude. — 39 wird mir diese Freude 
von dir gewährt? — 40 geniexen lan c. acc. der Person und gen. der Sache, 
jenumd fiUr etwas belohnen , es ihm zu Gute kommen lassen : du sollst es 
mir SU Gute kommen Usseu, daa ich auf so ehrbare Weise geworben habe* 



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94 



X. LIEDER. 



48. 

DER MINNE RECHT. 

Diese und die beiden folgenden Strophen desselben Tonei ttnd TOih 

Lachmann und don 'Überpotzcrn in verscliiedener Reihonfolge zu einem 
Liede yereinigt word> n ; Kiegcr liat die dritte bcsundcrs gestellt. AUo 
drei stehen Aber durch ihren Inhalt in keinem Zusauuneuhaug miteinan* 
der, daher hier Jede ttr lieb anflriti. 



Daz ich dich sö selten grüeze, 
frouwe, deist an' alle mlne misset4t. 

ich wil daz wol zürnen müeze 
liep mit liebe, swa « z von friundes herzen gilt 

tiuren unde weseii frö, 
saufte züruen, sSre süenen, deis der miune reht; diu 

herzeliebe wil alsö. 



d das ist meiaerseits dnrohaus keine unrechte Thet. » 3. 4 ick wA, 
feh meine: zwei Geliebte dfirf^ nach meiner Ansicht wol miteinander 

zürnen, wenn es aus treuem Herzen kommt. — 5. il abwechselnd Trauer 
und Heiterkeit, leichter Zorn und innige Versöhnung, das ist das dar 
Minne sniutmmende, gebOlirende Beoht, so will ei hersUehe Lieb«. 



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49. ÜBLE AÜ8BB1IB, 



95 



49. 

ÜBLE AUSREDE. 



Du seit eine rede vermtdcn. 
frouwe, des getriuwe ich dinen zQhten wol; 

tsetest dü s\ ich wolde's nlden, 
als die argen spreehent dft man Idnen sol: 

«httte er Steide, ich tnte im guot» 5 
er ist selbe wuielic, swer daz gerne sprichet unde nie- 

mer diu geliche tuot. 



9 dM «rwarle ieh Ton deiner Wohlersogenheit. suhty Artigkeit, 
Höflichkeit. — 3 würdest du sie dennoch thun, das wäre mir zuwider, 
Terhaßt. — 4 arc, böse, karg: wie nämlich die Knauser reden, weuu sie 
lobnen sollen. — 5 wttre er zum Glücke bestimmt, nicht von vornherein 
znm Unglück geboren. — 6 diu Instrumentalis, diu ff^ltche , dem eut- 
sprechend: wer gern so spricht und doch nie danach thut, der ist selbst 
oluia «arid«. 



• 



96 



I. IiIBOEB. 



50. 

FLUCHT DER TAGE. 



l'ne gesach nie tage slichen 
so die miiie tuont: ich warte in allez näch. 

Wesse ich, war sie wollen strichen! 
mich nimt iemer wunder, wes in sl so gäch. 

lihte mugen sie zuo deine 5 
komeu, der ir uiht sö schöne pfiiget: so \k sie denne 

gchlueüi ob sie wizzeu, wenie. 



1 sltchen, eigentlich langsam, leise gehen; hier: dahinschwinden. — 
3 warten^ acht haben, spähen, schaaen. allet adv. auo., immerfort. — 
3 Wesse, wüßte, wir, wohin. — 4 wen, warum: warum «ie to eilig sind. — 
5 es ist leicht möglich, daß sie zu einem kommen, der sie nicht so gut 
behandelt, wohl anwendet (wie ich). — ti nun so laß sie scheinen (leuch* 
tön, tac öfter = sunne) , wenn sie wissen, wem (für wen), d. h. woi : 
mögen sie meinetwegen (statt mir, der ich sie gut ansuweuden weiß und 
den sie entoiton) drauf Im aolivineii, w«an tto Mob niolit wissen, fbr «<m. 



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51. btaUCllililiM:. laKliE. 



97 



51. 

SCHÜCHTERNE LIEBE. 

Frage, ob ihm die Kunst, deu Kummer zu verbergen, cum Vortlieil 
oder Nachtheil gereiche* and wie es komme, daA er, der so Manchem 
tau der Liebauioth geholfen , sich eelbet nicht helfen könne? Aber der 
Oeliobtan gege&aber fehle ihm die 0»be der Bede und wisae er weniger 

ru sagen als ein Kind; ein Gedanke, der auch Nr. 54 wiederkehrt. Doch 
hofft er, daß ihm dies bei ihr. die mehr aaf die gute Gesinnung als auf 
Worte sehe, nichts schaden werde. 



Weder ist ez ttbel od ist ez gaot, 
das ich min leit veriielen kan? 

man siht mich dicke wol gemuot: 
8Ö trüret manig ander man, 

der mlnen schaden halben nie gewan. 5 
so gebare ich aber dem geliche 
als ich sl höher freuden riebe, 
nü müeze ez got gefüegen sö, 
daz ich iedoch von v&ren schulden werde frö. 

Wie kiiniet, daz irli so inauegcm muu 10 
von sonder not geholten bau 

und ich mich selben niht enkan 
getro'sten, mich cntricue ein wän? 

ich meine ein wip. diu'st guot und wol getan: 
cliu lät mich aller rede beginnen, lü 
i'u kau ab endes niht gewinnen. 



I Weder entspricht im ersten Glied einer Doppelfrage genau dem lat. 
utrum. — 3 vrht'lr.i^ verbergen, verheimlichen. — 3 f. mich sioht mau oft 
heiter, w&hrend umgekehrt mancher trauert, der uiciit die Hälfte meines 
Leides au tragen liat. — (' ich jedoch benehme mich so, als wenn ich 
reich an hohen Freuden (voller Freuden) wäre. — s mäeten bedeutet in 
Wunsebaltsen nicht müssen, sondern mOgen. — 9 iedoehf doch noch. 
con tcdren tehüden, aus vollen, triftlgenGrOnden: d»ft ich rechten Grund 
zur Vreude habe, werde ist Conjunctiv. 

II von »ender r.St helfen^ von Liebesgram befreien. — 13 es sei denn, 
daß (.in Wahn, leere Einbildung, mich trüge: daß ich nur durch Selb«t- 
tausiltung nucli zu trotten vermag. — 14 meinen, in .Sinn und (Jedank<*u 
haben, lieben. — diu' st ~ diu ist. — 15 beyinnen c. gen., etwas antanzen, 
beginnen. Sie erlaubt mir alles zu reden, was ich will, ich kano aber 

WAIiTHM von OSa VOOBLWSII». 7 



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98 



I. LTBDSB. 



dar umbe wsere ich nü verzaget, 

wan daz ein lützel lachet, 86 si mir versaget. 

Si Bebe daz b' innen Bich bewar 
(si Bcblnet tzen freuden rieb) , 20 

daz b' an den Biten ibt irre yar» 
s6 wart nie wlp sö minnecUcb: 

Bo'st 6t ir lop vil frouwen lobes entwicb, 
ist nkch ir wirde g6lürrieret 

diu Bchoene , dia sie tizen zieret. 25 
kan ich ir denno gedienen ibt, 
des wirt bi selben 6ren angel6net nibt. 

Swie noch mm freude an zwivel ätät, 
den mir diu giiote mac vil wül 

gebüezeii, ob si's willen hat, 
so'u ruoche ich waz icli kumbers dol. 

si fraget mich des jiieman tragen soi, 
wie lauge ich welle an ir belibeu: 
si'bt iemer mer vor alleu wiben 
ein wernder tröst ze freuden mir. 
uü müeze mir geschehen als ich geloube «in ir. 

Genuoge kunnen deBte baz 
gereden, daz sie bl liebe sint: 



damit nicht zum Z:< le kominnii, niuitlich nicht <Iazu, ihr ineine Liebo SU 
gesteben und ue um die ihrige zu bitten. — 18 itan dat auOar daß 
«le: wenn nicht ein wenig lachte, so oft sie mein Gespräch von 
diesem Ziel ablenkt. 

Ii) f. Sie uobe zu, riaß sie innen sich bewahre (äußerlich scheint sie 
fröhlich, lebenslustig): wenn sie vorsichtig ist und sich im Herzen hütetf 
daß bie nicht auf falsche Wci;;e kommt, die Sitte, den Anstand nicht ver- 
letzt, so u. 8. w. — 21 irre varn, fehl gehen, einen Fehltritt thuu. — 
•-'3 et, nun einmal, der (nln das Kntwi ichen, die Fluclit: bo maclit ilir 
Itob das vieler Frauen eulweichen, übertrifft es. 24 nac4, entsprechend. 
/Urtieren^ fftttem. Wenn der Schönheit, die sie von aufien schmückt, der 
innere Werth entspricht. — 26 kann ich ihr dann nur cinigerniaCi ti n\\r]i 
ergüben zeigen (al» Dichter, mit lobej, so bleibt bei solcher Tugend mein 
Lohn, Dank dafür nicht «ns. 

•J3 an tw(vel stan, zweifei liaft, ungewias soin — 30 den zicieel ^ti>- 
:en, den Zweifel, die Ungowisshoit, hcl)en, benehmt u. willen haben c. gen., 
etwas wollen, zu etwas entsclilussen sein. — 31 ruocheny achten, besorgt 
sein, sich kümmern, ^doln^ leiden, dulden: so ist es mir gleich, was ich 
jetTSt leide. — S2 fragen c. gen., nach etwas fragen, sich erkundigen. 
Viflleicht ist ft aje ti zu Kfi n ; ii^t.;«' nur t inmal fragen. — [i3 an dnfm 
beliöen, bei jemand ausharren, ihm anhängen. — 34. 35 sie ist mir fUr 
immer eine beständige unvergingrliche Hoffnnng auf Freude. — 36 mochte 
mir doch geschdion, •wie ich es von ihr erwarte. 

37. 38 üenuvyc, gur manohe. Viele verstchcu tun so beaaer su reden, 



SO 



35 



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bU SCUÜCUTEBME LIKBE. 



99 



swie dicke ich ir noch bi gesaz, 
86 Wesse ich miiiner danne ein kint 40 

und wart an allen mineu sinnen bliut. 
des waere ich anderswä bctceret: 
dis' ist ein wip , diu uiht gehoeret 
und guoten willen kan ersehen. 

deu hän ich, sö mir iemer müeze liep geschehen! 45 



wenn sie bei der Geliebten sind, da* , vorausgesetzt daA, wenn. — wie 
oft ich bisher an ihrer Seite saß. — 40 minner^ minder, weniger: so wußte 
ich weniger als ein Kind. — 41 fjUnt , unvcrmögead zu sehen, an »innen 
bUnit am Verstände geblendet, vgl. Kr. i^l. 15: an mUen blint. — 42 des, 
dadmch. aiäersw&t anderswo, bM etner Andern, hetmreny äffen, betrügen. 
— 43. 41 di-jse jedoch ist eine Frau, die nicht (auf Worte) hört, sondern 
auf den guten Willen, die redliche Gesinnung schaut. — 45 diesen guten 
Willen isFBitze leb, so wahr iob jemals etwas FreondUcUea erwarte, auf 
Olttok hoffe. 



7* 



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100 



I. LIBDBB. 



52. 

L1EBES6LAÜBE. 

Gegen die Zweifler, ob der Minnesang und die Liebeskla^cn von 
Herzen gehen, und die Betrüger, welche Liebe heucheln und Gegenliobc 
mit to Itttttn Worten begehren , daß ein Weib nicht mehr wiaseu kann, 
wie die Mtaner es meinen. 



Maneger fraget waz ich klage 
uude gibt des oinon, duz ez iht von herzen g6. 

der verliusrt siiie tocr«', 
wand' im wart von roliter liebe weder wol nocli wö. 

des ist sin geloubo kranc, : ö 
swer gedrehte waz diu ininue bisehte, 
der vertrüege miueu saue. 

Minne ist ein gemeinez wort 
und doch ungemeine mit den werken: dest alsö. 

minne ist aller Sa lden hört, 10 
äue minne wirdet niemer herze rehte frö. 

Sit ich den gelouben Mn, 
frouwc Minne, freut ouch mir die sinnet 
mich müet, sol min trögt zerg&n. 

Min gedinge ist, der ich bin 15 
holt mit rehten triuwen, daz ouch mir daz selbe sl: 

triuget dar an mich min sin, 
s6 ist mlnem w&ne leider lützel freuden bl. 



2 ffiht 3. prses. von jehen , sagen , erkl&ren : und belmuptet das Eine, 
d. b. in einem fort, iht = nicht. — S stne tage vertiesen^ seine Zeit Ter- 

liereu (durch uunützoKeden, unwahrcßelmui>tungcn)- — 4 iranil{,^), denn. — 
.'»de«, darum, deshalb, sin ygU/uoe^ »em Glaube an die Wahrheit der 
Bängerminne, kranc, schwaeh. — 6 «as, was alles, d. h. was Ittr Lieb 
und Leid, hnvhfe— brin^^t ; wie häufig ist hier iler Conjuootiv TOm TOr« 
Jiergehüuden nachgezogen. — 7 vertrüege^ licCie gelten. 

8 gemHnty allgemein belcanut, gewöhnlich, gcbrUuchliob. — 9 tm» 
gemeine^ ungewöhulich : alle kennen das Wort Liebe, aber nur wenige 
kennen sie ihrem Wesen nacli. de^t also, so ist es, das ist nun einmal 
80. — 10 (lihT .fahlen hort^ Schatz, Fülle, Inbcgrift' alles Gltickes. — 
12 nachdem, da. dtn gelouben ^ diesen Glauben. — 14 müen^ müejen^ 
beschweren, bekOmmern : wenn meine Zuversicht au niehte werden soll. 

15 ili'r gniin'j , irnfl'iiuiig, Zuversicht. — 17 tUusclio ich mich darin. — 
18 so steht meiner HoiTnung wenig (= keine; wirkliche Freude zur boito. 



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52. LIEBBSOLADBB. 



101 



nein&, h§rre! sMst so guot, 

swenne ir güete erkennet min gemüete, 20- 
daz si mir daz beste tuot. 

Wiste si (ieii willen min, 
liebes unde guotes des ward' ich von ir gewert. 

wie mölit' aber daz nü sin, 
Sit man valsclier miniic mit so siiezen Worten gcrt, 25 

daz ein wip niht wizzeii muc 
wer si meine? disi'ii not alleine 
tuot mir manegtn swaeren tac. 

Der diu wip airtot betrouc, 
der h&t beide an mannen unde an wlben misseTam. 30 

i'n weiz waz diu liebe touc, 
Sit eicli friunt gein friunde nibt vor valsche kan bewarn. 

frouwe, daz ir sselic sitl 
l&t mit hulden micb den gruoz verscbulden, 
der an friundes herzen llt ^ 



bleibt die geboffte Freade unverwirklicht. - 19 f. n>nnä herre, Herr Gott, 
das wird nicht soiii, sie i«t »o gut, daß sie mir, sobald ihr gutes Herz er- 
kennt, wie ich gegen «ie gesinnt Wn, das Beste thnn wird. 

•22 Wüßte sie meine (leriinnunj?. — 21 wie war' dies aher möglich, 
naobdem u. s. w. — 27 luetne , aufrichtig liebe. — 2;. tuot , maclit, ver- 
nreaeht; manchen trüben Tag. 

29 alrerst , zuerst, sum ersten Mal. bctiouc prat. von betnegen^ oe- 
trog — 3u beide — und, sowol — als auch. — inissevarn, unrecht ver- 
fahren , handeln, sich vergelieu. — 31 touc prset. von HKjen- noch werth 
ist — 33 friunt grin friunde, der Liebende gegen die Liebende (und uiu- 
gekehrt). — 33 rf«: ir scelic sil, mögt ihr davor bewahrt bleiben, möge die 
ikglde euch in ihre übhut nehmen. — 34 vrs'r/.uUlen , Ursache FCin , ver- 
dii nen : laßt mir huldvoll uooh den Gruß zu Theil werden, der »u lieben- 
dem ilerzeu wohnt. 



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102 



I« UEDBB. 



5d. 

BESELIGÜNG DER LIEßE. 

Bin fr«inidlfok«r Mtok und Ozofi ▼ob d«r 0«ll«t>ltii vwrsetst den 
Dichter in freadige Aufregung und ermutbigt ihn sn weitem Icfthnero 
Hoffnungen , deren Erffkllung er TOn der wunderbaren Geweit der Minne 
saversichtlich erwertet. 



Ganzer freuden wart mir nie 86 wol ze muote: 
mir^st geboten daz ich singen mnoz. 

88e]ic diu mir daz wöl verst^ ze guotel 
mich mant singen ir vil werder gnioz. 

diu min iemer b&t gewalt, 5 
diu mac mir wol trüren wenden 
nnde senden freude manicralt 

(iit daz got, daz mir noch wol an ir gelinget, 
seht, 86 wsere ich iemer m^re fr6: 

diu mir beide herze und lip ze freuden twiuget, 10 
mich betwanc nie me kein wip als6. 

6 was mir gar unbekant 
daz diu niiDiie twingen solde 
swie si Wolde, unz ich'z an ir bevant 

Süezc Miuiiü, ^it nüch diner hüezen 16re lö 
mii]i ein wip also betwungeii hat, 

bite sie, daz s' ir wiplich püete gegen mir kerc! 
so mac miner sorgen werden rät. 



l $e muote icrden c. dat. uud gfiK, Kiwartuug, lioffiiUUg haben zu, 
auf etwei. Zu Tollcr Freude war ich noch niemals so aufgelegt. — 2 ich 
ftthle mich cum Sange gedrttogt. — 3 Heil ibrl einem «»» tline »« guoU 
tfnti'i, jemand etwM su Gutem autlegen. — 4 manen e. aeo. und gen. 

(oder c in f. wie bier) , jemand «u etwas ermahnen , antreiben, ic^riier 
gruos, theurcr, lieber GruA* ~ b gewall haben eines, Macht haben Uber 
Jemand. — G wenden, rflckgingig macben ; ins Gegentheil verkehren. 

S (tU, gibt: füj^'t das Gott. — 10. 11 noch nie liat mich eine Frau 
deigestalt bozwuiiKi-'" j ^vio diejenige, die den gan/eu Menschen in mir 
aUT Freu Ic drängt, h'-rze und Up ist Zusammenfassung den ganzen geisti- 
gen wie leiblichen Seins. — 12—14 früher war mir gänzlich unli-nvußt, 
dafi die Liebe solche unbeschränkte Qewalt habe, bis ich selbst au ihr 
die £i'la]iru Iii; muclitc. 

16 t>o kann meiuem Kummer abgeholfen werden. — 



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53. BKSELlOUNO DER LIEBE. 



108 



durch ir liebten ougen schln 
wart ich alsö wol enpfarifToii , 20 
gar zergangen was daz trCireu min. 

Mich front irmcr, daz ich alsö guotem wibe 
dienen sol üt ininn<'clicli cn danc: 

mit dem trustc i( Ii die kc Irüren mir vertribe 
unde wirt min nngcnmctc kraue. 2ö 

endet sicli min unf^cniach, 
so weiz icli von warluMt dannc, 
daz nie manne an liebe baz gescliach. 

Minne, wunder kan din giiete liebe machen 
und diu twiiij^en swenden frenden vil: 30 

wan dii lerest leit uz spihiden ougen lachen, 
swa du m^ren wilt din \vunder.>i3il; 

dü kanst freudenrichcn muoi 
so verworrenliche verkeren, 

daz din seren saulte unsanfte tuot. 35 



19 durch ihre hellen kuclitciulen Augen hindurch. — 20 fand ich bo herr- 
li«^en £mpfang (Aufnahme bei ihr). — 2i gar zergangen , gäuzlidk Ter» 
«ebwanden. Mach würden wir einen Sats mit dm erwarten. 

93 einem dienen ftf ein dinc^ dienen in der Hoffnung, es zu er- 
halten. — meine MissKtimmung, Beirttbnitt Vergeht. — 37 9un warieit, 
durch die Wahrheit, in Wahrheit. 

99 liebe itt gen.^ abhängig von wunder: dein« Ottte kann ein« Fttlle 
von Lust und Freude erwockon, bereiten. 30 ttrhifj^-n stii., Bedrängniss, 
hier das Gegentlieil von 'juetf. xrc>'>t<h'n, schwinden machen, vernichten. — 
31 ff. denn wo immer du dein wuuderbares Spiel ineren (d. h. eifrig üben) 
willst, lehrst du Herzeleid aus funkelnden Augen lachen; umgekehrt 
kannst du freudigen Sinn in so verworrener Weise ins Qogentheil ver- 
kehren, daA dein Verwanden sngleich wohl nnd wehe that. 



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104 



I. LIEDER. 



54. 

LIEBESZAÜBER. 

Der Dichter wünscht ein sort-'r-iifreicB Leben füliren zu. können, und 
fragt, ob ihm niemand, gegen reiolUiche Entsciiädigung, seine ITreude 
borgen wolle* Von der, die er liebt and auf der alle seine Freude ruht, 
hofll er doeh noch ein Itäobeln su erwerben; leider benehme ihm, wenn 
er sich sum Gespräche bei ihr niederlasse, ein Bliek ihrer Augen allen 
Verstand, und die schönste J&ede, die er eich vorher ansgedacht, sei so- . 
gleich vergessen. 



niTrp got, gesegene mich vor sorgen, 
(iaz ich vil wünnecliche lebe. 

wil mir iemaii sine freude borgen, 
daz i'm ein ander wider gebe? 

die vind' ich vil schiere ich weiz wol wä; 6 
wau ich liez ir wunder d&, 
der ich wol mit sinnen 
getriuwe ein teil gewinnen. 

AI mtn freude Itt an einem wtbe, 
der h^rze ist ganzer tagende vol, 10 

ünde ist sö geschaffen an ir Übe, 
das man ir gerne dienen boI. 

ich erwirbe ein lachen wol von ir, 
des muoz si gestaten mir: 

wie mac 8i*z behüeten? 15 
ich frdwe mich n&ch ir gaeten. 



1 gt$eg§nen vor einem dinge, durch Segnen ^r etwas bewahren, 

schützen. — 2 lebe conj,, leben möge. — 3 borgen, auf Sicherheit, gegen 
Versprechen der Bückgabe anvertrauen, leihen. — 4 i'/u, zusaiumcnge- 
zogen aus ich im. ein ander, eine andere Freude; dafür zurückgebe (ala 
Dichter, durch meinen Gesang). - & iva, wo. an welchem Ort. — 6 wan, 
denn, wunde, , ungewöhnlich gro6e Menge: tr wunder, deren eine Fülle. 
flu, dort. — 7 der gen. pl., deren, abhängig von ein teil, mit sinnen, 
mit Klugheit, Geschicklichkeit: von denen icli mir wol einen Theil zu 
Tersehaffen getraue. 

10 der herz ', deren Herz. — 11 und eie ist körperlich so schön ge- 
bildet. — 13 ich bringe es schon noch dazu, daß sie mich anlacht. — 
14 das muß sie mir erlauben. — 15 bthüttm^ wehren, verbtodern. — 
6 nacA, auf. güeteu dat. pL 



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54. LI&B£äZAUBEH. 



105 



Als ich linder wileu z'ir gesitze, 
8Ö si mich mit ir reden lät. 

sö benimt si mir so gar die witze, 
daz mir der Up alumbe gät. 20 

swenne ich iezuo wunder rede kau, 
sihet si mich einest an, 
sö hän ich's vergezzen. 
waz Wolde ich dar gesezzen? 



17 Al»t wenn, under wUen^ zuweilen, t'irs^s« ir, zu ihr. gesitse, mich 
Mts«. — 19 diu wiUt, BewuBttsein , Klugheit, Verstand, Betinnung. — 
So olumbe, ringsum: daß eich mein Körper im Kreise dreht, daß mir 
■ehwindeliff wiitl. — Sl »«4mo, jetzt, in diesem Augen bliclc wunder red* 
kan, eise FQlle von Worten mir sn Gohoto steht, kam, weiA. — 93 Hiu$t 
adv., Pin elnsigee MU. ~ 34 was ntttste ee mir nun cüft ioh mieh m Ihr 
Umsetzte? 



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106 



I. LIBDBR. 



55. 

VIER WORTE. 

TToitorer Blick in die Znknnft, ood Hoffnung, durch Gewährung 
seiner Wungche, deu Gegnern vrirklioheu Qrund zu Haß und Neid zu 
g6b«n. Die Bpitzündige und darum schwer mit klaren Worten wieder- 
Bugebend« TJntersoheidonf Bwiichon Vreaadin und Fnui, Freund und Oe- 
selle in der dritten and Tferten Stropbe ist mehr der fruMOiitoben nla 
der deutsohen Lyrik genfiO. 



Die verzagten aller giioten diuge 
wjpiient, daz ich mit in sl verzaget. 

ich hän tröst, daz mir noch freude bringe 
der ich minen kiimber hän geklaget, 

obe mir liep von der geschiht, 6 
so euruoche ich wes ein boeser giht 

Nit den wil ich ienier gerne lidcn: 
frouwe, da solt (hi mir helfen zuo, 

tlaz sie iiiicli von s( huMen mtlezeu nidcn, 
so min liep in herzclcidc tuo. 10 

schaffe daz idi fro ge?te. 
so^st mir woi und ist iu iemer w6. 

Friuiidin unde frouwe in einer wate 
wollt! ich an dir einer gernt' selien, 

ob ez mir so rehte sanfte t;etc, 15 
alse mir min herze h&t verjehen. 



l wrzagfifif ein tage yrexden, den Muth verlieren. Diejenigen, die 
den Olftttben »n »Uei Gute ▼erloren haben, meinen, auch ich eeho die Zu- 
kunft so schwarz. — .'i irS^t, feste Hofftuinff, Zuversicht. 4 dfr mit 
Ellipse von die: diejenige welcher. — 6 ruo:hen, Kücksicht nehmen, sich 
kfimmern: so kümmere ich mich nicht, was ein Böser sagen mag. 

7 NU, Haß, Mi83gun8t. — 8 dazu sollst du mir behildich Sein. — 
9 von schulden, mit Grund. — lU iitln liep, meine Freude, mein Glück: 
wenn mein Glück (das mir von dir zu Theil gewordene) ilinm (den Nei- 
dern) Herzeleid macht. — 11 «c/KUT^t einrichten, machen, «orgen fttr etwas. 

13 friundin und frouwe, beide Begriffe stehen nnfleetfert an derSpitze 
des Satzes: vgl. 117, 4. 119, 5. waete dat. von u-ät , Kleid, //* einrr w<i (e, 
in öiner Person. Mein heißer Wunsch wftre, in dir zugleich meine Ge- 
liebte und meine Gebieterin an erblioken, (um su versnoben), ob ei mir 



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65. VIER WORTS. 



107 



friundin dast ein süezez wort: 
doch sö tiuret frouwe unz au daz ort 

Frouwe, ich wil mit höhen liuteu schallen, 
werdent diu zwei wort mit willen mir: 20 

so laz öuch dir zwei von mir gevallen, 
daz s' ein keiscr küme gsebe dir: 

fn'iint und geselle diu sin diu, 
86 si friundin uude frouwe min. 



so wolil tliäte, als muiu llurz mir gesagt hat. — 18 tiuren, weith mac hen, 
verherrlichen, daz ort% die Spitze, das Ende: doch ehrt das Wort Frau 
(Henin) bis ans Ende, ist das Ehreuvullste von allen, geht über alles. 

19 /ff//"« ist dat. pl. von tfit. Laut. Klanpr. Stimme, mit hShen litt' 
itm,ta\t liellem Freiideuruf, vrI. /i6c/,iDi i in Wolt'ram's Tiiurel, Str. 167, 3B. 
MAtUUtn^ Ittrinen, lauter Lust sich hingebeu. — 20 mit loUlen, gern. Willst 
dtt mir die swei Worte gönnen. 93 swei Worte, wie aelbet ein Kaiser 
sie dir nicht besser, schöner zu geben vermöchte. — 2.? g^-i'-Ue, Haus- 
genosse, Freund, Oeliebter. Ich erlaube dir, mich Geliebter und Freund 
in nennen, ich hinwieder nenne diob Freundin nnd Vttau 



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108 



I. XJBDEB. 



66. 

VERGÄNGLICHKEIT DES IRDISCHEN GLÜCKES. 

oVom rechten Maü in Travirigkeit und Frohsinn. Man soll nicht 
groß thun mit dem Glücke, das einem besonders bei Frauen widerfährt, 
sondern sich harmlos freuen ; man soll aber auch nicht trauern , wenn 
man giaeklicli Ist, sondorn wohlgemuth lein. Was ihn betrifft, so ist er 
sogar wohlgemuth obne Herzensfreude, und vielleicht eben, weil er keine 
hat, denn mit Herzensfreude ist immer Hfr/deid verbunden. So aber, 
da er beide vermeidet, würde er von keinem Ungemach wissen , wenn ihn 
Gedanken nicht verfolgten. Aber oft bemeisteru sie sich seiner so gans, 
daß er niehts um sich her Ternimmt and alles ftbexliOrt, was die Leute 
ihm zureden. Hier sind keine Liebesgedanken gemeint, sondern Ge- 
danken über die Vergänglichkeit und Falschheit des irdischen Glück«, 
nach welcliem er sich künftig nicht mehr zu sehnen vornimmt.» Simruck 



leb bin ab anscbedellcbe 
daz män mir wol ze lebenne gan. 

tougenllcbe st&t min herze bö: 
vaz t6uc zer werlte ein raemic man? 

w6 den selben, die 86 manegen schoeuen lip 5 
babent ze bcesen mseren br&ht! 
wol mich, daz ich's bi^n ged&bt: 
ir sült sie miden, guotia w)p. 

leb wil guotes mannes werdekeit 
Til gerne beeren unde sagen. 10 

swer mir anders tuet, daz ist mir leit: 
icb mVz oucb allez niht vertragen. 



1 unschedeliche adv., unschädlich. J'ro , fröhlich, unscheddtche fro, 
d. h. ioh bin Ärdhlioh, ohne (i;>0 es der Geliebten (durch Prahlerei über 
die empfangene Gunst) zum Nachtheil gereicht. — 2 :e leOenue dat. des 
Gerundiums: ad vivendum. 'jan, gönnt. — 3 tougenltche adv,, heimlich. 
/lO = hoch ; icli bin still vergnügt. — 4 touc. taugt ier tcrrltr. in der Welt. 
rüemiCt eitel, prahlerisch. — b s6 manegen sdioenen iip, so manche Schöne. 
— 6 ««r bcBfen nmrttny in ttbles Oerede, in eehlironien Buf. — 7 wohl mir, 
dafi ich das bedacht habe. 

9. 10 Ich bin gerne bereit, von Guten Gutes zu hören un<l zu sagen. — 
H Mwer, wer immer: wenn man mir. — 12 vertragen y geschehen , sich ge- 
fallen lassen :gleiehwol bin Ich nitiht gesonnen, alles ruhig hinsunehmen. - 



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56. VERGÄNGLICUKKIT DKÜ l&DXSCUKN GLÜCKES. 10^ 

rüemser' uiide lügeiuere, sw& die siu, 
den verbiute ich mineu sanc, 
iiiide ist äae minen danc, 
ub s' also vil geoiezeu min. 

Maiieger tiüret, dem doch liep geschilit 
icli liän ab ieuitr hohen muot. 

linde enhäbe doch herzeliebes uiht. 
daz ist mir also lilite guot: 

herzeliebes swaz ich des noch ie gesach, 
da was herzcleide bi. 
liezeii mich gedaiikc fri, 
8o'n Wiste ich niht umb' ungeinach. 

Als ich mit gedanken irre var, 
8Ö wil mir maneger Bprechen zuo: 

8^ Bwtg' ich und l&se in reden dar. 
was wil er anders daz ich tno? 

hflete ich engen oder dren danne dä, 
80 kund' ich die rede Terst&n: 
8wenne ich ire niht enh&n. 
80'n kan ich nein,>so'n kan ich j&. 

Ich bin einer, der nie halben tac 
mit ganzen freiidcn hat vcrtriben: 

swaz ich freuden ie da her gepÜac, 35 
der bin ich eine hie beliben. 



13 rüematr0j Prahler, wo die auch sein mügcn. — U verbieten, den Ge- 

bntueh Ton etwas untersagen: denen verbiete ich, sich meines Sanges ku 
bedienen. — lö 16 und es geschieht gegen meinen Willen, wenn sie auch 
nur so viel (wobei man sich einß BewegiUkg mit dem Finger SU denken 
hat) Genuß, Vortheii von mir haben. 

17 lirp, Erftrealiehes. geschiht, geschieht, widerflUirt. — 18 ich aber 
liin immer wobig. inuth, heiter. — 19 ob icfi gleidbwol kein iTzeliepy 
Herzensfreude, herzliche Neigung, hege. — 20 a'-io, auch ao, eben so. Ithte, 
leicht, vielleicht, fjt/ot , kommt mir zu gnt. — 31 awat ich de$y was immw 
ich dessen. — 22 da '-i, dabei; damit war verbunden, fiericlrid»^ fom., 
Herzeleid, Liebeskummer. — '2.'> fru los, ledig; in Kulic. — 24 so wuLie 
ieh von keinem Kummer. 

25 Wenn ich mit meinen (Jcdanken ungewiss bin nnd her scbweiie. 
26 samir reden. — 27 dar reden^ drauflos-, fortreden. — 2S was kann er sonet 
wollen, dalj ich thuc. — 29 da, dort, wo er steht utiil redet: wären meine 
Augen und Ohren anwesend. — 31. 33 indem, da nun aber das bei mir 
nicht der Fall ist, so kann ich weder nein noen ja (sagen). — 31 «r< gen. 
plur., <Iie ältere Form von b^zicnt sich auf ougen und 6ren. 

34 mit ganten jauden^ in vollem, ungetrtihtein ÜlUck. vertriben, 
TCrbraobt. ^ 35. 86 was ich ron Vieuden noch hatte, deren bin ieh nun 



15 



20 



25 



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HO 



I. LIEDER. 



nieman kan hie freude vindeu, si zergö 
sam der liebten bliiomon schiu: 
des'n 5ol sich daz herze miu 

uiht ät'ueu uäch valschen freudea mS. 40 



beraubt, die Bind »uoii noch fort. — 37 Ar>, hier, hittnieden. *i ierge^ sie 
vergehe denn; fn «oleben BedinguDgaa^f zen , die «Ine Beidhrtnknnir des 

Vordersatzes ausdrücken, pflegt in der Rt^gel die Negation zu steheu 
(sPn ztrgi) ; doch kiiua sie aucti fehlen, der Siuu bleibt derselbe. — 3S) des» 
iterum. — 40 nikt 9u4t niehi mehr, welter. 



t 



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•7. LIEBBSBOFFNUNO UND B1IT8AGUNO. I. III 



67, 

LIEBESHOFFNUNG UND ENTSAGUNG. 

L 

ICH WIL hü MERE UF IR GENADE WESEN FRÖ. 

• 

WOngohen und Wibneft, «nfthlt «m der Dichter, sei von Jugend 
Mf lelM Ueibtfce Beiehift^uig gewesen, habe oft eetnen Kummer rer- 

scheucht and ihn, in der Einbildung wenigstens, froh und glUcklioh ge> 
macht. Er zeigt dies au einem Beispiel, und nimmt sich Tor, nachdem 
die Trauer Uber die Sprödigkeit ihm nichts gefruchtet habe, es mit der 
Heifterkeil su Tersuehen, die Ihr leicht Heber sei , als Jene. Kflmmere sie 
■loh um beidei nicht , so gewlhre dooh das eine mehr Yergnflgen als 
das andere. Zum Schluß warnt er die Fkauen} ihn nioht lAnger se ge» 
nngsoUAtsig wie bisher sa behandeln. 



Ich wil nü m^re üf ir genäde wesen M 
86 verre als ich vor seneden sorgen iemer mac. 

i'n des niht, oh allen liuten si also: 
D&ch eime guoten kümet mir ^in s6 boeser tac, 

daz ich ze freuden niht enkan. 6 
so erget ein scheiden: des pflac ich von kinde gerner 

denne ie man. 
i'n moche wer min drumbe lachet: 
zewftre wOnschen unde wsenen daz h&t mich dicke M 

gemachet. 

Ich wünsche mir sö werde, daz ich noch gelige 
bl ir 86 nihen, deich mich in ir ouge ersehe, 10 



1. 2 Ich will nun fi i iit riuii ui der HofFiiunfj auf ihre Uunst miul» der 
Freude hingebt n, sofern dies mein Liebeslcumraer suläßt. — 3 ob es allen 
Leuten so ergeht. — 4 daß ich zur Freude unfähig bin. »5 s -heidpn, Auf- 
legung, Deutung. Dann verfalle ich aufs Beuten und Auslegen, dem ich 
mich von Kind auf lieher als irgend jemand hingegeben habe. — 7 ich 
kümmere mich nicht, ob man mich deshalb ahslacht. — 8 seware^ wahrlich. 

9 werde adv., auf wOrdige, ehrenvoUe Weiss, sur Freude. — 10 oug« 
Itt hier der starke Dat. sing.: daA ich mich in ihrem Auge spiegle, TgL 



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112 



I. LIBDBR. 



und ich ir alsö vollecUclieu an gesige, 
8we8 ich sie deo&e fräge, daz 8i mir's verjebe. 

66 spriche ich: «wil du's iemer m6 
bcgiunen, dü ¥il snlic wlp, daz dft mir aber tuost 
8ö lachet si vil minnecliche. 
wie nü, swenii* ich mir 86 gedenke, bin ich von 

8chen niht der riche? 

Min Ungemach, daz ich durch sie erliten h(in 
8wenn' icli mit seilenden sorgen alsö sere ranc, 

sol mich daz alsö kleine widor sie vervkn, 
hän ich getrüret ane lun und äne dauc, 20 

86 wil ich mich gehaben baz: 
was oh ir freude lieber ist dan truren? seht, ich wünsche 

oucli daz. 
und sint ir dennn beide unmcpro . 
86 spilte ich doch des einen geruer dan jenes das 

gar verloren waere. 

Öwfe daz mir so manegiu niisscMrtcn sol! 25 
daz klage ich hiute und icmer rehter hövescheit 

Kr. 17, 16. — 11 eoUedteken tAr.^ Tollstiadig. «Iii«!» a* getigen^ Aber efneti 

sieffen, ihn bewältigen. — 12 so daß sie mir auf jene Frage Antwort gibt, 
d. h. mir zusagt, gewährt^ was immer ich sie bitte. — 13 temer me, fortan 
nochf fernerhin. — 14 beginnen o. gen., etwas thtm. aher, abermalH, wie- 
derum. — 16 wie nun, bin ich nicht der Kelche, d. h. der, dfiii alle 
Wünsclio gewjihrt Bind, glücklich durch meine Wünsche, weun ich mir's 
in Gedanken auf diese Weise ausmale? 

18 ringen^ siob mühen, kämpfen. — 19 lUtint adT., weniff. vtrcan^ 
wert&htn^ zu Wege bringen, ausrichten, mich vervät Hn iine md«r einen, 
jnich nutzt etwas bei einem, einem ^re^^onüber. — 2\ gehaben ^ sich 
beueiimen. — IS — 21 wenn mein Ungemach, das ich im li6nigen Kampfe 
mit dem Liebesgram um ibretwiUen erduldet habe, mir bei ihr so geringen 
Vortheil bringt und ich ohne Lohn und Dank getrauert habe, SO will ich 
mich besser benehmen , es mit der Heiterkeit versuchen. — 29 wer weiß, 
ob Frohsinn ihr nicht lieber ist als Trauer? Das wäre auch mein Wunsch: 
auch ich wäre lieber fröhlich. - 23 f. wenn sie aber pegen beide f^loich- 
gültig ist, 80 unterhielte ich mich doch lieber mit der Freude, aU mit 
jener (d> r i r lucr), die g.^n/ vergeblich wire. — 84 Bpiln c. gen., eich mit 
etwas unterhalten, vergnügen. 

95 ff. Der Dichter beschwert sich aber die nnglimpfliche Behandlung 
von Seite so mancher Frauen (denn daß diese gemeint -^jud, zeigt der 
zweimalige Ausdruck sc/ta/jef); das zeuge nicht von rechter Bildung. Zu- 
dem gebe es nur wenige unter ihnen, denen ihr jungfräulicher Krans so 

Sit stehe, die so tadellos seien, daß er ihnen nicht ein lange dauerndes 
erzeleid bereiten konnte , und fern von ilmen st-in muchie. Nur daß er 
so gerne bei ihnen sei, darin liege sein Unulück. Kr sei einmal da (könne 
nicht fem bleiben), darum müsse er die üble Behandlung dulden. Doch 
würde, wer sich anständig,, höflich gegen ihn benähme, ihn rücksichts- 
voller behandelte, f^uli stllifit ehren, sich eines Kranzes von kostbareren 
Blumen (aU den gewöhnlichen) würdig zeigen. — 26 üiut« und itmer, Ver-^ 



8Ö W6?» 

15 

wün- 



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»7. LIBBBSROFVNUMG UHD BNTSAOaNO. I. 



113 



ir ist joch lützel, den ir schapel st6 wol, 
i*ii fünde in doch ein lan^re werendez lieizeleit 

und wsere 6t von in aiulorswä. 
wan doz ich gerne bi in bin, daz ist der schade: ich 

bin eht dä. 30 
des niiioz ich missebieten liden. 

iedoch swer sine zuht behielte, dem stüende ein schapel 

wol Ton Biden. 



Stärkung Ton ienier^ sieu, vgl. Nr. 14, 3. — 29 «/ (= 30 «/lOt »ach: und 
▼OB deaen ioh aueh «nderwlfftt (fern«) Min, deren Kftb« ieh in«ideii konnte. 



I 

WALTiritm von Mnt Tnimwntna. 



S 



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114 



1. LIBDBB. 



II. 

ICH WIL NIHT MERE UP IR GENADE WESEN FrA. 

Der J>iehter, der im vorigen Liede noeh «nf die Ghiiist der Gellebten 
pehofft hfttte, enteagt nnn dieser Hoffnung, indem er klagt, deft sie dio 

erste Hälfte seiner Rede (wol ob ihrer kühnen Anspielungen) misafUlii; 
aafgenommcn und ihm sie zu singen gänzlich verboten habe. Er fügt sich 
diesem Befehl, indem er Andern überlaßt, jenen ersten Theil zu singen 
nnd m sagen: ich fttr mein« Person will den Anstand beobachten und 
jedes Extrem vermeiden* Bas Tcrlangt die Ehre, um derentwillen ich 
noch ganz anderes unterlassen "wtlrde. Erwächst mir auch daraus kein 
Vortheil, steht es so schlecht, unsicher in der Welt, so schließe ich meine 
ThUr, ziehe mich von der Welt zurück. 



Mir ist m!n örriu rede enmittcnzwci geslagen: 
daz t'ino halbe teil ist mir verboten gar, 

daz müezen ander Hute singen unde sagen, 
ich sol ab iemer iiiincr zübte nemen war 

und wünneclicher nutze pflegen. 5 
umb' einez, heizet ere, läze ich noch vil dinges under wegen, 
und mag ich des nilit me geniezen, 
Mi ez als übel fd der sträze, s6 wil ich miue tür be- 

sliezen. 



1 Srre, compar. von er, früher, entnittentwei ^ mitten emwei in der 
Mitte entzwei. — 3 ander Hut»; andere Sänger. — 7 des^ d. h. meines ehrou- 
haften Entsagens: wird mir d4s auch nicht mehr sngate angerechnet. 



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S8. LOB DBS W1KT£BS. 



115 



58. 

LOB DES WINTERS. 

Aufforderung zur Fröhlichkeit unter Rückbezichimg auf das Lied 
Nr. 18, desMU erste Zotleu mit dem Tadel über die Trübseligkeit der 
JvBgMi «Bd d«r B«leheD bler wiederholt werden. Sommer und Winter 
•eien beide Lobes und Ehren werth (vgl. Nr. 21, l. 3). Dooh passe ftf 

ein Paar, das ohne Furcht vor Entdeckung die Liebe genießen kann, 
besser der Winter, der ewar kurze Tage, dafür aber lange Mächte habe. 



siiig' ich, als ich 6 sanc: 
awil ab ieman weseii fro? 

daz die riehen haben iindanc 
und die jungen haben also!» 

"Wiste ich, waz in würre (daz möhten sie mir gerne sagen), 5 
86 huir ich ir schaden klagen. 

Sw& sö liep bl liebe lit 
gar von allen sorgen fri, 

ich wil, daz dia winterzlt 
d^a zwein vol erteilet si. 10 

sunier unde winter,' der zweier 6ren ist sö vil, 
daz ich beide loben wil. 

Hät der winter kurzen tac, 
8d bät er die langen naht, 

daz sich liep bl liebe mac 15 
wol erholn, daz k äk vaht. 

waz hka ich gesprochen? öwg, jä bsete ich baz geswigen, 
sei ich iemer sö geligent 



5 wistf, conj. piiut von wittert; Nebenformen bind icivs«*, weste, wesse. 
würre conj. ])rffit. von werf'n, intraos. c. dat., stören, hindern. WUAte iob, 
was ihnen fehlte, — das Itönnten sie mir immerbin anrertrauen. 

7 8wa tSt wo Immer. — 8 gane frei von allen Sorgen. — 9. 10 er- 
teiUn c. acc. und dat., jemand etwas durch IJittieilsspruch zuerkenneu : 
d^n beiden kommt, meiue ich, die Winterszeit freilich zugute. — 11. 12 zwar 
hat iowol der Sommer als der Winter jeder seine groften TorzUge , wes- 
halb beide zu loben sind. 

16 tahi prset. von vefifrn . angestrengt thätig sein, sich abarbeiten; 
sich Yon der rother ausge bt tudenen Muhe und Angst erholen kann. — 
17. 18 doch was sag' ich? ach, ich hätte lieber schweigen eolleBt wenn 
ich jemals so liegeu soll (wie ich ee eben geschildert habe). 



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il6 1. LIEDEB. 



59. 

GEGEN DIE NEIDEH UND VERLÄÜMDER. 

Gegen die Zweifler und ihre Behauptuu^j, daü uud alle Freude er- 
storben and aller Geiang Terttnmmt sei, maeht der Dichter geltend« daA 
alles seine Zeit habe: wenn diese kCMnme, werden auch Freude und Oeeang 

wieder aufleben. Den Boshaften, die bei den Frauen seinen Sang ver- 
dächtigen, entgegnet er, daß er allerdings zwischen Guten und Bösen 
unterscheide: jene habe niemand mehr gelobt als er. (Beziehung auf das 
Lied Nr. 89.) Daher der Haft und Neid, die sum Giftete sioh aelber Ter- 
nnebren , dem Tttehtlgen Jedoeh nicht sn schaden vermögen. 



Die zwiv eitere sprechent, ez si alles t6t 
und lebe nü nieman, der iht singe. 

nü mugen sie doch bedenken die gemeinen n6t, 
wie al ditt werlt mit sorgen riuge. 

kamt Sanges tac, man hoeret singen unde sagen: b 
man kan noch wnnder. 

ich h6rte eine kleine vogeUin das selbe klagen 

(daz tet sich under): 

«ich singe niht, ez welle tacen.» 

Die 16sen scheltent guoten wiben mlnen sanc 10 
und jehent, daz ich ir übel gedenke. 

nü pfiihten alle wider mich and haben danc: 
er st ein zage, der d& wenke. 



1 ä«r tivitelaere, Pessimist, Schwarzseher. — 2 iht, etwas. — 9 dt§ 
gemeinen not, die allgemeine Noth (bedrängte Lage des Eeiches). — S Sanges 
tac i der Tag zum Singen, vgl. 68, 21; wenn es wieder zu singen Zeit ist, 
die öffentlichen Zustände dazu angethan sind, •fingen und sagen ^ dieee 
bei den mhd. Dichtern häufig wiederkehrende Zusammenstellung (Tgl. 
Walther Nr. 57", 3. 31, 5. 107, 8. 187, 2) bezieht sich auf den Gegensatz 
zwischen lyrischer und epischer T)ic!itiing, zwischen Lied und Spruch 
(£rzftblung). — 6 man, verbldmt fUr: ich. «punder, erstaunliche Menge, 
sehr Tiel. — 7 kleine y die nnfleetierte Form. — 8 Heh under (ttoit, etoh 
ducken, verschlüpfen. — 9 rz wUe = es enw^llr , es sei denn, daß es 
tage. — Der Sinu der Strophe ist: wie der Yogelsang nicht bei Naoht, 
sondern beim Tagesanbruch beginnt, so wird anoh in Deutsohinnd der 
Uber der uli'^'Rmcinen Noth Terstummte Oesnng wieder nnheben, wenn 
bessere Zeiten kommen. 

10 der tSse^ der Treu- und Tugendlose, Böswillige. — 11 einei ubH 
gedenken, tibel von jemand reden. — 13 pfiihten und tagen sind conj. oon» 
cess., nun mögen sich alle gegen mich verbinden , loh sage ihnen Dank 
dnfOr: ein Feigling ist, wer ausweicht, Ausflaehte suoht (wo er Bode 



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S9, GSOEN DIB NBIDSB UND VSBLÄUMDBB. 



ob wer t in sehen wlben ie gespneche baz? 
wan daz ich scheide 15 
die guoten von den bcesen: seht, daz ist ir haz. 
lobt' ich sie beide 
geliche wol, wie stuende daz? 

Ich bin iu eines dingcs holt, Haz unde Nit: 
so man iuch üz ze boten sendet, 20 

daz ir 6t ie so gerne bi d» n biderben Sit 
und daz ir iuwern herron schcudet. 

ir spehere, so ir niemen stajteu luuget erapehou, 
den ir verkeret, 

so hebet iuch heim in iuwer hüs: ez muoz geschehen, 2ö 
daz ir iineret 

verlogenen munt und twerhez sehen. 



stehen soll). — 14 ob jemals Einer besser von den deatsclwn Frauen ge- 
sprochen habe (als ich)? iper, irgend wer; für etewer^ wie wnz 6S, 48 für 
etewas — 15 wan da», nur dalß: aber allerdings mache ich zwischen Guten 
und Bösen einen Unterschied: dMhftU» ihr Haft. — 18 tn« aimtndt da»^ 
wie ziemte, schickte sich daa? 

19 eine» dingcs, wegen etwas. JSTa», NU peraonfflelert. JVff, Keid, 
Missgunst. — 20 le bol^'n, als Boten, auf Kundschaft aussendet. — 21 f. daß 
ihr stets so gerne bei den Tüchtigen seid und dadurch (weil ihr nichts Ta- 
dalnswerthes bei ihnen findet) euren Herrn (d. h. der euch als Boten am* 
gesandt = der Hasser, Neider) in Schande bringt. — 21 et i>, nun e,ninal, 
immer. — "J.i sp^/t^r^f Spion, so, wenn. — 24 verier^n, vom Kechteu ab- 
bringen, verdrehen, vcriäumden. 2h »ich hrim h^ben, sich nach Haoae 
begeben; es kann nicht fehlen, ausbleiben, daft ihr nicht. — 26 une/en, in 
üchaade bringen. 27 verloyenen munt — hat. twrch adj. , gen. ttoerhes, 
qner. nktm sui., Sehen, Blick: sehelen Blick = ntt. 



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118 



1. LISBKB. 



60. 

ERLOGENE FREÜDE. 

(lostäudniBS, daß er der Welt su Gefallen Freude erheaohle imd 
damit sich Belbst und Andere betrogen habe. Erst wenn die Deutschen 
wieder gut werden und die Geliebte ihn fUz das Leid euibcUädigt, könne 
auoh er wieder froh werden« 



Bi den liuttn niemau hät 
wjeu' hovelichern tröst denn' ich: 

sö mich senediu not bestat, 
s6 schine ich geil und troeste mich. 

also h&n ich dicke mich betrogen 5 
und durch die werelt nianege freude erlogen: 
daz liegen was ab lobelich. 

Maneger wnnet, der micli siht, 
min herze bI an freuden hd. 

höher freude hka ich niht 10 
und wirt mir niemer, wan alB6: 

werdent tiusche Uute wider guot 
und trcBStet si mich, diu mir leide tuot, 
BÖ Wirde ich aber wider frö. 



I Bt ilcn Uutgn, unter den Menschen, vor der Welt. — 'J rr<rn', glaube 
ich. lioveltcher trSat ^ hofgemäße Zuversicht. Vor der Welt w» iü sich nie- 
mand mit mehr Anstand und Fassung zu b« lu lum n als ich. - 4 ptif, 
frühlich, lustig. — G dt/rch die toerelt, um dt r ^\■(■lt, tler Leute willen. — 
7 das Lügen war aber löblich, d. h. untadelig, ja rubmlicb. 

II »Tin also, außer auf diese Weise, oa sei denn, daß Folgendes ge- 
schieht. — 14 aber and voidert wiederum : Verbindung awcier bynonyma 
iwt YerttArkung d«t Begriffs. 



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61. UNDANK DER WELT. 



119 



61. 

UNDANK DER WELT. 

V«raielit auf die irditcbea Freudeii, die nielite sind all Trab»! nnd 

Xoth; Klage über den Undank der Welt, die den Thoren bevorzuge und 
treuen Dienet anbelohnt laeeej Unterscbied zwiecben Einst und Jetst* 



Leider ich muoz mich entwencn 
vil maneger wOnne, der min ouge an sach. 

war n&ch. sol sich einer senen, 
der sich geloubet swes hie vor geschach? 

der weiz lützel waz daz si, gemeit. 5 
däz ist seneder muot mit gerender arebeit. 
unsselic st daz nngemachl 

Ich hän ir gedienet vil, 
der Werlte, und wolte ir gerne dienen md, 

wan daz s' übele danken wil 10 
und wsenet, daz ich mich des niht verst^. 

ich Version mich's wol an eime sitc: 
des ich aller s^rcst gcr, sö ich des bite, 
sö git si'z einem tdren k. 

Vn weiz wiech'z erwerben mac. 15 
des man dä pfliget, daz widerstuont mir ie. 
wirbe ab ich sö man e pflac, 



1 Heb entioenen c. gen., sich entwöhnen, eig. sich gewöhnen, etwas 
entbehren en kOnnen. — ' 9 </^r, deren = die: der Genetir ist nachgezogen 

vom Vorhergehenden (socr. Attraction) ; eheiisn 3. 1 <>wr''<— sioa:. — 4 sicft 
geloub' Ti c. gen., von etwas abstehen, 03 aufgeben, sich dessen entschlageu. 
— 3 ti. wonach soll sich einer sehnen, der das, was einst geschah, anf- 
gegeben, der mit der VerganRenlieit abgesclilnsson hat? der weiß wonij?. 
was Lebensfreudigkeit ist, sie ist nichts als uniMti i*nligte Sehnsucht und 
▼erlangende Mühsal. Verwünscht sei das Ungemach 1 

8 IL Ich habe der Welt (der hdfisoben Gesellschaft) vielfach gedient 
nnd wflrde es noch femer thnn; aber sie dankt mir Übel dafür und wähnt, 
ich merke es nicht. — 11. rJ .>•( ■// rfriten c. i-'t n., etwas wahrnehmen, mer- 
ken. — 12 an eime sitef an einem Gebrauch, einer Gewoiinbeit. — 13 f. wenn 
ich um das , was ich am beiAesten wünsche , bitte , so gibt sie es einem 
Thoren eher als mir. 

16 des man da pßiget = die Mittel, die man jetzt anwendet, um es 
Ml erwerben, toidtrttuont, widerte mich an. — 



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120 I. LIJSDBK. 

daz schadet mir Übte, sus enweiz ich wie. 

doch verwsene ich mich der Fuoge d&i 
daz der uugefüegen werben andersw^ 80 
gensBmer si daa wider sie. 



18 Bomit weiß ich nicht, wie (ich'c machen, anfangen soll). — 19 r^r 
woenen refl. c. gen., vun jemand erwarten. Fuog* ist hier ohne Zweifel 
•la Personification aufxafaasen. — 20 dftft di6 ÜVerbunt; der UnanstAn- 
digen, Uubeacheidenen anderwärts aingeneliiiMr Mi als ihr gegenüber, 
bei ihr. 



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62. AN DIE FRAU WELT. 



121 



62. 

AN DIE FRAU W£LT. 

Maliniing an die Welt, ihn, der ihr stets treu gt-dient und nie einen 
Fuß breit von ihr gewiobeu, zu belohnen; lie könne Miner fernem £i> 
fiibtiiheit ftwiA Min. Sie dflrfe nicht hoffaik, ihm sn tatwhlftpfen, aneh 
<r köniM sieb wiikden und dMhau. Sohlieftliidi die Bit««, dem Sethe der 
Weisen und Verständi^'en zu folgen nnd sich nicht dwch aneiHehrene 
Thoren su Grunde richten lu lassen. 



^\ erlt, du ensolt niht umbe das 
zürnen, obe ich lönes man. 

grüeze mich ein wönic baz, 
sich mich minnecl leben an! 

dü maht mich wol pfenden 5 
und mtn heil erwenden: 
daz st^t, frouwe, in dinen henden. 

Dü h&st lieber dinge vil, 
der mir einez werden sol. 

Werlt, wicxh daz verdienen will 10 
doch solt dü gedenken wol, 

obe ich ie getr?ete 
fuoz von miner stsete, 
Sit dü mich dir dienen biete. 

Wie sol ich gewarten dir, 16 
Werlt, wilt also winden dich? 

wsenest dich entwinden mir? 
nein, ich kan euch winden mich. 



1 tfmde ila«, deshalb. — 9 wenn ich dich an den (vwdienteu) Lohn 

erinnere. — 4 sich, sieh, blicke. — 5 freilich kannet du umgskdirt. gft»- 
d«N, berauben. — 6 erwenden, rückgängig machen. 

9 d€r eimesy Ton denen eines (wenigstens eines), «erdtfii, sn Theil 
werden. — 10 wie \v»M(1o ich mich de««« n würdig zu machen suchen! — 
13 f. getroete conj. projt. , trat; ob ich jeuials. — Ii fuoi , einen J?uß breit. 
von miner stvete^ wankte; seitwärts trat. — 14 baU 3. prttt. sing.: seit der 
Zeit, daß du mich dir zu dienen batest.' 

15 gewarten o. dat.. auf jemand schauen, warten , um ihm m dienen 
oder SU folgen. — 16 winäe/t, sieh winden, drohen (um eich einer Ter» 



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122 



1. MEDKR. 



du wilt sere g&lieii, 
unde ist vil uniiähon 20 
daz ich dir noch süi versm&hen. 

I ne weiz wie diu wille ste 
wider mich: der in!iie ist guot 

wider dich, waz wilt du's mft, 
Werlte von mir waii hohen muot? 25 

wilt du bezzer wünne, 
danne man dir gUnne 
freude und der gehelfeii küuac? 

Werlt, tuo m6 des ich dich bite: 

volge wiser liute tugent. 30 

dü verderbest dich d& mite, 
wilt dt minneii iören jugent. 

bite die alten 6re, 
daz si wider köre 

unde ab din gesinde l^re. 35 



pflichtJing 7.U entziehen). — TO du hast j?roßoBfl«. — 20 nnnnhrn adv. dat., 
unnalie, entfernt. — 21 cersmdhen, verächtlich oder geringfügig ersoliciueit. 
$üly werde. Und doch ist die Zeit noch fern, wo ich dir gering tehelney 
dtt mich nicht mehr brftuohst, mich entbehren kannst. 

22 Ich weiß nicht, wie du gegen mich gesinnt bist. — 23 ich meine 
6t gut mit dir. — 84. 25 was verlangst du mehr von mir als freudige, ge- 
hobene Stimmnng. — 26 f. verlangst du bessere Wonne, »Is daß man dir 
Frcnde gönnt und desv wsn ▼erhelfen Tenteht? 

29 Thu's weiter, nni was ich dich bitte. — .^2 du richtest dich da- 
mit zu Grunde, wenn du die Jugend der Thoren liebst, d. h. junge, un- 
erfahrene Leute (statt meiner) als Rathgeber nimmst. — 35 o^i wiederum, 
da$ guinä9 (der Werit) = die hoflsohe Oesellsohaft. 



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63. EHRLICH WÄHRT AH LÄNGSTEN. 123 

EHRLICH WÄHRT AM LiNGSTEN. 

Uuwerth der Ehre, welsher Schand« folgt, uud des Genusses, den 
man durch Reue erkaufen muß. Nur wer sich in fester Schanze hält, 
nltet in Ehren. Auf das Herz muß man beim Manne ^chen, denn man- 
cher scheint von außen gut uud ist doch innen voll Falschheit. In der 
enten Strophe v«lit der IHehter offenbar auf ein bestinomtei Liebeaver- 
hältniaa, daa ihm nicht ebrenTOll oder anatindig genug tat. 



Mir'st diu 6re UDmaere, 
d& von ich ze j&re wurde anwert 

nnde ich klagende w»re: 
«w6 mir armen hiorel diz was vert.ii 

al86 hftn ich manegen kränz verhorn 6 
und hluomen vil verkom: 
}k hrsche ich rdsen wunder, wan der dorn. 

Swer eich 86 hehaltet, 
daz im nieman niht gesprechen mac, 

wtbmecliche er altet: 10 
im enwirret niht ein halber tac. 

dee ist frö, swenn* er ze tanze g&t, 
der herze üf ^re st&t: 
w^ im, des sin geselle un^re hä,t. 

Man sol iemer frfcgeu 15 
von dem man, wie'z umb* sin herze st^t 



1 Alir'ii = mir itt. nnmare^ imwerth, gleichgültig. — 2 se >ar«, 
Ubers Jahr, wurde ^ conj. unwert^ Teraohtet. — S nnd bei der ich klagen 
müßte. — 4 hiure, heuer, vert adv. , im voriK» ii Jahr. — .1 auf diese 

Weise, verbern^ nicht haben: ist mir mauclier Kranz entgangen. — 6 ref 
korn part. pr«t. von verkieten^ nicht beachten, verachten, auf etwaa ver- 
zichten. — 7 traun, ich wttrde der Bosen die Falle brechen« wttre nloht 
der Born. 

8 sich d«Aalfen, eich bewahren, in der Hut halten. - 9 spreehem c. 
dat.. Üblen aassagen, etwas vorwerfen. — 11 den stört nicht auch nur ein 
halber Tag. — 12. 13 darüber freut sich, wenn er iura Tanze geht, die- 
jenige (Frau, Mädchen), der« n Herz, Sinn auf Ehre gerichtet ist. — 14 Weli 
dem, der seinen Gefährten (Freund, Geliebten) in Schande bringt, ihm aar 
Unehre goreicht. 



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124 



I. LIEDER. 



swen des wil betragen, 
der enruocliet, wie diu zit zergd. 

maueger schinet vor den fremden guot 
und hat doch valschen muot: 20 
vol im ze hove, der beime rehte tuot. 



17 betragen (gehört su trage «dv. TOn trmge) unpers. c. acc. und ;,"m., 
langweilen, Terdrießen. — 18 den kfimmert ei nicht, wie die Zeit vergeht, 
wie er sie vcrthue. — 17. 18 »Wem eine solche Frage lüstii,' fällt, kümmert 
sich nicht darum, ob er gut oder schlecht lebt.» Beuecke. — 2i wer zu 
HavM (in Stillen) reelit thut, handelt, dem gebtthrt, da6 et ihm nueh am 
Hofe (In der OffentUchlcoit) wohl ergebe. 



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64. 8CHCENUE1T OHNE TUQEND. 



125 



64. 

SCHCENHKIT OHNE TÜÜEND. 

« 

TvftQrige Empfindungeu bei dem Qedanken, da& iu dieser böseu Zeit 
die 8«b6ubeit nlohto wMÜa gelte. 



Wer gesach ie bezzer jär? 
wer gesach ie scliancr wip? 

daz entroestet niht ein här 
einen ünsseh'gen lip. 

wizzet, swem der anegenget an dem morgen fruo, b 
deme get ungelücke zuo. 

Ich wil einer helfen klagen, 
der ouch frende zmme woi, 

daz in alsd Talschen tagen 
schcene ir tugent Yerliesen soL 10 

hie vor w»re ein lant gefröwet vaah* ein t6 schone vIp : 
was sol der nt sishcBner Up? 



S tmtrmttetf macht nicht froh, gibt niclit freudige Zuversicht, niht 
«tu Aar, bUdlieh : nicht im Geringsten. — 4 einen zum Unglück Bestimm- 
ten. — i an^penyen] der anegane ist das Vorseiohen, dea ftülniiotfrene beim 
Antritt des Weges o lor beim IJepiiin eines Unternehmens entgegenkommt. 
Der deutsclie VülkBL^iaube kennt einen guten und bösen Angang. Zu jenem 
geliört der Wolf, die Taube, ein Buoklichter, Aunltsigert SU diesem ein 
(i eistlioher , ein Hase, ein Blinder, ein Lahmer u. s. w., vgl. Grimm's 
Mythologie, is. 1072 ff. — 6 muo ySn, begegnen, widerfahren. 

7 ff. Ich will einer (der Herrin eines solchen unxcr/tyen), der ebenfalls 
Freude siemte, klagen belfeui daft. — 10 tugent bedeutet hier Kraft, Maoht, 
Werth. — 11 Tor Zeilmi bitte eine ao eobOne Frau genügt, ein ganiea 
l>and /u zieren. Wm ftber eoU Ibr nun, in dieeen feiecben Tagen, die 
9ohöubeil? 



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126 



X.-LUDBB. 



65. 

TKAÜRIGER ZUSTAND DER WELT. 

Oegen dio Behauptung der Altofi » daA M in der Welt niemals trost* 
and freadloaor ausgesehen habe, bat der Dichter heftige Binspraehe er> 

hoben. Nun muß er sttgebeOt daA sie recht haben ^ denn die irdischen 
Glücksgüter fallen dem zu, der es nicht verdient. Gott hat dem Einen 
Geist, dem Andern Gut gegeben; daher sollte man einen reichen Thoren 
aindestens nicht höher achten ala einen klugen Armen. Das Lied sohliefit 
mit dem innigan Wunsche , Gott mOge der Last nnd Soige «Uar «in Ziel 
setsen. 



Die grisen wolteii z überkomen, 
diu werlt gestüende trüreclicher nie 

und hifcte an freuden abe genomen. 
doch streit ich zorneclichen wider sie: 

sie möhten's wol gewalteu, 5 
ez wurde niemer w&r. 
mir was ir rede sw&r. 
sus streit ich mit den alten, 
die h^int den strtt behalten 

nC[ wol langer denne ein jär. 10 

Min ottge michel wunder siht: 
die*z wirs verdienen kunnen vil dann* ich, 

daz den sd schoene heil geschiht 
86 w6 dir, Werlt, wie kamt ez ombe dicht 

ist got solch ebensere, 15 
dSr git dem einen sin, 



1 ffrtn* 8wm., der Orave, G^ise, Alte, iberkom^ o. aeo., etwas be- 
haupten, ei^' ntlich durch Gründe oder T.ist tiberwinden, überreden.— 

4 streit prcet. von Uriien^ stritt: doch widersprach ich ihnen unwillig. — 

5 yetoalten o. gen., Uber etwas Gewalt haben , es behaupten : sie kttnnteu 
das behaupten, aber es würde docli nicht wahr. Dio Hs». haben wol 
(iag^it ~ Bohyr eigen i Wackeruagol liest vot gealten. — 7 awdr adj., schwer, 
lästig, druckend. — 9 den ^rU MaUem^ obaiegen im Wortitreit, Becht 
behalten. 

19 wir» compar. zu ühete, wie bas an toolt soblinuner; weniger. Zu 
wirs gehört vit. — 14 wohin kommt es mit dirt — 15 e^eiuvrtf, Bben«, 
Gleichmachcr. — 16 »in, Geist, Verstand. <— 



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fö. TBAÜBIOBR ZUSTAND DER WELT. 



127 



dem andern den gewin, 
86 w.Tne ich also msere 
ein richer töre wsere 

80 ich äls ich armer bin. 80 

Hie Tör, d6 s' alle w&ren frd, 
dd wolle nieman beeren mtne klage. 

nü i8t in samelichen 86, 
das sie mir wol gelonben swaz i*n sage. 

nü müeze got erwenden Sft 
al unser arebeit 
und gebe uns sselekeit, 
daz wir die sorge swenden. 
oaw6 mOht' ich'z yerenden! 

ieh hfta noch ein sonder leit 80 



17 f/^iom, Erwerb, Held, Keichtlnim. — 18 al^S merr^, ebenso lieb. — 
19 ff. vertheilt Gott die Loose der Mfusclien so. daß er dem Jiinen Ver- 
stand, dem AiiiJcrn liciclithurn zu Tlicil wertien läßt, so sollte der reiche 
Thor ebenso (d. h. nicht mehr) geachtet sein wie ich in meiner Armuth, 
arm wie ieh bfn («ber mit »in begabt). In der Welt ist et aber »nders: man- 
eher genießt unverdientes Heil. 

23 tn dat. pl., ihnen, »umeliflit! ^ pl. einige, manche. — 24 i'n = ich 
in, ich ihnen. — 95 ertMitdfn, rttckgftngig machen: uneerer Mtthsel ein 
Ziel setzen. — nwnden, vertilgen, »u niclite machen. — 29 verenden, 
abthun, ganz beenden: könnte icli's durchsetzeu (daß alles wieder wftrdc 
wie ehedopi). — 80 aber mich drOekt nooh ein besonderes Leid. 



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130 



f. ZilBDEB. 



67. 

AKKIiAGE UND YERTHEIDIGUNa 

r)in im vorigen Lie«le gegen die Frauen erhobene Anklage wird hier 
wiederholt, aber den Rittern in den Mund gelegt. Doch haben die ITrauen 
sich vertheidigt und den Männern die Schuld an dem Aufhören der FrOh- 
liohkeil sugetehoben. «Die sweite Strophe lIAt tchließen , daA die Henrin 
diese Beschuldigungen (ibel genommea und \N'althern Torgeworfen habe, 
er Boi mit seinem Preise der Frauen zu Ende, er fange nun an sie zu 
schmähen. £r unterscheidet wieder zwischen bösen und guten: jene 
könne er nicht loben, für diete lei er an Iiob noob to reieb als je. Ale 
Beweis scheint? die dritte Strophe hingestellt, die In der That ein sehr 
goRchicktes und verbin dliches Lob der Herrin enthält. Dal nicht gans 
orlialtcne Schlußgesetz kelirt wieder zur obigen Reliauptung zurflclc und 
räth Frauen und Pfaffen, sich von den Bösen ihres Geschlechtes oder 
Standet fem sn halten, damit ai« nicht mit ihnen sn Grande gehen.» 
Simrook. 

In Betreff des Versmaßes ist zu bemerken, daß hier eine Abweicbong 
▼on der Regel stattfindet, indem der Abgesang den beiden StoUen nicht 
folgt, sondern Torausgebt. 



Die harren jchonl , man sülez den frouwcu 
wizen, daz diu wcrlt so ste : 
sie sehen niht froelich' üf als e, 
sie wellen allez nider scliouwen, 

iedoch hän ich die rede gehoerct: 5 
sie spicdient, daz in freude stoeret, • 
sie sin me dan halbe verzaget 

beidiu libes unde guotes, 
nicmen helfe in höhes imiotes. 

wer sol rihten? hie'st gcklagct. 10 



1 Die hfrr^n die Bittor. Über die Betonung ron tüttt e. Binleitung. 

— 2 wtzen , strafen, taflelu. Man solle den Frauen den Vorwurf machen, 
ihnen die Schuld beiuiesseu , duß es in der Weit so (traurig) ätehe. —• 
3. 4 xflien, tßflli*n sind COQjonctivc : die Bitter eagen, daß sie nicht wie ehe- 
dem den Blick freudig emporrichten , sondern immerfort uicdersciilagen. 

— 5 dit' nde, die Gegenrede der Frauen, eig. Verantwortung vor Gerieht, 
ReclitfertiKting. — (> fT. sie sagen, was ihnen die Freude stört, verdirbt, das 
sei dies, sie hätten beinahe allen Math, alle Hoffnung in Bezug auf Lehen 
und (^nt Terloren. 9 ktlfen c. gen. und dat., einem an etwas behilflich 
sein. — 10 Aufforderung: wer wird in dieser gegenseitigen Anklage, Be 
BChuldigung, Kecht sy rochen: wo ist der Kichtcr? 



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t>7. ANKLAGE UNO VEBTUBlDiaUNa. 131 

Ein frouwe wil ze frevelliche 
schimpfen, ich hab' ftz gelobet, 
si tiimbet, obe si iiiht entobet: 
ja'n wart ich lobes noch nie so riche. 

torste ich vor den wandelbaren, 
s6 lobte ich die ze lobenne wsereD. 
d6s enhaben deheinen miiot: 

ine gelobe sie niemer alle, 
swie'z den lösen missevalle, 
sie newerden alle guot. 

Ich wdiz sie, diu daz niht enntdet, 
daz man nennet reiniu wlp : 
sö rehte reine so'st ir lip , 
daz si der reinen lop wol Üdet. 

ir engap ir niht ze kleine, 35 
der sie geschaof: schcen' unde reine, 
d^r diu zwei ze samene sldz, 

wie gefaoge er künde sliezenl 
^r solt' iemer bilde giezen, 

der daz selbe bilde gdz. 80 

Sich krenkent frouwen unde pÜEiffen, 
daz sie sich niht scheiden länt: 
die den verschämten bi gestänt, 
die wellent Übte oucb mit in schaffen. 

35 



15 



20 



11 /r^velliche dkdr.f vermessen, dM Recht verletzend. — IS Mchimp/en^ 
•ohmen. Es ist ungerttcfatfertigter, grausamer 8pa6 toh etiler Frau (wenn 

■ie tagt), ich sei mit meinem Lob zu Ende. — 13 funiben, unverstSTulfg 
■ein: efe ist unverständif; oder gar vou Sinneu. — 14 in der That %\ur ich 
an Lob nooh nie so reich. — 15 tonte prset. von turi ^>n, den Muth liaben, 
sich getrauen, toandelbierfi, wankelmüthig, tadelusworth. — 17 darauf 
mögen sie sich keine Hoffnung machen. — 19 die tSnen^ die Leicht- 
fertigen. - '20 sif netrerden, es t^i i (l< iin, daß all" gut, brav werdoii. 

21 Ich kenne dictjenige, kenne eine (bestimmte) | die keinen Neid 
darOber empfindet, wenn man keaaehe Franen lobt. — 34 ({«r«f, erträgt. — 
'_'5. 2ß der sie sclnif (Umsclireibuiig für: Gott), bat sie niclit zu kärj^Uch 
(er hat sie ri-icblicli) beilacbt. — 2«i der die beiden, Schönheit und Keusch- 
heit, zusammenfügte, wie kunstvoll, harmonisch, hat er das zu thun ver- 
standen! — 29. 'iO 'il'/e Stil., das Bildniss. /.i7f/<» glfz(^n, bildlich: ein liild- 
niss. eine Gestalt gcliafTen. Solche vollkommene Frauen sollte Gott immer 
aehaffen. 

31 Hck krenken, kranc d. i. lobwach machen, scbwftchen, ernie- 
drigen. — 39 dall ilo aleli (Ton den Loten) nicht trennen laisen. — 33 9rr> 
ickamf, der sich su schftmen aufgehört bat ts V. 38 eehamloa. -> 



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132 



daz zw^ne als edete namen 
mit den schamolösen werbentl 
sicherlich e sie verderbent, 

sie newellen's Bich erschamen. 40 



37 name , Stand: Frauen nnd Priester. — 88 tp^rben, umgehen, in Verbin- 
dung treten. — 40 »ich ertchamen e. gen., fiber etwas in Scham gerathen: 
M Ml denn, daft ti« tohaiurAUlt davon ablMsea. 



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6Ö. aUT£ L£B£KäART. 



133 



ea 

GUTK LEBENSART. 

«Um Min vnminaigllohes Singen in «ntaehuldigen , rtellt Walther 

V. 17. 18 den Satz auf, daß mau sich nach der Welt richten müssp, wio 
er schon in dur ersten Zeile sein neuerdings angenommenes unfrohcs Wegen 
mit der allgemeineu Abnahme der Fröhlichkeit entschuldigt hat. Er weiß 
■ich beides als gute Lebeniait nvssulegen. Die dritte Strophe bedient sich 
dei so entritCenen Beohtest nnminniglieh ro tingen; die vierte fährt 
darin fort, indem sie eine neue Betchwcrdo gegen die Frauen erhebt: sie 
machen keinen Unterschied unter den Männern und werden so Schuld an 
der allgcnieiucu Yerderbniss.» Simrock. 



Zw6 fuoge l;an ich doch, swie ungcfüege ich s!; 
der h&n ich mich von kiiide her vereinet: 

ich bin den fr6n bescheidenllcher freude bt 
ond lache ungeme swk man b1 mir weinet. 

durch die liute bin ich fr6, 5 
durch die liute wil ich sorgen, 
ist mir anders danne alsö, 
waz dar umbe? ich wil doch borgen, 
swie sie sint, s6 wil ich sin, 

daz sie niht Terdrieze min. iO 
mancgem ist nnmsere 

swaz einem andern wcrre: der sl ouch bl den Unten swsre. 

Ilie vor d6 man so rclitc minncciichen warp, 
dö wären mlne Sprüche freuden riebe: 



\ fftojtt gute Eigeni'cliafc, Geschickliclilceit, Gewandtheit, ungtfüege^ 
ungeschickt, plump, unbeholfen. — 2 sich vereinen mit gen. oder einem 
dieaeu Casus vertretenden Satze: in den Besitz von etwas kommen, sich 
etwas zu eigen machen: die habe ich mir angeeignet, erworben. vonkimU 
her» von Kmd auf, iieit meiner Kindheit her. — 'i bt atntiMm, eiuuin nahe 
•ein. helfen; c. ?en., in Beeng anf etwas beistehen: leh nehme gerne Au- 
theil an der verständigen Heiterkeit der Fröhlic lieii. — 5. ilurc/i, um: um 
der Leute willen bin ich froh und traurig. — 7 ist mir anders zu Muthe 
als so (wie ich mich xeige, stelle). — 8 wa» dar uiub^, was weiter, was 
thut's? hor'j'Ti, Huf T?org nehmen (nämlich Freud uud Leid). — 10 dat 
sie meiner nicht überdrussig werden. — 11 unnuvre, gleichgültig. — 12 werre 
coiij. prass. ; mir wirret, mich sturt, verdrießt; was einem Andern fehle. 
Ks gibt viele, die lilr das Leiden Anderer keine Tliciln \limi> haben, awüprr, 
zur Last, Uberlästig: der sei den Leuten, in deren « t«jäolläcl)at't er sich 
befindet, auch lustig, zuwiticr. 

13 liebreich liandelto, sich liebenswürdig benahm* 14 /reudem 
Hektf yeioh an Fx«iidett a Freude spendend. 



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lU 



I« LIBDBB. 



8tt daz diu miiuiecllche mione al86 verdarp, 15 
Bit sanc ouch ich ein teil unminnecUche. 

iemer als ez daone st&t, 
al86 sol man danoe singen: 

swenne unfuoge nü zerg&t, 

86 siiig^ aber von höveschen dingen. 20 
noch kamt freude und sangos tac: 
wol im der's erboiten mac! 
der'z gelouben wolde, 

so f rkande ich wol die fuoge, wenn* unde wie man singen solde. 

Ich sanc hie vor den frouwen umhe ir blözen grnosi 25 
den nam ich wider mime lobe ze löne. 

swa ich nu des geltes sö vergebene warten muoz, 
ddk lobe ein ander, den sie grüezen schöne. * 

swä ich niht verdienen kan 
einen gruoz mit mime sänge , 30 
dar wend' ich vil liersclier man 
minen nac od ein min wange ; 
daz kit : «mir ist iimbe dich 
rehte als dir ist nmbe mich.» 

ich wil miii lop keren 35 
an wipi die kunnen danken : waz h&u ich von den überhören V 

Ich sagt! in, waz uns den geincineu schaden tuot. 
diu wip gelicheut uns ein teil ze sere, 



15 stt daz, seitdem. — 16 ein teil, zum Tlieil. unininnedic/te adv., unlieb- 
lieh, tadelnd, scharf, grob. — 17 danne, eben, gerade. — 90 «tf «'^VN 
KUipso von »>/<. — 21 Sanges tac, der Ta'^'^, «lin Zeit, wo man wieder sinken 
kann. — 22 erbeiten c. gen.. etwas crwuiteu. — 23. 24 wer mir K^^^ubeu 
wollte (der sei versichert), daQ ich recht Rat die pMSUehe Art und Weite 
verstünde^ wann und wie man Bingen soll. 

26 wider, gegen, für mein Lob. — 97 geU , Vergeltung, Besablung, 
I.olin, vfi ijchene adv. , vergeblich. — 28 [irüezm ist conj. : derselbe steht, 
weil es uugewi&s ist, ob sich ein solcher finden wird. — 31 dar, dahin. 
hir$ch sss hiriich ^ ▼ornehm, etols. — 39 itae, der Keeken, dat toange ttn., 
die Wange. Di-neji keine ich stolz meinen Rücken oder eine Seite meines 
Gesiebtes zu. — '6'i kit prees. von kuitlen, (juedf/i, sagen : das heißt: es ist 
mir so viel an dir gelegen, wie dir an mir: wie du mir so ich dir. — 35. 
36 n ich fitp intcrpungieren die Herausgeber stark; dadurch legen sie der 
Stelle einen Sinn unter, den sie nicht Iiat: von dem im folgenden Liedo 
ausgesprochenen Unterschied von Frau und Weib ist aber hier keine Rede. 
Der Dichter Mgt vielmehr: ich will mein Lob den Frauen anwenden, die 
zu danken verstehen. — S6 überhSr, flbervomebn, -atols. 

37 Was uuA den offenkundigen allgemeinen Reliaden thut. — 3S jjre- 
Itchen, gleichstellen, -setzen: die Frauen stellen uns etwas (ironisch» 



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68. eUTB LBBBH8ABT. 



135 



das wir In alsö Uep sin abel alse guot: 
seht, d&z geliehen nimet uns firende und 6re. 40 

schieden uns diu wlp als 6, 
das sie sieh oach liezen scheiden, 
das gefromte uns iemer 
mannen unde wthen beiden. 

was'stöt abel, waz st6t wol, 45 
Sit man uns niht scheiden sol? 
edeliu wlp, gedenket, 

das ouch die man waz kunnen : geliehen s^iuch, ir sit gekreuket. 



viel) zu gleich, untcrMcluideu zu wenig. — li'j da:, so daß. also, ebenso. 
So dafi sie in ihrer Liebe keinen Unterschied machen zwischen bös' und 
gut, — 40 da» gtltchen. dirse Gleichstellung. — 41 niaohtea sie wie f rüher 
einen Untenehied unter uns (zwischen Guten und Bösen). — 4< yf/rumt,-, 
nützte, brächte Vortheil. — 45. 46 was ist schlecht, was gut, wenn mau 
zwischen uns uicht unterscheidet? — 47 oedenketf bedenkt. — 4S wa», etwas. 
kumit$mf ▼erstehen, gettchtn Ist oonj. Wenn nuoh sie eneli (Gate und 
Bdse) glelohttellMi, bq seid ihr erniedrigt 



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69. 

WEIB UND FRAU. 

DIeeet Lied, worin der Name Weib Uber den Namen Frau geatell« 
wird, war uamenttich der Anlaß au dem bekannten 'Streite swiBchen 

Frauculob und Regenboge (v. d. Ilagen'f Minnesinger, 2, 345'' f.) ftbcv 
den Vorzug von Weib und Frau. «Der Grund dicse^j Vorziiijs el>rt uiisfie 
Säuger: er berulit darin, daü in solchem Ges^ensatz das Wort Frau uur 
den anfUliffen Vorrang höherer Geburt, der Name Weib dagegen daa 
innere Wesen edler Weibliehkeit bedeutet.» tJhland. Klar ist dies in 
folgenden Stellen: von geburtr nn f murre i.if .si und von fügende ''in u'p 
(Ulrich von Lichtenstein v. d. llagen's Minnesinger, 2, SC*''); man muoz si 
eine Jrouwen nennen von ir höhen art — *i ist von fugenden ein guot uip 
(Docen'a HiaceUaneen, 1» 110). 



Wip muoz 6t iemer stn der wibc höhste name 
and tiuret baz dan.frouwe, als ich'z erkenne. 

swi nft deheiniu sl, diu sich ir wipheit schäme, 
diu merke disen sanc und kiese denne. 

under frouwen &int unwlp, 5 
under wlben sint sie tiure : 
wibes name und wibes lip 
die sint beide vil gehiure. 
swio^z umb' alle frouwen var, 

wip sint alle frouwen gar. 10 
zwlvellop daz hoenet, 

als under wllen frouwe: wip d^st ein name der alle kroenei. 



1 f'Sfisfe die schwache Form =^ hohtter, hocli, au Werth ubertrefiend, 
vorzüglich. Der Name Weib ist die schönste Benennung, dio man dem 
Weibe geben kann. — 2 tiuret fmt , ehrt mehr, ist ehrenToller. «/.» ieA'z 
vrkenrtf, so viel ich weiß, verstehe. — 3 swci , wo irgend, inp/ieit, weib- 
liclies Wesen, Weiblichkeit: hier so viel wie: des Namens Weib. — 4 mer- 
ken , genau acht geben auf etwas, kies«, w&ble. — h »int, gibt ea. utuotp^ 
wae den Namen Weib nicht verdient» lehleehtes Weib. — > 0 f/arr#, selten* 
im Sinuc von: prar niclit VDrhanden. — 8 't- fiiurr, fatniliaris, lieblich, tran- 
licli. — y (loch wie es auch mit allen Frauen stehen mö>;e. — lO Weiber 
sind alle Frauen: der Name Weib begreift auch dio Frauen in sich (nicht 
umgekehrt). — 11 tmveltop, zweifelhntfr s . zwrideuti^'es Lob. fitrm'n , ent- 
ehren. — 12 jrouu e, der Name, die Benennung Frau. J)agegcn ist die Be- 
nennung Weih ein Name, der alle (daa gaaae weibUehe Geiehleeht) 
dcbmUckt. 



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70. DER MINNE SITTB. 



137 



70. 

DER MINNE SITTE. 

Der Dicliter tadelt dio Abnoignng dor Mitmc gcpcn das Alter und 
den Maniicsernst, und ilire kindisclic Vorliebo für Jugend und Thoren. Ohne 
ihr dcu bislicrigeu Dienst ganz aufzukündigen, will er ihn doch fortan 
auf das kleinst« MaA betobrinken. In ftlinlieber Weite wie bier Weltber 
watf ichon Heinriob ton Veldeken den Frauen vor, daß eie graues Haar 
hassen und neues Zinn dem alten Oelde Tonieben (Minnesangs Fiflhling 
62, U). 



Minne diu hkt einen site, 
tlaz si den vrrmiden woldc, 
duz gezieme ir baz. 

si beswicret mancgen mite, 
den si niht beswa?ren solde. 5 
wo, wie zimt ir daz? 

ir sint vier und zweinzic jär 
vil lieber daime ir vicrzic sin und stellet sich vil übel« 

sibt s' ieuder gräwez här. 

Minne was miti frowe sö gar, 
da/ ich w(')l wisl' al ir tougeu. 10 
iiu jst mir so geschehen : 

kumt ein junger iezuo dar, 
sö wird' ich mit twerhen ougeu 
schilhend' an gesehen. 

armez wip, wes müet si sich? 15 
weiz göt wan daz st liste piiiget und t6ren triuget, sMst 

doch elter vil dann* ich. 



1 der siify Brauch, Qewobnbeit. S dat »i, wenn sie doch. e«r- 
tuiden^ unterlassen; aufgeben. — S getCBiue^ geiiemte; stünde ihr besser 
an. — 4 mite — da mite, wie Iwein 6500. Erec 1059: damit beschwert, be- 
lästigt, bntrübt. — 8 xich stellen, sieb ansteUen} sieh üb0lä tt,f sieb web- 
leidig gobäbrden. iender^ irgendwo. 

9 frowe^ Herrin , Gebieterin : der Minne war ich so gans orgeben. — 
10 riat tou'jrn 6tn. , Geboimniss. Daß ich um alle ihre ITciinlichkeiten 
wußte. — 12 iezito, jetzt, rfa'", daher. — 13 iwrch, schief, schel. — 
14 »chilhendf, schielend, von der Seite. — IS toes, warum. — 16 weiß Gott, 
nur daß (ob^chon ;, sie (Toiletten-) Kttnste ttbt and damit Thoren ti^nscbti 
fo ist sie doch viel alter als ich. 



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138 



1. LIEDBB. 



Minne h&t sich an genomen 
daz si g^t mit tören umbe 
springend' als ein kint. 

war sint alle ir witzc komea? 20 
ves gedenket si vil tumbe? 
8* ist joch gar ze blint. 

daz ir rüschen nienen lät 
und füere als ein bescheiden wipl si 8t6zet sich, das 

ez mir an min herze g&t. 

Minne sol daz iiemen iilr guot, 25 
under wilen sö si ringet, 

daz ich sitzen ge. 

ich hän also höhen muot 
alse der vil höhe springet. 

w6, waz wil si's me ? 30 

anders diene ich swä ich niac. 
besuoche wa die sehse sin: von mir hat s^ in der wochen 

ie den sibeuden tac. 



17 »ich an neinen, sich befassen, unterfangeu, uugewüijuen. — 18 mit 
tdren, d. i. jungen unerfahrenen (tumben) Leuten. — springen , hüpfen. 
— 20 diu uufte, Vorstand: \vo ist ihr Verstand hingekommen? — 21 was 
denkt die Thorichtc? — 23 ru$chen^ rauschende, geräuschvolle Bewegung; 
doch gübe iiuch rutschen^ wie die Würitbarger Hb. liest, sich hin und 
her bewegen, einen guten Sinn, nitnen = niene en, verst&rktes luAI« 
Möchte sie dueb ihr gerftaschvoUes Umherfahren lassen und sieh wie ein 
verständiges Weib lunvei^'ün. — 24 si stozet .sic/i , d. h. weun sie so blind 
und unvernünftig springend umherfährt, wird sie sich stoßen, daü es mir 
leid thnt, mich erbarmt. 

25 für guot nemen, gut, freundlich aufnehmen: sie soll es mir nicht 
übel nehmen. — 36. 27 daß ich, während sie ringt, sich müht, abarbeitet, 
mich hinaetse. — SO was verlangt sie mehr, weiter (als Ituhca Muth). — 
31 anders gen. adv., außenlem, sonst (d. h. wenn ihr das nicht genügt); 
wo ich kann; wo es mir gefüllt. — 32 öesuoclien, suchen, versuchen. Die 
Minne mag zusehen, wo mau ihr die sechs Wochentage dient; von mir hat 
sie nur noch einen, den siebenten su beanspruchen, d. h. wol den Sonn- 
tag, also so gut wie gar nichts, da man weder arbeitet uoeh weltlichen 
Geschäften nachgeht, sondern der Rulic pflegt. Vielleicht eine Auspielung 
auf das mosaische Gebot, Exodus 20, ü. lü: sechs Tage sollst du arbeiten 
und alle deine Dinge beschicken, aber am siebenten Tage iet der Sabbafh 
deines Herrn, da aollsfe du kein Werk thnn. 



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71. FREUDLOSE ZEIT. 



139 



71. 

FREUDLOSE ZEIT. 

Klage über die Verderl.niss der Welt, wo Treue, Zucht und Ehre 
reraoliwinde und Gesaug und Schönheit nioht mehr xa erfimatti vafinOgiOii. 
Bin« andAM Strophe denelben Tones eteht unter Nr. 8. 



Waz sol lieplich sprechen? waz sol singen? 
waz sol wlbes schcene? waz sol guot? 

Bit man nieman siht uäch freuden ringen ^ 
Sit man übel &ne Torhte tnot, 

Sit man triuwe, milte, zuht und ^re 
wil verpflegen sö s^re , 
sö verzagt an freuden maneges muot. 



6 %crpfiegtn^ zu pflegen nafhOren, aufgeben. 



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140 



1. MBDim. 



72. 

KLAGE Ober den vekfall der kunst. 

Bohe Toawttisen habta den edaln QeMog an dm HOfea vtrdrfingt, 
Min0 wurde li«gt daiiiieder, die Roheit hat gesiegt. Die dei rechte 

Siti^'cn stören, deren ist Jetzt uDglcich mehr, denn die et gerne liüren. 
Die so vermessen lärmen, thun wie die Frösche im See, denen ihr Schrcion 
so wohl gefällt, daA die Nachtigall davon verstummt, so sie gern«) mehr 
■Ange. Man lollte dieier Hoheit Schweigen gehieten und aie tob den 
Bnrgen etoften, au den Bauern, Ton denen aie gekommen ist. 

Unter diesen unliöfischen Weisen, die in den ritterlichen Gcsanff 
eindrängten, ist, wie Uliland schon früher vormuthet und in seiner Ah- 
liandlung über das Volkslied näher begründet hat, jene Qattung tou Lie- 
dern gemeint, die man nnter dem Namen Dorl]poeeie begreift und deren 
Erfinder oder doch Hauptvertreter Neidhart itt. Das Ided gehOrt wol in 
dieielhe Zeit mit den Sprachen Nr. 107. 106. 



Öw6 hovellchez singen, 
daz dich ungefüege doene 

Sölten ie ze hove verdringcn! 
daz sie schiere got gehoenel 

^w6, daz dln wirde alsö geliget, 6 
des sint alle dtne friunde unfrö. 
daz muoz eht 86 sin, nü st alsö: 
fr6 Unfuoge, Ir habt gcsiget. 

Der uns freude wider braehte, 
diu reht und gefQcge wserc, 10 

hei wie wol man des gedsehte, 
swfc man von im seile msere ! 

wser' ein vil hovelicher maot, 
des ich iemcr gerne wünschen sol. 

frouwcn unde harren zseme ez wol: 15 
0W& daz ez nieman tuotl 



1 koveltch^z singen = höveicher sanc (s. Mr. 107, 5. 108, 4), ücsuii;;. 
wie er dem Hofe, der gebildeten Oeeollsehaft angemessen ist. — '2 uu- 
yffüfge, roh, unKeschlaoht. — 4 dm $ie yut yefnene, eine Virwinischiui^^ 
9Ckiere^ bald. — 5 <jeii(jet, daniederliegt. — > 7 «A/, halt, nun einmal^ nun 
Bei es so. — 8 /ro, gekürzt, wie regelmäßig Tor Personennamen, s frouwv. 
ün/uog"., personificiert, I nkunst, Koheit. 

y Der — wenn einer; so auch V. 33. wider, eurUck. — 10 rC' hte, 
anständige Frende. — Ii hei, wie rühmend würde man Feiner gedenken ! — 
12 wo immer man von ihm erzählte. — 13 f. das wäre höüsche Ucsinuung, 
auf die mein ganset Wttnsehen gerichtet ist. <— 15 hirrtn^ Bitter, dann 
anob der hohe Adel und die Forsten. 



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n. KLAGE ÖBBA DEN VERFAI.L DKB KUNST. 



Die daz rebte singen stoereut, 
der ist ungeliche m^re 

danne die ez gerne hoerent. 
des volg' ich der alten l^ro: 20 

ich enwil niht werben ze der mül; 
dä der stein sö riuschend' unibe gat 
und daz rat sö maiieg^c unwise hat, 
merket wer d& harpfen sül! 

Die sö frevellichcn schallent, 25 
der muoz ich vor zorne lachen, 

daz s' in selben wol gevallent 
mit als ungefüegen sachen. 

die tuont sam die frösche in eime sö| 
den ir schrien also wol behaget, 30 
daz diu nahtegal d& von verzaget, 
sö si gerne sunge me. 

Der untuoge swigen hieze, 
waz man noch von freuden sunge, 

und sie abe den bürgen stieze, 85 
daz si dä die frön iht twunge! 

wurden ir die grözen höve benomen, 
daz wser' allez nftch dem willen min : 
bien gebüren lieze ich sie wol sin, 

danuen ist s' ouch here komeu. 40 



18 deren eind (leider) ungleich mehr. — 20 darum folge loh dem alten 
B«th, Spruch. — 2t werben, eich umthun, thfttig Min: vgl. Freidank 127, 
25; mich dunkel niht daz iernm sül zr Imn^e harpfen in der mül. Ncidhart 
09. 37: xtcat ich ir ges nge, d^'i.il <j<'härph>'( in der mül. te, in. — 23 un- 
msef schlechte Melodie. 

35 f. Darüber muß ich vor Zorn lachen, daA di^eni'^en, die auf so 
fpsdbe Weim Iftrmen, sich selbst wohl gefallen. — SI vertaget , den Muth 
SU »innren verliert. — 32 xun^/e, s-aii^'o. 

40 Dieser Vers ist Fortsetzung von Y. 33. In dieser Weise wardan 
hftnfig Bwei «uammeDgehörfge Sfttse dor^b elnaii ZwitohaDtata gatmiit; 
man übcrsetst richtig, wenn man mit diesem anfängt: wie viel wUnlo man 
noch vun Fr«nde alngen, wenn einer die Unfuge sciiweigen liieße uud . • • 
— 89 Ueut ContiMtion s 6( ätm, — 40 dtmnen A«r«, dalier. 



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142 



I. UBDBB, 



73. 

FKÜHLINGSEKINNEBÜNOEK 

Ein Frtthlingslied mit wehmüthigen Erinnerungen an entschwunden» 
fIrOlillebeM Z«lt, ohne ZwtUU in Weither'* spätem Jahren uud nach einer 
■chwsren Knnkheit gedichtet, die er nioht m flbentelien erwartet hatte. 



Der rife tet dcB kleinen vogelen 
daz sie niht rnsungen. 

nü hörte ich s' aber wünnecllche als 6: 
nu jst diu heide entsprungen. 

dä sach ich bluomen strlten wider den kl^, 5 
weder ir lenger wsere. 
miner frouwen seite ich disiu msere. 

Uns hat der winter kalt uud auder ndt 

vil getän ze leide. 

ich wände, daz ich iemer bluomen rot 10 
saehe an griiener lioide. 

joch schäte ez giiotcn üuteu, waere ich töt, 
die nach freuden rungen 
und ie gerne tanzten unde Sprüngen. 

Yersftmde ich disen wanneclichen tac, 15 
BÖ wser' ich verw&zen 

und wsere an freude ein angestltcher slac: 
dennoch müese ich l&zen 

al mlne freude, der ich wllent pflac. 
got gesegen' inch alle : 20 
wünschet noch, daz mir ein heil gevalle. 



4 nun prangt die ileide in neuem GrUn. — i toider, gegen. — 6 toeder 
ir, welches von ihnen beiden, d. h. Blnmen und Orae wnolieen envridtr' 
»tritt um die Wette. 

10 ich glaubte , daA leb nlemale wieder. » IS ee wilre doeh wo! 
ein Verlust fikr gute Mentcben, wenn ieh (und mit mir mein Gmang) 
todt wäre. 

15 9tr*{imm, unbeachtet, nnbenntet hingehen Uesen. — 16 vwioaten 

part. von verwnzen stv ., verdarnnjen , verwtinsclicn , zu Grunde richten: 
10 wäre ich verloren und ca wäre fUr die Freude ein schreckliclier , tödt* 
lieher Schlag. '— 18 dennoch, sodann noch: tiberdies mttllte ieh fahren 1as> 
■en, dahingehen. — 19 wilentt weiland, einst. -> 21 gewaUmn, sufaUeu. 



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74. TnidCHTNlSS. 



148 



74. 

VERMÄCHTNISS. 

Um allen Erbttreitigkeiten iiaoli niii«in Tode TOfsubeugeu, verlttgt 
der Diohtor In Ironitoher WefM Uber teine bewegliehe und nnbeweglicbe 

Habe, indem er sein Unglück den Neidern, seinen Kummer den Lügnern, 
seine Thorheiten den falschen Minnern und den Liebesscliraerz den Frauen 
▼ermaclit. Doch ist es noch nicht an dem« er kehrt zurück, um zu er- 
küren, daO er nun erfahren habe, womit man die Frauen häufen weite 
gewinnen könne: nlmUeh dnreh Yereehwttren von Leben und Seligkeit. 
Kr besinnt sich aber wieder und vcrwQneebt, inironiieh höhnender Weise, 
jeuc, die sich solclicr Mittel bedienen. 



Ich wil nü teilen, e ich var, 
min varnde guot und eigens vil, 

daz iemen dürfe striten dar, 
wan den ich^z hie bescheiden vil. 

al min ungelücke wil ich schaffen jenen 5 
die sich hazzes unde nldes gerne wenen , 
dar zuo min unsselikeit. 
mlne swsere haben die lügonserc, 
min nnsinnen schaffe ich die mit valsche minnen, 
den frowen n&ch' herzeliebe senediu leit. 10 

Nü bitet, lät mich wider kernen: 
ich weiz der wibe willen wol. 

ich h&n ein jehe von in vernomen, 
dä mite ich mäuege erwerben sol. 



1 teilen f testameutariscli Uber eine Hinterlassenschaft verfügen« 
9am, sieben, reisen, abfahren; dieser Ausdruck Tei^lichen mit V. 11 

enthält den Doppelsinn von Tod und Abreise (s. liieger S. 65). — 2 varnric 
guot. fahrende, beweglicbe Habe, eigen, ererbtes Grundeigenthuni. — 
3. 4 damit niemand darum zu streiten braucht, als diejenigen, denen ich 
es bestimmte, icmen im abhängigen Satze wie h.'iufig statt des negativen 
uieinen. — 5 unjeliicke, das einzelne Misslingon, Unglücksfälle, sclmjffnf 
(testamentarisch) vermachen. -- sich w^'nen c. gen., sich gewöhnen, ge- 
wohnt sein. — 7 dar »uo, dazu, überdies noch, unttelikeit^ dasUnglttok, 
das, fatalistisch gedacht, auf einem titht. — 9 äa* uminnm, dae ThOricht- 
sfin: meine Thorheiten vermache ich denjenigen, welche. <f«r naUeh, 
Treulusigiieit, Falschheit. 

U Nun wartet (bevor ihr euch in meine Habe thellt) nud laAt mich 
sttrackkeliren. — IS ef» jehe stf.. Aussage, Aeufterung. — 



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144 



ich wil 11p und 6re und al m!n heil verswern: 15 
wie mac sich deheiniu daune min erwern? 
uein ich, weizgot, swaz ich sagel 
got der solde rihten, obe er wolde, 
die 86 Bwüeren, daz in d'ongen üz geffteren 
und sich doch eines stiesen inme ti^e. 20 



17 nicht doch, wai immer ich auch da sage, ich werde es bei Gott 
doch nicht thnn. — 18 f. diejenigen, die in dieser Weise schwören, 
tollte Gott strafen, daß ihnen die Augen aus dem Kopfe führen und 
■ie sich (infolge dessen) wenigstens einmml im Tage Anstießen. £»• Aus> 
fkhren der Augen ist göttUehe Strafe, die s. B. mi AnnoUed V. 831 (ed. 
Benenberger) einen Leugner Gottes nnd Lleterer der Heiligm ttiflk. 



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75. AM L£B£N8AB£»0. 



145 



76. 

AM LEBENSABEND. 

Wol vierzig Jahro und darüber, Tersicbeit uus hier Waltlier, habe 
•r Ton der Minne geanngen. Aber Yorthell habe et Ihm keinen gebracht, 
dämm sagt er sich los von ihr: sein Minnesang möge nun Andern dienen, 

ihre Huld sei dafür sein Lohn. Noch strebe er mit unverdrossener Em^ij?- 
keit nach sittlicher Würde , wie er es von Kimlhcit auf gewöhnt sei; nicht 
ganz ohne Erfolg, denn wie arm und gering er auch sei, stehe er doch 
in Ansehen nnd Achtung bei den Tttehtlgen. Die Würdigkeit in bewah» 
ren bis ans Snde sei das Höchste, Nvas man hienieden erwerben kOnne. 

In diesem und dem nächstfolgeudeu Liede dfssplben Tones wird in- 
sofern von der Regel abgewichen, als der Abgesang oder der dritte ua» 
gleiche Theil in der Mitte swischen beiden Stollen steht. 



Ir reinen wip, ir werden man, 
ez stßt alsö, daz man mir muoz 
er' unde minneclichen gruuz 
noch volloclicher bieten an. 

des habet ir von schulden grcezer reht dann' 6: 5 
weit ir vernemen, ich sage iu wes. 
wol vierzic jar hab' ich gesungen oder mö 
von minnen unde als iemen sol. 

dö was ich's mit den andern geil: 
DU enwirt mir's niht, ez wirt iu gar. 10 
min minnesanc der diene iu dar 
und iuwer kulde st min teil. 



4 roUee(€cA«r, in größerer Fülle, reichlicher. 5 dasn habt ihr Ton 

Rechts wegon noch größere Verpflichtung als früher. — H wes adv. gen., 
wanun. — 7 uol, leicht, oder ine, oder ujclir, darüber, — 8 unde alu te tuen 
«0<« nnd swar wie jemand iuuIj, d. h. gebührender Weise. Darum mache 
ieh nmeo mehr Anspruch auf Ehre und Qruß. — 9 damals war ich mit den 
Andern fröhlich, lustig darüber (nämlich Uber meinen Minnesang). — 
10 nuu habe Ich nichts nielir davon, es i«t ganz euer. — 11 einem dur 
ditntHt jemand nach einer bestimmten Bichtuug hin behilflich sein« ^ 
19 AmMc, Onnet. 

WALTBan TON OXB TOttUiWEIfin« Jd 



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146 



I. LlEDEJi. 



Lät micli an eimc Stabe gätt 
und werben umbe wcrdekcit 

mit unverzageter arebcit, 15 
als ich von kindc Iran getan, 

so bin ich doch, swie nider ich si, der werden ein, 

jreiiuoire in miner nu\zG liö. 

ilaz niüet die nideren; obe mich daz iht swache? nein, 
die biderben hant mich deste baz. 20 

diu wernde wir de diu'st so guot, 
daz man ir'z hoehbte lop sol geben, 
ez'n wärt nie hovelichcr leben, 
äwer so dem ende rehte tuot 



13 f. a» Hmt »tobe gan ist bis vor kurzem allgemein aufgefaßt und 
flbersetzt worden: wie ein alter Mann, Greis, am Stabe geben. Aber das 
passt weder zum Vorausgehenden noch zum Nachfolgenden. An einem 
Stabe t,'ohtMi hoifjt hier so vi»^I als zu Fuü tj:chcu und steht im Ge;jjonpatz 
ZU Beiten. Wie viel ich auch Andere in meinem luigen Leben glücklich 
gemacht habe, mir Ist daTon nichts geblieben. Setst den Fall, daß ich 
arm. nicht, w=o es einem Edeln ziemt zu Pford , sondern (gleich einem 
Sänger der niedersten Art) su FuIj, mit unverdrossener Thätigkeit, wie 
ich von Kind auf gethan, am Ehre ringen müßte, so bin ich doch, wie 
crerin<4, niedrig ich auch sei, der Werthen (Edelu) einer, und in einer 
.Stellung, hoch genug, um meiner JJrscheidenheit zu genügen — 19 iitü^t, 
ärgi-rt. die nidert'n^ die niedrig, gemein Denkenden, »wache, erniedrige, 
herabsetze. — 21 diu toernät Wirde, der dauerhafte Werth. — *wcr *6 
s als wer, als wenn einer« 



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16. D£& WELT LOHN. 



147 



76. 

DER WELT LOHN. 

Wftllfa«r rlliUt lidi svr IvtittD Fallit. Mit dem Wuniohe , daß es 
•eliier Seele wobl ergehen mOge, eateegt er der irdieohen Tmrgtngliolien 

Liebe , um sich nun der göttlichen ewigdaueruden susuwenden. Klage 
tiber den Unbestand und Undank der Welt, die außen schön und innen 
bohl und leer seii was sie früher gegeben , nehme sie vriedor zurück und 
fttr den, der taniendmal Leib and Seele lUr eie gewagt, habe aie bloß 
Holin nnd Spott. Der IMohter sohlleAt mit der Drohnng, daA die Beibe 
aneb bald an lie kommen werde. 



Min sele müeze wol gevarn ! 
ich liän zer werltc manegen lip 
fjemachet frö , man iinde wip : 
künd' ich dar und er mich bewarn ! 

lobe ich des libes minne, dois der s6lc leit; 
si gibt, ez si ein lüge, ich tobe; 
der wären minno gibt si ganzer stsetckeit, 
wie guot si si, wie s' iemer wer. 

lip, \k die minne, diu dich lät, 
und habe die stseten minne wert : 
mich danket, der dü hast gegert, 
diu Bi niht visch uiiz au den grat. 

Ich bäte ein schoenez bilde erkorn: 
6w6 daz ich ez ie gesach 
od ie sö vil zuo z'ime geßprach ! 
ez hat schoen* ünde rede verlorn. 



1 Meine äeelc möge nxit fabreu (d. h. zum Himmel, nicht zur Hölle). 
— 2 xfr werlity in der Welt, manegen Up^ manchen. — 4 verstOnde Ich 
mich dabei nur selbst zu «iohern. — 7 sie sagt, daß nur die walire (gött- 
liche) Jjiebe von lieatauci sei. — 8 wer, dauere. — 11 mich dünkt, die 
Liebe, nach der du verlangt hast. — 12 visch um nn ürn urät, sprichwürt- 
liche , auch sonst im Mittelboobdeutsohen begegnende Bedensart : gans, 
durchaus Fisch sein. Hier: die (Irdlache) Liebe ist nicht rein von fleisch- 
Hoher sinnlicher Lust, nicht durchaus echt. \ Innt <//• ri öu<t'\ diu -it -h 
ld( . « j i»t niht «itcA um an den grät , Mone^s Schauspiele des Mittelalters, 
1, S18. Umgebehrt wird von Maria getagt , sie sei Hteh un» an den grat 
(Tgl. Mhd. Wörterbuch, 1, 567). 

13 da» bilde, die äußere Bekleidung, UUUu eines Wesens, J^^rschei- 
nnng. — IS «d die Anmeik. an Nr. 56, lH, — 

10* 



5 



10 



15 



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0 

148 



I. L11U>£E. 



dä wollte ein wunder inne, daz fuor i'ne weiz war. 

da von ^^esweic daz bilde iesä: 

sin liljeiösevarwe wart so kaikervar, 

daz ez verlos smac unde schin. 20 

min bilde, ob ich bekärket bin 
in dir, so lö. mich üz also, 
daz wir ein andor vindcn frö : 
wau ich muoz aber wider in. 

Worlt, ich hän dinen Ion ersehen; 25 
swaz dii mir gist, daz nimest du mir: 
wir sclu'iden alle bloz von dir. 
schäm dich, sol mir also geschehen. 

ich luiu lip unde sele (des was gar ze vil) 
gewäget tüsentstunt dnrch dich. 30 
nft bin ich alt und liä^t mit mir diu gamijclsiil. 
ist mir daz zurn , sü laclicst diu 

nü lache uns eine wile noch: 
dfn jämcrtac wil schiere komen 

und nimct dir swaz du uns hast benomen 35 
und brennet dich dar umbe iedoch. 



17 das Hild war von einem wunderbaren Etwas bewohnt; das eutüob, ich 
weiß nicht wohin. — 18 infolge dessen verstummte es. iesä, alaogleioh* 

— 19 lUJfrSievarwe (Tgl. su Kr. 27, 1), ein doppeltet Gompo^ttun: an« 
Lilien und Boten gemitebte Farbe (wie Milch und Blut), k^kenar^ Icer- 
korfarhij,' , faljl. — -0 smac unde sc/itn , Duft uiul (ilanz. Dftft tnau unter 
diesem üiide, wie üieger S. 77 will, den schönen Leib der «inet gelieb- 
ten, nun gestorbenen Frau, an Terstehen habe, ist an besweifeln. Kaeh 
Simrock bt-zelelniet das Bild des Diclitt>rs eigenen Leib, in den er h< '\ der 
Auferstehung wieder zurUckkehreu nxxib (Z. 24). — 21 bekärket, eingekerkert. 

— 84 tn, d. )i. in dae Bild; denn flkr immer kann ieh nicht ans meinem, 
Lebenskreise heraus. 

30 gewäget, aufs Spiel gesetzt, tusenf^tunt , tausendmal, dich} d. h. 
die (Hof»)WeU. — 31 gampHspU, Scherz, Spaß, Poasenspiel, von gampen 
(auch ffumpen)^ hüpfen, springen, eoberjcen. Die junge Welt versteht ihn 
nicht mehr, spottet seiner. — H Jamertac^ Tag des Leidens, der Klage. 
wil, wird. «cAiert, bald, rasoh. — 36 damit ist die Glut der HöUe gemeint. 



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Tl. AB8CBIBD VON DER WKLT. 149 
77. 

ABSCH1£D VON D£K WELT. 

Der Teufel hat ein Wirthsliaus, genannt Welt; für die Frtnuicn, die 
man darin genossen, muß man ihm am Eudu die Zeche bezahlen. Dies 
itt hier dargestellt in einem Zwiegeiprftoh switchen Weither und der 
Welt, die als Aufeuthaltsort und zugleich als der Inbegriff irdisoher 
Freuden und irdisclu'n Sinnes gedacht ist. Als letzterer erscheint sie 
personificiert. Daß die Welt von vorn schön und liebreizend, von rück- 
wärts aber häßlich und grauenerregend sei, ist eine alte vielvorbreitute 
Allegorie, die in mhd. Zeit iweimal, in einem epischen Liede des Gnotnre 
d. Hagen*e Minnesinger, 2, 41 f.) und in der Erzählung «Der Welt 
Lohn» von Konrad von W^ürzburg zu poeti^^chcni Ausdruck crt-lanj/t ist 
Dieser legt dem Diener der Welt einen bekannten Diohternauieu bei, 
Wimt von Grafenberg. W. Waekemagel hat es wahrsoheinlich zu machen 
getaeht, daft hier eine Verwechslung mit Walther stattgefunden und daD 
deeieil beide Lieder (Nr. 76 und 77) die erste und nächste Veranlassung 
zur ganzen Sage gegeben haben (s. Zeitschrift fUr deutsches Altertbnm, 
6, 151 ff.). 



Fr» Werlt, ir 8ult dem wirte sagen, 
daz ich im gar ycrgolten habe: 

min grözitt gülte ist abe geslagen, 
das er mich Ton dem brieve schabe. 

8wer ime iht sol, der mac wol sorgen: 5 
d ich im lange schuldic w«ere, ich wolte d z*einem Juden 

borgen, 
er swtget onz an einen tac: 

sö wil er daone eine wette hftn, 86 jener nibt vergelten mac. 

«Walther, dfi zürnest &ne nöt: 
dü solt bt mir bolihen hio. 10 

gedenke weich dir ereu bot, 
waz ich dir dines willen lie. 



2 im gar vergolten , ihn gän/.lich bezahlt. — 2 gülte ^ Schuld, uiff 
Blnhen, erstatten, abtragen. — 4 dat, sagt ihm, daß. Ar/e/, Urliunde, 

Schuldbrief, x 'hah' jt, kratzen, radif-n-ti : von dem hihee xrhabrn, vom 
Schuldbrief ausloschen, tilgen. — 5 wer ihm etwas schul lig ist, dem kann 
wol bango sein. — 6 i'tinem Juden borgen, von, bei einem Juflen Geld 
entleiben. — 8 eine tosrftf etn.» ein Pfand. Wehn jener nicht bezahlen Itann, 
dasn aufier Stand ist, so Terlangt er dann ein Pfnnd. d. i. die Seele. 

U weich — ir /: i /i. Diese Colittact ioti stellt schon hei Otfriod, T, 3, 
29. II, 8, 18. — 12 läten, sulassen, geschehen lassen: wie oft ich deinem 



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150 I- LIEDBB. 

als dö mich dicke s^re bißte. 
mir was vil inncclichou leit, daz dü daz ie s6 selten tsete. 
bedcnko dich, din leben ist guot: 15 
sö dü mir rebte widersagest . so wirst du niemer wol 

gemuot.» 

Fr6 Worlt, ich hSin ze vil gesogen, 
ich wil entwoiien, des ist zit. 

diu zart hat mich vil nach betrogen, 
wand' er vil süezer freuden git. 20 

do ich dich gosach rcht' nnder ougen , 
do was din schouwen wünnen rieh , des niuoz ich johen 

al sunder lougea : 
doch was der schänden alse vil , 

do ich din hinden wart gewar, daz ich dich icmcr schel- 
ten wil. 

«Sit ich dich niht erwenden mac, 25 
BÖ tuo »loch ein dinc, des ich ser : 

gedenke an manegen liebten tac 
und sich doch nnder wilen her, 

niuwan sö dich der zit betrage.» 
daz t8Bte ich wunderlichen gerne, wan deich fürhte 

dine läge, 30 
▼or der sich nieman kan bewarn. 

got gebe iu, frouwe, guote naht: ich wxl ze herebcrge 

varn. 



Willen nachgab, ilili «rfttllte. — 13 u're, inständig, bmte, batest. — 
16 du fuhrst ein «n^nehmeB Leben. — 16 rehte voidertQggn^ wirklich Fehd« 
ankttnden. 

17 Die Welt ist InCi ;ils Muttor gedacTit, Walther als Säugling. 
vilt zu lang. — lö entwonen, sich entwöhnen, ablactari. — 19 der *art^ müt- 
terliche Liebkoaung, Zärtlichkeit. Hl n&eh, nahezu. — 20 <t, d. f. der »ort. 
— 2l undpr oi((j' n. ins fiesicht. — 22 dtn »choHu en, dein Anblick, at sundrr 
louyen, ohne alle Widerrede. — 23 der schänden <itse vil, so viel des 
Schminliehen , S c h e u 0 1 i c ]i e n . 

25 fi-irr/ide 'I , zur T'mkohr bewegen. — '-"^ ''''man, nur. mich be- 
trayel c ucn., icii einpfinde I.aiiguwoile, Verdrtilj über etwas. BloD wenn 
dir die Zeit lang wird. — 30 wiindcrliclfn adv., wunderlich, sehr, überaui. 
ivan deich, nur daß ioh, aber ich. diu Idy^» Hinterhalt, Fallstrick. — 
32 guott naki, alt allerietster Abiehied , wie apAter noch im Vollcalied. t« 
kereberg« varn, da« Nachtlager aafsachen, sur Bohe aieh begeben. 



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78. KREÜZLIED. 



151 



78. 

EREUZLIED. 

Ich habe die beiden nachfolgenden Kreuzlieder an den Schluß dioser 
Abtheilung gestellt, nicht nur, weil ich nun für erwiesen halte, dal^ sie in 
de« Diebten leiste Jahre fallen, sondern weil tie mir durch ihren Inhalt 
den schicklichen Übergang einereeits snm Leich, andererseits zu den 
In'storischen Gedichten, den Sprüchen, zu bilden scheinen. Von dorn c rsten 
meint Rieger S. 41, es sei im Sommer l2l'S auf dem Zuge des Kreuzheeros 
nach den apulischen Häfen, vor der Ankunft am Meere, das andere nach 
der Ankunft in Palästina, doch vor der Oflbiung der heiligen Stftiten ge- 
sungen. Obwol ich in Bezug auf jenes Grund zu haben glaube, Bieger's 
Ansicht nicht zu verwerfen, wird es mir docli beim zweiten, je öfter ich 
es lese, um so unwahrscheinlicher, daß es im heiligen Laude gedichtet 
ist und auf Waltber's Anwesenheit daselbst einen sichern Schluß gestattet. 
In welchen Jubel wtkrde der Dichter, wftre seine Sehnsucht wirklich er- 
ftkllt worden, ausgebrochen setnl Statt dosseu erhalten wir eine kühle, 
trockene, schwunglose Erzählung vom Lnhnn uud Leiden Christi, die nicht 
nur an Gedankenroichthuin und dichterischem Gehalt weit liiuter die 
Kreuzlieder anderer Dichter zurücktritt, sondern auch mit der ergreifen- 
den Herzlichkeit und der webmuthsyollen Resignation i die alle Gedichte 
aus des Dichters letzten Jaliren durchsieht, in schvelendem Widersprache 
steht. Man kann Rio^ar hcistimmon, wenn er das gSuzliche Zurücktreten 
des persönlichen Denkens und Empiindcns in diesen Liedern dadurch zu 
erkUren sucht, daß Walther sie s6 hat dichten woUen, daß jeder Pilger 
sie lieh aneignen und aus s^nimi Innern naelMingai konnte. Hält man 
aber eine solche Objcctivität in damalivjer Zeit für möglich, so ist obige 
Annahme in Betreff fler Art unil Zeit der Abfassung gar nicht mehr 
uöthig: ohne den i'uii vuu der Stelle zu rubren, konnte der zurück- 
bleibende betagte Sftnger sie sur Aufmunterung und Erbauung der dahin 
siehenden Kreusflshrer gedichtet haben. 



^ il süoze wsere xninne, 
berihtc kranke sinne; 
gOt| durch din aneboginne 
bewar die kristenheit ! 

din kunft ist tVöuebsere 



5 



1 tp«r«, wahrhaft. Der heilige Geist, der die Liebe ist. — 9 be- 

rififp/i, zurechtweisen. Iranhe sinru^ einen schwachen Geist. — '.i anehe'jinne 
sm., Beginn: bewahre, o Gott, die Christunlicit wegen dessen, in wrlclicm 
du uns zu lieben angefangen hast, thuch den du Mensch geward« n bist. 
Mit litn an>'''f<j''nr\>- ist aui di<' .M r ii^cliwi rdunj.? Gottes, seinen Eintritt in 
die Welt, diu OHeubarung uei öuweu, wahren Miune ningedeutet. — 4 6e- 
wom, schütsen, retten. ~ 5 kun/t» Ankunft; deine Menschwerdung, frönte 



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152 



I. LIBDSm. 



übr al der werltc swsere: 
der weisen barmenaere, 
hilf rechen disiu leit ! 

erloeser üz den Sünden, 
wir gern zen swebenden imden , 10 
ans mac din geist enzündeu, 
wirt riuwic herze erkant. 
dtn bluot h'&t uns vergozzcu 
den himel üf geslozzen: 

nt lOBsen imverdrozzea 15 
daz ^rebenide lant; 
yerzinsen Up and eigen: 
got 8ol uns helfe erzeigen 
üf den, der manegen veigen 

der Bftle hftt gepfant. sro 



Diz kurze leben verswindet, 
der töt uns sündic vindet: 
swcr sich ze gote gesindet^ 
der mac der helle engän. 

b1 swsere ist gn&de fanden: 
nü heilen Kristes wunden, 
sin lant wirt schiere enbunden, 
dfist sicher sunder wän. 

küngin ob allen frouwcn, 
1& wernde helfe schouwen; 
dln kint wart dort verhouwen, 
sin menscheit sich ergap: 



25 



30 



bmr«, herrlich, erhebend. — 6 tioasrf^ Druck, Leid. — 7 dtr weist^ die Waise. 
6affWft<rr«, Erbftrmer. — 10 mi*<6«n, «ich hin und her bewegen, diu ünätf 

die Woge. Wir verlangen zum wogeiidpii Meor, Bohnen uns nach der 
Seefahrt ins gelobte Land. — 13 wenn das Herz reuig gefunden wird. -> 
13 im.« MTffOtten partic. Satz, fttr nns Tergotsen. — 15 ftfa^n, Ton den Fesseln 

befreien: nun wollen wir lösen. — \>> ^refjfrndf, ehren-, rulnnvoll; die Hss. 
lesen herebenuie ^ was kaum richtig ist, eher herceOernde^ bedauernswerth, 
vgl. Lobgenng 45, 10. — 17 verzinsen, als Zins hingeben , snhlen : bringen 
wir Leben und Gut zum Opfer. — 18 soU wird, arteigen, erweisen, darthun: 
leisten. — 19 »/< g(^gt>n. rfig^ adj. . zum Tode bestimmt Gegen den, der 
manchem dem To<le Verfulli n-'n dio Seele gepfäudet, gcraulit hat (der Teufel). 

22 findet, trifft uns in ijUuden. — 23 »ich getinrien »t eineint sich in 
das Gefol«re eines Andern be'.eben, als Diener sich ihm ansehliefi«n. — 
85 EUgleich bei der Noth wird ancli die Ililfo gefunden: vgl. wo die Nnth 
am hex listen, da ist die Hiir am uäciisten. — 2G heilen, heilen wir, iai^t 
uns heilen. — 97 enbinden, losreißen, befreien. — 28 »und-'r trän, gewiss 
lieh, ohne trügerische Ilufifnung. — 30 laß uns dauernde Hilfe f^i hon. — 
31 verhouwen t hauend verwunden, tüdten. — 32 die Menschheit (Christi) 
gab sieh hin: leistete keinen Wideietand. — 



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78. KRBUZLI£0 



158 



sin geist müez' uns gefristen, 
(laz wir die diet verlisten. 

der toiif sie seit unkristeu: 35 

wan fürhtent sie den stiip, 

der ouch die Juden villet l 

ir sclirien lütc erhillet : 

inanc lop dem kriuze erscliillet : 

.erloesen wir daz grap ! 40 

Diu menscbeit muoz yerdcrbcn, 
saln wir den \6n erwerben, 
got Wolde durch ans sterben, 
sin tröst ist üf gespart: 

sin kriuze vil gehöret 45 
h&t maneges heil gcmöret; 
swer sich von zwivel köret, 
der hat den geist bewart. 

sündiger lip vergezzen, 
dir sint diu jär gemezzen: 50 
der t6t h&t uns besezzen, 
die veigen &ne wer. 
nü hellen hin geliche 
d& wir daz himelriche 

erwerben sicherliche 55 

bl dulteclicher zer ! 

got wil mit beides handen 

dort rechen sinen anden: 



33 g^fristen, am Leben, bei Kräften erhalten. — 34 dat , auf dnß, daniii. 

geiites; hier dit; Hoidcnschaft. vrlisti'n, tiberlisten. — Ab der touf, 
die Taufe, das CbriBtentburo. »ie sHtt nennt sie. d^r unkristen^ NichtChrist, 
Heide. — 86 wo», warum nleht; doeli wenl^ «ine Präge al« Hne AnfTor- 
deruni?. (fpr xtap] der Stah ist das Wahrzeichen der richterlichen (Sewalt, 
mit dum Stab hegte der Richter das Gericlit und an den Stab wurde ihm 
gelobt (vgl. stabfn Nr 126', 16 und Grimm'a Kechtsalterthilmer, 8. 761). — 
37 Villen, eigentlich dao Fell ah/.iehen, schinden; dann rstäupen, Bchlagen, 
zOchtiuen. — 38 erhallen, ertimen. — 39 rrschellt-n, erschallen. 

41 Diu inftttc/teit , das Menschliche, Irdische in uns, der Leih. — 
44 v/ getpart, aufgehoben, zurückgelegt (als ein Schatz, far die Nachwelt, 
für uns). — 45 gehöret, geheiligt, heilig. — 46 hat das Glück von vielen 
vermehrt, manchem zum Heile gereicht. — 47 zwtnl — leligiösc Zweifel. 
— 4H lier geist, die Seele. — 4'J eergetten, gedankenlos. — 6u gim^tt^Hf ge- 
zählt. — 51 bftitten, umstellen, belagern. - 59 die wehrlos dem Tode Ver- 
fallenen. — .53 'j'it'/ic firU.'n, übereinstimmen; dann hcdcutet aber h^U^-n 
auch sich schnell bewegen, eilen, yHic/ie , alle zugleich, iusgesammt, und 
liier ist wnl die letalere Bedeutung anzunehmen: niin laßt uns inüge- 
sammi dorthin eilen, wo. — 56 dulteciich , geduldig. iHu ter ist das wofür 
man lehrt, Aufwand, Unkosten: mit geduldiger Hingebung. ^ 58 der ande^ 
Zorn, VerdruA: dma Leid, was man ihm angethan. — 



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tM T. LTBDBS. 

sicli schar von manegen landen 

des lidlegalstes her! 60 

6ot, diDe helfe uns sendet 
mit dlner zesewen hende 
hewar uns an dem ende, 
s6 uns der geist verl&t, 

vor helleheizen wallen, <>5 
daz wir dar in iht vallen! 
cz ist wol kunt uns alten, 
wie jsemerllche ez st&t, 

daz höre lant vil reine, 
gar helfelds und eine. 70 
Jerüsaldm, nü weine, 
wie dln vergezzen ist! 
der heiden überhöre 
h&t dich verschelket söre. 

durch diner namen öre 75 
lä dich erbarmen, Krist, 
mit welher not sie ringen, 
die dort den borgen dingen, 
daz s' uns alsö betwingen , 

daz wende in kurzer frist! 80 



09 schar coiij. praes. von xclarn , sich in Srhar. u abthcilon , or>1non. — 
GO hei legeist, Coutractioa für heüecgeist: das lieer des heiligen Geistes, da« 
Kreuslieer. 

G2 zexewe, adj., roclit. hfindf, dat. von fianf, TTand. — 04 f;ci<tt, ScpIc. , 

— 65 der tcal. das Anikncheu. Wogen: vor der Lohe des liöUischen P^otiers. 

— G6 i/it = niht. — 70 helfelos, hilflos, «fn*, allein, Terlassen. — 73 diit 
überhire, Überniuth. — 74 vprxchelken , versc/ioU fn , zutn scfiatc^ Knecht, 
machen. — 77 — 79 ringen, dingen, betuinyen siiul Conjunctive. — 78 der 
borge ^ Bürge, diu borge, Aufscliub. ding-n c. dat., mit jemand unterhan- 
deln, •dfn borgen dingen kann schwerlich etwas anderes heißen als: den 
Waffenstillstand miterliaiideln.« (Benecke, Mhd. Wörterbuch, l , 164.) 
,7. Poters (im Programm von Leitmeritz lS7l) will die Lesart von A Imt-yt-n 
festhalten und es im Anschluß an Stalder's Idiotikon 1, 202 durch Fratzen' 
geticht, HoohsnuthtteullBl (auf die Heidon bezogen) erklftren. 



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t9. IM OBLOBTEN LANDE. 



155 



79, 

IM OELOBTEK LANDE. 



alrßst leb' ich mir werde, 

Sit min sündic oiigo siht 

lant daz höre und onch die erde, 
dem man vil dor eren ^\ht. 

mir'st gesclielicn, des ich ie bat: 6 
ich bin Ivonien un die stat, 
da got meuneschlichen trat 

Schoeniu lant rieh unde höre, 
swaz ich der noch hän gej^ehen, 

SU bist dii'z ir aller ere. 10 
waz ist Wunders hie gescliehen! 

daz ein maget ein kint gebar 
h^re übr aller engel schar, 
was daz niht ein wunder gar? 

Hie liez er sich reine toufen, 15 
das der mensche reine st; 

dö Hez er sich hie verkoufen, 
das wir eigen wurden frt. 

anders wieren wir verlorn, 
wall sin sper, kriuz* unde dorn: 20 
w6 dir, heiden, deist dir zornl 



1 ätriit s aüerSrat. ▼ersttrktef irst. Ntin erst hat das Leben Werth 

für mich. — 3 = da: //»V»' tanl. — A jehi'n c. dat. und ßen. , von jeinaiul 
etwat sagon: das man so sehr rühmt und preist. — 5 mir ist zu Theil ge- 
worden, wamm Ich stets gebeten habe. — 7 Menne$cMie/»en adT., menioh- 
lieh, als Mensch, trat, wandelte. 

8 Af-r«, herrliche. — 10 so bist du die Krone ihrer aller, über alle 
erhaben, — 11 wie viel Wunderhnns ist doch hier geschehen I 

15 er reijMy er der Keine, Makellose. IS wir eigfi, wir Unfreie, 
Leibeigene. — 20 ttnn, wäre nicht: ohne seinen Speer, das Kreuz und die 
Dornenkrone (die Marter, die er Kir uns erlitten), wären wir verloren — 
21 der heiden} darunter verstaud tnau im Mittelalter namentlich auch die 
Mohammedaner, mir ist $om, teta «rsttme mich, gerathe in Zorn. 



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1Ö6 



X. LIEDBB. 



Do er sich über uns wolde erbarmen) 

hie leit er den grimmen töt, 

er vil riche übr uns vil armen, 

daz wir koemeii üz der nöt. 25 

daz in dn dos niht verdröz, 
dast ein wunder alze gröz, 
aller wunder übergeuöz. 

Hinnen fuor der sun zor hoUe 
von dem grabe, da er inne lac. 80 

des was ie der vator geselle 
und der gt'ist, den nirman mac 

sunder scheiden: est al ein, 
sieht und ebener danne ein zeiu, 

als er Abrahame erschein. 35 

Do er den tievel do freschande 
daz nie keiser buz gcstrcit, 

dö fuor er her wider ze lande, 
do huop sich der Juden leit, 

daz er herre ir huote brach 40 
und man in sit lebendic sach, 
den ir hänt sluoc üude stach. 

Dar n&ch was er in dem lande 
▼ierzic tage: dö fuor er dar, 

dannen in sin vater sande. 45 
sinen geist, der ans bewar, 

den Bant' er hin wider ze hant. 
heilic ist daz selbe lant, 
slh nam ist yor gote erkant. 



2S ührrgi'n 'z , d.T seinesgleichen niclit hat. 

2y hinnen, von hinnen. — 31 darin war «ein etoter Begleiter, Ge- 
none, der Vater und der heilige Geist. — 33 sunder scheiden, absondern, los- 
trennen, est — r^ ,\t. al ein, alles eins: sie bilden Eins. — 34 «/^'//^ einfach, 
gerade, eben, gieirli, glatt, der zein, Rohr, Stab, Gerte. — 35 Genesis cap. 18. 

36 gescii'-'iden , zu Schanden machen. — 3S zurück nuf die Erde. — 
39 »ich heben, a&hebeu, anlangen. — 40 daß er wie ein Fürst, iiebieter, 
ihre (Grabe8-)Hut durchbrach, trotz ihrer Wache todi Grabe erstand. — 
42 ituoc unde sfu'/i, geschlagen und gestoclien hatte. 

44 dar, dannen, dahin, woher. — 45 sande ^ gesandt hatte. — 47 hin 
widtr, hierher BurOck. 



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T9. IM GELOBTEN LANDE. 157 

In diz Innt h&t er gesprochen 60 
einen angcsliLhen tac 

da diu witwo wirt geroclien 
tmd der weise klagen mac 

und der arme den gewalt, 
der da wirt mit ime gestalt. 65 
wol im dort, der liie vergalt! 

Unser lantreht»re tihten 
fristet d& niemannes klage, . 

wan er wil ze stunt dk rihten, 
80 ist an dem lesten tage: 60 

und swer dlieine schult hie Iftt 
unverehenet, vie der st&t 
ddrt, da er pffint noch bflrgen h&t! 

Ir enlät iuch niht verdriezen 
daz ich noch gesprochen bän, 

sö wil ich die rede besliozen 
kurzlich, und iuch wizzen län: 

swaz got mit der werelt ie 
wunderliches noch begie, 
daz huop sich und endet hic. 

Kristen, Juden unde heiden 
jehent, daz diz ir erbe si: 



50 Hn«H tae $prechtn^ «inen bMtfmniteB Termlii snr Gerfebtsrerhand- 
long ansetzen. — 51 anyesltch, an;,'stvoll, Angst erregend: den iiingsten 
OeriobtBtag. — 53 der weise, orbus. — 54 der yewalt, Vergewaltigung. — 
^fH$talt part. praot. von x(''ii>'n, amMlttn; diamuiBn ihm hier ▼•rübt. — 
56 9€rg<itf, bezahlt, gebüßt hat. 

57 lantrfhtiKre , judex terrae, tihten, das Erfinden, Urtlieüssi>ruch; 
invistiaohe Spitzfmdigkfitcn, Erfindungen. — bSJritten, aufschieben, bintan- 
nalten. — 59 «« stunt, sogleich, auf der Stelle. — 6'2 unperebenet , anaus- 
geglichen, onberichtigt. — 6.1 wie wird der dort ttehenl Daß man dem 
jüngsten Gericlit weder Pfänder iincli Bürgen stellen koniu', sondoni jedi r 
ftir seine Sünden selbst eiusteheu müsse, ist eine sprichwörtlich oft (auch 
bei Walther Nr. 89, 5) Torkommendo Kcdeaeart (s. Simrock 1, 219). 

64. 65 Wenn euch, was ich Vtishtr gesprochen habe, nicht zu laof? 
wird. — 68 — 70 die wunderbaren göttlichen Geschicke der Welt nahmeu 
hier (im gelobten Lande) ihren Anfang, hier worden sie aaeb enden« 



65 



70 



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158 I. LISDBR, 

got inücz' ez ze n hte scheiden 
durch die siue luiraeii dri. 

al diu werelt stritet her: 76 
wir sin an der rchtcn gor, 
rcht ist daz er üus gewer. 



Ii kämpft, streitet um das Erbo: richtet ihren Streit hierher, auf 
dieM« Land. — 76 diu gtr^ dM YerlnagMi, Bogehren: unser Anspruch ist 
der berechtigte, darum ist es in der Ordnung, daft er ihn uns erfliUe. 



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II. 

LEICH. 



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YORBEMERKUNa 



(nach L. ÜHLAND.) 



Von den Liedern durchaus verschieden und eine eigen- 
thümliche £r8cheiniiiig im Gebiete der alten Kunstformen 
sind die Leiche (vgl. darüber Jac Grimm, «Über den alt- 
deutschen Meistergesaug»), S. 63— 70, 181 f., 191), Gedichte 
gröf^ern Umfangs, in denen mancherlei Töne in buntem 
Wechsel zu einem weithin gezogenen Ganzen verbunden sind. 
Doch ist auch hier die schon bezeichnete Kichtung der deut- 
scheu LiederkuQSt nicht verleugnet, indem nicht etwa durch 
das Aushalten oder Wiederauffassen gleicher Reime die ma- 
Tiigfaltigen Theile zusammengehalten werden, sondern der 
Zusammenhang nur im Bau dieser Theile beruheu kann. So 
wenig man berechtigt ist, diese Gedichte für Werke regel- 
loser Willkür zn erkl&ren, so schwieng ist es gleichwol, 
ihre Regel und Grundform zu erfassen. Verschiedene Töne, 
willkürlich zusammengereiht, würden wieder als Einzelnes 
auseinander fallen ; irgend ein Gesetz der Verbindung , wenn 
auch tiefer liegend, wodurch die einzelnen Theile zum (Janzeu 
werden, ist daher künstlerisch nothwendig. Sich mit der 
Einheit des Inhalts zu begnügen , passt nicht für jene Zeiten 

WALSIIU VOS OBE VOOtLWStDK. 11 



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162 



II. LXICH. 



uml am wenigsten für diese Gedichtart, welche eben im In- 
halt 80 zerflosBen ist. Auch hier Termißt man die nfthere 
Kenntniss der Musik und des Tanzes, wodurch sich manches 
aufhellen möchte. Dennoch liegen Wahrnehmungen vor, die 
zu weiterm Krfunde führen können. 

Man bemerkt in den Leichen zweierlei Bestandtheile, einen 
gemessenem und. besonders gegen das Ende hin, einen freiem. 
Jener bildet sich aus Reimgebänden, welche niemals zur drei- 
theiligen Strophe werden , aber sich, wie Stollen eines Auf- 
gesangs, wiederholen und zwar in mehrfacher, theils unmittel- 
barer, theils durch andere Töne unterbrochener Wiederkehr: 
denn statt der Lösung in einen Abgesang springt der Leich 
zu neuen Aufgesängen über oder es entfalten sich die den 
andern Bestandlheil ausmachenden licimfolgen von freierm 
Ergüsse. Diese als Abgesang des n&chstforgehenden Auf- 
gesangs zu betrachten, scheint nicht zulässig, denn Torerst 
würden die frühern Aufgesänge, denen sich kein solcher 
freierer Theil anschloß, doch nicht abgesungen sein, man 
mttlSte denn wieder einen Aufgesang fftr den Abgesang des 
andern ansehen, auf beide Weise würde man aber nur sehr 
unklare und unförmliche Strophen herausbringen; sodann 
macht es sich bemerklich, daß gescblossene Strophen Über- 
haupt nieht zu Stande kommen sollen: nicht bloß stellt das 
fortwährende Aufsingen durch die mehrfache Wiederholung 
der gleichen Geb&nde und durch die Anreihung neuer sich 

* 

nachdrQcklich hervor, sondern wir können auch keinen sol- 
chen Abschluli in der Mitte des (Jedichtes annehmen, ohne, 
dieses filr eine leblose, bloß mechanische Zusammenschiebung 
verschiedener Töne zu erklären. Sollten selbst vollständige 
Strophen sich vorfinden, so werden uns doch diese, so wie 
sie sich wiederholen, ebenfalls zu Stollen. 



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YOBBBMBSKÜMO. 16B 

\ 

Die Form der Leiche scheint durchaus im Grftftem auf- 
gefaßt werden zu müssen: niclit der einzelne Aufgesaug 
löst sich im einzelnen Ahgesang, sondern was sich in son- 
stigen Liederstrophcn klar und leicht abersichtlich im Ein- 
zelnen darlegt, die Zusammensetzung aus dem Gleichen, 
Gemessenem, und dem Ungleichen, Freiern, ist bei den 
Leichen nur im Ganzen und durch dieses zerstreut vor- 
handen, eben in den bisher bezeichneten zweierlei Be- 
standtheilen, die sich auf das mauigfaltigste ablösen und 
▼erwehen. 

Im Übrigen bildet diese Gedichtform keine Glanzseite 
der mittelhochdeutschen Lyrik: künstlich in ihrem Bau und 
zugleich ungebunden im Baume, führt sie selbst treffliche 
Sftnger ins Weitlftufige und Leere. Auffallend ist es, daß 
sie dennoch schon frühzeitig vorkommt. Schon in der alt- 
hochdeutschen Periode geschieht ihrer Erwähnung, und wirk- 
lich haben sich aus dieser Zeit einige Leiche erhalten, wenn 
auch deren Zahl keine so große ist, als man da und dort 
anzunehmen scheint, denn nicht jedes nnregelm&iSig gebaute 
Gedicht ist darum schon ein Leich. Auch in den volks- 
mäßigen Epen des I J. Jahrhunderts finden wir sie öfter 
erwähnt, so im König Rotber (ed. Rückert V. 172. 176. 
3512. 2522) und im Nibelungenliede (ed. Bartsch Str. 2002. 
2007); sie werden gefiedelt oder geharft. Bogreiflich ist 
aber hier nicht von unserer künstlichen Form die Rede, 
die Bedeutung ist allgemeiner und bezieht sich zunächst 
auf das Spiel. Im Althoehdeutschen bedeutet nämlich leich 
modus, Chorus, psalmus ; gothisch ist laiks Tanz, von laikan, 
springen. Hiemach ist also leich nrsprOnglich Spiel, ge- 
spielte Melodie. 

Dieser Bestimmung für das Saitenspiel ist auch die spä* 



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164 



II. LEICH. 



tere besondere Art, die sich den allgemeinen Namen an- 
geeignet, treu geblieben. Ulrich von Liechtenstein meldet, 

wie er einen Loich mit hohen und schnellen Noten gesungen 
habe, wofür ihm mancher Fiedler gedankt und der auch gut 
zum Siggen war (Franendienst ed. Lachmann 8. 432, 14 ff.). 
Mehrere Leiche schließen damit, wie die Saite oder der 
Fiedelbogeu zerspringt (Ulrich von Wintersteten, Minnesinger 
ed. V. d. Hagen 1, 142; der Tanhauser, ebd. 2, 85^). Zum 
Tanze bestimmt zeigen sich viele Leiche durch den Inhalt, 
wie durch ausdrückliche Benennung [so wolde ich frcelich 
singen den kinden diaen r eigen: MSH. 1, 137^. gerne ich 
sunge dien, die singent und hringent disen sane dwrh ir 
ere für: chd. 1, 14G''). In dem Wechsel der Töne erkennen 
wir die Irrg&nge des Heigens, in dem raschen Reimschlag 
den Auftritt der Taiteenden {springent hüheche trite: ebd. 
1, 147*). Lebendige Handlung ist besonders in solchen Tanz- 
leichen, die der S&nger mit Liebeaklage anhebt und dann, 
das mnere Ltid niederdrftckend , sich in die Wirbel des 
Tanzes wirft: iSwaz ich gesinge, daz frönt mich in herzen 
nihtf ich tanjse, ich springQ^ e daz mir lie^ von ir geechiht 
(Hemrich von Sax: MSH. 1, 91*; vgL ebd. 1, 138^). 

Dieser sichtbaren Verbindung des Leiches mit dem Tanze 
thut es keinen Eintrag, daß er sich, frühe schon, auch 
anderartigen Gegenständen zugewendet. Wir finden nicht 
nur Leiche, die gänzlich der Liebesklage gewidmet sind, 
sondern auch mehrere geistliche, und am Schlüsse statt des 
lustigen Heia heil ein frommes Amen. Frauenlob hat sogar 
das Hohe Lied zu einem Leiche bearbeitet. Man hat auch 
solche fremdartige Dinge doch mit dem Tanze zu vtrhindeu 
gesucht. In den wunderlichen Leichen des Tanhauser (MSH. 
2| 81 fiP ) wird bald der Herzog Friedrich von Gilsterreich 



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yOBBEMERKUNO. 



165 



gepriesen, bald das Lob aller milden Fürsten gesungen, 
bald ein Liebesabenteuer erzählt, bald allerlei Gelehrsamkeit 
in Erdkunde, Fabellehre und Rittergedichten possenhaft aus- 
gekramt, zum Schlüsse aber folgt gewöbnlit Ii noch der Auf- 
ruf zum Tanze und die Darstellung des letztern in raschem 
Sprunge der Zeilen. Glücklich ist der Übergang Ton der 
Aufzählung fabelhafter Frauen zum Lobe der eigenen, wie 
sie unterm Bosenkranze am Beigen geht (MSH. 2, 86*). Ein 
andermal ist die Erzlihlnng seltsam mit dem Tanze yerwoben 
(ebd. 2, 88). Mau sieht in diesen Leichen den Vorsinger 
oder Sprecher heraustreten, er hält seinen Vortrag, den die 
Gesellschaft ruhig anhOrt; sowie er aber bei den raschem 
Gängen angekommen, wird alles lebendig, und wirbelnd 
schlingt sich der Beigen. £iu Leich Konrad's von Würz- 
burg, worin geklagt wird, daß der Gott des Streites den der 
Minne verdrängt habe, endijj^t gleichfalls mit der Aufforderung 
zum Tanze (MSH. 2, 312 ff ). 

Zu den wenigen geistlichen Leichen gehört der nach* 
folgende Walther's. Kaehdem sich der Dichter, unter Be- 
rufung auf das apostolische Glaubeuäbekeuntniss, als gläu- 
bigen Christen zu erkennen gegeben, wendet er sich an den 
dreieinigen Gott, mit der Bitte, sich des schwachen sün- 
digen Menschen anzunehmen, damit er der Bosheit und dru 
Lockungen des Erzfeindes nicht erliege. Sodann wird — und 
dies bildet den Hauptinhalt des Leiches — die jungfräuliche 
Mutter Christi und ihre Fürbitte bei ihrem Sohne angegangen, 
auf daß er sich des Geschöpfes seiner Hand erbarme und 
die Beue, die von Sünden reinigende, in sein Herz sende. 
Die Bilder und Gleichnisse, die er hier zum Lobe der hei- 
ligen Jungfrau verwendet, sind kein £igenthum des Dichters, 
sondern Gemeingut der ganzen christlichen Welt; aber in 



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166 



n. LBIOH. 



dem Takt und Geschmack, womit er aus einer Überfülle 
solcher Attribute seine Wahl trifft, verräth sich sein unge- 
meines Talent, das sich dann in seiner vollen Größe aeigt, 
wenn man mit dem Leiche, seiner maßvollen Haltung und 
der darin sich offenbarenden tiefen Frömmigkeit, die goldene 
Schmiede des Konrad von Worzharg oder den, fälschlich 
dem Gottfried von Straßburg zugeschriebenen, Lobgesang 
auf Christus und Maria vergleicht. 



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80. 

L E I C H. 



6ot, diner triiiitate," 
die ie beslozzen häte 
din fürgedanc mit rate, 
der jchen wir mit driiiiige: 
diu drie ist ein eiuunge , 

fiin got, der hoho here. 
(sin ie selbwesendiu ere 
verendet niemer mere): 
der sende uns sine lere, 
uns hat verleitet sere 
die sinne üf manege sünde 
der i'uräti) üz helle abgrüade 



6 



10 



3 der furydanc, das Vnrausdonkcn. — 4 der trinitäte jehcn , pro- 
flteri trinitatcin, un die l)reifultigkeit Klauben; bekennen, daß sie ist. 
driunge, Vordreifaclinng. — 5 dm J;-t. , l)reilic'it. i'inuri'je, Einheit. — 
6 der hohe lieft; ist Apposition wie Tristan ei yut , der rtche und 

unten V. 79: '•m yut , dt r ie gcive^ende. — 7 selhu-esende , durch sich seihst 
seiend; houor •obstantialis. Der Sinn von V. 1—7 ist; Oott» An deine 
Dreifalt>$:;keit, die dtireh ▼orbedSehtigen Rethaehluft von Jeher in dir ver- 
einigt war, glauben wir mit Verdreifachung: die Dreihcit ist eine Einheit, 
^khx hoher huhrcr Gutt, dessen durch sieb selbst seiende Ehre nie ein 
Ende nimmt. Es ist dies eine poetische Umschreibung einer Stelle des 
apoPtoli^^chen Glanbensbekenntnisf'eB : ich pluube, daß die drei Nani» n vm 
(jott sind, der von Ewigkeit lier war und immer sein wird, ohne Anfang 
und ohne Ende. - 10 vt rleiten, irreführen. — 12 Aeffe ist gen., abhängig 
von abgründ« stn., Abgrund : der HöUenfUrsi. — 



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168 



fl. LBICII. 



Sin rät und bloeiles fleisches gir 
die liäiit geverrtt, ht'rro, uns dir. 

Sit disiii zwei dir sint zc halt 15 
und dü der beider hast gewalt, 
S6 tuo daz dinem iianion ze lobe 
und hilf uns, daz wir mit dir obc 
geligcn und daz diu kraft uns gebe 

so starke statte \vi(h'r>tr(:be, 20 

Dä von din nanic si gOrct 
und ouch din lop genieret, 
da von wirt er gunerct, 
der uns du sünde leiet 

Und der uns üf unkiusclie jaget. 86 
stn kraft von diner kraft verzaget, 
des si dir iemer b)p gesiiget 
und ouch der reinen süezen niaget, 
von der uns i.^t der sun bi taget, 

der ir zo kinde wol hehaLret. • 30 

Magt unde muotcr, sch'iuwc der kri>tonheite not, 
dü blüendc gcrte Arones, üf gender morgenrOt, 
Ezechißles porte, diu nie wart üf getan, 
durch die der künec lierlü he wart üz und in gelan! 
alsd dia sunnc schinet durch ganz geworhtez glas, 35 
also gebar diu reine Krist, diu magct und muoter was. 



n f^'tde. schwach, gebrechlich, diu yir, BcgiPrdp. — 14 >;-v>'rift , eiit- 
ftiut, ouirronidet. — 15 disitt zwei, des Teufola Kutii umi unsere Begierde. 
6atf, keck, dreist; vg^. Nr. 27, 32: sisi aider ätcU bal(. — 16 beider 
gewaltig biat. — 17 zum Buhme deinet Namens. — 18. 19 oft« I/mji, diu 
Oberhand gewinnen, siegen. — 20 itoete, ausdauernd, diu vittf^xtrebe^ 
Widerstan lski ;ift. — 21 ^vtVt/ zusaininengezogr-n aus vi'i lierrlicht. — 

'i'i rr^ der Tuulel. guniret = yeunirti, gescliandet, bcachimplt. - 25 diu 
unki'tsehty Unkeusehheit, unreine, sündhafte Begierde ftberhaupt. Jag^n 
zu ctwu? (iriiiigen, treiben. - • ''^'a-j^n, 7U Tage k"iiinn'n. sich zei- 
gen, erscheinen. — ;{> Maua als Jungfrau und Mutter gleicht der (iorte 
Aaron's, welche, obgltüch dürr, dennoch grQnte, blühte und l^'i Uchte 
truir, nrtch 4 Mos. J7, 8. dir moryenrot niasc: Maria ist nicli dem 
Ilulicn Lied fi, 9 die Morgeurutho, die deu Tag vcrkünilut. — 'SA. 31 die 
Pforte dt 8 Tempels Regen Sonnenaufgang, die Verschlüssen war uud 
Uurcii welclie nur der llcrr eingicng, nach Ezechiel 44, 1. 2. — 35 gc 
teorkt part. prsBt. von würken ; <j<iriz geworht, nnTerletzt. Wie die Sonne 
durch Glaa scluint, ohne es zu verletzen, so ward Maria von Gott 
durchdrungen i ein im Mittelalter allbekauntes, beliebtes und oft an- 
gewandtes Bild sur Btseicbnung de* Wtindeia toh der jungfriuUchcn 
BnipflUtgu!«!, — 



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90. LEICn. 



169 



Ein bosch der bran, dä nie niht an besenget noch 

verbrennet wart: 
griien' unde ganz beieip sin glänz vor tiures Üammu 

und unverschart. 
daz ist diu reine maget alleiue, diu mit magetlicher art 

Kindes muoter wonlen ist 10 
an' aller manne mitewist 
und wider menneschlichcn list 
den wären Krist 
gebar, der uns liedähte. 

Wol Ulis, daz si ie {jetrucc 45 
der unscrn tot ze lüde sluoc! 
mit shiem bluote er abe twuoc 
den ungefuoc, 

den ßven schulde uns brähte. 

Salomönes h6hes trönes bist dü, frouwe, ein sclde 

hSre und ouch gebieterinne; 50 

balsamlte, margarite, ob allen magden bist dü, ma- 
get, ein maget, ein kQniginne; 

gotes amme, ez was din wamme ein palas, d& daz 

lamp vil reine lac beslozzen inue. 

Dem lambe ist gar 
gelicb geyar 

der roegede schar : 56 
die nement sin war 



37 bofch Btm. neben buscfi . der Bn- Ii. niht. niclits = da an nie niht. 
ht'tnigMt Teriengen. — 38 gan»^ unverletzt. Vor den Feaerdammeu blieb 
■ein OUns grQn and unberfllirt. mnter*ef,art part. pnst. Ton 9€rnchtrten^ 

verletzen. — S9 magetlich, jungfräulich, art, (rcschleoht, dann Art und 
Weise, Zustand* — 41 diu viitewut von niitf wesen, beisein, beiwohnen, cou- 
•ortium. In einem ungedruckten Melker BraohstUck heiAt diu tüete 
mitot^r r'r meinft, diu uns da 6» b^uUit ist, dm x' an*' mannet luitewist 
(ines aunes gena:*, diu vor und sU doch tuayel iiuts und immer ist du ende, 
— 4H der liat^ Klugheit, Kunst. — 44 bedenken c. acc, sich jemandes an- 
nebmen, für ihn sorgen. — 46 der, denjenigen der. — 47 tufuoc prsst. von 
Ueohen. waschen, abwaschen. — 48 der unijefiioc, Oberlast, ffroQe Bürde 
(der .Sünden). — 5ü diu seid'', ahd. ■<iili<//t , .uliihi , doniicilium, t;iberna- 
oolujn, Wuhnsita: eine herrliche Wohnung für Salomon's erhabenen 
Thron. — über die aymbolieotae Vorstellung von Maria alt Thron Salomon*s 
vgl. Piper in den .Talirbücliern für Kmi5=.twissoiiscliaft 97—137. — • hl ha' 
samUe, balsnmus, Balsambaum , eine Öftere Benonnuna der Maria (v^l. 
Eccles. Jl, 20 und Germania 23, 39); ebenso margarite tti., die Perle. Da, 
o Junprfrau, bist eine Jungfrau über alle Jungfrauen; vgl. jitag-'t aller 
meide (Goldene Schmiede, S. XL. 31). — 52 amme, nutrix. diu wamme, 
wambe , Uterus, Schoß, pala», Palast. — SS gar, ganz. — 54 geltch gevar 
adj., glelchfärbig ss weift wie ein Lamm. — 56 die schauen darauf; vgl. 
Apoc. 14, 4: virgitiii enim nnU, hi »equuntur agnum quocunqut itrit. Phy- 
•iologot : 9on diu volgtn wir dem lam*« «war t> kirit, — 



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170 



II. LEiCn. 



und köreiit 8 war ez keret 
Daz lamp ist Krist, 
der war got ist, 

da von du bist 60 

iiü alle frist 

gehoehet und gehtTCt. 

Kö bite in, daz er uns guwcr 

durch dich des unser dürfte ger: 

dü sende uns tröst von himel her: 65 
des wirt din lop gemeret. 

Dü niaget vil unbewolleii, 
der Gedoonps wollen 
gelicliest dü bevollen, 

die got begöz mit sime hinieitouwe. 70 

Ein wort ob allen wortea 

entslöz dlns 6ren porten, 

des sfleze an allen orten 

dich YAt gesüezet, süeze himclfrouwe. 

Daz üz dem werte erwahsen sl, 75 
daz ist Tor kindes sinnen frl : 
ez vuohs ze worte und wart ein man. 
dft merket alle wunder an : 
ein got, der ie gewesende, wart 

ein man näch menneschllcher art 80 
Swaz er noch wundere ie begie, 
daz hftt er überwundert hie. 
des selben wundernres hüs 
was einer reinen megedc klüs 



64 diu dürfte^ htlfsbeiiüi Itige Lage: was unsere Noth crheiBcht. — 
67 unbttwolUn , unbefleckt, von beuetlen, sich im Kothe wälzen, verunrei- 
nigen. — 68 Mnrift ist das Iiammfeli Qedeon's, welohet ftllein vom Thau 
befenehtet ward, -wfthrend alles andere trocken blieb, nach dem Bnolit 
«Jer Kicliter R, 37. Z^. — (''♦ f"DoUf'n adv., diiroliaus, »änzlich. — 72 fntslie» 
iettf aufschließen, Offnen. Maria emptieug nach einer im Mittelaltur all- 
f^eroein verbreitetMi Voretellung (das Wort) dnreh das Thor ihres Ohres; 
V.;!. Walther cd, Iiaclmiann 3ß, 35 f., Konrad's G-ldmo Schmiede, 
1-76 ff. u. 8. w. — 73 des, dessen, diu suete, die bülii^keit. ilai ort, 
Spitse, JSndO; durch und durch. — 74 tüeten, süet« machen. — T.> irort, 
Logos, erwähnen^ entstehen, hervorgehen. <(, sein roi^. — 76 kindischen 
Sinnes ledig, nicht kindisch gesinnt. — 77 toorte , wortspielend, hier im 
.Sinne dog joliaiinL'iscIu'n 'o/o?. — 79 ie g^wesendf , von jeher sei' nd. — 
80 auf mensciüiohe Weise, nach Art der Menschen. — 82 iUtwwunder», 
durch Wunder ttbertreffen: die« ist von allen Wundem, die er Jenuüa 
getban, das größte. — S8 mmdtrmn^ Wundtrtbatar. MU» Wohnung. — 
84 klüs, Klause, Zelle. — 



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80 LEICH. 



171 



wol vierzic wochen und nilit 85 
jin' alle Sünde und änc we. 

Nü biten wir die muoter und ouch der uiuoter barn, 
8i reine und er vil giioter daz sie uns tuon bewaru, 
Wan äne sie kan niemen noch hie noch dort genesen : 
und widerredet daz lernen, der muoz eiu töre wesen. 90 



\\ ie mac des iemer werden r^it, 

der uinbe sine missetät 
niht herzelichor riuwe hät, 
Sit got enhciiie siuide lät, 

Die niht geriuwent z' aller stnnt 95 
hin abe unz üf des herzen grünt V 
uns ist daz allen vil wol kunt, 
daz niemer sele wirt gesunt, 
diu mit der Sünden swert ist wnnt, 

si'n habe von riuwen heiles funt. 100 

Nü ist uns riuwe tiure : 
sie sende uns got ze stiure 
bi sinem minnefiure. 
sin geist der vil gehiure 

Der kan wul herten herzen geben 105 
gewsere riuwe und lichtez leben : 
dä wider solle niemen streuen. 

Swa er die riuwe gerne weiz, 
Uä machet er die riuwe heiz ; 



S6 änc we., ohne Sohmerscn. — 87 harn stm. etu. von bern , tragen, gebah- 
ren : Kind. — S8 tuon ''/''i/ a/ « = Bcliützon, Schutz gewähren, tuon ist colü« 
Frühe« Vorkommen des später so ttberhand&elimenden auxiliarcu tuon ; 
▼gl. Parsival VI, 338 ennehumpfleren tuon und Orimm*8 Orainmatik, 4, 9<1. 
— S9 n . h — nocli weder — noch. g''nesen, gerettet worJen. — ','0 u i, /,•/■- 
reäfn, widersprechen, leugnen. — ^1 ez wirt eines titn'jet rälf dalUr kauu 
gesorgt werden : wie kann dem jemals geholfen werden. — 94 enhein^ 
kein, nullus. (dt, erläßt, vergibt. — 9S nach den Negationen viciwr, nifi 
bleibt der Artikel weg: nie eine Seele. — lOü es sei denn, daO sie das 
heil, die Bettung, Erlösung, finde, die aus der Beue kommt, eine Folge 
der Keuo ist. — 101 tiure, selten: mir itt tiure, ist schwer zu erl.niij?en, 
die Reue ist selten bei uns, wir bereuen selten. — 102 diu xtiun-, Hilfe, 
Unterstützunf?. — 103 6« c. d;it., durch. Tiiinn>'/iur, Liebesfeuer = der hei- 
lige Geist. — 104 gehiure, lieblich, schön. — lOti gewofre, a4j** wahrhaftig« 
wfthv. bell, erlenelttet, Irrthninffrel. — 106 wo er weiß, dsA die Berne 

gern ist: in einem snr Beue geneigten Hersen. — 



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172 



II. LEICH. 



ein wildcz herze er also /aiiit, HO 
daz ez sich aller sündeu schämt. 

Nü sende uns vater unde sun, den seihen preist her ahe, 
daz er mit siner süezen fiuhte ein dürrez herze erlabe. 
Ünkristenlicher dinge ist al diu kristenhcit so vol. 
SWÄKristentiiom ze siechliüs Iii, da tiiot man im niht wol. IIb ■ 

In dürstet sere nach der lere, als er von Körne 

• was gewon : 

der im die schaucte und in da trancte als e, da 

wurde er varnde von. 

Swäz im leides ie gewar, 
daz kam von simonie gar : 

nü ist er also friunde bar, 120 

daz er'n getar 

niht sinen schaden gerüegen. 
Kn'stentuom und kristenheit, 
der disiu zwei ze samene sneit 

gcUche laue, gelithe breit, 125 
liep linde leit, 

der wolte euch, daz wir trüegen 

in Kriste kristenlichez leben. sit er uns hät üf ein 

gegeben, so suiu wir uns niht 
scheiden. 



HO mtdef ungezfthmt, zügellos, taiitf, zfthmt. — 113 diu ßuhttt^ die Fencli« 
tigkeit. erlaben, er<iuicken. — 114 itnkri.itPitlic/i] danintor vorstand ri):\n im 
Mittelalter, wie zum Tlieil uoch jetzt, alles Uurechte, Unnatüiiii lic. — 
115 Kriüentuvvi niasc ist hier persönlich gedaclit. siechhus, Kranki uliaus, 
Spital: wo die Cliristliohkeit, Chriatenlieit» krank ist, da geht man nicht 
gut mit ihr um. -> 116 In, nftmlich den kri»t*ntuom. geunn, gewöhnt: d. h. 
wie er sie von Rom zu eropfan^^en gewöhnt war. — 117 rffV , wer, wenn 
einer, schände couj. prst. von schenken ^ einschenken, trancte^ tränkte. 
DaTon wttrd0 er varntie, gehend, also: gesund, wie wir von Kranken sa- 
»,'(■11 • käme wieder auf die Beino. — US <jeicar prret. von 'jfwencn. Was 
immer ihn (die Ciiristeuheit) betrübte, beunruhiK'te. Seine ganze Krank- 
heit kam, rührte her. — 119 .«mioniV, die Sunde, die derjenige begeht drr 
mit geistlichen Gütern nnd Ämtern Handel (»der Krwerb treibt, benannt 
von Simon dem Magier (Aposiclg. ö , 14 tT.), der die (iiibu des lieili^en 
(ieistes von den Aposteln erlcaufen wollte. — l20 nun ist er, davon konmit 
es, daft er. friunde har , von Freunden entblößt. — 121 daA er os nicht 
wagt. — 1S9 gerüetjfu, gerichtlich anieigen , gerichtliche Klage erheben. 
— rJ4 iffr , derjeiiiu'o der — Gott. :e sanfni' sin,lfn, zuschmiden. « l>io. 
ganze Christenheit bollte auch das wahre Christenthum haben und zwar in 
Werken und Worten (i. V. 139). Als G«itt beide int Leben rief, da hat 
er eines so hing und breit tfesclmitten als das andere, denn sie solltexi 
^in Kleid bilden, damit, wer dan eine tialic, auch das andere nicht ent- 
behre.» (Simrock 1, 22i.) Das Bild bezieiit sich auf die Sitte des Mittel« 
alters, das Gewand aus Stoffen verschiedener Farbe zusammen zuRetaen 
und so suzusohueiden, daß die Theile unter sich abstachen. — Vib vj «in 
(f€b€n, suMmmengeben, Tareinigen, lu einem ▼•rbindon. Dem Diohtar 



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so. LBICR. 173 

swelcb kristen kristentuomes giht an werten iinde an 

werken niht, der ist wol halp 

ein beiden. 

nü ist ab uns ir beider nöt: daz eine ist än' daz ander 

töt: stiure uns got an beiden 130 

Und gebe uns rät, 
Sit er uns hat 
sin hantgetat 
gelieizen offenbare. 

Nü senfte uns, frouwe, slnen zorn, 135 
barniherzic muoter üz erkorn, 
dCi frier rose sunder dorn, 
dCi sunncvarvviu khire ! 

Dich lobet der hohen engcl schar: 
doch hrähten sie diu lop nie dar^ 140 
daz ez volendet wurde gar. 

Swaz sin ie wurde gesungen 
in stimmen oder Ton zungen 
üz allen ordenungen 

ze himel und üf der erde, 145 
des mane wir dich vil werde 

Und biten umV ünser sOnde dich, 
daz dü uns slst gensediclicb, 

Sö daz din bete erklinge 
vor d^r barmünge ursprfnge: ISO 



füllt das riini. Reicli (Beutsoblftnd) Und die Christenheit in dkien Bc- 
gn£[ xusammeu. — 12d voleher Cbrilfc s.ob zum Cliristeiithum bekennt 
mit im Worten xmd nicht mit den W«rk«n. hHden itm., Heide. — 

ISO nun bedürfen wir abor (um rechte Christen zn sein) ihrer beider, 
der Worti! und der Werke, denn das Eine ist ohne das Andere todt. 
%tiuren, untcrBtützcn, fördern. — 133 hantgetat stf., Werk der Hand 
= Geäcliöpf. sin ist hier nicht etwa der gekürzte Acc. statt sine, 
sondern der Nominativ, der bei den activen Veibis h'-iten und nennen 
im Mhd. öfter erscheint-, vgl. Nr. 131, b, und Grammatik, 4, 591. 592. 
— 137 äü fritr r$\t iundfr dorn] Uber diese dem Mhd. eigenthUmliclie 
Art TOn doppelter Kation in pleonattitcher Zaeunmenttellung privati« 
ver Adj. mit privativen Präpositionen, vjil. W. Wackernagel in Hoffmaun'a 
Fundgruben, 1, 270. &oie ohne Dorn (eigentlicli ohne der Sünde Dorn) 
lielAt dio lietUge Jnngflran Im Mittelalter, wie tie ancSi Tanbe ohne Gallo 
tri iKinnt wird. — 138 st/nn<Tar, soimenfarbig. — 140 dar, dahin, sow. it — 
141 wurde, würde. — 142 wie viel auch dessen (des Lobes). — 14 J i"; u// '» 
ordemti^^'i m sind die Chr>ro der Engel oder Oeteter gemeint. — 146 
maner=manen. — 140 hrt^, Bitte. — 150 6apmif»pe, Brbanuttng, Barmherxig- 
keit. der urtprinc, Ursprung, Quell. — 



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174 



11. LEICH. 



sö hau wir des gcdinge, 
diu schulde werde ringe, 

Dk mite wir sero sin beladen, 
hilf uns, daz wir sie abe gebaden 

Mit staete werader riuwe umb' unser missetät, 155 
die äne got und äne dich niemaa ze gebeune hat. 



151 da* gedingtt Uoffaung, ZaTaraicht. — i&2 ringe, leicht. — 154 abe ba- 
den, dnroh BAd«ii •bwateh«ii. ~ 155 tmtt vumde^ baitl&di? dauernd. — 
156 die, welche, nimllcb Reue, ime per, mit Aotnmbme Oottet. 



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lU. 

SPRÜCHE. 



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YOEBEMERKDNa. 



Daü das Mittelalter den Spruch als besondere lyrische 
Gattung betrachtet habe, kann mit Tftlliger Sicherheit nicht 

behauptet werden. Gleichwol besteht zwischen Lied und 
Spruch ein unleugbarer Unterschied; ihn zuerst erkannt und 
aufgedeckt zu haben, ist ein Verdienst Simroek's. Schon in 
der Art des Vortrages unterscheidet sich der Spruch vom 
Liede dadurch, dat> er nicht wie dieses gesungen, sondern 
hergesagt, und nicht in Begleitung von Musikinstrumenten, 
sondern Sprechweise vorgetragen wurde. Mit dieser Vortrags- 
weise im genauesten Zusammenhange steht die meist lang- 
gestreckte Versart und der minder kunstvoll geregelte me- 
trische Bau der Sprache. Zwar ist im Allgemeinen auch der 
Spruch dem Gesetz der Dreitheiligkeit unterworfen; doch 
finden hier weit häufiger Ausnahmen statt als beim Lied und 
dann sind diese Ausnahmen ganz anderer Art. In fünf 
Spruchtönen Walther's erscheint untheiHger Aufbau der Stro- 
phen (Nr. 81, 106 — 122, 137 — 153, 158 — 1G7, 173 — 185), 
und diese fünf Töne umfassen nicht weniger als sechzig, also 
reichlich die H&lfte der gesammten Sprüche. 

Ein weiterer wichtiger Unterscliied zwischen Lied und 
Spruch besteht in Folgendem. Während bei den Liedern 
s&mmtliche Strophen eines Tones in der Regel nur ein ein- 
ziges Gedicht ausmachen, gewöhnlicli also jedes Lied seinen 
eigenen, sonst nicht wiederkehrenden Ton hat, findet bei den 

WAXiTKBB VOM «IB VOABLWaiOB. X) 



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178 



Sprüchen das Gegeutheil statt. Hier hangen nämlich die 
Strophen eines Tones unter sich so wenig zusammen, und 
sie betreffen so yerscliiedenartige Gegenstände, daü jede ein- 
zelne Strophe ein selbständiges in sich abgeschlossenes Ganzes 
bildet. Gehören auch einzelne davon näher zusammen, so 
▼erhalten sie sich, nach Simrock's treffender Bemerkung, doch 
nur etwa wie eine Reihe Sonette über denselben Gegenstand. 

Endlich unterscheiden sich Lieder und Sprüche auch durch 
ihren Inhalt. Jene sind, wie es das echte lyrische Lied stets 
ist, fast ausnahmslos Minnelieder, sei es nun, daß sie, mit dem 
Wechsel der Jahreszeiten anhebend, den Frühling begrül^en 
und das Scheiden des Sommers beklagen, oder, ohne Rück- 
sicht auf die Natur, sich mit dem innersten Zustand des Her- 
zens beschäftigen: ja selbst in die religiösen Lieder, zumal 
die Kreuzlieder, mischt sich das niiuuigliche Element. Um- 
gekehrt sind die Sprüche zumeist ethischen oder auch, wie 
namentlich bei Walther, politischen Inhalts, sie ergehen sich 
in Betrachtungen über Menschen und Dinge, ertheilen Lehren 
und Ermahnungen, spenden Zuständen und Personen der 
Gegenwart Loh und Tadel. 

Bei der aui<gesi)rucheuen is'eigung zur Be^bchaulichkeit und 
Lehrhaftigkeit, die einen so wesentlichen Grundzug im Cha- 
rakter des deutschen Volkes bildet, darf man sich nicht wun- 
dern, daß die Spruchpoesie eine so bedeutende Stelle in der 
Geschichte der altdeutschen Litteratur einnimmt. Schon einer 
der ältesten deutschen Lyriker, der Spervogel, war ein Spruch- 
dichter, und im 13. Jahrhundert gewann diese Dichtart so sehr 
die Oberhand, daü sie die Liederdichtung nahezu überwucherte 
und daß es, wie z. B. Reinmar von Zweter und der Maruer, 
Säuger gab, die fast nur Sprüche dichteten. 



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f 

81. 

DER WAULSTBEIT. 
I. 

Kaeh dem Tode K. Heiurich's , der «m 98. Sept. 1197 in der 
Mfito d«r Jahre zu Messina starb, brach ftber Deatiehlud, wo nuter 
Friedrich I. oad dMien Sohne Buh« und Ordniuig gehenrseht hatten, 

Zwietracht und Unglück herein, deren TerderLliche Folgen noch heute 
uuverwunden sind. Da der kurz zuvor auf den päpstliclicn Stuhl erhobene 
Innoctiuz III. den dreijährigen Sohn Heinrich*«, l'riedrich II., den die 
Dentechen som Könige gewfthlt hatten, nicht aneifcenoen wollte, eo be- 
warben eich Philip Ton Sehwaben, des Kindea Oheün nnd Barbaroeea*« 
jüngster Sohn, und Otto von Braunschweig um die Krone. Die Verwir- 
rung war ungeheuer, in einem furchtbaren Kampfe ward das Ueich ver- 
wttstet, sein Gut vergeudet, seine Kraft gebrochen. lu diese Zeit fallen, 
neben einigen andern , die nachfolgenden SprOohe toU ernster Klage. 

In dem ersten, von allen bestimmbaren Gedichten Walther's das 
älteste, erblicken wir unseru Dichter in sorgenvolles Jsacluk'nken ver- 
sunken, wie CJut, Ehre und Gottes Huld zu gewinnen und miteinander 
in Einklang zu bringen seieu. Das Ergebuiss ist kein tröstliches, denn 
Friede und Becbt, die Jene schdtsen sollten , sind selbst sum Tode ver- 
wundet. 

In dieser Stellung, mit ühergeschlasonem iJciu und in die Hand ge- 
scbmiegtem Haupt nachdenklich auf einem Steine sitzend, ist Walther iu 
der Weingartncr und Pariser Handschrift abgebildet. Solche Stellung 
galt Ton Altere her fftr ein Zeichen rublg nachdenkender BesebauUchkeit 
(8. J. Grimmas Eeohtsalterthttmor, S. 763); im Earlmeinot (ed. Keller) wird 
Karl der Große genau so geschildert: dö (jeink Kurl der göde sitzen mit 
sinen besten toitzen under Gdlien sal up einen stein, üp einander lachte /c 
ttme beiut neder negede he tinen nacken, in de hand ladkte he Hne backen^ 48, 5'J. 



Ich saz üf eime steine 
und (labte bein mit beiue, 
dar üf sast' ich den ellenbogen; 
ich hete in mine hant gesmogea 



1 stein f Fels. — 3 dahte^ das rückumgelautete Pxset. von decken, 
•bcsBO S eaUt Ton tetteiu — 4 gesniogtn part. pnst. tob wHeijen, sinouc : ge* 

12* • 



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180 



UL 8PBU0BB. 



\ 



xii!n kiime and ein min wange. ^ 
d6 d&hte ich mir vil ange , >»tM^ ^ ' 
J^Avr ves man zer werlte solte leben« 
dekeinen rkt kond' ich gegeben, 
wie man driu dinc erwürbe, ^t^^ 
x^'y^ der keines niht verdürbe. 10 
diu zwei sint 6re und varnde guot, 
daz dicke ein ander schaden tuet; .vv^«^ 
daz dritte ist gotes bulde, 
* der zweier übergulde. ^ 
die Wolde ich gerne in 6inen schrln. l 
jli leider des'n mac niht gesln, »r^-w^*^ 
daz guot und werltlich 6re 
und gotes bulde m6re c^,*aa* 
zesamene in ein herze kernen. l.L^ 
stig' unde wege sint in benomen: ^ ^•'•'^^^ 20 
untriuwe ist in der s&ze, ^i/^J^y».^ % 

^ewalt vert üf der stri\ze, 
irid' unde reht sint sere wunt: 

diu driu enhabeut geleites niht, diu zwei euwerden 6 gesunt. 

»Chmiegt. — h daz wanye stn., die Wange. — 6 ange adv. lu engcy dicht 
an-, umsohUeaeud, dauu bildlich: mit äagstUoher Sorgfalt. — 7 wes adv. 
gen., weshalb. — 10 der gen. pL, deren , ron denen, Mbatnglg von Mnt* 

und dieser (ien. von niht: 8o daß keines derselben. — 11 diu zwei, «wei 
davon, varnäe (unflectierte Form) guot y bewegliche ( hier = vergftng« 
lidie, iwIlTOhe) Habe = Eeichthum. — 12 was (auf beide, Sre und guof, 
SU beziehen) oftmals, das eine dem andern, Schaden thut. — 14 diu über- 
- - gutde, was mehr gilt: die mehr werih ist als die beiden andern. — 15 scfirin, 
Schrein, Truhe: die wollte ich gern in 6inen Kasten, d i. das Herz (näm- 
lich thun, oder beisammen haben). — IB mere , jemals wieder. — 20 be- 
nemen, entziehen, unmöglich machen: Weg und JSt g sind ihnen Terlegt. 
— 21 diu säte, der Hinterhalt: die Untreue lauert im Hinterhalt, im Ge- 
heimen, die Gewalt fahrt auf offener btraße. — 23 sere wunt , schwer ver- 
wundet. — 24 da» ff^eHe, Geleit, Schutz. Jene drei, nämlich Ehre, Out 
und Gottes Huld, sind schtitzlna. der Gefahr proisgegobrn, wenn nicht vOf- 
her l'xiede und ßeuht hergutiielit werden uud die ätrafie freiinachuu. 



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•1. DER WAHL8TBBIT. Tt. 



181 



Am rauEcliPiiden Strome stellt Waltber hier Bot rachtungen an über 
den Uiibestaud im Lebeu des MenschengesoblechteB. Zwar herrsche unter 
allen lebenden Weten Feindschaft und Fehde; aber In tflnem gelte festes 
Recht: Wild und Wurm und Vogel Streben nach Ordnung und eelbsi die 

Macke habe ihr Oberhaupt, nur flontRches Land Btclie herrenlos. Die 
Aufforderung, Philipp die deutsclio Krone aufzusetzen und die Mitbewer- 
ber sarttcktreton tn beißen, weist diesen Spruch in den Zeitraum zwischen 
seine Wahl und KrOnung, 6. Mftn bis 8. Sept. 1198. 



Ich h(' •rte ein wazzer diezen 
und sach die visclic fliezen; 
ich sach swaz in dpr worlte was, 
velt nnde walt , loup rör und gnis; 

swaz kriurhet unde fliugot 5 
und bein zer ordoii biiig(!t, 
daz sach ich unde sage iu daz: 
der kcinez lehrt ane haz. 
daz wilt und daz gewürmo 

die stritent starke stürme, ' 10 
sam tuont die vogel nndcr in; ' . 
wan daz sie habent einen sin: nrv^vwV 
^ sie diuhten sich ze nihte, i,v^%'yvCi-/.UiV<4 - 
sie schliefen starc gcrihte: .u. jV»^^^ 

sie kiesent künege uiid<; reht, 15 
sie setzent harren unde kneht 
86 wft dir, tiuschiu zunge, '>\*\^'*^<v 
wie 8t6t dln ordenunge, 
daz nt diu mucke ir künic )iät 

nnd daz dln 6re alsö zergät! 2(i 



1 wazter, Fluß; nihd. jlut bedeutet Strömung. diPien «tv., tosen 
rauschen. — 2 ßtez"» , vom fließenden Wasser getrieben werden; schwini- 
men. 6 auf den Jb'ttßeu einhergeht. — 8 dn- / ^ keines von ihnen. 
*a«, ireindsonaft. — 10 starke stürme, gewaltige Kämpfe. - li «m, ebenso. 
WMtertn, unter sich. — V2 aber darin sind sie eines Sinnes, einhellig. — 
13 <ff»A<e» ist CoDj. des Prat.: sie würden sich vernichtet dünken, wenn 
sie nicbt starkes, d. h. gegen alle AngrifTe gesicliertes Recht schüfen, ein- 
setzten. — Hj.*^- ./> wenn sie nicht. - IT sunge, Spraohc, Nation, 
Volk: deutsche Sprache =Deut8chland. — » f f i . 



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182 XU. 8PRÜCBB. - L 



bekerä dich, beköre! 
die zirken siot ze höre, 
r*>'*\k'' armen künege dringent dich: 

i'^ PliilInnA aotvA on wMfinn Af iin<1 



Philippe setze en weisen üf und heiz sie treten hinder sich! 



21 bf'kfrä dich, kehre uml WttgBn des anslautenden a vgl. üio Anmerkang 
zu Nr. 2, 15. — 22 der zirke swm., Zirkel, goldener Reif als Kopfschmuck 
der Fürsten, te hire, zu stolz, hochmttthiK : 'die einfaclien Furstenkronen 
(Fürsten) sind (gegenüber der Küninskrone, Reichegcwalt) zu übermüthig 
geworden. — 23 die armen Au/fytfJ damit sind die Bewerber um den deut- 
lichen Thron gemeint, Ton denen keiner mit dem atanflsehen Philipp aa 
Macht und Kcichthum s ch niesstn konnte ilringi'n, drängen. "J4 en 
gekürzt aus den. der weise, der kostbarste Edeltttein in der deutschen 
Kaiserkrone, den der Sage naeh Hersog Krnst aus dem hohlen Berge mit- 
gebracht liat; den Namen führt er. weil ihm an Größe und Werth kein 
anderer gle:chkommt, er also der Einsame, Verwaiste ist. Orphanus, sagt 
Albert der Große, est tajiis, qui in Corona romani fmperatorix e$; , neqne 
unquam aiibi visus est: propier quod etiam orphanus vocatur. Vgl. Bartsch, 
Herzog Emst, S. CLX ff. Philippe ist DaÜT: Deutschland wird aufgefor- 
dert. PJiilipp zu krönen. P:tbei ist zu bemerken, daß Philipp als Bruder 
des vorigen Kaisers und als Keichsvorweser die Kleinodien in Verwahrung 
hatte. Ale Wa1ther*i Wnntoh nachher in Krfttllnng gieng, freute er eioh, 
wie BOhön die Krone dem kaiserlichen TTnupte l'hilipp's stehe. das 
edle Gestein und der junge König einander ualouchteu und nun der Waise 
aller FQreten Leiteteni sei (t. Mr. 97.). kindtr tich^ surdck. 



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81. DER WAHLSTRKIT. III. 



188 



lU. 



Nach 0. Abel's Untersxjcliung (Zeitschrift für deiitsciiea Alterthum, 9, 
13s — 141) ist dieser Spruch in die Zeit bald oder unmittelbar nach der 
Bannnng K. Philippus, in den Sommer 1901, so setsen. Welther gibt uns 
darin eine kurze Übersicht vom Verlenfe des durch die Doppel wähl Phi- 
lippus und Otto's vfranlaßtpii Krieges, wie durch <Hc Tiifriyufu des römi- 
schen Stuhls der Bürgerkrieg entzündet und zu der verderblichen Hüho 
geiteigert worden sei, daß die Gotteshäuser zerstört und Leib und Seele 
getOdtefe würden. — Simrock eetst Mch dieeen Spmeh ine Jahr 1198. 



9 man und u the ist gen. pl. tougen stf. oder n. , Geheimniss. Ich 
sab mit meinen Augen die Geheimnisse der Männer und Frauen, d. h. 
elh-r Welt. — j liff/'-n] «< Pabst lunocsnz III. spielte in liv/u\^ auf die 
dottttcbe Keiserwahi ein so feines Spiel, daß, wie er selber schreibt, bis 
snm Trfthjehr 1199 beide Könige sion seiner Gunit rtthmen konnten nnd 
in Deutechland laut die Ilcde «ieng, nicht auf die Wohlfahrt des Reiclica, 
sondlBTn anf seine Erniedrigung und Zerrüttung habe er es abgcsi hcn.» — 
6 zwene küne>je] unter dleeOn beiden betrogenen K^^nigen sind nach O. Abel 
nicht Otto und IMiilijip, sondern die hriden St iuf*'r Philipp und Friedricli, 
der zum König erwählte Sohn Kaiser Ilt inrich's VI., zu verstcfien. — 7 di'f 
meiste, der größte. — iJ sic/i zweien, sich trennen, entzweien. 8 — 10 aus 
dem Zwiespalt zwischen Pfaffen und Laien, d. i. geistlichen und weltlichen 
Fttmten, in der streitigen Konigswahl, ent!>praug der heftigste Kampf, der 
jemals früher oder sjtiiter wir. -- 11 vor hedrutet den Vorzug: über. — • 
12 iip unde sele, d. b. jener durch die Laien (die f ttrsten). diese durch die 
aeistliohkeit. — 18. 14 die Pfaffen kämpften heftig, doeh ward die Zahl 
der Laien größer. — 16 diu st6te^ das prii - torliche Ifauptgewand ; S.vnibol 
der geistlichen Gewalt. — 13—16 als die stauiiaclic Partei immer entschie- 
dener die Oberhand gewann nnd Otto*s Unterliegen noch unTOrmeidlicb 



Ich sach mit mlnen ougen 
man unde wibe tougen, 
d& ich gehörte und gesach 
swaz iemen tet, swaz iemen sprach, 
ze Rdme hörte ich Hegen 
und zwöne könege triegen. 
d& von huop sich der meiste strit, 
der ö was oder iemer slt, 
daz sich begonden zweien 
die pfaflen unde leien. 
daz was ein nöt Yor aller nöi: 
Up unde söle lac d& töt. 
die pfaffen striten söre: 
doch wart der leien möre. 
diu swcrt sie legeten demider 
and griffen zuo der stöle wider: 



15 



10 



5 



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184 



III. 8PBÜCIIS. 



sie bienen die sie wollen 
und iiiuwet den sie selten, 
dö störte man diu gotcshüs. 
ich hörte verre in einer klüs 
vil miclicl uncreha^rc : 
da weinde ein klosrn^ere, 
er klagete gote siniu leit: 
«öwe, der b&best ist ze juiic: 



20 



hilt, herrc, dtner kristeiiheit! " 



erscliien , da leiste die pübstifche Partei die weltlichou Waffen, mit denen 
sie nichts ausrichtete, nieder und griff wieder sn den geitUiohen, »wn 
Baunfluche. — 17 bienen prst. des at. Verboms bannen, fticn? eie bannten. 
Das bezieht sich auf den vom Cardinallegaten am 29. Jtrni 1901 über Phi- 
lipp und Feine Anhiui^ier verhängten Bann. — 18 nimrrt (alul. niowiht), 
nicht: und nicht denjenigen, den sie sollten, nämlich Otto, der nach Wal- 
ther*8 Ansieht den Bann allein verdient hfttte. — 19 stSrtt^ serstOrte. got9*- 
hus, Kirchen und KhVstiT. — 21 diu ungebcerf . üble? Gebährden , Klasse.— 
23 ein klöst nar' ] Uber diesen Klaasner, den Walther noch an zwei andern 
Stellen nennt (s. Nr. 114, 10. 165, 1), ist schon viel liin- und hergerathen 
worden, ohne daß die Frage zn einem sichern Entscbeid gebracht wäre, 
llliland (S. 2;i) faßte den Namen allegoriscb auf und meinte, er bedeute 
die vormalige strenge Frönnnigkeit im Gegeiibatzi^ zu der nunmehrigen 
Entartung des geistlichen Standes. J. Grimm dagegen vermuthote in ihm 
eine historisehe Persönlichkeit und rieth anf Qnsitherae de Mapes oder 
Iloinricus Septimcllen^is. >.'i ui rdingä suchte J. O. Opel in einer besou- 
dern kleinen Schrift (Min guoter klöseueare, Halle 1S6Ü) wahrscheinlich zu 
machen , da& damit ein ausgezeichneter Sirchenfürst und eifriger An- 
h&nger der kaiserlichen Partei, Konrad, von Gehurt ein Herr von Kro- 
sigk, gemeint sei, der von 1200—1208 IJiscliof von Halberstadt war, dann 
resignierte und sieh aln Mönch in das Kloster Sichern (Sittichenbach) bei 
Eisleben zurückzog und dort am 11. Juni 1225 starb. Aber diese Ansicht 
kann vor dem Alter des vorliegenden Spruches niclit bestehen. — 24 öwe^ 
der bäh'st jvf junc] Pal^-t innocenz III. war bei seiner Wahl (S. Jan. 
119S) 37 Jahre alt. Dies für einen Pabst jugendliche Alter wurde in atan- 
ilsehen Kreisen mit eeinen reformatorlielien Pltaen nnd seinem getrält- 
thiitigen Vorgehen gegen die weltliehe HMht in Verbindung gebracht 
(s. Opel, S. 



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82. AN LEOPOLD YOV (BSTB&REICU. 



185 



82. 

AK LEOPOLD TON (BSTERREICH. 

Mit diesem Spruche beginnt der bis Nr. 90 reichende Ton. der wahr- 
scheinlich zu Eliren Herzogs Friedrich des Katholisclien von tEesterreicb 
erfanden wurde. Mit dieiem Gönner (f April 1198 in P»llrtinft) war dtm 
Dichter vieles m Grabe gegangen (vgl. Kr. 98). Besten Nachfolger, Leo- 
pold Vn., war, anfänglich wenigstens, minder gnftdig gegen ilin gesinnt. 
Darum mahnt er ihn hier, seine gegen alle Welt so niildreiche Hand auch 
für ihn zu öffnen. Die Mahnung blieb vorerst fruchtlos, und der Dichter 
verlieü Wien, um sich Philipp von Schwaben ansuwenden. — Simrock be- 
deht alnuntliche iu diesem Tone gedichteten Sprttche auf Friedrich den 
Katholischen. Aneh Bechstein besieht diesen Sprach auf Friedrich. 



Mir ist verspart der saelden tor: 
da sten ich als ein weise vor, 
mich hilfet niht swaz ich dar an geklopfe. 

wie mühte ein wunder groezer sin? 
ez regeiit bcidenthalben min, & 
daz mir des alles niht enwirt ein tropfe. 

des fürsten milte üz Österriche 
treut dem süezen regen geliche 
büidiu Hute und ouch daz lant. 

er ist ein schoene wol gezieret beide, 10 

dar abe man bluomen briehet wander: 

und braeche mir ein blat dar undef 

diu sin vil milte rlcbiu hant, 

sö möhte ich loben die süezen ougenweide. 

hie hl sl er an mich gemant 15 



1 verspart , riUkuingelautetes Part. pr^t. von rersperren, wie r^r- 
brant von verbrennen, der scelden tor, das ülücksthor; vgl. Grimm's My- 
thologie, 824, Zeittchriftf.d. Alterthum, 2, 535—537 und Uennania, 8, 417. 
t<£ldf ist hifr abstract genommen, steht dalier im Plur. — 2 ich stin 1. prses. 
ind. wie oen, ich stehe, der wetse, die Waise; vater- und mutterlos, ver- 
WtAwi. 9 beidenthalben adv.dat.pl., zu beiden Seiten. 6. iu(n. rechts und 
links von mir. — 7 diu mitte, Freigebigkeit, Die mhd. Sprache hat dieXv'ei- 
gung von den Eig« iniamen der Appellativen der Fllrtten und Kdeln die 
Apposition ihres Landbesitzes durch eiu ancUros Wort oder melirero zu 
trennen ; vgl. Nr. 162, 2, 3. — 11 bluomen ist gen. pl. : eine Menge von Blu- 
aien. — 12 dar under , daswischen. — Die Zeilen 6, 7, 14 erinnern an die 
Sprüche Salom. IC, 15: wenn des Königs Angesicht freundlich ist, das ist 
Leben, und seine ünade ist wie ein Abondxegen. — 15 hie tn, hiermit, 
hierdurch. 



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186 



III. SPRÜCHE. 



83. 

LOB DER WIENER GASTLICHKEIT. 

LftOpold's Ungunst gegen Wallher war von ktiner langen Dauer» 
Schon zwei Jalire später erblicken wir ilm winfleruni zu Wien, in lioher 
Freude Uber die verschwenderische Freigi>bii.'keit des jungen Fürsten. 
Es war wol %et Gelegenheit des Fettes zu Pfingsten (28. Mai) 1200, wo 
der MJährige Hentog mit groftem Pomp das Schwert nahm. Von Leo- 
pold's Milde gegen die Fahrenden, sowie seiner Geschicklichkeit in Kün- 
sten und StaatBgeschäften, wissen aueh andere Dichter zu erzählen, nicht 
minder die Chronisten, die ihm die Beinamen gloriosus und libeialis geben. 



Ob ieman spreche der nü lebe, 
daz er gessahe ie groBzer gebe, 
als wir ze Wiene haben durch 6re enpfangen? . 

man sach den jungen f&rstcn geben 
als er niht langer weite leben. 5 
d& wart mit guote wunders ii\ begangen. 

man gap d& niht bl drizic pfunden: 
sflber alse ez wsere funden 
g&p man hin und rlche wät; 

ouch hiez der farste durch der gernden hnlde 10 

die malhen sam den stellen Iseren, 

wan ors, als ob ez lember wseren, 

Til maneger dan gefüeret h&t. 

ez*n galt d& nieman siner alten schulde: 

daz was ein minneclicher r&t. 15 



1 0'^ mit folgehdem abhängigen oonjunct. Satze: Gibt es wol einen 
Lebenden, lebt wol jemand, der spreche, er habe jemals größere Schenkung 
gesehen. — 2 diu gebe, Gube, Geschenk, Beschenkung. — 3 alx = dnnne als, 
als wie. durch er«, um Ehre zu erlangen, d. h. /u des Gebers eigener 
Eture. — 5 a/«=obi vgl. Nr. 17, 13. — 7 die PriBposition beseiohnefc 
hier die angeführte Zanlangahe. — 9 hin fffbfn, wegsolienkcn. — 10 nm die 
Zunciis'uncr, Tiiebo der Kegehrendon zu gewinnen; äi" 'j'riid/>n sind die nach 
Lohn verlaugeaden Säuger und Spielleute. — 11 diu malhe swf., Tasche, 
namenttieh für Bftwaaren. Prorianttaeehe, hier also wol Futtersack, sam, 
sogleich mit. Er vcrsclunkte Pferde und Futter. — 12 ors, durch Um- 
stellungaus ros, iiuss. le/n'ier pl. von lainp, Lamm. — 13 dan, von danneu* 
— 14 es bezahlte da niemand seine alten Schulden, das was er von früher 
her etwa schnldij? war. Im Mittelalter war es bei den Festlichkeiten vor- 
nehmer Herreu Sitte, die Spielleute mit Pferden und Kleidern zu beschen- 
ken und ihnen in ihren Quartieren die Pfänder zu lünen, d. h. ihre Zechen 
au befahlen. Der Gen. Mchulde hängt von einem zu ergänzenden niAt ab. 
— 15 «In mimuet^h§r rat, eine llehevolhi Sntsehlieftnng. r^, Sutsohluß, 
sowol eigener, als auch Befolgung eines gegebenen Bathes. 



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84. TOBZBICHBM DBB JÜNOBTBK TAOE8. 



187 



84. 

VORZEICHEN DES JÜNGSTEN TAGES. 

Ungewflliuliche Naturer cbeinungon , Kometen und Sonnenfintter* 
nisse hat das Volk von jelicr als Vorzeichen des nahenden Weitendes 
aufgefaßt und mit der Uberhauduehmondon Versunkenhcit der Welt iu 
Verbinduag gebracht. Von solchen Zeichen berichten die Chronisten zum 
J. 1907 mit fiwt d«nMlben Worten wie Walther im folgenden Spruche, den 
O.Abel a. a. 0. mit Recht in diese Zeit setzt. Ea gehe nun in Erfüllung, 
was die Heilige Schrift (Marc. i:i , 12. Mattli. 21, 23. Luc. 21, IG. Apoc. 
6| 12. 8, 12) prophezeie. Daran knüpft der Dichter die Ermahnung, sich 
anfknraffen und der allgemeinen Tmrderbnira su etenem. 



wachet! uns get ziio der tac, 
gcin dem wol aiigcst haben mar 
ein icglicli kristen, judeu unde huidcu. 

wir lian der zeichen vil gesehen, 
dar an wir sine kunft wol spehen, 5 
als uns diu schrift mit warheit hat bescheiden. 

diu snnne hät ir schin verkerct, 
untriuwe ir sämen üz gererct 
allenthalben zuo den wegen: 

der vater bi dem kinde untriuwe vindet, lo 

der bruoder sineni bruoder liuget, 

geistlichez leben in kappen triuget, 

die uns ze liimel solten Stegen; 

gewalt get üf, relit vor gerihte swiadet. 

wol üfl hie ist ze vil gelegen. 15 



1 stfo gen , nahen. — 9 gein dtm , im Hinbifelc anf den ; dem mit 

Bangen enti/eKcneelien darf. — 3 = die gan/.o Welt. — 5 diu knnft . dal 
Kommen, Ifahen. »pehen^ auskundschaften, erkeiincu. — 7 vgriSreH, 
umkehren, ▼erftndem, ins Gegentheil Terwandeln. d^n $eMn 9«rkSr«n, 
sich verfinstern. — 8 r>'ren, in Körpergestalt oder in Tropfen fallen 
lasten; tu rSren, ausstreuen. — Ü iwo, auf, au die Wege. — 10 6», au. — 
11 ein^'m liegen, ihn anlügen. — 12 gfistlvhet leben in kapp«n^'Kl09tBr- 
p'eistlichkeit. diu kapi>e swf., langes Überklcid mit Kapuze, Chormantel, 
Kutte. — 13 Stegen, den Steg fuhren, leiten, den Weg bereiten. — 14 uj 
<;»•«. aufBteigen, die Oberhand gewinnen. — 15 gch'gen \y\vi. praJt. von tigen, 
müßig liegen bleiben: hier iat schon zu viel versäumt worden. Der Dich- 
ter meint, dnft et di« hOehete Zeit wti, d«r Gewalt zu tteneni und dae ge- 
beugte Beoht wieder anfinrichten. 



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UL 8PBÜCUJB. 



85. 

DER PFAFFEN WAHL. 

Nach O. Abel RChort dipser Spruch, mit seinen starken Anpfriffen 
auf die weltliche Herrschaft des Pabstthums, in die Jahre 1212—15, wo In- 
noeens m. wai der Höh« Miner Macht und Walttaer noeh vat Seiten 
Kaiser OttO*e gegen Friedrich II. stand, der bei seinem ersten Auftreten 
von seinen Gegnern PfafTenkönig genannt ward. Das Gedicht enthält die 
dem Engel in den Mund gelegte Silage Uber Coustantin's Sobeukuog an 
den römischen Stuhl. 



Konc Constantin der gap 86 vil, 
als ich ez in bescheiden wil, 
dem etool ze Rdme: sper, kriuz* unde kröoe. 

zehant der engel lüte 8chr6: 
«6w6) 6w6, zem dritten w6! 5 
6 stttont diu kristenheit mit zfthten schdne. 

der ist nü ein vergift gevallen, 
ir honec ist worden z'einer gallen: 
daz Wirt der werlt her nftch vil Icit.» 
alle fursten lebent nü mit 6ren, 10 
wan der hoehest' ist geswachet. 
daz hkt der pfafTen wal gemachet, 
daz si dir, süezer got, gekleit. 
die pfaffen wellent leien reht verkdren: 
der engel hht uns w&r geseit. 15 



.*? sper , kriut' undr kronf : damit sind die ^farterwc^kzcupo Christi 
gemeint, deren Besitz nach (h>r Ansicht dos Mittelalters der Kirche au 
Macht und Ansehen verhalf; v^l. Nr. 1G3. — 4 zehant, sogleich (als dae 
geschehen war), xrhre, schrie, rief. — 5 teiu dritten (nftnilich rnnle). - 
t; schSn»' adv., herrlich. — 7 fiiu veryift, Gift. Diese Erzilhlung beruht auf 
alter Sage. In einer Wiener Handschrift des 12. 1.3. Jhd. (s. Massmaun's 
Kaieerobronik , 3 , 866) heißt es : legitur oiiod eo du quQ a Constantino äi- 
tata e$i eecletia, auttita est vor angeliea dreaiT* mhodi« infunum estvenennm 
in ecclfxia, ijuin iKajur Pst diynitdtf , utim r r rli/ion^.y) — 11 iran, nur. (/*'r 
h€eh€U\ das lieichsoberhaupt. yeswachet, erniedrigt. — > 13 gt-klnt, geklagt. — 
14 M«H reM, das Recht der Laien, den Kaiser wfthlen au helfen, perkim, 
umdrehen, verdrehen. — IS hat war geteit, bat wahr gesprochen, die 
Wahrliett gesagt. 



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86 DBB HOP ZU WIEN. 



189 



86. 

DER HOF ZU WIEN. 

Et ist nicht mit voller Sicherheit su sagen, in weiche Zeit dieser 
Spruch f&Ut, der den grellen Wechsel der Dinge, dMi VeilUl des einst 
■o beitera und priohtigen Lebens am Wiener H<rfe ediUdert. Während 
T.achmann und Wackernagel ihn gleich nnch dem Tode Herzog Friedrich's 
(119S) möchten entstanden sein lassen, was allerdings nicht wohl glaub- 
lich, setzt ihn Bieger (S. 27, 28) iu das Jahr 1217, als eben Leopold mit 
dar Blüte des fluterreiohisohen Adele die lenge Torbereitete Krensfnhrt 
angetreten hatte , und betrachtet ihn , unter Besiehung auf Nr. 110, ale 
ein humoristisches Klagelied, das Walther, als neuer Ankömmling, der 
kleinen sparsamen Gesellschaft, die damals den Wiener Hof ausmachte, 
zur Erheiterung vorgelegt habe. 



Der hof ze Wiene sprach ze mir: 
«Waltlier, ich solto lieben dir, 
nü leide ich dir : daz müeze got erbarmen. 

min Wirde diu was wilent gröz, 
dö lebte niender min gcnöz 5 
wan küuec Artüses hof: so we mir armen! 

wä nü ritter uude frouwen, 
die man bi mir solte schouwen? 
seht, wie jämerliche ich ste! 

min dach ist fiil, so risent mine wende: 10 

mich enmiunet nieman leider. 

golt, Silber, ros und dar zuo kleider 

diu gab ich uiide liäte ouch me: 

nu'n habe ich weder bciiapel noch gebende 

noch frouwen z'eiuem tanze, öwel» 15 



2. 3 einem Heben und leiden, einem lieb und leid (zuwider) sdin, ge- 
fiillen und missfallen. — 5 nttn gen6$t meinesgleichen. — 1 wä »d. wo 
(sind) nun? — 10 rts-^n . fall« !j , zrrfalleu. — 13 oncft. noch. — 14 dm ge- 
ben'tff eigentlich Baudwcrk, Haarbänder, dann aber Kopfputs der Frauen 
aberhaupt. «cAapd und gtOende werden immer ale Hanptbild für höfischen 
Glani gebraucht. 



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m. 8PRÜCBB.' 



87. 

GLEICHHEIT VOR GOTT 

«Der Umgang mir den Miobtigen hat datUrtbeil des Dlohtert ftber 
die wahren Toraflge der Mensehen keineswegs getrabt. Br sucht diese 

nicht in der Geburt, sondern spricht sich kräftig über den Ursprunsf 
aller Sterblichen aus gleichem Lehm und über ihre Gleichheit Tor dem 
höchsten Herrn aus.» U bland. 



Swer ane vorhte, hörre got, 
▼il sprechen diniu zehen gebot 
und brich et diu, daz ist niht rehtiu miane. 

dich heizet vater maneger vil: 
swer min ze bruoder niht enwil, 5 
der sprichet starkiu wort üz krankem sinne. 

wir wahsen üz gelichem dinge: 
spise fr um et uns, diu wirt ringe, 
s$ si durch den munt gevert. 

wer kan den harren von dem knchte scheiden 10 

swa er i'r gebeine blözez fündc, 

und hffite er ir joch lebender künde, 

so gewürmc dez fleisch verzert? 

im dienent kristen, Juden unde heiden, 

der elliu Icbendiu wunder nert. 15 



1 diu vorhte t die Furcht. — 3 rehtiu = u}äriu^ wie eine Hs. liest. — 
4 maneger Hlsswü maneger ^ sehr Tiele. — 5 nikt en»it, nteht anerkennt 

als nrnder. — S gfarkiu wort, bedeutende, gewaltige Worte, sfarc ist hier 
dem A./a«c = schwach gegenübergestellt: üs krankem ainnf, mit schwa- 
chem Oeiste, nicht in der rechten Meinung. Es ist hier namentlich der 
biblische Spruch gonieint: Liebe deinen Nächsten als dich selbst. — 7 wir 
Menschen sind aus gleichem Stoffe gemacht. — S/rumen, fördern, vor- 
wärts bringen, zum Vortheil gereichen: die Speise nährt uns, wir gedeihen 
dabei, wirt ringe, wird leicht, klein; verzehrt. — 10 tcheiden, uuterschei» 
den. — 11 bl69e$ der starke Acc. von hlSi, nackt, entblAftt (vom Fleische). 
— 12 und, am Anfange des Conditionalsatzoa in fraj^ender Form, lebender 
ist gen. pl.st> nud beide von künde abhängig; künde haben c. gen., 
Jemand kennen: hfttte er sie auch im Leben gelöinnt. ~> IS detssdat, — 
14. 15 aus diesen Zeilen leuchtet Walther's Duldsamkeit und milde Ge- 
sinnung auch gegen Nichtohristen , die er alle als Geschöpfe von Gottes 
Hnnd erbwnnt. 



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8». MOBOBNOBBBT. 



191 



88. 

MORGENGEBET. 

Bitte SU Gott und iusbosondere su ührintus, ihn, wohin er auch 
kebre, In teineii Sehuts su nehmen, in denelbeu Welee, wie der heilige 
Engel (Onbriel) mit Uim, dn er in der Krippe lag, gethan hatte. 



Mit saelden müeze ich hiute üf stdn, 
got h^rre, in diner huote gfen 
und ritcn, swar ich in dem lande k^re. 

Erist herre, lä an mir werden scbin 
die grozen kraft der güete din 6 
und pflic min wol durch diner muoter ere. 

als ir der heilig cn^'cl ))flsege. 
und din dö du in der kripfen laßge, 
junger monsch und alter got, 

demüetic vor dem esol und vor dem rinde» 10 

und docli mit sa^ldenricher liuote 

pflag ir und din Joseph der guote 

wol mit triuwcii sunder spot : 

als ptlig ouch min, daz au mir ikt erwiude 

daz diu vi) götelich gebou 15 



2 unter deiner Obhut, üeiiicm Schutze. — 3 su-ar. wohin immer. 
hirent gehen, kommen, eine Richtung nehmen. — 4 <ä. Imper. von /an, 
taten, schxn werden, sichtbar werden. — 8 knpfe cwf., Krippe, laege. lägest. 
— 9 als Mensch war Christus in der Krip))» jung (ein Kind), als (lOtt alt, 
von Anfang an da. — 11 und doch, obschon. ObgU^ch ihr beid« bcliou 
unter der glücklichen Obhut Joeepii's wäret. — 13 alt der Gute wird Jo- 
seph Tonugewelie beselchnet, rgi. Hoffmann'a Fundgruben, 1, 142, 81. 
iJs. 'J9. ~ 14 erwinde , alilassc , luifhöre. Ebenso nimm auch du mich in 
deinen Sohnts, damit dctu göttliches Gebot, das jedem Muuscheu einen 
Scbutiengel satheilt , au mir nicht anerfttllt bleibe. 



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193 



m. BPBÜCBB. 



89. 

DAS JÜNGSTE GERICHT. 

f 

J)ie Bntotehung dieses Spruches, worin der Dicliter, uuter Anrufung 
d«r heiligen Jangfirau um Hilfe und Beletand, auf dM beTOnMlMiide Oe* 
vioht hinweist, wo Jeder für sich selbit einstehen muß, flUlt, dei vef^ 
waadtea Inhalte wegen, wol in dieeelbe Zelt mit Nr. 84. 



Ich hom des die wlsen jehen, 
das ein gerUite sal geschehen, 
das nie deheinez m6 wart als^ streuge. 

der rihter spridiet 8& sehant: 
«gilt Ane borg und luie pfant.» 5 
d& wirt des mannes r&t yil kurz und enge. 

daz hilf mir, frouwe, hie besorgen, 
stt daz dort nieio&n wil borgen, 
dürch die hoehsten freude dln, 

die dir der heilig engel z*6ren briihte, JO 

d6 er dir den ze tragenne knnte, 

d& von sich al dln £reude erzunte 

und unser wemdez heil sol sin. 

der dir der freude von alr§rst gedMite, 

des trdst si an dem ende min. 15 



& ane borg und äne p/anf^ v^I. die Anmerkung zu Nr. 79, 69.-6 da 
sioht es mit <iom Rath, der Hilfe, die der Meuscli in sicli selbst findet, 
mit seiueu Ausdüchten, schleclii au8 , ist der Menschenwitz zu Ende. — 
7 besorgen, für etwas sorgen. Mit dieser Stelle vorgleiche man die ver- 
wandte in Nr. 77. — U kuMt«, verkündete. — 12 «rzunte, entzündete. — 
13 und mit Ellipse TOn <f#r. — 14 der dir gegenüber znerst die Freude 
aussprach, lU-r t räte Verkünder dcreelben war. — 7—15 di r Dicliter richtet, 
unter Berufung auf die Freude, welche die Botschaft des Engels in ilur 
erweekte, an sie die Bitte, ihm rar Tilgung seiner Sflnden bebilfU<di an 
sein. Gott, der ii>r die Frettde Ton Anfang an aucedaeht, mOge ihm an 
seinem Ende bciätchon. 



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90. ABFlNPUMa. i^^^ 

90. 

ABFl^sD UN Ct. 

In diesem and dem folgenden Spniohe behandelt Wnither das Thema, 
dnft Beichtham ohne Oottesfdrobt und Tugend keinen Worth habe. Wer 
anf Erden diese ttber jenem Teroachlässige, habe «eintn XiOhn dabin. 



Waz Wunders in der werlte vert! 
wie manic g&be uns ist beschert 
von dem, der uns üz nihte h&t gem&chet! 

dem einen git er scboenen sin, 
dem andern guot und d^n gewin, 6 
daz er sieb mit sin selbes guote swacbet. 

armen man mit guoten sinnen 
861 man für den rieben minnen, 
ob er 6ren nibt engert. 

ja enist ez nibt wan gotes halde und 6re, 10 

dar n&cb dia werlt sd s^re yibtet : 

swer sieb ze guote als6 verpflibtet, 

daz er der beider virt entwert, 

der'n babe oucb hie noch dort nibt lönes mere, 

wan sl ebt guotes hie gewert 15 



1 vam» sich bewegen: wie viel Wunderbares geschiebt nicht auf der 

Welt. — 3 ut 7iifift\ aus nitlits. — 4 <-!,ifn,'r sin, feiner Sinn, Verstand, 
Weisheit. — 5. G dem AndL-rii gibt er lieiclithuin, von dem er aber keinen 
andern Gewinn hat, als daß er sich mit seinem eigenen Gute erniedrit^t. — 
8 /für, eig. über ihn hinaus = mehr als. — 9 ob, wenn: im Falle der niclit 
nach Tagenden strebt. — 10 Gottes Huld und Ehre sind die beiden ein- 
zigen (liitcr, iKicli ili'iifii d'u- Welt /u ringen liaf. Vgl. Nr. 91, 7 und Keitiirid 
von Brauuschweig v. lUl'JG £f. — 12 sidt »a einem vtrpßihten, sich mit ihm 
verbinden, sich verbindlieh machen. — 13 fnlwm o. gen., etwas nicht ffe* 
währen. — II — 15 wer sidi aber dem irdisrlion Gute »o hingibt, unt< rt! miig 
macht, daß er jener beiden verlustig geht, der empfange denn auch weder 
hier auf Erden noch durt im Himmel einen weitern Lohn, sondern habe 
hienieden sein Theil erhalteni 



waiiTBna vok d£b voqblwkiosl 13 



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194 



lu. sPKÜcins. 



91. 

HABSUCHT. 



Swer houbetsande und schände tuot 
mit slner wizzend' umbe guot, 
wie sol man den ffür einen wtsen nennen? 

swer gaot von disen beiden h&t, 
swer'z an im weiz und sich's Terst&t, 5 
der sol in z'eincm t6ren baz erkennen. 

der wise minnet nibt 86 s6re 
&lsam gotcs hulde und 6re: 
sinen Up, wip unde kint 

diu Iftt er § er disiu zwei Verliese. 10 

er t6re, er dunkei mich niht wise. 

unde euch, der sin ^re prlse: 

ich wsen', sie beide t6ren slnt. 

er gouch, swer für diu zwei ein anderz kieset 

der ist an rebten witzen biint. 15 



1 /loi/f'etsünde , peOOfttum capitale, TodsUiule. ncfiande, schämeiis- 
werthe That. — 2 diu wi$fMd4, das Bewußtseia, Wilsen, mit 10., wiaseut- 
lich. umbe guot, um dei Oelrfei, Vorthells willen. — 3 für, alt. — 4 sieh 
Juich sündhafte und ttoshrlicho Huiulluii'^fou (Int ei\v..rben hat. — ,*) an 
einem witan, wissea, daA es an ihm ist, eres bcäiut: und wer irgend das • 
▼on ihm wei6. sieh verstan c. gen., etwas bemerken, erkennen. — 6 »'tintm 
tt'rt'n erkpiinen. für einen 'l'horon lialtcn, als solchen orkcnneu. 6«;. eher, 
lieber. — 10 in' t , verlalöt, gibt er auf. — 11 er töre , er gouch] vgl. die 
Anmerkung zu Nr. 25. 3. — U jouch. linstard: Thor, Narr. — 15 an M''7jf/i, 
an »innen btint, eine bäußi^e Hodensart zur Bezeichnung des mnngelbaftcn 
VerSUodes Thor; T3I. Nr. ^1, 41. 



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92. ÜBLER ZUSTAND DER WELT. 



195 



92. 

ÜBLER ZUSTAND DER WELT. 

Klage, daa Zvebt, Bbre, Treue und Wahrlieit and mit ihnen die 
Freude aus der Welt rergchwinden, ein Thema , das Walther aaf manig- 
fache Weite behandelt hat. 



Sd w6 dir, Werlt, wie Abel dü st^st, 
wa^ dinge dü alzan begast, 
diu Tön dir sint ze lldenn* ungenseme! 

dft bist Yil n&ch gar ftne schäm, 
got weiz daz wol, ich bin dir gram: 5 
dtn art ist elUu worden widerzseme. 

waz kren hast miz her behalten? 
nieman siht dich freuden walten, 
&ls man ir doch wilent pflac. 

wS dir, wes babent diu milten herze engolten? 10 

für die lopt man die ariren riehen. 

Wcrit, da st^st sö lästerlichen, 

daz ich es niht betiaten mac. 

triw* unde w&rheit sint vil gar bescholten: 

daz ist euch aller dren slac. 15 



1 So tr«t Interjection der \ erwüuachung mit einer Ellipse (etwa: 
geschehe) und dem Dat. der Person, oder auch Acc. der Pereon nnd Oen. 
der Sache. «6^/, schlimm: wie schlimm steht es mit dir. — 2 din^^«, gen. pl. 
alsan = allei an, immer fort, immer noch, allet ist aJv. acc. — 3 un- 
genceviff Widerwillen erregend; ze lUlenne^ zu ertragen. — 4 vil ndcb^ bei- 
nahe, nahesn. — 6 ar<, Wesen, Benehmen, teidertceme , miisfiillig, ver- 
haOt. — T un$ her, bis dahin, usque adhue. behalten, aufheben, bewahren; 

iit ah ieiiian fiinne, der sine sinn»' her behalf i'n /<a^>e: H. v. Morungen 
(Minnesangs Frühling, 129, 2b), — 8 walten o. gen., etwas besitzen, haben. — 
10 enpatem e. gen., Strafe, Sehaden Ton etwas haben, fttr etwas bOßen 
müssen. — 11 die, nicht die Herzen, sondern die Milden, FreigeM^j:oii. 
für bezeichnet einen Vorzug: vor diesen, Uber diese, arc, karg, knau- 
serig. — 12 lästerlichen adv., schimpflich. — 13 betiwten , anoh bfdtuten, 
deuten, auslegen; beschreiben. — 14 b>s<heUen, bescliimpfon. oif^piitlich 
durch Worte erniedrigen. — 15 i/ac, bildlich: tüdtlicner bchlag ; wie eren 
slac , erscheint auch /reudem^ mMo Uac Ittr Yamichtting dar Bhre, der 
Freude, des Olacks. 



II« 



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196 



UI. 8FRÜCHB. 



93. 

JÜ6ENDLEHREN. 

Erraalinuuf? an die Jugend, das GeM weder zu selir zu lieben noch 
auch zu gleichgültig dagegen su sein, sondern das rechte Maß, die ver- 
nUnftig« Mitte au halten awlaoheii Yenchwendang und Geia. 



June man, in svvelher uht dü bist, 
ich wil dich leren einen list: 
du la dir niht ze we sin nach dem guote: 

lä dirz ouch niht z'unmaere sin. 
und volges du der lere min, 5 
so wis gewis, ez frumt dir an dein muote. 

die rede wil ich dir baz bescheiden, 
last dii dir'z ze sere leiden, 
zcrgät ez, so ist din freude tot: 

wilt aber du daz giiot ze sere miunen, 10 

du maht Verliesen sdle und ere. 

da von so volge miner lere : 

leg' üf die wäge ein rehtcz 16t 

und wig ouch dar mit allen dinen siuueD, 

als ez diu Mäze eht ie gebot. 15 



l diu a/it, Art, Geschlecht: wes Standes du auch bist. — 2 der Usi^ 
Knnst. — 3 laj vgl. Nr. 25, 10. 80, 65. >« we. zu leid: laA di«ll aiobt 
zu heftig verlangten; quäle dich nicht zu sehrums Geld. — 4 unmceret un- 
werth, gering geachtet. — 5 und in relativem Sinne: wiederum; wenn. 
volgf"< . ältere Form statt volgest. — (j wix imper. von wf^m : sei. an dem 
rtiuote. au der Gesinnung i Seele. — S leiden f mir leidet ein dinc, es ist mir 
zuwider, Terhaßt: nftmUeh ao, daß da es wegwirfst. ~ 9 ternan, xuBnde 
^'flii 11, ein Ende nehmen: geht es dann verlor<'n, so i«t es aus mit deiner 
Freude, dann bist duder Armuth und borge vorfallen. — II maht 2. prss. 
ind. von mugtn^ kOnncn: so kann es geaobehen, daß da — 18 da* tSi, 
Gewicht. — 14 wiy tttiper. von veycn, wAgan; dar w,, aawilgen: wftg* es 
hin und her. 



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M. IfBBUKlJ>NXZAB'8 TRAÜM. 197 

94. 

NEBUEADNEZAR'S TRAUM. 

Anknüpfend an Nebukadnezar'a Traum von dem Bilde aua Gold, 
iSilber, Erz, Eisen und Thon (Daniel Cap. 2) klagt der Dichter Uber die 
snnehinend« YoneUivmtTtmg d«r Welt und bittet Oott, su Terhtttan, dftA 
ditt Boten noeh bOtwe Kinder nnd Bvben gewinnen. 



Ez troumte, des ist manic j&r, 
ze Babilöne, das ist wär, 
dem künege, ez würde ie boeser in den rieben. 

die nü ze vollen bopse sint, 
gewinnent die noch boeser kint, 6 
• j& htoe got, wem sol ich diu geliehen? 

der tiefei wser' mir niht sö smaehe, 
quieme er dar, da ich in gessebei 
9km des boesen boeser barn. 

Ton d&T geburt enkumt uns frum noch ere: 10 

die sich selben s6 verswach ent 

unde ir bösen boeser machent, 

än' erben müezen sie Yervam. 

daz tugendelöser harren werde iht m^re, 

daz 8oU dü, h^rre got, bewarn. 15 



1 daa ist lange her, vor vielen Jahren. — 4 xe volf^n, vollstündi;?, 
vollkommen. — 6 diii, nämlich diu kint: womit loU ich diese vergleiulieu, 
wie sie bildlich bezeichuen? — 7 imakä mdj,, TerftbaoheuungswUrdig. — 
8 käme er dahin, wo icli ihn sehen könnte, fjuceme, die ursprüngliche Form 
von kceme. — 9 besser compar. , böserer. — 11 sich verswaclfn , sich ernie- 
drigen. — 12 fias bösen, das Schlechtsein: ihre eigene Bosheit durch bösere 
Kinder noch ttborbieten. — 13 ohne Erben, vervam, dahinfahren, wie 
•enterben, dahinsterben. — 14 daft die Zahl der untogendhaften Fürsten, 
Bitter irgend sunehme. — Ift beu>ar»f Terhindern, Terhilten. 



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198 



lU. 8PBVCH& 



95. 

S A L 0 M 0 N'S LEHRE. 

Tadel der Väter, die, uneingedenk des Salomonischen Spruche» 
(Proverb. 13, 24). die Erziehung ihrer Kinder yernachlässigcu , und ernste 
Warnung an die Jungen, nicht su Tergesmn, daft ancU sie einst alt wer- 
den und ihre Kinder ihnen heinifireben werden, was sie an den Eltern ver- 
brochen. 



Die vätcr liänt ir kint erzogen, 
dar an sie beide siiit l)Ctrogen : 
sie brechent dicke Salomönes lere. 

der sprichet, swer den besmen spar, 
daz der den sun versüme gar : 5 • 

des sint die ungebatten gar an' ere. 

bie vor dö was diu werlt sö schocuc, 
nü ist sie worden also boene. 
des eiiwas nibt wilent e: 

die jungen liant die alten s6 verdrängen. 10 

nii sj)ottet albc dar der alten ! 

ez wirt iu selben nocb behalten. 

beitet unz iuwer jugeist zerc^e : 

swaz ir nii tuot, daz recbent iuwer jungen, 

daz weiz ich wol und weiz noch mS. 15 



l erzogen^ nämlich so, d6r Art erzogen, daft. — 4 iler hrsfiin^, besme swm., 
Besen, Küthe. — 5 ver$ümen, vernachlässigen, und dadurch zu Schaden 
bringen. — 6 tlfs, darum, ungebatten, wol: nichtsnutxiff, vom Verbuin 

hatten, helfen, nutzen, vgl. iler unf>>iff>- , homo ueqti.inj (8. fiiimm, Deut- 
sches Wörterbuch, 1 , 1157. 1158). Aliulichcu Sinn wUrde die Lesart der 
Pariser Hs. gewähren: ungebaehent uuausgebacken , unfertig, ungezogen, 
vgl. Scilineller's Rairisches Wörterbuch, 1, 144, Wie kram's Rollwagen- 
buchlein (od. Kur/), 58, 8: «ein uu.i,'ebackner (roher, grober) Bayor->, und 
Germania 14, Udl. — 8 htene, hochfahrend, UbertnQthig, spottäuclitig. — 

10 die Jungen sind es, die die Alten so beiseite crcschol)en Iiaben. — 

11 al^e dar, nur so zu. — l'J dauselbu wird eucli selbst noch uut'i» wahrt, 
wird encli selbst noch blähen. — U tteite», warten. 



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96. ZUCIITLOSIOKBIT JDBB JUGEND. 



199 



96. 

ZUCIITLOSIGKEIT DER JUGEND. 

Heftige Stnfrede gegen die jQngeni lUiter, denen robe« Renehmen. 
Plrechheit in Thun nnd Reden nnd UbermUthig« Beleidigung der Frauen 
vorgeworfen wird. 



Wer zieret nü der ercn sal? 
der juncrrn rittor ziiht ist snial , 
Sö pfl('.L,uMit die kuclite gar uniiövoscher dinge 

mit Worten und mit werken ouch. 
swer zühtc hiit , der ist ir ^^ouch. i» 
uemt war, wie gar iiiituogo tür sich dringe! 

hie vor do berto man die jungeu, 
die da i)flägen frecher zungeu; 
nu ist ez ir werd« keit ; 

sie st'hallent undc sclieltent reine frouwen. 10 
we ir Iiiuten unde ir liaren, 
die niht kuiinoii iVo gebäreu 
sunder wibe lierzeleit ! 

da mac man siuule bi der schände schoiiwen, 

die maueger Cit sich selben ieit. 15 



1 der iren sal\ eren ist geu. pl., vgl. die AnmtMkiing zu 82, l. — 
9 tmai. dttnn, geriug, lilein: ihr Anstand hat abgenommen: vgl. winfer^ 
dtn gfwalt ist irord>'n xrnnt, neigt sich zu Ende (v. d. Haj^jcn. Minnesinger, 
1, 24). — 3 kni'/tt^ Knappe, der juuge Edle, der sicli zum lütter bildet, eh* 
er den Ritterschlag empfangen, unköcf^c/i. ruli, gemein; vgl. Nr. U6, 3. — 

6 /ur xich dringen, vorwärts dringen, sich ausbreiten, um sich greifen. — 

7 hertf prmt. von bTu, seid i'„'en. — » fre:h, frech, vermessen: die da 
unverschänjic Kcden fulirttn. - J nun ri clmen sie es sicli zur Elire, siud 
Stola darauf, brtXsten sich. — 10 schallen ^ überroUthig lärmen. — 11 läuten 
dat. pl. von hfit. Haut. Im Mittelalter icralt als allgemeine Formel: die 
Strafe :rf'>t zu rr'>'it nn 1 H.n:ir, für Stäupen und Tluai ab!<iliiioiiIrn . was 
als eiuu der eutclirencstcn Strafen betrachtet wurde, vgl. ürimm, Deutsche 
Rechtsalierthttmer, 703 ff. ~ 12. 13 die nioht fröhlich sein liOnnen , ohne 
die Franon au betrAben. — * 15 Uit, legt. 



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200 



m. BFBÜCUE. 



97. 

DER WAISE. 

Blefltr Spinell woftidt die Beihe ron Oedlehten, die voxiiigtweiM 

«tjm Preise K. Philipp'a in einem wol zu dieiem Zweeke erfondeneii Tone 
gesungen sind. Derselbe reicht bis Xr. 101. 

Der ahochschwebondo Jubel», der in diesem Gedichte sich aus- 
•prioht, «die »elige Freude über die aumuthige Erscheinung des jungen 
süßen Mannet» seteen es auOer Zweifel, daft Waltlier Jene erat Mm 8. Sept. 
1198 zu Mainz vollzot^eiso Krönung besingt, als Philipp noch in enter 
Jugendblüte stand, und dafi i r als Augenzonge si)richt. «Das atigcn' lime 
üild, das er von seiuem Könige gibt, bestätigen die Worte des Geschicht- 
schreiben Barlduwd von Ursperg. Nack dessen Besclireibung war Phi- 
lipp ein Hann Tonsehöner edler Gesiohtabildnng, blondem Haar, mittlerer 
Große, zartem KOrperban.» ühland. 



Diu krdne ist elter tlan der künec Thilippcs si : 
d& muget ir alle schouweii wol ein wunder bi , 
wie 8* ime der smit sö ebene habe gemachet. 

sin keiserllchez houbet zimt ir alsö wol, 
daz sie ze rehte nieman guoter scheiden sol. 5 
ir dwederez daz ander nibt enswachet. 

sie liuhtent beide ein ander an, 
daz edele gesteine wider den jui gen man: 
die ougenweide sehent die fürsten gerne, 
swer nü des rlches irre g^ , 10 
der schouwe, wem der weise ob slme nacke std: 
der stein ist aller fürsten leitesterne. 



1 rfiilippt's hier wie aueli Nr. 100, 3 ist der Nominativ und «war 
die abgeschwächte lateinische Endung -«s. ai conj., so nach dem Compar. 
wie im Frans. — 3 tnit , Goldschmied, eben« adv., eben, recht, passend. 

} :unt ir. passt zu ihr. — 1—4 rlbwol die Krone älter als K.iuig Phi- 
lipp, d. h. lange vor ihm und nicht lur ihn erst gearbeitet worden, so ist 
doch wunderbar, wie sie ihm passt, als wäre sie eigens Ar ihn ge- 
macht. — 5 rehte^ mit Keclit. nioitan ^i/n'-rj ;/»(>r,-r ist hier der Gen. 
pl., wie mau jetzt wol sagt: niemand Fremd» s, llekauntes, amlers; vgl. 
<iaz voi nieman puoter klayn Wigalois 180, !(>. '-'58, M. — 6 </«?<•./> r. keines 
von beiden. Keines von beiden gereicht dei^ Audern zur Unehre. — 
7. 8 Eines erhebt den Olauz des Andern. So auc-h Tristan luysl: da 
luhte^uolt und»' golt, d,r zirk--l xinde holt, cnwidfrst/il einander an. 6689: 
nu Ivhten ditiu der toerc, heim unde heUsöerc, sc/tiU und« Aosen cinandtr an. 
— 10 wer unsicher, schwankend ist in Bezug auf das Reieb oder den 
Kaiser: nicht weiß, wen er als Kaiser betrachren soll. -11 über »/• /v s. 

uu P"^' ^^^^ Aachen mit falschen, 

Philipp zu Mainz mit den echten Reichskleinodien gekrönt worden; man 
sah das als sehr wielifi'? an, denn die Fürsten folgen dem, der die detitsclic 
Krone (die Krone Karls d. (ir.) hat. — 12 der, dieser. letteMeme swm., 
i.i itsteru; eig. Polarstern, auch MeerKtern, trenannt, nach welchem die See- 
talirer sich richten. 



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98. NBUBR LBBKNBMUTU. 201 

♦ 

da. 

NEUER LEBENSMÜTH. 

Daß Friedrich's von (Estervrtch Kftolifolger, Leopold, anfänglieh 

unserm Dichter nicht beaondera j?owogen war, wissen wir bereits aus 
Nr. 82. In Folge dessen verließ Walther (Esterreich und fand, wol noch 
Im nftmliehen Jahre (1198), neue Untorkniifi iMii K. Philipp. Diese gUn^tige 
Wendung eeiner Lag«, die indes ebenfftlle Ton keiner langen Daner war, 
verkQndet er uns mit freudigem Herzen, indem er eine Schilderung der 
früheren gedrückten Stimmung, in die ihn der Tod seines Gönners ver- 
setzte, vorausscliickt. 



Do Fridericli üz (KsteiTiche alsö gewarp, 
der an der sele genas und im der lip erstarp, 
do fuorte er minen kraneclientrit in d' erde; 

dö gieng ich slichend" als ein pfäwe swar ich gie, 
daz houbet lianlite ich nider unz üf niiiiiu knie. 5 
Uli rihte ab ich ez üf nach volkm werde: 

ich bin vil wol ze tiure komen . 
mich hat daz riebe und ouch diu kröne an sich genonien. 
wol üf, swer tanzen welle nach der gigeu ! 
niir'st miuer swsere worden buoz: 10 
alrerste wil ich ebene setzen minen fuoz 
und wider in ein höchgemüete stigen. 

ft 

1 alin r/fwarp, es so weit brachte, daliiu kam. — 2 der ä dat fr^ 
rrn der sei« yenas , die Seele rettete; weil er auf der Kreuzfahrt im gelob- 
ten Lande, also in göttlichen Diensten starb. — 3 unter krawchcnfrit 
(auch kranwh^ssehfif) yerstand man im Mittelalter einen hoefimüthigen, 
fjiespreizten Gun)? nach Art der Kraniche, in d' erde, in die Erde: er 
(tuuipfte, demUthigte meinen stolzen Gang, Übermuth. — 4 »liehen (vgl. 
Nr. 100, 7), leise schreitend gehen. «I«, wie. «loar, wohin immer. - 
.S A(in//</'. rückumj»>latitetes Prset. von /f/iA-^n, hängen lassen. — *) nach vollem 
werde, inciuer vollen Wtirde, Standesehre gemäß — 1 ze fiurr k-omen, einen 
eignen Herd erhalten; vgl Nr. 149, 3: gerne wulde ich — >•{ *-iijftn nitre 
erwärmen. — 8 rtche. imperium, aber auch Imperator, also mit kröne 
synonym. — 10 meine Noth igt beseitigt, hat eine Eudc. — U alrerste adv., 
jetzt erst kann ich ruhig und bequem auftreten. — 19 Hat höchfitmuete, 
erhöhte, freudige ätimrauog. 



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202 



III. 8PB&CHB, 



99 

DER HOP ZU THÜRINGEN. 

Dieser ergötzliclieu Schilderung von dem Lärmen, Dffaigeii und 
Zechen am thüringischen Hofe liegt nach Rioger (S. 9) der misslungene 
V«naeh zn Grunde, am Hofe des freigebigen und sangesfrohen Land- 
grafen Hermann ansokommen. Des TergeliUehen Dxingens mttde, wandte 
er sich dem Könige zu. Dies maA iwieehen Walther*B Abschied von Wien 
und seiner Aufnahme bei Philipp geschehen sein; aber die Abfassung fallt 
etwas später, als Walther das Ziel ecinpr Wünsche bereits erreicht hatte. 
Aach Wolfram von Eaciienbach klagt (Parz. VI, 526. Wilii. 417, 26) über 
das tumultnariaohe Gedränge an diesem Hofe unter anedrOeklicher Be- 
rufung' auf ein verlorenea Lied Wa1ther*s, der deshalb singen rofleae: 
guoten iac^ bm' unde guot. 



Vcr in den ören siecli von ungesühte si, 
(laz ist min rät, der lä den hof ze DüriDgcn .fri : 
wan kunict er dar, d6swär er wirt ertcerct. 

ich hau gedrungen, unz ich niht nie dringen mac: 
ein schür vcrt üz, diu ander in, naht unde tac 5 
gröz wunder ist daz ieraen gehoerct 

der h'mtgrave ist so gemuot, 
daz er mit stolzen hehlen sine habe vertuet, 
der iegeslicher wol ein kempfe wsßre. 

mir ist sin liohiu fnore knnt: 10 
und gulte ein tuodor gnotes wincs tüsent pfunt, • 
da stüende och niemer ritters becher Isere. 



l^ungfsGhft\ stu., bo^e Kiankhi'it: v^,'I. A. Höfcr in Germania 14,501. 
— Z dexwar , das i^' wahr, Büiheuerung: waluliuftig, wahrlich, fricertf«, 
«um Thoren niaehen: der wird vollends dumm gemacht. — 1-3 Wer etwa 
eine böse Krankheit an den Ohren hat, dem ratljo ich von dem Thüringer 
Hofe fem zu bleiben, ihn zumoid<'n, sonst wird er närrisch (oder ganz 
taub?) — 4 driiif/pn intrnns., sich dr.lngen, vgl. Germania 10, 143. — g wr* 
tuoH, nicht in ubd. Sinne: durchbringen , vtrKt uden, sondern vcrzt liren 
anfbrauchen. —9 iegettich pronom. adj , quisquo, jeder, kempff swm. der 
«ur Entsclieidung einer Snche im Zweikiimpf A ntVestollte, also auserwfthl- 
ter, vorzügliclier Kiimpfer. — lu /More, was varn macht, Art zu varn. also 
Lebensweise. 



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100. KÖNIG PUlLiPP's iUlCENUIfO. 



203 



100. 

KÖNIG PHILIPP'S KRGENÜNG. 

Der Magdeburger Hoftag, von dem dieser Spruch handelt, f&lU »ttf 
dan Weilinaebtstag dM J. 1199. Waltber, der bei d«r Feier anwesend war, 

zeigt uns «in einem farbenhellen Gemälde, den altdeutschen auf Gold« 
«rund ahnlich, den KirrlipaiiR Philipp's mit seiner Gemahlin, der griechi- 
schen Irene, und dem Gefolge des thüringischen und sächsischen Adels.r 
Uhland. 



Ez gienc, eins tagcs als unser hßrre wart gebom 
von einer mäget, die'r im ze muoter h&te erkorn, 
ze Megedeburc der küuec Philippes schöne. 

d& gienc eins keisers bruoder unde eins keisers kint 
in ^er wM, swie doch der namen drle sint: 5 
er truoc des rlches zepter und die kr6ne. 

er trat yil lise, im was niht gäch, 
im Bleich ein h6chgeborniu kttniginne n&ch^ 
r6s^ ftne dorn, ein tübe sunder gallen. 
diu zuht was niener anderswä: 10 
die Düringe und die Sahsen dienden alsö d&, 
daz ez den wlsen muoste wol gevallen. 



4 ein$ kei$er$ bruöder n. w. Philipp, selbst Kaiser (weil er noeb 

nicht in Rom gosalbt war, hier nur König genannt), war Kaiser T[ein- 
rich'a VI. Hruder und Kaiser Friedrich'» I.Sohn, verfinigte also in seiner 
Person (trat, Kleidang) drei Namen, dreifache Würde. — 5 rwie doch, ob- 
gleich. — 7 (rffen, auftreten, echreiten. /r»', leiclitanftretend , langf^am 
gehend, und ydch, eiii«, rasch sind Gegensat/e: der kaiserliche Anstand 
verlaugt gemessenen Schritt; rasche ungestüme Bewegungen widerstreben 
überhaupt der höfischen Sitte und Etikette. Xn derselben Bedeutung iit 
in der folg. Zeile attich gebraucht, das Prset. von »Itchen, vgl. Nr. 98, 4. ~ 
8. 9 fin i ochfjehorniu küniijinne\ Irent? , friü-er Verlnhte Tancred'a von Si- 
cilien, der gegen Heinrich VI. unterlegen war. Tochter des bjrzaut. Kaisern 
laaalE Angelus, snPflngtten <9&. Mai) 1197 auf dem GuntenlA bei Augsburg 
mit Pliilii>p getraut. Pie erhielt in Dcutseli bind, wo man sie um ihres zar- 
ten junglräuiichcu Weauns willen ungemein verehrte, den Namen Maria, 
daher sie der Dichter Rose olme Dorn und Taube ohne Galle nennt. Bei- 
namen , die sonst nur der hl. Juntflrau /ukominen (vgl. Nr. .'•0, 137). — 

10 niener — nifndt'r, niigentis: war duit in reichsten) Maße vertreten. — 

11 auf dem mit außerordentlicher Pracht gefeierten ][(;ftag fand sich der 
•Acbsische und thüriugiache hohe Adel (Bernliard von Sachsen u. w.) 
in großer Zahl ein, um Philipp seine Huldigung darzubringen. 



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204 



m. SPRÜCHE. 



101. 

ERMAHNUNG ZUR FREIGEBIGKEIT. 

t(Der Dichter bognügt sich nicht, Philippen zum Throne berufen 
und auf demsulbeu begrüßt zu haben. Er gibt dem neuen Könige in die- 
■tm and dem folgenden Sprache OXr, 103) noeh dae Büttel an, eeine Herr- 
schaft ma befestigen und aussubreiten. Diese Mittel findet er in der 
Milde, der dankbaren Freigebigkeit gegen diejenigen, die sich dem Könige 
veraöhnt und verpflichtet haben, der rückhaltlosen Ausspendung vou 
Gaben und Ehren. Die Geschichte beweist, daß Philipp wirklich in die- 
sem Sinne handelte, nnd durch seine Gaben an Geld nnd Linderelen 
Feinde au beseitigen undAnh&nger zu gewinnen sachte. Seine Freigebig- 
keit war so groß, daß er damit nicht, wie Alexander, alle Reiche gewann, 
gondern selbst die anererbton Lande nur noch dem Namen nach beliielt. 
Der vorliegende Spruch Walther's zeigt, daß er es dessenungeachtet nicht 
allen recht su machen und sich Tor dem Vorwurf der Widerwilligkeit im 
Geben au schtltsen yermochte*» Uhland. 



Philippes, kiinec, die nähe spelienden zihent dich, 
dii'ii sist niht dankes milte: des bedunket mich, 
wie dü dä mite verliesest michels mdre. 

dü möhtest gerner dankes geben tüsent pfunt 
dan drizec tüsent äne danc. dir ist niht kunt, 6 
wie man mit gäbe erwirbet pris und 6re. 

denk' an den milten Salatin : 
der jach, daz kOneges hende dürkel soiten sin, 
sö wurden sie ervorht und ouch geminnet. 
gedenke an den von Engellant, 10 
wie tinre man den löste durch sin* milten hant. 
ein schade ist guot, der zw6ne frumen gewinnet. 



1 na/if sp<'heiiilpn , die genau Eeobachtcnden. z'ihen , zeihen, be- 
schuldigen. — 2. 4 dankts gen. adv., au.s freiem Wilku, Antrieb. — 3 mi- 
cAd^igcn. adv., um virles. — A gerner., lieber. — 5 än^ danc, ungern, wider> 
willig. — ö durkel, dun hlöchort, um r\-\< Hel i, die »ialu-n durchzulassen. — 
9 erpor/tt, gefürchtet. Em solcher Au»:<pruc!i .Saladiu's (f 119:?) wird histo- 
risch sonst nirtjcuds erwähnt, aber er ist bezeichnend für einen Fttrsten, 
dessen Freigebigkeit wie Hochherzigkeit im ganzen Abendlande sprich* 
wörtlicli gewesen war. Von der Freigebigkeit Richard'a Löwenherz da- 
gegen, der in der folg. Zeile als Beispiel aui^^t stelU wird, wußte seine Zeit 
weniger zu erziihlen; aber tbeuer genug war allerdings das von Leopold 
geforderte Lösegeld : es betrug 150000 Mark. — It durch , wegen , um 
willen. — 13 der /rum^ der Nutzen, YorthelL 



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102. LOHU DKa FB£10i!JiIQ££IT. 



205 



102. 

LOHN DER FREIGEBIGKEIT. 

Mit dteiem Gedieht« beglimt ein netter Ton, der Ui Nr. 104 geht 
and TOtt Slmrook der swette Philippeton genennt wird. Bieger (B. 11$ 

12) glaubt darin die Sachlage Regen Endo des Jahres 1204 zu erlconuen, 
als die meisten und wichtitrsten Anb.'inj^er Olto'a thoils freiwillig, theila 
durch Waffengewalt gezwungen, sieb Philipp angeschlossen hatten und 
nun In der fthliohen Weite wollten gcfeeaelt eein. Der Toreoigehende 
Sprach (Nr. 101)-lftUt iedenfaUe etWM epftter. 



Philippe, künic here, 
sie gebent dir alle heiles wort 
und wolden liep näcb leide. 

oft hftst dü guot und 6re, 
daz ist wol zweier kttnege hört: 5 
diu gip der Milte beide. 

der Milte lön bt s6 diu s&t, 
diu vOnnecUche wider gät 
dar n&ch man sie geworfen h&t: 

wirf von dir miltecliche ! 10 

swelch kOnec der Milte geben kan, 

si git im daz er nie gewan. 

wie Alexander sich versan ! 

der gab und gap, und gap sMm alliu rlche. 



2 heile» wort geben ^ begiackwttnschen. -~ 9 and wflnschten für das 

(• rduMctp) Unangenehme erfrout, entscliadigt r.n werden, die deine Feinde 
wann, buulieu jetzt VersölmutiK. — 4 nun Ijast du Geld und Elirengaben 
und Würden (die du vertbeilcn kannst). — 5 tweier küncje hört} d. b. 
jedes für sich schon ist der hört, wäre der Schatz eines Königs, reichte 
fär einen König hin. — 6 dfr Milte] es erscheint mir nothwendig, die Milt« 
hier personiticicrt aufzufaHsen ; gib, üherlal^ sie (das Gut und die Eiire) 
ihr Bur Vertlieilung. <— 7 gleich der Saat. — ö toider gdt^ aufseht. — 9 dar 
nackf je nachdem, geworfen, ausgestreut. — 11 der Mitte Ist dat. — 12 das. 
was. — 13 wie überlegend, klug, war Alexander; indrir. er mtUe war, be- 
lohnte die 3iitt9 ihn. Alcxander*8 des Gr. Freigebigkeit int historisch und 
ward von den deottchen Stogem vielfach gepriesen. 



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206 



ni,-8PRÜCBB 



103. 

DER FÜRSTEN BRATEN. 

Diflsar Spraoli, «if waleli«ii Wolfram ron BtekcBl»»eh im WUhelm 

anspielt (hir Vog^lwrid von braten sonc 986, 19), wird Yon einigen als ein« 
Mahnung an Otto IV. In trachtet; «o von v. d. Hatten , Wackernagel und 
Bieger. Der let/tcr«; glaubt, er müsse in einer Zeit gedichtet sein, die 
IlUr Otto kritisch zu werden begann, gegen Knde des J. 1S12, kvn vor 
oder iMeh der Wfthl Frledrieb's IL (S. Bee.)- loh beiweUle Jodoeh, dAA 
Walther einen zur Rttge Philipp*! erfundenen Ton auf Otto würde an- 
gewendet Jiabcn , und von doin , was man zur Stütze obiger Deutung aus 
dem Spruche herausgelesen bat, kann ich nichts dariu finden. Vielmehr 
bin Ich, s. Th. mit Lachm*nn (zu 17, 11) und Simroek (Walther, 3. Ausg., 
8. 126), der Ansieht, d«A des Oleiehnlss an Philipp, oder an seine Um- 
gebung , zugleich aber auch mit scharfer Spitze gegen die Beichsfürsten 
gerichtet ist, doren unbefriedigte Habsucht dem Kaiser mit Absetzung 
drohte. Unter den Kücheu verstehe ich uäuilich die Reichshofbeamteo, 
deren Blaflnfi auf die Beichsangelegcnhelten« Staatsgesch&fte , Belebnon- 
gen u. a. w. bekannt, aber gleiohwol nooh nlobt hinreichend gewArdlgt 
scheint. Walther mag auf die beiden vorhergehenden Sprüche in Er- 
fahrung gebracht haben, daü die Kückhaltung Philipp's im Ertheilen von 
Ehrengaben n. s. w. weniger aus eigener freier Entschließung als auf Be- 
trieb der Hofbeamten gesehehe: daher wMidet er sich an diese, unter Hin- 
weis anf die möglichen &beln Folgen. 

Die Erwähnung von Spissbratpu , der in Griechenland zu dünn ge- 
schnitten ward, ist nicht, wie Lacliinann meinte, ein allgemein gehal- 
tenes Beispiel (ein solches würo Waltheru am allerwenigsten zuzutrauen), 
sondern besieht sich, was schon Koberstein (Wartbnrger Krieg, 8. 3S) 
mit gutem Grand vermuthet hat , auf ein bestimmtes , in Mscher Erin- 
nerung haftendes Ereigniss aus der grircliisch-byzantiniachen Oeschichte. 
Es ist eine Hindeutuug auf lii'' Vntrcibuiig un<l Entsetzung des Kaisers 
Isaak Angelus, sowie aut die ibciluug des byzantinischen Kciches durch 
die Fürsten nnd Anführer des Krensheeres im J. 1304. Diese Anspislnng 
wird noch deutlicher und alle Zweifel über die Entstehungsseit des Spruches 
und seine Beziehung auf Pliilipi' wenlen schwinden, wenn man sich er- 
innort, daß Philipp durch seine Vermählung mit Irene (s. N. 100) der 
Schwiegersohn eben jenes letzten griechisch- byzantinischen Kaisers 
Isaak Angelus war. Was Walther hier befürchtet, ist allerdings erst splter 
eingetroffen, aber iu ähnlicher Weise wie damals das griechlsobe Ist 
aoch das deutsche Boich in Stücke gegangen. 



Wir snln den kochen r&tcn, 
Bit es in alsö lidlie 8t6, 
das sie sich niht versftmen, 



2 mir atdt hohe, kommt mich hoch, tbener sa stehen: nachdem 68 80 
kvitiioh m\i ihnen steht. — 



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103. D£R PURSTEN BRATEN. 



207 



(laz sie der fürsten br&ten 
nii sniden groezer baz dann' 6 
doch dicker eines dümen. 



6 



ze Kriechen wart ein spiz versniten 
daz tf't ein liant mit argen siten. 
si mühte ez iemcr hän vermiteu. 
der brate was ze dünne: 



10 



des muose der lierre für die tür, 

die fürsten säzen ander kür. 

der Uli daz riebe also verlür, 

dem stüende baz, daz er nie spiz gewüaao. 



5 ba* zur Verstärkum; des Coniparat. — fi. 6 doc-li wciugslens um einen 
Daumen dicker als früher. — 7 spiz 8tm., sowol Bratspieß als Spisebrateu. 
hier in letzterm Sinne, versntden , zerhauen, zerschneiden, in einzelne 
Theile. Wie bekannt ward das byzantiuisobe Keiob durch die Kreuzfahrer 
19M in Tiele größere und kleinere Reiche, Ffireteiithümer und Herrtohaflen 
zertheilt. Das I?ild läßt an DtMitlichkeit iii, Iits /u wUnachfii (kbrirj. — 
8 arc. böse, geizig, karg, die haut ist das iCreuzlieur , das sich durch die 
PlQnaerunff des eroberten Konstantlnopet und telne tchamloie Habgier, 
die auch des Heili}/!?ten nicht schonte, ein unauslöschliches Brandmal 
aufdrückte. — \) sie iüitto das Hollen bleihen lassen, es w:iro hosser unter- 
1>liebaa. Biese von schnöder Habsucht geleitete Theilung ziemte aller« 
din<j;8 am wenitj^ten dem Heer, das unter dem Zeichen d»i8 Kreuzes zur 
Belreiuni^ des hl. Landes uusKozogcn war. — 10 der Braten (oder die ein- 
zelnen Theile desselben) waren zu klein. — 11 darum wurde der Kaiser 
Tor die Tbitr gesetst, Tertrieben. — 12 die li'üriiten versammelten sich zu 
einer andern, neuen Wahl. — 13. 14 wer nun die Krone auf dleee WdM 
▼erlOre, dem wäre beteer, er htttte aie nie gewonnen. 



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208 



m. SPAÜCHB. 



104. 

BOHNE UND HALM. 

Nach Laclimana's \'ei muthuug ist die Deutung des fulgcndon Spruches 
dieie. Bin Tadler hatte Walther*« Lied ▼om Halm-Meaten (Nr. 24) ver- 
höhnt; etwa in dim Sinne: Waltlier's Halm sei keine Bohne werth, die 
man dagepen schnn ehor bcsingin kr-iinte. «Was, sa-^t der Dichter, ist 
an der höhne zu loben? Sie ist Fastenspeise , vor und nach der liimmel- 
fahrt faul und von Anfang voll WClrmer ; dagegen Halm, Korn und Strob 
gut und erfrenlieh und sn Jeder Zeit brauckbar; aber vor der Bohne muß 
man ein Vaterunser beten, um ihrer los au werden.» 



az eren hät frö Böne , 
da/ man so von ir singen sol? 
si rehtiu vastenkiuwe ! 

s'ist vor und nacli der none 
vil ful und ist der wibel vol 6 
wan erest in der niuwe. 

ein halm ist krcftec unde guot: 
waz er uns allen liebes tuot ! 
er freut vil mauegeni sinen muot. 

wie danne umb' sinen sämen ? 10 

von j?rase wirdet halni ze stro: 

er machet manic herze frö, 

er ist guot nider unde h6. 

frö Büue — libera uub a malo. äincn. 



1 gemeint ist die Saubohne, die, nocli ehe sie reif ist, von Würmern 
benagt wird (Germania IM, 47). — :^ kiuup stf., oij^entlicli Kiefer, Rachen; 
dann Speise, Fraß. — 4 nJ/t«, der Himmelfahrtstag, so genannt von der 
neunten Stunde (drei ühr Nachmittag!)), in welcher Christus freu Himmel 
gefaliren sein soll. — 5 uubi'l stin., Käfer, Kornwiirm, Milhe. —iiffh/ niiiicf 
stf., Neuheit, Frische, Unreife: vgl. daz ir dä wellet .mident das i/tt noch 
in der niuwe, Konrad*s troj. Krieg, 22372. Also: wenn sie noch i|rar nicht 
reif, weiHj sin nur erst (noch) fris^rli ist. l'> wio «trlit es erat mit Rt'inoni 
äaniüu, dem Korn? — 13 nider unde hu, unten und oben, als Struh und 
• als Korn. 



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105. DANK UND OLÜCKWUNSCH. 



209 



105. 

DANK XTND GLÜCKWÜNSCH. 

Mit diesem Spruch, dessen Ton tich von dem vornusgchendttn durch 
leichte Veränderung des Ahgesangs unterscheidet, beginnt ein neuer Ab- 
schnitt in Walther's Herrendienst. Naob Künig Philippus Ermordung war 
setn«m Gegner Otto lY. das Beioh unbestritien ragdUlen. 1209 erhielt 
ex auch 4le Kalterkrone, «ber toben ISIO traf ihn »der Bannsfmbl. Als er 
zu Anfang I3t2 aus Italien zurackkehrtOf hielt er zu Frankfurt einen 
Keichstag, wo sich die beiden hier genannten Fürsten mit ihm gegen den 
Pabst verbanden. Der Meüiner, der Waltheru von Frankfurt — Franken 
sagt der Diohter — ein Qeaobeaik, ein Liebt, von Seiten Henog Lndwig^s 
von Baiern mitbraobte, war Ifarkgraf Dletrioh IV. (regierte von 1195— 
1220). So, in Übereinstimmung mit Andern, Simrock (3 Ausg., S. 327). 
Doch darf nicht verschwiegen werden, daß keine Gewissheit besteht, ob 
der hier ohne jeden Beisatz geuauute Ludwig wirklich der Baiernherzog ist; 
daft ferner eine Handsohrfft Uet statt Uekt liest und da6 es sehr anffallend 
ist, hier nicht, wie man erwarten soUte, dem Geber, sondern dem Über- 
bringer den feurigen Dank darbringen zu hören. Holtzmann hat eich 
(Germania, 1, 250 25)7) für die Lesart Uet erklärt und wahrscheinlich zu 
machen gesucht, duß unter diesem vom Meißner gebrachten Liede ein vom 
I»andgrafem Ludwig von Thflringen handelndes Gedieht au Torsteben sei. 
So ansprechend diese Vermuthung ist, so steht ihr doch vorläufig noch 
das Bedenken entgegen, daß der Ausdruck: da: vert son Ludew^t in dem 
von Holtzmann angenommenen Sinn unbelegbar ist. 



Mir hkt ein liebt von Franken 
der stolze Missen aere brlLht, 
daz vert von Ludewfge. 

i'n kan im's niht ge danken 
86 wol als er min hät ged&ht, 5 
wan deich im tiefe nige. 

künd' ich swaz ieman guotes kan, 
daz teilte ich mit dem werden man: 
der mir sd bdher 6ren gan, 



1 licJtf sowol als dif in Xr. 1^0, 4 f,'i'nann!c kfrze werden von Ver- 
schiedeneu auf verschiedene Weise erklärt: theils als symbolischer Ge- 
brauch, daß der Oeber sam Zeichen der Begabung eine Kerse bfs com 
Beechciikteu gelien läßt, theils als wirkliclies Gescluiik, das an Dicnst- 
mannen auagetheilt wird. — 4. 5 ich kann ihm nicht so dufur duukcn, 
wie seine freundliche Gesinnung es verdiente. ~ 

WAbTBBR VOV DBE .VOOUiWaiOB. 14 



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210 



III. 8PRÜCHB. 



got niüeze ouch im die sinen iemer meren. lO 

zno flie/e im aller sidden fluz, 

iiilit wildes midc sinen schuz, 

sin'> hnndes louf, siiis hoiiics duz 

erhelle im unde erschelle im wol nach erenl 



12 ni/it wildes, nihil ferarum. — Iii der du:, der Scliall. — 11 ff. vgl. Ger- 
▼•lin (▼* d. Hagen*« Minnesinger, 3, 37): aHer mi l ien flui d«r niüfi« in ir 
htr%^ ßiften. — 13 zu luuj gehört in der folKendon Zeile erhelU: es wird 
damit <icr helle, rechtzeitige Anschlag des Spürhundes, das weit hörbare 
Kl:iff''ti der verfolj/enden Sloute genuMiu, was zusam neu mit Wem Sr hallo 
des Hifthorns die Uenensfreude des Jt^ers ausmacht, TgL Uhland iu der 
Qasmaaia 1, lt. 18. — 14 iiäeA er««, so daft aa tbm Ebra bringt odar wie 
es seiner Ehra gebührt. 

t 



* 



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106. AN DEN H£tt£00 VON KÄRNTEN. I. 211 



106. 

AN DEN HERZOG VON KÄRNTEN. 

L 

Barch diäten Spruch wird ein neuer Ton eingeleitet i den Simroek 

ich glaube ohne zureichenden Grund, den zweiten Ottenton nennt. Er 
reicht bis Nr. 122 und wird zumeist zur Küge, uamentlicb zu Rcharfeu 
Sprüchen gegen Born yerweudet. 

Die Tier snnloliit folgenden Strophen (Nr. 106—108) eind in Kirn- 
ten und wahrscheinlich vor 1211 gedichtet. Sie haben das Gemeiniame, 
daß h)c der Abwehr unwahrer Schmähungen und Verdäclitii^ungon qeltea. 
Der edle Kärntner, dessen Gaben Walther oft empfangen zu haben be- 
kennt, ist Herzog licriihard, der von 1202 — 1250 regierte. Au seinem Hofe 
ist ee dm Diohter nicht wohl geworden; ZerwQrfiiiete mit dem Here«^, 
Verläumdungen von Seite seiner Beamten uud Zurücksetzungen aller Art 
verleideten ilim den Aufenthalt und weckten die Sebnaucbt nach dem 
wonniglichen Uof von Wien. 

Der Sinn dea ersten Spruchs ist frdgender. Bernhard ist tinwillig 
Uber Welther, well er glanhi, deft der Diohter ihm sllme und ihm die 
Schnld wtmilder Behandlung zuschiebe. DerReriog hatte ihm neue Klei- 
der versprochen, die ihm aber sein Kämmerer vorenthielt. Qegen dieien 
eolle er seinen Zorn richten, sie seien beide ohne Schuld. 



Ich h&n des Kerendseres g&be dicke enpfaDgen: 
wil 6r durch ein vermissen bieten mir alsö diu wangen? 
er wsenet lihtc, daz ich zürne: nein ich niht. 
im ist geschahen daz noch vil manegem milten man geschihtl 
was mir lihte leide, dö was ime noch leider. 5 
d6 er mir geschaffen häte kleider, 
daz man mir niht engap, dar umbe zürne er andersw^. 
ich weiz wöl, swcr willeclichen sprichct ja, 
der p;t?be ouch gerne, und wiero oz danne da: 
dirre zom ist &ne schulde weiz got unser beider. 10 



2 ein im Gegensatz zu dicke: ein einziges, vennisaen, Vorseheui 
HissveTStindnIe«. einem diu wangen Meten ^ Jemand Ton der Seite, echel, 
ansehen, sich von ihm abwenden. Tgl. Nr. (58, 32 — x-h.rfen. bestellen; 
geschahen y zu geben befohlen. — 7 er riciite deu Zoru auderswohin. — 
9 und, wenn, da, vorhanden. — 10 an diesem ZerwQrfniss sind wir beide 
weiA Gott uneohuldig. 



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212 



lU. BPBÜOBB. 



IL 

Einige feile Hofschranzon in der Umgebung deB Herzogs suchten 
den Dichter, indem sie eeinem Get^ang eine falsche Deutung gaben und 
ihn verd&cbtigten, um die Gunst ihres Herrn su bringen. Waltber be- 
klagt doh dttftbtr b«l letetttm und fordert Ihn wut, die Sadie Mlbil nlher 
SV prlLfMi. 



1*11 w^z wem ich geliehen muoz die hovebeUeii, 
wan den miusen, die sieh selbe meldent, tragent sie schellen, 
des leckers «her», der minse klanc, kamt s' As ir klfis, 
s6 schrien wir ?il Uhte: «ein schale, ein schale! ein müs, 

ein müs!» 

edel Kerendsere, ich sol dir klagen s6re, 5 

milter fürste, marterere umb' 6re, 

i*n w6iz wer mir in dlnem hove verhöret mtnen sanc 

llkz' ich ez niht dnrch dich und ist er niht ze kranc, 

86 zwinge im einen swinden widerswanc. 

vräge, waz ich habe gesungen, daz er mir'z verkdre. 10 



1 hoce''''!!,'] i,fU>^ Hwm., Hund, mit veräclitlichera Kebenliegriff ; hoveb^Ue 
also wol eine «ohimpfüche Benennung fUr Höfling, Hofschranze. — 
9 mrtdtn^ TerralbaD. «Wie «Ine Maua, dar man eine Schelle ang^nnden 
Imt , sich selber verrftth, so braucht ein Lecker (Schmoiclilor) nur sein 
dliMistfertiges 'Herr' zu sagon und luan merkt gleicli , daß es ein Schalk 
ist, der redet.«» WuckernageL — 4 ein mtiSj ein mi/.i] dazu halte man fol- 
gende Stelle aus Wiudek's Sigmund ''Wiener Handschrift, Bl. 299^): teann 
Hu (die feilen Dirnen) des äbendes der yasaen loufen^ »ehriyent die kna- 
ben: »ein müs, ein mds! wil'* iemant kou/'-nf» — 6 viarteraeri', der Marter 
leidet, eich mttht, plagt (um die Ehre). — 8 sohone ich ihn nicht um deinet- 
willen und l«t er mir nicht su aehwaoh, au gering, an Terichtlich. — 
'J Alliteration, v^:l. Nr. 164, 5. widtr^tcnnc. das Zurili kBohwingen: 80 ▼er- 
setze ich ihm einen raschen Oegenschlug, zahle es ilua heim; vgl. Kr. 165, &. 
Dae Fron* ich iat au ergänzen. — lo erkundige dich, was loh denn (eo 
Sohlimmea) geaungen habe, dafi er ea mir Terkehron, ftbal anliegen kOnne. 



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107. BKRÜVÜMO AN HERZOG IiBOPOLD. 



213 



107. 

BERUFUNG AN HERZOG LEOPOLD. 

Wallher erkennt, daA bei dem einreii^enden Verfalle der Zucht und 
Kunst ohne Sobiife und Oewalt nieht mehr darcbsukommen ist. Die 

Verdächtigungen seien empörend ; wenn es indes sein müsse • so könne 
auch er damit aufwarten. Doch will er vorerst noch dort seine Klajfo 
erheben, wo er singen und sagen gelernt: in CEsterreichi finde er dort, 
hei Leopold, Hilfe, lo sei sein Unmuth wieder besänftigt. 



Nü wil ich mich des scharpfen sauges ouch geiiieten; 
da ich ie mit vorhten bat, da wil ich nü gehiotoii. 
ich sihe wol, daz man herren giiot und wibcs gruoz 
gcwaltecliche und unge/.ogenliche erwerben muoz 
singe ich minen liövcschen sanc, so kh\geut si'z Stollen: 5 
deswär ich gewinne ouch lihte knollen; 
Sit sie die schalktit wellen, ich gemache in vollen kragen, 
ze Österriche lernde ich singen unde sagen, 
da wil ich mich allererst beklagen : 
viüd' ich an Liupolt höv(^schen trost, so'st mir min muot 

cntswoUen. 10 



1 scharpfy scharf, schuciUend. sich genieten c gen., sich befleißen. — 
2 wo ich stett) nur furclitsam gebeten habe, da will ich nun befehlen. — 
5 Slolle'] damit ist wol einer von den uuliufischen VerUclirern seines (Ge- 
sanges am Kärntner Hofe geraeint. — G der knoUe swm., uulörralicher Aus- 
wuciis, tumor; kn. yiuvinnfn, bihllich : vor Zorn aufschwollen, zornig wer- 
den. — 7 krage swm.. Schlund, Hals, liacheu: nachdem sie Bosheit 
wollen, to stopfe ich ihnen den Bachen voll, sollen sie vollauf haben. — 
tOa'i.bei. niunt , errate Stimmung, Zorn. «nftwciKe», abschwellen: so 
legt sich mein Zorn. 



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2U 



Iii. SP&ÜGHB. 



108. 

AN DENSELBEN. 

Walther Terwüiiteht fbierlieb dto StOMr des hOfiaeben G«uakg«t und 
der Freud«. Trots eeiner lange gefibtea edela Ximti eehe er eieb bei 

Hdfo vordrängt und geschwächt; seine einzige Hoffnung beruhe auf Her- 
zog Leopold: wenn dieser nicbt Hilfe schaffe, lo werde auch er leinen 
Sang Terkehren. 



In mmune dämme l ich wil beginnen , sprechet limen 
(daz ist guot für ungelücke und fttr des tievels s&men), 
daz ich gesingen müeze in dirre vlse alB6, 
swer höveschen eanc und freude stoere, daz der werde unfrö. 
ich h&n wol und hovelichen her gesungen: 5 
mit der höyescheit bin ich nft verdrungen, 
daz die unhöveschen nft ze hove gensemer sint dann' ich: 
daz mich ^ren solte, daz unfiret mich, 
herzöge (a österriche, fOrste, sprich! 
du enwendes mich's alleine, s6 verhöre ich mtne zungen. 10 



1 In numnif dumme, altheigebraobte and rolksmäüig gewordene Za- 
samroenaiehung und Umwandlung ron: im nomine äomim\ als Segens- nnd 
Verwnndemngsruf. -—5 woi , gut, trefflich, schön, hoveltchen adv., hof- 

geiiiiilj. A<r, bis daher. — 7 <jen>T/tf , gralus. — 10 08 sei denn, daß du 
mich (iavuu abtiäUstt so singe auch ich unhöAsch: da allein kannst es 
▼erbindern, daft. 



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109. TUÜ&IMOEM^S BLU^. 



S15 



109. 

THÜRINGEN'S BLUME. 

Wir finden hier Wftlthern im Dienste des Landgrafen Hermann Ton 

Thüringen, wohin er sich wahrBcheinlicb von Kärnten ans , wo seines 
lileibens nicht länger war, gewendet hatte. Nach den daselbst gemach- 
ten bi.teru Erfahrungen, auf die hier deutlich angespielt wird, freut er 
sich endlich bei dem Fürsten Aufnahme gefunden xn haben, dessen 
Milde, hestftndiger alt hei andern und keiner Laune unterworfsn, sich 
im Sommer nnd Winter, Jetst wie frttlier, imTerftnderlioh gleieb Ueibt. 



Ich bin des milton lanlgraven ingesinde: 
ez ist min site, daz man mich iemer bi diu tiurstea viade. 
die andern tursten alle sint vil milte, iedoch 
BÖ stoetecliclien niht: er was ez e und ist ez noch, 
da von kan er baz dan sie derniite gebaren: 5 
er enwil dekeiner lüne vären. 

swer hiure schallet unde ist hin ze järe boese als 6, 

d^s lop gmonet unde valwet sö der klS. 

der Dürnge bluome schtiiet dorcli den snd: 

sümer und winter blüet sin lop als in den Arsten j&ren. 10 



1 daz ingesinde , Hofdienerschaft; Diener. — 2 bei den Trefflichsten, 
Besten. — 4 sfiLtfclilifri udv., au'^dauerml, dauerhaft. — 5 kan, versteht, 
weiß, dermite yeharerit damit, mit der Milde umgehen. — 6 diu lünet von 
tuna, die Mondphase, Weohsel; Laune, varen e. gen. , naoh etwas trach- 
ten, streben. Er will airh nicht nach dem Montlwfchsel richten, gibt sich 
keinen wechselnden (iemUihsstimtnungün hin. — 7 schallen, UbermUthig, 
ttppig leben, hin te järe^ Obers Jahr, ö vxe, karg. — 8 valwen, fahl wer* 
den, welken. — 9 -i'-r f .'uoma swm., die lUmno. Dtumg«^ DürifUfft gen. pL 
TOB Dürinc, der Tiiurmgor. schinet, leuchtet. 



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216 



III. SPBÜCOS. 



HO. 

DER RCEMISGHE STUHL. 

«Pabst Innocenz III. wird mit Sylvester II., vorher Gerbert genannt, 
verglichen, der von 999—1003 auf dem päbstlichen Stuhle saß ttud wegen 
•einer oatarwisseuscbaftlioben und mechanischen Kenntniteo Ittr einen 
8chW»riikfineaer e»lt. Wenn dieser (den neeh bekeanter Sage der T«nfet 
holte) nur sich selbst, durch seine 2ia>li1>erei , ins Verderben gebracht, so 
bringe der jetoige Pahst mit sich die grase Chrietenheit zu. Falle.» Uhland. 



Der stuol 26 It6ine ist allererst beribtet rehte 
ä\s hie vor bt einem zouberaere G^rbr^hte. 

der gap zu valle niwet wan sin eines leben: 

s6 wii sich dirre und al die kristenheit ze valle geben. 

wan rüefent alle zungen hin ze bimele wäfen 6 

und frägent got, wie lange er welle slafen? 

sie widerwUrkent siniu werc und velscbent slniu wort: 

stn kamertere stilt im sinen himelhort, 

sin süener roubet hie und mordet dort, 

sin lürte ist z'einem wolve im worden under sinen sch&fen. 10 



1 atUrSrst. nun erst, h^rihten, wohl verschen, bcsetz'-n. — 2 gleich- 
wie vorher, einst. 6». mit, durch. — 3.4 »«/—Fall in die Holle, ze vallf 
g«ö«n^ ins ewige Verderben Sturzen, niwt teau, nichts als. — 5 wan, quin, 
warum nicht. Warum r»ifen nicht u. s. w.; vgl. Mhd. Wörterhnch, 3, 499. 
500. wäfen, Hilfs- und Wehruf. — 6 xla/' n , nach alttestamentlicher Aus- 
drucksweise (Psalm 44, 'J4) = ruhig zusehen. — 7 widerxcürken . entgegen- 
wirken, hintertreiben, vereiteln. — 8 «In kamtrare^ Schatameisterssder 
Pabst. ktmettort, der Schatz göttifclier Qnade, welchen der Pabst auf 
Erden verwalten und austlioilen sollte, den er aber zu seinem eigenen 
Nutzen verwendet. — 9 iuenett Jäichter, Mittler, Friedensstüter: der Frie- 
den stiften, also Mord nnd Raab hinauebalten sollle, ttbt beide« eelbit. 



« 



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III. DBB TBBVfiHBKB. 



217 



III. 

DER VERFÜHUER. 

Widtr d«n AbUOhandel und die Simonie unter Pftbet Innoeens. Unter 

deu Bischöfen und edeln Pfidfen, dl« hier nnfj^efordert werden, sich den 

päbstlichen Verführungskünsten zu entziehen, wird die höhere deutsche, 
unter den Cardinäleii die römische Geistlichkeit verstanden. Die Schluß- 
zeilen scbilderu die Bereicherung Borns im Gegensätze zu dem Verfall der 
dentedMu Kirete. 



Ir bisehoT* imde ii ideln pfaffen, ir alt verleitet, 
s^t wie ittch der bebest mit des tievels stricken seitet! 
saget ir mis, das er sant P^ers slüzzel habe, 
86 saget, war umbe er sine Ure von den buocben schabe? 
das man gotes gäbe iht koufe oder verkoufe, 5 
das wart uns verboten bl der toufe. 
nü töre ^Vz in sin swarzez buoch, daz ime der hellemör 
h&t gegeben, und üz im lese 6t slniu rör. 
ir kardensele, ir decket inwem k6r: 
ünser alter fi*ön§ der 8t6t undr einer übelen troufe. 10 



l verleiten, irre führen. — 2 selten, stricken, fesseln; ahd. der seito, 
laqucus , beseidön , inlaqucare, bestricken. - 4 stnc ler>' , S. I'etri Vor- 
schriften ; vgl. Acta Apost. Ö, 20. von den buochen »chabeUf aus den ÜUchern 
(der Bibel) tilgen. — bgote* gäbe, donnm dei, nicht allein die Saeramente, 
•onderu alle andern kirchlichen Wohltliaten. — (*> 6<, beschwörend: so 
wahr wir Christen sind. — 7. b et'i=eJit es: nun möge es ibn auch loliren; 
nun mOge er ans ihm zuoammenleeen. »warz^z buoch . Zauberbuch , aus 
dem die Sohwarzkim-^t, die Ni;?roniantie, j^elcriit winl. der /i> ll>'riiur , der 
Teufel. — 8 j'or ist bchwierig zu deuten, aber aul ilus i:'ol>;ende, auf die 
Bedeckung des Chors durch Schilfrohr, hat es kaum einen Bezug; eher 
aind Bohrpfuifeu gemeint, womit man lieiohtgläubigen etwas vorpfeift, 
Künste, die zur Bethörung Schwacher aus SSauberbüchern gelernt werden. 
— n tu wem kör, eueru Chor, die römische Kirche, schützt ihr vor Sturm 
und Aegen. — 10 aller Jr6ne=jr6ne iiiler ^ der heilige, der Hochaltar: dur 
wichtigete Theil fflr dat Oanse; die Kirche. Daaaellie Bild, das Walther 
hier braucht, steht schon unter den Vorwürfen, welche die Wälschen gegen 
den Papst Johannes XII. (deu K.. Oitu im J. 963 absetzte) erhoben haben: 
teste» mmi ianeite apottolorum «MfMÄcv, quas non stitlatim pluviam, sed tot um 
in'rinsecus supra ipsa «•tiam »acroiomota aUaria imbrtm odmittunt (n. Lach« 
maun's 3. Ausg., S. Iii/, 



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218 



112. 

ÜBLE NACHFOLGE. 

Mit bitteror Ti oiiio beschuldigt der Dichter den Pabst, an dem gegou» 
wurtigeu unbehagliclieu Zustand der Christenheit schuld zu sein, indem 
er durch seinen uuväterlichen Vorgang die Gläubigen zur üabsucht, zu 
Lug und Trug verleite. 



\y ir klagen alle und wizzon tloch nilit waz nns wirret, 
daz uns der babcst. unser vuter, albus hat verinet, 
nü gät er uns doch harte väterlichen vor: 
"wir Tolgen ime und komen niemer fuoz iiz sinem spor. 
nü merke, werlt, waz mir dar ane misse valle. 5 
gttset er, sie gitsent mit im alle, 
liuget er, sie liegent alle mit im sine lüge, 
und triuget er, sie triegent mit im sine trüge, 
nü merket, wer mir daz verk^ren mOge. 
SOS Wirt der junge Jüdas mit dem alten dort ze schalle. 10 



1 WM ttns In Verwirrung bringt, stört, fehlt. — 3 /^arie väterlichen, 
gplsr vateilicli, naturlich ironisch zu verstehen. — 4 wir folgen ihm (wie 
gute Kinder), niemer /uo», keinen Schritt, daz spor, die Spur, Fuß. 
stapfen. — 5 dar an«=an dfeeem vftterltchen Verhältniss. - 6 yli%i-n, hab- 
Hicri'.' sein, Kfi7. n. von git, Halisucht, Griz. — 8 diu tr,i'i>- stf.', Betrug.— 
ii nun gebt aclit, wer mir dies übel auslegen, verdrehen könne. — 10 auf 
diese Weise wird der neue Verr&ther, gleioli dem ftlten, tdUttU, ins 
berede kommen, sich verrathen. 



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113. WIPEBSJPBUCH IN WO&T UÜJ) WBBK. 



219 



118. 

WIDEBSPRÜGH IN WORT UND WERK. 

Wie das schlimme Beispiel der Geistlichkeit auch die Laien irre 
machen und verderbea müssoi fUbrt der Dichter in den beiden folgenden 
Sprüchen weiter aua. 



Diu kristenheit gelepte nie sö gar n&ch wftne: 
die sie dft Uten solten, die sint guoter sinne luie. 
es w9Br* ze vil und tsste ein tnmber leie das. 
sie sflndent ftne vorhte, dar umb' ist in got gehaz. 
sie Wisent uns zem bfmel und v&rent sie zer belle: 5 
sie sprecbent, swer ir werten volgen welle 
und nibt ir werlcen, der st &ne zwlvel dort genesen, 
die pf äffen solten kiuscber dan die leien wesen: 
an welben buocben b&nt sie daz erlesen, 
daz sieb sö maneger filzet wa er ein scboenez wip verrelle? 10 



1 nit »6 gar, nie so sehr (wie jetzt), nach toant* , aufs Ungewine, 
ohne zu wissen, wie es kommen wird, wo es hinaus soll. — 2 guter Ab« 
sieht, Gesinnung bar. — Z es gen., dessen. Das wäre xu stark, telbtt 
wenn es ein einfältiger, unerfahrener Laie thate. — 4 yeha-^ feind. — 
5 uns weisen sie cum Himmel , sie fahren zur Hölle. - 7 dort genesen, 
jenseits gerettet. — 9 erlesen, herauslesen wo steht das in der Bibel? 
— 10 sich ßt$e», lieh mit Eifer auf etwas Terl^en. verpelUn, au Falle 
bringen. 



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220 



III. SP&ÜCBS. 



114. 

BCESES VORBILD. 



Swelch herze sich bi disen ziten niht verk^ret, 
Sit daz der bäbest selbe dort den ungeloubon meiet, 
da wont ein sselic geist und gotes minne bi. 
nü seht ir, waz der pfaffen werc und waz ir 16re si. 
Mes dö was ir lere bi den werken reine: 5 
uü sint sie aber anders sö gemeine , 
daz wir s* unrebte würken sehen, unrehte hoeren sagen, 
die uns guoter l^re bilde sollen tragen, 
des mugen wir tumbe leien wol verzagen: 
waen' aber min guater klAsensere klage und s^re weine. 10 



1 sich verkeren, sich vom Rechten abwenden, in Unglauben verfallen. 
— 2 stl , nachdem, da. dort, in Rom. — 3 da bt wont ^ dem wohnt bei, 
inne. — 5 ede», vordem. 6t, mit, sammt. Zugleich mit den Werken: Wort 
nnd Werk gleich rein. — 6 nun sind sie aber in anderer Weise derart 
Kcmeinsam: stimmen Wort und Werk darin überoin, daß wir sie, die uns 
mit gutem Beispiel vorangehen sollten, Bclilecbt reden und schlecht handeln 
seilen. — 9 fut»öe, ungelehrte. — 10 ab«r, wiaderum. Über den ÜStmmr* 
vgl. die Anmerkang au Nr. 81"', 23. 



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lU. BSB wXlBCHB 8CBHSIK. 



221 



115. 

DEB WILSCHE SCHREIK. 

DiMtr und d«r folgend« Bpnieh Üdlea Int J« ISli. •Mm J*1ira tov- 

her erließ Innoccnz zu besserer Förderung der Krouzzüge eine Verfügung, 
man solle in allen Kirchen OpferstOcke (truncos) aufstellen, um darin Bei 
steuern zur Wiedererlangung des heiligen Landes zu sammeln. Der Stock 
solle drei Scbldster haben und die Sehlttttel dain einem Priettor, einem 
Laien und einem Ordensgeistliohen anvertraut werden; die Verwendung 
des Geldes aber sollte nach dem Gutbefinden derer geschehen, denen die 
Sorge dafür Ubertragen vrftre. Waltlier erblickt jedoch in dieser Anord- 
nung nichts als Habsucht: der Pabst wolle nur deutsches öilber iu seinen 
wälttihen Schrein eohütten.» Simrock S, 145. 



Abi wie kristenllche der b&best unser lachet, 
8wenne er sinen Walhen seit, wie er'z hie habe gemacbct. 
daz er d& redet, er^n solle es niemer h&n gcdäht: 
er giht: «ich hän zwSn' Almau under ^ine kröne br&hti 
daz si'z riebe stoeren, brennen unde wasten. b 
al die wile fülle ich mine kästen. 

ich hän s' an minen stoc gemcnt: ir guot wirt allez miü} 

ir tiutschez silber vert in minen welschen scbria. 

ir pfaffen, ezzet hüenr und trinket win 

und lat die toBrschea tiutscbeu leien • • • . vasteu.» 10 



1 Uber uns lacht. — 2 der Walchs gen. des WalAe$, der Gallier, Ita- 
liener, Wälsche. Mit Hohn und Selbstgef&Uigkeit Mtlhlt, wie er ei hier, 
in Deutschland, zu Stande gebracht. — 'd es , dessen; daran. — 4 zwen 
Alman] verächtlich: zwei Deutsche, nämlich Otto und Friedrich II. — 
5 itOBren^ in Verwirrung bringen, tvasten , vastare , verwüsten. — 6 al 
«pil« , während der Zeit, inawiachen. — 7 gentent pari. lurat. von meneiif 
TorwArt« treiben, fOhren, namentlich Toa Pferden und Zugvieh. — 
10 tmrtek, tmrueh «dj., thAricht. 



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222 



lU. 8PBÜCUE. 



116. 

DER OPFERSTOGK. 

««Noch nachdriickliclicr ala im vorigen Spruche sagt Walther in die- 
ser an den Opferstock gerichteten Anrede: der Stock sei nur ausgeschickt, 
ob er in Deutschland gutwillige Thoren finde, die den Fabtt'bereicbern, 
denn int heilige Land tn Gottes Hilfe werde des Silben niebt Tiel ge- 
langen. 

Von welcher Wiikang diese Sprüclie waren, wie sie siclx sogar bis 
Aber die Grenzen Deutschlands hinaus verbreitet haben, bezeugt Tho- 
BMMin von Zerclftre , ein frianlisoher Dichter, der in seisem 1915—16 ge- 
dichteten •WftUohen Gast* (ed. Bflekert, 11163-11950), natarlich Ton 
wel Aschern Standpunkt, bemerkt: Schwer habe sich Jener gnte Knecht am 
Pa)»3t vergangen, der gesprochen, derselbe wolle mit dem deutschen Gut 
nur seinen wälscben Schrein füllen. Dichter sollten wie Prediger ihre 
Worte wohl in Hnt haben,* da6 man sie nicht Terkebren kOnne. lOt di^ 
ser Mnen Bede seien Tansende hethOrt worden, dsA sie Gottes nnd des 
Pabstes Gebot ftherhOrt bitten*» Simrock a. a. O. 



Sagt an, h6r Stoc, hät iiich der bäbest her gesendet, 
daz ir in riebet unde uns Tiutseheu erniet unde pt'eudet? 
swenn' im diu volle mäze kumt ze Lateran , 
so tuot er einen argen list, als er e hat getan: 
er seit uns danne, wie daz riebe ste verwarrcn, 5 
unz in erfüUent aber alle pfarren. 

ich Wien' des silbers weiiic kumet ze helfe in gotcs lant: 

wan grözen bort zerteilet selten pfaffen hant. 

her Stoc, ir sit üf schaden her gesant, 

daz ir üz tiutseheu liuteu suochct tccrinu' unde narren. 10 



1 her StoCt truncus, personiüciert, wie her Meie Hi. 5, 30 u. s. w. — 
2 datf auf daß, damit, rtehen^ reich, ermen, arm maoben. — 8 diu volle 
viat^ , das gef-lllt.. Maß, die große Monge Geldes. — 4 tuot, vollführt. d,^r 
li-it, Kunststück. — 5 vertoarren, dialektische, vorzugsweise österreichische 
¥orm ^cerioorren, — 6 aber, abermals. Bis er aus allen Pfarreien at>er> 
mala (gleich einem unersättlichen Schlemmer) gefttllt wird. — 8 ser/sttea, 
ansthellen. — 9 «/ schaden , zum Nachthoil. 



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117. Wl&IU V»D UAST. 



223 



117. 

WIRTH UND GAST. 

Walther ist des iinstotcn Iioimatloten Wanrlorlcbens mfhlo pewnrden, 
e" verdroßt ilin , immer die (iastfreundschaft Fremder in Anspruch neh- 
men zu müssen und niemals selbst als Hauswirth Gäste empfangen zu 
könnei^. Br tehnt lieh nach einem Heimweten und wendet lieh deshalb 
bittend «n K. Otto. Nach der Anspielung in der letzten Zeile geschah 
die« zu einer Zoit, als schon der Gcs;cnkönig, der ihm Scbaoh bot, aaf 
dem Plane stand (•. lUeger S. 23), also im J. 1212* 



«Sit willekomen, her wirt!» d^m graoze muoz ich swigen: 
«sH villekomen, h6r gast!» so miioz ich sprechen oder nigea. 
wirt unde heim sint zwAne anschamellche namen : 
gast linde hereberge mnoz man sich vil dicke schämen, 
noch müez' ich geleben, daz ich den gast ouch grüeze 5 
s6 d&z er mir, dem wirte, danken müeze. 
«stt hlnaht hie! Sit morgen dort! » waz gougelfuore ist daz? 
«ich bin heime» ode «ich wil heim», daz troestet baz. 
gast imdo sdilush kumt selten &ne haz: 
ir büezet mir des gastes, daz in got des schftches bfieze. 10 



1 wrV/, Hausherr, Wirth dea Hanse«. ^ 1. 9 der Sinn iat: werde ie«; 

als Wirth begrüßt, so muß ich RcJiucii^cn u. s. w. , d. h. ich \vcrde nie 
als Wirth, stets nur als Gast, Fremdling begrüßt, weil ich kein eigenec 
llcimweaen habe, in welchem ich als Wirth G&ste empfangen könnte. — 
2 nuifn, sich dankend verneifjen. — 3 daz heim, 'ias eiRonc Haus, Heim- 
wesen. uu.%C''ianiflt :/i, dessen man sich nicht schämen muß; wahrend u. s. w. 

— 4 Wegen der Oonstruction des Satzes vgl. die Anmerkung au Nr. 119,5. 

— ö möchte ich's noch erleben. — 7 hinaht, Contraction aus hia naht: 
diese (die kommende) Nacht, gougelfuore. daa Treiben eines Gauklerr, 
Jongleurs, Spielmanns: was ist das für ein Gauklcrlcben ? — 8 liPtme, fwim, 
SU und nach Uauae. — 9 »chach atn., Schach, an« Aa«, beliebt, willkommen. 

— 10 /r &üe»et imper.«6K«««r fr. buete» e. dat. und gen., befreien, erlOaen 
von etwas. Das GoirenUberstehen der beiden Könige Otto und Friedriok 
wird dem Schachspiele verglichen : der Dichter wünscht jenem , daü ihm 
dieser kein Sehaoli biete. Ineae Zeile drflckt genau daaaelbc anr, wis ir 
Mr. 149 V. 10. 



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224 



ni. SPRÜCHE. 



118. 

GUT GEHT VOR EHRE. 

Klage über den zuuehmendea Uaug uacii Gelderwerb. Einst liabe 
man die Ehre dem Gelde vorgezogen: nun herriohe dieses nnd habe den 
Vortritt m jener bei Fnraen und Füreten. Ihm miftt der Dichter die 
Sebald bei an dem tnrarigen Zaitead dee Belchei. 



Ich hän gemerket von der Seine unz an die Muore, 
von dem Pfäde unz an die Trabe erkenne ich al ir fuorc: 
diu meiste menege enruochet wie sj erwirbet guot. 
sol ich'z also gewinnen, so ganc släfen, hövescher muot 
guot was ie gcnaeme, iedoch sö gie diu ere 5 
vor dem guote; nu ist daz guot s6 h^re, 
daz ez gewalteclichen vor ir zuo den frouwea gät, 
mit den fttrsten zuo den künegen an ir rät. 
8ö w6 dir, guot, wie roemisch riebe st&t! 
du enbist niht guot, dü habest dich an die schände ein teil 

se stoe. 10 



1 gemerket, beobachtet, wa^nr^^nommen. Muort, die Mar in Steier- 
mark. — 2 P/ät , gen. Pfades, l'udus, der Po. Trabe^ die Trave. fuore, 
Lebensweise. — 3 liiu vi^tste menege, die Mehrz:ilil kümmert tiicli nicht, es 
ist ihr gieiohgfllttg, auf welche Weise sie Geld erwirbt. — 4 a/«o« auf eben 
iolobe Weite, ganc impcr., geh. — « kire, romehm; eile« behemchend. — 
7 vor ir, vor der P'hre (den Vortritt hat). — 10 du enbitt ntht guot, Wort- 
spiel: Gut, du bist nicht gut, schändest deiuoo Namen, habest, hftUst. 
ei» Ml t« »ir«, etma gar sa viel, eehr. 



* 



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119. DBBI GASTLICHE HÖFE, 



225 



119. 

BREI GASTLICHE HÖFE. 

Der Diclitor ii«nat In lobender Wtttstt dreier FUrtieii Hdfe. So lange 
er dieve weiA, darf et ihm um Unterhalt nicht bange eein: er findet dort 
etets eine gedeckte Tafel. Der Spruch fällt nnch Wir ersehen 

daraus, daß er bei Flurzog l>oopold den höfisoUen Trost, uro den er in 
^x. IÜ7 gebeten, wirklich guluudeu iiutte. 



Die wile ich woiz dri liove s6 lobelichcr manne, 
so i>t min win gelesen uiitle süset wo! min |)t"aüue. 
der bideibe patiiarche misse wende fri 
der ist ir einer, so ist min hövescher trost zehant da bi 
Liupolt, zwir ein fiirstc, Stire und Österriche. 5 
niemen lept , den ich zuo deme geliclie: 
sin lop ist iiiht ein lobolin: er niac, er liat, er tuet, 
so ist sin v(>ter als der miltc Weif gemuot: 
des lop was ganz, ez ist nach töde giiot. 
mir'bt vi! uimut, duz ich durch liaiidcluuge iht verre striche. 10 



1 Die wtle, lo lange. — 2 gelesen t d. h. bereit, im Keller, susen, 
tauten, vom Knistern der Bratpfanne. Der Sinn ist: so kann et mir 

weder an Speise noch Trank felileu. — 3 inismrende frt, tadel-, makel- 
los, vgl. Nr. 40, 10. Unter dera biedern Patriarchen ist (traf Uertholü 
von Aadeebt (gemeint, seit 1218 Patriarch, von Aquileja, politisch vielfach 
thiili!», von (lri £»or IX. pehannt , f 12.'>1. Nach der jotzt nnf^ofundencn 
Notix im R» isultuch Wolfgers von Passau, der 1204 — 1213 l'atriarch von 
Aquileja war, wird man eher an diesen als an Berthoid denken dtlrfen 
und daher den Spruch vor 1218 setzen. — 5 «wir ein fürste, zweimal ein 
Fürst, nämlich von Steiermark und üilsterrtrich ; beide letztere Namen 
stehen uiiil I i iert, wie .'/a<.' und /^ei ' h. r^/r Sr. 117, 4. - /''.'«cA'' conj., ver» 
ffleicbeu kOuate. Ich weü^ keinen Lebenden mit ihm zu vergleichen. ^ 
7 lo6«ltii, Meinet Lob. Dat Lob, das ich ihm spende, itt kein halbet, ton- 
dern ein ganzes: nicht nur i«t er reich uud kann fjeben . sondern er ifibt 
auch. — 8 sin veter} darunter ist sein Olieim (Yatersbruder), Herzog Hein- 
rich, gemeint-, er wolinte in Mödliug bei Wien und f 1323. der milte Wtif] 
Weif VI. ((i. r letzte) von Baiern, I 1191 /n INTommingen, wo er seit 20 Jah- 
ren ein scliwelgeris^ches Leben gelührt uud boine ifroßt'U Güter in Italien 
und DoutBcliland vergeudet hatte. — 9 ganz ^ vollkommen, und ist näcl< 
t6de ffiMX. und ttbexdauert seinen Tod. — 10 mir itt unnot, ich habe nicht 
nOthiir. wi0fc kandelunge , um Bewirthnng wiUeD. f«iT« Urtehmt In die 
Verne tohweifont weit gehen. 



WALTBU TOM r.BB TOunliWlCinB. Ift 



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22G 



III. 8PBÜCHB, 



120. 

HÖFISCHES VERHALTEN. 

In dieRftm Spruche, der nach der Rückkehr Leopold'a aus Pulästina 
1219 gedichtet ist, wird die Kargheit des österreichistchen Adels gerügt 
und von dieMm TarUngt, dftfi er ilch naeh dam Hanog niobt bloA im 
8p«ran, aondarn »ueh im Gaben richten aolla. 



Do Liupolt sparte üf gotes vart, nf kiinftig' §re, 
sie behielten alle samt, sie volgten siner lere: 
sie zuhteii üf, ul'^ain sie iiiht getörsten geben, 
(läz was Inilieh, man sol iemer nach dem hovc leben, 
daz s'in an der milte iht überhoehen wollen, 6 
wol in des! sie täten als sie selten: 
die In^lde üz Österriche heten ie gehoveton muot. 
sie Itt'liielten durch sin ere, daz was guot. 
nü geben durch sin ere, als er riü tuot ! 
si'n leben nach dem hove nü, so jst eniu zubt beschulten. 10 



1 t// goU» vart, fUr den Krenisng und die damit zu erwerbeude 
Ehra. — 3 i^nfT tfre^ eeinetn Bnitpiel. — .t ^/ »ucken, sarttekhalten ; »Ie 

ob 8ie nicht zu pelipn wa^^nn diirltt-ii. — 4 inilich, recht, in der Ordnung. 
nach dem hotf U h^n^ das Jjebea uach dem Hofe eiurichten. — 5 fV// — mht. 
ubfrh<Kh«n, llberbieten, •treffen. — 7 g^hovter */<uo(, höflsohe, hofmäßige 
(lefliiiiiuni^. — S („^halt^n, sftaren. durch sin <»/v, um sein Ansehen nicht 
zu Hc-lmialoin. — y {jefjen coüj. opt., nun mögen sie aber auch geben. — 
1U wenn sie nun nicht ebenfallä dem Hoispiele Leopnld's folgen, so it-t 
jenea (l'rtthere) höfliche, rttokaiobtavoUe Benehmen lierabgesetst, verkleinert 
emiu s j€niu. 



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m. YSawQMSGHUNO. 



227 



121. 

VERWÜNSCHUNG. 

Walther läßt ant in dieier Strophe einen hflbschen Blick werfen lu 
den vertraulichen Verkehr zwischen ihm und Leopold. Der Herzog hatte 
ihn in den Wald gewünscht, d. h. vom Segen des monschlichen Fleißes, 
vom Sitae d«r GuUnr und des geselligen YnkehreB weg in di« tob Meniehen- 
h»nd Boeh «nberfthrt«, nnnngabaute Wildnisi , in das harte Leben roher 
Bauern. Der Dichter entgegnet, indem er mit Scherz und Wortspiel den 
WiiTi^^ch zurUokgibt (s. Waokernegel in der ZeiUohrift f. d. AUerthum, 
2, 5a7 fif.). 



Herzoge üz österliche, ]K mich b! den liuten. 
wünsche mir ze veUle, niht ze walde, ich'n kan niht riuten. 
sie sehent mich bi in gerne, alsö tuon ich sie. 
dü wünschest underwilent biderbem man, du'n weist niht wie. 
wünsches dü mir v6n in, so tuost dü mir leide; 5 
vil sselic sl der walt, dar zuo diu heide: 
diu müeze dir vil wol gezemen. wie hM ät nü getftn, 
Sit ich dir an dtn gemach gewünschet hka 
and dft mir an min nngemach? 1& stftn! 
wis dü von in, lä mich bt in, 8d leben wir sanfte beide. 10 



1 In tiutm und watt Ist Waokemaflrcl vertnoht, ein Wortspiel mit * 

Lfufpolf und Walther zu erblickoii. — 2 wliiische mich auf bebautes Feld, 
dahin wo Mensoben hausen, rmien^ reuten, den Wald ausroden. — > ä tuon 
▼ertritt im Mittelhochdeutsohen sehr faiuflg daa vorausgegangene Verbnm, 

hier also — sehe. — 4 flu wünschest zuweilen einem braven Manne, dn 
weilit selbst nicht was. — 5 von in, von ihnen, den Leuten, weg. teidf, 
Üblus. (i Waid und Heide passen ftkr dich; vielleicht eine Anspielung 
2iuf Leopold's Jagdlust, ^^celic Formel des ablehnenden l^ankts. Vgl. 
Kudrun 12-' «, 1. IT.i'.i, 1. II. Krnst 4Wl B. — 7 f. wie konnt«;8t du mir Un- 
angenehmes wiinBoh<:n, nachcloin ich dir Angenehmes gewünscht hixbe? — 
fftmach ist Anuehmliohkeit, üe<iuemlichkeit; ungemach daa Gegenthoil. 
— 9 <d Wan, hör* auf. ^ 10 uns, sei: bleib da Ton den Leuten. Banjif^ 
angendim, beliagiioli. 



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228 



ni. 8P&ÜCHB. 



122. 

MANN£S LOB. 

Der Werth des Hannes beruht nicht auf körperlicher SchönTieit, 
sondern auf innerer Tüchtigkeit. Nicht nach dem äußern Scheine soll 
man die Menschen loben, sondern in ihr Hers schauen muA, wer sie 
kennen lernen will. 



An ▼Ibe lobe 8t6t wol, daz man sie heize sclioeiie: 
manne 8t6t ez Abel, ez ist ze wich und oftc hoBne. 
k&ene und milte und daz er dar zuo stsete sl, 
80 {st vil gar gelobet, den zvein st^ wol daz dritte bt 
wil ez itt niht versmlthen, s6 wil ich'z iuch l^ren, 6 
wie wir loben suln und niht untren, 
ir müezet in die liute sehen, weit ir s* erkennen wol: 
nieman üzen n&ch der varwe loben sol. 
vil manic roAre ist innen tugende vol: 
w6 wie wiz der herzen sint, der sie wil umbe k6ren! 10 



1 Belm Lnb der Frauen pasat et lieh. — 2 dem Manne, wich , ein 
bis jetzt unerklärtes Wort. Lachmann meinte, es «olle ueich oder toSx 
heiDc'u; wich oder iciech ist, wie mir ein Zuhörer aus 8t. Paul in Kärnten 
mittheilt, ein noch jetzt dort übliches Wort nnd bedeutet, zunächst von 
Speisen, unangenehm sUßlich, dann aaoh von Mensolien; elißliob, fade, 
stntserhaft. Acene, kränkend, -rerletsend. — 4 wenn man Ton ihm rafft, 
daß er u. r. w. . das ist vollauf gelobt. — 5 wenn es euch nicht verdrießt, 
Kuwider ist. — 6 wie wir loben sollen, daß es nicht zur Unehre gereicht. — 
7 erkennen f riohtlg benrtheilen. — 8 n&eh der varwe , nach dem inftern 
Schein. — 10 der kerten^ nftmlich der Mohren, ders wer, wenn einer. 



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U3. JL» DIB JUO&MI>. 



229 



123. 

AN DIE JUGEND. 

Ermahnung an dio junpre Welt, sich Zügel anzulegen und das Trach- 
ten nach irdisclieu GJücksgUtern, die nur auf Erden erfreuen, aber jen- 
seita dtr Beel« su imai«nrltondem Leid gereichen, nicht sa tief Wvnel 
fassen zu laaten, londem naeh Tngtad, Oottesftircht und Aehtong rot 
der Keligion zu «trebea, und allem dtetein dnieh Ywahning der Frauea 
die Krone anfauaetsen. 



Vil tumbiu werlt, ziiich dinen zoiiin, wart' umbo, sich! 
wilt (lü län loufen dinen muot, sin sprunc der vellet dich: 

derst manicvalt in dinem herzen lunbe hört, 
der freut dich hie und ist ein werendez leit der scle doit. 

lä rehten sin den boesen muot von dir vertriben; S 
dü minne got, so maht du wol beliben; 
wirp umbe lop mit rehter luot^e, und wellest dii gencsea; 
den b(jü.<cn r.Tten solt du gar unheimlich wescn j 
geloube swaz die i)faiTen guotes lesen, 
wilt du'z daau' aliez überguldeu, so sprich wol von wiben. 10 



1 tump, unerfahren, jung, tumbiu u;^r/r = junges Volk, Jugend. 
tiMcA« zieh, halt an. Ifach ritterlicher Anschauung ist der junge Mann 
reitend gedacht, wart' umbe. schau um (dich). — *J mw/t, Sinn, Gedanke. 
Vellen, zu Falle bringen — 3 flrr\t, nämlich der Sinn ist in deiueni Hor- 
sen TieUach auf Gelderwerb gerichtet. — 4 der ^ der hört, — Ö bttxbtn, 
bestehen. — 7 und. wenn. — 6 unhtimUeh^ unvertraulfoh. — 9 gvvte»* d. h. 
nicht alles, was sie verkündigen, nur da^ Gute. — 10 üi-ergiitden , Uber* 
golden und dadurch den Werth einer Sache erhöhen, u^t/i, gut. 



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III. SF&ÜtUB. 



124. 

DER KLÜGE GÄETNER. 

Von diesem uud dem nftohtten Spruche meiat Uieger (S. 15) , daß 
•i« ■ich »ttf dto VerhiltiiliM dM Kirntuer Hofet besiaheu. Ist dies ricli- 
tig, so f«U«n Tor die Strophen Nr. 106^108, denen sie glelobsnm nur 

UialeituQg dienen. 

lu dem folgenden Spruche verhüllt sich uuter dem (ileichiiis» vom 
klugen G&rtueri der das Uakraut ausbrccheu boüc, damit et» nicht die 
odeln Klinter ftberwnchere imd ersticke , die Mahnung an einen FOrsteuy 
■einen Hofttnet su siebten. 



gaoter haade würzen sint 
in einem grftenen garten 
bekliben, die 8ol ein viser man 
nilit Iftsen unbehuot. 

er sol in spilende als ein kint 5 
mit ougenweide zarten. 
d& lit gelöst des herzen an 
und git ouch höhen muot. 

8i bdbse unkrüt dar under, 
daz breche er üz besonder • 10 
(l&t er'z, des wirt ein wunder) 
und merke, ob sich ein dorn 
mit kundekeit dar breite, 
daz er den fürder leite 

von siner arebeite: 15 
s^ist anders gar verlorn. 



1 u-urzp 8wf., Kraut: Kräuter von guter, edler Art. — 3 6tfto*6e»pnvt. 
prait. des starken Verbums ötkttöM, prst. btkieip, Wurzel fassen , wach- 
sen. — 4 unbehuot^ ohne Aufefcht, unbeachtet. — 5 apHn, scherzen, als 

ein kmt, wie, gleicJi einem Kinde. — 6 mit ouyenwfidf^ indem er ihm Augen- 
weide, das wua temo Augen erfreut, darbietet, einem »artea^ jemand liebe- 
voll und wohlwollend behandeln, wie man Kinder thut. — 9 0»»»^ bmst», 
— 10 betuufier, jedes einzeln. ~ 11 unterläßt er's, so wird dessen eine 
große Menge, nimmt es überhand. — 12 iiwrke, achte darauf. — 13 kümie- 
kfit, Schlauheit, List, dar tniU, duliiu (gegen die guten Kräuter) eieh 
ausbreite. — fürder leiten, weg-, ablenken. — l.S von shicr arehfitf, von 
dem Gegenstand seiner Sorgfalt, — lü itn, uaiulich die Arbeit, Mühe, 



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I3ft. DIK UMQKZOOKNXM KLÄJ^FEB. 



231 



125. 

DIE UNGEZOGENEN KLÄFFER. 

Wuuaob f daft die vorlauten äohwätzer uud Kläffer, die alles Uber- 
■ohTeien and deu wolilgezogenM Mann und •einen Sang nioht mebr sn 
Worte kommen leteen, vom Uofe entfernt werden möohteu. 



Uns irret einer handc diet: 
der uns die fürder ta3te, 
86 möhte ein wol gezogener man 
z€ hove haben die etat. 

die l&zent sin ze spräche niet 5 
ir drüzzel der*8t sd drsete, 
kund* er swaz ieman guotes kan, * 
daz hülfe niht ein blat: 

«ich 6nde ein ander tAre 
wir dcenen in sin Are, 10 
daz nie kein mOnich ze köre 
86 86re ni6 geschrei*» 
gefbeges mannes dcenen 
daz 8ol man wol beschcBuen: 

maet aber des narren hoenen — 15 
hie g6t diu rede enzwei 



1 einer hande diet, eine gewisse Art von Leuten. — 2 fürder twn^ weg-, 

fortschaffen. — 5 -iw» gen., vou niet (niltt) abhäugig: uichta v(in ilnn = ilm 
nicht, zf- Spruche, zu Worte. — 6 der drünel , Mundhöhle, liubsei ; vci- 
Ucbtlicb von Menschen: Mund, tirutte, eilig, sohuelL — 7 wüßte einer 
auch noch eo viel , verstünde er et noch so gut. — nikt ein blat . gar 
nichts. — 9 das wttrde nicht hindern, dafi sie sagten: wir wollen ihm in 
die <JluLn Rchreiüu u. ». w. — l(i ilti-ufn, tuiK'ii, kliuKOU lassen. — 11. l'J ni« 
und tue gehören zusammen: nie zuvor, nie bis dabin. — Vi yetchrei, ge* 
schrien hat. — 13 da» äamen^ dae Singen. — 14 beechfenen* eeluntteken; 
freundlicli anneJimen. — 15 beschwert, «luült aUor «Icr Übentiuth , die ün- 
voiscbamtlieit des Isarren. — Iti hier geht Uic Kode ausBinander, zu Ende; 
der Dichter nnterbricht eich lelbst und will nicht auseyreohen » was ef 
hat sai;en woUeu. 



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282 



m. 8P&ÜCHB. 



126. 



GERHARD ATZE. 



I. 



Walther hat sieh von Kirnten, wo et ihm, wie wir getehen, nicht 
Iftnger hf lia,'te, nach Thüringen gewendet. Dort kam er mit einem Bitter, 

Namens Gerhard Atze (urkundlich 1196 nachgewiesen), in einen Streit- 
handel. Dieser hatte ihm zu Eisenach ein Pferd, im Worthe von drei 
Marken, enchoasen. Walther klagt beim Landgrafen auf Entschädigung, 
der Bich jener durch eine wunderliche Aasrede entlieht. 



Mir li&t hdr G^rhart Atze ein pfert 
erschozzen z'Isenache. 
(laz klage ich dem, den et best&t, 
der'st unser beider voget. 

ez was wol diier marke wert. 5 
uü hoeret fremede sache, 
Sit daz ez an ein gelten g&t, 
wä mit er mich nü zöget 

er seit von grözer swsere, 
wie daz min pferit msere 10 
dem rosse sippe wsere, 
daz im den vinger abe 
gcbizzeii hat ze schänden, 
ich swcr mit briden banden, 



ist iemau der mir Stabe? 



3 den fr bfsfat^ dem er zusteht, angehört, dessen Dienstmann er ist. — 
4 voget. advocatus, Aeciitsbeiatand, Herr. — 6 fremede suche ^ seltsame, 
sonderbare (iesohiohte. ^ T an ein geUen, ane Zaiilen. — 8 togen^ hin- 
ziehen, hinhalten. — 9 er erzählt von großem Schmerz (der ihm zugefügt 
worden). — 10 p/erie , ältere Form von pferf. tncen' . trcfflicli . werthvoU, 
edel. — U sippi' adj., blutsverwandt. — 13 :fl schänden^ zu einer Schande, 
so daA er geschändet (TersttimmeU) ist. — 14 mit Uid^n handln xucm^ ein 
feierlicherer Schwur als blo0 mit der rechten Hand; vgl. Grimm's Rechts- 
alterlhümer, 110. — 16 der Kid wird auf des Hichters Stab, das Attribut 
seiner richterlichen Qewalt, abgelegt, einem staöen, einem einen solchen 
Bid duroh Vorsprechen abnehmen. 



daz sie sich mht erkauden: 



15 





V 




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m. eSBHABD ATZB. II. 233 



IL 

oWalther rächt sich In diesein , einen nencn Ton (bis Nr. \^0) e!n- 
Mtenden Spruch, »n Gerhard Atze fttr den Verlust des Pferdes und für 
die Ausrede, die er Torgebredit: d» er bqii kein Pferd meliT hat, so frlgt 

er seinen Diener, ob er auf Herrn Gerhard sn Hofe reiten wolle; der Die* 

ner findet ein so wunderliches Pford auch panz annehmlich. Znlrt/.t 
meint Waltber aber doch, es würde wol am besten sein, wenn jener auf 
Sclmstexs Bappen hinreite.» Simrock 2 , 153. 



Eit ze hove, Dietcrich. 
«herre, i'n inac.» waz irret dich? 
•Vn hän niht rosses, daz ich dar gerite.» 

ich lihe dir einz, und wilt du daz. 
«herr', ich gerite al deste baz.» 5 
üü staut also, noch eine wile bite: 

weder ritcbt gerner eine guldin' katzen 
od einen wunderlichen Gerliart Atzen? 
«semir got, und aeze er heu, ez wüere ein fremedez pfert: 
im geilt diu ougcu unibe uls einem afteii, 10 
er ist alsam ein guggaldei gescliafien: 
den selben Atzen gebet mir her , so bin ich wol gewert.» 
uü krümbc'z bein, rit selbe dar, sit du Atzen hast gegert. 



2 «ich kann nicht.» was hindert dich? — 4 ich würde dir, wenn 
da*s willst, eines leihen. <— 5 ieh wfirde um so besser reiten, das wAre um 
so besser. — 6 bleib stehen, warte noch ein wenig. — 7 weder, utrum, vgl. 
SU Nr. 51, 1. — 9 seniir = sam mir: so wahr mir Gott helfe, fremede wie 
oben: sonderbar, seltsam. — 10 umbe ydn, rollen; er verdreht seine Augen. 
— 11 al*am: vgL 141, 9. guggaldei, Kukkuk, ein in seiner s weiten Hälfte 
noch rtthseihnftes Wort (Tgl* Mhd. Wörterbuch, 1, 22). — 19 gewert, ntm» 
lieh der Itiite. — 11 daz bi'in krümbin, das Bein zum Gange iu Hcwogung 
setzen, gelien. «f '6r', selbst, allein (d. h. ohne Pferd) : weil dn ein so wun- 
derliches Pferd wie Atze ist verlangt hast, mußt du zur SL-afe selbst, zu 
Fuß, an den Hof gehen. Denn Atse ist nioht einmal au einem Pferd so 
brauchnu. 



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234 



lU. 8PBÜCHB. 



127. 

DREI SORGEN. 

Drei Dinge siiul e», die den Dichter uioht ruheu lassen, bis er sie 
gewinnt. Dm eine ist Gottes Huld, das uidere die Neiguug der Geliebten, 
d»B dritte, das sieh ihm mit Uureeht Umge euteogen, ist der wonnigliche 
Hof Bu Wien. Der Spruch filUt in die Zeit «einea KUmtner oder Thü- 
ringer Aufeutlialtee. 



Dri sorge habe ich mir genomea: 
möht' ich der einer z'ende komon, 
66 wiRre wol getän ze mincn dingen. 

iedoch swaz mir da von gescliilit, 
i'n scheide ir von ein ander nibt: 6 
mir mag au allen drin noch wol gelingen. 

gutes hulde nnd miner frouweu minne, 
dar umbe sorge ich. wie ich die gewinne; 
daz dritte liät sicli min erwert unrehte manegen tac: 
daz ist der wüunecliche hof ze Wiene. 10 
i'n gehirme niemer iinz ich den verdiene , 
Sit er sö maneger tagende mit sö stfeter triuwe pHac: 
mau sach Liupoltes haut da gebeu, daz si des niht erschrac. 



2 «« ende komen o. gen., mit etwas ins Heine kommen* — 3 so stünde 
meine Sache gut. "~ & ir Ken. pl. (der »orgen) , abhftngig Ton niht: doch 

trt'unc ich sie nicht von eiuaiider: ich will sie alle dn'i zu!<:xniiiioii. — 11 f/f- 
hirnien, ablasüüii , ruheu. — 13 da& sie darob ntoht ersclirak: uline einen 
Zuck SU thuu , ohne iuue sa halten: TgL %niUe äne riuwe, Jfireo 11734. liitf 
triuwen uüUe ä»' aäeretih Parzival XVI, 1149. 



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128. KLAOB UM BBIMMAR'S «OD. I. 235 



128. 

KLAGE UM REINMAU'S TOD. 

I. 

Uer Säuger, dem der ergreifi-nde Nacliruf Walther's gilt, ist Iloin- 
in&r der Alte, die Nachtigall von Uugeuuu, dcreu Veratummea auch Gutt- 
fried TOB 8traAbi»g in Jen«r berOhmt^n Stelle dee Tritten (ed. Beoheteiu 
4777 ff.) beUegi. Belnmar lebte, wie wir eue seiuer rtthrenden Todten- 
kla$;^e um deu 1194 gestorbenen Leopold VI. vou CEsterreich (MinnfHangs 
Früliling, S. 167, 31 — 168, 29) wissen, am Wiener Hofe und dort wird ihn 
Walther während leiDes Auieuthaites daselbst kennen gelernt haben. 
Unter den iltem Meietem ist er der berflhmteete, and die hohe Stellnng. 
die ihm swei lelbst so ausgezeichnete Dichter, wie Walther und Gottfried 
einräumen, eine wohlverdiente, denn «er vor Allen steigt nieder in das 
innerstu GcmUth, und wie kein Anderer hat er den Ausdruck der lautern 
Liebe, der ausdauernden Treue, der zärtlichen Klage, de» ergebenen Dul- 
den! • (Uhlend). Sein Tod muA, neoh der Erwfthnnng im Tristan an 
■ehlieAen, Tor 1907 erfolgt sein. 



0w6 daz wlsheit unde tugent, 

des mannes schoene noch sin jugent 
Diht erben sol, sö ie der lip erstirbet! 

daz mac wol klagen ein wlser man, 
der sich des schaden versinnen kan. 5 
Reinniär, waz guoter kiinst an dir verdirbett 

dü solt von schulden iemer des geniezen, 
daz dich des tages wolte nie vcrdriezen, 
du'n sprseches ie den frouwen wol und guoten wibes 

siten. 

des suln sie iemer danken diner zungen. 10 
und hastest niht wan ^ine rede gesungen: 



3 erben iutrans., sich vererben. — 5 der den Schaden ermessen Kanu. 
— 7 ron »chuidffi, mit (irund, Becbt. — 8 da& du nie einen Tag vergehen 
ließest, ohne von den Frauen Gutes sa reden. — V und ffUoUn wtbe» »tttn 
leUit in der Haudsohrift und ist von mir erg&nsU — 



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236 



in« 8PBÜ0HB. 



osö wol dir, wip, wie reine ein nam!», du lisetest au 

gestriten 

ir lobe, daz elliu wip dir iemer gu&den sollen biten. 



12 (las hier erwähnte Lied Kclnmar'» ist erhalten (MinoMMIgt Frfihliag 
8. 165, 10 ff.). Die betreffende Strophe lautet: 

86 wol dir, wip , wie reine ein nam ! 

wl« •■Ufte er doeh s*er1cennen nnd ze nennen ist I 

ez wart nie iiiht sc"» lohe-am, 

swA du's an rehte gttete körest, sö dü bist. 

dtn lop mit red«» niernsn wol Tolenden kan. 

8WG8 dft mit triiiwcn pfligeet wol, der ist ein ••lio man 

und mac vil gerne leben. 

dft gUt ftl der werlta höhen muot : maht dft oueh mir ein w6nie 

frettde geben ? 

12 nnt^ xtrtfn m. dat.. für ctvrae etreiten. — 1^ pinrm gna/lfn hiffn, bitten, 
daA ihm Gnade zu Tlieil wird: hier in Bezug auf die ewige Gnade. 



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126. KLAGE UM REINMAirS TOD. U. 



237 



n. 

Aus den Ein'jfangszeilen dieses Spruches hat man, wol mit Recht, 
geschlusseu, daß beide Dichter nicht in vüllig gutem Veruchmen mitcinattder 
gtttenden bftlMn. Die politfieha Biehtnns Waltber^s noohto dem »flllea, 
in Min Innem TerMnkten Minnesänger ividen'ireben. Indessen isl es 
nicht sowol seine Person, die er heklagt, als die edle Kunst, die mit 
ihm tu Grabe gegangen, der süße ]>icflcnnun(l , der sicli nun für immer 
geschlossen. Gern h&tte er ihm Gesellschaft geleistet, denn lang werde 
ftoeh wiin Geeang niofat metir daveni. 



Deswär, Reinmar, dü riuwes mich 
michels harter denne ich dich, 
obe dCi lebtes unde ich were erstorben. 

ich wil'z bi mincn triiiwen sagen: 
dich selben wil ich lützel klagen. 5 
ich klage din edelen kunst, daz s' ist verdorben. 

dü kündest al der werlte freude mören, 
s6 du'z ze gaoten dingen wollest keren. 
mich riawet din wol redender munt und dtn vil saezer sanc, 
daz der verdorben ist bi mlnen ziten. 10 
daz dü niht eine wile mohtest biten ! 
sö leiste ich dir geselleschaft : min singen ist niht lanc. 
din 861e müeze wol gevarn und habe din zunge danc. 



1 Dfawar, wahrlich, rlwen» dauern, sehmersen. riuw^» nnd 3 lebten, 

ältere Form für riuwest , lehtat. — 9 mich U gon. adv. , um violes. harter 
schwerer; mehr. — II biien stv., pnst. biten: warten. — 12 Ui$U couj 
priBt. = <eisf<f«, würde ich dir leisten. 



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238 



Ul. SPRÜOBB. 



199. 

NIEDRIGE RATHGEBER. 

Kftoh BtegaE*« ftbenea9»nd«r Aiisftthraiig (8. 45^59) 1111t dlM«r 

Spruch, worin der Dichter Klage führt, dafi nun Leute von niedrif^er (to- 
bnrt als Rathgeber an den Hof gezogen, die Hohen, durch ihre Geburt 
dastt Berufenen, aber vor die Thür gestellt werden, in die Zeit vom Som- 
mer bis Sept. 1990 «ad ist gegen E. BMnrioh VH. geriohtet, du di« 
StfitM tSniu Ton den Beiohtfllitten »bgewandtm PoUttk Im Homnatuide 
suchte und sich, unter Ausschluß des hohen Adels, mit BiMHitlfttttMl dM 
Beiches and des staufltolien HausM umgab. VgL Hz. 173. 



Swä der höhe nider gat 
und ouch der nider an höhen rht 
gezucket wirt, des ist der bof verirret 

wie sol ein unbescheiden man 
bescheiden des er nibt enkan? 5 
sol er mir büezen des mir niht enwirret? 

ez stßnt die höben vor der kemenäten, 
sö Silin die nidern umb' daz riebe räten: 
swä den gebrichct an der kunst, seht, dü, tuont sie nibt md, 
wan daz si'z umbe werfent an ein triegen; 10 
daz l^rent sie die fürsten iinrle liegen, 
die selben brechent uns diu reht und stcerent unser 6: 
nCt sebet, wie, diu kröne lige und wie diu kircbe stö. 



S turk^n, mit Gewalt empor-, hernnHehen. dt» iat^ dadurch Ist, so 
ist da<iuich. — 4 unf}fa< /ifi{/frt, unverständig^. —* A bf$chciafn. auflegen, Bc- 
boheid geben \x\» v etwas, mkan, nicht weiß, verstellt. — 6 soll er mir 
heilen, was mich nicht beschwert? — 7 diu knitendtet eig, heiabares mit 
einem Kamin Tersehenes Oemaeh , dann insbesondere auenPttrstensimmer, 
wo ßattiBverhandlungen stutttuulf n , oftor auch geradezu für Rath ge- 
brauoht: se kemenäten gSn. — lu wenu dicau die Kuust (das Wissen) im 
Ntiche Iftßt, so wissen sie nichts weiter zu thun, als sum Betrug die Zu> 
tlueljt zu nel)nieu. — lO Kiuhf werffn, umdrehen. — 11 rfai, nämlich trügun 
uud liigeu li;hreu »ie die Fürsten. — 12 und stiPrent umer e] die« ^huiht 
Uieger (S. auf BugiinstixuiiK der damala wuchernden Ketzereien be- 
aiehen au müssen. « bedeutet aber auch altherkömmliches Keoht nnd Ge- 
Mtai sie bripgen nuaere alten Geaetse and Gewehnlieitsreolite in Vev- 
winaug. Diea pMst Tollkommen an der ftbrigen Deutung des Bpniehea. 



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130. 8BCH8 RiBTHS, 



239 



SECHS RiETHE. 

■pfpRer Spruch steht mit dfm Torhergehenden in iinzwe:fftlh»ftor Vcr- 
binfiuiig. Kr lohrt, woran man die guten und «chlprhten RatliL,M"her er- 
kennen könne, und warnt, daü de^ Beginn, der zu böBem Ende führe, nie* 
mal« gut m mIb pflege. 



Ich muoz Terdienen swachen has: 
ich wil die harren lören daz, 
wie 8' iegellchen i&t wol mügen erkennen. 

der guoten rete der sint dri; 
drt ander boese Btfint dik b! 5 
ser linken hani \ki iu die sehse nennen. 

frame und gotes hulde und werltlich 6re 
daz sint die guoten, wol im der sie 16re! 
den möhte ein keiser gerne nemen an stnen hcehstea Ht, 
die andern heizent schade Sünde und schände. 10 
da frk^nne s' hl der sie 6 niht erkande: 
man hceret an der rede wol, wie'z umb* daz herze st&t: 
daz anegenge ist selten guot, daz bcesez ende h&t. 



1 Ironisch: man muß 99 mir hoch anrechnen, wenn ich die lütter, 
den bohen Adel lehre. — 4—6 «Die An, wi« Walther beiderlei Käthe ein- 
atidpr entgegensetzt, daß die guten zur rofhtpn, dio hfisrri zur linken Hand 
stellen, hat sowol in «inem durch alle Zcittu und über alle Welt ver- 
breiteten beidnltchen Glauben als auch in <lleichnis?pn der h. Schrift ihren 
Ursprung und ihre Erklärung.» (Simrook 2, 175.) — 7 der frume, Nutzen, 
Vortheil: hier das Gemeinwohl. — 11 wer sie nicht schon frtther gekannt, 
solle sie daran erkennen, bämlieh n. a. w. — IS äa» aneffengef Anfang, 
Beginn. 



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240 



III. SPRÜCHE, 



13L 

MAHNUJSG UJSD WARNUNG. 

]>i«8«T Sprach geht wi« alle folgenden dleiet Tone« (bis Kr. 136) aof 
K. Otto IV., dem lich Walther nach Philipp*e Tod and nachdem Otto am 

11. Nov. auf rlotn Reichstage zu Frankfurt einstimmig ^viodc•r erwählt 

worden war, als rechtmäfjigem König zuwandte. Am 4. Oct. eriiielt or von 
Pabst lunoceius III. die Wuihe als rümiaoher Kaiser. Das gute Einver- 
nehmen swifOhen Kaltw «nd Pabit lOite eieh jedooh bald in heftige 
Zwistigkoiten aof^ und als Ötto im Noy. 1210 mi^ Heeresmacht in Apulien 
einbrach, traf ihn alsbald der päbstliclie Bannstrahl. Mit dem Kaiser 
wurden auch alle seine Anhänger excomrnuniciert. Aber "Walther fürchtet 
den Bann nicht: in drei scharfen Sprüchen erhebt er sein gewaltiges Wort 
Ar den gesalbten Kaiser nnd sein gutei Beoht. 

Im ersten erinnert er den Pabst, er selbst sei es ja, der jenen zum 
Kaiger geweilit; er selbst, der bei Strafe des Bannes befohlen, Otto aU 
den einzigen rechtmäOigen Kaiser und Herrn anzuerkennen. Das solle 
er nicht vergessen, wenn ihm das Ansehen der Kirche am Herzen liege. 



Her bübest, ich mac wol jijenesen, 
wan ich wil iu gehorsam wesen 
wir hörten iuch der kristoiilicit gebieten, 

wes wir dem keiser solten pflegen, 
dö ir im gäbet gotes segcn. 5 
daz wir in hiezon herre und vor im knieten. 

ouch Bült ir niht vergezzen, 
ir sprächet: «swer dich segene si 
gesegenet, swor dir iluoche si verfluochet 
mit fluoclie vollemczzen >» 10 
durch got, bedenket iucli da bi, 
ob ir der pfaü'en 6re iht geruochet. 



1 genesen^ gerettet, d. h. (durch den Bann) au meinem Seelenheil 
unbeechAdigt bleiben. — 3 wan, denn. — 4 pßeyen c. gen. and dat., einem 

etwas gewähren, leisten. — t". hirre] über den Nom. neben ketten vgl. die 
Anmerlcung zu Nr. 80, 133. — 10 vollemetzrn, mit voUgemesseuora , voll- 
wii^tigem Fluche. — il durch yot, um Gottes willen. — 18 wenn ihr 
anders ench am dae Ansehen der Oeiatlicblceit etwas kümmert. 



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132. DOPPELZÜNGIGKEIT. 



2U 



ia2. 



DOPPELZÜNGIÜKEIT. 



Iii diesem , aa den vorliergeheudeu sicli uuiuittelbar aitsoUlieUeuUcii 
Spruche bttleaohtet und verhObut Waltber denielben, ffir Laien unfaQ- 
liohen Widersprach, daA man Otto erst als den recbteu, von GoU gegebe- 
nen König bezeichnet habe und nun ihn mit dem Baiine bele^'e. Er will 
wissen, mit vselclu-m der beiden Aus=^prücho sie betrugen beiea, mit dem 
alten oder dem ueueu, denn eiuer duvuu sei gelogeu 



dar umbe wundert mich niht vil: 

uns leien wundert umbe der pf äffen Ure. 

sie Irrten uns bi kurzen tagen, 
daz wellent s' uns nu widersagen. 6 
nü tuon'z durch got und durch ir selber ere 

und sagen uns bi ir triuwen, 
an welher rede wir sin betrogen: 
volrecken uns die einen wol von gründe, 
die alten ode die niuwen. 10 
uns dunket einez si gelogen: 
zwö Zungen st&nt unebene in einem munde. 



2. n darüber wundere ich mich nicht sehr, wol aber wundern wir 
Laien uns Uber den Unterricht, die Anweisung der Geistlichkeit. — 4 bi, 
▼or. Wae eie uns erst kOnlioh lebrten, das wollen sie uns nun wi<ler- 
rufen. — 6. 7. 9 tunn, sac^n, volrecken conj. opt. , mrtgen , sollen sie thuu 
u. 8. w. durch got] um Gottes und ihrer eigenen Elire willen. — 7 (,% ir 
triuweii] als Betheuerung. hti ihrer Wahrhaftigkeit; Ehre. — 8 <i« welhfr, 
in Bezug auf welche. — ^ tolrecken, ganz und YoUständig erkUren, ahd, 
rae/ian , rechan . sagen , erklären, die einen , ntmUch reif«, die alte oder 
die neue, von 'jrundtt ^ou Grund aus, grttudlich. — 13 un9b0M adr., uu- 
passend, schlecht. 



WAblUEft VOM ü£ft VUOELNYUIDB. 13 




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242 III. äPKÜcuE. 



133. 

KAISERSRECHT. 

ZurückweiBUnff der päbstlicheu Eingriffe iu die Gereohtsame der 
wflltllehen Macht, unter Anffthniiiff d«s Ausspraohes Christi (Lue. 10, SO ff.), 
dem Kalter su geboi wae des Katsere, und Gott was Qottei iet. 



Do gotes sun hie'n erde gie, 
do versüochten ia die Joden ie: 
sam t&ten s' eines tages mit dirre frage. 

sie fr&gten, obe ir friez leben 
dem riebe ibt Zinses solte geben? 5 
dö bracb er in die buote und al ir I&ge. 

er iescb ein münizisen, 
er sprach: «wes bilde ist bie ergraben?» 
cides keisers», spr&cben d6 die m^rks§re. 
d6 riet er den unwisen 10 
das sie den keiser liezen haben 
sin küneges rebt und got swaz gotes wsere. 



1 hie'n = hie en, hie in: hier auf. — 2 ie , Immer, stets. — 4 teben^ 

Lebensweise, Laye: ob sie iu ihrer freien Stellung. — 5 dem riefte = ^3.1' 
ser. ifit Zinses, etwas uu Zins, irgend einen Zins. — 6 brechen, durch* 
brechen, in dat. pl., eis, iiineu. diu kuote^ Umstellung. Bcwuchang; lag^^ 
Hiuterlialt. Das Ganze ist ein Bild aus der Fechtkunst. Er vereitelte 
ihre Nachstellung und durchbrach ihio Fallstricke; vgl. Nr. 79, 40. — 

7 lesch prset. von eischt'» , fordern, verlangt^. munizUen, kleine Münze, 
abd. müHiziaar^ siclus, ciue hebräische Münze, vier Drachmen werth. — 

8 we» bildet wessen Bild, ergraben, kOnttlerisch in Stein oder Metall gra- 
ben, gravieren. — 1) merk- i rc. Autj-.issor : die ihm eine Falle legen wollten. 
— lu der unwise , der Unkluge, Thor. — 12 künetfttf weil der Kaiser als 
dentsoher König das MUnzrecbt auatLbte. da» reM, hier: Gebttbr, was 
einer su fordern das Aecbt hat. 



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134. BEQAÜ88DKO JD£8 KAlSEftS. 



243 



134. 

BEGKÜSSUNG DES KAiSEKS. 

Als Otto im Nov. 1211 in Apuliea die Nachricht erhi;»lt, daß in 
Deutschland die pftbstliche Excommuuication gegen ihn verkUadet werde 
and in Folg« datten der Abfkll der dentochen Fftrsfen drohe, brach er 
naoh Deutschland anf und kam im FrQhjahr 1212 nach Frankfurt, wo er 
am 4. Mäiv, einen großen Iloftag hielt und namentlich den Herzog Lud- 
wig von Baiern und Markgraf Dietrich von Meißen au sich und seine 
Sache fesselte. 

In dem TorUegenden Sprache begroftt Weither den Kaiser, indem 

er ihm sumft, daß er nun yolle Macht habe, zu strafen und zu belohnen, 
und ihn schließlich der Treue und Ergebenheit der deatsohen Fttieten, 
vorab des Meißners, versichert. 



Her keiser, stt ir willekomen! 
der küneges name ist iu bonnmcn: 
des schinet iuwer kröne ob allen krönen. 

iur hant ist krefte und gaotes vol, 
ir wellet übel oder wol, ft 
BÖ mac 8i beidiu rechen uude lönen. 

dar zao sag' ich iu msere: 
die fürst cn sint iu undertän, 
sie habent mit zühten iuwer kuuft erbeitct; 
und ie der Missensere 10 
der'st iemer iuwer äue wän . 
von gote wurde ein engel e verleitet. 



2 Der Köüigsname ist nun von euch genommen, d. h. ihr habt ihn 
mit dem Namen des Kaisers vertauscht. — i darum 1 euchtet — 4 iur =a 
iuwer, eure, kre/te gen. sing, von Ira/t^ Maeht. — .'> ir weitet, ob ihr, wie 
ihr nun wollt. — 9 aie haben ehrerbietig eure Ankunft erwartet. — 10 ie, 
stets; vorab. 



16* 



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244 



III. sraücu£. 



135. 

GÖTTLICHE BOTSCHAFT. 

Die bald«! folgenden Strophen gehören jedenfeUe in dieeelbe Zeit, 

in das Frühjahr 1212, »als Otto's Macht noch kaum eischüttert und dae 
gegen ihn heransiehende Gewitter erat eine kleine Wolke »diien«. (Rie> 
ger, S. 17.) 

In der ersten tritt Walther ala Abgesandter Oottea nnf, nn dem 
Kaiaer die TOn der damaligen Zeitatimmtiag wieder iehliaft ergriffene 
Sache dea hL Landea ans Herz an legen. 



Uör keiser, ich bin Mnebote 
und bringe iu boteschaft von gute: 
ir habt die erde, er hät daz himelrtche. 

er hiez iu klagen (ir sit sin voget;, 
in sincs sunes lande broget 6 
diu heidenscbaft iu beiden lasterliche. 

ir muget im gerne rihten. 
sin sun, der ist geheizen Krist, 
er hiez iu sagen, wie er^z verschulden welle 
(nü lät iu zuo z'iu pflihten): 10 
er rillte iu da er voget ist, 
klagt ir joch über den tiuvel üz der helle. 



1 f rnni'hoff, in der RccHtsspraclie eine liohe, unverletzliche Gerichts- 
persoti, hier jedoch, wie auch die foli^jeude Zeile lehrt, nuutius dominicus, 
Abgesandtv^r des Herrn, Herrenhote. — 3 euch gehört die Erde, ihm das 
Himmclrcic ii. — K er hiet^ er befahl = er läßt, voy^t. das lat. advocatus, 
Schirmherr; .Stellvertreter. — 5 hroyen , sich überinüthig erheben, «roß- 
ihun, trotzen. — G luKirrtir/n- adv., schimpflich: auf eine euch lieide be- 
schimpfende Weise. — 7 gerne zu eurem eigeuen VortheiL — 7. ll einem 
rihten, Bfoht «chaffsn« aum Beebt verhelfen. — 8 und sein Sohn Jeane 
Christus läßt euch paQt n. — U rers -fiul'i^ii. einp ScluiM ahtrav^en , vergel- 
ten. — 10 jatti/itrn iiHruns.: laßt ihn eucli veri»llicl)tet weiden. — 11 er 
rikte (die rus. und llerunt^gehcr rihht) con|., abhängig von er Inn iu 
saften: er werde euch Kecht »chaffon dort, wo Er gewaltis^' sei (jenseits). — 
VJ Joch CO uj. , veratärktes auch; bolbst wuuu üir über dcu Teuful Klage 
erheben würdet. » 



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18& AAB UND LOWB. 



24& 



136. 

AAR ÜND LÖWE. 

Ermahnung an den Kaiser, DeattcbUinds inncrn Frieden rxi befcnti- 

gon und dio ganze Christonheit zu vergöhnon. Das verherrliclic ihn und 
▼erdrieße die Heiden. Er habe zwiefaclie Kaisfrstiirke : des Aares Mildo 
und dat LOwen Kraft: diesen zweien vermöge nichts zu widerstehen. 



Her koisor, sweiine ir Tiuschea Iriile 
ppniachet sta-to bi der wide, 
so bietent iu die fremedoii zini<TCtt ere« 

die sult ir nenuMi an' areheit 
lind süonot al die kristcnlioit : b 
daz tiuret iuch und niiiet die lieiden serc. 

ir traget zwei keisers ollen: 
des aren tugent, des leweii kraft, 
die sint dez herzeiolien an dem schilte. 

die zw6ne hergesellen, 10 

"wan wolten s' an die heidensclmft! 

waz widerstüende ir mauheit unde ir miltc? 



l Tiufch^n dat. pl., den J)eutBchen. — 2 stotff, dauerhaft. — wiiie^ wit, 
Striek nua gadrebten Befsern zum Btnden und Hängen; gehietmt oder ««r- 

hieten h( dfr wide, stehende Formel: l)Pi der Straf*» des Hänjfens — 3 <f 
freni'dfn zuJirji'n, die ausländischen Spiaclien = Volker: so setzt ihr euch 
bei den Nachbarvölkern iu Ansehen. — 4 die, A, i. die Ehre, das An- 
sehen, nn' arebeif, ohne Mühe, mühlos. — 5 »üenm , versöhnen: ihr sollt 
der Christenheit den Frieden geben. Der Wechsel von xntn mit infin. zum 
Iniper. ist hnutitr. — tj tiiir>>n. im Werthe erhöhen, verlierrliclipn, tnüfit, 
MUbe, Sorge machen, beschweren; verdrießen. — 7 tUen stn. (daher iwi), 
Kraft, Mannbeit. — 8 daa Wappen Otto's IV., daa er bei eeiner KrOnvnit 
au Bom im Schilde Itthrte , waren drei Löwen ntid ein halber Adler. 
9 fi^Bt geschwächt aus dat. herzeichen ^ Feldzeichen, Fahne, aber auch 
Wappen. — 10 h«rg«a^U€, Kampfgenosse. — 11 wan wolten s\ o daß, wenn 
sie nur wollten (auf die ITeidenschaft los). — 18 manhnt bezieht sich hier 
auf den liowon, lullte (Kreif^ebigkeit) auf den Adler, der der Sage nach 
seinen Kaub nie ganz ver/eiirt, sondern kleinern Vögeln inuner einen 
TheU d*TOA liegen läßt. Vgl. Oetmani» 5, 99. 



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246 



m. sprOcbs. 



IST. 

BEEENNTNISS. 

Diese Strophe leitet einen neuen, bis Nr. 153 sich erstredtonden 
Ton ein , der von Simrock ohne Bticlilioltit^* n firund König Friedrichston 
genannt wurde. Mit weit luelir Kecht konnte mau iliu K. Otto's Eügeton 
heißen, da die tneittea Spvflohe , ftuch wo dio.penönlii^en Beideliaageti 
fehlen, gegen diesen geiiehtete Scheit • nnd Strafreden eind, und in den 
drei oder vier Kötii^ Friedrich hetreffenden Strophen das dieHem aespen* 
dete Lob den Tadtl Ütto's noch verschärft und erhöht. Mii Ausnal rae der 
beiden letzten fällt die Mehrzahl dieser Strophen ia die Jahre 1213—1215. 

Walther bekennt im ersten Sprache offen seine Undankharkett gegen 
Gott, seine Lieblosigkeit gegen den Nächsten nnd smn TlnTermOgen, den 
XU lieben, der ihm Böses thut. 



Vii wol gelobter got, wie selten Ich dich prIse! 
Sit daz ich von dir beide vort h&n nnde wise, 
w6 wie getar ich sö gefrevein under dime rise? 
Vn tuon diu rehten werc, i'n h&n der w&ren minne 
ze mlnem ebenkristen, htoe vater, noch ze dir: 5 
86 holt enwart ich ir dekeinem nie s6 mir. 
fr6, vater unde sun, dln geist berihte mlne sinne! 
wie solte ich den geminnen, der mir fibele taot? 
mir muoz der iemer lieber sin, der mir ist guot. 
vergib mir anders mlne schulde, ich wil noch haben den 

maot 10 



1 Vil wot gelobter ^ hocligelobter. — 3 wort unde wise, eig. Text nnd 

Melodie, hier: die Gabe des Dichtens nnd Sinfjfens. — 3 rftur, wage ich 
e» , darf ich mic h erkühnen, /rei-^'ia, verinesst-Mi , frech handeln, Recht 
und Gesetz verlot/en. ri^ wird in den Reclitsalterihümern durch sceptrum 
übersetzt: duch bedeutet rii auch Ruthe; also entweder: als dein Vasall, 
der Wort und Weise von dir zu Lehen hat, oder: als Untergebener, den 
du tjeden Augenblick) /u /lu htiu^i ii die Macht hast. — 5 . zu, gegen. — 
tier thfnkns(*'n swm., Mitchrist, der Nächste. — 6 «d mir, wie mir. Jr6, 
Herr; vgl. sprechet atte vrS herre vrS Renner 18960. dtn peftt betfeht ileli 
auf Gott, in wclclii-m mit dem hl. Geiste Vater und Sohn eins sind. 6«« 
rihte^ bringe auf den rechten Weg, belehre. — 10 anders, sonst, im übrigen: 
meine andern SSUnden. Ich bleibe, insofern uamlich, daß ich den liobS) 
der mir (iut<'«< , tuul ih-n lia'^se, der mir Bose» thut, bei meiner bislterigeii 
(iesinnnng, werde es damit halten, wie bisher. 



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138. DER WEG ZUM HIMMEL. 



247 



138. 

DER WEG ZUM HIMMEL. 

Klage, daß Mord und Brand« Waohar, Neid, Haft und Habtacht 
den Wog zum Himmelreich «nslohet maehtn and den Menachen hindern, 
bienieden fUr daa Jenteita an aorgen. 



Die wtsen rätent, swer ze himelrlche welle, 
daz er vil wol bevor bewarte und oucb bestelle 
den wec, daz ieman drüfe habe, der in her wider velle. 
ein sehter heizet mort, der sch&t der str&ze s^re; 
d& bi vert einr in starken bennen, der'st geheizen brant ; b 
sö sprechent s' einem wtiocher, der h&t gar geschant 
die selben str&ze. dannoch ist der wegewerender mcre: 
nit unde haz die hftnt sich üf den wec geleit 
unde diu yerschampte unm&ze gitekeit. 
dannoch s6 rennet maneger für, des ich niht hftn gcscit. 10 



i bevor , vorher, bfwarten^ ahd. biwarten , ovitare, prospiccre, cai- 
Tere, angeUächs. beoeardjan, custodire. bestellen, in Stand setzen. — 
3 iitnan, daß etwa jcrrinnd = damit niemand, haben, sich aufhalten, her 
wider Vellen, zurrickwcrf'en. — 4 echter. Voifolgor, Feind, besonders auch 
der in der Acht ist, exlex ; Wegelagerer, Stra^euräuber. 9chäi=3chadet • 
— 5 bennen dat. pl. von ban stm. , Bann. Dabei geht, befindet aioh ein 
anderer, schwer Verpönter, Verurtheilter. - G so, hier im Sinne von des- 
gleichen, apnchen mit dem Dat. der Person und Acc. oder Nom. der 
Sftcbe (dea beigelegten Namena): nennen, einen Beinamen geben: einen 
andern heißen sie Wucher, geschayit , pescliändet ; unsicher gemacht. — 
7 der toeyeioerenäe , der Wegversperrcndo , Wegelagerer. — D oi i sc/iumpt 

Sart. von ior»ehament der sich nicht mehr schämt, das Schämen verlernt 
at. acbamlos. tmmat€zdi.= unmceze, unmäßig, übermäßig, gitekeit, Geiz, 
Habsucht. — 10 tfonnocA, noch dann, überdies, für rennen^ vorbeireiten, 
rennen. 



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248 



m. 8PB&CHB. 



m 

SCHLECHTE RATHGEBER. 

Verwtinscluin«? der Rathgeber holion und uiedern Stande?, d p ihron 
Herrn zn Lug nnd Trug anleiten, und ihn hindern, gegebene Verspreclien 
SU arfttllen. Zaaammengehalten mit andern spätem Sprächen Ist kein 
Zweifel, da6 hier die ümgebang X. Otto*a gemeint ist; diesen »tlhtt 
mochte er zwar nooh aohonen , aber die Schonung ist wenig selimelohel- 
haft für ihn (vgL Bieger, S. 34). 



hr schale, in swolhem namcn er si, der dankcs tricge 
sinen harren unde im rate daz er liege, 
erUmen müez' i'me sin bein, swenn' er'z ze dheime rlite biege! 
sl aber er s6 her, daz er zem räte sitze, 
86 wünsche ich ime, daz ime sin ungetriuwe zunge erlame. 5 
die selben machent uns die bfderben &ne schäme. 
8ol Hegen mize sin, sö pflegent sie schemelldier iritze. 
wan mfigen in ritten, daz sie läzen in ir kragen 
86 valsch geheize, od n&ch geheize niht versagen 
und gäben, S d&nne deme löbe der k&lc werd' abe getragen! 10 



1 »ehale, eigentlich Knecht, dann boshafter, falscher Mensch, in 

xwvlhem namfn (ddor (eben, wie eino Hs. liest), wea Ranges, Standes er 
auch sei. danken udv. gen., aus freiem Willen. — 2 li^ge coiu.| lüge. — 
3 «fa> ttehi »em rate hif(ffn steht hier im Gegensatz zu: zfm, rat« $itt«n; 
unter Jonen sind die Riitlie niodorn Stande^?, die vor don Pürsten stehen 
tnüsseii, unter diesen die vorncliinen gemeint, die sitzend an den Bera- 
tliunKeii tlioilneliinen dürfen. — (i dne sc/iame, schamlos. Diese sind schuld, 
daß die braven, tüchtigen (Fürsten) die Scham Ton sich werfen. — 7 diu 
loitze, Klugheit, seheiuell h, pcliämenswerth. — 8 wan, quin: warum kön- 
nen sie ihnen nicht ratl.en. daß sie in ihrem Hals stecken lassen. — 
)i da» geheittt das Versprechen; oder dann, wenn das Versprechen ge- 
macht, nicht Tersagen, d. h. hftlten, was sie Tersprochen. — 10 bevor dem 
Loh die Tllnelio allgetragen i-^t ("Wiu kernagel : ehe das Lob unscheinbar 
und häßlich wird, wie eine gcsclicuerte Wand), mit andern Worten: si« 
•ollen geben, boTor dae liob sich in Tadel Terkebtt. 



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140. DIS FALSCHSM LÄCHLER. 



249 



140. 



DIE FALSCHEN LÄCHLER. 



Gegen die enteiteten Hofscliranzen und falschen Heuchler, die ins 
Geticht lleheln und firmmdlieh tbnn, innen tibw toU Haft und .Bos- 
b«it lind. 



friundes lacben sol ftin ftne missetät, 

lüter als der ^bentrdt, der kündet liebiu msere. 

nü tao mir lächeliche od lache ab anderswil: 

8wes mont mich triegen wil, der habe sin lachen da, 

von Mm. nsem* ich ein -wktez nein für zwei gelogeniu ja. 10 



1 /o/) = Dirli(erproi9. hoe^ttivte ftdj.f treu dem Hofe powidmet: mpin 
Lob würde dem Uofe nie entgehen. — 2 wo man zuweilen handelte , wie 
ee dem Hofe siemt. — 8 gewi*t«n »dj., Tontindii?. da» gerate, Hilfe, Bei- 
rath. — 4 grusfin, grausen, grauen. Inchcnt an. anli4clipln. — h fivn^'jf/i. 
■Oft wie Honig sein. — 6 dne imssetäf, ohne falsche, unreclite That; ohne 
böM EHntOrgedanken. —7 dbentrot stm., das Abendroth. Uebiu ntarre, an* 
genehme, ertreuliche Rotscliaft, i\. Ii. c^utp? W^iti-r für den folgenden Tap; 
ähnlich ist es mit dem Lachen eiuei* wahrliuti« u J- reniiiles. — 8 laclidlcii»' 
adv., freundlich: handle so gegen mich, wie dein Lac hen es verheißt, oder 
lache dann andcrw&rtt, gegen andere. — 9 der behalte sein Lachen für 
sich. — 10 von dem wftre mir ein wahre« Netn lieber; vgl. Friedrieh von 



ja dat krenkt>t küneye und tntjreuwet mir den muot (▼. d. Hagen's Minne> 
Singer, 3, 73«). 




5 




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250 



Ul. 8P&ÜCHS. 



141. 

SONDEKÜNG DER GETREUEN UND FALSCHEN. 

Wuutoh, da6 Gott als eiu gereciiter Bicliter nicht erst jeur-eits, son- 
dern hieoiedeii tehon cU« Getreuen Ton den Feleehen avsseheiden nnd 
die<e mit einem Schuidenmal kennzeichnen möchte, und Bedauern, daA 

er den, der sich einem wie ein Aal aus der Hand windet, mit seinem 
Znri)o verschone. Des Mannes Gesinnung soll fest sein wie ein Fols und 
au L'reucn grad und eben wie ein Pfeil. 



Sit got ein rebter rihter heizet an den buochen » 
des solt' er üz siner milte des geruochen 
daz er die gar getriuwen tz den val sehen bieze suochen« 
jocli meine ich hie: ne werdent dort vil gar gesondert, 
(loch so^he ich an ir eteslichem gerne ein schänden mftl. 5 
der sich mir windet üz der hant reht' als ein &1, 
öwö daz got niht zomeclichen s6re an deme wundert! 
swcr samt mir var von hüs, der var ouch mit mir hein: 
iles mannos muot sol veste sin alsam ein stein , 
üf triuwe sieht und eben als ein vil wol gemachter zein. 10 



1 rtn den fn/ochcn, in der Bihel. — 2 doshalb solllo er in seiner Milde 
^orulun, darauf bedacht »ein, dafilr sorgen. — 4 ich meine nämlich hier, 
auf Erden. - :* an ir fitcslichem, an einigen von ihnen, da: inät, Merk- 
mal, Zriclun der Schande. — 7 wundern, Wunder thun. — 8 samt ^ mit. 
/irin, hi'iiu, nach liuuse. — 9 vestf , fest, unerschütterlich. — 10 ü/ triutct, 
in Ber.ug auf Treue, .ilcht, gerade, das Gegentheil von kri/mp» «ol ge- 
machet ^ gut, sorgfältig gearbeitet, der sein^ Pfeil, FfeiUcliaft. 



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143. LOB OES MASSHALTEMS. 



251 



142. 

LOB DES MASSHALTENS. 

Hier ist üs uicht mehr die Uiugebuug das ivaiscrs, soadcrn Otto 
■elbst, Aber den der TielüMb ron ihm getftusehte Dichter die rolle Zornee- 

schale ausgießt. Seine Zeitgenossen schildern ihn xwar als tapfer, ja toll« 

kühn, daneben aber als sittenlos, roh, undankbar und grausam. So tritt 
uns sein Bild aach aus den folgenden, nur wenig verhüllten Sprachen 
entgegen. 

In dem ereten lobt Walther die HftAigkeit, indem er die Nachtheile 

dn Unmäüigkeit, namentlich der Trunksucht hervorliebt, die sn ürerel- 
hafiem Thun und ungebührlichem Benehmen gegen die Ofttte verleite. 



Ich trunke gerne d& man bt der m&ze schenket 
tinde der nnml^e niemen niht gedenket, 
Sit si den man an Ube, au gnote und an den 6ren krenket 
si schät euch an der sMe, hcere ich jehen die wlsen: 
des möhtc ein ieglich man von stnero wirte wol enbern. 5 
liez' er sich vollecltche bt der mäze wem, 
zS mdht' Ime gelücke, heil und sselde und 6re üf risen. 
diu mftze wart den liuten dar umb' üf geleit, 
daz man sie ebene mezze und trage, ist mir g*seit: 
nü habe er danc, der si ebene mezze und der sie ebene treit. 10 



1 tränke conj., tränke, bt der maze^ in Begleitung, mit Beobachtung 
des Maßes. — 2 unmate, Unmiißigkoit: und niemand an Üi.orstlireitun« 
des richtigen Maßes denkt, — 3 krenktt , schwäclit. ö v,an = Crast. 
6 vollauf, aber doch das rechte Maß nicht überschreitend, wrn geben 
— 7 k/ risen, nieder, iierab, zufallen. — St// geleit, ▼orgeschrioben auf- 
erlegt. — 9. lOebenf adv., gerade, gleichmäßig. — lO ntt habe er 'äunc. 
Dank, Freie, Heil ihm. ' 



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252 



in. 8PRÜCHB. 



143. 

WIE MAK TRINKEN SOLL. 

Slrafrede gegen Übermaß im Trinken. Einr-m tilchtisen Manne stellt 
M ttbel an, wenn »eine Zunge vom Weine lallt und er sich, statt seine 
Fttfte KU btaitelien, mnA fOhran und tragen Ussen. Wer so trinkt, daß er 
weder sich noch Gott erkennt , der bricht die göttlichen Gebote. Danrai 
•olle niemand Uber Durst trinken. 



Er hkt niht wol getranken der sich Obertrinket, 
wie zimet daz bfderbem Tn&n, daz ime diu zungc hinket 
▼on wine? ich wsene er houbetsünde und schände zuo im winket 
im zseme baz, möht' er gebrochen sine fOeze, 
daz er &ne helfe bl den liuten möhte stftn: 6 
swie sanfte man in trOege, er möhte lieber gän. 
SU8 trinke ein iegesllcher man, daz er den durst gebüeze: 
daz tuot er &ne houbetsünde und äne spot. 
swelich man getrinket, daz er sich noch got 
erkennet, sO hfct er gebrochen ime sin höch gebot 10 



9 Mnken, lahm sein; von der Zanffe ^der Rede: lallen. — 9 m sich 
einladet, lockt. — 5 äne helfe, ohne Stütze. — 7 den durst büezen, dcu 
Durst löschen. — 9 swelich^ ältere Form von aweich: wenn ein Mann so 
trinkt — 10 <m«, d. i. Gott. A^cA, Torsfiglieli; heilig. 



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144. VaSUWDB IK DSE KOTH. 



2&3 



FREUNDE IN DEK NüTil. 

\Varnung, dea zuverUssigeu Irtuud nicht durcli übermüthi;;e Bc- 
liandluug und durch Bevorzugung Fremder su yerletaen, et könnte tonst 
getehelMD, daft, wenn et Leben und Gnt tu wagen gilt, der Fxennd- 
tebtfltbnsd sieh lÖtt. Die Tage der Koth fahren den Menschen tum 
. gebornen Freunde zurück: treue Freundtchaft und erytoUtOd Schwert 
muäseu in der Gefahr sich bewähren. 



8wcr sUetes friundes sich durch übermuot beh^ret 
und er den slnen durch des fremeden ere imSret, 
der möbte ersehen, wurd' er von sinem hoehem ouch ges^ret, 
daz diu gehalsen friuntschaft sich vil lihte entrande, 
swenn' er sich libes unde guotes solde umb' in bewegen. 5 
ich hän vereischet, die der vvenke haut gepflegen, 
daz sie der kumber wider üf die erbornen Munde wände, 
daz sol von gotes 16hen dicke noch geschehen: 
ouch bdrte ich ie mit volge des die Hute jehen: 
«gewissen friuut, versuocbtez swert sol man ze not ersehen.» 10 



l «j'cA beheren c. geUy tich über jeinaud erhüben. — - 2 den si/itn, 
seinen Angehörigen; Bintsureund? durch des fremeden irtt um einen 
Fremden zu ehren, uniren, Bchmähen» erniedrigen. — 3 «tmAm, gewahr 

werden, erfahren, von sinem /tt£/ter/i, von einem, der hölier, vornehmer ist 
als er. gebetet, verletzt. — 4 ge/iuhen part. dc3 sturkeu Verbum hahen^ 
hiets^ ye/ialsen^ umarmen: die durch Umarmung besiegelte Freundtcbtdft. 
entrande,, rUckumgelautetes Priet. von «•'i/rmaen, auftrennen, auflAsen. — 

5 ttbes, Lebens, m'',*/* bewcyen c. gen., sieh entsch Ingen , dahingehen. — 

6 vereisclien ^ ausf" rsclien , dureli Fdrsclu a erfahren. tr' iik>> ^en. pl. von 
itaic.* die solche Untreue geübt haben. — 7 erOorn, der ungoborne. i'/ — 
walkte, in ihnen sarttckttthrte. -> 8 von ffotes Wien, durch göttliche Ver- 
leihung (Zulassung, Fügung?); l'p wi'lf ytiut 'la: ist con <jot^ ein (t'h'ii, 
MSH. *J, 174^. — U mit lül'je jeheu c. gen., etwas d irch Zustimmung bokr;if- 
tigea, beiätimmea. — yewis^ zuverlässig < - rj-A^r, erprobt. Das hier 
von Walther angeführte Sprichwort ist ein allgemein bekanntes , z. W. 
Freidank: geu/isse /riunt, versuochtiit surert diu *iut *• naste yoUles wert. i^j. 
18 (vgl. W. Grimm'a 1. Autg., S. XCIX). 




25d 



lU. BPftüCBB. 



145. 

FALSCUEK RATH. 

T)er PicVitcr erzählt, dulj er zwei Preunrh' hatte, die au(jeu olmu 
Falsch Bcliieiicii, im Herzeu aber nicht ganz fest waren, weshalb sie ihn, 
«1« ihr« TrtnA die Probe bestehen tollte , im Stiebe gela^iteo. 



Ich wil niht nie den ougeii volgeii noch den sinnen, 
diu rieten mir un zwei , daz ich diu solde minnon 
diu beidiu wären üzen äne valsch geworht , doch iuueu 
da wart ein wönec in geleit , daz was niht stretc : 
des vielton sich ir ecke , dö sie solteu hän gesniten. 5 
und wa'ie eht niht waii daz alkine drinne verniiteu, 
so wahren s' alhMithalben alse ganz an ir getaute, 
daz sich ein iogeslichcr niöhte läzeu drau. 
öwe daz ich der trüge ie künde an in gowan! 
wie übel ich mich des schaden schäme und in des lasters gau ! 10 



3 gewortit, gewürkt, Komacht, gescliaffen. — 4 doch in ihrem luuern 
lag etwas weniges. — 5 vivlteu pl. des Pra;t. von vuUen , sich umbiegen, 
krfUnmen. diu ecke, die Schneide des äuUwertcs. — 6 w&re nur dies einf 
sieht gewesen. — 7 ganz, voTlkominen. diu ;/tiuf, Handeln, Thun, Be* 
schaffenheit. — 8 sich an dnen lazen, sich auf jcniaml verlassen. 9 diu 
trüge f Betrug, kündet Kunde, Bekauntschaft. — 10 wie bitter bescliämt 
mioh mein Schade und betrftbt mioii ihre Schmach. 



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14«. DAS CHAMiLBON. 



255 



146. 

DAS CHAMÄLEON. 

Unter diesem Beispiel von einem Ungeheuer, das einem bösen Manne 
mit faUchera Lächeln, Leimtückischer Bosheit, Doppelzüngigkeit u. s. w. 
gleicht, schaint mir nur schwacU ein Angriff auf K. Otto TerhUllt, eia 
Angriff, d«r dem BnuAe mit ihm unmittelbar ▼orangieng oder folgte. 
Binen bösen Mann nennt Walther d«i Kaiser offen in Nr. 147. 



Ich bän gesehen in der werlte ein michel wunder, 
waer'z üf dem mer, ez diuhte ein seltsaene kunder: 
des ist min freude erschrocken und min trüren worden munder, 
daz glichet einem bcesen manne, swer des lachen 
strichet an der triuwen stein, der v ludet konterfeit. 6 
er bizet dft sin grinen niht hat widerseit ; 
zwö Zungen, habent kalt und wann, die ligent in sime rächen; 
in sime sflezen honege lit ein giftic nagel; 



1 UHtuder, Gegüustand der Verwunderung, ein wunderhares -Ding, 
Oeeehftpf. — 3 sritaeeney selteam, wundersam, kunder stn., Unthier, Unge- 
heuer, vgl. kuntf'rhiMit: selbst :iiif dem Meer (wo es doch vielerlei Unge- 
tliüiue — inerwuiidfr, nioustra niuiiua - g^l't) wurde es seltsam dünken, 
auffallen. — 3 <<M, darüber: das hat meine Heiterkeit getrübt, nu-ine Trauer 
geweckt. — 4 des, dessen, d. i. des bösen Mannes. — 5 dt>i triuwfn stein, 
der Probierstein, der Stein, an dem nmn durch Streichen die Echtheit 
edler MetuUo — liiir der Treue - ei|)r->ht. /.n iif>'//''it stu., nachgemachtes, 
uueobtes, gefäiiohtcs Gold, vom lat. coutrafactus, franz. ooutrefait, electmm. 
— 6 grinen, knurrend oder weinend den Mund yerzlehen: er beißt, ohne vor- 
her tlurch Knarren die l'^ehde angelaiml'urt zu Jiaben. 8 na^/t l, uiigiiIa-= 
angel, btacliel. — 10 spuren, eigentlich der .Sjiur nachgehen, auf die äpur 
kommen, swalwemat/et , wörtlich: Scliw albenschwanz; eine schwierige, 
noch nicht befriediu' ii«! < rklurte Stelh-. W. (iiiinm hat ühersotzt: «So hebt 
das IJuK'L'iieuer die llaiui, kelut »le .lulwuii-, und ni.u hl einen Schwalben- 
Bcliwaiiz, d. h. der Bös» schwort, dali er nichts l^ust-s im Schilde führe. 
In der Volkssprache heißt uiiniUch noch jetzt einen Schwalbenschwans 
machen so viel als beide Finger ausstrecken, einen Eid ablegen.» Diese 
binurt.'iche Erklärung steht jedoch mit dem Wortlaut der Stelle in un- 
lösbarem Widerspruch. W. Waokeroagel hat (2, 172) eine andere Deu- 
tung Tersueht: «So wie man dem argen Treiben eines Boppelsüngigen 
aof die Sf'Ur kommt, so wendet er die Hand nach Gauklers Art und zei^t 
etwas gau^ Inächuldi es und Gleichgültiges.» Aber dafür wäre doch 
Sohwalbeusch wau/. ein sonderbarer unnachweislicber Ausdruck. Auch 
würde, eiuniul erkannt, wediT hier die Veratelliing noch durt die Rc- 
theuerung iiauui noch etwas fiommcn. diu iichtigu Übcrlieteruug des 



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256 



UI. 8PBÜCU£. 



sin wolkenlosez lachen bringet scharpfen hagel. 

8wä man daz spürt, ez kert shi baut und wirt ein swal- 

weuzagel. 10 



Spruches bietet die einsige Pariser Uandsobrift keine Gew&lir und Audu- 
nin^vorschläKO werden erlaubt sein. Bech vemiuthet eins tooloes zayet 
und voiweist auf Altd. Blütter, I, S. 11, 19: indo lupi speres caudam cum 
videris aures. loh möchte statt «j kert »in hant lesen : rirt $%n küt, und 
»corpentaget statt swatutensageis wenn man seine DoppelzUngigkeft merkt, 
i'8 also sich in seiufr wahren Natur erkannt sieht, wirft es seine Haut 
(Hülle) von sich und zeigt sich iu seiner wahren Skorpiousgestalt. Der 
Vergleich des iSkorpions und seines giftigen Staebels mit böser 2«!aelir«de 
und heimtttciüBolier VerUumdung ist bekannt. 



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W7. AN OTTO UND FRIEDRICH. 



257 



147. 

AN OTTO UND FRIEDRICH. 

Die tief© Missstimmuag über Otto und seine L'ingebung, die wir 
ibn in den bisherigen Strophen mehr oder weniger deutlich haben aus- 
■preehen hören, so wie die niehterfUlten Yeripreebmigen, von denen dltf 
fnlRenden Sprüche reden, bewogen unsem Dichter, den kiaeerliehen Hof 
zu verlassen und sich dem Sterne des neuen Königs zuzuwenden. Ob 
diei, wie Bieger S. 25. 26 meint, schon im Sommer 1214 oder erst nach 
König Friedrich's erneuter XrOnnng m Aachen (2ö. Juli 1215) geschah, 
durfte mit Sioherheit kaum zu entscheiden sein. 

Im folgenden Spruche sagt Walther dem Kaiser förmlich seinen 
Dienst auf und vorkündigt seinen Übertritt zu König Priedrich. Jener 
hntte ihm, wol auf die Bitte in Nr. 117, sein Wort gegeben, ihn seiner 
Annitth au entheben. Das Versprechen blieb indes unerfüllt. Waither 
ist des bOsen Herrn aatt und glaubt sich berechtigt, den bessern aufku- 
suchen, den er bisher ans poUUsoher Gewissenhafligkeit Tersohmttht hatte. 



Ich h&Q h6m Otten triuwe, er welle mich noch riehen, 
wie nam ab er min dienest ie 86 trOgeltchen? 
od waz best^t ze lönne des den künec Friderichen? 
min vorderunge ist üf in kleiner danne ein bdne, 
ez'n si sö vil, ob er der alten spräche wsere fr6. 5 
ein vater Urte wllent sinen sun alsö: 
«sun, diene manne bcBstem, daz dir manne beste 16ne.« 
h6r Otte, ich bin'z der sun, ir slt der boeste man, 
wand' ich 8Ö rehte boesen htoen nie gewan: 
her künec, slt ir'z der beste, slt in got des Idnes ganl 10 



1 hern Ölten] es ist beniorkenswertb, dafi der Dicbfer, der nnn in 
Friedrich den rechtmäßigen König erblickt, Otto mit einfachoni Iltirr an- 
redet, triuwe, das gegebene Wort, feierliches Versprechen- Olto hat mir 
versprochen, ric/fn, reich machen. — 2 dienest stn.. wie trügerisch nahm 
er aber stets meinen Dienst hin, wie schlecht vergalt er ihn. — 3 mich 
iHMtit einen dingen, es geht mich an, also; was geht das den Kaiser Fried- 
rich an; er hat keino Vciiflichtung, mich zu belohnen, d. h. zu «ahlen, 
was Otto trUgeriscli mir versproulieu hat. — 4 vorderunge, Forderung, An- 
spruch. 4/ in, an ihn. bSne. sur Beadchnung von etwas Werthlosem, 
Nichtigem. —5 e»'n st s6 vil, oa sei denn so viel, insofern: es wäre denn! 
daß er an meinen alten (frühern) Sprüchen ein Wohlgefallen hätte (und 
dafür mich belohnen wollte). — 7 manne gen. pl., der bOseste, der beste 

der Männer. — 8 ich bin» der aun] vgl. die Anmerkung zu Nr. 13, 19. 

10 her künec, K. Friedrich. Da euch Gott zu lohnen vergönnte, nämlich 
euch so mit Beichthflmem bedachte, daA ihr geben konnte 



WA&TBBB VOV »BB TOaiLWIlOB» 17 



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258 



UL SPHÜCnB 



148. 

MILDE UND LÄNGE. 

»Noch anschaulicher, als im vorigen Spruche, mißt Walüicr hier 
die beiden Könige mit dem Maüstab der Milde gegen einander ab uud 
selgt, wie der junge Friedrich eeinem Gegner über*! Haupt gewaohsen «ei. 
Znm Verständniet dteeei CMiohte muß bemerkt werden, doA Otto duroh 

hohen Wuchs ausgezeichnet war, ja daß nach der Ursporcjci Chronik seine 
Starke und iiolio Gestalt ein Grund war, der die l'iirsteu bewogen hat, 
iliu zum Throne zu berufen.» Uhlaud. 



Ich wolte ern Otten milte nftch der l«ige mezzen, 
dö h&te ich an der miltze nucn ein teil vergezzen: 
wser' er 86 milte als lanc, er iiete tagende vil besezzen. 
yU schiere maz ich ahe den Up n&ch slner kre: 
do wart 6r vil gar ze kurz als ein verschroten werc, 5 
miltes muotes minre vil dann' ein getwerc, 
und ist doch von den jären, daz er niht enwahset mere. 
d6 ich dem künege br&hte dez mez, wie er üf scbözl 
sin junger Up wart beide michel unde gröz. 
nü seht, waz er noch wahsel er 'st ieze übr in wol nsen 
genoz. 10 



1 rrn c'i kürzt aus heru , Kern f— herren). nach der lenge^ nach der 
Größe und Hohe, des Körpers nämlich. — 2 a« der mäze, am Maß; der 
Dichter will sagen, er habe in Bezug auf das Verhältniss, die Proportlou, 
sich u'L'irrt. ein teil, etwas, einigortiiaßcu — sehr. — 4 a'>€, wiederum, noch 
einmal. — 5 rerschroten stv., zerschniiiilcn, fehlerhaft sclmeiden. toerc, Ar- 
beit : etwas Gemachtes, aus Holz oder anderm Stolle (Jetortigtes. — (> miiiie 
»ilt weit minder, kleiner an milder Uesiunung. — 7 ton den jären» in dem 
Alter, so alt. 9 det met, das Maß, nämlich du Ehrenmaß: den Maßetab 
der Ehre anlegte, v/ schiezin, in die Ilölie scliießon. — 9 inioh^ unde 
gros, stark und groß. — 10 waz er noch wah$e, wie viel er noch wachten 
werde. Friedrich, geb. 26. Dec. 1194, itand nm dieee Zeit in leinAm Sl. 
Lebensjahre, risen genos . einem Bieten gleich: «r ragt jetxt tcbon Uber 
Otto wie ein Kiese emxior. 



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149. AH XÖMIO VBIBDBICH. 



259 



149. 

AN KÖNIG FRIEDRICH. 

Die in Nr. 117 au Otto gerichtete, von diesem unbefriedigt gclassunc 
Bitte trSgfe der Diobter nui In noch dringenderer Weite dem König Fried- 
rich Tor. Be iet keine gemeine Habencht die ihn su diesem Sehritte drängt^ 

sondern die bittere Armuth und Noth. Sein Vcrlangrn pclit nach einem 
Lehen mit genügendem Auskommen, nach einer Heimat, die ihn in sei- 
nem Alter des Anklupfeus an fremden Thüreu Uberhebe. 

Diesen Sprach hnt ülrich von Singenberg, Trachseß von St.-Oallen, 
parodiert: er richtet seinen Sang an den Vogt der Welt, den König des 
Himmels, und stellt dem miFslichen Loose Waltlier's sein pigones boliag- 
liches niul unabliänei^' f« Tjrlon gcgpnübor und liittet (iutt, ilmj dieses 
zu erhallen (s. die Ausg. vou Wackernagel und Kicger, S. 211). 



\on Rdme voget, von Polle künec, l&t iuch erbarmco, 
daz man mich bl richer kuiist alsus siht armen, 
gerne wolte ich, möhte ez sin, bl eigem fiure er warmen, 
zahl vie^ch danne sunge Ton den vogelilnen, 
▼on der beide und von den bluomen, als ich wllcnt sanc! 5 
swelch schoene wlp mir danne gsebe ir habedanc, 
der lieze ich liljen unde r6sen üz ir w&ugel schluen. 
sus käme ich spMe und rite firno: gast, w6 dir, w6! 
86 mac der wirt wol singen von dem grüenen kl6. 
die ndt bedenket, milter kOnec> daz iuwer n6t zerg6! 10 



l 9oget von Rome^ römisclicr Sclurnivogt — Kaiser. Pulle, Apulicn. — 
2 ormtn^ arm sein. — 4 min, luterjeclion gleich aAC, /iW,- wahrscheinlich 
roman. Ursprungs . wie • <^ '> « wohlan , frisehanf (vgl. Oramm., ?t, 300). — 
8 so aber bin ich ein uuf^lui kliclior Gast, icli Kommt? spät in die Herberge 
and roui^ friih wieder ausrciteu. — U «o, umgekehrt kauu der Wirtb, Haus« 
herr. — 10 anf daA auch eure Koth ein Ende nchmo: daA ihr (durch Be- 
«riltignng eurer Feinde) au einem ruhigen, behaglichen Leben kommt. 



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2G0 



III. SrEÜCHE. 



150. 

DAS LEUEN. 

Das rührende Lied howi ^jto des Kuuiys Hltz; der \\'unsch des Dich- 
ters wurde erfüllt, jubelnd vurkündet er seine Erhoruug uad erhebt die 
Milde dei nenen Herrn ebeneo Uunig nnd tehmeiobelhttfl auf Kotten d— 
elten (s. Rieger, S. S6). 



Ich hau min k'hen, al die wcrlt ! ich hau nüu lehea! 
uü eiitVirhte ich iiiht den hornunc an die zehen 
und \Yil alle boese herren deste minre vlehen. 
der edel ktinec, der milte künec hat mich beraten, 
daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hän. b 
min' näligebüren dunke ich verre baz getan: 
sie Sebent mich niht mer au in butzen wis, also sie taten, 
ich bin ze lange arm gewesen an' mi'iien danc, 
ich was sö volle scheltcns, daz min ätem stanc: 
daz hat der künec gemachet reine und dar zuo mineu sanc. 10 



1 ai die werltj hört es, ihr J^eute alle. — 2 der /lurnunc, Februar, bild- 
lich fQr Frost, Vroitbeulen. te/te swf., die Zehe, an die lehen^ u&mlich 
zu bckcmmen. — 3 bmi« hSrren: Anspielung auf K. Otto. — 4 beraten^ mit 
dem Nöthigsten ausrttsten, Tersehen. — 5 den sumer adv. acc, den Som« 
mer über. — 6 meinou Nachbarn erscheine ich nun weit schöner. — 7 d>-r 
buiUy Larve; Popanz, in buUen wtt, wie eine gespenstige Schreckgestalt. 
— 9 $6 tolle tehelten» , to TolI rem Sohimpfen. äa% atein stn., der Athem. 
Dies ist mit IJhland von der bieherigeu Verbitterung des Diclitera in 
Oemüth und Lied zu verstehen: er blickt damit auf die Keihe der herben 
und Btrafendou SprOohe ttber Otto und eeinen Hof anrttok, die wir eben 
kennen ^jelernt balTu (Uiegor, S. 2«. 27). - 10 da»^ auf den ganzen vnr- 
hergeheudeo i^atz zu bezieben : nuu habe der KOnig durch seine JBelehnunu 
Bowohl ihn selbst als auch seinen Sang wieder reiner, freundlieher gemaclit 



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m. GROSSES LSHBN, KLE1M&R ERTBAw. 



261 



151. 

GROSSES LEHEN, KLEINER ERTRAG. 

• GiansMid war dia Belehnnng nicht ausgefallen, wie dieser Spruch 
leljrt, wol ohne daß Friedrich dafQr konnte. Das Lehen war zu dreißig 
Mark Rente geschützt, trug aber soviel wie nichts ein. Ganz so schlimm 
wird M indat niobt gawmen teiii, alt aa dar lanniga Dichter, da dia 
Qalatllchaa dan Zahatao ainfordam, darttallt.» Biagar, 8. ft. 



Der ktinec mtn hfirre l§ch mir gelt ze drlzec marlcen: 
des enkan ich niht gesliezen in den arken 
noch geschiffen üf daz mar in kielen noch in barken. 
der Dftme ist gröz, der nuz ist aber in solher mäze, 
daz ich in niht begrifen mac, gehoeren noch gesehen. 5 
wes sol ich danne in arken oder in barkea jehen? 
nü rfcte ein ieglich friunt, oh ich ez halte od ohe ich*z läze. 
der pfaffen disputieren ist mir gar ein wiht: 
sie prüevent in den arken niht, da fnsl euch iht: 
n6 prfleven her, nt prOeven hin, so*n habe ich drinne niht 10 



1 der ffHty EinkAnfkaTon liegenden Ofltem. t«, von, gegen: ron un* 

ffcfllhr Marken. — *J davon kann ich nichts, arkf, Geldkastpn, Truha. — 
3 Schiff. — 4 t» aalher mäz", derart, so gering. — 5 beynjt'n^ graifan, 
fassen. — 6 was aoll ich dann sagen, angaben, daß in den Truhen odar 
Scliiffen ?ei , oder: »wie soll ich angeben, was ich für volle Kisten und 
ganze bchiftsladungen von Reichthuineru habe?» (Lachmaun.) — 7 halt^ 
wiertdi*', beliulto oder aufgebe, festlialte oder fahren las8«3 (uämlioh den 
ffHt = das Lehen). — S der pjajitn disputieren] damit ist die von der Kirche 
▼erlangte Beiet^er an ainem nanen Kreuzauge gemeint: im J. 1216 er* 
neuerte der Pabst die frühere Aufforderung und setzte den zwanzigsten 
Theil des Einkommens fest, der spätestens bis sum Mai 1217 ge^iahlt 
Warden aoUte. In diasa Zeit milt tinaar Spruch, ei* wiht^ etwaa Oaring- 
fügiges = nichts. — 9. 10 prüfvn conj. bedeutet sowol wahrnehmen, 
bemerken, als auch berechnen, zählen; in Z. ^ steht das Wort in ersterm. 
la Z. 10 in latatarm Sinna. — 9 anOer aa aal atwaa da. 



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262 



m. sp&OcHB. 



152. 

LEOPOLD'S RÜCKKEHR VOM KR£UZZU6. 

• £a ist natarlich, daß der Genuß, im eignen Hause sein ei^n^r 
Herr zn ppin, mit der Neuheit an Reiz verlor und das bewerte reiche 
Leben, das Waltlier so lango geführt, ihm wieder in verlockendem Licht 
enobien. Darum darf man sich nicht wundem , dem neuen Wirthe h6ch- 
•tens ein paar Jahre apAter wiederum ale GasI an begegnen, freilich nur 
an dem Orte, den er wie eine Heimat Hebte: dem wonniglichen Hofe zu 
Wien. .. (S. Riogcr, S. 27.) Schon im Frühjalir 1217 salien wir ihn dort 
(8. Nr. 86. 120), als eben Herzog Leopold sich zum Kreuzzuge rüstete, 
und wir finden ihn noch da bei desten EAckkelir aus Palästina im Som- 
mer oder Herbst 1219, WO er ihm ans der Mitte seiner ünterthancu einen 
feurigen Gruß eiitgegcnsondot und ihn ermahnt, den durch die Kreos- 
fahrt erworbeneu Ruhm zu Hause nicht aufs Spiel zu 8i>tzen. 



Herzöge üz Östorriche, ez ist iu wol ergangen 
und alsö schöne, daz uns muoz nach iu belangen. 
Sit gewis, swenn^ ir uns komet , ir werdet höhe enpfangen. 
ir Sit wol daz wir die glocken gegen iu liuten, 
dringen undc schoiiwen, als ein wunder komen st. 5 
ir komet uns beide Sünden und«' schänden iri; 
des suln wir man iuch loben und die frouwcn suln iuch triuten. 
diz liebte lop volweget heime unz üt' daz ort: 
Sit uns hie bfderbe für daz ungefüege wort, 
daz ieman spreche, ir soltet sin behben mit ören dort 10 



2 .?( Af*v.' a<lv., herrlicli, glücklich, helangen, verlangen. — 3 wenn 
ihr zu uns zurückkommt, //o//^, auf ehrenvolle Weise. — 5 drhujrn^ sich 
drSnifen. a<«, als ob, wie wenn. — *> frei sowol von Sünde als Ton 
Sehando; crsteros bezieht sieh auf die reinigen<lo Gottesfahrt, letzteres 
auf (iie im heiligen Lande bewiesene Tapferkeit. — 7 wir man, wir Manner. 
t/ iit>' n, liebkosen. — 8 volw'''jenf in seinem vollen Werthe anschlagen, voll- 
ständig abwägen, heime adv. , su Hause, daheim, da» ort, das kleinste 
unter den Gewichten. Zeigt durch euer Benehmen sn Hanse, daft ihr 
dieses gliinzondon T-obos \v. rth seid, rechtfertigt es Iiis -um letzt»-!) (^upiit- 
chen, wsigt es vulUtUudig auf. — 9. 10 begegnet, beugt vor durch euer 
tüchtiges Benehmen dem harten Worte, daß jemand äuOem kOnntCi ihr 
hKttet besser in Palttstina einen ehrenvollen Tod gefunden. 



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153. VOBSCHLAO ZUB GÜTB. 



268 



153. 

VORSCHLAG ZUR GÜTE. 

Schon bei der Künigskrönang zu Aachen am 25. Juli 1215 hatte 
Friedrich den Kreussag gelobt. Der Ausfahrung stellten sich Jedoeb 
allerlei Hindernisse entgegen. Unterm 19. Febr. 1220 schrieb er an Pabst 
Honorius III., daß er auf tlcn eben zu Nürnberg und Angsburj? (Oct. und 
Dec. 121'.') K'^^ialtenen Hoftagon dio Fürsten habe schwören lassen, ihn auf 
den Kreuzzug zu begleiten, und daü er auch selbst zu dessen Aulritt be- 
reit lei ; doeh h^ er bei der eingetretenen Lauheit und mangelnden Be- 
reitschaft der Fürsten die Besorgniss« sie möchten ihm nieht folgen, wes- 
lialli er deu Plan gemacht habe, sie vorangehen zu la'^s^n und selbst 
naclizukommcn (s. Böhmer's Regesten , Nr. 324). Wie trefilicli Waltlur 
Ober die Stimmung der Fürsten gegen den Kreuzzug und 1 riedrich selbst 
unterriebtet war, lehrt der ▼erliegende Spruch, der ohne Zweifel bald 
nach dem Nürnberger Hoftag und «war in Franken entstanden ist. 



Ir forsten, die des kflneges gerne woeren ftne, 
die volgen mime r&te: ich'n r&te ia oiht n&ch w&ne. 
weit ir, ich schicke in tüsent mile und dannoch roe für Trtoe. 
der helt wil Eristes reise varn: swer in des irret, 
der hki wider got und al die kristenheit get&n. 5 
ir yinde, ir sult in sine str&ze varen l&n: 
w&z ob €t hie heime iu niemer möre niht ge wirret? 
belibe er dort, des got niht gebe, sö lachet ir: 
kom' er uns friunden wider heim, s6 lachen wir. 
der msere warten beidenthalp, und habet den r&t von mir. 10 



1 Ihr Fürsten, die ihr des Eöniiors gerne los und ledig wAret. - 

2 volgen conj. upt. , mögen folgen. Die Kcction diosoB Satzes ist von dem 
Zwischensatze abhängig, nach tcdne , aufs (ieratliewol. — 3 Trä'i^y Traui 
am Adriatischen Meer bei Uari, von wo die Krcu^^tahrer häufig ausliefeni 
und zudem noch weiter Uber Truni hinaus. — 4 Kriates reisen Kreuz/ug. 
Wer ihn daran hindert. — 6 seinen Weg ziehen lassen. — 7 wa$ oh ^ wer 
weiß, ob: vielleicht ist er euch hier daheim nie mehr hiuderliclj. — 
S. helthe, kom' conj. pries. : für den Fall, dafi er dort bleibt (fällt) oder 
xurfiekkommt. — 8 was Oott Tcrhüte. — 10 der mtere, der Kunde, Bot- 
schaft = des Ausgangs wollen wir beiderseits warten; das ist mein Baih 
an euch. 



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264 



III. 8PBÜCIIR. 



154. 

KUNST DER FKEIGEBIGKEIT. 

Wie schwer es sei, iu der Freigebigkeit den recbUn VN cg xu treifen. 

Daz milter man gar w&rhaft sl, 
gcschiht daz, dä ist wunder bi. 
der gröze wille, der dä ist. 
wie inac der wesen verendet? 

deswär da linket witze zuo 5 
und wachen gegen dem morgfMi i'ruo 
und anders manec schrener listy 
daz ez iht werde crweiidet. 

der als6 tuet, 

der sol den muot • 10 

an rinwe selten keren. 

mit Witzen sol er'z allez wegon 

nnd Vd'/.c got der sselden pflegen: 

so sol man siegen 

nach lange wernden drcn. 15 



l. 2 gar wärko/t t ganz, durc'iaas wahrhaft. Unter den erlanbtfD 
Lügen wird dIeLuire d«s Freigebigen immer erwähnt: dermitfe kann nicht 
immer alles Versprocheue lialten, er muß zuw. ilon zunj littgner werden. — 
4 BttsgefUhrt, yollbracht werden. — H daß es (d. ii. das was er versprociien 
oder flieh su geben vorgenommen bat) niebt etwa erwendet ^ rttck^tagig 
gemacht, hintertrieben, vereitelt werde. — 9 — II •wer dies thut. liat nicht 
nüthig seine Gedaukeu auf Trauer zu richten: braucht nicht bctiubt zu 
•ein, wenn er seiu Vorhaben nicht ganz ausführen kann; 12. 13 besonnen 
nnd verständig soll er alles erwägen und über den Erfolg Gott walten 
lassen. — 14 «o, auf diese Weise, »tegt-n nach, Steg oder Weg bereiten, 
um sa einem Dinge au gelangen. 



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ISft. DAS UMOilSTLICnB KL08TBB. 



265 



155. 

DAS UNGASTLICHE KLOSTER. 

Walther macht sich Vorwürfe über seine Unselbständigkeit, daß er 
Bo viel auf Aussagen Anderer gebe. Da habe man ihm die Gastlichkeit 
▼OB Tegeraiee gerflhmt: bei einem Betuohe daeelbst habe er aber mit 
Watter vorlieb nehmen und also von des Abtes Tische tcheiden massen. 
Zu welcher Zeit das geschah, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln, wahr- 
scheinlich zwischen I2l2— 17j vgl. die Anmerkung zu Z. 10. Die berülnnte 
Benedictiner-Abtei I gestiftet 736, aufgehoben 1804, liegt ein paar Stunden 
teitwirta ron der Ton TOls Uber Mietbaoh nwcih Botenheim führenden 
Straße am See gleichet Naroent in Oberbaiem. 



Man seit mir ie von Tegersß, 
wie wol daz hüs mit Sren sie. 
dar kArte ich m^r dann* eine mile von der sträze. 

ich hin ein wunderlicher man, 
daz ich mich selben niht enkan 5 
▼erstän und mich sd tiI an fremede liute Iftze. 

ich sdtüte 8' niht, wan got gen&de nns beides, 
ich nam dft waszer: 
als6 nazzer 

muoste ich von des müneches tische scheiden. 10 



1 />, immer. — 2 s= wie «roß seine husere sei, d. i. die sastfrrund- 
liche Bewirthung. — 5 daß ich auf mi-inen eigenen Verstand sei wenig 
gebe. — 7 »ehiUt $* a »ehilte nämlich die fremden Leute; ich will sie 
nicht eehelten, aondem, ▼lelmehr n. i. w. — 8 nam = erhielt, watzer, 
nämlich statt des Weines; zugleich Anspielun« auf tlit; Sitte, duss man 
vor dem Kssen Waaser zum Beinigeu der Uände bekam. — 9 natter stark 
fleotiertnr Nom. des AdJ» na». — 10 mineeA] «nach Kalter Otto ZT. Ge- 
branch nennt Weither den Abt tehleohthin einen M Onch» (Simrock 2, 159). 



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266 



UI. SPRÜCHE. 



156. 

OFFENE UND GEHEIME FEINDE. 

Gleioh aaeh dem Uber K. Otto TerhSogten Bann« fiel Landgraf Har- 
mann von Thftringen von ihm ab und zoipte aicli unverhohlen unter «»ciDan 
eifrigsten Gegnern. In den beiden folsendon Jaliren, I2l2 und 1213, to« 
Otto Biegreich gegen ihn zu Felde; jedoch erst 12 IG, kurz vor seinem Tode 
(Ende April} zeigte sich Letzterer zu einer neuen Aussöhnung und Yer^ 
billdang bereit, und in diese Zeit setzen Lachniann, Wackernagel n. A. 
unscrn Spruch, wUirend Bieger 8. 19—23 ihn, allerdings rait beachtens- 
werthen Gründon, auf eine frühere unbekannte und erfolglos gebliebene 
Annäherung des haudgrufun an Otto im Summer 1213 bezieht. 

Walther legt ein gutes Wort ^n Iftr den Landgrafen: er sei doch 
wenigstens ein offener Feind gewesen, also um vieles besser als seine 
feigen heimlichen Gegner, deren Untreue zuletzt nur dadurch ans Tages- 
licht kam, weil sie einander selbst betrogen und verriethen. Unter diesen 
versteckten Gegnern Otto's sind nach Bieger die Fürsten von (Esterreich, 
Mainz, Speier n, A. gemeint, die von Anfang ffir Friedrich gewirkt, aber 
naob Otto*s Bftekkehr aus Italien wieder Treue geheuehelt hatten, nm 
frttber oder spttter, wie es ihr Vortheil mit sieh brachte, offen absufkUeu. 



sol d(T keiser liere 
fürbreclien durch sin ere 
des lantgraven missctät, 

wau der was doch zewarc 
sin vieiit oft\>iibärc. 5 
die zagen triiogen stillen rät , 

sie swnorcn hie , sie swuoren dort 
und j)ruüftcn iingetriiiwcn mort: 
von Konie fuor ir scheiden. 

ir dilf enmoht' sich nilit vcrhcln , 10 
si betronden under zwisclien stein 
und alle ein ander melden, 
seht, di'ep stal diebe. 
drö diu tete liebe. 



2 fürbrfchf'n bedentft als trans. zum Vorsi lioin , aiisLicht bringen: 
hier jeduch kann der Sinn des Wortes, wenn iiiclit \ erderbniss vuriiegt, 
nur sein : nachlassen, nachsehen, l^cchstetn ((rerman. Xll, 47('>) sclilügt 
vor 9trgt»$en. — 6 der gage, Feigling, rai trayen, Plftue, AuschläMO 
machen. ttitU^ geheim. — 8 prüefen, anstiften. — 9 ihre Sohmähnngen 
giengen von Born aus. wurden von dort ans hcfriebon. — 10 der ilvj =r 
äiube, diupe, stf., Diebstahl, verfie-'nt verbergen. — 11 under ztoixchen^ 
vnterdes. — 13m#lrf«ii, yerrathen. — 13 der Dieb bestahl den Dieb. — 
14 diu ihn. Droluini». Die Drolumtr (die Furcht vor dem Kaiser) machte 
die FreunUauhaft, bewirkte, daß sie ihm (scheinbar) freundlich und er- 
geben waren. 



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1&7. AN MARKGRAF DIBTBICH TON MBI88SN. I. 867 



157. 

AN MARKGRAF DIETRICH VON MEISSEN. 

I. 

]>ie freni dlioben Besietaungen Walther*» sum Markgrafen Dietrich 
von Meißen und sein falienfeatee Vertrauen auf eeine Treae gegen Kaiser 

Otto haben wir sclion aus Nr. 105 und 134 kennen gelernt. Die beiden 
nachstehenden Sprüche belehren uns, daß Walther in Dietrich's Diensten 
gestanden bat, sie zeigen aber auch, daß das Verhiiltuiss bereits getrübt 
und gelockert war. Naeb Bieger 8. 13. 16 bat dasselbe h5ebstens Tom 
Sommer i'Jll bis snm Herbst 1213 gedauert, wo der Markgraf, die hoch- 
tönende Versicheruni? seines Dichters ZU Scbandea machend, sich der 
staufischen Sache anschloß. 

Fttr Walther's vielfache in seinen Angelegenheiten ihm geleisteten 
Dienste bat ihn der M^ftner nicht nur nicht belohntt sondern ihm sogar 
die Anerkennung dafür verweigert. Den Lohn will der Dichter gerne fah« , 
ren lassen, aber auf diese kann er nicht verzichten. Kr verlanLjt das ihm 
vorenthaltene wohlverdiente Lob und droht, falls das, was «lio Schicklicli- 
keit erbeische, nicht bald geschehe, mit Widerruf beim Kaiser und dem 
Publikom. 



Ich hftn dem Missensere 
geffleget manic msere 
bas danne er nü gedenke min. 

vaz sol diu rede beschoenet? 
möbt' icb in baben gekroenet, 5 
dia krdne wsere biute sin. 

hnV er mir d6 gel6net baz, 
icb diente im aber eteswaz: 
nocb kan icb schaden vertrlben. 

ist aber er sO gefttege nibt 10 



I. 9 Ich habe dem Meißner manche Bot-^chaft ausgerichtet, maucho 
Sache zu seinen Gunsten gefügt, ausgemacht, manche seiner Angelegen» 

liciten ))p«sor anordnet, als u. s. w. Es scliiMut mir dies «-ine Anspielunj? 
aut das dem Markgrafen in Nr. 134 gespendete Lob zu sein. — ;S gedenke 
conj., au uiob denkt, Regen mich gesinnt ist, mir es lohnt. 4 tiexchirnen^ 
beschönigen: warum soll ich es nicht offen sagen? — 5 wenn ich (alh in) 
ihn litttte krönen können. — 7 dö, damals. — U noch habe ich die Muciit, 
den Schaden abauwenden. — 10 gefwge^ artig, höflich. — 



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268 lU. 8PBÜCUB. 

daz er mir bieto wandcls iht, 
da läzen wir'z beliben. 
■waz vll verdirbet 
des man niht enwirbetl 



11 teandel, Schadenersatz, Vergükang •Ines Unrechts. — 12 so latten 
wir^s bleiben , d. h. to bleibt der Schaden navertrieben. — i3 waz. wi« 
doch, wie sehr; vgl. waz märe iit mer Marstlien gebet Bolandslied, V. 1030. — 

14 (i,-s — des daz (Attraction , von dorn was): wie violes vcrdir1>t, geht 
stt Grunde, TerloreUi um da« man sich nicht bemUhtl Vgl. Hätzlerin 
8. 1S5, Z. 117: 9Ü dinge wrdirhet de$ nutn nit wtrbtt. 



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IftT. AH MABKOBAF DIBXSIOB TOH MBISSBN. II« 



269 



II. 

Por Misscnsere solde 
mir wandeln, obe er wolile. 
min dienest läze ich allez vam, 

niewan min lop alleine, 
deich in mit lobe iht meine, 6 
daz kan ich schöne wol bewarn 

lobe ich in, s6 lobe er mich: 
des andern alles des wil ich 
in minueclichc erläzen. 

sin lop daz inuoz ouch mir gezcmen, 10 
od ich wil minz her wider nemen 
zc hove und an der strazeUy 
80 ich nü genuoge 
warte siuer fuoge. 



1 «Olef«, ea w&re billig, seine Schuldigkeit. — 2 wandeln, für ein Un- 
recht Ersatz , Vergütung leisten. oOe er wultl^, wenn er den guten Willen 
hätte. — 3. 4 auf die Anerkennung meioer geloieteteu Dienste will ich ver- 
zichten, nicht aber auf die meine« (Dichter-) Lobes. — 5. 6 ich werde 
mich hftti-n, ea aohOn bleiben laaaen, ihn künftig wieder stt loben. — 
9 viinnecliche, liebevoll, gütig, uachsichtip — S ff. soin Lob gebührt auch 
mir, muß auch mir zu Theii werden, oder ich widerrufe das ihm gespendete 
am Hof (beim Kaiser) nnd vor der ölTentllehlceit, wenn ioh nvn lange genug 
auf seine llöflichkoit /.'« wartet habe, mit andorn Worten: wenn er nicht 
bald thut, was die äciiickliciikeit von ihm verUugt, so widerrufe ich u. s. w. 



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270 



UI. SPBÜCUB. 



158. 

GOTTES UNEKFORSCHLICHKEIT. 

Diese Strophü leitet einen neuen, walmcheinlich zu Ehren iles Erz- 
bilcliofs Engelbert von Köln erfundenen Ton ein, der sich bis Nr. 167 
erstreckt. 

Von Walther's tief religiöser Überzeugung gibt uns dieser Spruch 
ein schönes Zeugnis«. Wir selien ihn hier vor Gott sich niederworfon, 
als dem Unbegreiflichen , den zu erforschen alle MUbe bei Tag und bei 
Nacht verloren ist, den keine Predigt und keine Olaubenssatzung erklart 
(vgL UhUmd, 8. 152). 



Mehliger got, dü bist 86 lanc und bist 86 breit: 
gedseht' wir d& n&ch, daz wir unser arebeit 
niht vlOrn! dir sint beide ungemezzen maht und 6wekeit. 
ich weiz bl mir wol» swaz ein ander auch dar ambe trabtet; 
86 ist ez, als ez ie was, unsem sinnen unbereit 5 
dü bist ze gr6z, dü bist ze kleine, 66t ungeahtet 
er tumber gonch, der dran betaget oder benahtett 
wÜ er wizzen daz nie wart gepre^jet noch gepfahtet? 



2 gedcBht] bei AnUluniug des Prou. wir kann das Flexions*ii, oder 
auch wie hier -^n, wej;jfallcn. da näck^ dem entsprechend. Möchten wir 
das in unsern Gedanken doch stets gegenwärtig luibeii , damit wir unsere 
Muhe und Arbeit nicht verlören. — 3 viürn = cerlurn, verlustig gieugen. 
Deine Macht «yid Ewigkeit ist nnermeftlieh. — 4 mir, durch mich, von 
mir ans; wie viel auch ein anderer, umhe ein dinc (ruhten, auf etwas 
sinnen und denken, sich in Gedanken mit etwas beschäftigen. — 5 unhereit. 
unzugänglich. — tl uny- ilitet von a/iten , ausdenken, aussinnen, also: mit 
Gedanken noch nicht erfaßt, ermessen: unerfaAlich. — 7 dran, damit, 
darOber. bttwjtn und benähten ^ Tag und Nacht Aber etwae sunrlngen. 
— 8 pfahten, in GoBct/.csform bringen, TPn p/eütt %%Ut paetu»^ pa^uut, 
Ulaubenssatzungi Dogma. 



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15». AV OBN BBSBUOHOF VOM KÖLN. I. 271 



159. 

AN DEN ERZBISCHOF VON KÖLN. 

I. 

Xngtlbwtr aiu dem Qaeebleobte der Orftfen von Berg, eett 12M Br»* 

bi&chof von Köln, war von Frie<1rich II. während seiner Abwesenheit tn 
Italien m Ende 1220 oder Anfang IL'21 zum Reiclisverweser und zum Vor- 
mund des sarückbleibendeu jungen Königs Heinricli ernauut worden, den 
tr epftter, mm 8. MaA 1993* m Aachen krOnte. 

Waltber beglQckwttnscht hier den Kirchenfttrsten, rtthmt seine Ver- 
dienste um das Keich, führt ilm als Fürstenmeister, als KöniRS]>fleger und 
Bhrentrost des Kaisers auf und sum Schlüsse noch in Bczieluuig auf die 
Heiligen Ton Köln, als Kämmerer der hl. drei Könige und der elftauscnd 
Jungfcnnen. 



Von KOlne Werder bisdiof, Bit von schulden M: 
ir habet dem rlche wol gedienet unde alsö, 
das iuwer lop da ^wischen sttget unde sweibet hö. 
8l iuwer werdekeit dekeinen bcesen zagen sweerei 
fttrsten meister, das sl iu als ein unnütze dr6. 6 
getriuwer kttneges pfleger, ir sit h6her miere, 
keisers dren tr6st baz danne ie kanzelaere, 
drier kOnege und elnlif tiUent megede kamersere. 



1 Ihr habt ürsnoh«, fröhlich au sein. — S da emwUcheut mitUerwefl«. 

sttgen , steigen, swrificn, Bich scliwinj^ou . sclnveben. — 4 möge auch, ge- 
setzt, daij euio Würde einem bösen FfiL^üng beschwerlich sein sollte, so 
betrachtet eine uneehSdlichi' , uhnm ichtige Drohung. Es sind die 

gphoimen Ft iiuiu des Kaisers und des Kciches gemeint, zu deren Darnieder- 
hultung Engelbert hier autgefordert wird. Wie sehr sich Walther getäuscht, 
wenn er den Haß für unwichtige Droliungeu hielt, zeigt des Erzbischofs 
gewaltsamer Tod, s. lir. 162. — 9 /ürtten meuter , Farsteneryeher ss Vor- 
mund. — 6 <r «ff A^A«r inare^ seid von hohem Rnf, seid hoehberfihmt. 
1 kriter$ Sren trosl . Sclnitzcr des kaiserlichen Ansehens. Mit dem Kölner 
Srsbisthnm war die Wurde eines Er/kanzlers des apostolischen Stuhls 
und des hl. röm. Reichs in Italien verbunden; also: besser denn Jemals 
ein Ersbischof von Köln in seiner Stellung zum Boichc. — 8 einUf^ elCi 
kamtrßfret der die Schätze derselben in seiner Verwahrung hat. 



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272 



n. 

Daft WaltlMT sa dem KOlaer Knbltehof In ntticra peraönll^ra Be- 
siehangen «ta&d, konnte man tohon lingtt ans den an dieeen gerlohtetoa 

Sprüchen cntnehmon. Xun darf es lo ziemlich als ausgomacht betrachtet 
werden, dai^ Kaiser Friedrich auf Engelbert's Betrieb uusern Dichter mit 
der Eniehung seinet Sohnea Heinrich (geb. 12l'i) betraute. Wie schwie* 
flg diese Aufgabe war, werden wir ane den folgenden Sprüchen erlkliren. 
Hier Temehmen wir seinen enten Nothschrei, womit er den Belebe- 
Verweser und Fürstenmeister um Ifilfe anruft. Unter den drei Arten des 
Sanges, von denen Wultlier spricht, sind nämlich nach RIeger's sinn- 
reicher Deutung (S. 32) drei MethoJen der Erziehung au verstehen, mit 
deren keiner tioh an ditw tverhem dingen d. b. bei einem io eehwie- 
Ilgen SSOgling nnd einer so mietUohea Umgebung — etwat auaiiohten lieft. 



Ich traf dä. her vil rehte drier slahte sanc, 
den höben nnd den nidern und den mittelswanc, 
daz mir die rederichen iegesliches sagten danc. 
wem könd' ich der drier einen nü ze danc gesiugen? 
der höhe der ist mir ze starc, der nider gar ze kraue, 5 
der mittel gar ze spa^he an disen twerhon dingen, 
nü hilf mir, edeier küneges rät, da enzwischen dringen, 
daz wir als e ein imgehazzet Uet ze sameue briugeii. 



1 da Äer, bis dahin, drter »Iahte ^ dreierlei. — 2 der hSfte, der 
nider und dT ifii'(>'lui"!nc nind Ausdrücke der Fechtkunst, die hief auf die 
Dichtkunst im ^iuue der liohen, mittlem und niedern Tonart augewendet 
werdMI* ' 8 r««fe;-CcA , redefertig, beredt. ie<jexltches geu, ^ abhängig vou 
dane iagen; für jeden derselben. — 6 twerh adj., quer^ verkehrt, tpathe, 
kanstreicta. — 7 hilf mir, zwiteben diesen drei Arten dnrcbsnkommen. — 
8 da<, damit, als e. wie früher, uniichazze! , unmissfllllig. te »ainene brin- 
g€H, gemeinsam zu Stande bringeu. Aus dieser Zeile erhellt, daß Engelbert 
schon frftber dem Dichter in seinen BrsiehnngsnOtben zu Hilfe gekommen 
war. 



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1«0. AN KAI8BB FRIBORICB. 



278 



160. 

AN KAISER FRIEDRICH. 

Walthfir redet Fricdricli liier zum ersten Mal nls Kaiser an; der 
Spruch ist daher nach dessen Krönung lu Rom, am 22. Nov. 1220, gedichtet. 
Er dankt Uun ffa. ein aus der Ferne gesendetes üeschenk und schildert 
den Bindnick, den diese Onnatlieselgiuig »nf die dem Dichter abgeneigte 
Umgebung am Hofe KOnig Heinrick'i machte. . . 



Von Rdme keiser hftre, ir habet alsö get&n 
ze nünen dingen, das ich in muoz danken l&n: 
i'n kan in selbe niht gedanken als ich willen häu. 
ir habet itiwer kerzep kOnclecUchen mir gesendet 
diu hftt unser hftr . besenget "an den br&n 
unde h&t'ondh uns der ougen tII erblendet, 
doch h&nt sie mir des wlzen alle vi! gewendet: 
BUS mSn fhnn und iuwer ^fe ir Schüben h&t geschendet 



« dingen^ in meinen .\nReiej?enheiten. umot danken län, 

dem Fernen den Dank ausdrücken lassen , vermuthlich durch Engelbert. 
- 1 iuwer kersen] vgl. die Anmerkung zu Nr. 105. 1. kündeclichen, listig, klug, 
geschickt. — & besenget^ versengt, an den dran, an den (Augen-) Brauen. 
•Die stach nns Miett in« die Angen.» (Laehmann.) — 6 «Und viele Augen 
sind blind geworden von dem Schein der Kerze... — 7 «W. ni^rsteus haben 
alle eineu großen Theii des Weißen (im Auge) au mir geweudeto, d. h. 
.sie haben mich mit eobelen, neidischen Blicken ftngoeofa«at. ^ 8 «So hat 
mein Natsen und enn Gnade ihr Solüelen, ihren Neid au Sehanden ge- 
macht. » * 



WAVftBMM von DSft ▼oQni.WKOB. 18 



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ni. SPRUCHS. 



161. 

DER HOFTAG ZU NÜRNBERG. 

Der Hoftag, von welchem dieser Spruch erzählt, wurde von Könij? 
Heinrich YII. am 23. Juni 1224 zu Nürnberg abgehalten. Unter dem Vor- 
•ite des Kölner Enbischoft and in Gegenwart Tieler hoher Betohtflliaten 
weltlichen und geistlichen Standes fiud ein Gerieht statt und wurden 

Rechtssprüche gefällt. Außer dem guten Gerichte, womit er Engel- 
bert ein Conipliinent macht, fand der Dichter wenig zu loben, wol aber 
geißelt er mit spüttisoheu VV orten die Kargheit des dort anwesenden frän- 
kischen Adels. 



. Sie ir&gent mieli vil dicke, waz ich habe gesehen, 
swenn' ich von hove rite, und waz d& si geschehen, 
ich lüge ungerne und wil der w&rheit halber niht verjehen. 
ze Ktterenberc was guot gerihte, daz sag' ich ze mttre: 
umbe ir milte fr&get Yamdez toIc, daz kan wol spehen. 5 
die Seiten mir, ir malhen schieden dannen Isere: 
unser heimschen forsten sin sA hovebsere, 
daz Liupolt eine maeste geben, wan daz er gast dft were. 



2 so oft ich von der feierlichen Versammlung der Fürsten, vom 
Hoftag, weRrttite; wie man sagt: wenn ich vdin Kathhaus komme. — 
S Uigi conj. prst., löge. Ich möchte nicht gerne lügen und ebenso wenig 
nur die halbe Wahrheit sagen. — i«s m«rtf »agen^ Antwort auf eine Frage . 

geben, etwas als Neuigkeit inittheilen. — 5 ff. wie es mit ihrer Freigebig- 
keit beschaffen war, darum befragt die Fahrenden, die können das am 
besten beurtheilen: die erzählten mir, Hio hätten mit leeren Taschen von 
dannen ziclion müssen, (denn) uusero heimischen Fürsten benähmen sich 
so sehr der liolsitte gcjniiti, daß Leopold allein hätte geben müssen, der 
üinsige Fri igtH, ige gewesen sein würde, wenn er nicht Gast da gewesen 
wäre. Die Äußerungen, die Walther liier den Fahrenden in den Mund 
legt, enthalten bittem Spott gegen die unhOfische Knauserei der fränki» 
gehen Füraten. Im Mittelalter erwartete man von einem an einen frem- 
den Hof gcladeneu Gaste nicht, daß er dem Volke Geschenke machte, 
sondern der Wirth that es an seiner ätelle. Leopold wird als Gast, von 
dem koino milden Gaben zu erwarten waren, den heimischen Fürsten, uora 
um Nürnberg angesessenen liehen Adel, gegenübergestellt, deren Aufgabe 
es nach höfischem Brauclic gewesen wäre, die Fahrenden zu bedenken, 
denn sie wnion in der Nähe SU Hausc, und au ihnen «ar es, die PAiohten 
eines Wirtlieä zu erliillcn. 



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IffS. AUF BMGSIABBT*B TOP. 275 
ISS. 

AUF ENGELBERT'S TOD. 

Alt Befditrerweser war Engelbert bemflbt, mit Bmit und Gawistoi- 
hafUgkeit seinei wichtigen Amtes zu waltmi. Mit rücksichtsloser Stienge 
trat er den Übergriffen und Gewaltthätigkciteu der Großen cntf?egcn und 
suchte Beoht und Ordnung im Beiche wiederherzustellen. Durch dies«? 
Bettfeboiifeii maohke er sich Tiele Feinde nnd fiel am 7. Nov. i225 durcb 
die HOiderband eeinM Neffen Friedrieh Grafen von Isenbarg* W&hrend 
man ihn alsbald ftr einen Mftrtyrer erklarte und spater auch heiHg 
■pracb, ward der Mörder erst ein Jahr nachlier aufgegriffen und erliit 
gerade am Jahrestage der Beisetzung Engelberts die Strafe des £ades, 
weleh« der Dichter In Z. 7 nnannfahend findet. Daimni ergibt sidh die 
Abfaisnngsteit der Todtenklage Ton selbst. 



Swes leben ich lobe, des töt den wil ich iemer klagen. 
86 w6 im, der den werden fürsten liabe erslagen 
von Kölne ! ow6 des daz in diu erde mac getragen! 

Vd. kan im nach slner schulde keine marter vinden: 
im waer' äl ze seiifte ein eichin wit umb' sinen kragen, 5 
i'n wil sin euch niht brennen nocli zerliden noch schimlen 
noch mit dem rade zerbrechen noch ouch dar üf binden: 
ich wart' allez,. ob diu helle in lebende welle slinden. 



1 Swes, cujascunque: wessen Leben leb lobe, dessen Tod n. s. w. — 

3 owe desy weh darüber. — 4 keine seiner Schuld cntsprechLudc Marter. — 
5 etn eic/tin totV, ein aus £ichenzweigen gedrehter .Strick, vgl. die Anmer- 
kung SU Nr. 1S6, %: ein Strick um seinen Hals w&re eine allzu gelinde 
Strafe für ihn, — 6 zrrti'h'n, Olifd um (ilied zerreißen = viertheileu. — 
t( ich warte immerfort ob iliu nicht. .\tin<ien^ verschlingen. 



18» 



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276 



III. sraücHE. 



163. 

BOTSCHAFT AN DEN KAISER. 

Kaiser Friedrich hatte sich durch Vertrag \üin .Juli 1225 gegenüber 
dem pftbetUehen Stuhle Terpfliehtet, die oft Tenproebeiie, aber immer 
wieder aufgeschobene Kreuzfahrt vom nächsten August an ümerhalb swei 

Jahren anrutretcn, bei Strafe der jetzt schon ausgesprochenen Excommu* 
nication. Glcichwol drohte auch diosiual die Ausführung an der Theil- 
nahmlosigkeit der Fürsten und an dem Übeln Willen der Geistlichen xu 
seheitem. Barauf besietaen sieb die 3-~S des Torliegeaden Spruebes, 
in welobem der Oiohter den Kaiser aufmuntert, sich nicht länger beirren 
SU lassen , sondern mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Fahrt 
frisch zu unternehmen. Die Abfassung fällt wol Jedenfalls noch toi 
Uonorius' III. Ableben (18. März 1227;. 



Bot', Si^gc dem keiser sines armon manncs rät, 
daz ich deheincn bezzern weiz, als ez nü stät: 
ob in guotes unde liute ienian erbeiten lat, 
s6 var er balde und kome uns schiere, läze sich niht toercn, 
irr' etelichen oiich, der got und in geirret hat, 5 
die rehten pfaffen warne, daz sie niht gehceren 
den unrehten, die daz riebe wa.'nent stoeren: 
scheide von in, oder scheide alle von den koeren. 



1 Bot' KUrzunir für hote, armtn mawie»'] der armman ist eonat Ba> 

nennting unfreier Diciistleute, hier wol in stricter Bedeutung: armer 
Üieii^tniann , Lehenstriigcr , oder dann Ausdruck der Unterwürfigkeit. — 
2 tili >'i nu fläf , in Anbetracht der Verhältnisse. — 3 vorausgesetzt, daft 
man ihn nicht auf Geld und Mannschaft warten läßt, beides leistet. — 
4 so zögere er nicht länger, die Fahrt ansutreten und kehre rasch wieder 
zurück und lasse sich nicht zum Narren halten. — 5 denj t'iii jen, die Gott 
und ihm (In Betreff der Kreuzfahrt) hindernd in den Weg getreten, ver- 
gelte er mit Gleichem. — H warne, warne er. geharen o. dat., auf einen 
höron , seinem Bath und Beispiel folgen. — 7 glauben in Verwiriung 
bringen /.u können. — 8 kor, Chor in der Kirche, wo die Geistiiclikeit 
ihreu Sitis hat. Uienach: entweder trenne die Guten TOB den BOeen oder 
treibe sie alle miteinander von ihren geistlichen Sitscn. 



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m. AN DIB eSUTLICUKBIT. 



277 



164. 

AN DIE GEISTLICHKEIT. 

Mftlmniig an die 6«ittliehkeit, snr Mildthfttigkeit gegen die Aimen, 
BQr alten Einfachheit des Lehens und Beiaheit der Sitten aaifloksnkehren. 

Die Anspielung auf die Bodrängniss des BeiohoB Z. 7 bezieht Rieger S. 3f5 
auf die bereits erfolgte Bxcotnmunication Friedrich'« durch Gregor IX. 
(29. Sept. 1227). 



Solt' ich den pfalTcii raten an den triuwen min, 
86 sprjEche ir hant dem armen zuo: <«se, daz ist din!»>, 
ir zunge sungc und lieze ir liczen mancgcm man daz sin; 
gedaehten ouch , daz sie durch got e warn almuoseuaire. 
dö in gap örste geltes teil der künic Constantin, 5 
hset' er gewist, waz da von übelcs kiinftic wtere, 
wsen' s6 hscic er underkomen dos ricbcs swtere, 
wan duz sie do waren kiusche und übermüete la^re. 



1 (in den triuwen min, bei meiner Treue; luu-li meinem Gewissen: 
wenn ich ihnen einen wohlmeinenden Hath geben dürfte. — 2 »prcBChe ir 
Aa«i<. epriehen sie, indem ihre Hand spendete. aS^ sieh da, da hast dn. 
— 3 ir zunge sunge, so begnüjjten sie sich Messe zu sincfcn. ir Hirzen, 
Zauberkunst : so ließen ihre Bethörungs-, Verfuhrungskünste jedem Manu 
das Seine (d. h. seine Frau). 4 g^dcefiten} mein Rath wäre ferner, daft 
sie auch daran däcliten, wie sie einst aus Liebe zu Gott vom Almosen 
lebten. — 5 e/<^ , zuerst, erstmals, yelt = ffülte^ Ertrag, Einkünfte, geltes 
teil, Antheil an den Einkünften von Otttern und Grundstücken. König 
Constantia's Name ward von den Gegnern der Geistlichkeit wenig geseg- 
net, denn ron'ihm leitete sie ihren ganzen Roichthum und ihre Macht 
Iior, vgl. Nr. 85. — G lim/fic, koinuicnd: wie viel Schlimmes daraus ent- 
springen werde. — 7 so hätte er, glaub' ich. underkomen c acc, zwischen 
etwas kommen, et durah Daswischentveten Terhindeni. — 8 wan da$j nnr 
daß: aber damals. kiu$ek«t enthaltsam, diu ubermüit«, der Übermuth. 
Ucre, frei von. 



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278 



lU. SPaÜCBB. 



165. 

WiEDEKVERGELTÜiJÜ. 

Walther legt hier dem alten Klausner die BpfürcMung in den Mund, 
die deutschen KircbenfUrsten möchten such dieimalf durcU den über Kal- 
ler Friedrich verhängten Baun eingeeohUchtert, Tim dietem wie «inet von 
Philipp abfiillen, nnd Terbiadet damit die Brobvng , map werda Reprasa«> 
lien ttben und Kirchen* nnd Klostergdtar' einstehen. 



Min alter klösenoere, von dem ich sö sanc, 
(lA uns der erre habest also sere twanc, 
der fiiihtet aber der goteshüse, ir nieister werden kraue, 
er seit, ob sie die guoten bannen und den fibclen singen, 
man swpnke in lihte engetrene den vil swiiKkn widerswanc: 0 
all plrüenden unde au kirclien müge in inisseliugen: 
der s! vil, die dar üf i«'/.uo haben gelingen, 
daz sie guot verdienen umb' daz riebe in liehten ringen. 



3 der irrt, Comparativ vuu fy-, der frühere (aus ahd. Sriro)\ es ist 
damit der Fabat Innocens III. uud leine Bannun« Philipp's gemeint, auf 
die der Dichter sich hier deutlich bezieht, vgl. Nr. 81'", 22—25. — 
:{ <ihei , wiederum (wie früher), der yot^shuxe, für die (iotteshausor (Bis- 
tiiUmer und Klöster), meuter , Herren, Obern: ihre Vorsteher möchten 
•ich schwach seigen. — 5 vgl. die Anmerkung «u Nr. 106 ", 9. — 7 d^, 
deren. — 8 in liefi't'n ringen, iu glänzenden (Panzer-) Ringen, R'ns^'harnisclien. 
Der Sinu von V. 5—8 ist: der Klausner sagt, wenn man die Guten mit 
dem Baune belege und den Schlechten Messe singe (sie ungebannt las^e), 
so solle man ihnen den Schlag rasch zurückgeben (= Gleiches mit Glei- 
cliom vergelten), wobei sie mit ihren l'friindeu und Kirchen übel weg- 
koninieu mochten; denn die Zahl derjenigen (Laien) sei groß, die darauf 
huHeu, in glänzt iuh r Wa£fenrü8tung (durch Kriegsleistuugen) vomBeiche 
(ss Kaiser) mit Outcrn belohnt xu werden. 



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166. AN BBH LAHBQRAVBS VON THfoiNGBN. 



279 



IG6. • 

AN DEN LANDGRAFEN VON THÜRINGEN. 

Aufforderung an die Bätbe des Landgrafen Ludwig von Thüringen, 
Ihren jimgeii Herrn rar Thelloehme am Kreoirage ra bewegen. Der Zn- 
iprach blieb nicht ohne Erfolg, denn unter den wenigen Reich sfQrsten^ 
dio sich am 8. Sept. 1227 mit dem Kaiser zu Brindisi einschifften, befand 
«ich der Gemahl der hl. Elisabeth, freilich um wenige Tage später zu 
Otranto der anter den Kreuzfahrern ausgebrochenen Seuche xum Opfer 
SU fallen. 



Swer an des edeln I&ntgrtkTen rkie sl 
dardi ßlne hövescheit, ^ st dienstman oder frl, 
der mane in nmh* min l^ren 86, daz ich in spür äk bt. 
min junger hftrre ist milte erkant, man seit mir, er sl stsete, 
dar zuo wol gezogen: daz sint gelobter tugende drl. 5 
ob er die Vierden* togent willecllchen taste, 
86 gienge er ^bne und d&z er selten missetrsdte: 
wiere unsfimic: süme schlit dem snite und sch&t der ssete. 



2 durch stne /lovesc/ieit] d. Ii. wer immer wegen seiuer feinen Uil- 
duug oder der daraus entspringenden Stellung am Hofo in der Lage ist, 
dem Landj^rafen rathen zu dürfen. Wird, was die bisherigen Heraus- 
geber tliaten, ich aber niclit für richtig halte, hinter si ein Komma ge- 
setzt, 80 ist der Sinn der drei Worte ein anderer, sie werden dann Bei 
ihrer Höfischheit beschworen, den Fürsten zu ermahnen. — 3 der mane 
in umb' mtn leren, der treibe ihn an, fordere ihn auf, meiner Lehre, 
Unterweisung zu iDlgen und z\v:u- sn, dalj ich den Erfolg seiner .Matmung 
wahrnehme. — 5 gelobter ^ preis würdiger. — 6 willeclichen adv., willig, eif- 
rig. — 7 «ml dat, umsohreibende Fortsetzung einer rorhergehenden ab- 
Iiängigen Verbindung = franz. et que. ifi<^r(rpt*'n , fohl treten. — H un. 
aümtCf nicht saumeeiig. diu suiue. Säumigkeit, das Hinlialtcu, Zögern: 
die jflngere Form sümung« setzt die Hs. wie in Wernher's Mana 367 Feif. 
(Germania (>, 119). dt^r snit , die Ernte, der socte dat. von sat , die S.uit, 
Aussaat: das Aufschieben, das zu lauge Warten schadet der Kriitc und 
der Saat-, darch sein Zaudern bringt er sieh um den Erfolg und dessen 
FrUehte. 



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280 



III. 8PRÜCUE« 



167. 

GEGEN DlE FEINDE CHRISTI. 

Als Kaiser Friedrioli , von den deutschen Beichsfürsten mit nur ge- 
ringen Streitkräften ausgerüstet, im Juli oder Aucrust 1228 die Kreu/.falirt 
endlich antrat, suchte der Fabst dieselbe auf alle Weise zu hintertreiben. 
Ja er eoU ihm die Abreise bis nur Beinigung vom Kirchenbanne habeu 
untersagen lassen. Auf der Überfahrt naeh Syrien sofarieb der Kaiser ui 
alle Beichsgetreuen , wie er die Saehe des heiligen Landes aufs ernst- 
lichste sich liabe angelegen sein lassen, daß jedoch der Tabst, statt ihn 
dabei zu unterstützen, ihn excommunicicrt und ihm die noch kürzlich 
nachgesuchte Aussöhnung verweigert habe ; ja dall der Pabst sogar die 
Leute der Kirche wider ihn su den Waffen rufe und mit dem für den 
^[reuszug gesammelten Geldo Söldner gegen ihn unterhalte. Dies alles 
habe ihn jedoch vom Dienste Christi nicht abhalten können. SchlioGlicli 
ermahnt er sie, den Dienst des heiligen Landes auch ferner zu fördern 
und das Betragen des Pabstes su missbilligen (Böhmens Beg. 639). In 
der Brr^uug des Gemttihes über dieses Schreiben, dessen Verkttnd^ng 
in Deutschland vielleicht mit den Nachrichten über den am 18. Jan. 1929 
stattgefundenen Einfall des päbstliclien Heeres in Apulien zusammentraf, 
scheint mir der vorliegende Spruch gediclitet, worin der Dichter mit 
flammenden Worten des Himmels Bache auf die christlichen Feinde det 
heiligen Landes herabruft. Daft er in Syrien selbst entstanden, wie an- 
genommen wird, ist durch nichts su erweisen. 



Bich, hfirre, dich und dlne maoter, megede kint, 
an den, die luwers erhelandes vinde sint: 
an dtner r&che gegen iu, hörre vater, niht erwint! 
dü weist wol, daz die heiden dich niht irrent alters eine: 
]& dir den kristen zuo dem heiden heide alsö den wint. 5 
dise sint wider dich doch offenltche unreine, 
wan sie meinent dich mit ganzen triuwen kleine: 
jene unreiner, die'z mit in s^ stille habent gemeine. 



1 Rieh inii^er. von ? rflchen. Jiit'ycde kint , Sohn dpr Jnnf:fran. 

~ 2 erbelanty ererbtes, durch isirbschaft als Eigeuthum zugefallenes Land 
=s Palftstina. — 8 erwint imper. ron er winden, anfhOren, nachlassen. 
4 alters eine adv., auf der Welt allein, einzifj allein, panz allein. — 5 fa 
tiir^ zu ergänzen ist der inf. wesen, sin. also Jen wint, so t^eriii}^, so leicht 
als den Wind: achte beide fUr gar nicht$i, mache keinen Unterscliicd zwi- 
schen ihnen. — 6 ojFenlic/ie adv., offen, öffentlich, unreiw] Juden, HcidCD, 
alle Uugetauftcn galten im Mittelalter fUr unrein, weil sie nicht durch die 
Taufe gereinigt waren; hier steht jedoch das Wort im Sinne von: nicht 
gut, schlecht. — 7 meinen c. acc, sich zu einem liinncigen, sich ilun ge- 
neigt fOblen. kleine, wenig = gar nicht. — 8 aber jene sind noch Tiel un- 
reiner, rz (/'-niet'jie hoben mit einem, mit einem Oemeinscliaft haben | ge- 
meinsame bauhe wachen. iiiUe, im StUlen, Geheimcu. 



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168. JUGBMDLEHREN. 



281 



168. 

JU6EKDLEHREN. 

Wir orblicken hier unBcrn Dirhtor als Zuclitmcistcr , wie er den 
Jungen, zunächst dem seiner Pflege anvertrauten König Heinrich, ans 
Hers legt, die Zunge , die Augen und Ohren vor allem Bösen Ui itroiger 
Hut SU hftlten. Die Art, wie diM gatohieht, ist eine ebenso originelle 
als neehdrflekliebe , und das Sprüchlein mit seinen kurzen troohäisohen 
Vorsen. die vermöj?e des kunstreichen Satzbauos plcichiiiäßi;: nach vorn 
und rückwärts gelesen werden können, vortrefflich geeignet, sich dem 
kindlichen Ged&chiniss einzuprägen. Es wird in das Jahr 12S0 oder 1221 
fallen. 



Nieman kan bchei tcu 
kiiules zuht mit gerten: 
den man z'eren brin£?en mac, 
dem ist ein wort als ein slac. 

dem ist ein wort als ein slac, . 5 

den man z'eren bringen mac; 
kindes zuht mit gerten, 
uiemaa kan bebcrten. 

Hüetet iuwer zungen, 
duz zimt wol den jungüu ; 
stöz den rigel tiir die tür, 
hl kein boese wort dar für. 
lä kein boes»? wort dar fiir, 
stöz den rigel fiir die tur: 
daz zimt wol den jungen, 
hüetet iuwer zungen. 

Hfletet iuwer ougen 
offeob&re und tongen: 
l&t sie guote site spehen 
und die boBsen übersehen; 20 



t behertm^ erh&rten , fest, daverhaft machen. 9 tuht, Ersiehnng. 
gtfttt Ruthe. — 4 für den liat ein W^rt dieselbo Wirkmi^ wie ein Schlag. 

9—12 JTast mit denselben Worten ermahnt der Winsbeke seinen 
Sohn Str. 24: «un, dü sott dtaer nmgt» pMt^t ^ dm angen 

(der Angel) rar: si Lat dich anders under wg«» der Srtn und d€rsinH§ bar» 
schiuM rigel für und nim ir war. 

19. SO anf gute Sitten achten und auf die bösen nicht merltcn. 



10 



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282 



III. Sr&ÜCUK. 



und die bcesen übersehen 
lät sie, giiote site spehea: 
offenbare und tougen 
hüetet iuwer ougen. 

Hüetet iiiwer ören, 
oder ir Sit toren: 
lät ir boesiu wort dar in, 
daz guneret in den sin. 
daz gunßret iu den sin, 

l&t ir bcesiu ^vort dar in, 30 
oder ir sit tören: 
hüetet iuwer öreu. 



Hüetet wol der dricr 
leider alze frier: 

Zangen ougen ören sint 35 
dicke schalchaft, z'eren bliiit. 
dicke schalchaft, z'ercn blinl 
Zungen ougen ören bint: 
leider alze frier 

hüetet wol der drier. 40 



25 ^gl. Wmsbpkc Str. 2:5, C: «««e r§d0 dir z'Srrn (ragen, eo« 
tn dtn State* herte buch: toHt d& din rfr«, aU maneger tuot , den vHsche- 
laren (•teten dar, 96 teirsi d& teUen vol gemuot. — 28 ffuniret — grnnire\ 
rarunelirt. 

34 /ri, frei, ungebunden. - schalc-hajt^ boshaft, »um Itöseu ge- 
neigt, und bUnd fttr die Ehre, dM Gute. 



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te9. FBUCHTL08E BBZ1S1I0N9. 283 



169. 

FRUCHTLOSE ERZIEHUNG. 

Hit wdohan Erwarlnngwi W«ltli«r sein neuei Amt »ngetrotan habou 

mas und wie viele Mühe er sich auch gab, das in ihn gesetzte Vertrauen 
SU rechtfertigen, als Erzieher hatte er kein Glück; seine sonst so er* 
probte Kunst ließ ihn hier im Stich und blieb, selbst mit Hilfe Eagel- 
bart'ti dem niilaiiksaiiie& und ausgearteten Jungen Eönigstohn gegeattber 
erfolglot. Mit nnmuthigen Worten rückt er ihm hier seine Unverbeverlich> 
keit vor, erklärend, nicht länger Schulmeister bei ihm sein zu wollen. 
Das geschah , da Walthcr (s. Nr. 161) im Juui 1224 noch in Hoinrich*B 
K&he war und — gewiss nur in seiner Eigenschaft als Prinzenerzieher — 
den kOnii^ehen Hoftagen beiwohnte^ Iran Tor oder, wie mir wahreohein« 
lieher, naeh Bngelbert*e Ermordaag, 1995. 



Selbwahsen kmt, dü bist ze knunp: 
Sit nieman dich gerihten mac 
(dtL bist dem besemen leider alze gröz, 
den swerten alze kleine), 
nff sl&f inde habe gemach. 

ich hka mich selben des ze tump, 
das ich dich ie sd h6he wac. 
ich bare dln ungefüege in fHundes schdz, 
min leit bant ich ze beine, ' 

mlnen mcke ich n&ch dir brach. 10 
nü sl dln schaole meisterl^s an miner stat, i'n kan 

dir niht 



1 SelbwaJiten , ohne Zuthuu Anderer, wild aufgewachsen, kruntp^ 
krumm, bildlich ; uubiegsam, halsstarrig. — 9 gtriMtn, gerade biegen, leu> 
kcn, erziehen. — 3. 4 der Küthe bist du entwachsen, zur Führung dos 
Schwertes noch zu klein. Heinrich war 1225 vierzehn Jahre alt. — 5 so 
schlaf und mach' es dir bequem: so will ich dich in Ruho lassen. — 
6. 7 ich komme mir selbst einfftltig, dumm, vor, daß ich dich jemals so 
hoch stellte, eo Tfel auf dieh hielt. — 8 unge/üege, Ungezogenheit. — 
9 beine binden, für unhcdi ntt nd luiltcn , sicli nichts aus etwas machen 
(vgl. Mhd. Wörterbuch, 1, loo. Grimm, D. Wörterbuch, 1, 1384), also: 
meinen Kummer sohlng ich in den Wind. — 10 ich arbeitete mie hdeinot- 
wegen ab. — 11 meisterl6», olmo Meister, Lehrer. anin(ncr xtat, statt mei- 
ner: habe statt meiner, deines bisherigen Meisters, künftig keinen, i'n 
koM dir nikt, ich bin dir nioht gewaoheen, vermag alchte Ober dich. — 



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284 



III. 8P&ÜCHE. 



kao ez ein auder baz, mir'st liep swas liebes dir dH von 

geschiht. 

doch weiz ich wol, swä sin gowalt ein ende hat , (h\ stet 

sia kirnst noch suuder obedach. 



12—13 gelingt «t «inem Andern besser, so soll mir lieh sein, was dir J^n* 

jfcnehmes daraus erwächst; doch bin idi überzeugt, daD d rt , wo seine 
(icwalt aufhört, auch aeinu Kunst schut/.los ist, daß Bcinc Kunst nicht 
weiter reichen wird als seine (juwalt, dn&, falls ihm keine größere Macht 
Uber dich eingeräumt wird, auch seiu« Kunst uichla nusrichteu wird. -> 
13 Noc/'i auch da noch. 



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170. MIMNIS UND KINDHEIT. 



170. 

MINNE UND KINDHEIT. 

Auch dieser Spruch, worin die Frauen ermahnt werden, ihre Gunst 
alcbt an mireifa Knabttn weffzawerfen, ist gegen König Heinrich gerichtet. 
Ob diese WarnuDg, wieRieger S.35 ▼ermuthet, imallgemeliieiidenFiüAtieii 

gilt, die der ausschweifende Jttngling mit telnflm Blinnedienste verfolgte, 
oder ob es, wie Daffis S. 21 darzuthun suchte, seine uachhcrigc Gemahlin 
Margaretha von (Esterreich von der Eingehung des Eiiebuudes absahal- 
ten bestimmt war, ist mit Sicherheit niobt zu entscheiden. 



Diu minne lat sich nennen il^, 
dar si doch uiemer komen wil : 
si ist den tören in dem munde zam 
und in dem herzen wilde. 

hüetet ir iuch, reinen wip! 5 

vor kinden berget iuwcr jä, 
sone wirt ez niht ein kindes spil: 
iiiinii' unde kiiitheit sint ein ander gram, 
vii dicke in schcenem bilde 

siht man leider valscheu lip. jq 
ir sult e spehen, war umbe, wie, wenn' uude wä reht' 

unde weme 

ir iuwer minneclichez ja so teilet mite deiz lu gczemo. 
sieb, Minne, sich, swer ais6 spehe, der si din kint, so wip 
sö man. die andern du vertrip. 

3 si = ihr Name, sie selbst, tarn, gezälimt, fügsam, anwidersnän. 
stig, wie ein gezähmtes Wild. Die Minne lHHt sieh von Thoren wol im 
Munde ftihren, ihren Herzen aber bleibt sie wilde, d. i. ungezähmt ent 
flieht, laßt sich nicht fangen; vgl. Nr. Its4, 4.-7 hütet euch, ihren Zu- 
muthungen Gehör zu geben. — 8 gram, feind. Ein Zeugniss fttr diesen 
Spruch gewährt Eudolf von Ems in seinem Wilhelm: nu sU ir doch ein 
ander f/raiii, frS Wnne und ouch diu kintloU, alt uns rneister Walther $eit 
von 'hr Voyhreid^- : (hr .um:, -faz ir heide teuerer '/ar ein ander gram," 
9. 10 unter schöner äulierer Hülle sieht man oft faisches, trügerisches We- 
"".y ^ Hexameter von den Kategorien: quisf quid? 

auca. 



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286 



in. srBÜCBS. 



17L 

THOR£liR£GIM£NT. 

In dieser Strophe, deren Eingang an Ubland't Gedicht «Die Wan- 
derung » etinnert» klagt Walther, dmA aim dte StlUile leidet leer etehea, 
auf denen Weielwft, Adel nnd Alter einit nichtig geeeeeen und deren 

Stelle nun reiche Dummköpfe eingcnomincn haben ; deshalb hinko nun 
das Recht und traute dio Zucht und kranke die Scham. Der Dichter 
bricht seine Klage ab, obwol er noch allerlei zu klagen hätte. Mit 
Bedit hat Daftte 8. 95 aneh diesen Sprach anf X. Heinrich nnd aetne Be- 
gleruDg besogen, schon die Tonweise macht dies wahrtoheinlich ; ich 
glaube, daß er in das J. 1229 fällt, als Heinrich, nach seiner Emancipa- 
tion , der alten eriirohten lliithc sic h entledigt und mit Leuten niedern 
Staudas uud zweifulhafccu liufes umgeben hatte. Unter den Stühleu, die 
jetst leer stehen, können nur die Biehterstühle, wie unter dem Bing nur 
die Gerichtsverhandlungen gemeint sein. Dadurch stellt sieh der Spruch 
wie der Zeit so auch dem liilialt und den Besiehungen naoh unmittelbar 
neben die folgende Strophe Nr. 172. 



Ich was durch wunder üz gevaniy 
d6 vant ich wunderlichiu dinc: 
ich yaut die stüele leider Isere stän, 
d& wisheit adel und alter 

üf gewaltic s&zen 6. 5 

hilf, frouwe maget, hilf, megcde bam, 
den drin noch wider in den rinc, 
la sie niht lange ir sedeles irre gän. 

ir kiimber manicvaltor 

der tuot mir von herzen we. 10 

ez hat der tiimbe riche nü ir drior stuol, ir drior gruoz. 
öwc (Uiz man dem einen an ir ilrier btat nü nigen muoz! 
des hinket relit und trüret zuht und siechet schäme, diz 
ist min klage; noch klagte ich gerne mö. 



1 ^ureh wundert um Herkwfirdiges m «lUiren, aus Keugterde. — 

7 dririy dreien. ~ 8 ir sfdetes irre ydn , ihres Sitae 8 , der Stühle verlustig 
sein. — 11 yruoi = Titel. — U hinki Hi lahm seitt, bildlich: nicht recliteu 
Fortgang haben. 



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ITt. T«BFALIt PX8 BEICHS8 UND KBCBIX8. 287 



172. 

VERFALL DES REICHES UND RECHTES. 

Rückblick auf eine entaohm^ndcne glacklichere Zeit, als DeaUoli* 
land mlchtlg dastand, toii seinen Nachbarn geachtet und sogleich ge> 
rarchtet. Damals saßen die Alten, die Weisen und ErTabrenen, im Rathe 
und die Jugend handelte, vollzog ihre Beschlüsse. Nun sind an die 
Stelle jener juuge unerfahrene Bichter getreten; was daraus entstehen 
werda, sei Mdit an «rmMsen. Der Sprach wird von Rieger S. 55, wie 
leb glanbe mit Recbt, auf HeinricVs Beglening und Umgebung besogen. 
▼gl. Nr. lS9t. — Dar Bhjrthmtts ist ein daktylischer. 



ich sach hiQ vör eteswdnne den täc» 
dütz imser Idp was gemdine allen z6ngeii. 

8wä Ulis kein lant iender n&he gelaci 
daz gerte süone oder was betwungen. 

rlcher got, wie wir n&cli 6ren dö rungen! 5 
d6 rieten d'alten und täten die jungen, 
nft also tombe die rihtsre sint 
(dfs blspel ist niht ze merkenne blint), 
w&z nft geschehe dik von, m^ister, daz vfnt 



1 eleswenne, manchmal, einmal. — 2 da& unser Lob allen Sprachen 
gemeinsam war, Yon allen VOUcem allgemein verkOndet ward. — 8 imder^ 

irgend, alle die angrenzenden Länder ringsum. — 4 begehrte Sühne, 
wünschte im Frieden (mit uns) zu bleiben. — 6 d'nUen, die Alteu. - 
7 nun aber unsere (obersten) Ki( hier oder Rütbe so jung und unerEahren 
sind. — 8 6»,«/>{?/, Fabel, l'araljel , Gleicliniss. 6Im^ , dunkel , trübe, hier 
in passivischer Bedeutung: dies Glcichniss ist unschwer zu errathen. - 
9 ui'-isfer hier im Sinne voti: dcr Weise, Kandige, Bintichisvollo. äaspinf, 
dos finde, crrathe. 



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888 



JIl. STBUCBB. 



173. 

VERSAGTES LOB. 

5Tif «lio'fm Sprtich, oder richtiger Lied, denn die %'ier ersten Stro- 
phen bildea olute Zweifel ein Ganzes, bcgiunt ein ueuer Ton (bis Nr. 185). 
•Dt« milde, betohauliobe'Ruhe, die in dleien Sprttohen taerneht»« raaohl 
et wahnclieiolioli , «daA tie gans'dee Dichtere bOhern Jahren angehören» 
(Rleger, S. 56). 

Der Inhalt der uaclistehenden Strophen bezieht sich deutlich auf 
die Befreiung des heiligen Landes, den Kreuszug von 1227—28. Der 
Dichter beginnt mit Ootfe nnd wendet iioh dann inr heiligen Jungfrau 
mit der Bitte, das Begonnene an gutem Bnde au fahren. Kit den Bngeln 
dagegen iet Walther unzufrieden, er macht ihnen yon;\-ürfe und versagt 
ihnen das Lob, weil sie sich bisher so lau gezeigt und den Heiden r.xi 
schaden unterlassen haben. Walther scheint sie als ungetreue, saumselige 
Lehena* oder Dienetlente an betrachteut deren ea damals ao vide gab. 



Der anegenge nie gcwan 
uiid anegenge machen kan, 
der kan wol ende machen unde än' endo, 
si't daz allez stet in siner hende, ' 

wer wsere danne lobes sö wol weit? ö 
der si der erste in niiner wise, 
sin lop get vor allem prise: 
daz löp ist sselic, des er gert. 

Nü loben wir die süezcn maget, 
der i'r suu nienier niht versaget. * 10 

si ist dos nuioter, der von helle uns löste, 
däz ist uns ein tröst vor allem tröste, 



6 »pi<»*, Ton, Weise, Melodie, Lied. 

^ ß. "Ein vor/.Uglicher Grund des Mariendienstes im Mittelalter lag 
(und liegt iiocli honte) in dem Glauben , daß Gott keine Fürbitte «einer 
Mutter unerliört la^sc. Schön fülirt Meister Stolle (v. d. Hagen*8 Minne- 
Siuger, 3, 3*') dieses aus: wer sie daran mahnt, dal^ sie Christum gebar, 
dem wird geholfen. Mehr noch ist ihrer Gnaden, wenn lie daran ge- 
mahnt wird, wie ihr wehe ward, als lie ihn ans Krena schlugen. Wer sie 
aber der großen Freude mahnt, als ihr Sohn vom Tode auferstand, der 
macht sicli von seinen Sünden frei.» Uhland. — 11 «Im, dessen, de^oui- 
geu. — 12 eor, aber. — 



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179. VERSAGTES LOB. 



289 



daz man da ze himol ir wilkii tiiot. 
IUI dar, die alten mit den jungen, 

däz ir werde lop gesungen! 15 
s'ist guot ze lob^nue, wau s'ist guut 

Ich solte iueh engel grüezen onch, 
wan daz ich bin niht gar ein goueh : 
waz habet ir der beiden noch zerstu ret? 
Sit iuch nieman siht noch nicinan beeret, 20 
säget, waz habet ir noch dar zuo getan ? 
möht' ich got stille als ir gerechen, 
mit wem solte ich mich besprechen? 
ich wolte iuch herren ruowen läu. 

H6r Michah^l, her Gabriel, 25 
hÄr tiuvels vient Raphahel, 
ir pfleget wisheit, Sterke und arzcnic; 
dar zuo habet ir engelkoere drie, 
die mit willen leistent iwer gebot. 

weit ir min lop, 86 slt bescheiden 30 
linde schadet alrörst den beiden: 
lopt' icb iuch 6, das wsre ir spot 



14 n4 dar, wol an, fHfloh auf, nnn snl die alten Ist Voeatlr. Vgl. Psalm 

148, 12, sencs cum junioribus laudeut nomen domfni. 

19 noch, bisher. — 22 wäro ich wie ihr im Stande, GoU ohue Lärm, 

Aufheben , zu rtcban , so würde loh gar kein« Worta maohen und aneh 

euch, ihr Herren, unbeliplliirt lansen. 

26 tiuvelx vicnt mit Bezug auf Tobias 8, 3. wo Rapliacl deu JJämon 

bindet. — 27 Die Stärkn gellt auf Michael, die Weiiheit auf Gabriel, die Heil- 
kunst auf Kiiphael. Vgl. do geschuof (]ol teware dri mgel hire. der «in« 
heizet Michaliei der ander heizet Gabriel, der drite ist »etoärtt ein medici- 
iiare, Raphahel genennet : von der gnade er uns kündet, so ku ndet MichahSl 
ää Ut, da» ffote niht gelkhes si, Qabriii von »iaer eterke; Diemer'i Ge« 
dichte, 9, 24 ff. Diese dr«i Eigeusehaften der Erzengel entspreehea denen 
der DreieiniKkeit : der Gewalt des Vatnrs, der Weislu^'t des SoIhhb, iler 

Güte des heiligen Geistes(vgl. Simrook, 2, li^l, vgl. auch Germauta 22,430 fg.). 

— 98 engelkmre als Armeen. — 99 mU wiUfn, barettwillig. — 30 bnekeiHm. 

ventindig. — 32 früher, b«Tor ihr etwa« gagan die Heiden gethan. 



WALTHBS ▼OV DSB TOOSIiirSXOS. 19 



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2U0 



in. SPRÜCHE. 



174. 

FREUNDSCHAFT ÜBEU VERWANDTSCHAFT. 

Vorzug der i<'reuud8cliaft vor der BlutsverwandUchafti jene muA 
man v«Tdi«&eii, iHeM ftllt einem von «lAbtt su. Obiie Preande bat selbst 
kOnlgllehe Abst«mm«iig keinen Werth. 



Man höchgcmäc, an friunden kranc, 

daz ist ein swaclier liabcdauc: 

baz gc'hilfet friuntscliatt änc sippe. 

lat einen sin geborn von küneges rippe 

er'n habe friunt , waz hilfet daz? 6 
mäcscbäft ist ein sclbwalisen ere, 
s»") muoz man friunt verdienen sere. 
in4c hilfet wol, friunt verre baz. 



1 hSehgeniäe ndj.« der Toroehine ma^e, BlntsTerwandte bei. krane, 

schwach ; arm. — 3 xippe stf., inutsvcrwandtBL-haft. — ß ein $elbwn/isen 
ere^ eine ohne Zuthuu gewordeue, vou selbst zugelalluue Ehre. — 7 so, 
dagegen. 



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m. FBBUNDBB WAKKBLUUTH. 



291 



175. 

FREUNDES WANKELMUTH. 

I«ob dflr tmuen, UMnchaiterllohMi FrenndtobmÜ, mit einem Seiten* 
bliek waf tniurige Erlkhnuigeii in Betreff waakelnifitbiger Freaode. 



Swer sich ze friunde gewinnen l&t 
und ouch da bi die tugende hat, 
daz er sich &ne wanken lät behalten, 
d6s friundes mac man gerne schöne walteu. 
ich hän eteswenne friiint erkorn 5 
sö sinewel an siner statte, 
swie gerne ich in behalten haete, 
daz ich in muoste hän verlorn. 



H behalten, rein, unTerletzt erhalten. — 4 schSn« wüten o. gen., sorg- 
fültig Mber otwai wachen, «ut behandeln. — 6 sinrwff. rund, wie oino Kucfel : 
■o nnbestftndig. — s dafi ich ihn (dooh) habe vuriioreu, uufgeben, auf ihn 
«•fsleblen nttsseu. 



19* 



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292 



III. Si'KÜCUK. 



176. 

WIE Dü MIR SO ICH DIR. 



Vurwahriing ge;^en den Vorwurf dor Unbeätaudigkeit, wenn mna 
einem Uuzuverlässigeu Gleiches mit (xleicbem vergilt. 



Swer mir ist slipfig als ein ts 
und mich üf hebt in bftlles wis, 
sioew^lle ich dem in slnen handen, 
daz sol z'nnstsete niemen an mir anden, 
stt ich dem getriuwen friunde bin 5 
eiplffitig unde wol gevieret 
sires mttot mir ist s6 vich gezieret, 
nü 808 nt sA, dem walge idi hin. 



1 'lipfig, Bchlüpirigj glatt, wie Eis. — 2 in balle* tot«, nach Art eines 
Balles, wie einen Ball. • S ifnewHlfn^ rnnd wie eine Kugel, ein Ball, 

werdf'ii : wenn ich dem wie eine Kugol in der Hand mich zusammeuballc. 
- 4 als Lubestiindigkeit. anden . rügen, vorwerfen. — 5 «»/ , da, uach- 
iein. — 6 einlcttig, von einem und deiiiselbuu vollen Oewlclit: imver- 
änderlich. vieren, viereckicJit am inander, lest 7'i<!iiijmenfügen , fj^vieret^ 
bildlich: fest, wie ein aus C^uadern ausgelulirter Bau. — 7 we»si'n Gesin- 
nung, mir ^ mir gegenüber. r/cA, bunt, verschiedenfarbig: in vrrsohiedo» 
nen Farben weokseindi verilnderlich. — ^ walgen, wAlzen, rollen (wie eltM 
Kugel). 



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177. 8BLB8TÖBBBHBBÜNO. 



293 



177. 

S£LBSTÜB£EH£BUNG. 

Ein Gleichnis?. Wer nach dem Umiif'>^'l ichcn strebt, der wird g6- 
demttthigt und läuft Gefalir, su Terlieren, was er hat. 



Sich wolte ein ses gesibent b&n 
&f einen h^cbvertigen wlLn : 
suB strebte ez s^e nfcch der fiberm&ze. 
swer der mftze brechen wil ir str&ze, 
dem gevellet lihte ein engor pfat. & 
höchyertic ses, nü stant gedriet! 
dir was zem sese ein veit gefriett 
nü sminc dich an der drten stat 



1 «in «e«, die sechs Augen auf dem Wülfel, »ich tibenen, anr Sie- 
ben machen oder werden, einer Zahl, die anf Wflrfeln nfoht TOrkommt. 

— 2 in liofTärti'-reni , liliornidtliigem Wahn. — 4 brechen, nntrTlu ci-Iu ii, 
Btören: wer der Maije den Weg verlegt, dem wird sehr leicht ein enger 
Pfad an Theil: wer nach dem Übermäßigen strebt, mnft sieh Meht mit 
Wenigem begnügen. — 6 gedrUty in Dreizahl : zur Strafe des ITochmuths 
wird die Sechs 7.ur Drei herabgesetzt. — 7 ein Feld ftei gemacht : du hattest 
freien lUnm, um sccii» /u sein. — 8 smiue äiek, schmiege dich susammeu, 
dneke dich an die Steile der drei (Augen). 



294 



III. SPBÜCaB. 



17a 

KUNST ZU GEBEN. 

Ermahnung, lieber /ehti l?itten rtb/nschlagen , als ein Venfkrtehen 
sa geben, das man nicht erfüllen zu kuuuen im voraus weiß. 



Swelch htoe nieman niht versaget, 
der ist an gebender kunst verschraget, 
der muoz iemer nötic sin od triegen. 
sehen versagen sint besser danne ein Hegen, 
geheize minner unde grfleze baz, 6 
weir ^r ze rehte umb' 6re sorgen: 
sw^s er niht mfig* üz geborgen 
noch selbe enhabe, versage doch daz. 



2 if^benfie ütm/u/, Kunst au geben, versehrag^m, durch Balken, Plan- 
ken einschlicScn: dem ist die Kunst des Gebens verschlossen, verwehrt, 

der vorsteht iiiclit freif^i big zu sein. — 3 noric, liO>lräa>;t, dürftig. — S <j* 
hetien^ verheißen, versprechen. — 7 tl« borgen^ auf iSicherheit entlehnen. — 
8 dM soll er dooli (li«^«r) vorsagen. 



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17». VSRKEBRTS WELT. 



2d5 



179. 

VERKEHRTE WELT. 

Gegen die Verkehrtheit, über die Schranken der Natur und des 
Staudas hinauszustreben and das sein zu wollen, was man nicht sein 
•oll und kann. 



Unmäze, nim dich beidiu an, 
manlichiu wip, wipliclie man. 
pfafliche ritter, ritterliche pfaffen. 
mit den solt du dinen willen schaffen, 
ich wil dir sie gar ze stiure geben, 
und alte jüncherren für eigen; 
ich wil dir junge altherren zeigen, 
daz sie dir twerhes helfen leben. 



1 sich an nemen c. acc. , sich aneicrnen , übernehmen. — 3 ähnlich 
Äeiumar von Zweier (t. d. Hägen s Miuutsinger , 2, 101"): halp ©/fcA, 
Aal/» fhon ist weder visch noch man. — ho/münchen, k'o^ternff rn disen 
hfiden voir ich irleb'-nze rehtewol bescheiden^ ob^sie sieh woUen taten vin- 
deny da sie te rehte sotten tcesen: in kfoestern miinche tutn genesen^ $9 »wn 
dti k09M »ich ritter undervoinden. — 4 mit donen kannst du thnn was 
da wiUst. — 5 stiure, StüUe, Hüfe-, als Hilfsmann schmft «um Kriege. - 
8 twerhe* adv. gen., quer, verkehrt, helftn Conjanctiv. 



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296 ni. SPRÜCHE. 



180. 

DER BOGNER. 
L 

D«r Bogner, dem Walt her diese beidea Stroplien widmet, ist Oraf 
Dietlitr n. von KatienttllMbogto. Br nahm 1S19 cIm Xreni, ww »ber 
•ehon 1223 wieder daheim ; ob «r niriclioh im heiligen Luide ivnr, weiA 

nien nicht. Er starb nicht lange vor 1245. « Die Bogner waren von alters 
her Vasallen der Würxbnrger liiscliöfc filr die BesBungor Cent, in welcher 
«ie später Stadt und Schloß Dannstadt gründeten. Diether II. hatte seinen 
gewöhnlichen Site enf Schlott LIehtenberg im Odenwalde. Pie Sprflebe 
pMMo daher zu Walther's Anfenthelt in WOnbnrg* (Bieger, S 56). 

W.ilther preist des Bogners Milde und ist ihm ergeben, obwol er 
nie etwas von ihm empfangen hat. Resser abnr, statt pciue Geschenke 
an Wildfremde wegauwerfen, schiene ihm, wenn er die höfischen Meieter 
wann hielte, die Ihn mehr ni Bhien brächten, nie tnuiend Sohwitier. 



Ich bin dem Bogensere holt 
gar ftne gäbe und fine solt. 
er ist milte, swie klein^ ich's geninze: 
8d nieze es aber ein Pölän oder Riaze, 
d&z ist 41lez äne minen haz. 6 
in brsebtp ein meister baz ze miere 
danne tüsent snarrcnzsere, 
tsst' ^ den hovewerden baz. 



8 nwi« kleine^ wie wenig anch; ob leb gleteb nieble. — «t Mer und 

4 gen. von er. - 4 die Namen Pole und Reuße (Kusse) scheint Walther 
hier im selben Sinne su brauchen, wie tonst Grieche: cur Beseiehnang 
elnee Wildfremden. — 6 •« meere bringen o. aee. , ee dabin bfiagen, dan 

man von ihm erziihlt: bekannt, berühmt maohen. — 7 enarTMMBr«, 
Schw&tser. — S der hovewerde, der des Hofes wiUrdig ist. 



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180. DER BOGNKB. U. 



297 



Die Ermnhnntig des Dichten war nicbt Tergeblich. Der Bosrntr 
beschenkt ihn mit einem Diamant, wofar er ihn aU einen Bitter preist, 
der aieht Tom außen, dem ftol^ern Glänze nach, MMidtni iniMtt Mbön, 
d. h. tngtadhall Mi. 



Ben diemaot, den edeln stein, 
gap mir der schoensten ritter ein: 
&ne b^e wart mir diu gäbe sine, 
jä lobe ich niht die schoene näch dem schtne: 
milter man ist schoene nnd wol gezogen, 
man söl die inner tfigent tz k^ren, 
sö ist daz üzer lop n&ch 6ren 
sam des von EatzeneUenbogen. 



S ein, aiiMr. — S diu b«t$, Bitte. — 6 £s keren, nerauskehren. — 
T dUB tet miMli dM i«a«r» Iiol» «ia «bfraToUet, geraiebt aa wat Bhra. 



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296 



III. Si'RUCHB. 



181. 

SELBSTÜBERWINDUNG. 

Wer aich selbst bezwingt und bezähmt, vollbringt eine elienso große 
That, als wer Löwen und Kiesen tödtet; erborgte Zucht und Scham können 
aar «lue Welle blenden. 



Wer sieht den lewen ? wer sieht den risen? 
wer überwindet jenen und disen? 
das toot jener, der sich selbe twinget 
und alliu slnia lit in hnote bringet 

tz der wilde in stoeter zflhte habe. 5 
geliheniu zuht und schäme vor gesten 
mügen wol 6ine wlle erglesten: 
der schln nimt dr&te üf und abe. 



4 da* lit, das Glied. — 6 diu wüdf^ Wildheit, unbäudiget, xttgel« 
lotet Wesen, diu habey der Hafen, Port: wer sein gantes Thun und 
LMteu vor dem Sturm <lpr lioidenscliafton in den sichern Hafen bestän- 
diger Zucht rettet. — G yeltheniUi geliehene, erborgte, vor gasten ^ vor 
Fremden. — 7 ergUtten^ erglänzen. — 8 deren Glanz nimmt vnaeh in nnd 
ab. flackert un^^ewiss, trügeritobi hin nnd her, wie ein im Brlfitehen 
noch anfflaninieniies Licht. 



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189. SCHMACB J>MR J^lULU&iT. 



182. 

SCHMACH DER F£ILH£IT. 

Ennahnang an die Fna«n» ihn Ottnrt lieber sa ▼enehenkea, «Is 
■ie am geriDgen Preis wegnigebM. 



Wolveile unwirdet manegen Up. 
ir werden man, ir reiniu wlp, 
niht enslt durch kranke miete veile. 
ez muoz sfire sten an iuwem heile, 

weit ir iuch vergebene vinden Ito. 5 
z^nndanke veile unwirdet m^re: 
di M 86 swachet inwer 6re, 
und ziubet doch ftf snuehen w&n. 



1 woJviU nnd cfU'' in V. sind Adi^ctiva, die fQr die Abstracta 
Wolilfeilhcit und Fuilheit (Käuflichkeit) btcheu. unto'n den , veräclitliub 
machen, entehren. — h durch kranke miete^ um Roringen, schnöden Lohn. — 
4. & ee muA each sehr gelingen, glttcken, euch zum Heil gereichen, wenn 
ihr euch umionst (gratis) finden laßt. — 6 f. noch mehr als Käuflichkeit 
um geringen Lolin eriJiedri:,'t »'8, dort feil zu sein, wo man keinen Dank 
erntet i dAbei leidet eure Klire und wird ehreuriilirigem Verdachte oder 
•Dtehre&den Yerdiebtigungcn ausgesetit. 



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III. 8PAÜCUÜ. 



183. 

REICHTHÜM UND ARMÜTH. 

Zu großer Reiclithum und zu große Armuth wirken beide gleich 
tchftdiiclii jener weckt den Übermuth, diese drückt den Geist 



Swelch mim wirt toe rnuot >e rieh, 
wil er ze säte striuzen sich 
üf sine rlcheit, sö virt er ze h^re. 
ze rieh und z'arm diu leschent beide s6re 
an sumellcheii Haien rehten muot. & 
s^k Oberic rlcheit zühte slucket 
and Aberig armnot sinne zacket, 
dft danket mich enwederz gaot 



1 äne muot, ohne Geist, Gesinnung: wenn ein Kesinnungsloser Mann 
SQ reich wird. — 9 $ieh striutent sich spreisen, in die Brnst werfen. — 

3 ze Lere, zu stolz, Iioc* nvitliicr. — 4 leschen triins., anslö?chen. — ^ überiCy 
übergroO. slttcken, versctiliugen. — 7 zucken, rauben, wegnehmen, ent» 
siehen. — 8 «nwedtrs, keines von beiden. 



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184. DIB UBB* IST WBDBR MAKV NOCH WBIB. 801 



184. 

DIE LIEB' IST WEDER MAKN NOCH WEIB. 

Di« Frage, ob die Minn« Mmiii oder Weib, Er oder Sie eei, iet Ton 

den mhd. Dichtern öfter aufgeworfen worden (vgl. Woltravi'e Titurel, 
Str. 64; Ulrich von Liechtenstein, Frauciulienst od. Laohmann, S. 434); 
hier finden wir die Antwort, daß sie keines von beiden sei und keiner 
geschaffenen Creator gleiche. 



Diu miirne ist weder man noch wip, 
si- liät noch sMe noch den Up, 
si gelichet sich dekeinem bilde: 
ir name ist kunt, si selbe ist aber wilde 
ünde enkan doch nieman äne sie A 
der gotes hulden iht gewinnen. 

si kam in valsches herze nie. 



2 weder Seele ikkL Körper; Ähnlich J)ante in dem Sonett: «molti 
volendo dir che fosse Aniure»: ma io dico ch' Amor 7ion ha auatanta »f i 
Cosa corpurai ch' abbia ti<mra ~ 4 ihi Ntune iet bekannt, aber ihr Wesen 
Iremd, anbcgreiflidi : i^L Mr. liO, S« 



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302 



III. SPUÜCliB. 



185. 

MACHT DER WAHREN LIEBE. 

Versiolierung , daß die wabre Liebe, die mau aber von der falscbou 
geiiftii nfltM luitwtebaiden lerntn, «iik« ▼eradalnd« Knfl bMiti« und 
■albit im Himmel willkommen eei. 



Ez ist in unscrn kurzen tagen 
nftch minne valsches vil gcslagen. 
swer aber i'r insi'gel rehte crkaiide , 
(lern setze ich mine würheit des ze pfaude, 
wolte er ir geloitt' volgen mite, b 
daz in unfuoge nilit ersliiege. 
minn' ist ze himole sö gefüege, 
daz icli sie dar gcleites bite. 



1 in unsern kurzen tagen, entweder in neuester Zeit, oder in diesem 
ktir/en KrdeDlc])cii. — 2 der calsch, falaulies Geld: es iRt viele« f&lsclilieh 
für Miiiue ausgegeben worden. — 3 insigel, Stempel, (jojiräge. — 4 war hei 
Wahrhaftigkeit, de.^, dafür — 6 daß er der Hoheit nicht zum Opfer fiele. 
— 7 ge/üege, passend: passt so sehr für den HiromeL — 8 daA ich sie 
bitte, meine Fahrerin dahin sein au wollen. djtO ioh mir aar Geleit* 
goberin wAhie. 



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166. UNBESTÄNDIGKEIT DEK WELT. 



303 



186. 

UNBESTÄNDIGKEIT DER WELT. 

Klage, daü treue Freundschaft in der Welt immer seltener werde, 
ja daß Treue, Zucht und Ehre, ohne Erben zu liiuterlabseu, dahinsterben. 



Er ist ein wol gefriunder man, alsd diu werlt nü stftt, 
der ander zweinzic m&gen 4inen guoten friunt getriuwen h&t; 
der hffite man hie vor wol ander fünfen fanden dri. 

BÖ w6 dir, Werlt! dü b&st sd manegen wandelbemden site: 
er armet an der sftle, der dir volget onz an'z ende mite b 
und der dir aller dlner fnore st&t mit willen bl. 

wir klagen alle daz die alten sterbent unde erstorben sint: 
wir möbten balde klagen von schulden ander nöt; 
daz triuwe , znbt und ^re ist in der werlte t6t. 
die liute l&zent erben, dise drI sint iLne kint 10 



1 tool gefriunt, mit Verwandten, Freunden gut ausgestattet. Wie es, 
nun einmal in der Welt stellt. — 4 waiidMamde^ Anderungf B5i«t her- 
vorbringend, verüinlerlich , böse. — 5 nrmm, arm werden. — 6 Juore, Le- 
bensweisu; in allem deinem Thun and Ijasson. n,it willen, freiwillig. — 
8 baMe, adv., kUhnlich. Wir hätten kecklich Ursache über Änderet, Sonliin- 
meres zu klegeu. — 10 liute, Menachea. latent» lateen zurück. 



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304 



UI. SPBÜCBX. 



187. 

DER GROSSE STURM. 

Dirsp vier Strophen, die zusammen ein Ganzes bilden , sind, vielleicht 
wie Riegt r 8. 40 f. meint, im Frühjahr 1227, unter dem Kindrucko der 
trttbeu Ahnungen vor dem nahenden Weitende gedichtet, die damals wie- 
derum alle €lemfitlMr bewegten. Der Dichter benlltst diese Sttmnnog, am 
mit Hinblick auf den gesnukenen Zustand des Bilches und unter Auf- 
zählung alles dessen, was in Deutschland schon verabsäumt wurde, den 
Blick nach Jenseits zu lenken und die Unschlüsaigen aar Tlieilnalime an 
dem iu Aussiclit stehenden Kreuzzug ansusporneu. 



Owe! ez kumt ein wint, daz wizzet sicherliche , 
da von wir hoeren Leide singen iinde sagen: 

der sol mit grimme ervaren cUiu künicricho, 
daz beere ich waller unde pilgerine klagen, 

boiime, turne Jigent vor im zerslagen, 5 
starken waejf^t er diu houbet abe. 
Dü suln wir fliehen hin ze gotes grabe. 

Owe, waz eren sich eilendet tiuschen landen! 
witz^ unde manheit, dar zuo Silber unde golt, 

swer diu beidiu h&t, belibet der mit schänden, 10 
wie den yergat des himeleschen keisers soltl 

dem sint die engel noch die frouweu holt: 
armman se der werite tind wider got, 
wie der fürhten mag ir beider spott 



1. 2 In der Verkündigung des kommenden Windes, Ton dem man 
feingeu und sa;,'cn hört, erblickt Kieger S. 29 eine Berufung auf die viel- 
fach in Prosa uud Versen beschriebenen Yorzeiolien des ittogsten Tages. 
Die eine dieser AnUselehnangen, die noeh aus dem 19. Jhd. stammt, lult 
an zweien der fünfzehn Ta>?ii den Wind als zerstörende, liäumo. Berge 
und Burgen brochende Maclit eingreifen. Zu bemerken ist übrigens, daß 
die Ghxoniken von einem großen Sturme im Deoember 1227 ersfthlen. — 
iervareu, durchziehen; durchbrausen. — 4 wall'-r, Wallfahrer. — 6 icaej^n^ 
wehen: das Dauerh ifteste, FestgegrUndetste ist von keinem Bestand mehr, 
kommt zu Fall. — 7 darum sollen wir su Gottes Grab uns flflohten. 

B sich eilenden, sich iu die Fremde begeben, entfremden: wie sehr 
nimmt Deutschland ab au Ehre und Ansehen (vgl. Ühland, 8. St8). — 9 Ver- 
stand und Tapferkeit. — lU bleibt der zu seiner Schande (vom Ereuzzuge) 
surttok. — 11 mich vergat «in dinc, es gebt an mir Toxbei, entgebt mir. — 
13 armman, armer unglUokUolitr Xeuiob. «e, in. 



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187. DBR OR088B 8T0BM. 



305 



Owdf wir mOezegengen, wie sin wir Tersezzen 16 
zwischto zwein frenden an die jsemerllchen statt 

aller arebeite Hten wir vergezzen, 
tlö ans der sumer sin gesinde wesen bat. 

der br&bte uns varende bluomen unde blat; 
d6 troug uns der kurze yogelsanc. 90 
wol im, der ie n&cb stseten freuden ranc! 

Owe der wise, die wir mit den grillen sungen, 
dö wir uns solten warnen gegen des winters ziti 

daz wir vil tumben mit der ämeizen niht rangen , 
diu nü vil werde b! ir arebeiten liti S& 

daz was ie und ie der werlte strtt: 
tören scbulten ie der w!sen rkt; 
man siht wol dort, wer hie gelogen tifct 



15 müetfgenge swm., iMUl^iggäcger, gebildet wie irreginge; die I'c^se- 
ruDg itt von Bartoeh, die Hm. lefen mütttgtn Uute, verMtttnt, eich faUch 
Setzen. — 16 wie wir jetzt 9at?< n: zwischen zwei StOhle niedersitzcn. Aus 
Trägheit haben wir die Huld der Engel und Frauen, der Welt und Gottea 
Gunst Terschent. — 17 «Jl«r areboit«^ aUer Mühsal, — 18 da* g«tind«t 
Diener, Haus^onoRsr : da ima der Sommer zu sich einlud. — IH varrnde. 
kurzdauernd, raacli dahinschwindend, vertjänglich ; dieselbe Bedeutung 
hat in der folg. Zaile dfr kurte. — 21 Heil dem, der stcta naeta daaer- 
haften Freuden gerungen ; fQr sein Seelenheil gesorgt hat. 

93 dtr vsU*, der Sangweisa, Melodie; die wir den kurzen Sommer 
über mit den Grillen sangen. — 23 salten, hätten sollen, »ich warnen, sich 
vorsehen, vorbereiten, itisten. — 35 die nun ehrenvoll, herrlich neben 
don, waa «Tarbeltet, erworben hat, rahl. — 26 wtd Ie, Je und Je — 
immer. — 97 «c&kI/«« prist. von «cAetfra, achmiben. — S8 der/, Jeuelte. 



VaiiTBBK VON Dcn ▼OOr.i.WRIBK 20 



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306 



III. RPaüciiic 



188 

EINST UND JETZT. 

Dies ichOnste und gedankeuvollste von »llen Gedichten Walther*« 

mag den \vürdi>?en Schluß hilcien. Mit tiefachnierzlicber Empfindung lou't 
der Dichter hier die Nichtigkeit des Irdischen dar. Nach langer Abweseii 
heit das Land »einer Gebart wiedersehend findet er alles umgewandelt-, 
•r wird an der WirkUehkett irre , Ihm ist Jetat das Leben wie ein Traum. 
Lautes Wehe erliebt er über die Verderbniss und den Unbestand der 
Welt. Er will sich hinüberretton in das Heilige (vgl. Uhland, S. 145). Über 
die Eutstehungszeit läßt die Z. 26, worin deutlich auf den im Sept. l227, 
über Kaiser Friedrich verhängten Bann Uezug genommen ist, kcinoti 
Zweifel. 



war sint vers wunden alliu mtniu j&r! 
ist mir min leben getroumet oder ist ez w&r? 
daz ich ie wände daz iht wsere, was daz iht? 
dar n&ch h&n ich gesl&fen unde enweiz es niht 

nü bin ich erwachet und ist mir unbekant 5 
daz mir hie vor was kttndic als min ander haut 
liut unde lant, d& ich von kinde bin erzogen, 
die sint mir fremde worden, rcht' als ez sl gelogen. 

die m!ne gespilen w&ren, die sint traege und alt; 
bereitet ist daz velt, verhouwen ist der walt: 10 
wan daz daz wa/zer fliuzet als ez wilent fldz, 
für wär ich wände, min Unglücke wurde gröz. 
mich grüezet maneger träge, der mich bekande 6 wol. 
diu werlt ist allenthalben ungenäden vol: 
als ich gedenke an manegen wftnnecllchen tac, 15 



1 war, wohin. — 3 war das, von dem ich etets glaubte, daß es etwas wftrc, 
wirklicli • tw.is. - 4 dar nach, nicht rein temporal zu nehmen, sondern mit 
causaler Färbung. — 6 kündic, bekannt, wie der einen Hand die andere. 
10 «wat einst nnangebatitcs Feld« also Wiesengrund, war, ist etzt 

reitet, d. h. unigt liroohen in .\ckfr, der Wnld ist umgebaven» : Jac. Grimm 
— 11 wan dat» uur daß: flOsse nicht das Wasser, wie es ehedem gefiosseu 
farwahr ich glaubte u, s. w. — 12 wurd'' ist Conjunctiv. — 13 träy€ adv. 
trftg, lässig, aügernd. — 14 ungenddf, Trübsal, Missgesohick. — 



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188. XIH8T ÜMD JETZT. 



307 



die sint mir enpfallen gar als iu daz mer ein slac 
iemer m^re, ouwei 

Ow6 wie jiemerllche junge liote tnotit! 
den unTil rinwecllche ir gemfiete 6 staont, 
die kunnen nü wan sorgen: ouw6 wie tnont sie sd? 
Bwar ich zer werlte k6re, dä ist nieman ftt: 

tanzen, lachen, singen zergftt mit sorgen gar. 
nie kristenman gesach sö jnmerllche scbar. 
nü merket, wie den Iroawen ir gehende st&t; 
die stolzen ritter tragent dörperllche w&t. 

ans sint unsenfte brieve her von R6me kernen: 
nns ist erloubet trüren und freude gar benomen. 
daz müet mich inneclicben (wir lebten ie vil wol), 
daz ich nü für min lachen weinen kiesen soL 
die wilden yogelc betrüebet unser klage: 
waz wanders ist, ob ich d& von vil gar verzage? 
waz spriehe ich tumber man durch minen boesen zom? 
swer dirre wfinne volget, der hät jene dort verlorn 
iemer m6re, oawöl 

Owe wie uns mit süezen dingen ist vergeben! 35 
ich sibe die galleu mitten in dem honege sweben. 

tBtnp/atUn, bildlich: verloren gehen: die sind mir entiohwunden , ser- 

ronnen. Wie ein Schlair ins Meer, in den Bach oder iiig Wasser, ein bei 
den mhd. Dichtern öfter vorkommendes Bild liir otwaa echnell Vorüber- 
gehendes, spurlos Verschwindendes. Jac. Grimm (Deutsches Wörterbuch, 
:i, 1709, und Kede Uber das Alter, S. 49) hält an der handschriftlichen 
Überlieferung .//ac fest und erklfirt dies durch B'lagge: die ins Meer fallende 
Flagge, an der das Schiff nun voiüberrauscht. Ich kann aber die dafür 
▼oxgebracliten Gründe nicht sutreffend finden und weit schöner, dich- 
teriiehev, alt da« Bild der rom M»8t des segelnden Schiffes niederfallen- 
den Flagge (beiläufig,' bemerkt ein Wort, das in älterer Zeit nur in den 
Dialekten der seefaiirendcn Nordländer voikuiumt) scheint mir die Ver- 
ffleichnng der irdischen Freuden und ihrer Vergänglichkeit mit den Wellen* 
kreisen des Meeres, die, ohne eine Spar su hiaterlMien, dnhintterben. — 
17 iemer niere, für immer. 

IS Joemerliche Hdy.y kläglich, /uonf, sich gebttbrden. — 19 unvil, selten 
SB niemftlf, riuw€Cliche, bekikmmert, betrUbt: denen sonst ihr Gcmüth nie 
bekOmmcrt wnr. — 30 die Terstehen nnn nichts als zu sorgen. — 21 wohin 
immer in der Welt ic h auch komme. — 23 krittenman. Christenraensch. — 
24 äat gebende , der Ko|)lputz der Frauen. ~~ 25 dörperikä. dörfisch, bftn* 
rieoh. — 96 untenjt«^ nnerftreulieh. 6ri>ve. Bannbriefo, •bullen s» bme. <— 
23 müety betrübt, qnftU mich, innecltchen adv., von Iferzen. — 29 ktigen^ 
wftiilen: daA ich nun das Lachen mit Weinen vertauschen soll. — 90 U>itd4 
heiHt elles, was im Walde lebt, im Gegeuthell xu sam, dM bei den Men- 
schen lebt: selbst die dem Mensclien fremden \N a!'h Tl'^ I trauern mit nnt. 
— 31 cerza'jf-n. muthlos werden, verzwef'elu. — 33 uine wunne, dieser, 
der irdischen Wonne und Freude. 

35 vergeben t vergiften: wie sind wir mit den Süßigkeiten (dieser 
Walt) vergifteti — 

«0* 



20 



25 



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308 



III. 8PRÖCHB, 



diu wcrlt ist &z6a schoene wl^, grflen' ünde r6t 
und innen swarzer varwe, vinster sam der t6t 

swen si nü habe verleitet, der schonwe stneu trdst: 
er wirt mit swachcr bnoze grözcr sünde erl68t. 40 
dar an gedenket, ritter, .ez ist iuwer dinc: 
ir traget die liebten belme und manegen berten rinc, 

dar zao die vesten schilte und diu gewihten swert! 
wolte got, wser' icb der sigenOnfte werti 
s6 wolte ich nötic man verdienen riehen solt. 45 
jocb meine ich niht die huohen nocb der harren golt: 
icb wolte selbe kröne öwecHcben tragen; 
die möhte ein soldensere mit slme sper bejagen. 
möbt' icb die lieben reise gevaren über sft, 
86 wolte icb denne singen «wol» und niemer m^re »ouw^», 50 
niemer mtoe «onw6i»l 



S7 irf«, grüen' undt rot, d. b. sie spielt in bnnten, Terlockonden Farben. — 
* 3'' 'itiHirzer rarir" priodicativer (Jen.: die Welt ist inuen von schwarzer 

l'arbe. — 39 dem wUl ich Trott, Hilfe, Rettung seigen. — 40 er wird 
dnreh geringe, lefoht« BnSe Ton großer, tehwerer Sfinde erlflst: WftUher 

moint durch die Kreuzfahrt. — 41 iuver diu:, eure Sache; eucli, ihr 
Bitter, liegt es ob (den Kreuzzuff zq machen). — 42 rinc, Stahlrinc, Bing- 
panzer. — 43 diu geiathten »uteri] im Mittelalter wurden den lilttem bei 
Gelegenheit der Schwcrtnahme die Schwerter geweiht und j^eaegnet. — 
44 tigenun/l stf., eigentlicli Siegitahme; Sieij. Wäre ich würdig, an dem 
siegzei^en (KreusOZuge 'l'heil zu nehmen! — 4H>oc/', wahrlich, /luoöe. 
Hube, mantQS, ein Grundstuck von 30— 40 Morgen Landes; hier =: Lehn- 
gttter. — 48 sotdenrrrf, ein Krieger, der um Sold dient: im (Gegensatz zum 
Ititter, der sich im Krif^« selbst vcrkosiigt. Der Dichter will su^en, daß 
er nicht um Herrensold und irdischer Öütjsr willen an dem Kreaszuic 
thellnehmen mOehte, sondern wegen det himmlleohen Lohnet, den aneh ein 
armer SöMnrr olme andere NVaffon als Beinen Sy^ocr prwoiitpn kötmte — 
4U die lieban reise über se^ die willkommene, erwünschte Kreuzfahrt Ubers 
Meer. 



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NACHAUV VON ÜLBICH VON SiNQENBKEO. 300 



NACHRUF 

TOir OLRICB TON BINGBNBBBO. 

ülfieh TOB Singeubetg, dar ssiiieni Vorbild und Meiiter (to uenut 

er ihn auch in der su Nr. 149 angeführten Paro(Hc) dies kleine Denkmal 
der Liebe und Verehrung setzte, trug gleich seinen Voreltern das Truch- 
BeAarat der Äbte sa St.-Gallon und erscheint von 1209—1228 mehrfach 
itt UrkoBden. SeiB Staamsohloß Siugeuberg lag auf eiBem graneu Hüg«i 
an dem Ufer der Sitter nuweit Biaeboftiell im CaBtOB Thurgan. Auf der 
Stelle der bis auf die letzte Spur ▼erschwundenen Burg, wo sein lieblicher 
Gesang einst erklang, rausclien jetzt hohe Linden und Eichen (vgl. Laas- 
berg'ä Liedersaal, 1, V). Ulrich's Lieder sind nun, von denen Waltlier't: 
aoigeaeliiedeB, Ib der Aoegabe tob W. Waekeraagal uBd X. Bieger 
8. S99-t56 TOreiBigt. 



Uns ist unsers Sanges meister an die vart, 
den man h von der Yogelweide nande, 

diu uns n&cb im allen igt vil anverspart. 
was frumet nd swaz er ^ der weite erkande? 

sin höher sin ist worden kranc. 5 
nü wflnschen ime durch slnen werden hdveschen sanc, 
Sit dem stn freude sl ze wege, 

daz sin der sfleze vater n^ch gen&den pflege. i 



1 Der Meiiter unaeres Gesangea, der Liederkuaat: der Erate unter 
VBt Ljrikera. — S unverspart , nicht erapart: Ae Fahrt, auf der wir alle 

ihm BachfolgPii müssen. — 4 was nützen ihm nun alle seine Ijcbenserlah- 
ruBgen und Kenntoiase, all seine Weltweiaheit. — A sein hoher Geist ist 
achwaek geworden, itt dahin, entflohen. — C fiti WHnnefien, nun wollen 
wir ihm wünschen. — 7 sU dem = sit diu. vf' da:, da, nachdem, ze ttfye, 
auf^dem Wege, weg, fort: nachdem aeme (irdische) Freude dahin iat. — 
S nach y^natfeii. mild, gnftdig: aieh leiBer gnädig anuehmea mOge. 



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ZEITFOME 



OBR BBSTIMMBABXK BPBÜOHB. 



1197. Nr. 81>, 

1198. Nr. 81". 82. 97. 98. 99(?). 

1199. Nr. 100. 

1200. Nr. 83. 

1201. Nr. 81". 
1204(?). Nr. 102. 
1206(?). Nr. 128. 
1207. Nr. 84. 89. 

1210— 1211. Nr. 106—108. 124. 125. 131. 

1211— 1213. Nr. 157. 

1212. Nr. 105. 117. 134. 136. 136 

1212— 1215. Nr. 85. 

1212— 1217. Nr. 155. 

1213. Nr. 115. 116. 

1213— 1215. Nr. 137—148. 
1215(?). Nr. 103. 

1216(?). Nr. 149— löl. 166. 
121 7(?). Nr. 86. 

1219. Nr. 152. 

1219—1220. Nr. 119. 120. 121. 

1220. Nr. 153. 160. 168. 

1221. Nr. 159. 

1224. Nr. 161. 169. 170. 180(?). 

1225. Nr. 162. 

1227. Nr. 163. 165. IG7. 173. 187. 

1228. Nr. 78. 79. 188. 

1229. Nr. 171. 172. 
1229—1230. Nr. 129. 130. 



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J)KR 



VBRZEICHNISS 

GEDICHTE liAUU DEli Y £ K 8 AM F Ä M G £ N. 



Mr. 

Ahl wie kristenllcbe der b&best unser lachet .... 115 

Aller werdekeit ein füegerinne 25 

Ane liep 86 manic leit 66 

An wlbe lobe 8t6t wol, daz man sie heize schoene . . 122 

Bi den liuten nieman h&t 60 

Bin ich dir unmere 13 

Bot', sage dem keiser slnes armen mannes rkt . . . .163 

Daz ich dich sd selten grüeze 50 

Daz milter man gar w&rhaft sl 154 

Den dlemant, den edeln stein 180" 

Der alsd gnotes wibes gert als ich d& ger 40 

Der anegenge nie gewan 173 

Der hof ze Wiene sprach ze mir 86 

Der in den dren siech von ungestthte sl 99 

Der kflnec, min h6rre, Uch mir gelt ze drlzec marken 151 

Der Missentere solde 157" 

Der rlfe tet den kleinen vogelen w6 73 

Der Btttol ze H5me ist aller tat berihtet rehte .... HO 

Dtewär, Reinmftr, dü riuwes mich 128** 

Die grlsen wellent'z aberkomen 65 

Die h6rren jehent, man sülez den frouwen 67 

Die mir iu dem winter freude hant benomeu 34 



812 



VBBZEICHNIBS DBB GEDICHTE 



Nr. 

Die v&ter hänt ir kint erzogen 95 

Die verzagten aller guoten dinge 55 

Die wile ich weiz dr! hove so lobelicher manne . .• . . 119 

Die wisen rätent swer ze himelricho welle 138 

Die zwivelgere sprechent, ez si allez töt '^9 

Diu kristenlieit gelepte nie s6 gar n5ch wäne 113 

Diu kröne ist elter dan der kimcc Philippe» si . . . . 97 

Dill miiine ist weder man noch wip li*4 ^ 

Diu minne lät sich nennen dä. HO 

Diu werlt was gelf, röt uude hlk - " 

Do der sumer komen was 

Dö Friderich üz Q^sterriche alsö gewarp 98 

D6 gotes sun hie'n erde gie . . . . ' 133 ^ 

Dö Liupolt sparte üf gotes vart 120 

Drl sorge luibe ich mir genomen 127 

Dü solt eine rede vermiden 49 

Ein niuwer snmer, ein niuwe zit 37 

Er hat niht \vol getrunken, der sich i\bertrinket . . . . 143 
Er ist ein wol getViundcr man, also diu werlt nü stät . 18t * 
Er schale, in swelhem namen er si, der dankes triege . 13« * ^ 
Ez gienc, eins tages als unser hßrre wart geborn ... 10 

Ez ist in unsern kurzen tagen 18 

Ez troumte, des ist manic jär S 

Ez wsere uns allen einer hande saelden not l ^ 

Friwentliclien lac 

Frö Sffilde teilet umbe mich i; 

Fro Werlt, ir sult dem wirte sagen "^a 

Ganzer treuden wart mir nie so wol ze muote * •^t..* 

Got, diner trinitäte 

Got gebe ir ienu r guoten tac - u*r 

Got git ze künege swen er wil 

Got weiz daz wol, min lop waer' iemer hovestjete . . . | 

Her bähest, ich mac wol genesen i 

Her keiser, ich bin frönebote | ^^^^ 

H6r keiser, sit ir willekonu ii Ä ■ 

Hör keiser, swenne ir Tiusclien frulc 9 v 

llerre got, gesogene mich vor sorgen ^ 

Herzeliebez frouwelin 

Herzoge üz Osterriche, ez ist iu wol ergangen .... k 
Herz ge iiz Osterriche, lä mich bi den liuten ... ^J*^ 
ich bin als unschedeliche frö "'"^^^ '^-^V^j 

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314 VRRZEICHNISS DER GEDICHTE 

Nr. 

Mac iemaa deste wlser sin 44 

Maneger fr&get, waz ich klage .53 

Man b6chgem&c, an friunden kranc 174 

Man seit' mir ie von Tegers^ 155 

Mehtfger got, dü bist sö lanc, d& bist s6 breit . . . .158 

Mich htt ein wünnecllcher w4n 15 

Mich nimt iemer wander waz ein wlp 38 

Min alter klösensBre, von dem ich s6 sanc J65 

Min frouw' ist ein ungensedic wlp 46 

Mtn frouwe ist underwilent liie 41 

Minne diu hd^ einen site 70 

Min sele müeze wol gevarn 76 

^lir hat ein lieht von Franken 105 

Mir hat her Gerhart Atze ein plert 12G 

Mir ist min erriu rede enmitten zwei geslagen .... 57" 

Mir ist verspart der saelden tor 82 

Mir'st diu ere unniaere 63 

Mit saelden müeze ich hiute üf stun 88 

Müeste ich noch gclebeii daz ich die rosen 8 

Kemt, frouwe, disen kränz 6 

Kieman kan heherten 168 

Koch dulte ich tougenlichen liaz 43 

Nil alrerst leb* ich mir werde 79 

Nu sing' ich als ich 'e sanc 58 

Nü sei der keiser kere 156 

Nü wachet! uns gel zuo der tue 84 

Nü wil ich mich des scharpfeii suuges euch genieten . 107 

Ob ich mich selbe rüenien sol . 36 

Ob innan spreche der nü lebe 83 

Owe daz wisheit uiidt; tugent 128' 

Owe! cz kumt ein wint, daz wizzet sicherllche .... 187 

Owß hovelichez singen 72 

Uwe war sint verswunden aliiu miniu jär 188 

Philippe, künic here 102 

Philippes, künee, die nahespehenden zihent dich ... 101 

•Kich, hßrre, dich und dine muoter, i|iegede barn . . . 167 

Hit ze hove, Dieterich 126" 

Saget mir ieman, waz ist minne . . • 32 

Sagt an, hi r Stoc, hat iuch der bähest her gesendet . 116 

Selbwahsen kint, dü bist ze krumu Iß9 

Sich wolle ein ses gesibent hän ./ 177 



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VACH DBN Y£R8A1IFÄMG£M. 315 

Kr. 

8ie ir&gent mich vil dicke, waz ich habe gesehen. . . 161 

Sie frftgent onde Mgent aber alze vil 19 

Sit got ein rehter rihter heizet an den buochen. .141 
«Sit willekomen, hir virt!» dem graoze muoz ich 

swigen 11"^ 

Si vunderwol gemachet wlp 17 

S6 die blnomen üz dem grase dringent 5 

Solt' ich den pfaffen räten an den trinwen min .... 164 

Sö wÄ dir, Werlt, wie übel dü st^st 92 

StiBte ist angest unde ein not 47 

Sumer unde winter beide sint '^l 

Swä der höhe nider g&t. 

Swä guoter hande würzen sint i - 1 

Swelch hörre nieman wil versagen 178 

Swelch herze sich bi disen ziten niht verhöret .... 114 

Swelch man wiit ane muot ze rieh . . 183 

Swer an des edeln lantgr&ven r&te sl u;6 

Swer äne vorhte, hftrre got 87 

Swer giht, daz minne sünde si 33 

Swer houbetsünde und schände tuet dl 

Swer mir ist slipfig als ein is 176 

Swer sich ze friunde gewinnen l&t 175 

Swer staetes friundes sich durch übenniiot bclieict .144 

Swes leben ich lobe, des tot den wil ich iemer klagen. 102 

Swie wol der beide ir manicvaltiu varwo stät 20 

Under der lindon 9 

Unmäze, nim dich beidiu au 179 

Uns h&t der winter gcschddet über al 1 

Uns irret einer liande not i'-^5 

Uns ist unsers Sanges meister an die vart 309 

Vil süeze w«ere miuue 78 

Vil tumbiu werlt, ziuch diuen zoum, wart' iimbe, sich. 123 

Vil wol gelobter got, wie selten ich diili j)nse .... 137 

Von Kölne werder bischof. sit von srluilden Irö . . . 159' 

Von Röme keiser here, ir liabet also getan lüO 

Von Röme voget, von PüUe küuec, lat iuUi erbarmeu . 149 

Waz eren hät frö Böne 104 

Waz h&t diu werlt ze gel)enne 30 

Waz ich doch gegen der scliueuen zit 22 

Waz sol lieplicb sprechen? waz sol singen? 71 

Waz Wunders in der werlte vert 30 



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816 VSBZEICHNISS DER OBDiCUTK NACH DEN .VBRSAKFÄNGEN. 

Kr. 

Weder ist ez übel od ist ez giiot 51 

AVer gap dir, Minne, den gewalt 28 

Wer gesach ie bezzer j&r 64 

Werk, du ensolt niht umbe daz 62 

Wer sieht den lewen? wer sieht den riseu? 181 

Wer zieret nü der eren sal? 96 

Wil ab ieman wesen frö 18 

Wip muoz et ierner sin der wibe höhste naine. .... 69 

Wir klagen alle und wizzen doch niht waz uns wirret . 113 

Wir suln den koclien raten 103 

Wöl mich der stünde daz icli si erkande 7 

Wolvcile unwirdet manegeii lip 182 

Zwo fuoge hau ich doch, swie uugcfücge ich . . . . 68 



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WORTREGISTER. 



A Sufßm t, ]». 

ab, abe=«b6r 18, 1. Stf, 69, 35. 

148, 4. 

abe-baden 80, 164. -gAn 45, 18. -«Ia- 
hen 77, S. «tragHi 199. tO. 

ftbentröt, der 140, 7. 

aber 2, 24. 31, 2. 57, 14. 116, 6. 

abgründe, daz 80, 11. 

M 66, 31. 

aht, diu 1. 

«hier, der 138, 4. 

aldA 4, 4. 

aldareh H, 9. 

al ein 79, 3. 

alhie 10, 2. 

»Ueine 46, 31. 

alltnnsllt 66, 2G. 

allez adv. 17, 38. 39, S. 30, 3. 

a. her 35, 36. 
Alman 115, 4. 
almnosensere 164, 4. 
alrArat, alrAst 16, 15. 53, 3». 79, 1. 
alrdrste 98, 11. 

all, alte wl« lem» 9, 39. 19, 11. alt 

o6 83, 5. 153, S. wit 17, 48. 41, 6. 

foenn 54, 17. 
alaam 5, 16. 17, 38. 
•Indes, 5. US, 4. «.dar 95, 11. 

a. in:rrc 6.% 18. w^rstärkemd 9, 30. 
alsunder 77, 39. 
»lius 10, 13. 



alten 63, 10. 
alter, der III, 10. 
alter seine 167, 4. 
althdrra 179, 7. 
alanbe 54, 90. 
alzan 92, 2. 
ameize, diu 187, 34. 
amme, din 80, 59. 

au, ane, ai/f 1, 4. 9. 2. b^i 107, 10. 
in 3, 3. an-gän3I,3. -gesigen 57, 
11. -komeu c. acc. 35, 33. -la- 
chen 140, 4. •nenen 70, 17. 179, 1. 
-sloufen 3G, 32. 

ande, der 78, .S8. 

anden 176, 4. 

ander 37, 98. 

anders adv. n, 13. 70, 81. 137, 10. 

a. niht 15, 5. 
anderswA 36, 40. 51, 42. 
Ane 13, SO. A. dane 39, 8. -Bin 

22, 16. m, 1. 
anebeginne, daz 78, 3. 
anegenge, das 130, 13. 
anegengen 64, 5. 
«nge adv. Sil, 6. 
anger, der 2, 25. 
äugest 14, 35. 

angettlieb adj. 75, 17. angesl. 79*,51* 
arbeit, arebeli 11, 8. 81, 8. 134, !& 

136, 4. 

i arc 92. 11. 103, 8. der arge 49, 4 



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818 



ABKB — BILNB 



«k«, diu 151, S. 

«mit ftrarar man 168« 1. 

armen 149, 2. ft. 
armman 187, 13. 
«rt, diu 80, 39. 93, 
Atw, OArluurt 126, 1. 



bal, der 1, 4. in balle« wts 176, 12. 
balda ad9, 3, 18. 186, 9. 

baliamlte, diu 80. 51, 

balBme, der 17, 38. 

bau adj. 27, 32. 80, LS. 

Inui, d«r 138, 5. 

bannen -itv. 81 in, 17* 

bant, daz 28. 

bar 8U, 120 

hmtB 4, 15. «. bertu 

barke, diu 151, 6. 

barmenare, der 78, o. 

barmunge, diu 80, 150. 

bftrn, der, das 80, 87. 187, 1. 

baz 3, 18. 33, 7. 91, 6. b. gesogen 

48, 17. mir wirt bas 17, 20. 
bedenken 80, 44. 
bedfthte 4, 19. 
beK^n, sich 22, 31. 
beginnen 51, 15. 57, 14. 
begonde 4, 3<>. 
begrifen 151, S. 
behagen 13, 18. 

behalten 43, 10. 92, 7. 1>(), 8. 175, 3. 

■ich b. 63, 8. die suht 57, .S2 ; 

den ttvlt 34, 37. 65, 9. 
bebAren, eich 144, 1. 
beherten 168, 1. 
bebUeteu j4, !&• 
bebnot 47, 34. 
beide 9, 5. 10^ 10. 88, 30. 
beidenthalbeu c. gen. 82,. 5. 
bein 139, 3. 169, 9. 
beiten 25, 17. 95, 13. 
bekftrket 76, 31. 
bek^^rfi «in, 21. 
beklemmen 2, 34. 
bekllben 134, 3. 
belangen 152, 2. 
bellbcn 51, 83. 123, <*. 
benähten 158, 7. 
benemen 34, 1. 81i, 30. 134, 2. 
berAten 150, 4. 



bereiten I83b 10. 

beribten 32, 4. 78, 2. IST, 7. 

bern 4, 15. 96, 7. 

beecheiden stv. 4, 40. 74, 4. 129, 5. 

beecbeiden adj. 66, 30. 

beBcheidenliob 68, 3. 

bosoheinen 35, 39. 

besobelten 93, 14. 120, 10. 

beaebcmen 125, 4. 157i, 4. 

beschoawen 15, 10. 

beseme, der 95, 4. 169, 3. 

besengen 80, 37. 160, 5. 

beeetsen HO, 1. 

besitzen 78, 51. 

bcsliezen 30, 11. 79, 66» 

besorgen 89, 1. 

beepreoben 178, 25. 

best&n, mieh beet&t 36, 6. I36l, & 

147, 3. 
bestellen 138, 3. 
baeten, sem b. 24, 19. 
beiunder 12 u lO. 
beauochen 70, 32. 
beswseren 3, 15. 36, 16. 
betagen 80, 39. 158, 7* 
bete, diu I80n, 3. 
betiuten 92, 13. 
betceren 51, 42. 

betragen, mieb betrftget e. ffen, .«^5, 
27. 63, 17. 77, 29. 

betriegen 39, 3.'i. pr<B». betringe, 

preet. betrouc 52, 29. 
betteetat, diu 9, 21. 

betwingen 7. 2. 
bcTinden 9, 33. 47, 33. 
bevollen adp, 80, 69. 
beTor 138, 2. 
bewieren 35, 39. 

bewarn 3, 48. 78, 4. 94, 15. tehöne 

wol b. 157II, 6. 
bewarten 138, 2. 
bewegen, aioh 144, 8. 
bezzer 31, 20. 
bezzeruDge, diu 122, 5. 
bl, »ei, «n, nahe 6, 28. 0, 25. 47, 8. 

84, 10. gegen 68, 7. mit 110, 2. 

vor 132, 4. 
biderbe 39, 21. 75, 20. 119, 3. 
biegen 139, 3. 
bien = bi den 72, 39. 
bienen 8Uii, 17. s. bannen, 
bieten, an-, darbitten 39, 8. lOHi, 3. 
bilde, das 78, 18. 138 8. b. gfeseo 

67, 29. 80. 



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BILLICB — DÜLTECLICH 



319 



billich 120, 4. 
binden 5, 12. 169, 9. 
bispel, dms 178, 8. 
biteu c. gfn. u. a-C. 47, 9. 
biten 74, U. laSu, 11. 
bU 2, 1. 

blat, Diht ein bL 12», A. 

bleich 2, 6. 
bll, daz 2, 17. 

blint, an »innen 51, 41. an witeeii 

91, 15. S6 merkeime 173» 8. 
blcBde 80, 13. 

bl6z 87, 11. 

bluome, der 109, 9. 

Bogenflsre, dar 108i, 1. 

b6]ie, diu 147, 4. 

borg, der 89, 5. 78, 78. 

borgen 54, 3. 68» 8. 77, 7. 88, 8. 

boaeh, dar 80» 87. 

bflsae 109, 7. 

bösen, daz 94, 12. 

böte, ze boten aendan 59, 30. 

boteaehafl. diu 27. 18. 

br4 2, 7. brän 160, 5. 

brechen 2, 12. 133. ö. 169, 10. 177, 4. 

breiten 124, 14. 

brief, der 77, 4. 188, 98. 

brogCB 135, 5. 

brunne, der 4, 7. 

bttesen 51, 30. 117. 10. 143, 7. 

baooh. BiM 110. 4. 141. i. 

buoz. b. werden 6, 36. 

bUrge. der 79, G3. 

buize der 150, 7. 



dA 1, la 4. 7. di abe 17. 15. dä 
her 159n , l. d4 iune 1.8. da 
n&oh 158. 2. d& zuo 5. 6. 

dach S8. 81. 

dahte prat. von decken 81i. 8. 

dan 5. 21 83. 13. 

danc, 4ue d. 31. 16. 101, 5. d. ha- 
ben 142. 10. d. wissen e. dat, 

47. 11. 
dänkelln. daz 45. 16- 
danken 27, 3. 
danke« atlt. gen 101, 24. 
danne 68, 17. 
dannen 3. 49. 7J. 40. 
dannoch 4, 44. l.SS, 10. 
dar 4. 5. 68, 3t. 70. 19; 80. 140. dar 



an 47, 39. 158, 7. d. n^ch 102. 9. 
d. nnder 92. 8. 35, 10 82, 19. d. 

zuo 47, 24. 74, 7. 
da8t=daz ist 66. 28. 
daz, auf dafi, damit 3, 15. 35, 4(.t 

86. S6. 
daz 8* = daz tl 3. 59. 
dehein 34, 23. 

deich = daz ich 2. 33. 66, 11- 
deisadas ist 8, 8. 48, 6. 

deiz = daz ez 21, LS. 
dckeiu 12. 9. 27, 6. 
dennoch 73. 18. 

der 79, 9. gtn. J»fair., <f«r«ii 3. 23. 
dör = daz er 41, 9. 98, 3. 

dor mite 109, .*>. 
der*8t = der ist 3. 23. 39. 34. 
des €^9, gen, 9, 7. 3, 13. 36, 2 
döst = das ist 3. 37. 66, 98. 

deste 16, 5. 75, 20. 
dcäwAr 99, 3. 
des s das 87, 13. 

Di&ne n. pr. 23, 24. 
dicke .'■), 9. 10, 3. 
dieniant 183il, 1. 

dienen, üf e. dat. SO» 96. 58, 92. 

dar d. 75, 11. 
dienest, daz 147, 2. 
diet, diu 78, 34. 125, 1. 
diesen 81ii, 1. 

dinc 26, 13. 59, 19. 160, 9. 188, 4. 

tlin,tjon 78, 78. 
disputieren 151, t^. 
diu, di€te 95, 13. 
diu'stsdiu ist 51, 14. 

dö 2, 26. 

doch 16, 14. 28. 2. 

doln 36, 8. 51, 31. 

doanen 12.S 10. daz d. 195, 13. 

dörperlich 18S, 2.i. 

d raste adj. 125. ü. 

drftte adt. 181. 8. 

drl 177, 8. 

drie, diu 80, 5. 

drieu 177, 6. 

drin^ Sin» 93. 96» 6. 99, 4. 1S9. 5. 

dritte, zera dritten 85, 5. 
drlungc, diu FO, 4. 
dr6, diu 156, 15. 
drA, din 9, 33. 
drtl/.zel, der 124, 6. 
düf, der 156, 10. 
dftlite 6, 25. 
dulteelicb 78, 56. 



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820 DURCH ^ VRKLTHOE!; 



dnroh, um- willen , wegen 3, 4S* 93i 

IC. 25, ß. 68, &. S3, S. 
dürfen 15» 30. 
durfte, dim 80, 64. 
IHlrinc 100, 11. Dfiringm 99^ 2. 
dürkel 101, 8. 
duz, der 105, 13. 
du'ssdft e« 13, 19. 
d««d«r 97, 9. 



e adr. 2, 22. 9, 12. »ubtt, 129, 12. 

eben adj. 97, 34. 

•bennre, d«f 65, 15. 

•b«ne adv, 85, 7. 97, S. 14S, 9. 

e\)Pnkrigten, der 137, 5« 

ecke, dia 145, 5. 

•del 18, 91. 

6dM 114, 5. 

oht 3, 40. .•>7, 80, TS ^• 
eioblu 162, 5. 
eiden 4, 89. 

«igen Atf/. 10, 4. 79, IS. ««^r. d» 

e. 74, 2. 
eigenllchen adt. li>, 5. 

ein vor dem Vocati9 93, 6. einer 

haiidc 35, t. 
eine 3, 5G. 5, 14. 1?»f, 11- 
etneit 54, 99. 
einlif 159i, 8. 
einlcetic 17f), 
eiauuge, diu 80, 5. 
eiMhen is:t, 7. 
Elbe, diu .'{9, 25. 
eilen, <la/. 136, 7. 
eilende adj. 41, 5. 
ellendMi, sieh 187, 8« 
elliu «om. oe«. pl. neutr, Mm «tte; 

n/tcr. 
em/.okeit 20, 5. 
en JhtfOtionifpartikH. 
enssden Siii, 24. 
cnbcni 3, 39. 
enbinden 7i<, 27. 
enbir «. enbern. 
enbSzen 31, 10. 
endarf 14, 3Ü. 

ende, ein e. 3, 39. 31, 21. 34, 26. 

se e. komen 127, 2. 
•adellcbe adv 33, 16. 
•ner 6, 36. 130, 10. 



enfremden 14, 9. 
eng&n 78, 24. 
engegeue 165, 5. 
engelkAr 179, 28. 

Kngellant, der von 101, 10. 
cngelten 10, 13. 31, X8. 92, 10. 
enheiu SO, 94. 

enmitten 98, 19. e. swel 57ii, 1. 

entnügen 13, 16. 

enpfilhen, empfangen 15, 2&. 

enpiallen 188, 16. 

enpflegen 15, 15. 

cnriiochen 63, IH. 

üusol 20, 9. 

euspringeii 2, 9. 

enthftldeii 89, 13. 

entonc 13, 29. 

entrenneu 144, 4. 

entriuwen 11, 5. 

•nteUeieii 78, 14. 80^ 79. 

entawellen 107, 10. 

entwenen, sich 61, 1. 

entwern 90^ 13. 

entwlob, der 51, 33. 

entwinden 62, 17. 

ent^onen 77, 18. 

enweder 188, 8. 

enwiderstrit 87, .1. 

enzttnden 78, Ii. 

enswei 125, 16. 

enswiieben 17, 48. 159i, 3- 

er alt Verstärkung vor adj. und tmhH. 

2">, 3. 36, 5. subst. 22, 43. 
erbarmen unpert. 42, 5. 79, 2?. 
erbeiten 68, 22. 163, 8. 
erbeUtnt 166, 9. 
erben l2Si, 3. 
erblonden 160, 6. 
erboni 144, 7. 
erdringen 37, 35. 

6re, diu 6, 18. 88, ». T9| 10. 

155, 3. 
drebemde 78, 16. 
erfOrhien ini, 9. 
erg&n, ergfin 4, 26. 
ergeben, eich 78, 32, 
ergleaten 181, 7. 
ergraben 188, 8. 
rr)ii'bcn 3, 44. 
erhellen 78, 38. 
erholn, sich 58, 16. 
erkennen 7, 1. 89, 98. 44, 9i 91, 6. 

122, 7. 
erklingen 80, 149. 



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BBKÖBBN — OEIiiCHB 321 



erkösen, sich 8, 3* 

erlaben 80, 113. 
erlamen 139, 3. 
erlAzen 157ii, 9. 
erlesen 113, 9. 
erlidrn 13, 6. 66, 2. 
erliegea 60, 6 
«rkeaer, der 78, 9. 
erloubcn 13, 14. 
ermoii HC, 2. 
uru Hi>f 1. 

ftire, der 57n, 1. 165, 2. 
erschameii, sich 6, 21. 67, 40. 

erscl ollo.n 78, 38. 

erbciireckeu 127, 13. 

ersehen 17, 16. 38, 1. Sl, 44. 144, 3. 

erspehon 5l>, -3. 

örsto ("lo. lOi, 5. 

ereterbeu I2öi, 3. 

eretrlten 37, 34. 

erteilen 58, 9. 

ertöreii, ertoeren 66, 11. 99, 3. 
ervarn 187, 3. 
ervorht 101, 9. 

Crwahsen 80, 75. 
erweit 18, -JtJ. 

erwendeu ü:', ü. 65, 25. 77, 25. 154, 8. 
erwerben 16, 31. 

orwL'rn 74, 

erwindon 88, 14. 167, 3. 
erzeigen 78, 19. 
eniehen 95, 1. 

erzUnden S9, 12. 
es 1801, 3. 

esel unde gouuh 34, 9. 

6Bt s es ist 79, 33. 

öt = eht 51, 23. 571, 39. III, 7. 

eteslich 141, 5. 

eteswenne 140, 2. 172, 1. 

etewu 36, 10. 



9, V. 



g&be^ diu gotet g. 110, 5. 

gäch 14, 14. 100, 7. 
g^khen ado. in allen g. 11, 14. 
gäben VI09. 3, 16. 
gftmpelepil, das 76, 3L 
gan 40, 8. s. gannen. 
gauc, der 4, 8. 

WALTBU TOS SKH VOOKIiWBIDB. 



gano imp. 90» gAa 118, 4. 

ganz 30, 9. 80, 35. 38. 119, 9. 145, 7. 
gar 7, 3. 21, 12. 23, 10. 40, 8. 77, 2. 
gast, der 117, 2. 161, 8. 
gcbserde, diu 14?), 3. 
gebaren 4, •>4. 51, 6. 109, 5. 
gebe, diu 15, 26. 36, 39. 83, 3. 
geben «lov. 15, 14. 
gebende kunst 178, 2. 
gebende, daz 8G, 14. 188, 24, 
geberu, gebältren; öfter. 
gebieten 3, 43. imp. gcbiut. 
gebrechen 129, 9. 
Miebüezen a. büezen. 
gebüre, der 72, 39. 
gedagen 65, 5. 

gedauc, der, Gedankt t Sft9r, 

i^edauken s. danken, 
gedenken c. gen, 23, 41. 
gedien 4, 31. 

gediuge, daz, der 22, 2. 37, 2. 53, 

15. SO, 151. 165, 7. 
gedrlet s, drlen. 
gefriunt ad}, 186, 1. 
gefröwen 30, 3. 
gefrumen 68, 43. 
gefaege 19, 16. 157z, 10. 
gefüegen 27, 19. 
geftioge adv. 67, 2s. 
gehaben, sich 57, 21. 
geUalseu 144, 4. 
genas ad), 33, 8* 113, 4. 
geh eise, daz 139, 9. 
geheizen 17S, 5. 
geboret 78, 45. 
gebirmen 127, 11. 
gebiore 69, 8. 80, 104. 
gehcenen 72, 4. 
gchcBren c. dat. 163, 6. 
gehöret 120, 7. 
geU 60, 4. 75, 9. 
gein — gegen 84, 2. 
geist 78, 48. 

geistlich, g. leben 84, 12. 
gekleit = geklaget 85, 13. 

gelachen I'J, 8. 
geläu 8U, 34. 
gelAs 39, 30. 
gcleben 81, 1. 
gelegen part. 84, 15. 
geleite, das 8 Ii, 24. 
gelesen part, 119, 2. 
gelf 2, 1. 

geliohe ad9. 36, 20. diu geliobe4d^ 7. 

21 



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322 



OELIohBN — OEWALTBK 



g«llefaeii 68, SB. liob g. S, 8. du 

g. 68, 40. 
geliegen, prant, gelouc 21, 9. 
geligen 72, 5. 
gelihen purt. 181. f, 
gelingen 47, 14. 
geloben, loben 67, 18, 
geloube, der 24, Iti. 
geloit1»eii, lieh, «. gm, 81, 4. 
gelouc «. geliegen. 
gelt, das 68, 2J. 151, 1. 163, 5. 
gelton 3, h% 83, 14. daz g. I26i, 7. 
galabde, daz 139, 9. 
gelust, der, WohlyefaUen 184, 7. 
gemaoh, daz 121, 7. 
gemaoheii 17, 1. 

gemeine adj. adv. 17, 10. S9, 22. 

52, 7. .S9, j(. g. ein 13, 30. g. ba- 

Oeu 16?, S. 
gemeit 8, 8. 
gement «. menen. 
{»emezzen 78, aU. 

gemUete, daz: g. tragen 16, 30. 
gemttot ad$. 119, 8. 
genAde, diu ir>, 24. 83, 6. 87, 9. 

27, 17. 1281, 13. 
genAden 155, 7. 
gen»deeUoh 80, 148. 
geuseme 108, 7. 
geuemen, nehmen 36, 36. 
geueson 8, 7. 87, 13. 80, 89. 131, 1. 
genietea, »ich 107, 1. 
gcnifzcu 2G. 17. 47, 40. 
geuöz, der ä6, ö. 
geuOzen, sieh 5, 8. 
genosten part, 86, 18. 
geunoe acö'. 5it 37. 
genuoge adv. 151ii, 13. 
gepttege», pflegen 53. 
ger, diu 79. 75. 
gerivte, daz 140, 3. 
Görbrelit n. pr. 110, 8. 
g8ret = gefiret 80, 21. 
G4rli«rfc Atae 186. - 
gerihte, daz 161, 4, 
gerihteu 169. 2. 
geriten 126X1, 4. 
getiuwen 34, 18. 
gern c. 'jfn. 3, 43. 
gernde, der 83, 10. 
gerne 80, 108. gerner 101, 4. 
gerochen part. 86, 8. 
gerte, diu 80, 32. 168, 8. 
geittegen 80, 122. 



gernochen «. raoobeo. 

geiach prcet. von gesehen 81, 14. 

peschach, geschah. 

geschaffen l26ii, 11. 

geeohant 138, 6. 

gescheidcn = scheiden 7, 5. 

geschenden 79, 37. 

gescbiffen = verschißen 151, 3. 

geeohr8 185, 18. 

gesegeneu 54, l. 

gesehen = sehen. 

gezeit = gesaget 36, 11. 

geeelle, der 12, 8. 

geselleschaft leisten 188l^ 13. 

gesin 10, 11. 

gesinde, daz 187, 18. 

gesinden, sieh 78, 83. 

gesingen = sintjen. 

gesit/.en = sich seUen 54, 24. 

gesmosen 8li, 4. 

gesprochen = sprechen. 

gespil, der 188, 9. 

gestolt part. 31, 27. 79, hb. 

gesUn, einffion vor g. 27, 38. 

geeteine, das 6, 5. 

gestön = stehen 55, 11. 

gestrlten, kämpfen 79, 37. 

gesnnt 81i, 24. 

geswlgen 76, 19. 

getän 3, 16. 

getar m. turren. 

gei&t, diu 145, 7« 

getato S, 40. 

getragen 80, 45. 

getreffen U, 11. 

getreten » treten 68, 18. 

getrinken = trinken. 

getriuwe 9, 36. 

getroesten ~ trcesten. 

getronmen s tronmen. 

getrüren = trüren. 

KCtrüwen, trauen* 

geturren 7, 11. 

getwere, das 148, 6. 

gevallen 73, 31. 

gevar 80, 54. 

gevam = Tarn 76, 1. 

gCTerret 80, 14. 

gevieret s. vieren. 

gewäget 76, 30. 

gewalt, der l, 8. 28, 1. 79, 54. g. 

haben c. gen, 53, 5. 
gewaltccUche adv. 27, 11. 
gewalfcen e. gtn, 65| 5. 



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OVWAB — HBSSBIOHBlf 



328 



gewur 80f 118. 

gewtere 80, 106. 

gttwarten 62, 15. 

gewenden 30, 39. 

gevrem 40, 3. 47, 89- 

gew«rp, der 37, 38. 

gewerren Si), 118. 

gewesende 80, 79. 

gewlhtitt swert 188, 42. 

gewin, der 65, 17. 

gewinnen 17, 32. 

gewis adj. 144, 10. 

gewisi pari, wn wissen 164, 6. 

gewizzen adj. 140, 3. 

gewon 22, 49. 80, 116. 

geworlit 80, 35. s. vrilrken. 

gewönne, das 87, 13. 

gczemen 15, 27. 34, 22. 38, 17. 

gezlt, diu 1, 6. 

giesen <>7, 29. 

glht 3. prmt, eo» jeben 33, 1. 82, 3. 

gir, diu 80, 13. 
glt = gibt 18, 11. 
gltekeit, diu 138, 9. 
gttsen 112, 6. 

glesln 14, 24. 

got: gotes hüs Slm, 19. 165, 3. 

gotei Tart 120, 1. 
gottoh, der 34, 2. 96, 5. 
gougelfuore, diu 117, 6. 
grA, grau 70, 7. 
gram 170, 8. 
gr&t, der 76, 12. 

grim, der, oder diu grimme 187, 3. 

grimme adj. 79, 23. 

grlnen, das 146, 6. 

grlse, der 66, 1. 

graonen 18, 24. 

gruoz 16, 23. 63, 4. 

grftien 140, 4. 

gllete, diu 7, 4. 

gugRaldei I2>iir, 11. 

guldin, golden l26n, 7. 

gülte, din 15, 11. 77, S. 

guQ&ret 80, 23. 

gunnen 22, 14. 40, 8. 

guot adj. 3, 11. 20, 13. 31, 3. 56, 

20. 70, 25. se gaote tttoa 13, 11. 
gnot, das 14, 12. 18, 12. 811, 11. 



habe, diu, der Haf-'n ISl, 5. 
habedane, der 17, 2. 37, 8. 



haben, haU^n 17, 17. 35, iSt 
hal 1, 3. «. hellen. 

halm, der 9. 
halsen 144, 4. 
halten 151, 7. 
hän 6, 11. 

handelunge, diu 119, 10. 
hanhte ». beuken. 

hant: einer hande 35, 1. 125, 1. mit 

beiden banden swern l26l, 14. 
hantRet&t, diu 80, 1.13. 
h&r : niht ein hkt 64, 3. büt und h. 

t. hftt. 

harte ndc. 112, 3. harter l28ii, 2. 
baz 10, 18. 14. 13. Sin, 7. 117, 9. 
130, 1. 

heben, aieh 59, 25. 79, 39. 

hei 35, 7. 

iieide, diu 1, 2. 

beiden, der 80, 12d. 

heil adj, 34, 34. 

heil, daz 80, 100. 108, 2« 

heilegeist 78, 60. 

heim adv. 59, 25. 117, 8. 

heim, das 117, 3. 

hcime (idv. 63, 21. 117, 8. 153, 8. 

lieiinesch 161, 7. 

bein adv. 141, 8. 

heiaen 25, 12. 

H616ne n. jir. 23, 24. 

helfe, diu 143, 5. 

helfBlös 78, 70. 

helfen 3, 83. 67, 9. 

belle, diu, Hölle 80, \% 

hellebeiz 78, 65. 

hellem6r, der III, 7. 

hellen 1, 3. 78, 53. 

hcndc s. hant 78, 62. 

henken 98, 5. 

her adv, 30, 23. 47, 17. 108, 5. her 
wider 39, 26. 138, 3. Id7n, 11. 

her, daz, Iloer 78, 60. 

hör, bdre adj. 9, 14. 17, 29. 39, 14. 

b8r vor Bigtnnamen » h8rre. 

höre adv. 8 In, 22. 118, 6. 183, 3. 

liereberge, diu 77, 32. 

liören 80, 62. 

hergea^le 136, 10. 

hÖrllrhe adv. 80, 34. 

b6rre, Hüter 67, 1. 72, 15. 130, 2. 

alt Ausruf 31, 13. 
h8noh 68, 31. 
herte adj.. hart 80, 105. 
heiseiehen, das 136, 9. 

21* 



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524 



BEBZSLBIDB — JBHBN 



henelttlde, diu SC, 22. 

herzeleit, das 56, 22. 
horzplich 34, 7. 
lierzelicbe, diu 25, 10. 
heneliep 56, 19. 
hi« 4, 21. 30, 13. 56, 37. 
hien = hie in 133, 1. 
hie'Bt = hie ist -10, 27. 67, 10. 
Hilteffundtt n. pr* 34, 34. 
himelfrouwe, diti 80, 74. 
hina-lhort, der l U», 8. 
himeltüu, dnz bO, 70. 
bimelwagen, der IT, 27. 
In: hin ze j;\re lOH, 7. In'n (fcben 

83, 9. hiu umbe 29, 6. hiu wider 

78, 47. 
hlnaht 117, 6. 
binden 77, 24. 
liinfler, h. sich Slii, 24. 
hinken 143, 2. 171, Vi, 
hiniio 8, 12. 
binnen 3, 34. 79, 29L 
hiure 34, 9. G3, 4. 
hiuto: h. und ieraer 3S, 2. 57, 2ü. 
h6 3, 27. 56, 3. 
]i6oh 1.3, 23. 69, 1. 143, 10. 
höchpeborn luu, 8. 
höchjjeinäc 174, 1. 
hdchgemttele 98, 13. 
höcligemuot 5, 14. 23, 19. 
höchtfezlt, diu 5, 33. 
höebverUo 177, 3. 
hof : so bOYe 36, 30. 
höhe mit. 25, 9. 152, 8. mir itAt 

höhe 103, 2. 
hoehen 37, 21. 
holt 11, 5. 137, 6. 
hoeno g.i, 8. 122, 3. 
houe^eu 140, 5. 

bcsnen 36, 7. 69, 11. das b. 135, 15. 
hornune, der 150, -j. 
hört .^2, 10. Iü2, 5. 
huubet, daz 4G, 17. 
houbeteande, dia 91, 1. 
hoyebierc 161, 7. 
hovf'hello 10'. II. I. 
hovcliuh uU, 2. 72, 1. 
hovellcben adt. 5, 14. 108, 5. 
hövesch 36, 2. 

hövusoheit, diu 57, 26. 166, 3. 
hövuschen 36, 
hovest»te adtf. 140, 1. 
hovewert a4$, 180l, 8. 
btteteu 31, 33. 



hnlde, dia 12, 7. 33, 30. 75, 12. 

hnlfen p/ur. pr<t /. ton belfen 35, 8 

huobe, diu 1S8, 45. 

huote, diu 3, 20. 13, 9. 133, 6. 

htll, das 80, 83. 155, 3. 

btkt 31, 3. bftt und bAr 96, 11. 



i h 8' r-t ich sie 13, 17. 

ie 3, f.3. r, 27. 134, 10. 187, 86. 

icdooh 21, 6. 51, 9. 
I icgealicb 99, 9. 
j iemen 9, 29. 74, 3. 
; ienier 12, 17. 46, 11. i. mö 57, 13. 
66, 2. i. Diöte 188, 17. 

iemitlen 66, 37. 

iender 17, 37. 172, 3. 

ienoch 3:), 9. 47, 40. 

iesä 76, 18. 

lesob «. eisoben. 

ietweder 17, 41. 

iezuo TU, 12. Ifi.i, 7. 

iht 2, 6. 3, IJ. 142, 2. = niht .S2. 2. 

i*m SB ieb im 54, 4. 

in dat. pl., ihnen 65, 23. 

in ein, hinein 27, Vi. 80, 34. 

in allen gäben 11, 14. 

i'n ^ io)i in 65, 34. 

i'n, i'no 12, 6. 

ingesiode, daz lO.'t, 1. 

inme in deme 10, 7. 

inno 1, 3. 

inuocliche ade. 9, 23. 188, 28. in- 

necllchen 12, 10. 
innen 132, 9. 
ins:-» 1, 185, 3. 

irre: i. ft6n 171, 8. i. varn 51, 31. 
irreu c. acc. und gen. 19, 8. 
ttensob n. pr. 136i, 3. 
iu dat. des pers. Pron , euch 6, 10. 
iur 8 iawer 6>.38. 134, 21. 



j4 Ausruf 2, 32. 32, 41. ««6«/. 14C, 

10. 170, 13. 
jagen 80, 25. 
jsemerllche adv. l«'^, 17. 
jÄmcrtac, der 76. 34. 
ja'u = j4 ne 3, 39. 
jAr; S6 jAre 63, 2. 109, 7. Ton den 

jären 148, 6. 
jeben 10, 4. 20, 2. 79, 4. 80, 4. 



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JOCH — Ld 



325 



joch l.\ 12. 57, 27. 188, 4». 
junchörre, der 179, 5. 
jungen 17, 19. 31. 



kalo 139, 10. 
kamtrttrtt lio, 8. 
kanzellsere I59i, 7, 
kapien 5, 20. 
kappe, diu 84; 19. 
karkervar 76, 10. 

KatzeneUcnbogen, der von ISCnx, 8. 
kein 172, 3. 
keiierlleta 97, 4. 
kel, diu 17, 41. 

kemenäte, diu l29, 7. 

kempfe, der 99, 9. 

ktoen 80, 57. 

Kerendrere, der lOS, 1. 

Uerze. diu 160, 4. 

kiel, der 151, G. 

kieaen 3, 3. 69, 4. 188, 29. 

kindos spil, daz 170, 7. 

kint (5, 18. ein k. an freude 21, 3. 

von kinde lier 68, 2. 188, 7. 
kintbeit, dto 170, 8. 
klt prcBi. von quodcn 68, 34. 
kiusche adj-, h^usch 113, 8. 
kiusche, diu, Keuschheit 37, 33. 
kinse pras. von kfesen 3, 82. 

klapen 31, Ci. 
kleiden 18, 9. 

kleine 21, 11. adv. 34, 18. 45, 9. 
57, 19. 167, 7. xe kl. 67, 25. 

klösensere, der 3G, 6. 81m, 22. 

klü«, diu 80, b4. 

kneht, der. Knapp« 96, 3. 

knoUe, der 107, 6. 

Kölne, bischof von K, 159l, 1. 

komeu 163, 4. 

k6r, der III, 9. 163, 8. 

kös praet. von kleten 3, 3. 

krä. diu 4, 29. 

kraft, diu, gen. krcfte 5, 23. 134, 4. 
krage, der 107, 7. 

kraue 25, 12. 52, 5. 174, 1. kran- 
ker sin 87, 6. 
kranechen trit, der 98, 3. 
krefte «. kraft. 

krcnken 68, 48. 142, 3. «ioh kr. 

67, 31. 

Rriecheu,zo Kr., Griechenland 1U3, 7. 
kripfe, din 88, 8. 



Krist, ChrUtua 80, 43. Erittes reite 

153, 4. 

kristen, der, Chrf$t 80, 129. 

kristenlicit, diu 80, 118. 136, 3. 

kristcnliche aifr. 115, I. 
kristenman, (K r 1S4, 23. 
Krittentaom, rior, personi/. SO, 115. 
kriuze, daz 85, 3. 

kröne, diu 16, 18. 85, 3. = Kaiier* 

thum 129, 13. 
kroBnen, mit lob« kr. 26, 6. 

krüraben ILTai, 12, 
krump IGi», 1. 

kumber, der 14, 3. 18, 10. 

kam« adv., tnit MShtf kaum 55, 23. 

künde, diu 87, 12. 

kündeclichcn artr. IGO, 4. 

kuudckeit, diu 124, 14. 

kunder, das 146, 2. 

kündic 188, 6. 

kUnec, König. 

kuuTt, diu 73, 5. 84, 5. 

können 1, 6. 68, 36. 169, 11. 

kunst, diu 17^, 2. 

kunterfeit, daz MG, 5. 

kür conj. proil. von kiesen 5, 29. 

kUr, diu 103, 12. 

kurz: in kurzen tagen 185, 1. 

kurzewlle, diu 5, 13. 

kttssen, das, ÜT/nen 17, 31. 



1& »//i/jT. von ]\n 27, 25. 
laclielajre, der 140, 4. 
lächeliclio ad». 140, 8. 
Ucben e. ffen» 9, 22. 
Inden 13, 8. 

lA^e, diu 77, 30. 133, 6. 
läu = Uzeu 3, 10. 
langer 3, 7. 

laut 4, 20. 
lai.tgr.ive 109, 1. 
iantreiiloire 79, 57. 
Itere 164, 8. 

läst 2. pra-.i. ron 14zen 3, 7. 
laster, daz, Schnnde 19, 12. 
lasterlioho, -liehen 135, 6. 92, 12. 
lAsen, erben 1. 186, 10. varn 1. 151, 

7. verlauf n, zurück'amfn 3, 51. 

ertateen 80, 94. zulassen 77, 12. 

sich an einen 1. 145, 8. 155, 6. 
18, der 2, 8. 



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32S LBBSN 



leben, frles 1. 133, i. geitülditts 1. 

84, 12. 
lecker, der 108n, 3. 

Icdio 32, 17. 

Idhen, gotos 1. 144, 8. 

leide ad9., »ehmerzlieh. weh 60, 13. 

leiden 30, 34. 47, 88. mir leidet ein 

dinc 9.i, 9. 
leider, wie nhd, 

tele, der, Laie Bim, 14. leien reht 
86, 14. 

leisten, iHg nhd. I2?ii, 13. $iH Ge- 
bot bejolgtn 173, 2». 
leit «ulj. SO, 8. 
leit, daz 3, 5. 
leit = leget 15, 3. 
leiten 124, 14. 
leiteeterae, der 97, 19. 
lenge, diu 148, 1. 

16re, diu6-», 20. 111,4. 120.2. 133,3. 

l£ren IG, 16. 

lemea 107, 7. 

letehea 183, 4. 

lesen, pflücken l, 10. 

lest, lettt. jüngst 79, 60. 

leyre, der, L5^e 181, 1. 

Udea, leiden, erleiden, ertragen 93, 3. 

liebe, diu 3, 8. 38, 10. 

liobeu, einem 86, 2. mir liebet 37, 3. 

liegen, lügen 31, 9. 6u, 7. einem L 

84, 11. subst. 178, 4. 
lieht adj. :i, 3. 6, 21. 18, 19. 80, 106. 
lieht, daz iU5, 1. 

Uep a<//. 3, 8. 37, 9. 38, 38. 140, 7. 

188, 48. 

Uep, daz, Geliebte 3, 7. 23, 18. 

treude, Lust 55, 10. 
Uet, dac 169n« 8. 
liesen, daz 1G4, 3. 
ligen, Heyen; oft. 
lihen, leihen 17, 39. 
Uht adS, 33, 36. 
llhte ade. 6, 36. 36, 38. 
llhtgemuot 22, 35. 
lilje, diu 16, 20. 
UljenTmr 17, 34. 
li^erOeevarwo 76, I9. 
linde, diu «ir/. 9, i. 
link 130, 6. 
Up, der 3, 81K 

lise, icli, 1. prmu to« leien 1, 10. 

Ilse a«/». 100, 7. 

Ust, der 28. 4. 47, 35. 80, 42. 
93, % 



— ILSRB 



lit, daz 181, 1. 

11t =r liget 1, 10. 

linlitett 97, 7. 

Liupolt n. pr. 107, 10 /. 

liut, liute, Leute 186, la 

Ii Uten, läuten 152, 4. 

16 2, 25. 

lobelich 60, 7. 

lobelln, das 119, 7. 

loben 17, 49. eubsl, 10, 16. 

lOn, der 102, 7. 

lönen, belohnen 49, 4. 

lop, daz, Lob. 

löl adj. 59, 9. 67, lt. 

loesen 78, 15. 

löt, daz 93, 13. 

louf, der 105, 13. 

lottfen 193, 9. 

lottgen, daz 3S, 8. 77, 39. 

loup, daz Slii, 4. 

Ludewio n. pr. 105, 3. 

Ittft, der ISO, 5. 

lüge, diu 112, 7. 

lügensere 42, 2. 

lüne, diu 109, 6. 

Itta ad»,, lata 3, 44. 

ICiter fidj., lauter, Uar, rein 140, 7. 

laterlich 27, 22. 

lUtzel, l. ieman 24, 8. 32, 18. 66, 15. 
ein 1. 40, 4. 51» 18. 



mac prcBS. ton mOgen, kS»men 3( 96. 

niäc, der 186, 2. 

machen, hervorbringen, bewirken. 

meget, dia 1, 4. 

magetlich 80, 39. 

maht: dü maht, du kaniut 93, 11. 

maht, diu 158, 3. 

mfti, das 141, 5. 

malhe, diu 83, 11. 161, G. 

man, der, JfaiM, in der Regel un- 

flectiert. 
mftne, der 46, 99. 
7«anec, manic, manch 3, 7 ß. 
inaneu 53, 4. 166, 3. 
manheit, diu 136, 12. 
manievalt 90^ 1. 97, 3L 
manlicb 179, g. 
maro, diu l26l, 5. 

maere adj. 73, 36. I26i, 10. alsO m. 
63, 18. 



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* 



üm, dM 11, 6. pl. diu m. 31, 12. 
M bOBsen mseren 56, 6. höher 
msre sin ]59i, 6. ze m. sagen 
Itil, 4. m. brmgeu ISOii, ö. 

mwgulte, dia 80, 51. 

martersre, der IO611, 6. 

nftze, diu 16, 8. 29. 75, 18. 116, 3. 
142, 1. 148,2. 151,4. per$on. 25,3. 

m« 3, 11. 14, 5. ntött, 74, 13. 

megede kint s Christus 167, 7. 

Megedeburc n. pr. 100, 3. 

mehtic 158, 1. 

mttio, der 5, 8. 

meinen 30, 7. 61, 14. 167, 7, 
meist adj. 8 Im, 7. 
meister, der 165, 3. 173, 9. 
mfllttoriiiiie, diu 37, 88. 
meisterlös 169, 11, 
meit, diu 6, 34. 
■MldttA 106n, 3. l«6, 13. 
menege, diu 118, 3. 
menea 115, 7. 
in«im«8oUich adj. 80, 42. 
nuuuiMebllcben ad». 79, 7. 
meiuelieU 78, 33. -il. 
mer, daz, Meer. 

ai4re ade., mehr, länger, ferner 26, 9. 
iD4r«B 53, 32. grofiv iDocAtfi», er- 

hSktn 105, 10. 
merktere l;j3, 9. 
merken 69, 4. 118, 1. 
mene, d«r 5, SO. , 
mes, das 148, 7. 
mezzen 37, 7. 
MichabSl n. pr. 173, 25. 
michel 4, 34. 

michels adv, gen. 10, 15. 101, 8. 

I28ii, 2 
mlden, meiden 105, 12. 
miete, dfn 39, 5. 
mlle, diu, Meile 155, 3. 
milte, diu 82, 7. 
milte adj,, freigebig; oft. 
milteeUohe «d». 103, 10. 
mUttiteh 33, 13. 
min gen.. mein; oft. 
miune, diu 3, 8. perton. 26, 8. 
minneelicli adj. 10, 1. 45, 4. 83, 15. 
minnecltohe ado. 157u, 7. 
minnefiur, daz 80, 103. 
miuueu, lieben; oft. 
miimer comp, adj.^ mlsder 51, 40. 

miure 148, 5. 
minnetanc, der 75, 11. 



— HlcB 327 



ariare «. mlaaer. 

mir »' = mir si 17, 17. 

mir'at = mir ist 63, 1. 

mir'z = mir daz 9, 28. 

mlnebietea 57, 35. 31. 

missog.'Vn '-'7, 24. 

misseiiogeu 22, 8. 

MIssensre, der, n. pr. 157l^ 1. 

aiisseetikn 40, 14. 

roisaetät, diu 37, 48. 140, 6. 

missetreten 166, 7. 

aiitwtoea 46, 8. 

miMeveUea 87, 13. nAst, 35, 3. 

missevarn 52, 30. 

miaaewende, diu 40, 10. 119, 3. 

ailt imper. 90m aitdian 3, 34. 

mit prcep. 22, 40. 58, 57, 

mite adp. 70, 4. m. rünen 46, 27; 

teilen 170, 12; yolgen 22, 50 u. s. w. 
mitewitt, diu 80, 41. 
Büttelmae, der 159ii, 2., 
mitten adp., mitten 188, 36. 
mühte conj. praet. »on mUgen 1, 6. 
morden itO, 9. 
morgea, der 3, 3. 
inorgenröt, der 80, 32. 
morgeusterue, der 3, 12. 
mort, der 138, 4. 
maeke, diu 8 Iii, 19. 
müen, müejen 11, 4. 19, 3. 53, 14. 

136, 6. 188, 28. 
mttese conj. p/wt. nn mUesea 5, 30. 
mfiesegenge aiotn. 187, 15. 
mttezen 8, 1. mögen 85, 21. 51, 8. 
mügen 1, 6. 9, 4. 
mül, diu, ÜühU 73, 31. 
munder 146, 3. 

mttnech, der, Mönch 3, 85. =s Abt 

155. 10. 
mfiaistsea 138, 7. 

Maore, diu, Fiußname 118 1. 

muoge pTitt. von müezcn 6, 32. 

muot, der 3, 15. 7, 2. 16, 16. 21, 
33. 93 , 7. 133 , 8. 183, 1. muot 
haben c. gen, 141, 4. ae muote 
werdeu ä^l, 1. 

muoten 7, 11. 

Bifti, dia. Manu 106n, 4. 



nae, der 89, 8. 68, 38. 

nftch adv. vil ndcli 25, 9. — prmp, 
51, 24. 54. 16. 105, 14. 



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4 



328 vAOExs 



nacket adj.. nncht 17, 46. 
nftgel, der 14G. S. 

Bfth« adj, 2, 21. — t, SS. 11, 6. 
101, 1. 

n&hen ade. 17, 17. 

n&hgebüre, der If.O 6. 

Bfthteg«!, -gale, diu 4, 9. ^. 

name, der ng, 1. 

narro, der 11«, m. 

naz arf^., no/J 155, 9. 

ne «<i9. Ntgaüon 36. 

nftbelkri, dla 9, 4. 

neic prcft. von BtKen 6, 22. 

neigen, sich 38, 29. 

nein: n. ieli 74, 7. n%utr, 140. 10. 

neina 34, 6. 52, 19. 

nemen 4, .34. 155, 8. 

nennen 91« 3. 

nem, «öftr«», erfiattm} o/t, 

newart, uard nicht 4, 27, 

newas, uar nicht 4, 25. 

nlden 49, 3. subst. 34, IS. 

nider adij, 75, 19. ad: 38, 8. 

nidere adv. 25, 9. 

nie, nt«, durchaus nicht i ojt, 

nieht 8. 13. 

aieman, niemen 9, 82. 

niemcr 9, 82. n. man 10, 14. n. 

niht 12, 8. 
niender 36, 28. 
niene 3, 26. 
nienen 70, 23. 
uiener 100, 10. 
niewaa 3, 8. 
niesen iSOi, 4. 
ntgen c. dat. 6, 22. 117, 2. 
niht c. ye/i. 4, 35. ntutr. 90, 3. 
nlt, der 1, 7. 55, 7. 69, 19. 
niuwan 42, 2. 77, 29. 
ninwo ndj. 40, 8. $ubst. 104, ß. 
niuwet, niwct 13, 32. 81m, lö. 
noch 66. 36. 48, 1. 178, 19. noeh — 

uoeh 80, 89. 
Ü6ne, diu iü4, 4. 

nöt, diu 3, 3ö. 17. 33. 19, 9. 47, 1. 

59, 8. 
nOtic ad}. 178, 3. 

nü 2, 30 34. 12, 3. 80, 8. nü dar 

173, 14. 
Ntterenbero n. |>r. 161, 4. 
numme, in n. dumme 108> !• 



fOLTjH 



ob, obe eoi^., «mit 9,81. S9, 7. 88. 1. 

90, 9. 

obe prasp, e. <faf., über 30, 10. 
obedach. das 169, IS. 

obo ÜK'on -^n. 18. 19, 
od, Ode = oder. 

offenb&r, -bAve näm, 80, 44. 168, 28. 
offenllche adn. 42, 6. 167, 6. 

ofte or/p., oft. 
ordenunge, diu 80, 144. 
tee, das, Ohr. 
6ren1ÖB adj. 32, 24. 
ors, daz 83, 12. 

ort, daz 55, 18. SO, 73. 152, 8. 

Otte n. jir., OfA>. 

onch, auc/i, nocft 84, 7. 86 13. 

ouge, daz, Auge, nnder ougcn 6 35. 
ougen weide, diu 2, 11. 8, 32. 

194, 6. 
ouwo, diu, Au 9,' 11. 
ouwö, öwö 5, 27. 24, 5. 
owi 2, 16. 



palas, der, Pa\n»t 80, 59. 

Patriarch e, der 119, 3. 

pfaffp, der, Prif^ter; oft. 

pfaflich aäj. 179, 3. 

pfahten 158, 8. 

p&nne, diu 119, % 

pfant, daz 89, 5. 

pfarre, diu 116, 6. 

pliat, das 9, 24. 

Pfät, drr Po 118, 2. 

pfÄwe, der, Pfau 98, 4. 

pfenden 30, 27. 62, 5. 

pferit, das 1261, 10. 

pflegen c. o^'n. 2 5. 181, 4, mit 

einem pfl. 9, 31. 
pfleser, der 159i, 6. 
pflibten 59, 12. 135, 10. 
pfrüendo, diu 165, 6. 
pfuut, daz 99, 11. 
Philippe« «. pr. 97, 1. 
Itilf?erin, der 187, 4. 
Pölän, der Pole lOSi, 4. 
porte, diu, Pforte 80, 33. 
predjen, predigen 158, 8. 
prls, der, Lob, Ruhm. 
pri^^en 137, l. 

prUcven 151, 9. 10. 156 8. 
PttUe n, pr, 149, 1. 



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KACHE — SCHELTEN 



329 



räche, der 146, 8. 

rtehe, diu l€7, 5. 

Baphahdl n. pr. 173, 86. 

rat, daz, Rad 72, 23. 

rät, der 83, 15. r. trageu 159, 6. 

r. werden 3, 45. 66^ 8. 80» 91. 
rechen M» S. 167, 1. 
rede, diu 67, 6, 
rederich 159u, S. 
regen 17« .^7. 
r^enen 82, h. 

reht .itn. 16, 29. 87, 3. m, 12. 
rebte adw. 32, 18. r. als 3, 36. 39, 34. 
BeinmAr n. pr. I98ii, 1. 

reine affj. 17, 2.1. 49. 
reise, diu 1S8, 48. 
rennen, wie nhd. 138, 10. 
riren 84, 4. 

ricli intper. von rechen IfJ, 1. 
rieh, rlehe, mächtig, reich 9, 20, 
rlclie, daz = imperator 98, 9. 
riehen 116, 9. 147, 1. 
rlfe, der, Iie>/ 73, 1. 
rigel der ms, 14. 

ribten, einem und Uber einen 26, 

10. c, dat, ISS, r. 
rimpfcn 2, 7. 
Bin, der Rhein 39, 25. 
rinc, der 165, 8. 188, 41. 
ringe atf/. 80, 159. 87, 8. 
rintjpn 25, 12. 57, 18. 
rls, daz 137, 3. 
rise, der 148, 10. 
iteen 86, 10. 
rllen, reiten ; oft, 
ritterlich 179, 3. 
riuten l2l, 3. 
riuwe, dia 84, 94. 
riuwecllche 1«^, 19. 
riawen 12Sii, 1. 
riuwio 78, 13. 
Biue, der, n. pr. 180t, 4. 
tt 2, 23. 

Börne, Rom 8lxu, 5. 
rcsmeioh 113, 9. 
rAr, daz Iii, 8. 
roBseloht 17, 24. 

rouben, rauben, berauben llO, 9. 
rft 2, 80. 

moke, der 169, 10. 
rücfon, rufen 17, 46. 110, 5. 
rüemnre, der 56, 13. 
memec 94, 94. 56, 4. 
rOemcn i:^ 90. 



rUeren iQ, 2. 
rünen 46, 98. 
moehen 31. 55, 6. 

I riiowp. diu, Ruhe 1.54, 11. 
ruoweu, ruhen 173, 24. 
rftsohen 70^ 93. 79, 99. 



■aeh prmt, tton Mhen, %tth 3, 4. 
Sache, diu, Reehttgaehe l96i, 8. 

Sahae n. pr. 100, 11. 
I sal, der ören a. 96, 1. 
Salatln n. pr, 101, 7. 
ssBlde, diu 15, 19. 89, 1. perton. 

18, 9. 
saeldenrich 88, 11. 
8«Iekeit 33, 5. 
saslic 12, 15. 173, 8. 

8Kte s. sAt. 

Salomön «. pr. 80, 50. 

«am prepp. 83, 11. 

sam, same 5, 9. 

85im :59, 31. 
' same, der 108, 2. 
I «amen, se lameue Sit, 19. 
j samt 141, 8. 

sano, der, Ge^nug- öfter. 

sanfte adj. 26, 16. 39, 7. adv. 121, 10. 

tangei tac 5», 5. 68, 91. 

sastc pr^rt. ton setzen 22, 5. gii, 3. 

sät, diu, ^/en. aaete 166, 8. 

s&ze, dm 81 1, 21. 

•Ohaben 77, 4. 170, 4. 

schÄch, fli r 117, 9. 

schade, der, Schaden; oft. 

schaffen 55, 11. 74, 5. lüGii, 6. 

schal, der; se schalle werden ll2, 10. 

schale, der 1.19, l, 

schalchalt lb8, 36. 

schalkeit, diu 107, 7. 

schallen 96, 10. 109, 7. 

schäm, diu 40, (!. 66, 39. 

schamelös 19, 9. 

schämen, sich 18, 23. 19, 8. 66, 32. 
schände, diu 91, 1. 

fCliapol, <!:iz 2, 12. 57, 97. 

scharn, sich 78, 59. 

scbarpf 107, 1. 

Schate, der, Sehaiten 4, 15. 

Bchätfi ~ Rcliadete in, 4. 

scheiden 3, Ii. 16, 14. 87 10. tubit. 

57, 6. 
Mhelten 31, 16. 



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8CHEMEUCH 



8PATB 



•chemelich 139, 7. 
»ohenken 80, U7. 
•ohiere adp, 9, 20. 
scliillien 70, 14. 4ltM, Ittt, 8. 
•chimpfea 67, 12. 

•chln, der 17, 14. 35, 11. 76, 20. 

laOn^ 4. ■ohln werden IS, 19. 88, i. 
•eliliulen lf^2, 6. 

sohtnen3, 4. 36, 15. 50,6. 109,10. 
Ml|6a« «Ii». 6, 22. 9, 5. 9. 152, 2. 

t. pflegen 85, 8; «ich TertiBaen 

19, 15; walten 175, 4. 
Bchoeue adj. 16, 23. 90, 4. = schoe- 

nei 38, 17. 
■c]i«»ae, dia 7, 8^ 87, 19. 
Bchonwen, daz 77, 22. 
schrien 2, 4. prcBt. 90hH 85, 4. 

iuM, 7B, 88. 
»ohriet proet. vo» eehxOtea 18, 15. 
Bohrin, der 81 r, 15. 
schrdten 18, 15. 

eehulde, diu SO, 49 j von schuldeu 
13,18. 51,9. 55,9. 1981, 7. 1581,1. 
schulten s. schelten, 
sö interj. 66, 4. 164, 2. 
iedel, der 171, 8. 
•egeneii VM, 8. 
seheu 3, 3u. daz 69, 37. 
»eite = sagte 40, 23. 
eeiten III, 9. 
selbe 27, 16. 36, l. 
selbwahscn 169, 1. 174, 6. 
selbweseude 8U, 7. 
•elde, din 80, SO. 
selfiu 31, 29. 
selten 137, 1. 
tieltSKne 146, 2. 
temir l98ii, 9. 
•eneclich 15, 3. 
sende prat. von leiien 3, 50. 
tenede adj. 3, 8. 
•enelich S(S 16. 
•eneii, sich 3, öO. 
senftu (xHJ. 11, 9. 
senfteu 34, 24. 
■8r, das 17, 30. 

■8re ade. 3, 51. 34, 6. 77, 13. 
86ren 23, 17. 144, 3. iuM. 53, 34. 
ses, daz 177, 1. 
■81 6, 8. 

•etzeu 17, 3. 81 ii, 16. 

si su>>.il. 22, 43. 

sibeneu, sich 177, 1. 

•ich imper, 9cn sehen: Heh 82, 4. 



sicherllche udv., zuverlätriff» 
•Ide, diu, Seide 16, 32. 
■tooh 95, 10. 17, 90. 
ileehen 17 1, 13. 
siechhüs, daz 80, 115. 
sigeutmft, diu 188, 43. 
ttb« 1. prm», wn eehen 10, 9. 
Simonie 80, 119. 
sin, der 7, 3. 27, 10^ 54, 7. 
sin suösi. 144, 8. 
■inewel adj. 175, 6. 
sinewellon 176, 8. 

singen 164, 3. s. nnde Mgen 59, 5« 

sinnelös 35, 12. 

•innen 85, 7. 

Sippe, diu 174, 3. 

Sippe adj. 1261, 11. 

Sit 3, 34. 114, 2. 8. daz 21, 7. 68, 

15. s. nft 47, 94. 
Site, der 16, 16. 89, 99. 70^ 1. 
sitzen 4, 16. 
siuren 32, 19. 
slae, der 99, 15. 188, 18. 
eläfen HO, G. 
slahte, diu, Jrt 159n, 1. 
sieht 2, 30. 79, 34. 141, 10. 
sUchsn 50, 1. 98, 4. 100, 8. 
sliezeu 67, 28. 
Blinden 163. 8. 
slipäc 176, 1. 
slnoken 183, 6. 
srnac, der 76, 20. 
smsehe adj. 94, 7. 
smal 96, 9. 
sraeoken 17, 27. 
smiepen, sich 177 8. 
smit, der 97, 3. 
smino t. smiegen. 
snarrenzsere, der 1801, ?• 
sni, sniä 2, 15. 
sniden 80, 124. 
snit, der 166, 8. 

86 1, 10. 5, 1. 18, 11. 59, 23. 187, 
6. 86 - 86 170, 13. SO W« 99 1. 
86 wol 20, 16. 36, 4. 

soldennre, der 188, 47. 

Bolich 30, 19. 

soln 6, U. 10, 3. 81, 5. 6. 85, 5. 

8olt, der 1801, 2. 

sorge, diu 18, 17. 

sorgen 68, 6. 

spsehe adj. 159X1, 6* 

sparu 120, 1. 

sp&t» ad9* 149, 18. 



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SPBHEN — 8 WIKGEN 



331 



•pehen 84, 5. lOi, i. i6l, 5. 
•pthcr«, dn 59, 23. 
•per, daz 85, 3. 
■pileman 36, 38. 

»piln 2, 26. 5,2. la, 16. 57 , 24. 

124, 5. 
spiz, der 103, 6. 
8por, dai 112, 4. 

tpreoben 138, 6. c. dat. CS, 9. 

6«, 21. 
•pringen "o, 19. 
Spruch, der 68, 14. 
•prunc, der 21, 12. 123, 2. 
•pfink 146. 10. 
Stäben c. dat. I26r, Ifi. 
Btän 18. 8. 121, 9. mir stit 16. Sl. 

108, 2. 
»Up, der 75, 18. W, 87. 
■tarc 80, 155. 81 ii, 10. 87, 6. 
etat, ditt 11, 18. 15 , 20. 169, U. 

St. haben 86, 6. 
tteto adj. 3, 31. 80, SO. 186, 2. 
stsete, diu 47, 1. 
BtsetecUcben adp. 1Q9, 4. 
stsotokeit 16, 17. 
Stegen 84, 13. 154, 14. 
stein 8lJ, 1. Müfihiein 12, 28. 
stellen, sich 7ü, 9. 
■teln, Mtehten llO, 8. 
steppen 36, 35. 
sterben suv. 31, 24. 
Sterne, der 17, 15. 
■Ue, der 81i, 20. 
tilgen 159i, 3. 

stille adj. 167, 8. adw, 156, 6. 

stimme, diu 1, 3. 

•tfnkea 150^ 9. 

Stire n. pr. 119, 5. 

stiure, diu 80, 102. 179, 5. 

stiuren 30, 4. 80, 130. 

Stoe, h6r 116, 1. 

■tote, diu 81 III, 16. 

Stolle n. pr. 107, 5. 

stoeren 67, 6. 72, 17. 8I111, 16. 115, 

5. 129, 12. 
Stösen, Bich 70, 24. 74, 20. 
strftle, diu 26, 18. 
streben 80, 107. 
■triohen 17, 22. 119,10. 
strlt, den str. Un 1, 9. 8, 146; be> 

1) alten 34, 27. 
striten 39, 23. 
etvimen, sich 183^ 2. 
*trd^ das 2, 28. 



stant 8, 5. 

storm, der 81», 10. 

sflenen 136, 5. 

Büener, der 110, 9. 

saeze 32, 19. dia s. 80, 78. 

•Uesen 80, 74. 

sügen 77, 17. 

suht, diu 17, 20. 

sOme, diu 166, 8. 

tiunelioh 18, 22. 65, 28. 

samer, der 2, 24. 150, 5. 

sumerUte, diu 31, 30. 

sumers 22, 4. 

snmenlt 84, 8. 

Sünden ll3, 4. 

Sander adj. 65, 30. — ade. 79, 33. 

^praep. 3, 31. 21, 10. 22, 26. 

78, 28. 
sundern 141, 4. 
sunne, diu, Sonne, 
sunnevar 80, 138. 
taoehen, an einen 14, 24. 
Buone, diu 172, 4. 
suonetao 4, 36. 
suoze adv. 1, 3. 

SO« 12, 7. 82. 6. 46, 25. 47, 

87. 

sftsen 119, 2. 

8W& 30, 7. 42, 9. 58, 7. 69, 3. 
■wach 130, 1. 

•vaohen 25, 11. 66, 29. 7S, 18L 

86, II. 
■walwcuzagei Hb, IQ. 
swanne 10, 2. 18, 17. 

8 war pron. 98, 4. 
8w4r adj. 65, 7. 

»mmn'adj. 6S, 12. diu sw. 3, 23. 
76, 6. 

swarz, swarzez buoch III, 7 
Bwaz 2, 19. 45, 10. 
Sweben 78, 10. 
Bweiben 159i, 3. 

Bwelch, swellch, weteker immer 87, 

34. 143, 9. 
•wenden 65, 23. 58, 29. 
•wenken 165. 5. 

Bwenne, wenn irgend; 
8 wer 3, 53. 56, 11. 
•wem 84, 19. 126i, 14. 
swes 162, 1. 

swie 15, 13. 100, 5. •wie's 4, 26. 
swlgeu 31, 1. 
•winde Qdj, 165, 5. 
•wingen 106iit 9. 



332 



TAC — ÖF 



tac bO, 1. S. tinen t. •preoUen 

79, 50. 
Ugellet, das 3, 44. 54. 
tUMlAfmdei 9, 8. 
tanz, an dem tau« gön 6| 37. 
tar ». turren. 
taste 2. preet. ind. 3, 40. 
Tegersö n. pr. 155, 1. 
teil 47, 31. «in t. 32, 9. 63, 16. 

148» 2. 

teilen 3«, 83. 39, 1. 35» 80. 74» 1. 

tief adj. 34, 29. adv, tief« 105, 6. 

tievel, der, Teufel, 

tihteii, daz 79, 57. 

tlure 69, 6. 80, 101. 

ttnren 36, 5. 55, i^. C9, 2. 136, 3. 

tlarr« comp, von tiure IG, 5. 

tinsoh, titttsch 39, 9. 81 ii, 17. 

tob«n 26, 4. 87» 8^. 

Toberl ö n. pr. 2, 3 >. 

tor» der etciden t. 82» 1. 

tOre» der 91, 6. 

toren 168» 4. 

tceresch 115, 10. 

ta»rinr.e, diu 116, 10. 

totste praet. von turren 67, 15. 

ton, daz, Thau. 

touc jinva. von tugen 81, 7. 53» 31. 

touf, lior 78, 35. 

toufe. diu III, 6. 

tongen adv. 6, 84. 

tovgen, daz, diu 70, 11. Slin, 3. 

to'i?onlich adJ. 43, 1. 

tougenliclie ade. 5C, 3. 

Trabe, diu, Flufinam* 118, 3. 

trAge adv. r<\ 13. 

tragen, iiaz 10, 18; premüete 16, 30; 

liebe .^0» 12; höhen muut tr. 13, 

28. 

trahten umb* ein dino 158, 4. 

Trftne n. pr. 153, 3. 
treütiu 15911, 1. 

trenicen 80, 117. 

treten If-O, 7. 
triojren 3, 20. 
trimt4t 80, 1. 
triuten 153, 7. 

trinwe, diu 34. 23. 147, 1 der triu- 
wen stein 146, 4. an den triuwen 
164, 1. bi ir tr. 132, 7. mit tr. 3, 
81. tX tr. 141, 10. 

tr6st,.der 15, 3. 80» 7. 87, 4. 
55, 3. 

trossteliu, daz 24, 6. 



trouc pf>Tt. von trl^en 187, 20. 
troufe, diu III, 10. 
tronm, der 4, 11. 
trüge, diu 112, 8. 145, 9. 
trütfellclien a<1t. 147, 3. 
trüren, trauern, 
trOreelieh ad). 65, 3. 
tftbe, diu, Taube. 
tugen, tügen 21, 7. 27, 29. 
tugent, diu 15, 20. 61, 10. 
tagentlinft 37, 30. 
tumben C7, 13. 
tump 16, 8. 123, 1. 161), 6. 
luon, das vorhergehende Verbum ver» 
trtt>ntd 131» 8. t. bewam 80, 90. 
turn, der, Thurm 1S7, 5. 
turren 7, 1 1. 17, 25. 137, 3. 
tüsentstunt 9, 16. 
twaben 80, 47. 

twerch 59, 27. 70, IS. gt». Odo» 

twerhes 179, 8. 
twingen 28, 3. suhst. 53, 29. 
twuoo prcBU 9o» twahen 80, 47. 



übel adJ. 34, 6. III, 10. 

Übel, übele a iv. 38, 6. 66, 16. 92, 
1. ü. gedenken 59, 11. sich CU 
•cbamen 145, 10; «teilen 70» 9. 

übergeben 38, 38. 

übergi-nöz, der 79, 33. 

übergr& 2, 6. 

flbergulde, dln 81i, 14. 

tibergüldcu 123, 10. 

überhfir 68, 36. 

uberhöre, diu 78, 73, 

UberhoBben 130, 5. 

«tberio 183, 6. 

Uberkomen 65, 1. 

Obennäice, diu 177, 3. 

übemQete» diu 164, 8* 

überniuot, der 144, 1. 

übersehen 22, 45. 

Uuerstriten 5, 25. 

11b«rtrinken 143, 1. 

überwundern SO, 82. 

Üf, gefffn 78, 20 an 147, 4. Of göu 

84» 14; legen 142, 8; riten 142, 7; 

•cbi««enl48, 7; spam78,41; atAn 

17, 33; tragen C, 4 ; zucken 120, 3. 

üf schaden 116, 9. Of ein geben 

8U, 126. 



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UMBE 



— ÜZEB 



333 



ambe 27, 18. umbe das 4, 18. 
62, 1. 

ombegAn 72, 23. 13611, 10. 
uinVevähoii, daz 11, 15» 
umbe werfen 129, 10. 
anbehuot 134, 4. 
nnbereit 15S, 5. 
uubescheiden 129, 4. 
unbetwungcn IS, 7. 
«iktMwellea SO^ 67. 
uiibowomn 49, 7. 
tmd, undo; «r«»« 17, 19. 93, 5. 
123, 7. 

undanc, 4er 32, 44. 183, fi. 
flnde, diu 7S, 10. 

onder pntp,: nnder ongen 6, 35. 

77, 21. 
nnderkomen 164, 7. 
anderlei ucn 3o, 9. 
ander stunden 5, 15. 
undertän, der 43, 10. 
ander taon, sieh 59, 8. 
onder wegen Uzen 57it, 6. 
underwtlen, -wUent 41, 1. 54, 17. 

in, 4. 

anderwinden, eieh 5, 13. 16, 6. 

underzwischen 15G, l2. 

unebene adv. l3i, 13. 

uuärc, diu 144, 3. 

nnAren 59, 86. S*^, 93. ICS, 33. 

anfuo^e, diu 3G, 3. 7^ 8. 

mngeahtet 158, 6. 

nngebsere, diu 8liii, 21. 

ungebatten 95, 6. 

nngedicnct 22, 42. 

an^redult, diu 34, 13. 

ungefUege adj. G8, 1. 72, 3. — diu 

u. 169, 8. 
ungefaoo, der 80, 48. 
ungeliazzet HSii, 8. 
ungellcho adv. 72, 18. 
nngelönet 51, 37. 
ungelAst 15, 22. 
ungeloube, der 114, 2. 
ungelUcke, daz 74, 5. 103, 8. 
ongemaob, daa 181, 9. 
ungemeine 52, 8. 
ungemezzen 158, 3. 
ungemüete, daa 18, 12. 
nngenAde, diu 138, 14. 
ungennedic 4ß, 1. 
ungenseme 92, 3. 
Uuger «. pr. 39, 26. 
nngerne 17, 45. 



ungosühte 99, 1. 
ungetnnt 36, 16. 
nngeteilet 33, ll. 

nngetrinwe 47, 10. 

ungewert 37, 39. 

ungezogenllche ado, 107, 4. 

unheimlich 133, 8. 

«nhrtvesch 9^5, 3. 10'*, 7. 

ouböveecbeit, diu Oii, 3. 

nnkiniohe, dia 80, 35. 

unkristen, der 78, 35. 

unkristcnlicli SO, 114. 

uulübellcbe ado. 25, 13. 

unnnre adJ. 3, 35. 13, l. 23, lO. 

t>3, 1. 68, 11. 93, 4. 
unmAzo adj\ 138, 9. 
uuoidze, diu 2;i, 10. 142, 3. 
nnminne, diu 33, 7. 
nnminnecltche adv. 68, 16. 
un nähen udc. 62, 3ü. 
uauöt 119, 10. 
unnütae 159i, 5. 
unrchte r,9, 23. 
unreine lt",7, 6. 
uusselekeit 74, 7. 
unstelie 4, 39. 31, 6. 
unaanite ade. 36, 8. 53, 35. 
unschamelic}! IK-, 3. 
uuscliedellohö adv. 56, 1. 
anaenfte a<U. 188, 2G. 
Unsen ftekeit, diu 11, 9. 
unsiiinen, daz 74, 9. 
unsticte 2ü, 12. 116, 4. 
nnsAmio 166, 8. 
untriowe, diu 81i, 21. 
unvordrozzen 7*, 
uuvcrebenet 79, 62. 
unreraehart 60, 38. 
unverspart x. 8. 309, 3. 
unvil 1S8, 19. 
unwerdekeit 32, 22. 
nnwert 63, 3. 
onwlp, daa 6^ 5. 
unwirden 182, 1. 
uQwis adj. 133, 11. 
nnwlee, dia 73, 33. 
unz II, 17. unz her 93, 7. 
urluup 3, 47. 
ursprinc, der 80, 150. 
üa, tlae, au»{ o/t» ts bofgen 173« 7 

kören 180n, G. 
özen adv. 122, 8. 
üzer 18011, 7. 



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334 VADEM — VIL 



vadem, der 16, 32. 

Taht prceU wn Tohten 58, 16. 

▼al adj. 1, 9« 

▼al, der: ze valle geben 110, 4. 
valsoh, der 185, 2. valsohes Aoe 

93, n. 

Tttlachelös 15, 11, 

valtcn 14f). 5. 
valweu 109, 8. 
▼4Mn 109, 6. 

varn 3, 42. 21 , i2. 37, 27. 90, 1. 

varndo 80, 117 * v. bluoman 187, 

19; guot 74, 1. 8I1, 11. 
TATt, diu 120, 1. 
▼»rwe, diu 122, 8. 
vapte adv. 6, 35. 
vastenkiawe, diu 104, 3. 
▼ftterllohen atfo. llS^ S. 
TÖch 122, 2. 176, 7. 
vfihen 43, 10. 
vehten 5^, 16. 
Teige adf. 78, 90. 59. 
▼eile 1S2, 3. 
▼eilen 123, 2. 137, 3. 
▼elsclicn 36, IB. 
▼eltgebU 2, 32. 
verbern 2.^ 4. 23, 8. 
verbieten 56, 14. 
verborn 22, 4. 63, 5. 
verderben 26, 24. 
▼erdcr1<0Ti nwo. 42, 10. 
▼erdriezen .30, 14. 
verdringen 7, 4. 
vereineD, eich 68, S 
vereischen 144, 6. 
verenden 65, 29. 80, 8. 154, 4. 
▼erg4n, mleh Tergftt 187, 11. 
vergeben e. dat, 188, 134. 
verpohene adv. 68, 27. 162, 5. 
vergelten 79, 56. 
vergezzen 7R, 49. 
Tergift, diu 85, 7. 
verholn 51, 2. 156, 11. 
yerh6ren 30, 13. 
verholn« ad*. 18, 17. 
verhouwen 78, 31. 188, 10. 
verkfiren 23, 18. 44, 10. 59, 24. 

85, 14. den echin v. 84, 7. sich v. 

114, 1. 
verjeben 55, 16. 
verkiescn 63, 6. 
verklüseu 30, 13. 
verkom 63, 6. 
verlftn 78, 64. 80^ «. 



verleiten 25, 18. 111, 1. 

verliegen 59, 97. 

Verliesen 5, 30. 99, 6. 59, 8. 

verligon 2, 29. 

verlistcn 78, 34. 

verlflr ». verlieten 99, 6. 

vbrmldon 13, 5. 49, 10. 70, 9. 

vermissen IO61, 2. 

vernemen 27, 6. 

verpflegen 71, 6. 

verpflihten 90, 12. 

verre adv. 3, 4. 

▼erren 80, 14. 

venagen 16, 39. «ufrsf. 46, 40. 

verschämt 67, 34. 138, 9. 
verschelkeu 78, 74. 
verscbragen 178, 9. 
veraehrOten 148, 4. 
verschulden 52, 34. 135, 9. 
versören 25, 8. 

▼ersinnen, sich 13,25. 19, 15. 103,14. 

▼ersitzen 187, 15. 

versiafen 1, 6. 

▼ersm&heu 62, 21. 

vertnlden 66, 14. 

veraperren 89, 1. 

veretAn, rerstön, sieb 22, 29. 61, 11. 

91, 5. ze guote v. 53, 3. 
vereftmen 78, 15. 95, 5. 
▼erauochen 27, 2S. 133, 9. 144, 10. 
verswachen, sich 94, 11. 
verswern 74, 15. 
vert 68, 4. 

vertragen 10, 15. 14, 19. 36, 5. 56, 19. 

vertriben 56, 34. 

vertuon 99, 8. 

vervfthen 57, 19. 

vervarn 94, 13. 

vervelien 113, 10. 

verwsenen 61, 19. 31, 22. 

verfrarren 116, 5. 

verw&zen 73, 15. 

verwlzen 14, 7. 

▼erworrenliche ade. 53, 38. 

versagen 55, 1. 72, 31. 188, 81. 

verzihen 30, 25. 

verzinsen 78, 17« 

veste adj. 141, 9. 

vielten «. valten. 

vieren 176, 6. 

vil 2, 7. 3, 2. ze vii 77, 17. vil 
Uhte 17, 30. vil n&oh 25, 9. 77, 
19. 99, 6. TÜ wol 10^ 6. — 9tAtU 
c. gm, 6, 19. 



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YILLSW — WALTHBR 



S35 



▼Ulan 78, 37. 
Tliig«rUn, dfts 14, 24. 

vingerzeigcT), das 12, 6. 

yinster 18, 21. 

▼Int, Ttent 40, 16. 

Visoh unz an den grAt 76| IS. 

fiuhte, din 80, 113. 

fiur, daz 98, 7. 

▼Mhen 15U, S. 

fliezen 81ii, 2. 

Alz, der 17, 21. 

fllxen, sich 113, 10. 

▼Ittren 158, 9. 

TOgellln, das, Vöglein i), 84* 

▼Ogelaanc, der 187, 20. 

TOget, der 126i, 4. 135, 4. der ▼. 

TOn BOme 149, 1. 
▼olc, varndez v. 161* i* 
volenden 7, 10. 
▼olfüegen 152, 8, 
▼olge, div 144, 8. 
▼olgen 33, .'>. 

▼olle a>fj. 150, 9. zo vollen 94, 4. 
▼ollecliciie ade. 57, 11. 75, 4. 
▼ollemenen 181, 10. 
TOlrecken 132, U. 

von, vor, am 6, 29. Ib, 4. um, nach 

19, 2. wegen, durch 27, 10. 47, 10. 

SO. 101, 11. TOD« 8, 38. 
vor 17, 25. Über 1T3, 18. vora 

34, V2. 
vorhte, diu S7, 1. 
▼orderimge, diu 147, 4. 
Mgw öl, 38. Ton, «mb* einen 46, 

84. 

Franken n. pr. 105, 1. 
freeh 96, 8. 

fremede ad$, Ar. SMhe 1361 6s sunge 

136, 3. 
freudehelfelöB 37, 1. 
ftendenrlehe 68^ 14. 
frevelUche acT». 67, 11. 
freveln 137, 3. 

fW adj, 168, 34. c. gen. 19, 4. 56, 23. 
M werden 3, 30. frl eonder 80^ 

137. frl von 80, 76. 

friedel, der i), 12. 

Eriderich, künec 147, 3. heisoge 

- tM Oeterrlidie 98, 1. 

frlen 177, 7. 

friBt, diu 78, 80. 

fristen 79, 5S. 

frinnt, der 3, 13. 

Mnntaohafl, diu 144, 4. 



Mwendinne 3, 9. 

friwentllchen adv. 3, 1. 
frö adj. dat. pl. frön C8, 3. 
frö = frouwe vor Eigennamen 27, 
16. 

frö, Herr 137, 7. 
fröne adj. III, IG. 
frönebsere 78, 5. 
f^6nebote^ der 133, 1. 
frou, min frou 18, 13. 
frouwe, diu 3, 27. 13 19. 46, 1. 
70, 9. 

fronwelln, das 14, 1. 

früWGn 24, 8. 36, 16. 

frurn, frume, der 101, 12, IfiQ^ 8. 

frflmekeit, diu 34, 16. 

flniiBen 68, 48. 87, 8. 

fruo ade., früh 154, 6. 

füegen l'tli, 13. 

füogerinue, diu 25, 1. 

fllenn 88, 18. 98, 8. 

m adj. 104, 5. 

funt, der 80, 130. 

fuodcr, daz 99, 11. 

ftaoge, diu .18, 19. 61, 19. 68, 1. 

faore, diu 99, 10. IIS, 3. 186» 6. 

fuoz, der 112, 4. 

fOr 15, 25. 91, 3. 92, 11. fHi bre- 
chen 156, 3; eetsen 23, 5; rennen 

138, 10. 

fürder: leiten 134, 15; tuen 135, 3. 
furgedanc, der 80, 3. 
furrieren 51, 24. 

Artte, der: forsten meister I59i, 5. 



w& 2, 31. •'>4, 5. w& na 86, 7. 

wachen 154, G. 

w&fen interj. 110, 5. 

wAgp, diu 93, 13. 

wAgen 76, 30. 

wahsen 80, 77. 87, 7. 

wahter, der 3, 44« 

wsejen 187, 6. 

wal, diu 85, 12. 

wal, der 78, 65. 

Walch, der 115, 3. 

walden 4, 26. 

walgen 176, S. 

waUtore, der 187, 4. 

walten 93, 8. 175, 4. 

Walther n. pr, 77, 9. 86, 8. 



336 WAHMB 



wMBina, diu 80, 53. 

wan ade., außer 4, 29. 37. 9, 35. 78, 

36. 79, 20. quin 110, 5. 139, 8. 

waa daz 4, 35. 36, 20. 59, 15. 
«an SB wand« S4, S. 131, 2: 
w4d, der 15, 1. 21, 10. nAeh wAn« 

'J2, 11. 113. 1. 153, 2. 
WKU' !^Ü, lU. 

wanc, der 3, 3L 144, 6. 
wand, wände cmualpait. 52, 4. 

wände prcBt. von wenden 7, 3. 
Wandel, daz 40, 12. 157J, 10. 
wandelbttre 67, 15^ 
wandelbernHe 186, 4. 

wandeln 157ii, 1, 
wane 38, 39. 

wange, das 6S, 32. 81 1, 5. I06i, 2. 

w&ngel, daz 149, 7. 

war (vIp. ^^. 16. 1S8, 1. 

war, diu U, b. w. nemeu 22, 27. 

wAr aäj, w. haben 36, 19. w. sagen 

85, 15. 
w»re adj. 78, 1. 
w&rhaft adj. 154, 1. 
wArheit, diu 53, 26. 185, 4. 
warnen 163, 6. sich w. ls7, 23. 
warten 50, 2. 123, 1. 162, 8. 
war zuo 35, 5. 

wa« prast» von weeen, «ar; oft, 

wa«ton 115, 5, 

w&t, diu; yen, wsefce 36, 36. 55, 13. 

100, 5. 
was $ub»t, 68, 48. 

waz pron. waz ob 6, 37. 35, 3(). 

153, 7. w. dar umbe 16, 14. .68, 8. 
wazzer 81 ii, 1. 

wA 9tn, 80, 66. adv. 3, 21. 4, 
25. wA geiolieben 3, 6. w^ inon 
32, 4. 

wec, der, Weg; öfter. 

weder 51, 1. 73, 6. wedeis 5, 35. 

wcgtu 154, 12. 169, 7. 

wegewercnde 138, 7. 

weich = was loh 77, 11. 

Weiiide 51. 

weise, der 78, 8. 79, 53. 31iJ, 24. 

82, 2. 97, 11. 
weis got 1, 9. 70, 16. 106t, 10. 
Weif n. pr. 119, 8. 
wellen, wollen 16, 17. beheutpten 22, 

23. = werden 76, 34. 
wein, wählen 6, 27. 
weit = u olU 5, 21. 
wenden 47, 19. 53, 6. 108, 10. 160, 7. 



— WINDEN 

I w6nee 145, 4. 

I wenen, sich 74, 6. 
wengel, daz 17, 21, 
wer, diu 78, 52. 
werben 67, 3t. 72, 2t 08, t. 
werc, daz 14S, 4. 
werde "<ir. 57, 9. 
werdeclicheu ade. 28, 7. 
werdekeit, diu 25, l. 31, 10. 
werfen 102, 9. 

werlt, diu, zer Werlte 7, 12. 16, 10. 

al diu werlt, Ausruf 150, 1. Volk, 

Uentchtn 123, 1. 
wem 3, 47. 19, 14. 66, 12. 
wernde 3, 28. 7x, 30. 51, 35. 
werren 44, 8. ÖS, 12. 
wert adj, 5, 20. 38, 2l. 
wert, der 98, 6. 

wes wie. gen. 50, 4. 75, 6. 81l, 7. 
I weseu, je/rt, werden 16, 29. 154, 4. 
wea«e conf. prmt. eon wissen 9^ 29. 
wette, daz 77, j^. 
wibcl, der 104, 5. 
wicii 122, 2. 

wider 3, 55. 26, 7. 68, 26. 72, 9. 

w. bringen 24, 4; g4n 103, 8; k6-> 

ren 32, 22. 
Widerreden SU, 90. 
widersegen 77, 16. 132, 5. 

: widerstftu 61, 16. 136, 12. 

widerstrebe, diu SO, 20. 

Widers trlt, der 37, :s. 

widenwane, der 106iu, 9. 
j widertuon 36, 8. 

widerwUrken luO, 7. 

widerzMme adj. 92, 6. 

Wiene n. f»r. 83, 3. 86, 1. 

wif? imp^r. von wegen 93, 14. 

wiht, ein w. yar nichts 151, 8. 

wil, wittMt 3, 19. 

wilde adj. 80, 110. 184, 4 188, 30. 

wilde, diu 181, 5. 

wUe, diu 1, 7. 31, 26. 115, 6. 
119, 1. 

wilent adv. 12, 12. 73, 19. 

Wille, der: willen haben 51,30. mit 

willen 14, 28. 22, 39. 186, 6. n&oh 

dem willen min 34, 8. 
wlUecllohen mdv, 14, 4. 106i, 8* 

166, 6. 
willekomen 117, 1. 
wiUio adj. 35, 22. 
wilt, daz 105, 12. 
winden G3, 16. 



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837 



wint, der 167, 5. 

wint, ein w. 38, 20. 89, 4. 

•winterkalt adj. 3, 36. 

wi&t«rsorge, diu 2, 1$. 

wüktoislt» diu M, 9. 

wtp, dMt, WHbi ^ft, wlbM heU M, 

17. 

wiplieit, diu 69, 3. 
wlplioh adf. 179, 2. 

wilde, diu 75, 21. 

Wirde, ich: l. prm»* •©» werden 

31, 25. 

wirret, mir w. 90, 8. 44, 8. 

wirs 65, 11. 

Wirt, der 117, l. 

wirt«ciiuft, diu 30, 19. 

wie tmper. von wesen 97, 90. 93, 6. 

wl8, diu 150, 7. 170, 2. 

wlae, diu 118, 6. 187 1 28. 5, 5. 

wleen 113, S. 

Wiste praet. von wi/zcu 59, 9» 

wit, diu 136, 'i. 16'J, 5. 

Witze, diu 70, 20. 54, 19. 139, 7. 
154, 5. 

wiu 32, 4. 

wize, daz 160, 7. 

wlzcu 13, 13. 18, 5. 67, 9. 

wissen 91, 5. 

wizzcndc, diu 91, 2. 

wol adv. 75, 7. 108, 5. 123, 10. 
wol dau 5, 21. W. mieh 7, I. 
45, 5. wol gebunden 5, 12; ge- 
lobet 137, 1; gemuot 38, 26. 51, 
3; getftn 3, lü. 6, 2. 9, ge- 
sogen 66 , 39; w. reden 16, Iii 
epreehen 11, 18. 96« 1« tuen 11, 

10. 32, 5. 
wölken, dftz 3, 
wolkenlde adj. 146, 9. 
woHeUe 189, 1. 

wort, das 80^ 75. 77. w. onde wlse 

173, 2. 

wunder, daz 5, 17* 15, 84. 81, 7. 
99, 6. 194, 11. 146, 1. dureb w. 

171, 1. 
wunderalt adj. 4, 37. 
wundersre, der 80, 88. 
'wuBderUoh adj, I26ix, 8. 155, 4. 

wunderlichen adv. 77, 30. 
wundern 132, 3. 141, 7. 
wundertpil, das 53, 81* 
wnnderwol 17, 1. 

WAKTSVE TO« ABB TOOBLWSIBn. 



wünne, diu 4, 84. 183, 88. 

wünuecllche ade. 4, 8« 
wtknnenrlch 17, 11. 
wünsch, der 17, 49. 
wttnschen 37, 16. 
wunt 81r, 23. 
wuocber, der 138, 6. 
würde conj., wütAt 9, 35. 
•wOrken 145, 8. 

würre conj. praet, von werren 58, 5. 
würz, diu 124, 1. 



zac^e, der 156, 6. 
s4hl 149, 4. 
zam 170, 3. 
zamen 80, 114. 
sart, der 77, 19. 
snrten 124, 6. 

ze: ze bimel 4, 23. se eamene 159xi, 
8. ze wö 93, 3. ae, gegen, unge- 
fähr 187, 5. 151, 1. 

zebant adv. 85, 4. 

zÖbe, diu 150, 2. 

zeichen, duz 84, 4. 

sein, der 72, 84. 141, 10. 

semüu, ziemen, looht eaut^ent 5ft«r, 

zer, diu 78, 56. 

sergiu 93, 9. 15, 4. 56, 37. 149, 
10. 

zerliden 162, 5. 

zerslaben 187, 5. 

serstceren 173, 19. 

serteilen 116, 8. 

seeewe adj. 78, 62. 

zestunt (idü. 79, 52. 

zew&re 25, 2. 57, 7. 

sieben 188, 8. 

zieren 2, 25. 

zlhen 101, 1. 

s'ihte 13, 26. 

snr 8s se ir 54, 17. 

zirke, der 81ii, 22. 

ztt, diu: an der zit 34, 25. 

ziuch imper, oon sieben 198, 1. 

sogen 126t, 8. 

som: mir ist z. 79, 2l> 

surnecllchen adv. 65, 4. 141, 7. 

zOrnelln, daz 36, 6. 

souber, das 38, 3. 

louberwe, der 110, 9. 

39 



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338 



ZOUM — ZWd 



zoum, der 123, 1» 

neken 129, 8. 183, 7. 

snht*, diu 49, 2. 19, ll. 100, 10. 

168, 2. mit zUhten 16, 19 
sauge, diu 8I11, 17. 146, 7. 
sao, M 84, 0. sttO gön 64, (. 8^ 1. 

suo sUr 35, 38. 
eflrnen 77, 9. 
swei neutr, 36, 22. 



zweien, sich 81xii, 9. 

sw8n« mtue. 17, 15. 

zwir 30, 11. 119, 5. 

zwlvel, der 24, 22. 78, 47. den zw. 

bttezen 51, 30. an zw. st&n 51, 23. 
BwlvttlMre, der 58, 1. 
zwlrellich atfj. 24, 1. 
zwlvellop 69, 11. 
sw6 fem. 40, 28. 146, 7. 



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VERGLEICHUNGSTABELLB 



DBB yOBIilBGBNDBN AÜ8GABB MIT DENEN VON LAOHMANN (L) 
WAOKBENAaBL-BIBaBE (WB), WILSCANNS (W) UND BIIIBOOK (S). 



Nr. Ib 


WB. 


W. 


gm 

s. 


1=39, 1. 


90, 14. 


59, 1. 


117. 


2=75, 25. 


91, 7. 


60, 1. 


118. 


q QQ Q 

O- iOO| 9. 


Ol, i.. 


DO, 1. 


1 in 


4894, 11. 


99,98. 


61, 1. 


119. 


5=45, 37. 


110, 22. 


16, 1. 


125. 


6=74, 20. 


94, 21. 


2. 1. 


120. 


7=liü, 13. 


98, 13. 


8, 1. 


122. 


fteiia, s. 


97, S. 


5, 1. 


191. 


9=39, lt. 


109, 8. 


58, 1. 


123. 


10=112, 17. 


97, 17. 


6, 1. 


133. 


11=119, 17. 
1M19, S5. 


99, 5. 


3, 1. 


168. 


100, 1. 


8, 19. 


186. 


13=50, 19. 


102, 7. 


10, 1. 


177. 


14=49, 25. 


100, 19. 


9, 1. 


175. 


15=s71, 35. 


108, 1. 


4,1.. 


169. 


16a4S,9. 


IIS, 7. 


1, 1. 


197. 


17=53, 25. 


115, 10. 


18, 1. 


174. 


18=42, 31. 


144, 5. 


32, 17. 


160. 


19=63, 32. 


142, 11. 


46, 1. 


145. 


90=a64, 13. 


143, 7. 


46,17. 


144. 


21=99, 6. 


152, 13. 


74, 1. 


165. 


22=95, 17. 


148, U. 


71, 1. 


140. 


23=118, 24. 


132, 13. 


26, 1. 


135. 


S4s65,3S. 


197, 16. 


35,1. 


137. 


25=46, 32. 


112, 5. 


17, 1. 


173. 


26=40, 19. 


122, 12. 


29, 1. 


13a. 


27s;54, 37. 


124, 1. 


29, 1. 


139. 


88s56,5. 


196, 1. 


99,41. 


139. 


29s55, 35. 


125, 10. 


22, 


139. 


80as93, 20. 


157, 19. 


70, l. 


I<i3. 


81s72, 31. 


174. L. 


12,1. 


liÖ. 



mim.. . 9 

Nr. Ii. 


WB. 


W. 


8. 


38=69, 1. 


127, 4. 


28, 1. 


141. 


33 -(S. 216). 


132, 5. 


(XIX, 9.) 


155. 


o4=lo, Jo. 


140, 22. 


11, 1. 
78,1. 


146. 


35=^97, 34. 


156,1. 


147. 


36=62, 6. 


138, 3. 


37,1. 


159. 


37=92, 9. 


145, 13. 


69, 1. 


176. 


38=115, 30. 


120, 17. (XVm.l.) 134. 


39^56, 14. 


158, 91. 


59,1. 


196. 


41^=59, 10. 


161, 11. 


31, 28. 


150. 


41=44, 11. 


154, 1. 


45, 1. 


156. 


42=44, 23. 
43= (S. 170.) 


154, 11. 


45, 11. 

(Vin,i.) 


156. 


155, 1. 


156. 


44= (S. 171.) 


155, 11. 


(VIII, 11.) 


156. 


45=100, 3. 


160, 13. 


75, 1. 


151. 


46=52, 23. 


163, 19. 


40, 1. 


152. 


47=96, 99. 


104, 15. 


79, 1. 


164. 


48=70, 1. 


103, 17. 


34, 1. 


149. 


49=70, 15. 


104, 3. 


;<4, 13. 


149. 


50=70, S. 


104, 9. 


34, 7. 


149. 


51=190, 95. 


119, 1. 


20, 1. 


130. 


52=13, 33. 


129, 3. 


1. 


149. 


53=Ui9, 1. 


130, 17. 


r., 1. 


153. 


54=115, 6. 


118, 1. 


21, 1. 


lai. 


55^^63, 8. 


189, 91. 


38, 1. 


154. 


.')6=41, 13. 


134, 1. 


38, 1. 


194. 


571= (S. 1^3). 


135, 20. 


36, 1. 


157. 


57n=61, 33. 


137, 12. 
151,17. 


36, 33. 


158. 


58=117, 99. 


65,1. 


161. 


59=58, 21. 


1».2, 17. 


31, 1. 


150. 


^U,>=116, 33. 


167, 20. 


41, 1. 


184. 


ÜI=117, 8. 


168, 12. 


42,1. 


184. 



22* 



Digitized by Google 



340 



VBROLBICHUVOSTAJBELLB. 



Nr. L. 


WB. 


W. 


8. 


«SkGO, 13. 


170, 19. 


48, 15. 


185. 


63=102, 29. 


150, 20. 


79, 1. 


124. 


64=118, 12. 


181, 13. 


66, 1. 


182. 


65=121, 33. 


169, 12. 


44, 1. 


190. 


66=90, 15. 


175, 11. 


67, 1. 


189. 


67=44, 35. 


177, 1. 


39, 1. 


181. 


68=47, 36. 


178, 19. 


77, 25. 


178. 


flftr,! i48, 38. 


180, 11. 


77, 37. 


179. 


70b57, 23. 
71ssll8, 10. 


172,6. 


48, 1. 


191. 


97, 10. 


5.8. 


121. 


78bs64,81. 


26, 15. 


76, 1. 


187. 


73=114, 23. 


166, 18. 


30, 1. 


193. 


74=60, 84. 


182,3. 


47, 1. 


192. 


75=66, 21. 


184, 1. 


87, 1. 


196. 


76=67, 20. 


185, 16. 


87, 37. 


196. 


77s=100, 24. 


186, 15. 
78,6. 


78, 1. 


195. 


78=70, 22. 


91, 1. 


199. 


79=14, 38. 


81, 10. 


90, 1. 


200. 


80=3, 1. 


1. 1. 


89. 1. 


116. 


81=8, 4. 


8,7. 


49, 1. 


1, 


82=20, 31. 


14, 19. 


51, 31. 


3. 


83=25, 26. 


15, 11. 


51, 46. 


2. 


84=21, 25. 


16, 1. 


51, 181. 


6. 


85eB25,ll. 


16, 16. 


51, 196. 


5. 


86^, .18. 


17, 9. 


51, 1. 


4. 


87=y2, 1. 


11, 14. 


51, 106. 


12. 


88=24, 18. 


12, 4. 


51, 16. 


16. 


89=(8. 148.) 


Itf, 21. 


51, 911. 


7. 


90=20, 16. 


13, 14. 


51, 61. 


13. 


91=22, 18. 


14, 4. 


51, 76. 


14. 


92=21, 10. 


17, 24. 


51, 166. 


8. 


93s^,3S. 


18, 14. 


51, 91. 


15. 


94=23, U. 


19, 3. 


51, 151. 


10. 


95=23, 26. 


19, 18. 


51, 136. 


9. 


9ü=24, 3. 


20, 9. 


51, 121. 


11. 


97=18, 29. 


22,1. 


50, 1. 


20. 


98= 19, 29. 


21, 11. 


50, 13. 


21. 


99=20, 4. 


20, 24. 


50, 37. 


23. 


100=19, 5. 


22, 13. 
23,1. 


50, 25. 


19. 


101=19, 17. 


50,49. 


22. 


102=16, 36. 


23, 13. 


54, 1. 


29. 


103=17, 11. 


24, 4. 


54, 15. 


30. 


104=17, 25. 


24, 18. 
98, 1. 


54, 29. 


31. 


103=18, 15. 


81, 15. 


33. 


106i=:^2, 17. 


29, in. 


83, 91. 


57. 


10611=32,27. 


2y, 20. 


83, 101. 


58. 


107=32, 7. 


28, 17. 
28,7. 


83, 121. 


59. 


108=31,33. 


83, 151. 


60. 


109=35, 7. 


35, 1. 


83, 114. 


56. 


110=33, 21. 


30, 9. 


83, 41. 


49. 


111=33, 1. 


31, 1. 


83, 11. 


50. 


112=83, 11. 


81, 11. 


83,51. 


46. 


113=33, 8L 


81, 21. 


83,71. 


45. 



Nr. L. 


WB. 


W. 


S. 


114=34,24. 


83,11. 


83, 61. 


51. 


115=34, 4. 


32, 9. 


83, 21. 


47. 


116=34, 14. 


33, 1. 


83, 31. 


48. 


117=31, 23. 
Il8ba81, 13. 


33, 21. 


83, 81. 


59. 


34,10. 


83, 1. 


55. 


119=34, 84. 


35, 11. 


83, 131. 


62. 


120=36, 1. 


35, 21. 
86, 8. 


83. 141. 


61. 


121=35, 17. 


83, 161. 


68. 


122=35, 27. 


36, 18. 


83, 171. 


54. 


123=37, 24. 


37, 9. 


(XVII, 1.) 


64. 


124=103, 13. 


53, 3. 


57, 17. 


66a. 


125=103, 29. 


53,19. 


57, 33. 


66b. 


1261=104, 7. 


54, 11. 


57, 1. 


66c. 


12611=82, 11. 


55, 11. 


53, 14. 


67. 


127=84, 1. 


56,3. 


53, 1. 


79. 


128=82, 24. 


56,16. 


58, 53. 


68.69t 


129=83, 14. 


57, 20. 


27» 


70. 


130^83, 27. 


58, 13. 


53, 40. 


71. 


131=11, 6. 


38, 16. 


SO, 37. 


35. 


132=12, 30. 


89, 10. 


80,49. 


86. 


133=11, 18. 


39, 22. 


80, 61. 


87. 


134=11, 30. 


40, 11. 


80, 1. 


34. 


135=12, 6. 


40, 23. 


80, 13. 


38. 


136=12, 18. 


41, 11. 


80,25. 


39. 


i:{7=26, 3. 


41, 23. 


84, 1. 


75. 


138=26, 13. 


42, 9. 


(XIV, 21.) 


91. 


139=28, 21. 


42, 19. 


84, 51. 


90. 


140=30,9. 


45,7. 


84,81. 


87. 


141=.30, 19. 


45, 17. 


84, 71. 


88. 


142:--29. 25. 


44, 5. 


84, 41. 


85. 


143=29, 35. 
144=80,29. 


44, 15. (XIV, 31.) 


86. 


46,8. 


84,101. 


92. 


145=31, 3. 


(210, 17.) (XIV, 1.) 


93. 


146=29, 4. 


43, 10. 


84, 91. 


S9. 


147=26, 23. 


47, 11. 


84, 11. 


76. 


148bs26, 83. 


48,10. 


84,21. 


77. 


149=2'5, 1. 


47, 1. 


84, III. 


78. 


150=28, 31. 


47, 21. 


84, 121. 


80. 


151=27, 7. 


49, 1. 


84, 31. 


81. 


152=28, 11. 


49, U. 


84, 61. 


79. 


153=29, 15. 


50,3. 


84, 131. 


82. 


154=104, 33. 


50, 13. 


85, 1. 


73. 


155=104, 23. 


55, 1. 


86,1. 


74. 


156=105, 11. 


51, 8. 


82,1. 


65». 


1571=106, 3. 


52, 14. 


82, 29. 


65b. 


15711=105, 27. 


51, 22. 


82, 15. 


65c. 


158=10, 1. 


59,3. 


92, 1. 


102. 


1591=85, 1. 


59, 11. 


92, 17. 


104. 


1.'i9ii^84, 22. 


60, 1. 


92, 25. 


103. 


160=84, 30. 


60, 9. 


92. 41. 


108. 


161=84, 14. 


60,17. 


92,9. 


106. 


162=85, 9. 


61, 6. 


92, 33. 


105. 


168=10, 17. 


63,5. 


92, 67. 


109. 



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YBBOIiBI0BÜNOBTABXLI.a. 



341 



Kr. L. 


WR. 


W. 


S. 


164=10, 25. 


61, 14. 


92, 73. 


III. 


165=10, 33. 


63,5. 


92, 81. 


110. 


16ftsSft, 17. 


69, IS. 


99,49. 


107. 


167=10, 9. 


63, 13. 


92, 65. 


112. 


168=87, 1. 


64, 3. 


62, 1. 


197. 


169=101, 33. 


65, 21. 


55, 1. 


113a. 


170=sl02, 1. 


66, 19. 


55, 97. 


118b. 


171=102, 15. 


67, 3. 


55, 14. 


113c. 


172=85, 25. 


67, 16. 


56, 1. 


188. 


173=78, 24. 


68, 8. 


88, 1. 


95. 


174c=79, 17. 


69, 17. 


88,65. 


98. 


175=79, 25. 


70, 1. 


88, 73. 


98. 


176=79, 33. 


70,9. 


68,81. 


98. 



Nr. L. 


WR. 


W. 


S. 


177=80, 3. 


70, 17. 


88, 89. 


99. 


178=80, 11. 


71, 1. 


88, 49. 


100. 


17»a80, 19. 


71, 9. 


88, 57. 


99. 


180=80, 27. 


71, 17, 


88, 33. 


9f5. 97. 


181=81, 7. 


72, 9. 


88, 97. 


99. 


182=81, 15. 


72, 17. 


88, 105. 


100. 


188=81, 93. 


78, 1. 


88, 113. 


99. 


184=81, 31. 


73, 9. 


88, 121. 


101. 


185=82, 3. 


73, 16. 


88, 129. 


101. 


186=38, 10. 


74, 1. 


(XXX, 1.) 


94. 


187»13, 5. 


77,1. 


93,1* 


114a. 


168^134, 1. 


74,11. 


95,1. 


115. 



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V£KÖL£ICHüNä 

DER LACHMAMK'bCUEN ZAHLUNG MIT DEN ANDEBEN 

AUSGABEN. 



L. P. 


WR. 


W. 


S. 


3, 1=80. 


1. 1. 
8,7. 


89, 1. 


116. 


9,4=61. 


49,1. 


1. 


10, 1=158. 


59,3. 


92, 1. 


102. 


10, 9=167, 


63, 13. 


93, 65. 


112. 


10, 17=163. 


63,5. 


92, 57. 


109. 


10, SS»164. 


61, 14. 


99,78. 


III. 


10, 88=165. 


62, 5. 


92, Sl. 


110. 


n, 6=131. 


38, 16. 


SO, 37. 


.35. 


11, 18=133. 


39, 22. 


80, 61. 


37. 


11, 80b1S4. 


40,11. 


80,1. 


84. 


12, 6rrrl35. 


40, 23. 


sn, 13. 


3S. 


12, 18=136. 


41, U. 




39. 


12, 30=132. 


39, 10. 


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105, 27=157u. 


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6511. 



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151, 17. 


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161. 


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(S.131.) 


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186. 


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(S. 194.) 


(XIX, 1.) 


155. 


120, 25=51. 


119, 1. 


20, 1. 


130. 


121, 33=65. 1Ü9, 12. 
199, 94=fii]at. (194,5.) 


44, 1. 
(ZZ,1.) 


190. 


196. 


194,ls>l88. 


74, 11. 


95,1. 


115. 



Druck ron V. A. BzookhMi in Letpoig. 



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